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Inhaltsverzeichnis

Auszüge aus der Chronik von 2002

verfasst von Frau Heike Hänsch, herausgegeben von der Gemeindeverwaltung Falkenau

1. Auszug aus der historischen Ortsgeschichte Falkenaus 9

(Quellen: Ortschronik von 1938, Festschrift zum Schul- und Heimatfest 1953)

Die Entstehung Falkenaus ist eng verbunden mit der Fortschreitung der Besiedlung des Erzgebirges im 12 Jahrhundert. Im Staatsarchiv tritt der Ort erstmalig 1378 auf und im Urkundenbuch der Stadt Freiberg 1398 unter dem Namen Falkenawe. Falkenawe bedeutet Falkenwasser oder Falkenaue und rührt von den damals viel verbreiteten Falken her. Das Symbol unseres Ortssiegels enthält den aufsteigenden Falken. Das Dorf ist eine reine deutsche Ansiedlung, wie das die Hufeneinteilung beweist. Die ersten Bewohner waren Bauern aus dem Orlagau. Sie machten das Land urbar und teilten es auf.

War die ursprüngliche Besiedlung unseres Dorfes erst nur von landwirtschaftlicher Art geprägt, so änderte sich das im 16 Jahrhundert im Zuge des in und um Freiberg stark aufblühenden Bergbaus. In der Ortschronik von 1938 wird auf 29 bestehende Schächte in Falkenaus Fluren hingewiesen. Es wurde vorrangig im Falkenauer Zechengrund und im Schieferbachtal nach den Schätzen der Erde gegraben. Daher auch die Überlieferung der Namen. Für den einen waren es die darin befindlichen Zechenanlagen, für den anderen der Ursprung des an den Schieferbrüchen entsprungenen Baches. Im Zechengrund findet man heute noch, bei genauer Betrachtung, viele Halden und Pingenzüge, sowie Stollenmundlöcher die auf den vergangenen Bergbau hinweisen. Mit der Suche nach Erzen begann man 1582, wesentlich früher wurde bereits Kalk abgebaut. Im Jahre 1453 gestattete Friedrich der Sanftmütige dem Rat zu Chemnitz die Entnahme von Kalk, zum Bau der Stadtmauer, im Schweddeytälchen. Als über hundert Jahre später die Augustusburg erbaut wird, findet Lotter oberhalb der unteren Brüche einen weiteren Kalkstein und macht ihn nutzbar.

Schon in früher Zeit hatte sich in Falkenau das Flachs u. Wolle verarbeitende Handwerk herausgebildet. Wahrscheinlich war das der Grundstein für die sich später so stark entwickelnde Textilindustrie in der Region. In einer Art „Hausindustrie“ wurde auf einfachen Geräten Flachs und Wolle für den eigenen Bedarf versponnen und verwebt.

Die Anfänge der heimischen Industrie sind eng mit der Nutzbarmachung der Wasserkräfte der Flöha verbunden. Sie dienten schon in frühen Zeiten dem Erbmüller für seine Mühle. Im 16.Jahrhundert wurde auch eine Schmelzhütte an der Flöha errichtet. Nach dem Niedergang des Bergbaus entstand an dieser Stelle eine Walkmühle. Sie gehörte den Tuchmachern der Stadt Oederan und diente zum Walken der dort gewebten Tuche. 1809 entstand auf Betreiben des Tuchfabrikanten Fiedler aus Oederan eine weitere Walke. Sie befand sich auf einem Kamm in der Flöha, welcher im Besitz des Erbmüllers Göthel war. (Standort, ehemalige Baumwollspinnerei, jetzt Zwirnerei)

Die Zeit nach den Befreiungskriegen ließ Industrie und Handel aufblühen. Auch für Falkenau, besser gesagt für die Industriealisierung Falkenaus, war sie von Bedeutung. Im Jahr 1806 zog Kaiser Napoleon auf einem seiner Kriegszüge auch durch unseren Ort. Unter einer Buche (im Volksmund „Napoleonsbuche“) an der Dresdner Straße, hielt er mit seinem Gefolge Rast. Ein junger französischer Offizier, mit Namen Carl Ludwig Beaumont, war von unserem schönen Tal und seinem Fluß so fasziniert, daß er seinen Abschied aus der Armee nahm um hier zu leben. Die ungenutzten Wasserkräfte der Flöha hatten es ihm besonders angetan. In Chemnitz ging Beaumont erst einmal in kaufmännische Stellung. 1821 pachtete er dann die Göthelsche Erbmühle und errichtete dort einen Anbau mit einer Spinnmühle. 1836 verstarb Göthel, seine Witwe verkaufte das gesamte Anwesen mit Spinnmühle an den Tuchfabrikanten Fiedler. Beaumont, als Franzose, war die Abhängigkeit von Fiedler unerträglich, denn dieser war ein bekannter Russenfreund und hatte das russische Herr während des Krieges mit Militärtuchen versorgt. Also gab Beaumont die Pacht auf und errichtete im Schieferbachtal seine eigene Spinnerei. Nach seinem unerwarteten frühen Tod im Jahr 1840, führte seine Witwe den Betrieb noch bis 1852 weiter. Fiedler erwarb 1854 die Beaumontsche Spinnerei, ohne sie weiter zu betreiben. 1879 ging der Besitz an den Kaufmann Ottomar Schreyer und 1883 an den Fabrikherrn Liebermann. Das Gebäude ist dann zu Wohnzwecken genutzt worden. Im Volksmund war es den Falkenauern als „Kaserne“ bekannt. (heute Ernst-Thälmann-Str. 13)

Der Vorfahr der alteingesessenen und bekannten Familie Schreyer, der Lehngutsbesitzer Friedrich Schreyer, errichtete 1846 auf seinem Gelände, dort wo seit Jahrhunderten eine Brettmühle betrieben wurde, ebenfalls eine Spinnerei. Im Erbwege gingen 1876 Spinnerei und Brettmühle auf Heinrich Wilhelm Schreyer über, der auch der Erbauer der Waldvilla war.

Nachdem 1851 ein Feuer die Fiedlersche Mahl- und Spinnmühle zerstört hatte, errichtete der Besitzer an gleicher Stelle eine fünfstöckige massive Tuchfabrik. Zur Einweihung dieser modernen Stätte war sogar der sächsische König anwesend. Als Fiedler starb wurde die Tuchfabrik von einem Konsortium übernommen. Dieses ließ 1876 die Fabrik schließen, weil sie den Unternehmern zu wenig Gewinn brachte. Es interessierte schon damals nicht , daß dabei 76 Familienväter brotlos wurden. 1877 erwarb Georg Liebermann das Gebäude und nach dreijähriger Arbeitsruhe wurde 1880, nach Eintreffen der ersten Spinnmaschinen aus England, wieder produziert. 1883 wurde die Spinnerei ebenfalls ein Raub der Flammen. Bis zur Fertigstellung des neuen Gebäudes verlegte man die Produktion in die ehemalige Schreyersche Spinnerei, die Liebermann inzwischen auch aufgekauft hatte. Alle drei Falkenauer Unternehmen, Beaumont, Fiedler und Schreyer waren nun in einer Hand. Das Großkapital hatte gesiegt. Nach ununterbrochenen Verbesserungen in baulicher und technischer Hinsicht, die dem Unternehmen schon damals Weltruf brachten, verkaufte Liebermann das Werk an eine Komanditgesellschaft, die wiederum im Jahr 1913 in die Georg Liebermann Nachfolger AG umgewandelt wurde. Nach dem 2. Weltkrieg und der Gründung der DDR zum volkseigenen Betrieb geworden, entwickelte sich das obere große Fabrikanwesen immer mehr zum Paradepferd der Textilindustrie des Kreises Flöha. An hochmodernen Maschinen wurde erst nur in drei Schichten und ab den 70iger Jahren auch in rollender Woche gearbeitet. In der ehemaligen unteren Spinnerei fand nach 1945 die Kreiskonsumgenossenschaft Flöha ihr Domizil. Später waren dort die Großhandelsgesellschaften NuG, ItB, Kombinat Großhandel WtB und Hanko ansässig. Seit 1999 werden ehemalige Lagerräume von der Fa. Fliesen Kriegsmann GmbH genutzt.

Schon vor der Besiedlung Falkenaus berührte ein sogenannter Firstenweg (Höhenweg) die heutige Dresdner Straße. Er stellte die Verbindung zwischen Franken und Sachsen her. Der Weg verlief von Chemnitz kommend über Euba, Plaue nach Falkenau und dann weiter nach Oederan und Freiberg. Aller Wahrscheinlichkeit nach, führte er in Höhe der ehemaligen unteren Spinnerei durch den Fluß. An solchen sogenannten Furten siedelten sich dann meist verschiedene Handwerke an. So soll an dieser Stelle schon vor Jahrhunderten eine Schmiede gestanden haben. (lt. Ortschronik erhielt die Gemeinde 1570 die Genehmigung zum Betreiben einer Schmiede) Dem Verlauf dieses Weges durch unsere Region kommt demzufolge eine nicht geringe Bedeutung für die Entwicklung und Herausbildung des Handwerks überhaupt zu.

Die Postkutsche gehörte seit 1693 zum Ortsbild, seit dieser Zeit verkehrte 2 mal wöchentlich die Fahrpost von Dresden über Freiberg und Chemnitz nach Nürnberg und zurück. Von 1854 an fuhr zwischen Oederan und Chemnitz täglich eine Lokalpost.

Aber auch unser Flöhafluß hat zur Entwicklung des Heimatdorfes beigetragen. Die Dörfer der naheliegenden Gegend und natürlich auch Falkenau vergrößerten sich immer mehr. So mußte viel Wald weichen. Der Holzbedarf stieg enorm. Das Holz wurde aus dem Gebirge ins Tal geschafft. Dazu bediente man sich der Flöha. Das Holz wurde zu Zeiten der Schneeschmelze und nach Regenzeiten geflößt, also immer dann, wenn der Fluß viel Wasser führte. Die Flößerei war eine sehr schwere und gefahrvolle Arbeit. So mancher Floßknecht ließ dabei sein Leben. In der alten Chronik wird auch davon berichtet. Bis 1877 herrschte auf der Flöha noch Floßbetrieb. Falkenau hatte auf dem sogenannten Glaserwerder (die Insel) den Floßplatz. Hier wurde das Holz gestapelt und zum Teil mit Fahrwerken weitergeleitet. Das Wahrzeichen des Werders war eine alte Ulme, die inzwischen der Axt zum Opfer gefallen ist. Zum Schul- und Heimatfest 1953 hat sie aber noch gestanden.

Die Flöha brachte aber nicht nur Vorteile für den Ort, sondern auch sehr viel Leid. Schon seit Jahrhunderten wird Falkenau immer wieder von schweren Hochwassern heimgesucht. In der Chronik von 1938 wird auf Seite 56 bis 59 ausführlich berichtet. Neben schweren Schäden an Grundstücken und Gebäuden waren auch immer wieder Menschenleben zu beklagen.

Von Kriegen blieb Falkenau ebenfalls nicht verschont. Während des dreißigjährigen Krieges wurde geplündert und allein 6 Güter und 8 Häusel niedergebrannt. Die Besitzer wurden getötet, wenn sie nicht vorher fliehen konnten. Die betroffenen Grundstücke lagen am rechten Ufer der Flöha, also im unteren Ortsteil. Der obere Ortsteil blieb verschont, da die Flöha auf Grund ihrer Breite dort schwer zu überqueren war. Während des siebenjährigen Krieges, von 1756 bis 1763, hatten die Bauern schwer unter der Last großer Zwangsabgaben zu leiden. Zur Zeit des Befreiungskrieges wurden Falkenaus Fluren 1813 zum Kampfplatz zwischen Oesterreichern und Franzosen, große Verwüstungen waren die Folge. Die beiden schrecklichen Weltkriege, der 1. und der 2. brachten Falkenau auch viel Leid. Der Wahnsinn der Durchführung der Kriege kostete 189 Falkenauern das Leben.

Die weitere Entwicklung nach 1945 wird in den nachstehenden Aufzeichnungen verfolgt.

In der Festschrift, anlässlich des Schul und Heimatfestes 1953, wird schon auf folgendes hingewiesen: „All unsere Arbeit hat nur einen Sinn, wenn wir in einem geeinten und friedliebenden Deutschland leben können. Die Geschichte unseres Heimatdorfes soll dazu beitragen den Willen zur Einheit Deutschlands und zum Frieden zu festigen und zu vertiefen.“

Als diese Zeilen zum Schul- und Heimatfest geschrieben wurden, hat man sicher nicht gedacht. daß bis zur Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten noch 37 Jahre vergehen sollten.

2. Falkenauer Arbeiterbewegung 13

(Quelle: Chronik zur Geschichte der Falkenauer Arbeiterbewegung von E. Böttcher und M.Eiding)

Da die alte Chronik von H. Seifert zu diesem Kapitel Falkenauer Geschichte schweigt, soll hier auch auf die Arbeiterbewegung im Ort eingegangen werden.

Die Entwicklung der Arbeiterbewegung in Falkenau ist eng mit der Herausbildung der kapitalistischen Produktionsweise und dem Aufschwung der Textilindustrie in unserer Region verbunden. Insbesonders mit unserer Spinnerei.

Die Geschichte von der Jahrhundertwende bis nach den 2. Weltkrieg

Zeittafel

vor 1900Bildung einer Textilgewerkschaft
1905Gründung der SPD in Falkenau Gründungsmitglieder waren Gustav und Hermann Haubold
1911Gustav Haubold wird auf Grund seines aktiven Einsatzes für die Belange der Arbeiter als 1. sozialdemokratischer Vertreter in den Gemeinderat gewählt.(nach ihm wurde die Siedlung am Eichwald benannt - seit 15.11.46 Gustav-Haubold-Siedlung)
1912Unternehmer führen „Schwarze Listen“ ein. Auf sie werden oppositionell eingestellte Arbeiter gesetzt, die dann kaum eine Chance haben, irgendwo eine Arbeit zu bekommen. Diese Listen werden durch die Unternehmer an andere Unternehmer weitergereicht.
Mai 1912Maidemonstration der Falkenauer Arbeiter in Flöha (Erhebung von politischen und sozialen Forderungen)
1914 - 19181. Weltkrieg Die Baumwollspinnerei steht still. Falkenauer Arbeiter ziehen in den Krieg, viele kehren nicht zurück.
1917Der sogenannte Kohlrübenwinter von 1917/18 bringt den Höhepunkt der Not des werktätigen Volkes. Vor den Bäckerläden kommt es zu Krawallen.
1919Eine Ortsgruppe der KPD wird auf der Falkenhöhe gegründet.
1919Gründung einer Konsumgenossenschaft mit 400 Mitgliedern.
1919Wiedergründung der SPD-Ortsgruppe, nachdem die gesamte alte SPD geschlossen der KPD beigetreten war.
1920In der Spinnerei findet ein drei tägiger Streik gegen den Kapp Putsch statt. Die Aktionseinheit der Arbeiterklasse stürzt die Kapp-Diktatur. Erstmals werden Arbeiterräte gewählt.
1921Kämpfe in Mitteldeutschland; Ein Teil der Falkenauer Arbeiterschaft fordert in der Demonstration vor dem Clauschen Betrieb in Plaue die dortige Belegschaft uum Streik auf. Aber erst nach Arbeitsschluss erscheinen die Claus-Arbeiter. Die Streikbrecher werden von den Unternehmern korrumpiert.
1921 Rote Bauarbeiter Falkenauer Bauarbeiter werden aus dem von rechten Führern beherrschten ADGB ausgeschlossen und schließen sich dem revolutionären Baugewerkschaftsbund Hainstr. in Chemnitz an. Zuvor hatte sie die Unternehmensleitung 6 Wohen ausgesperrt, weil sie in „Arbeite-langsam-Streiks“, am Mühlgraben der Fabrik ihre revolutionäre Gesinnung zum Ausdruck gebracht hatten.
1921Auf Initiative der fortschrittlichen Kräfte im Gemeinderat entsteht der gemeindeeigene Friedhof.
1921 Gründung des KJVD (Kommunistischer Jugendverband) Ortsgruppe Falkenau
1923 Größte Maidemonstration in der Ortsgeschichte, ca. 2000 Werktätige demonstrieren durch den Ort, von Flöha kommend nach Plaue.
1923 Innerhalb der Ortsgruppe der KPD spaltet sich die Brandler - Gruppe ab und wird aus der Partei ausgeschlossen. Die Brandleristen machen den revolutionären Kampf von der Zustimmung der rechten SPD - Führer abhängig. Weiterhin versuchen sie die bestehenden Arbeiterräte durch Betriebsräte zu ersetzen.
10.Okt.1923 Einmarsch der Reichswehr in Falkenau Betriebsrat der Baumwolle wird zur Vernehmung geholt.m6 KPD Funktionäre werden in Schutzhaft genommen und nach Dresden gebracht. Es finden Solidaritätsaktionen der IAH (Internationale Arbeiterhilfe) und der Roten Hilfe statt. Radstaffetten bringen Lebensmittel nach Dresden.
Mai 1924 Berittene SiPo geht brutal gegen Maidemonstranten in Flöha vor, unter ihnen befinden sich auch Falkenauer Kinder und Erwachsene.
1924 Gründung des Rotfrontkämpferbundes in Falkenau, er diente als Schutzorgan der Arbeiterklasse gegen faschistischen Terror. 35 Mitglieder
1925 Badbaudebatte im Falkenauer Gemeindeparlament; Fünf bürgerliche Vertreter versuchen ihren Plan, der den Badbau auf einem sumpfigen Gelände in der Nähe des Viebigt vorsah, durchzusetzen. Dagegen standen sechs SPD und KPD Vertreter mit ihrem Projekt des Bau`s im Schieferbachtal. Welch ein Glück für Falkenau! Man stelle sich unser schönes Naturbad mal auf den Wiesen des Viebigt vor.
1925 Fünf wöchiger Textilarbeiterstreik in Falkenau, als größter Streik überhaupt. 800 Arbeiter treten in Falkenau in den Streik um ihre Forderungen durchzusetzen. Die Textilarbeitergewerkschaft erkennt den Streik nicht an. Die IAH unterstützte die Streikenden durch Brot und Geld. Limbacher Arbeiter nehmen vorübergehend Kinder auf und bekunden auch so ihre Solidarität mit den Falkenauer Textilern. Selbst die tschechische Bauarbeitergewerkschaft in Reichenbach stellt 5000 Reichsmark (80.000 Kr.) zur Verfügung. Unter großer Gefahr wird das Geld über die Grenze gebracht. Der Streik konnte so bis zur Durchsetzung der gerechten Lohnforderungen fortgesetzt werden. Die drei Streikführer allerdings wurden entlassen. Trotzdem hatten Falkenaus Arbeiter einen großen Sieg errungen.
1930 Arbeitslosenzahl erreicht einen Höchststand, zur Linderung der größten Not werden durch den bürgerlichen Staat „Volksküchen“ eingerichtet. Eine solche Küche war bei der Fleischerei Kluge eingerichtet.
1931 Die Internationale Arbeiterhilfe veranstaltet ein großes Kinderfest
1932 Ca. 200 Arbeiter finden bei der Bahn durch die Abtragung am Wanderden Berg (Rutsch) einen Job (Ortschronik berichtet darüber).
1927/ 1930 Die Polarisation der politischen Kräfte nimmt enorm zu. Als eine typische Erscheinung der Krise des Kapitals ist die Gründung der Ortsgruppe der NSDAP 1927 und deren Folgeorganisationen anzusehen. Auch in Falkenau gewinnen die Nazis immer größeren Einfluß.
1932 Gründung einer Antifaschistischen Aktion. Viele parteilose Arbeiter stellen sich gemeinsam mit SPD und KPD gegen die Nazis. Allerdings wird das gemeinsame Vorgehen von der rechten SPD und der Führung des ADGB mißachtet.
1933 Machtantritt der Nazis
1935 wird der Ortsgruppenleiter der NSDAP , Ernst Hemmann, Bürgermeister. Es kommt zu Verhaftungen und Mißhandlungen von KPD Mitgliedern, sie wurden nach Plaue in die Turnhalle gebracht und eingesperrt. Der Genosse Martin Breitfeld musste zwei Jahre im KZ Sachsenburg schmachten. Das gesamte Eigentum der Organisationen der Arbeiterklasse wurde beschlagnahmt. Eine öffentliche Verbrennung der KPD Bibliothek fand statt.
März 1933 Judenprogrome Ein Auto der jüdischen Großhandelsfirma Dietz wurde in den Falkenauer Steinbruch gestürzt und angebrannt.
1936 Falkenauer Spanienkämpfer Der Genosse Alfred Wozobule floh 1933 vor den Nazis in die Tschechei. Von dort ging er als Interbrigadist nach Spanien und nahm dort am Bürgerkrieg teil. Er ist dort verschollen.
1939 Die Baumwollspinnerei wird zum faschistischen Rüstungsbetrieb umfunktioniert. Der Rüstungsbetrieb Junkerswerke Dessau für den Bau von Flugzeugteilen und die Hartmann Maschinenfabrik zur Munitionsherstellung sind in den Sälen des Werkes untergebracht. Auch hier mussten Zwangsarbeiter unter oft unmenschlichen Bedingungen arbeiten. Die sozialen Rechte der Werktätigen bauen immer mehr ab. In der Fabrik herrschen Arbeitshetze und Spitzelsysteme.
1939 - 1945 2. Weltkrieg Hunderte Falkenauer müssen in den Krieg ziehen. Im Namen Deutschlands werden fremde Länder geplündert, Dörfer in Schutt und Asche gelegt. Dieser sinnlose, schreckliche Krieg fordert das Leben von 119 Falkenauer Söhnen und Vätern.
1945 Luftschutzkeller - Bombardierung Dresdens u. Chemnitz Auch Falkenau bekommt die Angst bei Bombenangriffen zu spüren. Viele Nächte verbringen Mütter mit ihren Kindern in Luftschutzkellern und lauschen auf das Brummen der über unseren Ort hinwegfliegenden Bombern. Glutrot war auch der Himmel in Falkenau bei der Bombardierung von Chemnitz und Dresden. Deutschland ist wirtschaftlich in einem totalen Chaos.
1945 Kurz vor Kriegsende rüstet man gewissenlos 16 Jährige als Wehrwolfangehörige mit Panzersperren und Tellerminen aus, um den Vormarsch der Alliierten Truppen zu verhindern Die SS plant sogar die Sprengung der Hetzdorfer Brücke. Das sie unversehrt blieb, hat man wahrscheinlich dem Hetzdorfer Bahnhofsvorsteher zu verdanken.
8.Mai 1945 Tag der Befreiung Die Rote Armee trifft in Falkenau ein. Der Zusammenbruch des 3. Reiches ist Realität und der Schrecklichste aller Kriege ist beendet. Der nationalsozialistische Bürgermeister E. Hemmann verübt mit Frau und Tochter Selbstmord. Andere Nazis fliehen. Mit dem Ende des Krieges folgte die politische Wende Die Not unter der Bevölkerung war groß. Die politische Macht übernimmt in Flöha die sowjetische Militär Kommandantur. Sie erteilt den Befehl zur Wiedergründung von politischen Parteien.
15.06.1945 erfolgt die Gründung der KPD und des FDGB im Ort
August 1945 erfolgt die Gründung der SPD im Ort
Sep./Okt.1945 Einleitung der Bodenreform Auf dem Teichmann Gut entstehen 3 Neubauernstellen.
März 1946 Gründung der SED im Ort hier reichten sich genau wie Pieck und Grothewohl, Böttcher (KPD) und Eckard (SPD) die Hand zur endgültigen Überwindung der jahrzehntelangen Spaltung der Arbeiterbewegung
1946 Demontage und Wiederaufbau der Baumwollspinnerei; Da die Baumwolle während des Krieges Rüstungsbetrieb war, fiel sie unter den Demontagebeschluß der Siegermacht. Als das Werk dann freigegeben war, begann man sofort mit dem Aufbau der außer Betrieb gesetzten alten Schlagmaschinen, Karden, Strecken und Fleyer. Ebenso wurden die Ringspinnmaschinen wieder montiert. Schon bald konnte in drei Schichten produziert werden.

3. Allgemeines zu Falkenau nach dem 8. Mai 1945 18

Quelle: Tätigkeitsbericht des KPD-Mitgliedes Walter Lindner aus dem Jahr 1946

Der 8. Mai 1945, war der Tag, an dem der schrecklichste aller Kriege sein Ende fand. Der Sieg der Sowjetarmee über den Faschismus sollte gleichzeitig auch der Wendepunkt in der Geschichte Deutschlands sein. Es sollte damit der Grundstein gelegt werden, zur Bildung eines neuen, friedliebenden, demokratischen, deutschen Staates. Um dieses Ziel zu erreichen, war es notwendig, grundlegende Veränderungen vorzunehmen und zwar in allen Bereichen der Gesellschaft.

Wie ging es nun konkret in Falkenau nach Beendigung des Krieges weiter?

Walter Lindner (KPD) übernahm mit Wirkung vom 8. Mai 45, gemeinsam mit Oskar Lorenz (KPD), die Leitung der Gemeindeverwaltung im Ort. Seine eigentliche Wahl zum Bürgermeister erfolgte durch einstimmigen Beschluß des Gemeindeverordnetenkollegiums am 10.06.1946. Er trat ein sehr schweres Erbe an.

Ernst Hemmann (NSDAP) , Bürgermeister seit 1935, entzog sich am 8. Mai 1945 seiner politischen Verantwortung, indem er mit seiner Familie (Frau und Tochter) Selbstmord verübte. Damit folgte er seinem großen Vorbild Adolf Hitler und noch anderen Nazigrößen, die sich und ihre Familien ebenso aus dem Leben schafften.

Die Bevölkerung war natürlich froh über die Beendigung des Krieges, aber zugleich auch sehr stark verängstigt und beunruhigt. Keiner hatte eine richtige Vorstellung davon, wie es nun nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches weitergehen sollte. Der Einmarsch der Roten Armee sorgte auch in Falkenau für ein großes Durcheinander. Dolmetscher standen nicht zur Verfügung und so konnte man sich nicht verständigen. Abgesehen von einigen kleinen Ausschreitungen behielt man trotzdem die Übersicht. Das Wirtschafts- und Verkehrswesen war zerstört, die Menschen hatten Hunger, viele von ihnen nicht mal mehr ein Dach über dem Kopf, man hatte einfach nur Angst vor dem was kommen sollte.

>So blieben Unruhen unter der Bevölkerung nicht aus1). Um dem entgegen zu wirken, wurde ein Sicherheitsdienst im Ort eingesetzt. So konnten Diebstähle oder auch das Abschlachten von Vieh verhindert werden, zum Teil sogar unter Einsatz des Lebens dieser Sicherheitskräfte.

Die Sicherung der Ernährung der Bevölkerung war Hauptproblem. Um Plünderungen zu vermeiden, wurden alle im Ort befindlichen Lager und Vorräte in den öffentlichen Gebäuden der Gemeinde, sowie Betrieben und Wohnungen, teilweise verlagert. Durch eine Schlüsselverteilung gewährleistete man einigermaßen gerecht die Abgabe der Lebensmittel und sonstigen Bedarfsgegenstände. Um die Lage weiter zu entspannen, wurde durch die gegenseitige Bauernhilfe eine großzügige Brachlandbestellung organisiert und durch Erfassung von Restbeständen, außerhalb des Kreises, konnte die Ernährung bis zum Abschluß der Ernte einigermaßen überbrückt werden. 1946 entstand durch die Konsumgenossenschaft Chemnitz in der unteren Spinnerei eine Verteilungsstelle. Trotz aller Bemühungen bleibt die Ernährungssituation über Jahre hinweg angespannt. Demzufolge blühten Hamsterei und Schwarzhandel im ganzen Land. Erst durch die Einführung von Lebensmittelkarten und Bezugsscheinen für Bekleidung u.a. wurde eine etwas gerechtere Verteilung erreicht. Diese Art der Versorgung der Bevölkerung blieb bis zum Jahr 1958 bestehen.

Neben der Versorgung der Bevölkerung galt es als nächste wichtige Aufgabe, die im Ort befindlichen Betriebe wieder in Gang zu setzen.

Der erste Betrieb, welcher nach dem 8. Mai 1945 wieder mit der Produktion begann, war die Ziegelei. Bereits im ersten Jahr nach der Inbetriebnahme produzierte man dort 1,5 Millionen Ziegel. Da das Falkenauer Werk als erstes im Kreis seinen Betrieb wieder aufgenommen hatte, waren Absatz und Nachfrage an Ziegeln entsprechend hoch. Als zweiten Betrieb nahm man die Baumwollspinnerei in Angriff. Das war schon schwieriger, weil der Betrieb mit unter den Demontagebefehl fiel. Während des 2. Weltkrieges hatte man zwei teilverlagerte Rüstungsbetriebe der Hartmann Maschinenfabrik und der Junkerswerke Dessau hier untergebracht. So konnte vorerst nur in einem Teil des Werkes mit einer Belegschaft von 150 Leuten gearbeitet werden. Im Vorfeld hatte man mit Hilfe früherer Verbindungen der Direktion Stellen ausfindig gemacht, um die nötigen Rohstoffe für den Produktionsbeginn heranzuschaffen. Nach Beendigung der Demontagearbeiten in den Rüstungsbetrieben konnte im September 46 dann das gesamte Werk wieder seiner Bestimmung entsprechend produzieren.

Um das sanitäre Wesen im Ort sicherzustellen, wurden alle in diesem Fach ausgebildeten Kräfte organisiert. Für die gesundheitliche Betreuung der Bevölkerung verpflichtete man einen Arzt aus Dresden und eine Gemeindeschwester. Dieser Arzt versah solange im Ort seinen Dienst, bis der eigentliche Falkenauer Arzt, Doktor Max Ullmann, wieder zur Verfügung stand. Mütterberatungsstunden wurden eingeführt. Die Hebamme, welche damals für den Ort zuständig war, übernahm die Schwangerenfürsorge. Dr. Ullmann richtete sogar eine Entbindungsstube in seiner Praxis ein. Fälle wie z.B. Tuberkulose und andere ansteckende Krankheiten wurden scharf überwacht. Zum Zweck der öffentlichen Aufklärung fanden durch den Arzt auch Vorträge für die Einwohner statt.

Um die Wasserversorgung, Kanalisierung und die Straßenreinigung zu gewährleisten, wurden durch die Gemeinde die erforderlichen Kräfte eingesetzt.

Die Falkenauer Schule war in den letzten Kriegstagen zum Flüchtlingslager umfunktioniert. Um der Bildung die nötigen Wege zu öffnen, also einen geregelten Unterricht durchzuführen, wurde die Schule wieder ihrer eigentlichen Bestimmung zugeführt. Im Zuge der Schulreform stellte man die erforderlichen Fachkräfte (Neulehrer) ein. Der Unterricht begann am 1. Oktober 1945. (s.Abschnitt Schule) Die großzügige Schulfürsorge wurde mit zur wichtigsten Aufgabe erklärt. Sie beinhaltete die automatische Untersuchung der Kinder durch den Arzt, sowie die Schulspeisung, die Schaffung einer Bücherei u.s.w. Im ehemaligen Ledigenwohnheim der Baumwollspinnerei entstand eine Kindertagesstätte. ( s. Abschnitt Kita.)

Um der Kirche Rechnung zu tragen wurde, infolge Mangels einer Kirche, der Einwohnerschaft die Aula zur Abhaltung von Gottesdiensten zur Verfügung gestellt. (die Falkenauer Kirche wurde 1955 geweiht, s. Abschn. Kirche)

Auch in unserem Ort kam es zur Durchführung der Bodenreform. Hierbei wurde das Gut des ehemaligen Kreisbauerführers Arthur Teichmann enteignet. Der Hof wurde mit zwei Neubauern und einem Umsiedler besetzt. (näheres darüber im Abschnitt Landwirtschaft/Bodenreform)

zum Gemeindewiederaufbau:

Falkenau selbst war von Bombenschäden und anderen Kriegsschäden (z.B. Beschädigungen von Gebäuden u.s.w.) verschont geblieben. Natürlich wurden die Straßen während des Krieges erheblich vernachlässigt und waren demzufolge in keinem guten Zustand. Da es aber an Baumaterialien mangelte, konnten sie nur notdürftig ausgebessert werden. Die Straßenbeleuchtung im Ort mußte wieder aufgebaut werden. Das Heizmaterial für die Bevölkerung im Ort wurde mittels Zugmaschinen und Autos herangeschafft. Um die örtliche Stromversorgung zu sichern, strebte man die Übernahme des Elektrizitätswerkes Schröter und Beyer an. Dieses Ansinnen schlug jedoch fehl. Die örtliche Stromerzeugung erfolgte durch eine eingebaute Turbinenanlage in der Baumwolle und durch die ASW Lichtenberg.

Ein weiteres großes Problem bestand in der Beschaffung von Wohnraum. Die Bevölkerungszahl Falkenaus war infolge vieler Flüchlinge aus dem Osten weiter angewachsen. Der vorhandene Wohnraum reichte bei weiten nicht aus. Um der größten Wohnungsnot entgegenzuwirken, teilte man größere Wohnungen auf und schuf sogenannte Notwohnungen. Auf diese Weise brachte man die Flüchtlinge unter. Hierbei wäre zu bemerken, daß dieser Umstand nicht immer dazu beitrug, den Umsiedlern, die wirklich Schweres hinter sich gebracht hatten, entsprechend freundlich zu begegnen. Nicht jeder hatte die Einsicht, sich etwas einzuengen, damit anderen geholfen ist. Das Wohnungsproblem ist übrigens ein Punkt, den man bis in die Wendezeit hinein nicht in den Griff bekam, trotz Neubau, Um- und Ausbau von Wohnungen.

4. Die Gemeinde, die Gemeindeverwaltung in Falkenau 21

Schon in der alten Chronik von H. Seifert kann man nachlesen , daß die sogenannten Erbrichter, welche jahrhundertelang die Geschicke des Ortes lenkten und bestimmten, mit der Einführung der Landgemeindeordnung im Jahre 1839, ihre Rechte und Pflichten verloren.

An ihre Stelle traten Gemeindevorstände, die mit einem Gemeinderat die Angelegenheiten in den Orten zu leiten hatten. Waren sie bis 1855,noch wie früher die Erbrichter, den Gerichten unterstellt, so änderte sich das im Zuge dieser Verwaltungsreform. Es wurden Amtshauptmannschaften als zuständige Verwaltungsbehörden gebildet. Seit 1874 war Falkenau dem Kreis Flöha zugeordnet.

Im Jahr 1924 wurde in Sachsen aus der Bezeichnung Gemeindevorstand der Bürgermeister.

Hier eine Aufstellung aller Falkenauer Bürgermeister seit 1924

1924 bis 1934 Paul Jakob (Gemeindevorstand seit 1911)
1935 bis 1945 Ernst Hemmann
1945 bis 1950 Walter Lindner
1951 bis 1959 Max Uhlig
1960 bis 1968 Walter Lindner
1968 bis 1974 Rudolf Mendlik
1974 bis 1981 Dieter Seidel
1981 bis 1990 Dietmar Dehne
seit 1. Juni 1990 Martin Müller

Der Gemeinderat und die Verwaltung im Jahr 2000

Einwohnerzahl : 2.210 ( 15.05.00)

Gemeinderäte ( seit der Wahl vom 13.06.99):

Martin Müller AUW Bürgermeister
Dietmar Dehne FDP 1. Stellvertr. d. Bürgermeisters
Frieder Neumann FDP
Rolf Eobald FDP
Thomas Richter FDP
Uwe Uhlemann FDP
Axel Grunert AUW
Dieter Schaffrath 2)AUW
Dietmar Wildner UBI
Andreas Kluge UBI
Ullrich Forchheim UBI
Wolfgang Eichner SPD
Dieter Lauterbach PDS
Cornelie Sell Sell 2. Stellv. d. Bürgermeisters

Gemeindeverwaltung :

Bürgermeister: Martin Müller

Vorzimmer/Sekretariat: Uta Wächtler seit dem 01.03.2001 Ursula Schettler

allgem. Verwaltung: Rita Ganske seit dem 01.03.2001 Christel Schäfer

Kämmerei: Monika Langner Elke Eichner

Bauhof: Wolfgang Eichner, Frank Schulze, Falko Seidel, Harald Breitfeld

Schwimmeister: Wolfgang Eichner, Harald Breitfeld

Friedhofswart: Heinz Langner, Falko Seidel

Besetzung in den verschiedenen Kommissionen :

Das Rathaus bzw. die Amtsräume der Gemeindeverwaltung Falkenau

waren folgendermaßen untergebracht :

1. von 1839 - 1844 im Erbgericht

2. von 1844 - 1862 im Bauerngut Nr. 21 (heute E.-Thälmann-Str.20, Fam.Mauersberger)

3. von 1862 - 1886 Haus Nr. 16 (heute E. Thälmann-Str. 38,„Schmiede“)

4. von 1886 - 1895 im Bauerngut Nr.36 (heute E.Thälmann-Str.12, Fam. Hösel)

5. von 1895 - 1913 Haus Nr. 35 b (heute Dorfstr. 4, Fam. Oehme)

6. von 1913 an im heutigen Rathaus in der E.-Thälmann-Str.18

5. Straßen und Brücken 23

5.1. Brücken 23

5.1.1. Schulbrücke 23

Diese Brücke wurde im Jahr 1818, in unmittelbarer Nähe des ältesten Falkenauer Schulgebäudes, als Holzbauwerk errichtet, daher auch der Name. Den ständigen Hochwassern und Eisgängen der Flöha ausgesetzt, wurde diese Brücke, innerhalb weniger Jahre, einige Male zerstört. Aus diesem Grund machte sich der Bau einer stabilen steinernen Brücke über den Fluss notwendig. Im Dezember 1895 konnte diese dann dem Verkehr übergeben werden.

Rekonstruktion der Schulbrücke:

Beginn 1993

Am 6. Dezember 1993 wurde die Schulbrücke für den Fahrverkehr voll gesperrt, um die Errichtung einer Behelfsbrücke zu gewährleisten. Zwischen dem 21. und 23. Januar 1994 erfolgte die Montage der von einer britischen Firma gemieteten Brückenteile.

Ab Februar rollte der Verkehr über die Behelfsbrücke und man konnte mit der eigentlichen Sanierung der alten Schulbrücke beginnen. Ziel der Sanierungsmaßnahme bestand darin, den ländlich altertümlichen Charakter der Brücke zu erhalten und sie trotzdem umfassend zu modernisieren.

Der Umbau der Schulbrücke war zwingend notwendig geworden, denn die zunehmende Verkehrsdichte und die Last der Fahrzeuge trieben die alte Dame an den Rand der Belastbarkeit. Die Gehwegplatten hatten sich bereits abgesenkt und machten den Fußgängern zu schaffen.

In den 80er Jahren löste das Straßenbauamt das Problem auf „sozialistische Weise“, nämlich kostensparend und ohne viel Aufwand.

Es wurde per Verkehrszeichen die Wartepflicht bei Gegenverkehr eingeführt und die Brücke war damit nur noch einspurig befahrbar. Erst nach der Wende stellte der Freistaat Sachsen zwei Millionen Mark für die Sanierung bereit.

Zum 100. Geburtstag 1995 erstrahlte die Schulbrücke in neuem Glanz. Die Brücke hat jetzt eine Gesamtbreite von 9 Metern, 6 Meter Fahrbreite, Die historischen Bögen und auch beide Gehwege wurden beibehalten.

5.1.2. Schwarze Brücke 25

(Quelle: Ortschronik, Unterlagen des Gemeindearchives) Hierzu kann man in der alten Chronik nachlesen, dass die Entstehung dieser Brücke dem Erbhofbesitzer Karl-Friedrich Schreyer zu verdanken ist, der damals auch gleichzeitig Besitzer des Lehngutes war. Diese Brücke diente als Verbindung zwischen beiden Gutsfluren links und rechts der Flöha. Der Name „Schwarze Brücke“ ist wohl auf den damals schwarzen Anstrich zurückzuführen. Mit der Erbauung der Schreyerschen Spinnerei (jetzt Fliesenabholmarkt Kriegsmann) wurde die Brücke durch eine stärker konstruierte einige Meter stromaufwärts ersetzt (an gleicher Stelle befindet sich heute noch die Fußgängerbrücke über die Flöha, so wie wir sie kennen). Diese 2. „Schwarze Brücke“ existierte bis in die ersten Nachkriegsjahre, dann wurde sie durch einen Fußgängersteg unter Verwendung der Widerlager der alten Fahrwegbrücke ersetzt. Da man bei diesem Bau die erforderlichen Schutzmaßnahmen, wie z. B. das Tränken mit Holzschutzmittel unterließ und auch so nichts für die Unterhaltung der Brücke tat, war diese bereits nach wenigen Jahren wieder in so schlechtem Zustand, dass Einsturzgefahr drohte. Aus diesem Grund wurde die Brücke am 07.09.1957 gesperrt. Trotz intensiver Bemühungen des Rates der Gemeinde dauerte dieser Zustand über ein Jahr, ehe die Brücke instand gesetzt wurde. Auch die Sperrung der Brücke hielt viele Arbeiter und Anwohner nicht davon ab, diese zu überqueren, denn der Umweg durch den ganzen Ort war sehr zeitaufwendig. Das war allerdings ein sehr gefährliches Unternehmen, bei dem man sich in Lebensgefahr brachte. Da über den Rat des Kreises kein Material bereitgestellt wurde, konnten die Reparaturarbeiten auch nicht als NAW (Nationales Aufbauwerk) durchgeführt werden, obwohl sich dazu Falkenau´s Handwerker bereiterklärt hatten. Erst im November 1958 wandte man sich an die NVA mit der Bitte um Hilfe. Die bekam man dann auch prompt und noch im gleichen Monat erfolgte durch die Armee die Instandsetzung. Fast zehn Jahre später, im April 1967, hatte die Brücke dann endgültig ausgedient. Ehe überhaupt Rettungsmaßnahmen eingeleitet werden konnten, stürzte die Brücke ein. Noch im gleichen Jahr wurde sie in Eigenleistung neu errichtet. Nach weiteren 34 Jahren ist die Brücke erneut in einem so schlechten Zustand, dass dringend Abhilfe geschaffen werden muss. Um niemanden in Gefahr zu bringen, ist im Juni 2001 die Sperrung unumgänglich. Ein totaler Neuaufbau muss erfolgen. Am 6. August 2002 wird die Brücke nach einer vollständigen Sanierung durch die Firma Bau- Berger Niederwiesa wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wer hätte das gedacht, nur sechs Tage war die Brücke nutzbar, dann wurde sie Opfer der Jahrhundertflut am 12. und 13. August 2002.

5.1.3. Brücke über Reitzenhainer Eisenbahnlinie 26

Über diese Brücke wird in der alten Ortschronik nichts berichtet. Sie muss aber unweigerlich beim Bau dieser Eisenbahnlinie in den Jahren 1872 bis 1875 mit entstanden sein. Beinahe einhundert Jahre später, im August 1967, beginnt man an gleicher Stelle mit dem Bau einer neuen Brücke, da die alte den Anforderungen nicht mehr genügte und Einsturzgefahr bestand.

5.1.4. Brücke über die Flöha im Ortsteil Hetzdorf 26

Im August 2000 wird eine neue Brücke fertiggestellt und dem Verkehr übergeben. Sie entstand für die im Jahr 1890 erbaute und inzwischen abgetragene Stahlfachwerkkonstruktion. Eine Rekonstruktion dieser alten Brücke war auf Grund des Alters, sowie der damals verwendeten Materialien und der Abmessung nicht mehr möglich. Leider hat man bei der Errichtung des neuen Brückenbauwerkes nicht an Wanderer bzw. Fußgänger gedacht, denn bei der jetzigen Breite von beinahe 10 Metern zwischen den Geländern, wäre wohl auch ein entsprechender Gehweg angebracht gewesen.

6. Gedenkstätten – anerkannte Natur- und Kulturdenkmale 27

6.1. Ehrenmal 27

Ehrenmal für gefallene und vermisste Falkenauer Bürger aus den beiden schrecklichen Weltkriegen Bereits vor dem 2. Weltkrieg befand sich auf dem Friedhof in Falkenau ein Ehrenmal zum Gedenken an die 70 Opfer aus dem 1. Weltkrieg von 1914 - 1918. Dieses Ehrenmal fiel nach 1945 der sozialistischen Umgestaltung zum Opfer und wurde von einigen übereifrigen Leuten entfernt. Warum und weshalb bleibt wohl immer ein Rätsel. Eigentlich bestand für so eine Aktion überhaupt kein Grund, denn es gibt hunderte Orte, in denen die Kriegsdenkmale aus dem 1. Weltkrieg auch die sozialistische Epoche unangetastet überdauerten. Warum sollten sie auch nicht? Immerhin sind sie ja Mahnung für das Schreckliche, was in dieser Zeit geschah. Unterlagen beweisen, dass das Kriegermal bereits abgetragen war, bevor überhaupt irgendwelche Weisungen zu seiner Entfernung im Umlauf waren. 3) Hier waren Falkenaus damalige Oberhäupter sogar der Landesregierung weit voraus. Leider, denn sonst wäre das Kriegermal noch heute an Ort und Stelle. Ein Schreiben vom 29.März 46 verlangt lediglich eine Aufstellung aller im Kreis befindlichen Denkmäler, gleich welcher Art 4) Erst am 7. Juni 46 hatte die Kreiskommandantur Flöha verfügt, dass bis spätestens 13. des Monats auch sämtliche Kriegermale zu beseitigen sind. Einen Tag später schon wurde diese Anordnung telefonisch widerrufen. Am 14. Juni erscheint dazu auch ein Rundschreiben.

Der Punkt 3 dieses Schreibens lautet wie folgt:

„Die Kriegerdenkmale werden gesondert behandelt. Da sie als Erinnerung für die Gesamtheit der in den Kriegen Gefallenen gelten, muss jeder Eingriff mit starker Rückwirkung auf die Bevölkerung rechnen.“

„Kriegerdenkmäler für 1914/18: Da es sich in der Mehrzahl um Gefallenendenkmäler handelt, deren Beibehaltung von der Bevölkerung in den meisten Fällen gewünscht wird, sind nur solche Denkmäler zu beseitigen, bei denen dies vom Demokratischen Block gewünscht wird.“

Bei Erscheinen dieses Rundschreibens gab es das Kriegermal schon lange nicht mehr.

Den Mitgliedern der Initiativgruppe für die Wiedererrichtung eines Mahnmals, ist es zu danken, dass es jetzt in Falkenau, am sogenannten „Wettinplatz“, wieder möglich ist der Opfer aus beiden Kriegen zu gedenken. Hier müssen besonders Heinz Fischer und Heinz Mehnert genannt werden, die den Anstoß gaben, einen Platz zu finden, auf dem das Mahnmal errichtet werden konnte.

Genau am 8. Mai 1995, dem 50. Jahrestag der bedingungslosen Kapitulation Hitlerdeutschlands und der Befreiung von der Naziherrschaft gedachte man auch in Falkenau wieder in würdigem Rahmen der Opfer aus beiden Weltkriegen. Zur feierlichen Enthüllung einer Stele waren etwa 50 Falkenauer Bürger gekommen. In der durch den örtlichen Posaunenchor ausgestalteten Feierstunde erinnerte Bürgermeister Martin Müller an die Opfer von Faschismus, Krieg und Sozialismus. Heinz Mehnert, als Vertreter der Initiativgruppe, sowie als Mitglied des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge, schloss in das Gedenken auch die Opfer der gegenwärtigen Kriege auf der Erde ein. Es folgte eine feierliche Kranzniederlegung. Als letzter Redner sprach Pfarrer Gerhard Fischer.

Insgesamt 189 Falkenauer Väter und Söhne kehrten aus den beiden

schrecklichen Weltkriegen nicht in die Heimat zurück.

1914 - 1918 70 Opfer
1939 - 1945 119 Opfer 59 Gefallene
60 Vermisste

6.2. Kriegsgräber 29

Dass es auf unserem Gemeindefriedhof Kriegsgräber gibt, ist vielen Falkenauern bekannt. Es gab aber auch drei Gräber von russischen Kriegsgefangenen. Sie befanden sich links neben der Feierhalle an der Friedhofsmauer, also etwas abseits von den übrigen Gräbern, die alle rechts von der Halle angelegt sind. Das hatte auch einen bestimmten Grund und ist auf eine Anweisung vom Reichsministerium des Innern vom 27.10.1941 zurückzuführen. Diese Anweisung gab Hinweise oder besser gesagt Richtlinien zur Bestattung von Leichen sowjetischer Kriegsgefangener durch die Gemeinden.

Hier einige Auszüge:

„Für Überführung und Bestattung ist ein Sarg nicht zu fordern. Die Leiche ist mit starkem Papier (möglichst Öl-, Teer- oder Asphaltpapier) oder sonst geeigneten Material vollständig einzuhüllen. Die Bestattung hat unauffällig zu erfolgen. Auf Friedhöfen ist als Begräbnisort ein entlegener Teil zu wählen. Feierlichkeiten und Ausschmückung der Gräber haben zu unterbleiben.“

Eines dieser drei Gräber gehörte zu einem russischen Kriegsgefangenen mit Namen Osipcow Arwand. Er verstarb im Dezember 1941 während des Krankentransportes auf dem Hetzdorfer Bahnhof. Die beiden anderen Gräber gehörten zu zwei unbekannten russischen Kriegsgefangenen, die am 3. September 1942 auf der Flucht erschossen wurden. Gleich nach ihrer Erschießung wurden sie zum Friedhof gebracht und ebenfalls an der Mauer begraben.

Im September 1947 wurden auf Anweisung des Kreisrates zu Flöha alle drei Leichen exhumiert und nach einem Friedhof in Chemnitz umgebettet.

Weiterhin befindet sich noch heute das Grab eines unbekannten deutschen Soldaten auf dem Friedhof (grüne Wiese). Dieser Soldat soll zwei Tage vor Kriegsende von den Führern seiner Einheit wegen Verweigerung des Kriegsdienstes erschossen worden sein, so ist es einem Schreiben der Gemeindeverwaltung an den Rat des Kreises Flöha vom 15. Juni 1951 zu entnehmen. Zeitzeugen dagegen berichteten allerdings, dass der Soldat eher ein Opfer von Tieffliegern war, die in den letzten Kriegstagen häufig Falkenau streiften. Ursprünglich befand sich sein Grab in einer langen Kurve an der Dresdner Straße in Richtung Oederan. Darum ist uns auch heute noch die Bezeichnung Soldatengrabkurve geläufig. 1951 erhielt die Gemeinde die Aufforderung dieses Einzelgrab zu beseitigen und eine Umbettung zu veranlassen. Die DSF - Ortsverband Falkenau und die Gemeindeverwaltung hatten die Absicht die Überführung zu einer würdigen Feier zu gestalten und das Grab als eine Gedenkstätte herzurichten.

Es sollte heißen:

„Grab des unbekannten Soldaten, welcher als Opfer des Faschismus gestorben ist“

Die Finanzierung sollte aus Mitteln des Verkaufes von Spendenmarken der DSF erfolgen. Diese Organisation war zu dieser Zeit in Falkenau mit über 800 Mitgliedern sehr stark. Allerdings wurde dieses Ansinnen vom Kreis nicht abgesegnet.

Das Grab wird heute noch durch die Gemeinde gepflegt. Ein schlichtes Holzkreuz erinnert an den unbekannten deutschen Soldaten.

6.3. Gedenksteine 30

Gedenkstein für Friedrich Louis Klemm am Wanderweg nach Augustusburg

Dieser Gedenkstein, welcher von den Angehörigen Klemms an der Stelle errichtet wurde, wo der Bauer Klemm durch Blitzschlag den Tod fand, 5) wurde 1993 durch Heimatfreunde neu geschaffen und aufgestellt. Der alte Stein war im Laufe der Jahre stark verwittert, man konnte seine Bedeutung nicht mehr erkennen.

Viertelmeilenstein an der B 173

Dieser Gedenkstein aus dem Jahre 1722 befand sich nach dem Krieg im Gelände der Gaststätte „Zur Falkenhöhe“. In dem damals total verwilderten Garten fand er kaum Beachtung. Der Stein wurde umgesetzt, ca. hundert Meter Orts einwärts. Dort kann ihn jeder sehen. Seit 1991 strahlt der Falkenauer Postmeilenstein nach einer Restaurierung wieder in neuem Glanz

Die alte Ortschronik verweist noch auf weitere Gedenksteine, so befand sich am Augustusburger Wanderweg ein Gedenkstein für die Jungfrau Hofmann („die brennende Braut“). Diesen Stein gibt es heute leider nicht mehr.

Auch das schmucke Schreyereck mit dem Anton Günther Gedenkstein an der Plauer Straße ist leider verschwunden. Nur der Gedenkstein für die Sippe Schreyer, der ebenfalls von Heimatfreunden erneuert wurde, ist noch vorhanden.

Das der Adolf Hitler Gedenkstein, der sich im Gelände des sogenannten Doktorparkes befand, entfernt wurde, ist nur natürlich, denn an diese Person muss nun wirklich nichts erinnern.

6.4. Naturdenkmale 31

6.4.1. Lutherlinde 31

(gepflanzt am 10. November 1883)

Sie steht mitten im Ort am einstigen Wettinplatz. Die Bezeichnung Wettinplatz deshalb, weil bis 1946 ein schlichter Stein mit einer Gedenkplatte an das 50igste Regierungsjubiläum des Sächsischen Königshauses erinnerte.

6.4.2. Napoleonsbuche 31

ie befand sich an der Dresdner Straße, unweit der Einfahrt zur Gustav-Haubold-Siedlung. An ihr soll im Jahr 1806 Napoleon und sein Gefolge Rast gehalten haben.6) Man hatte lange versucht den Baum zu erhalten, aber das Absterben der Äste konnte man dann doch nicht mehr verhindern.

6.4.3. Uralte Ulme 31

Sie hatte ihren Standort auf dem sogenannten Glaserwerder, uns besser bekannt als die Insel. Bis Mitte der 50iger Jahre war diese auch wirklich noch eine Insel in der Flöha, ehe sie sozusagen ans Festland geholt wurde, als Maßnahme gegen das ständige Hochwasser. Die Ulme gehörte einfach zum Ortsbild dazu, sie war eben ein Falkenauer Wahrzeichen. Sie hat noch zur Zeit des Heimatfestes 1953 gestanden, dann müsste auch sie der Axt weichen. An dieser Stelle errichtete man dann eine Ruhestätte zum Verweilen für die Bürger des Ortes. Über viele Jahre verschönerte dieser Platz unser Ortsbild.

6.4.4. Anerkannte Kulturdenkmale der Gemeinde Falkenau 31

7. Kirche 34

Bis 1926 gehörte Falkenau zur Kirchgemeinde Flöha, erst dann wurde man eigenständig. Damit ging ein langgehegter Wunsch der Christen des Ortes in Erfüllung. In dieser Zeit entstand auch das Pfarrhaus an der Straße der Einheit. Einen gemeindeeigenen Friedhof mit Kapelle gibt es allerdings schon seit 1921. (s. Pressebericht ,Anfang Nov. 1921, Weihe des Falkenauer Friedhofes) Der Kirchgemeinde fehlte nun nur noch das eigene Gotteshaus, eine Kirche. Bis diese im Jahr 1955 geweiht werden konnte, war noch ein langer schwieriger Weg zu gehen.

zur Geschichte der Kirche Falkenau:

(Quelle: FP, Berichte anläßlich 40 Jahre Kirche Falkenau von Chr. Günther)

Bis 1926 gingen die Falkenauer zum Gottesdienst und zu kirchlichen Festen nach Flöha. 1926 wurde Falkenau eine selbständige Kirchgemeinde. Der Gottesdienst fand in der Schulaula statt. Die Nazis verwiesen die Christen dann allerdings und im alten Müllergut fand man ein neues Obdach. Nach 1945 durften dann in der Aula wieder Gottesdienste abgehalten werden, allerdings auch nur bis 1952, danach wurde der Kirchgemeinde beinahe mit den selben Worten wie in der Nazizeit aufgekündigt. Die Kirche passte auch nicht so recht in das neue sozialistische Weltbild.

Der Wunsch nach einer eigenen Kirche lebte nun verstärkt wieder auf. Beim Landeskirchenamt bat man um das Einholen einer Baugenehmigung. Natürlich erfolglos, ebenso scheiterte ein zweiter Versuch beim Landesbischof. Erst beim dritter Anlauf hatte man Erfolg und man erhielt die Genehmigung für den Bau der Falkenauer Kirche.

„Welch ein Wunder, oder war es ein Versehen“?

Jedenfalls wurde mit dem Bau der Kirche begonnen, bis nach kurzer Zeit ein Baustopp verordnet wurde. Die Genehmigung war wirklich aus Versehen erteilt worden. Dann durfte wieder weitergebaut werden bis zum Dachstuhl. Danach wieder Baustopp. Diesmal sollte sogar alles wieder abgerissen werden. Aber die Falkenauer und nicht nur die Christen erzwangen schließlich den Fertigbau. Die Kirche wurde zum Teil aus den Trümmerziegeln des ehemaligen Pfarrhauses der Petri Gemeinde Chemnitz gebaut. Die Falkenauer Christen beteiligten sich tatkräftig am Bau ihres Gotteshauses. In der Chronik werden stellvertretend für alle folgende Personen aufgeführt:

  • Chemnitzer Architekt Laudeley
  • Spinnmeister Kurt Helbig
  • Kantor Herbert Fischer
  • Spinnmeister Kurt Metz
  • Rentner Bernhard Kluge
  • Mechaniker Reinhold Franke
  • Drehermeister Markus Müller sowie
  • Ewald Krause
  • Elsa Kluge
  • Margarete Berger

Nachdem Pfarrer Johannes Freyer 1953 die Gemeinde verließ, wurde durch Wahl, als achter Gemeindepfarrer, Werner Rein benannt. Unter seiner Regie fand der Innenausbau der Kirche statt. Die Orgel baute die Firma Schmeißer aus Rochlitz ein. Sie stammte aus der Mittweidaer Pestalozzi Schule und wurde durch das Gemeindemitglied Dr. med. Ullmann gestiftet. Die Bemalung der Empore und der Decke erfolgte durch den Meißner Maler Gerhard Schiffner. Das Altarkreuz fertigte die Greizer Künstlerin Elly Viola Nahmacher.

Der Sonntag vor Pfingsten, im Jahr 1955, war für die Falkenauer Kirchgemeinde ein großer Tag. Nach nur dreijähriger Bauzeit erfolgte die feierliche Weihe der Kirche durch den Oberlandeskirchenrat Kleemann.

Am 24. April 1966 wurde durch den Kantor, Herrn Karl Kollmer, der Kirchenchor gegründet. Im Jahr 2001 feiert dieser sein 35 jähriges Bestehen. Weiterhin gibt es einen Posaunenchor, den Flötenkreis und die Regenbogenkinder. Auf dem Kirchplatz befindet sich eine Gedenkstätte für die Gefallenen und um ihrer Überzeugung Willen Gemarterten und Vertriebenen. Ebenfalls das Kirchenarchiv, welches erst Anfang der 70 iger Jahre gebaut wurde.

Der Kirchturm verfügt über ein klangvolles Vierglockengeläut. Hier ist zu bemerken, das eine der Glocken noch vom alten Glockenturm in der Gustav-Haubold-Siedlung stammt. Sie hatte als einzige von ehemals dreien den Krieg überdauert und war nicht, wie ihre beiden Schwestern, eingeschmolzen worden.

Der 1935 erbaute Falkenauer Glockenturm

Am 28. Mai 1995 ist die Falkenauer Kirche genau 40 Jahre alt.

In diesen Tagen fiel einem die fahnengeschmückte Kirche, mit dem lila Kreuz auf weißem Grund als Festsymbol, besonders in Auge. Zum Festgottesdienst kamen, verglichen mit anderen Sonntagen, besonders viele Besucher. Die Predigt hielt Oberkirchenrat Peter Nötzold. Im Festgottesdienst erklangen viele Lob- und Danklieder durch den festlichen Klang der Posaunen, den Gemeindegesang mit Orgelbegleitung, Chorgesang und durch Violinenmusik. Pfarrer Gerhard Fischer dankte all denen, die vor 40 Jahren die Kirche bauten und denen, die sie 1994 mit Spenden und durch persönlichen Einsatz renovierten und sanierten. Er erinnerte auch noch einmal an die politischen Umstände, unter denen die Kirche errichtet wurde. Man hatte lange vor dem Jubiläum überlegt, ob nur der eigentliche Tag der Kirchweihe zum Fest gemacht werden sollte. Es wurde aber dann die Entscheidung getroffen doch das ganze Jahr über an den Bau zu erinnern. So wurde jeweils ein Sonntag im Monat zu einem Höhepunkt gestaltet

Mit dem Ausscheiden Pfarrer Gerhard Fischers 1996 aus seinem Amt, wird durch das Landeskirchenamt eine recht zweifelhafte Entscheidung getroffen. Die Pfarrstelle sollte in Zukunft nur noch zu 50% besetzt werden, obwohl bereits eine mündliche Zusage, seitens des Landeskirchenamtes, für 75% gegeben wurde. Der Falkenauer Kirchenvorstand verfasste ein Schreiben, in welchem Widerspruch gegen diese Entscheidung eingelegt wird. Viele Falkenauer Gemeindemitglieder bekunden durch ihre Unterschrift ihre Empörung. Der Protest war erfolgreich und man erreichte die 75 % ige Besetzung der Stelle.

Zum Konfirmationsgottesdienst, am 2. Juni 1996, erfolgte die Verabschiedung von Pfarrer Gerhard Fischer und seiner Ehefrau Sigrid in den wohlverdienten Ruhestand. Die Verabschiedung wurde vom Superintendent Hinke, als Beauftragten der Landeskirche, vorgenommen. Er würdigte die langjährige Arbeit des Pfarrers und die seiner Ehefrau. Pfarrer Gerhard Fischer war 21 Jahre das kirchliche Oberhaupt der Gemeinde Falkenau. Erst 13 Monate nachdem Pfarrer Fischer aus seinem Amt ausgeschieden war, konnte in einem festlichen Gottesdienst Heike Löffelholz, als neue Gemeindepfarrerin von Falkenau, eingeführt werden. Bereits 1991 absolvierte sie unter Leitung Pfarrer Fischers ihr Vikariat und später ihr Katechetikum unter Leitung von Gerda Fänder. Schon in dieser Zeit lernten die Falkenauer die junge Theologin kennen und schätzen. Mit ihr ist zum ersten Mal, in der Geschichte der Kirchgemeinde Falkenau, eine Frau als Pfarrer tätig.

alle Falkenauer Pfarrer seit 1926:

1926 bis 1931 Gottfried Pollack

1932 bis 1935 Martin Rudolf Wischner

1935 bis 1936 Max Rudolf Döhler

1936 bis 1938 Heinrich Hermann Friedrich Meyer

1938 bis 1947 Bruno Max Haller

1947 bis 1950 Hans Pfeiffer

1950 bis 1951 Vertretung durch Pfarrer Friedrich Ballendat aus Flöha.Plaue

1951 bis 1953 Johannes Freyer

1954 bis 1975 Werner Rein

1975 bis 1996 Gerhard Fischer

seit 1997 Heike Löffelholz

8. Schulwesen nach 1945 bis heute –Schule Falkenau 39

Schulwesen nach 1945 bis 2000

1. Allgemeines

1.1.Entwicklung des Schulwesens nach dem 2. Weltkrieg in Sachsen bis zur Wende

Schon Monate vor Kriegsende war auch in Sachsen jeder Unterricht zum Erliegen gekommen. Viele Schulen dienten in den letzten Kriegsmonaten als Lazarette oder Flüchtlingslager. In Sachsen waren 32,4 % der Schulgebäude beschädigt oder zerstört. Trotz aller Schwierigkeiten in Sachen Baumaterial, war die Instandsetzung der Schulen allerdings das geringere Problem.

Viel komplizierter war es, den Unterricht und die Erziehung der Jugend in eine völlig neue Richtung zu wenden. Dazu machte es sich einfach erforderlich das Bildungswesen neu zu organisieren, nämlich vom Faschismus zur Demokratie.

Sachsen verfügte über viele Pädagogen, die 1933 wegen ihrer Gegnerschaft zum Faschismus entlassen und verfolgt worden waren. Diese konnten sofort wieder in den Dienst der Schule treten. Im Oktober 1945 begann nun der Unterricht an den meisten Schulen. Einige wenige bildeten die Ausnahme, dort hatte bereits Ende Mai bzw. Ende Juni der Schulbetrieb begonnen. Unterrichtet wurde zu dieser Zeit an den meisten Schulen noch nach den alten Lehrplänen. Allerdings aber auch zum Teil noch durch das alte Lehrerpersonal. Noch im Oktober 1945 waren fast die Hälfte aller Schulleiter alte Nazis. Um eine wirklich demokratische Erziehung der Jugend durchsetzen zu können, mußte unweigerlich ein sogenannter politischer Reinigungsprozess erfolgen. Alle ehemaligen Mitglieder der NSDAP und ihrer Gliederungen wurden nun aus dem Schuldienst entfernt. Bis zum Jahresende hatte man in Sachsen die nahezu vollständige Säuberung erreicht.

Um den Unterricht aber weiter zu sichern, gewann man „Neulehrer“. Diese Neulehrer durften nach nur 8 wöchigen Ausbildungskursen an den Schulen Unterricht erteilen. Viele hielten den Einsatz dieser Lehrkräfte nur für eine Übergangslösung. Es war tatsächlich so, daß beträchtliche Bildungslücken vorlagen. Aber das zunächst mangelnde Wissen wurde durch Arbeitsfreude, Berufsbegeisterung und jugendliche Frische ausgeglichen.

Nach Beendigung des ersten Schuljahres nach dem Krieg hatten etwa 9.500 Lehrkräfte, darunter 1.500 Russischlehrer, eine erste Qualifikation erhalten. Das Bildungswesen begann sich zu verändern. Eine einheitliche, für alle geltende 8 jährige Grundstufe wurde eingeführt. Mit Wirkung vom 1. Januar 1950 wird die Dauer einer Unterrichtsstunde in den Grund- und Oberschulen auf 45 Minuten festgelegt. Im April des gleichen Jahres werden neue Klassenbücher eingeführt, in denen Tabellen für die Eintragungen der Leistungen enthalten sind.

Die Bewertung erfolgte nun nach den Noten 1 bis 5.

Note 1 sehr gut
Note 2 gut
Note 3 befriedigend
Note 4 genügend
Note 5 ungenügend

Um eine gleiche Ausstattung aller Schulen, als Gundlage der Verbesserungen der Leistungen, zu erreichen und einen fortschrittlichen Unterricht sicherzustellen, wird der Bezug der im Verlag Volk und Wissen neu erscheinenden Lehrbücher 1950 verbindlich gemacht.

Am 2.12. 1959 tritt ein neues Schulgesetz in Kraft. Anstelle der 8 jährigen Grundschule, als Grundlage des obligatorischen Schulunterrichts, tritt die 10 klassige allgemeinbildende Polytechnische Oberschule, die die enge Verbindung der Bildung mit der Praxis des sozialistischen Aufbaus gewährleistet. Bis 1964/65 setzt sich der Besuch der Schule bis zur 10. Klasse weitestgehend durch.

Die Polytechnische Oberschule gliederte sich wie folgt:

Unterstufe Klasse 1 bis 4
Oberstufe Klasse 5 bis 10 ( mit Russisch als 1. Fremdsprache)

Die Lehrpläne wurden regelmäßig überarbeitet und dem steigenden Entwicklungsniveau der Bildung angepasst.

Man kann mit guter Gewissheit behaupten, daß dieses Einheitsschulsystem der DDR, mit seiner 10 klassigen allgemeinbildenden POS, sowie auch der Erweiterten Oberschule, eine solide Bildung für alle garantierte.

Großes Augenmerk richtete man zu DDR Zeiten auf den Kinder- und Jugendgesundheitsschutz. Regelmäßig wurden an den Schulen Reihenuntersuchungen und Schutzimpfungen durchgeführt.

Natürlich wurde in der Zeit vor der Wende sehr großer Wert auf gesellschaftliche Aktivitäten und die Organisiertheit der Kinder und Jugendlichen gelegt. So war beinahe jedes Kind Mitglied in der Pionierorganisation und später auch im Jugendverband, der FDJ. Wichtig war auch die Teilnahme an den Arbeitsgemeinschaften der Schule. Es gab hier schon vielfältige Angebote um den Kindern und Jugendlichen eine ihren Interessen entsprechende Freizeitgestaltung zu ermöglichen. Allerdings steckte eben auch immer irgendwie ein gewisser Zwang dahinter. ( Du mußt mindestens an einer Arbeitsgemeinschaft teilnehmen, um gesellschaftlich aktiv zu sein!)

Zu DDR Zeiten redete man viel von „gleiche Chancen für alle“ und von „Glaubensfreiheit“. Das war aber nicht so. Es gibt sehr viele Beispiele dafür, daß Jugendliche, die auf Grund ihres Glaubensbekenntnisses nicht den gesellschaftlichen Organisationen des Staates beigetreten waren, diskriminiert wurden. Gerade bei der Berufswahl oder auch bei der Entscheidung für ein Studium legte man ihnen Steine in den Weg.

1.2. Das Schulsystem im wiedervereinten Deutschland

1991 wurde in Sachsen das Landesschulgesetz der BRD eingeführt. Diese Umprofilierung brachte große Schwierigkeiten für alle Beteiligten mit sich. Für Kinder, Eltern und auch für die Lehrer war es gleichsam schwer mit den neuen Bildungsrichtungen umzugehen. Statt des bisherigen Einheitsschulsystem wurde ein gegliedertes Schulwesen eingeführt.

Dieses setzt sich folgendermaßen zusammen:

1. Die Grundschule Klasse 1 bis 4Hierbei besteht die Möglichkeit schulpflichtige Kinder, die noch nicht schulfähig sind, in einer Vorbereitungsklasse zu erfassen. Der Hort bleibt Bestandteil.
2. Die differenzierte Mittelschule mit Haupt- und Realschule Hier werden Schüler der 5. bis 10. Klasse erfasst, wobei die 5. und 6. Klassen Orientierungsfunktion haben.Mit dem erfolgreichen Abschluß der 9. Klasse erwirbt man den Hauptschulabschluß. Mit bestandener Abschlußprüfung der Klasse 10 wird der Realschulabschluß erworben.
3. Gymnasium Klasse 5 bis 12Die 5. und 6. Klassen haben ebenfalls Orientierungsfunktion. Der Besuch von der 5. bis zur 12. Klasse und das Ablegen des Abiturs führt zur allgemeinen Hochschulreife.

Die Einführung dieses neuen Schulsystems brachte gleichzeitig große Veränderungen an den bestehenden Schulen mit sich. Sinkende Schülerzahlen trugen ebenfalls dazu bei. Die volle Auslastung der einzelnen Schulen war nicht mehr gewährleistet. Bald gab es in vielen kleineren Orten, anstelle der 10 klassigen POS, nur noch die Grundschulen von der Klasse 1 bis 4. Und gerade diese Schulen kämpfen ums Überleben, denn das Bestehen der Grundschulen hängt von der Anzahl der Schüler ab. Viele Schulen hat man aus eben diesem Grund schon geschlossen und die Kinder dieser Orte müssen Grundschulen anderer Orte besuchen. Die Mittelschulen und Gymnasien sind jetzt ebenfalls meist nur in den größeren Orten zu finden.

2. Unsere Falkenauer Schule

Bevor es in unserem Ort überhaupt eine Schule gab, war es so das sogenannten „Kinderlehrer“ verpflichtet waren von Haus zu Haus zu gehen um bei den Bauern und Häuslern die Kinder zu unterrichten. Im Jahr 1667 trat mit Magister Johann Wolfgang Rösch erstmals ein Lehrer im Ort in Erscheinung. Ein Schulgebäude in dem alle Kinder gemeinsam unterrichtet wurden gab es erst ab 1744 in Falkenau.

Unsere jetzige Schule, so wie wir sie kennen, ist bereits die 4. Schule die errichtet wurde.

Schule Nr. 1 1744 bis 1863 jetzt Haus der Familie Kuhnert, Neuer Weg 1, Ortsl.-Nr. 24
Schule Nr. 2 1863 bis 1885 jetzt Haus der Frau Liselotte Rutschke Ernst-Thälmann-Str. 16, Ortsl-Nr. 21 B
Schule Nr. 3 1885 bis 1913 jetzt Rathaus Falkenau Ernst-Thälmann-Str. 18, Ortsl.Nr. 21 D

Im folgenden soll der Werdegang unserer Schule von den 30iger Jahren bis heute beschrieben werden. In den Jahren der faschistischen Diktatur von 1933 bis 1945 wurde auch unsere Schule dazu mißbraucht, die Kinder und Jugendlichen ganz im Sinne der deutschen Weltherrschaft und Vormachtsstellung zu erziehen.

In der Nacht vom 7. zum 8. März 1933, also unmittelbar nach Hitlers Machtantritt, wurden im Heizraum der Schule über 50 Kommunisten und Sympatisanten der KPD unseres Ortes durch SA-Angehörige verhört und mißhandelt. Unter ihnen waren solche Genossen wie Martin Breitfeld, Walter Illing und Richard Göhler. (Nach letzterem wurde in den 80iger Jahren der Club der Volkssolidarität benannt.) Trotz des faschistischen Terrors blieben sie ihrer Gesinnung treu und stellten sich nach 1945 sofort dem Aufbau eines neuen deutschen Staates zur Verfügung.

Vom Frühjahr bis September 1945 diente auch unsere Schule vorübergehend als Unterkunft für die vielen Flüchtlinge und Umsiedler aus dem Osten, ehe am 1. Oktober 1945 der Schulbetrieb wieder beginnen konnte. Erster Schulleiter nach dem 2. Weltkrieg war der Falkenauer Erich Böttcher.

Auch in unserem Ort wurden, um die Durchführung des Unterrichtes in den 8 Klassenstufen zu gewährleisten, hauptsächlich Neulehrer eingestellt. Hier soll erinnert werden an solche Neulehrer wie z.B. Johannes Zeiske, Helmut Fischer, Heinz Franke, Werner Hänel, Inge Weber und Gottfried Kaltofen, den späteren langjährigen Schulleiter.

Sie alle erwarben sich große Verdienste bei der Durchsetzung der demokratischen Bildungsreform und der Erziehung der Jugend im antifaschistischem Sinne Im Jahr 1947 wurden insgesamt 12 Klassen, 1951 sogar 14 Klassen an der Schule unterrichtet. Ein großes Problem entstand dadurch, daß nur 9 Klassenräume vorhanden waren. Um ein weiteres Klassenzimmer zu schaffen, beschloß man die Hausmeisterwohnung im Erdgeschoß aufzulösen und ins Feuerwehrhaus zu verlegen.

Ein weiteres großes Problem war die Erteilung des Sportunterrichtes, denn die im Jahr 1906 erbaute Turnhalle an der Straße der Einheit stand nicht mehr zur Verfügung. Sie war mittlerweile von den Behörden zur Kulturbühne umfunktioniert worden. Als Notlösung wurde ein Raum durch die Baumwollspinnerei bereitgestellt. Ab 1952 stellte dann die damalige Pächterin des Erbgerichtes den Saal zur Verfügung. Somit war das Problem Sportunterricht erst einmal aus der Welt geschafft. Es sollte allerdings im Jahr 1970 erneut auftreten, als der Saal des Gasthofes wegen Baufälligkeit gesperrt wurde. Alle Klassen der Schule mußten damals während des Winterhalbjahres und bei Regenwetter zum Sportunterricht nach Flöha ins Lehrkombinat fahren. Die Sportstunden fanden immer Nachmittags statt. Zur Unterrichtszeit (meist 2 Stunden) kamen noch Wege-, Warte- und Fahrzeit . Diese Regelung führte unter den Eltern berechtigter Weise zu Verärgerungen. Trotzdem dauerte es noch Jahre bis es zum Bau der Turnhalle kommt. Nach der feierlichen Einweihung am 7. Februar 1976 konnte endlich wieder ein geregelter Sportunterricht erteilt werden.

Die Baumwollspinnerei, als Patenbetrieb der Schule, stellte 1956 einen Raum für die Erteilung des Polytechnischen Unterrichtes zur Verfügung. Dort fand über Jahre der Werkunterricht der Schule statt.

Seit den 50 iger Jahren wurden ,in Zusammenarbeit von Schule und Gemeinde, großangelegte Ferienaktionen durchgeführt. Das Motto solcher Aktionen war : „FROHE FERIENTAGE FÜR ALLE KINDER“ Hier kamen auch jedesmal viele freiwillige Helfer zum Einsatz, um den Kindern schöne erlebnisreiche Ferientage zu verschaffen. Neben den örtlichen Ferienlagern weilten oft auch Wandergruppen, z.B. aus der Oberlausitz oder auch aus Thüringen, im Ort. Die Übernachtungen und die Verpflegung fanden in der Schule oder im Volkshaus statt. Aber auch im Gasthof Erbgericht wurden Kinderferienlager abgehalten. Im Sommer 1954 waren es 3 Belegungen mit jeweils 80 bis 85 Kinder des Betriebsferienlagers Jutespinnerei und Weberei Leipzig.

Hatte die Falkenauer Schule schon zu Zeiten der 8 klassigen Belegung zu wenig Unterrichtszimmer, so wurde es erst recht eng, als ab 1959 schrittweise die 10 Klassen Schulpflicht eingeführt wurde. Eine Lösung wurde nun zwingend nötig. Die Schülerzahlen waren mittlerweile auf über 300 angewachsen. So kam es im Jahr 1960 zur Errichtung des Schulanbaus. Durch diesen Anbau konnten Küche und Speisesaal vergrößert werden. Im Erdgeschoß entstand ein weiteres Klassenzimmer.

Im 1. Stock gewann man so ein großes Lehrerzimmer, sowie ein Zimmer für den Schulleiter und das Sekretariat. Um den ständig steigenden Anforderungen aus den Lehrplänen gerecht zu werden, machte es sich in den 60 igern und 70 iger Jahren erforderlich, entsprechende Fachkabinette einzurichten. So entstanden ein Physikkabinett, ein Fachkabinett Geschichte/Geographie, ein Biologie und Chemiekabinett 1980 wurde die Aula der Schule als kombinierter Fachunterrichtsraum für Musik und Deutsch hergerichtet. 1982 erfolgte die Erneuerung der Elekroanlage, die Renovierung des Schulhauses und endlich der Umbau der völlig veralteten Sanitäranlagen.

Die Arbeiten wurden von den örtlichen Handwerksbetrieben und der Baumwollspinnerei ausgeführt. Es halfen aber auch viele Eltern, Jugendliche und Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr im Rahmen des damaligen Mach-Mit -Wettbewerb. 1984 wurde die Küche modernisiert und unter Einbeziehung des Elternbeirates und der Jugendlichen der Schule, der Speisesaal gleichzeitig zum Schulclub umfunktioniert.

Nach der Wende und der Einführung des Schulsystems der BRD war unsere Falkenauer Schule bis 1995/96 noch Mittel- und Grundschule.

vorhandene Unterrichtsräume:

Erdgeschoß: 3 Klassenräume für die Grundstufe
1 Chemiekabinett
1 Vorbereitungszimmer Chemie
1. Stock: 1 Geographiekabinett
1 Zeichenkabinett
2 Klassenräume
2 Lehrerzimmer
1 Sekretariat
2. Stock: Aula
Physikkabinett
Vorbereitungszimmer Physik
Sprachkabinett

1996 erfolgte die Ausgliederung der Mittelschule nach Flöha. Seitdem gibt es in unserem Ort nur noch die Grundschule mit den Klassenstufen 1 bis 4. Ab dem 5. Schuljahr müssen die Kinder nun mit Bus, Bahn oder Rad in den Nachbarort zur Schule.

Um in der Grundschule eine bessere Auslastung der Räumlichkeiten zu gewährleisten, hat man den Schulhort, der bis dahin im Volkshaus untergebracht war, ins Schulgebäude verlegt. Im Erdgeschoß wurden dafür 3 Klassenräume entsprechend hergerichtet. Der Hof hinter dem Schulgebäude wurde den Kindern zur Freizeitbeschäftigung (Sport und Spiel) zugänglich gemacht. Für die Kinder ist es ein großer Vorteil, daß Schule und Hort nun in einem Haus untergebracht sind.

Die Zimmeraufteilung der heutigen Grundschule:

Erdgeschoß: Schulhort
Werkraum
1 Stock: 4 Klassenzimmer
1 Lehrerzimmer
1 Schulleiterzimmer
1 Sekretariat
1 Computerkabinett
2. Stock: Aula
2 Klassenzimmer

Im Jahr 1996 lernen in 5 Klassen 118 Schüler.

Im Jahr 2000 lernen in 4 Klassen 64 Schüler.

Das Lehrerpersonal im Jahr 2000

Frau Eppendorfer Schulleiterin
Frau Siegel
Frau Kreller
Frau Staben
Frau Bohlsen
Frau Ranft

Schulleiter

von 1945 bis 1990

Erich Böttcher 1945 bis 1954
Gottfried Kaltofen 1955 bis 1966
Irmgard Ulbricht 1967 bis 1970
Heinz Mann 1970 bis 1973
Klaus Berner 1973 bis 1975
Hans Richter 1975 bis 1980
Roland Stapf 1980 bis 1886
Annelie Markgraf 1986 bis 1990

Nach der politischen Wende

Steffen Ringel 1990 bis 1998 (Grundschule)
Dr. Peter Blasig 1991 bis 1995 (Mittelschule)
Bärbel Eppendorfer seit 1998 (Grundschule)

9. Die Entwicklung der Kindereinrichtungen im Ort seit 1945 45

Eine Kindertagesstätte (anfangs auch Gemeindekindergarten genannt) hat Falkenau , Unterlagen zufolge, erst seit 1946. Sie war im ehemaligen Ledigenwohnheim der Baumwollspinnerei, Fabrikweg 1, untergebracht. Das Gebäude beherberte später über 4 Jahrzehnte, genauer gesagt bis Ende 1992, die Betriebskinderkrippe.

1946 werden im Gemeindekindergarten sechzig Kinder von drei Kindergärtnerinnen betreut. Es sind vorwiegend Kinder, deren Mütter in der Baumwollspinnerei beschäftigt sind.

Als erste Erzieherinnen werden 1946 namentlich aufgeführt:

Günther, Hanna

Mehnert, Gertrud

Nüßner, Christa

Auf die Verabreichung eines warmen Essens wird größter Wert gelegt. Dadurch wird auch der Aufwand der Kosten für den Kindergarten um vieles größer. Die Baumwollspinnerei trägt aus diesem Grund die Hälfte der anfallenden Kosten.

Interessant ! Kostenaufwand im Jahr 1946

1. Besoldung 2.800,- RM
2. Verpflegung 200,- RM
3. sonstige Kosten 300,- RM
4. Ausgestaltung des Weihnachtsfestes 200,- RM
Gesamt 3.500,- RM

Anmerkung: Im Jahr 2000 mag das zwar etwas lächerlich klingen, aber für damalige Verhältnisse war es ganz beachtlich. Einer Mitteilung der Gemeinde Falkenau an das Jugendamt Flöha kann man entnehmen, daß im Mai 1949

613 Kinder

im Alter bis zu 14 Jahren von berufstätigen und berufsfähigen Müttern in Falkenau gezählt werden.

Aber nur 65 Kinder sind zu diesem Zeitpunkt im Kindergarten untergebracht. Mehr Kapazität ist leider nicht vorhanden, da es an Räumlichkeiten fehlt.

Mit Wirkung vom 1. Juli 1951 übernimmt die Baumwollspinnerei Falkenau die Kindertagesstätte. Von diesem Zeitpunkt an, trägt sie auch alle anfallenden Kosten allein. Der Betrieb verpflichtet sich, auch weiterhin die Kinder aufzunehmen, deren Mütter im Produktionsprozess stehen, aber nicht in der Baumwollspinnerei tätig sind. Der Kreis der Kinder sollte bei freien Plätzen sogar noch erweitert werden, d.h. Kinder von Müttern die nicht im Produktionsprozess stehen, sollten auch den Kindergarten besuchen können. Das war allerdings aus Kapazitätsgründen gar nicht möglich.

Durch die Aufgabe einer Wohnung ( 2 kleine Räume) wurde durch den Betrieb eine Säuglingskrippe (Wochenkrippe) geschaffen. Am 10. September 1951 begann der Nachtbetrieb. Schon nach kurzer Zeit reichten dafür die zwei keinen Räume nicht mehr aus. Man nahm zwei größere Räume von der Kindertagesstätte weg, um die Säuglingskrippe zu vergrößern.

Die Beengung, die in der Tagesstätte dadurch entstand, wurde durch die Abteilung Volksbildung stark kritisiert. Man bekam den Auftrag diesen Zustand schnellstmöglich zu beseitigen. Ein Ausgleich sollte nun durch den Ausbau der Veranda geschaffen werden.

Bereits seit 1950 bemühte sich das Werk Falkenau um die Genehmigung zum Bau einer neuen großen Kindereinrichtung, in der alle Kinder Unterkunft finden sollten. Nicht weniger als drei Projekte wurden in den Jahren 1950 bis 1953 ausgearbeitet. Sie wurden allerdings auf Grund zu hoher Kosten, teils auch aus baulichen Erfordernissen, nicht vom Ministerium für Leichtindustrie bestätigt.

Nach eingehender Überprüfung der vorhandenen Kindertagesstätte und der Wochenkrippe, kam man zu der Überzeugung, daß der Bau einer Einrichtung für Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren rein zahlenmäßig am notwendigsten ist. Die Kapazität der ehemaligen Tagesstätte sollte dann für die Wochenkrippe allein ausreichend sein. So kam es zum Bau des Kindergartens für Kinder von 3 bis 6 Jahren.

Am 1. Juni 1955 wird die Einrichtung an der Plauer Straße seiner Bestimmung übergeben.

Aber auch nun kann immer noch nicht jedes Kind sofort aufgenommen werden. Der Weg in den Kindergarten erfolgte über Voranmeldung und dann entschied eine Einweisungskommission ( bestehend aus örtlichen und betrieblichen Vertretern) über die Dringlichkeit. Da der Kindergarten ein Betriebskindergarten war, berücksichtigte man natürlich größtenteils und vorrangig Kinder , deren Eltern in der Baumwollspinnerei arbeiteten. Andere Eltern mußten dagegen oft lange auf einen Kindergartenplatz warten. Man war dann schon froh , wenn man sein Kind wenigsten den halben Tag in die Einrichtung bringen konnte. Benötigte man einen Krippenplatz, so war das nicht anders.

Kindergarten und Kinderkrippe nach der Wende

Bis Anfang der 90 iger Jahre waren die beiden Einrichtungen der Baumwollspinnerei angegliedert. Mit dem Konkurs des Werkes übernahm mit Wirkung vom 31. 05. 1991 die Gemeinde Falkenau die Trägerschaft. In den 90 iger Jahren war infolge des starken Geburtenrückganges die volle Auslastung beider Einrichtungen nicht mehr gewährleistet. Aus diesem Grund verlagerte man die Kinderkrippe im Januar 1993 mit in das Gebäude des Kindergartens. Auch der Kinderhort wurde der Kindertagesstätte angegliedert. Bis 1996 noch im Volkshaus untergebracht , wurde er, nach der Ausgliederung der Mittelschule nach Flöha, ins Erdgeschoß des Schulhauses verlegt. Die Betreuung der Hortkinder erfolgt nun auch durch das Personal der Kindertagesstätte.

Der 31. Mai 2000 ist für Falkenaus jüngste Bürger und natürlich für alle Eltern und Erzieher des Hauses an der Plauer Straße ein bedeutungsvoller Tag. Nach umfangreichen Rekonstruktionsmaßnahmen und Gestaltung der Außenfassade präsentiert sich die Einrichtung am Vorabend seines 45. Geburtstages in völlig neuem Gewand. In einer feierlichen Veranstaltung erhält der Falkenauer Kindergarten den Namen

„Kindertagesstätte Falkennest“

10. Die Vereinstätigkeit in Falkenau 47

10.1. Vereine nach 1945 47

Vereine gibt es im Ort genau seit der Zeit, in der die Industriealisierung ihren Aufschwung nahm. Trugen sie anfangs hauptsächlich bürgerlichen Charakter, so änderte sich das mit der Bildung der ersten Arbeitervereine.

zum Beispiel:

  • Arbeitergesangsverein gegründet 1905
  • Freie Turnerschaft gegründet 1922

Die alte Ortschronik aus dem Jahr 1938 verweist auf sage und schreibe 33 bestehende und auch zum Teil schon wieder aufgelöste Vereine und Ortsgruppen. Allein 7 Vereine (alles Arbeitervereine) werden 1933 bei Machtübernahme durch die Nazis verboten.

Vereine nach 1945

Eine Meldung der Gemeindeverwaltung über noch bestehende Vereine im Jahr 1946 an den Kreis ergibt folgende Übersicht:

Konzertina-Verein Mitglieder 61 Vorsitzender Oskar Rockstroh

Kleintierzüchter-Verein Mitglieder 40 Vorsitzender Walter Uhlemann

Erzgebirgsverein Mitglieder 64 Vorsitzender Arthur Dietze

Pfeifenclub Mitglieder 90 Vorsitzender Max Düring

Hausbesitzerverein Mitglieder 32 Vorsitzender Bruno Neumann

Arbeitervereinigung zu Mitglieder 341 Falkenau j.P. Vorsitzender Direktor Bucher

Laut einer amtlichen Bekanntmachung vom 9. September 1948 wurde die Liquidation sämtlicher ehemaliger Vereine festgelegt und durchgeführt, ganz egal ob nun Abhängigkeit zur NSDAP nachgewiesen werden konnte oder nicht. Alle vorhandenen Girobücher wurden eingefroren, Gegenstände usw. sind Eigentum der Gemeinde geworden.

Wie ging es nun weiter?

Vereine in der Art , wie sie vor dem 2. Weltkrieg bestanden, waren also tabu.

Aber es fanden sich auch nun wieder Gruppen zusammen, die gemeinsamen Interessen nachgingen. Man nannte sie nur eben nicht mehr Vereine, sondern sie wurden unter dem Begriff Massenorganisationen geführt. Dazu gehörten beispielsweise die FDJ (Freie Deutsche Jugend), der FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund), die DSF (Deutsch-Sowjetische Freundschaft) genauso wie der DTSB (Deutscher Turn- und Sportbund), das DRK (Deutsches Rotes Kreuz) , der Anglerverband, die Kleintierzüchter und Siedler, die Freiwillige Feuerwehr, die Volkssolidarität und noch einige andere. So hatten die Falkenauer Einwohner auch zu DDR Zeiten die Möglichkeit individuell ihren Hobbys und Neigungen nachzugehen. Und nicht wenige machten davon Gebrauch.

Im Zuge der Wiedervereinigung wurde in den 90iger Jahren dann der e. V. (eingetragener Verein) sozusagen wiedergeboren.

Vereine nach der politischen Wende 1990

Übersicht

- Turn- und Sport Verein Falkenau (TSV 1888)

- Freiwillige Feuerwehr

- Seniorenverein

- Kegelverein

- Falkenauer Blasmusikanten

- Unabhängige Bürgerinitiative UBI

- Siedlerverein

- Gartenverein „Bergfrieden“

- Gartenverein „Sonnige Aue“

- Wochenendsiedler „Zechengrund“

- Anglerverein

10.2. Die Entwicklung des TSV 1888 48

Die Entwicklung des TSV 1888

(tabellarisch in Jahren) entnommen dem Festprogramm 1993

1888 Gründung
1908 Gründung des Radfahrervereins
1914 Niedergang des Sportvereins durch den 1. Weltkrieg
1922 Gründung einer Handballabteilung
1923 Gründung einer Fußballabteilung
1939 erneuter Niedergang durch den 2. Weltkrieg
1947 Neubildung des Sportvereins, Gründung einer Frauensportgruppe
1949 die Handballabteilung wird wieder ins Leben gerufen, sie ist bis 1968 eine der stärksten Abteilungen
1950 Neubildung der Fußballabteilung, sie entwickelt sich zur stärksten Abteilung im Sportverein
1951 Neuer Name BSG „Fortschritt“ Falkenau, die Schirmherrschaft hat die Baumwolle
1951 Gründung einer Wintersportabteilung, Aufbau einer Sprungschanze, Auflösung 1961, die Schanze war eingebrochen
1952 Neubildung einer Tischtennisabteilung
1976 Einweihung der Turnhalle am Sportplatz
1980 Gründung einer neuen Wintersportabeilung im Abfahrtslauf, Auflösung 1989
1983 Gründung einer zweiten Damensportgruppe
1984 Versuch zur Gründung einer Abt. Schwimmen, Versuch wurde 1988 abgebrochen, da kein Hallenbad zu erreichen war
1992 Einweihung der neugebauten Kegelbahn, eine Initiative der Sportler Falkenaus

Nach der politischen Wende und dem Konkurs der Baumwollspinnerei wurde aus der Betriebssportgemeinschaft „Fortschritt Falkenau“ der Turn- und Sportverein 1888 Falkenau.

TSV 1888 e. V.

Vereinsvorsitzender: Kazich Frank

Er ist mit seinen rund 300 Mitgliedern der zahlenmäßig stärkste Verein im Ort.

Die Mitglieder des TSV sind in den nachstehend aufgeführten Abteilungen organisiert:

Fußball Tischtennis Frauensport

Vereinsvorsitzende

1888 - 1899 Wilhelm Lehmann
1899 - 1903 August Thran
1903 - 1909 Heinrich Drechsler
1909 - 1914 Max Hösel
1914 - 1922 kein Sport, 1. Weltkrieg
1922 - 1924 Richard Berthold
1924 - 1929 Arthur Weiß
1929 - 1933 Dr. Max Ullmann
1935 - 1939 Edmund Lehmann
1939 - 1947 kein Sport, 2. Weltkrieg
1947 - 1951 Hugo Kreher
1951 - 1975 Albert Rockstroh
1975 - 1978 Werner Schafferhans
1978 - 1980 Steffen Ringel
1980 - 1997 Günther Fischer
seit 1997 Frank Kazich

Abteilung Fußball

Über die Gründung und den Werdegang bis zum 2. Weltkrieg berichtet das Kapitel Sportgeschichte. Hier soll nur noch einmal der Name Albert Rockstroh genannt sein, der mit 16 Fußballbegeisterten einst begann.

Wie ging es nun nach dem 2. Weltkrieg im Falkenauer Fußball weiter?

1946 fand sich eine kleine Anzahl Sportler zusammen um diese Sportart neu zu beleben, leider erstmal nur für kurze Zeit. Vom Rat des Kreises Flöha und der Roten Armee gab es Festlegungen, dass Falkenau und Flöha gemeinsam auf sportlichem Gebiet arbeiten sollten.

Da in Falkenau aber sehr großes Interesse bestand im eigenen Ort Fußball zu spielen, wurde im Jahr 1949 mit Unterstützung der Baumwolle erneut begonnen, selbständig zu arbeiten. Es wurde eine 1. Männermannschaft aufgebaut, die sich im Januar 1950 dann erstmals dem Publikum präsentierte. Große Verdienste erwarb sich hier der Sportfreund E. Steinbach. Bereits 1952 wurde der Kreismeistertitel errungen. Von nun an hatten Falkenaus Kicker auf Kreisebene immer ein Wörtchen mitzureden. Das war nicht zuletzt auch das Ergebnis einer intensiven Nachwuchsarbeit. Genügend Interessenten für diese Sportart gab und gibt es in Falkenau immer. Den vielen ehrenamtlichen Übungsleitern ist es zu danken, daß sich der Fußballsport im Ort so gut entwickelt hat. Ohne sie wäre es sicher nicht möglich gewesen sich besonders auf Kreisebene so gut zu etablieren.

1993 verfügte Falkenau über sieben Fußballmannschaften. Davon nahmen fünf am Wettkampf auf Kreisebene (Kreis Freiberg) teil. Nur die „Alten Herren“ und die Freizeitmannschaft tragen ihre Spiele ohne Punktewertung aus. In jenem Jahr sind allein 130 Sportler in der Abteilung Fußball organisiert

Zum Festakt anlässlich des 70. Jubiläums ehrte der damalige Vorsitzende des TSV 1888 , Günther Fischer, verdienstvolle ehemalige und noch tätige Funktionäre. Ehrenmitglieder des TSV werden die verdienstvollen Sportkameraden Werner Forchheim, Wilhelm Otto und Max Neubert.

Mannschaften im Jahr 2000
  • F -Jugend Kreisklasse
  • E - Jugend Kreisklasse
  • D - Jugend Kreisklasse
  • C - Jugend Kreisklasse
  • B - Jugend Kreisklasse
  • A - Jugend Kreisklasse
  • 1. Männermannschaft Kreisliga
  • Freizeit Hobbyfußballer
  • Alten Herren Hobbyfußballer

und nicht zu vergessen !!!

  • eine Damenmannschaft (besteht seit 1998)

Sektion Tischtennis

Am 10. April 1952 wurde die Gründung einer Sektion Tischtennis beschlossen. Die Initiatoren dazu waren Günter Neumann und Werner Wächtler. Der erste Trainingsabend fand am 19. August 1952 im Turnsaal der Baumwollspinnerei statt. Günter Neumann war auch der 1. Sektionsleiter. 1954 übernahm Erich Hunger diese verantwortungsvolle Aufgabe. Bereits nach 4 Jahren erkämpfte sich die 1. Mannschaft den Kreismeistertitel und stieg in die Kreisliga Flöha/ Freiberg/ Hainichen auf. Nach weiteren 4 Jahren gelang der Aufstieg in die Bezirksklasse. Die erfolgreichsten Spieler zu dieser Zeit waren Werner Wächtler, Günter Hausding, Hans Schlegel, Erich Hunger, Walter Wolf und Gerhard Hofmann. Der unvergessene Sportfreund Werner Wächtler führte in dieser Zeit die Sektion und war gemeinsam mit dem damaligen BSG-Leiter, Albert Rockstroh, sehr um die Nachwuchsarbeit bemüht. 1966 begann Roland Stapf interessierten Kindern das Tischtennisspiel beizubringen. Der Sportfreund Karl-Heinz-Wichert übernahm 1969 diese Aufgabe und setzte die Nachwuchsarbeit kontinuierlich und zielstrebig fort. Das Ergebnis dieser guten Arbeit war zum Beispiel die Teilnahme je einer Mädchen und Jungenmannschaft bei den DDR Vorrunden für den Pokal der Schülermannschaften. Zwei Sportlerinnen ereichten damals sogar die Qualifikationswettkämpfe für die Sonderklasse im Altersbereich Schüler A und B. 1973 startete eine Mädchenmannschaft in der Damen Bezirksklasse, sie errangen im zweiten Jahr den Meistertitel und damit den Aufstieg in die Bezirksliga. Die 80 iger Jahre verliefen besonders für die 1. Männermannschaft sehr wechselvoll. Nach vielen Jahren in der Bezirksklasse musste der Abstieg hingenommen werden. Es folgten nun Jahre des Auf- und Abstiegs zwischen Kreis- und Bezirksklasse.

1981 verstarb plötzlich und unerwartet der Mitbegründer und langjährige Leiter der Sektion, Sportfreund Werner Wächtler. Sein Tod, sowie das Ausscheiden von einigen Stammspielern riss große Lücken in das Vereinsleben. Erst im Jahr 1987 konnte sich die 1. Männermannschaft wieder dauerhaft in der Bezirksklasse etablieren. 1990 wurde der Sächsische Tischtennisverband gegründet und der Wettkampfbetrieb dem der alten Bundesländer angepasst. Es kam zur Auflösung der Bezirksklasse. Die 1. Männermannschaft spielte nun in der Kreisliga Flöha/Zschopau/Stollberg. Seit 1987 wird der Nachswuchsarbeit, unter Leitung von Sportfreund Roland Stapf, wieder sehr großes Augenmerk geschenkt. 1992, nach 40 Jahren Tischtennis, zählte die Sektion an Mitgliedern:

	13	Erwachsene
	30	Kinder und Jugendliche

1997 feierte die Sektion Tischtennis sein 45 - jähriges Bestehen und gleichzeitig seine bis dahin erfolgreichste Saison.


Die 1. Männermannschaft erkämpfte Platz 2 der Tabelle in der Bezirsliga.

Die 2. Falkenauer Vertretung sicherte sich den Aufstieg in die 2. Kreisliga.

Die 3. Mannschaft (Durchschnittsalter 17 Jahre) erkämpfte in der 2. Kreisklasse Platz 2.

Die Mädchenmannschaft errang den Vize-Sachsenmeistertitel.

Die Falkenauer Damen schafften, gemeinsam mit ihren Teamkolleginnen von Saxonia Freiberg, den Aufstieg in die Landesliga. Die Popularität des Tischtennissportes hat in den letzten 10 Jahren immer mehr zugenommen, was sich in der Entwicklung der Mitgliedszahlen niederschlägt. Sie ist seit 1990 fast um das dreifache gestiegen. Die Abteilung Tischtennis ist heute die erfolgreichste Abteilung innerhalb des TSV 1888.

Frauensport in Falkenau

Schon seit der Jahrhundertwende erfreut sich der Frauensport in Falkenau großer Beliebtheit. Laut Ortschronik von Hermann Seifert bestand seit 1904 bereits eine starke Turnerinnenabteilung, der sich 1927 eine Frauenabteilung angliederte. Durch den 2. Weltkrieg kam auch der Frauensport in Falkenau zum völligen Erliegen.

1947 brachten drei begeisterte Mitstreiter des ehemaligen Turnvereins den Mut und die Kraft zur Neuorganisierung des Frauensportes auf. Es waren der unvergessene Edmund Lehmann, Gerhard Köhler und Hans Haupt, denen die Gründung der 1. Sportgruppe (Turnerfrauen) zu verdanken ist. Über Jahrzehnte war Edmund Lehmann der Übungsleiter der Sportlerinnen. Nun hat ebenfalls schon wieder viele Jahre Karola Koch das Zepter in der Hand.

Heute nennen sich die Damen schlicht und einfach „OLD LADYS“ und die meisten Falkenauer Einwohner werden wissen, daß diese Bezeichnung für die etwas ältere Sportlerinnengarde des Ortes treffend ist.

1997 feierten die Sportfreundinnen, (über 40 an der Zahl) im Alter von 34 bis 72 Jahren, ihr 50 igstes Jubiläum. Fast ganz Falkenau kam zum großen Fest in die Turnhalle.

Die Übungsstunden der „OLD LADYS“ finden schon seit Jahrzehnten immer Montags statt. Neben den Turnstunden betätigen sich die Frauen auch auf anderen sportlichen Gebieten aktiv. So geht man im Sommer wandern oder schwimmen, es werden Radtouren unternommen und einmal monatlich sucht man die Kegelbahn auf. Von den Gründungsmitgliedern, die 1947 die Sportgruppe mit zum Leben erweckten, sind immer noch aktiv und das seit über 50 ig Jahren, Hanni Schröder, Lisa Otto, Hella Morgenstern, Regina Forchheim.

Die Sportfreundinnen erinnern sich gern an Wettkämpfe, die man vor Jahren bei Kreisvergleichen mit Augustusburger, Oederaner und Breitenauer Frauen ausgefochten hat. Bis in die 70 iger Jahre war es Tradition, einmal jährlich mit den Breitenauer Turnerinnen eine gemeinsame Übungsstunde durchzuführen. Seit über 10 Jahren werden Sportfreundschaften mit Turnerinnen aus Eppendorf gepflegt, einmal jährlich wird auch hier gemeinsam geturnt.

2. Frauensportgruppe

Im September 1983 wurde eine 2. Frauensportgruppe ins Leben gerufen. Den Anstoss dafür gaben einige Ehefrauen von Falkenauer Fussballern, die auch gemeinsam etwas Sport treiben wollten. Waren es anfänglich gerade einmal 12 junge Frauen, so zählte man 1984 bereits 26 Sportlerinnen. Mittlerweile sind 43 Frauen im Alter von 25 bis 51 Jahren organisiert, die mehr oder weniger eifrig, Dienstags 20 Uhr, etwas für die Gesundheit und für den Körper tun. Die Übungsstunden, die von der Sportfreundin Karla Naumann geleitet werden, umfassen u.a. Gymnastik, Aerobic, Geräteturnen und verschiedene Ballspiele. Volleyball und Völkerball erfreuen sich dabei besonderer Beliebtheit. Im Sommer wird geradelt und auch ab und zu gewandert , oder man trifft sich zum Schwimmen im schönen Falkenauer Bad. Einmal im Monat geht man kegeln oder schiebt beim Bowling eine ruhige Kugel. So wird jedem Mitglied die Möglichkeit geboten, sich dem Alter und der körperlichen Verfassung entsprechend sportlich zu betätigen. Auch diese Frauensportgruppe ist ein lustiges Völkchen und steht ihrer großen Schwester, den „OLD LADYS“, in nichts nach. Die selbstverfasste Vereinshymne ist ein „MUSS“ bei Feiern und Ausfahrten. Zusammenhalt und gegenseitige Hilfe sind oberstes Gebot und bestimmen das Vereinsleben.

Falkenauer Sportidole

Edmund Lehmann

Man kann ihn auch als Falkenauer „Turnvater Jahn“ bezeichnen. Es wird kaum einen Sportler im Verein geben, dem der Name Edmund Lehmann nichts sagt. Der Sport war sein Leben, darin ging er völlig auf. Er bestimmte über viele Jahrzehnte die Geschicke des Falkenauer Sportvereins maßgeblich mit. 1885 geboren, arbeitete Edmund Lehmann bis zum Rentenalter als Spinnmeister in der Baumwollspinnerei. Danach war er noch einige Jahre als Werkschutz tätig. Seine große Liebe galt dem Turnen. Seit 1935 war er Vereinsführer im Turnverein und Frauenturnwart. 1947 war er Mitbegründer der Frauensportgruppe ( jetzt „Old Ladys“). Seine ganze Freizeit widmete er dem Sport. So fungierte er über Jahrzehnte als Übungsleiter, nicht nur im Frauensport, sondern auch im Kindersport. Noch als 90 ig jähriger turnte er bei Übungsstunden vor.

Sein Motto war immer: „FRISCH, FROMM, FRÖHLICH, FREI!“

So halten es nun auch seine Mädels, die „ihren Edmund“ nie vergessen werden. Auch für den Fussball hatte er viel übrig. Lange Zeit sorgte er als Sportplatzwart dafür, das alle Spiele ordentlich ausgetragen werden konnten.

Am 13. Juni 1998 erhält der Sportkomplex, in Würdigung der Leistungen Edmund Lehmanns für den Falkenauer Sport, seinen Namen.

„Sportstätte Edmund Lehmann“

Günther Fischer

Der ehemalige, langjährige Vereinsvorsitzende ist eine weitere herausragende Persönlichkeit, dem der TSV sehr viel zu verdanken hat. Seit fünf Jahrzehnten widmet er seine ganze Kraft der Entwicklung des Falkenauer Sports. 1997 tritt er aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt als Vorsitzender zurück. Seit 1950 Mitglied im Verein, war er von 1957 - 1976 Leiter der Sektion Fussball. Danach für ein Jahr Vorsitzender der BSG und im Anschluß daran drei Jahre technischer Leiter des Vereins. Von 1980 an bis 1997 fungierte Günther Fischer wiederum als Leiter der Betriebssportgemeinschaft Fortschritt und nach der Wende als Vorsitzender des TSV 1888 Falkenau. Außerdem war er fünf Jahre Übungsleiter im Nachwuchsbereich, sieben Jahre Mannschaftsleiter der 1. Männermannschaft, fünfzehn Jahre aktiver Schiedsrichter und zwölf Jahre Hauptkassierer der Sparte Fussball. Von 1962 bis 1976 amtierte er zusätzlich auch noch als Vorsitzender der Auszeichnungskommission im Kreisfachausschuss Flöha. Große Verdienste erwarb sich der langjährige Sportfunktionär beim Bau der 1976 eingeweihten Turnhalle. Über neun Jahre dauerte der Kampf, ehe 1974 mit dem Bau begonnen wurde. 1989 legte Günther Fischer bei der Grundsteinlegung zum Bau der Kegelbahn auch wieder selbst mit Hand an. Bei allen Jubiläumsveranstaltungen der BSG in den 80 igern sowie 1993 agierte er immer als Hauptorganisator. Günther Fischers Oganisationstalent und Geschick hat jedes Fest zum Erfolg werden lassen. Zur Festveranstaltung zum 110. Geburtstag des TSV 1888 wurde Günther Fischer für seine großen Verdienste mit der Goldenen Ehrennadel des Sportbundes geehrt. Diese Auszeichnung nahm, unter großem Beifall der Falkenauer Sportler, der Vizepräsident des Kreissportbundes Volker Dietzmann vor.

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11. Sportgeschichte des Dorfes Falkenau 53

Quelle: Chronik zum Lichtbildervortrag v. M Eiding anlässlich 88 Jahre Sport in Falkenau

1888 Gründung des TVF - Turnverein Falkenau
1. Turnplatz war der enge Hof des heutigen Rathauses
1890 Schaffung des 1. Turnraumes im Pferdestall der Falkenhöhe
1904 Gründung einer Frauenabteilung im TVF Diese Turnerinnen entstammten, ebenso wie die Männer, aus den niederen Schichten des Bürgertums (Handwerker- oder Bauerntöchter)
1906 Bau der Turnhalle an der Straße der Einheit durch die Firma Liebermann. Die Sportgeräte finanzierten die Turner selbst. War zu Anfang ein starrer, schematischer Turnstil vorherrschend, so änderte sich das. Es setzten sich fortschrittlichere Gedanken und Turnanschauungen durch. Zu ihren Vertretern gehörte auch der junge Spinnereiarbeiter Edmund Lehmann. Er betrieb die Turnkunst mit außergewöhnlichem Fleiß und viel Begeisterung. Edmund Lehmann war zu dieser Zeit Vorturner der Deutschen Turnerschaft
1908 Gründung des Radfahrervereins.Der Radsport wird zum Modesport der bürgerlichen Klasse. Chemnitz und Umgebung ist Hochburg des Radsports. Fleischermeister Max Kluge war erster Leiter und Trainer. Die Volkstümlichkeit und Geselligkeit des Vereins lockte auch viele Arbeiter an. Später schlossen sie sich aber dem Arbeiterradfahrverein der Freien Turner an. 1914 wurde der Verein dem Sächsischen Radfahrerbund angeschlossen
1914 - 1918 Niedergang der Sportbewegung durch den 1. Weltkrieg
150 Vereinsmitglieder tauschten das Sportdress gegen die Uniform und zogen ins Feld. So mußte der Vorsitzende des Radfahrervereins sein Können als Radkurier im Krieg unter Beweis stellen. 35 Falkenauer Sportler verloren ihr junges Leben in diesem Krieg
1922 Gründung des Arbeiterturnvereins ( Freie Turnerschaft)
Ihr gehörte der fortschrittliche Teil der Arbeiter an, der sich vom doch sehr bürgerlichen TVF losgelöst hatte. Seine rasch anwachsenden Mitgliedszahlen ließen ihn zum Mittelpunkt der Arbeitersportbewegung im Ort werden. Auch hier wurde eine Frauenriege gebildet. Anfangs konnten die Sportler nur Freiübungen und Spiele durchführen, weil die Hallenbenutzung erst nur dem TVF vorbehalten war. Nach dem man nach harten Kämpfen die Mitbenutzung der Halle erzwungen hatte, waren Turngeräte das nächste Problem, denn die des TVF durften nicht benutzt werden. Aber mit Hilfe der freien Turner aus Flöha, Niederwiesa und Marbach, die Sportgeräte bereitstellten, konnte schon bald der Turnbetrieb aufgenommen werden. Neben Männer und Frauen gab es bei den Freien Turnern auch eine starke Kinder- und Jugendabteilung. Insgesamt verfügte der Verein über ca. 130 Mitglieder. Verdienstvolle Sportfunktionäre der Freien Turner waren Hugo Kreher (bis 1933 Vorsitzender) und der Arbeiterschwimmer und Radfahrer Erich Böttcher. Die Ballspielabteilungen der Freien Turner
1923 Gründung einer Fußballabteilung 1. Spiel (Gründungsspiel gegen Bermsgrün) 3 : 3. Hierbei stellten sich kurzfristig die Turner zur Komplettierung der Mannschaft zu Verfügung
1924 Falkenau erhält seinen ersten Sportplatz. Er befand sich am Wasserrand nach Flöha und wurde den Sportlern beider Vereine von der Gemeinde zur Verfügung gestellt. In der Fußballabteilung wurde damals schon zielstrebig Nachwuchsarbeit betrieben. Es gab eine leistungsstarke Juniorenelf. Große Verdienste erwarben sich hier Albert Rockstroh und Willi Meier. Neben der starken Fußballabteilung gab es bei den Freien Turnern auch eine kleinere Faustballabteilung, die Abteilung Leichtathletik und die Schwimmer
1927 Zur Einweihung des Natur- und Schwimmbades Falkenau finden zum 1. Mal Wettkämpfe im Schwimmen und im Wasserball statt.
Der Arbeiterradfahrbund
Er war in Falkenau der zweitgrößte Arbeitersportverein. Hervorgegangen aus dem 1908 gegründeten Radfahrverein trug er seit 1914 die Bezeichnung Arbeiterradfahrbund. Es wurden die Disziplinen Reigenfahren, Schmuckkorso- und Straßenfahren sowie Radwandern betrieben. Die Reigenvorführungen der Damen- und Herrenmannschaften begeisterten das Publikum im Ort und in der näheren Umgebung
Enge Verbindung mit dem Sport hielt der 1924 gegründete Arbeitersamariterbund ASB (Weißes Kreuz). Er fehlte bei keiner sportlichen Großveranstaltung und war stets einsatzbereit , wenn es um den gesundheitlichen Schutz der Sportler ging
1927 Gründung eines Zentralvereines. In ihm waren die Freien Turner, der Arbeiterradfahrbund und der Arbeitergesangsverein zusammengeschlossen
1930 Dieser Zentralverein schloss sich der Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit an. Bis zum Verbot durch die Nazis im Jahr 1933 blieb dieser Aufbau erhalten
1932 Die Eisfahrt vom 4. Januar 1932 vernichtete den Sportplatz am Wasserrand nach Flöha restlos, nachdem er vorher auch schon immer der Zerstörung durch Hochwasser ausgesetzt war. Da die Freien Turner keinen Zutritt zur damaligen neuerbauten Jahnwiese hatten, wurde bis 1933 in Flöha, in der Nähe des Rosenheimes Fußball und Faustball gespielt
Die Weiterentwicklung der bürgerlichen Sportbewegung und des TVF (Turnverein Falkenau) nach dem 1. Weltkrieg
seit 1921 gehörte zum TVF auch eine Kinder und Jugendabteilung. Entgegen dem Widerstand des konservativen Teils der Turner im Verein, entwickelten sich auch hier Spielabteilungen nach dem 1. Weltkrieg sehr schnell. Handball spielte man bereits seit 1920
1922 erfolgte allerdings erst die Gründung der Handballabteilung. Als 1. Spielwiese diente der Platz hinter der Turnhalle, wo heute das Volkshaus steht. Später wurde auch auf dem Feld an der Straße der Einheit gespielt. Diese Plätze ließen jedoch einen vorschriftsmäßigen Spielbetrieb nicht zu. Ein Teil der Spieler wechselte aus diesem Grund nach Flöha
1923 fand die Bannerweihe des Radfahrvereins „Radlerlust“ (bürgerlicher Verein) statt. Dieser Verein war nicht dem Turnverein, sondern dem sächsischen Radfahrerbund angeschlossen. Verein verfügte über eine viel bessere Ausstattung als die Arbeiterradsportler.Ein Teil der Sportler verfügte schon über Rennräder, während die anderen mit ortsüblichen Tourenrädern die Straßenrennen absolvierten
1925
1927 Der 1904 entstandenen Turnerinnenabteilung wurde eine starke Mädchenabteilung angegliedert. Die Männerriege des TVF mit E. Lehmann zählte mittlerweile zu den besten im Kreis. Schon 1921, beim 4. Sächsischen Kreisturnfest in Dresden, wurde Karl Franke Sieger am Reck (Kraftübungen)
1928 Eine erfolgreiche Leichtathletikabteilung entstand auf Initiative von E. Lehmann, E. und H. Köhler. Große Sammelaktion des Turnverein Falkenau für den Bau eines neuen Sportplatzes. Auf Grund der Gegensätze , die zwischen TVF und den Freien Turnern bestanden, war es nicht möglich, den Bau des neuen Sportplatzes gemeinsam durchzuführen
1929 bis 1931 In 2 jähriger mühevoller Kleinarbeit entstand die Jahnwiese, unser jetziger Sportplatz. Besonders die Handballer waren beim Bau beispielgebend. Zum Sportplatz gehörte auch eine Umkleidekabine
1931 Am 16. August erfolgte die feierliche Platzweihe.
Der TVF veranstaltete ein großes Schauturnen und die Handballer hatten sich mit dem TV Chemnitz/Gablenz den späteren Deutschen Meister eingeladen
1933 Machtübernahme durch die Nazis
Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit wurde verboten. Das bedeutete das Ende der Freien Turner und ihrer Abteilungen, sowie für den Arbeiterradfahrbund. Das Eigentum wurde beschlagnahmt und die Mitglieder verfolgt
1934 Fußballabteilung im TVF
Nach dem Verbot der Falkenauer Freien Turnerschaft wurde im TVF eine eigene Fußballabteilung gegründet, in der auch die Nachwuchsarbeit nicht zu kurz kam. Schon 1935 verfügte man auch hier über eine gute Fußballjugendmannschaft
Auch im Turnverein Falkenau wurden die Turner, einst die Könige des Sports im Ort, durch den Aufschwung der anderen Sportarten etwas in den Hintergrund gedrängt
1938 50. Jahrestag der Gründung des TVF
Die Feier war von Hakenkreuzfahnen flankiert. Die Nazis veranstalteten eine Show mit viel faschistischem Pomp

Der 2. Weltkrieg der Untergang des TVF 1939 bis 1945

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre sind Sportplatz und Turnhalle verwaist. Wieder müssen Sportler das Dress mit der Uniform tauschen und in den verbrecherischsten und schlimmsten aller Kriege ziehen. Viele von ihnen kehren nicht in die Heimat zurück, sie verlieren dabei ihr Leben.

Die Wiederbelebung des Sports in Falkenau nach 1945

Nach Beendigung des 2. Weltkrieges bemühten sich ehemalige Sportler des TVF und der Freien Turner gemeinsam sehr intensiv um die Wiederaufnahme des Sportbetriebes in Falkenau. Zu ihnen gehörten E. Lehmann, H. Kreher, E. Böttcher, B. Gründig u. a. Der Fussball, Handball sowie das Turnen wurden wieder zum Leben erweckt. Hierbei sei bemerkt, daß Handball bis Ende der 60iger Jahre zur erfolgreichsten Abteilung im Verein zählte. 1951 übernahm die Baumwollspinnerei die Schirmherrschaft des Sportvereins, der sich von da an BSG „Fortschritt Falkenau nannte. Der 1. Vorsitzender war Hugo Kreher.

Neue Abteilungen (Sektionen) entstanden:

Tischtennis 1952

Wintersport 1951 (sogar eine Schanze entsteht)

Leichtathletik 1952

Anglerverband 1959

1946fällt die „örtliche“ Parteiführung eine für Falkenaus Sportler höchst folgenschwere Entscheidung. Um ein Kino und eine Kulturbühne zu schaffen, wird die 1906 errichtete Turnhalle einfach umgebaut. Schon wenige Jahre später merkt man, wie falsch diese Entscheidung war. Um die fehlende Turnhalle zu ersetzten, wurde ein Saal der Baumwollspinnerei als Turnraum eingerichtet. Später turnte man dann im Saal des Gasthofes „Erbgericht“. Dort fand über Jahre auch der Sportunterricht der Schule statt. Anfang der 70 iger Jahre kann wegen Baufälligkeit des Saales im Gasthof nicht mehr geturnt werden. Einmal mehr erkennt man nun die Notwendigkeit zum Bau einer ordentlichen Turnhalle in Falkenau
1974/75 Endlich, nach langen Kämpfen, die Falkenaus Sportfunktionäre ausfochten, wird mit dem Bau einer neuen Turnhalle, neben dem Sportplatz begonnen
1976 Am 7. Februar erfolgte die feierliche Übergabe der Turnhalle an Falkenaus Sportler
1989 Seit Ende der 80 iger Jahre gab es Überlegungen und Initiativen der Leitung der BSG „Fortschritt“ Falkenau zur Errichtung einer Kegelbahn. Am 20. September 1989 begannen die Sportler die Arbeit und investierten sehr viel Freizeit für dieses Projekt. Durch die Wiedervereinigung ruhte dann die Arbeit für längere Zeit. Keiner wußte so recht wie es weitergehen sollte. Dem Einsatz von Werner Seyfert ist es zu danken, Fördermittel für die Baufortführung zu erhalten. Mit Unterstützung der Handwerker des Ortes, der Gemeindevertretung, Baufirmen und vieler fleißiger Helfer konnte die Kegelbahn fertiggestellt werden
1992 Am 28. März wurde die Kegelbahn feierlich eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben. Seit der Einweihung wird die Kegelbahn von den Falkenauern sehr rege genutzt. Sie ist auf dem Gebiet der Freizeitgestaltungeine sehr große Bereicherung für unseren Ort. Zur Anlage gehören zwei vollautomatische Bahnen, ein schöner Aufenthaltsraum und die angrenzende Gaststätte „Sportlereck“. Der Kegelverein wird gegründet, er ist ein eigenständiger Verein und gehört nicht zum TSV 1888
1993 bis 1997Nach fast 20 jähriger, ständiger Nutzung der Turnhalle war diese überreif für eine Generalüberholung. Umfassende Rekonstruktionsmaßnahmen begannen. In den Jahren 93/95/ und 97 flossen Gelder in Höhe von fast einer Million DM ( zum Teil auch Fördermittel) in die Einrichtung. Innerhalb der Reko 1995 wurde die Halle mit einer neuen Be- und Entlüftungsanlage versehen und ein Anbau geschaffen. Um die Nutzung als Mehrzweckgebäude für besondere Veranstaltungen noch besser zu gewährleisten, wurde im 2. Bauabschnitt der Ausbau und die Neueinrichtung der Sanitäranlagen durchgeführt. Am 19. September 97 stand die Turnhalle den Sportlern, Einwohnern und Gästen Falkenaus wieder zur Verfügung. Es präsentiert sich nun eine Sport- und Kulturstätte mit hohem technischen Ausstattungsgrad, besonders im völlig umgestalteten Sanitärtrakt. Grau gefließt und farblich rot und gelb abgesetzt sind die Waschräume und WC mit moderner Sensortechnik ausgestattet. Der Hallenzugang wurde behindertengerecht gestaltet und kann mit Rollstuhl befahren werden. Ein Behinderten WC nach neuestem techn. Standard wurde eingebaut. Extra installiert sind komplexe Anschlüsse für Versorgungseinrichtungen bei Kulturveranstaltungen. So kann mühelos ein Tresen angeschlossen werden und das im Paterre eingebaute Lehrerzimmer läßt sich in einen Verkaufsstand umwandeln. Damit die Halle möglichst lange in diesem Zustand erhalten bleibt, wird durch die Nutzer ein Hallenbenutzungsbuch geführt. Eine neue Hallenbenutzungsordnung regelt das Verhalten in der Einrichtung
13. Juni 1998 Der Sportkomplex erhält den Namen des Mannes ,der ein großes Stück Sportgeschichte Falkenaus bestritten hat
„Sportstätte Edmund Lehmann“
September 1998 Das Sportlerheim wird rekonstruiert. Lange Zeit ging die Sanierung des Anfang der 70 iger Jahre errichteten Gebäudes nicht vorwärts. Dann flossen endlich Fördermittel in Höhe von 75.000 DM. Insgesamt standen 380.000 DM zur Verfügung, um das Gebäude von Grund auf zu sanieren
Januar 1999Am 30. Januar erfolgte die Übergabe des Sportlerheimes in neuem schmucken Gewand an seine Nutzer. Innerhalb von nur fünf Monaten hatte sich das Bild innen wie außen grundlegend verändert. Die Außenwände wurden isoliert, das Dach neu gedeckt, eine moderne Heizung eingebaut, die Elektrik erneuert, der Fußboden gefließt. Moderne Toiletten, zwei Duschräume, eine Umkleidekabine für Gastmannschaften und ein Raum für die Vereinsmitglieder sind im Erdgeschoß neu entstanden. Rund 40.000 DM erbrachten die Vereinsmitglieder des TSV an der Gesamtinvestition in Eigenleistung
Herbst 1999 Der Falkenauer Sportplatz wird für jeglichen Spielbetrieb gesperrt. beginnt ein umfassender Ausbau der Sportanlage. Die Punkt- und Freundschaftsspiele der einzelnen Mannschaften können, dank der Solidarität der Sportvereine Breitenau, Hohenfichte und Augustusburg, auf den Sportplätzen dieser Orte stattfinden
Pfingsten 2001 Nachdem fast zwei lange Jahre kein einziges Fußballspiel mehr in Falkenau ausgetragen wurde , kann nun endlich das runde Lederwieder rollen, sehr zur Freude aller Kicker des Ortes. Zur feierlichen Einweihung des neuen Platzes an alter Stelle finden sich am 2. Juni zahlreiche Besucher ein. Unter großem Beifall vollzieht das Ortsoberhaupt Martin Müller den Ehrenanstoß. An zwei Tagen finden zahlreiche Spiele in allen Klassen statt. Ein zünftiger Sportlerball sowie eine Diskothek sind ebenfalls Anziehungspunkt der Feierlichkeiten und wie immer sehr gut besucht. Im Zuge der Sanierung entstand neben dem Großfeldplatz auch ein neuer Kleinfeldplatz, der den Falkenauer Kickern nun die besten Trainingsmöglichkeiten bietet. Hinter der Turnhalle wurde außerdem ein sogenannter Bolzplatz geschaffen. Hier können die Kid`s in ihrer Freizeit Fußball oder auch Basketball spielen

12. Freiwillige Feuerwehr Falkenau e.V. 62

(ältester bestehender Verein des Ortes)

Quellen: Ortschronik von 1938, Unterlagen des Gemeindearchives und der FFW Falkenau

zur Geschichte des Vereins

Gründungstag war der 27. September 1885. Die Leitung und Ausgestaltung der Wehr oblag dem Fabrikleiter Wilhelm Lehmann. Zu Beginn zählte man gerade einmal 15 aktive Wehrleute, denen für die Brandbekämpfung im Ort vorerst nur die im Jahre 1822 angeschaffte Handdruckspritzpumpe zur Verfügung stand. Erst 1888 erwarb die Gemeinde eine Saug- und Druckspritze. Im gleichen Jahr wurde in unmittelbarer Nähe der Schulbrücke das erste Spritzenhaus errichtet. (Ortsl.-Nr. 23 B, jetzt Haus der Fam. Schmieder, Neuer Weg 2) Zum 10 jährigen Bestehen war die Wehr bereits auf 32 Kameraden angewachsen und im Laufe der Jahre nahm die Mitgliederzahl weiter zu. Schwer war das Aufrechterhalten der Einsatzbereitschaft in den Jahren des 1. Weltkrieges. In dieser Zeit wurden allein 86 Kameraden einberufen und man suchte Ersatz in alten, vom Wehrdienst befreiten, ehemaligen Aktiven und durch die Ausbildung junger Leute bis 16 Jahre.

Leiter bzw. Hauptmann der FFW waren:

bis 1908 Schulleiter Emil Böttcher

von 1908 - 1920 Sattlermeister August Thran

Ab 1921 übernahm Oberbranntmeister Walter Neubert die Führung der Wehr. Er begleitete dieses Amt bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges. Der Bau der Ortswasserleitung von 1919 bis 1921 erforderte nun auch die technische Umstellung der Feuerwehr. Eine mechanische Leiter wurde beschafft und die Firma Liebermann stellte eine Motorspritze zur Verfügung. 1922 wurde das neue Spritzenhaus an der Aue errichtet. Im Jahr 1926 entstand dann das Feuerwehrwachhaus und eine Feuermeldeanlage. 1930 überbaute man dann das Spritzenhaus und gewann dadurch 4 Wohnungen für Feuerwehrleute. Im gleichen Jahr wurde der Sanitätskraftwagen der Wehr für die Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Obwohl die Anschaffung dieses Fahrzeuges durch die FFW einst erst viel Staub aufwirbelte, bewährte es sich in den Folgejahren bestens. Hierbei sollte die gute Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und der Freiwilligen Sanitätskolonne des DRK nicht unerwähnt bleiben. Allein im Jahr 1935 wurden 147 Krankentransporte im Kreisgebiet gefahren.

Der alte Sanitätswagen wurde 1932 dann durch ein neues modernes Fahrzeug ersetzt. 1934 baute die Wehr in Eigeninitiative einen Mannschafts- und Gerätewagen auf und stellte diesen in Dienst. In den Jahren 1936 und 1937 wurden von der Gemeinde ein neuer Mannschaftswagen und eine moderne Motorspritze gestiftet. Die Freiwillige Feuerwehr Falkenau war somit endlich allen Anforderungen des modernen Feuerschutzes der damaligen Zeit gewachsen. Man war von der Landesbrandkammer als ständige Feuerwache anerkannt und 1937 erfolgte die Erhebung zur Feuerlöschpolizei.

Zur 50ig Jahrfeier 1935 wurde folgender Mitgliedsstand verzeichnet:

13 Ehrenmitglieder

54 aktive Kameraden

35 passive Kameraden

Im Jahr des 50sten Geburtstages wurde erstmals eine Jugendfeuerwehr ins Leben gerufen. Zu den Feierlichkeiten hatten die jungen Feuerwehrleute dann ihren ersten großen Auftritt. Innerhalb der Feuerwehr gab es auch in den 30er schon eine beachtliche Kapelle. Die Leitung hatte der Kamerad Paul Wächtler, der dann nach dem 2. Weltkrieg den Neuaufbau eines Orchesters in Falkenau bestritt.

Der Ausbruch des 2. Weltkrieges brachte für die Freiwillige Feuerwehr Falkenau den Niedergang. Nur 5 Kameraden kehrten aus dem Krieg zurück. Unter ihnen das jetzt älteste Feuerwehrmitglied, der Kamerad Harry Breitfeld. Er war noch 1939 der Freiwilligen Feuerwehr beigetreten. Unter seiner Regie, er hatte die Leitung von 1949 bis 1966 inne, wurde die Wehr neu formiert.

Mitgliedszahlen aus den 60er :

1962 29 Kameraden

1966 39 Kameraden

Ein großes Problem über Jahre hinweg bestand in der Bereitstellung eines eigenen Fahrzeuges für die Wehr. Erst 1963 erfolgte die Übergabe eines Löschfahrzeuges LF 8 durch eine Umsetzung von der Augustusburger Feuerwehr. Leider erwies sich das als totale Fehlinvestition, da das Fahrzeug ständig defekt war und die Einsatzbereitschaft der Wehr dadurch stark beeinträchtigt.

Eine technische Überprüfung im August 1970 ergab, dass der Zustand des Löschfahrzeuges an sich befriedigend war, allerdings die Leistung des Motors als völlig ungenügend eingeschätzt wurde. Eine Probefahrt auf ebener Strecke, in unbesetztem Zustand und ohne Geräteanhänger, ergab gerademal 30 km/h. Wie sollte da die Falkenauer Feuerwehr im Ernstfall schnell genug zum jeweiligen Brandort gelangen? Endlich wurde die Stilllegung und Neuzuführung eines anderen Fahrzeuges beschlossen.

1966 vollzog sich ein Wechsel in der Leitung der Feuerwehr. Am 27. Dezember übernahm der Kamerad Dieter Otto das Amt seines Vorgängers. Harry Breitfeld war 17 Jahre lang das Oberhaupt der Falkenauer Wehr. Dieter Otto hat die Leitung bis 1984 inne, also insgesamt 18 Jahre lang. 1984 wird dann der Kamerad Peter Baumann als neuer Leiter berufen. Er begleitet dieses Amt bis 1995, dann vollzieht sich wiederum ein Wechsel in der Führung der Wehr. Bis Ende 2000 ist Andreas Thierbach als Oberhaupt für die Freiwillige Feuerwehr Falkenau zuständig.

Zum 115. Gründungsjubiläum im Sommer 2000 zählt man 24 aktive Mitglieder sowie zwei Ehrenmitglieder, Harry Breitfeld und Otto Suppan.

Innerhalb des Vereins besteht auch eine Jugendfeuerwehr, in der interessierte Kinder und Jugendliche, unter fachlicher Anleitung, das ABC des Feuerwehrmanns erlernen können. Diese zielstrebige Arbeit hat auch schon Früchte getragen, denn im Jahr 2000 konnten bereits 5 Mitglieder der Jugendgruppe in die „richtige“ Wehr übernommen werden. Nach einer durchgeführten Projektwoche in der Grundschule Falkenau konnten auch wieder 6 neue Mitglieder für die Jugendfeuerwehr gewonnen werden.

Seit März 2001 begleitet Hartmut Gläser das Amt des Leiters der Freiwilligen Feuerwehr Falkenau, er ist gleichzeitig auch für die Jugendfeuerwehr zuständig.

Wissenswertes aus den 90er Jahren

- Seit 1990 bestehen freundschaftliche Beziehungen mit einer Partnerwehr aus Heidelberg/Kirchheim. Bei Anlässen wie 1990 zur 105- oder 1995 zur 110- Jahrfeier unserer Feuerwehr sind sie zu Gast. Initiator dieser Feuerwehrfreundschaft war der mittlerweile verstorbene Heinz Oehme, der gleich nach der Wende und dem Fall der Mauer Verbindungen mit den Falkenauer Kameraden suchten.

- 1992 wird aus der FFW Falkenau ein eingetragener Feuerwehrverein.

- 1994 erfolgt die Gründung einer Jugendfeuerwehr.

- In den Jahren 1994/95 wird das Gebäude der Feuerwehr umfassend rekonstruiert, zur 110 - Jahrfeier des Vereins präsentiert es sich dann in neuem, schmucken Gewand.

- Im Mai 1999 wurde durch die Gemeinde ein generalüberholtes Löschfahrzeug LF 8 angeschafft, hierbei waren immerhin 41.000 DM aufzubringen.

(Dieses neu aufgebaute Fahrzeug ersetzt den mittlerweile altersschwachen Wagen der Wehr. Die Ausstattung dieses LF 8 ist bedeutend verbessert, es kann auch ein größeres Notstromaggregat mitgeführt werden. Besonders vorteilhaft sind der Allradantrieb und der ausfahrbare Lichtmast. Neun Kameraden finden Platz, so dass ohne viel Zeitverlust ein Löschangriff aufgebaut werden kann.)

- Zum Festappell, anlässlich des 115. Gründungsjubiläum im Jahr 2000, übergibt der Bürgermeister eine neuen Kleinbus (VW T 4) an die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Falkenau. (damit war nun auch die Zeit des guten alten B 1000 endgültig abgelaufen)

Stand der Ausrüstung der Freiwilligen Feuerwehr im Jahr 1946

(entnommen aus den Unterlagen des Gemeindearchives)

- komplette Ausrüstung für 60 Feuerwehrleute

- LF 15 mit kompletter Ausrüstung

- TSA 8 mit kompletter Ausrüstung

- 1 mechanische Leiter - 12 Meter hoch

- 1 Schlauchwagen mit kompletter Ausrüstung

- 1 zweirädriger Leiter- und Gerätewagen

- 1 Gerätehalle 12 X 9 Meter

- Alarmierung durch Alarmanlage und Signalhorn

Ein Feuerwehreinsatz ganz besonderer Art

Am 16.01.1939 alarmierte Fleischermeister Kluge die Falkenauer Feuerwehr. Beim Abladen von Schlachtvieh war ihm ein Schwein entwischt. Dieses hatte wohl geahnt, welches Schicksal ihm zugedacht war. Um nun nicht in der Wurst zu landen, flüchtete das Borstenvieh über die Straße und schwamm durch den Flöhafluss auf die naheliegende Insel. Der Fleischermeister aber hatte kein Erbarmen mit dem armen Tier. So musste die Feuerwehr herbei eilen um bei der Bergung des Schweines zu helfen. Diese Begebenheit erschien schon ein paar Tage später in lustigen Versen in der Presse.

Einsätze der FFW bei Bränden und Katastrophen im Ort

Würde man an dieser Stelle jeden der sorgfältig aufgezeichneten Brand- und Einsatzberichte wiedergeben wollen, müsste seitenweise Papier beschrieben werden. So häuften sich die Einsätze der Wehr beispielsweise bei Bahndammbränden, Bränden im Kohlebunker der Baumwollspinnerei oder auch auf dem ehemaligen Schuttplatz, auf die nicht näher eingegangen wird.

Es gab aber auch große Schadensfeuer in Falkenau.

Am 10.01.1940 kam es zu einem Großbrand in der Tischlerei Neubert. Das Feuer war im großen Lager- und Maschinenraum, welcher erst ein Jahr vorher fertiggestellt wurde, ausgebrochen und griff sehr schnell auf den angrenzenden Lagerschuppen sowie die kleineren Nebengebäude über. Dank des günstigen Windes konnte ein Übergreifen des Feuers auf das angrenzende Wohnhaus und den Ausstellungsraum verhindert werden. Neben der Freiwilligen Feuerwehr Falkenau waren bei diesem Großfeuer auch die Wehren von Flöha, Gückelsberg und Plaue im Einsatz. Durch die extreme Kälte, die gerade herrschte (- 25° C) wurde die Arbeit der Feuerwehrleute bei der Bekämpfung des Brandes sehr erschwert. Hydranten und Brunnen waren eingefroren und mussten erst aufgetaut werden. Trotz intensiver Bemühungen konnte nicht verhindert werden, dass Maschinen, Fertig- und Halbfertigwaren, sowie das Holzlager vollständig vernichtet wurden. Der Gesamtschaden betrug ca. 50.000 RM.

Aber auch in den späteren Jahrzehnten schlug der Feuerteufel mehrfach arg zu:

1972 am 14. März brannte das- Wohn- und Geschäftshaus der Fleischerei Kluge ab.

1980 am 21. September wurde das sogenannte Gartenhaus ein Raub der Flammen

1990 am 09. Oktober brannte die Scheune im Hof der Fam. Mauersberger nieder (siehe Bericht der Freien Presse)

Trotz der großen materiellen Verluste für die Betroffenen, hat es bei all diesen Bränden glücklicherweise nie ernsthaft verletzte Personen gegeben.

Eisfahrten und Hochwasser der Flöha:

Von Überschwemmungen und Eisfahrten die Falkenau heimsuchten, wird schon in der alten Ortschronik berichtet. Immer wieder war der Ort davon betroffen. So auch im März 1947 und am 3. März 1956 als sich riesige Eisschollen auf der Flöha türmten und zum Teil sogar gesprengt werden mussten. Am 5./6. Juli 1958 und vom 7.12.-14.12.1974 sind auch Falkenaus Fluren vom Hochwasser überflutet. Bei solchen Naturkatastrophen war natürlich auch immer die Feuerwehr mit im Einsatz und das oft tagelang.

Anmerkung:

Waren die Einsätze der Feuerwehr früher zum Großteil auf die Brandbekämpfung ausgerichtet, so änderte sich das im Laufe der Jahre und mit zunehmender Verkehrsdichte auf den Straßen der Umgebung. Verkehrsunfälle, wie sie in heutiger Zeit leider zu oft passieren, waren vor Jahren doch eher selten. Und gerade in unseren Fluren, insbesondere auf der B 173 (sogenannte Soldatengrabkurve) oder auch auf der Falkenauer Str. in Richtung Hetzdorf häufen sich schwere Verkehrsunfälle, die oftmals sogar tödlichen Ausgang haben. Den Feuerwehrleuten bleibt die traurige Pflicht die Unfallopfer oft unter schwierigen Bedingungen zu bergen und die Unfallstelle abzusichern.

13. Der Falkenauer Seniorenverein e.V. 69

Quellen: Unterlagen des Gemeindearchivs, Gesprächsnotizen mit dem Vorsitzenden des Vereins, Herrn D. Neumerkel

Vorgeschichte:

Um auch in unserem Ort die Betreuung der älteren Menschen zu verbessern, beschloss der Rat der Gemeinde im März 1971 einen Rentnerstützpunkt zu schaffen. Eine gute Möglichkeit dafür bot sich im Gebäude an der Dorfstr. 2. Bis 1969 befand sich hier die Gaststätte von Kurt Sußmann und bis 1971, in den Räumlichkeiten des ehemaligen Milchgeschäftes der Frieda Woitan, das Büro der LPG zum Sozialismus. Man entschloss sich die leerstehenden Gasträume als Rentnerstützpunkt auszubauen. Um für die Rentner ein schönes Domizil zu schaffen, waren natürlich umfangreiche Arbeiten nötig, welche von den örtlichen Handwerksbetrieben, der Feierabendbrigade und auch von den Betriebshandwerkern der Baumwolle ausgeführt wurden. Die Einweihung des neu entstandenen Rentnerclubraumes fand dann am 30. April 1972 statt. Somit war die Grundlage geschaffen zur Gründung des Clubs der Volkssolidarität im Mai 72. War die Räumlichkeit anfangs nur als reiner Essenstützpunkt gedacht, so entwickelte sich schon bald ein intensives Clubleben. Durch die Leitung und viele freiwillige Helfer wurde von hier aus die Betreuung der älteren und pflegebedürftigen Menschen unseres Ortes organisiert und durchgeführt. Auch der kulturelle Bereich kam dabei nicht zu kurz. So gab es auch zu DDR-Zeiten die vielfältigsten Veranstaltungen für unsere Rentner, wie zum Beispiel Dia-Ton-Vorträge, Ausfahrten, gemeinsame Geburtstagsfeiern (damals noch aller 2 Monate), Weihnachtsfeiern, Tanznachmittage usw. Von ehrenamtlichen Hauswirtschaftspflegerinnen wurden das Mittagessen zu den weniger rüstigen Rentnern nach Hause gebracht, Einkäufe erledigt und anfallende Arbeiten im Haushalt durchgeführt. Zum 40. Jahrestag des Bestehens der Volkssolidarität wurde dem Club der Name des Falkenauer Antifaschisten Richard Göhler verliehen

Wie ging es nun nach der Wende mit dem Club der Volkssolidarität weiter?

Bis Ende 1990 blieb die Volkssolidarität der Träger. 1991 wurde die Trägerschaft vom gemeinnützigen Seniorenverein übernommen. Noch im gleichen Jahr stellte man den Antrag auf Eintragung als Verein. Die Bestätigung erfolgte im März 1992 und man nennt sich von nun an:

„Falkenauer Seniorenverein e.V.“

Vereinsvorsitzender ist Herr Dietrich Neumerkel.

Im Jahr 2000 zählt man 141 Mitglieder.

Neben der Gewährleistung einer umfassenden Betreuung der Senioren hat man sich in der Arbeit noch drei große „G `s“ zur Devise gemacht.

„Geselligkeit, Gemütlichkeit und Gemeinsamkeit“

Die vielfältigen Angebote des Vereins werden von einem Großteil der älteren Falkenauer Generation genutzt. Man muss auch nicht unbedingt Mitglied sein um am Vereinsleben teilnehmen zu können. Jeder ist willkommen. Viele Senioren nutzen die Möglichkeit ihr Mittagessen im Club einzunehmen, denn in Gesellschaft schmeckt es bekanntlich besser. Natürlich wird das Essen auch zu den weniger rüstigen Rentnern nach Hause geliefert. Ihnen wird auch Hilfe im Haushalt zuteil, Einkäufe werden erledigt sowie die Begleitung bei Arztbesuchen oder Behördengängen abgesichert. Zu einer schönen Tradition sind die Geburtstagsfeiern des Monats geworden, die jeweils vierteljährlich durchgeführt werden. Hier bietet sich vor allem für alleinstehende ältere Menschen die Möglichkeit des Feierns in geselliger Runde. Gern und jedes Mal sehr zahlreich werden die musikalischen Nachmittage im Seniorenclub besucht. So erfreuen sich Herbstfeste, Weinfeste oder auch der Rentnerfasching und die Weihnachtsfeiern großer Beliebtheit. Die beiden Weihnachtsfeiern im Jahr 1999 hatten allein 90 Besucher, was für die Qualität der Veranstaltungen spricht. Das jährliche Konzert der Falkenauer Blasmusikanten ist ebenfalls ein Höhepunkt im Vereinsleben. Eine große Anzahl von Vereinsmitgliedern findet sich auch regelmäßig auf der Falkenauer Kegelbahn ein um eine ruhige Kugel zu schieben.

Zweimal im Jahr finden die Tagesfahrten mit der Firma Dörfelt statt. Diese beliebten Ausflüge, mit schönen interessanten Reisezielen, haben ihren Ursprung in den Einkaufsfahrten die gleich nach der Wende für die Senioren organisiert wurden. Dazu starteten Falkenaus Rentner mit dem Bus nach Marktredwitz. Auf der Rückfahrt war man dann meistens um vieles schwerer geworden und der Busfahrer war sichtlich erleichtert, wenn er auf Grund der großen Last unbeschadet die Heimat erreichte. Von Zeit zu Zeit werden im Seniorenverein auch thematische Veranstaltungen durchgeführt, wo zu bestimmten Problemen des täglichen Lebens gesprochen wird. Hier hatte man beispielsweise Vertreter der AOK, der Polizei und des Mieterschutzbundes zu Gast, die den Rentnern doch sehr viel Wissenswertes vermitteln konnten.

1994 schenkte der Ford Autohändler, Bernd Herzog, dem Seniorenverein einen Wartburg Tourist. Jetzt konnten nun auch die Rentner, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, zu Veranstaltungen abgeholt und wieder heimgebracht werden. Ebenso war von nun an der Transport des Mittagessens gewährleistet und musste nicht mehr mit privaten Fahrzeugen erfolgen.

Seit Juni 1996 rollt nun schon wieder das jetzige Auto, ein Ford Escort, durch Falkenaus Straßen. Zu Beginn des Jahres 96 startete der Seniorenverein eine Aktion für Spenden zum Kauf eines neuen Fahrzeuges. Es wurden Vereinsmitglieder, Handwerker, die Gemeindeverwaltung und Sympathisanten angesprochen, die sich alle an der Spendenaktion beteiligten. Die finanzielle Unterstützung und die guten Ratschläge der Firma Herzog machten den Kauf des neuen Fahrzeuges letztendlich möglich.

Nach fast 25 jährigem Domizil in der Dorfstr. 2 entstand in den früheren Räumen des Falkenauer Schulhortes der neue Seniorenclub. Große Unterstützung beim Umbau der Räume erhält man durch die Gemeindeverwaltung und durch die Falkenauer Handwerksbetriebe. Viele anfallende Arbeiten wurden aber auch in Eigeninitiative durch Mitglieder des Vereins durchgeführt. Allen voran natürlich der Vereinsvorsitzende Dietrich Neumerkel und nicht zu vergessen hierbei die Rentner Heinz Matthes und Heinz Eisler neben vielen anderen fleißigen Helfern. Am 14. September 1996 war es dann soweit und der neue Falkenauer Seniorenclub an der Straße der Einheit wurde feierlich eingeweiht. Bei Kaffeetrinken, Tanz und bester Laune feierten rund 60 Senioren und Seniorinnen bis in die frühen Abendstunden hinein. Die neuen Räume bieten mehr Platz und man verfügt nun endlich auch über eine geräumige Küche sowie entsprechende sanitäre Einrichtungen.

Das rege Vereinsleben unserer Senioren wäre nicht möglich, ohne einen so rührigen Vorsitzenden, wie man ihn in Dietrich Neumerkel schon über viele Jahre hat und die vielen freiwilligen Helfer, die alle selbst schon das Rentenalter erreicht haben. Man könnte hier eine ganze Reihe Namen von Mitgliedern aufzählen, die sich mit viel Engagement für ihren Seniorenverein einsetzen. Stellvertretend für sie sollen hier Ruth Schellenberger und Eva-Maria Neumerkel genannt werden, die wie die vielen anderen immer präsent sind, wenn es um die Belange unserer Rentner im Ort geht.

Noch einen Namen dürfen wir hier auf gar keinen Fall vergessen, nämlich Frau Margarethe Ullmann, die sich als ehemalige langjährige Leiterin des Clubs der Volkssolidarität schon zu DDR-Zeiten sehr verdient gemacht hat. Sie wurde 1997 zum ersten Ehrenmitglied des Vorstandes im Seniorenverein berufen.

Im Jahr 2001 können Falkenaus Senioren nun schon wieder auf ein 10 jähriges intensives Vereinsleben zurückblicken. Aus diesem Grund wird am 25. Mai natürlich so richtig gefeiert.

14. Falkenauer Blasmusikanten e.V. und ein wenig Musikgeschichte unseres Ortes 72

Falkenauer Blasmusikanten e. V.

und ein wenig Musikgeschichte unseres Ortes

Ouelle: Unterlagen Gemeindearchiv, Gemeindeblatt 4/95

Mit der Gründung im Februar 1991 konnte sozusagen an alte Falkenauer Musiktradition angeknüpft werden und ein jahrelanger Winterschlaf fand sein Ende. Die Gründung des Falkenauer Blasorchesters, kann man somit auch als „Wiedergeburt“ bezeichnen, denn in unserem Ort wird nicht erst seit den 90er Musik gemacht.

Bevor nun näher auf den heutigen Verein eingegangen wird, kann man ruhig erst einmal ein bischen in alten Zeiten kramen.

Es gab in unserem Ort schon immer musikbegeisterte und auch sangesfreudige Leute, die ihrem Hobby frönten und mit ihrem Können andere erfreuten. Vor dem 2. Weltkrieg gehörten diese z.B. dem Konzertinaverein, dem Männergesangsverein, dem Frauenchor und auch der Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr an.

Da nach dem 2. Weltkrieg ja sämtliche noch bestehende Vereine aufgelöst wurden, mußte man sich neu orientieren. Bereits im Herbst 1945 fanden sich unter Arthur Dietz etwa ein Dutzend Männer zum Zwecke der Gesangspflege zusammen. Bald schon stießen auch sangesfreudige Falkenauerinnen dazu und es bildete sich ein beachtlicher Volkschor heraus, der über viele Jahre existierte. In dieser Zeit fanden sich auch wieder einige Hobbymusiker zusammen und unter der bewährten Leitung von Paul Wächtler entstanden Blaskapelle und Streichquintett. Das Streichquintett war mehr unter dem Namen Kreisquintett bekannt. Konzerte der Falkenauer Musikanten fanden damals auf der Waldbühne Augustusburg, in Lichtenwalde und in anderen Orten statt und waren immer gut besucht. Anfangs der 60 iger Jahre hatten sich die Reihen der Musiker allerdings sehr gelichtet. Einige waren alters- und krankheitsbedingt ausgeschieden. Der Fortbestand der Kapelle war somit nicht mehr gewährleistet. Ein Neubeginn mußte erfolgen.

Dieser wurde dann 1962 über die Freiwillige Feuerwehr vollzogen. Angeleitet von den beiden Ehrenmitgliedern Paul Wächtler und Erich Ranft sowie Hellmut und Wolfgang Kreller (ehem. Mitgl.der Blaskapelle und des Kreisquintetts), hatte sich wieder ein Kreis Kameraden gefunden, die eine neue Blaskapelle bildeten.

Die Blaskapelle der Freiwilligen Feuerwehr Falkenau.

Der 1. Auftritt fand am 2. November 1963 statt. Von da ab fehlte das Orchester bei kaum einem kulturellen Anlaß des Ortes. Selbst bei den jährlichen Maidemonstrationen in DDR Zeiten setzten die Musiker das „i“ Tüpfelchen auf. Und das nicht nur bei uns im Ort. Auch anderswo waren sie gefragt. Anfang der 80 iger Jahre war leider auch das Kapitel Musikgeschichte abgeschlossen, da es wieder an entsprechendem Musikernachwuchs im Ort fehlte.

Wie kam es nun dazu, daß in Falkenau erneut, nun bereits schon zum dritten Mal nach 1945, ein Blasorchester aus der Taufe gehoben werden konnte?

Im Falkenauer Gemeindeblatt 4/95 war dazu einiges zu erfahren.

Auf der Fahrt nach Priesendorf, der Partnergemeinde Falkenaus, im Herbst 1990 unterhielten sich Werner Neuhäuser (langjähriger Tubist der Blaskapelle der FFW), Wolfgang Kreller und Martin Müller über Falkenaus Musikgeschichte. Sie kamen dabei alle drei zu einem Fazit:

" Wie schön es doch wäre, wenn es wieder ein Blasorchester gäbe!"

Man beließ es nicht bei dem „Wenn“ sondern ergriff die Initiative. Und somit kam alles ins Rollen. Ein paar interessierte Musiker wurden gefunden und Bürgermeister Müller konnte den Musiklehrer Thilo Lindner als Dirigent gewinnen.

Am 18. Februar 1991 fand man sich zu einer ersten Versammlung zusammen. Noten und Instrumente wurden beschafft. Man wußte sich zu helfen, auch wenn es am Anfang von Mäusen zernagte Noten vom Boden des Schulhauses waren. Eine Woche nach der 1. Zusammenkunft gingen bereits die Proben los. Der Beginn war nicht einfach, viele der Musiker hatten schon jahrelang kein Instrument mehr in der Hand gehalten. Aber die Mühe lohnte sich und der gewünschte Erfolg blieb auch nicht aus. Den 1. großen Auftritt bestritt man zum Kinderfest 1991 vor dem Volkshaus in Falkenau.

Weitere Auftritte folgten. Kontakte zu anderen Blasorchestern wurden aufgenommen, z. B. mit Priesendorf, die den Musikern am Anfang mit Rat und Tat zur Seite standen. Eine enge kameradschaftliche Bindung besteht seit Jahren mit den Großwaltersdorfern. Da die Musikeranzahl bei beiden Orchestern gering ist, verstärkt man sich gegenseitig indem gemeinsam oder im Austausch musiziert wird. Durch Zufall konnte noch eine weitere schöne Verbindung zu einem Blasorchester geknüpft werden. Im Herbst 1992 besuchte Bürgermeister Martin Müller seinen Amtskollegen Jiri Dytrych im tschechischen Sokolov (zu deutsch auch Falkenau).

Während der Gespräche kam man dann von der Politik auch irgendwie zur Blasmusik. Die Tatsache, daß in zwei Orten gleichen Namens auch noch die gleiche Musik gemacht wird, mußte einfach Folgen haben. Und so entstand bald schon eine musikalische Freundschaft zwischen zwei Orchestern, die im Laufe der Jahre immer mehr vertieft wurde. Im August 1994 waren die Sokolover Musikanten dann zum 1. Mal in Falkenau zu Gast . Anlaß war das Brückenfest, wo man im Festzelt ein erstes Konzert erleben konnte. Der Gegenbesuch unseres Orchesters folgte schon bald. Zum Tag des Bergarbeiters weilte man in Sokolov und musizierte gemeinsam mit den tschechischen Freunden. Als Höhepunkt und gleichzeitig als Überraschung hatten sich die Gastgeber etwas ganz besonderes ausgedacht. Eine Stunde gestalteten die deutschen Gäste ein Kurkonzert unter der Kolonade des Staatsbades Karlovy Vary. Seitdem sind die Falkenauer jährlich einmal dort zu finden und auch die Sokolover sind regelmäßig zu Gast in unserem Ort.

Am 11. Februar 1995 fand das 1. Festkonzert unserer Blasmusiker in der Falkenauer Turnhalle statt. Mit von der Party waren natürlich die Freunde aus Sokolov. Damit wurde eine schöne Tradition ins Leben gerufen, denn nun gibt es jedes Jahr ein solches Musikfest in unserem Ort.

Am 26.06.1995 wurde aus den Falkenauer Blasmusikanten ein eingetragener Verein.

15. UBI- Unabhängige Bürgerinitiative Falkenau e.V. 74

Vereinsvorsitzender: Siegfried Lenk

zur Entstehung:

Hervorgegangen ist dieser Verein aus der Bürgerbewegung „Neues Forum“, damals die größte Oppositionsbewegung auf dem ehemaligen Gebiet der DDR. Sie war Sprachrohr und Hoffnungsträger für den Großteil der Bevölkerung. Doch die Erwartungen, die Falkenaus Oppositionelle in diese Bewegung gesetzt hatten, erfüllten sich nicht. Gründe dafür waren die Vielfalt der politischen Strömungen innerhalb der Bewegung, die nicht in Einklang gebracht werden konnten, Bestrebungen den Sozialismus zu reformieren, eine mehr oder weniger deutliche Absage an ein wiedervereintes Deutschland, die eher abwartende Haltung u.a. Das alles entsprach nicht den den Vorstellungen der Falkenauer, die damals an den Rund-Tisch-Gesprächen in Flöha teilnahmen.

Enttäuscht zog man sich zurück mit der Frage, „wie machen wir nun weiter?“

Am 1. Februar 1990 trafen sich aus diesem Grund 18 Oppositionelle unseres Ortes im damaligen Club der Volkssolidarität (Falkenau, Dorfstr. 2).

Von den Anwesenden stimmten 13 für die Gründung einer Unabhängigen Bürgerinitiative Falkenau, 3 Bürger für das Neue Forum und 2 enthielten sich der Stimme. Noch am gleichen Tag erfolgte die Gründungsversammlung der UBI, die nach Erarbeitung einer Satzung am 10. September 1990 beim Kreisgericht registriert wurde.

Den 1. großen Erfolg hatte der junge Verein bei den ersten freien Kommunalwahlen der Noch-DDR am 6. Mai 1990 zu verzeichnen. Mit 6 Abgeordneten, aus deren Reihen auch der heutige Bürgermeister, Martin Müller, gewählt wurde (bis 1993 Mitglied der UBI), konnte man in den Gemeinderat einziehen. Ein Abgeordneter vertrat die UBI sogar im Kreistag.

Die Arbeit des Vereins steht unter dem Motto „Alles für unser Falkenau“. Auch wenn mittlerweile der Aufbruchstimmung von damals eher eine Ernüchterung für das Machbare gefolgt ist, (durch gesetzliche Zwänge und finanzielle Vorgaben) so engagiert sich dieser Verein doch sehr für unseren Ort. So startet man alljährlich zu freiwilligen Arbeitseinsätzen, unseres Ortes dienen

16. Dorfleben – besondere Höhepunkte 75

Dorfleben - besondere Höhepunkte

Die Falkenauer feiern die Feste, wie sie fallen!

Nicht erst in der heutigen Zeit werden in Falkenau bestimmte Anlässe genutzt, um gemeinsam zu feiern. Das gab es selbstverständlich auch schon zu DDR Zeiten und sogar zu sehr frühen DDR Zeiten.

In diesem Abschnitt soll erinnert werden an das:

Schule und Heimatfest 1953

Schul-und Heimatfest im Jahr 1953

Am 29.01 1953 ging damals ein Rundschreiben der Gemeindeverwaltung an die Leiter der Betriebe, des Handwerks, sowie an die Vorsitzenden der Parteien und Massenorganisationen. In diesem Schreiben wurde darauf hingewiesen, dass der Dorfplan (welcher von der Einwohnerschaft beschlossen war) die Durchführung eines Schul- und Heimatfestes, anlässlich 40 Jahre Schule und 575 Jahre Falkenau, vorsah. Es sollten nun verantwortungsvolle Kollegen für verschiedene Kommissionen benannt werden, die für die Vorbereitung des Festes zu bilden waren. Am 27.02.53 fand eine konstituierende Sitzung statt und folgende Kommissionen begannen mit der Arbeit:

  1. Finanzkommission
  2. Redaktionskommission
  3. Gestalter des Festzuges
  4. Festplatzkommission
  5. Wirtschaftsausschuss
  6. Kulturkommission

Über 60 Falkenauer haben in den einzelnen Kommissionen mitgewirkt. Regelmäßig wurde Rechenschaft abgelegt über den Stand der Vorbereitungsmaßnahmen. So manche Schwierigkeit galt es aus dem Weg zu räumen. Hier sollte man sich doch noch einmal den Zeitpunkt des Festes vor Augen halten. Gerade einmal 8 Jahre waren seit dem schrecklichen 2. Weltkrieg vergangen. Die Wirtschaft, welche total am Boden war, entwickelte sich nur langsam. Es mangelte an so vielem. ( Zeit der Lebensmittelmarken ) Man kann deshalb nur staunen und vor all denen den Hut ziehen, die innerhalb eines halben Jahres alles so organisierten, dass dieses Fest für alle Beteiligten zum Erlebnis wurde.

Es regt einen aber auch zum Nachdenken an. Warum müssen weitere fast 50 Jahre vergehen, ehe man wieder ein Schul- und Heimatfest dieser Art anvisiert?

Die Anlage Schul- und Heimatfest enthält Auszüge des Festprogrammes, die Aufstellung des Festzuges, Fotos und eine Annonce über das Fest.

weitere Höhepunkte im Dorfleben

Große Resonanz fanden zu DDR - Zeiten Veranstaltungen, die von den Kleingärtnern, Siedlern und Kleintierzüchtern organisiert und durchgeführt wurden. Erinnert sei hier an die wunderschönen Blumen- und Gartenschauveranstaltungen im Gasthof Erbgericht oder auch im Volkshaus sowie an Ausstellungen der Falkenauer Kleintierzüchter. Leider sind Veranstaltungen dieser Art zur Mangelerscheinung geworden. Es ist wünschenswert hier an alte Erfahrungen anzuknüpfen. Für unseren Ort wäre es auf jeden Fall wieder eine Bereicherung.

In den 80er gab es gleich mehrfach Gelegenheit zum Feiern.

1983 60 Jahre Fußball - 25 Jahre Alte Herren

1985 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr

1988 65 Jahre Fußball - 30 Jahre Alte Herren und gleichzeitig 100 Jahre Falkenauer Sportbewegung

Auch hier verstand man es, diese Anlässe immer zu einem Höhepunkt für den ganzen Ort werden zu lassen. Gern erinnert man sich der Riesenfestzelte, die damals auf dem Sportplatz und auf dem Schulhof aufgebaut waren. Die Vorbereitung und Durchführung bedurfte von den jeweiligen Verantwortlichen eine besondere Portion an Organisationstalent, Geschick und Beharrlichkeit. Die rege Teilnahme der Falkenauer Bürger an diesen Festen, war für die jeweiligen Veranstalter der schönste Dank.

Nach der Wende hat die Vereinstätigkeit in Falkenau, wie auch anderswo, nochmals einen enormen Aufschwung genommen. Man möchte fast behaupten, gäbe es die Vereine nicht, hätten die Falkenauer und ihre Gäste, wenig Möglichkeiten zu kultureller Unterhaltung.

Feste, die in Falkenau nach der Wende gefeiert wurden:

105 Jahre Feuerwehr Falkenau

Im September 1990 wird die Freiwillige Feuerwehr 105 Jahre alt. Dieses Jubiläum wird zu einem Fest für den ganzen Ort. Es finden u.a. Schauübungen statt, ein Kinderfest, Tanzveranstaltungen. Außerdem haben die Falkenauer Kameraden ihre Partnerwehr aus Heidelberg/Kirchheim zu Gast.

Auch 1995 zum

110. Geburtstag der Feuerwehr

wird wieder gefeiert. An vier Tagen, vom 31.August bis 03. September, bietet sich dem Besucher ein reichhaltiges Festprogramm. Unter anderem gab es wieder Schauübungen zu bestaunen, diesmal nicht nur von den großen Kameraden, sondern auch von den kleinen Kameraden der Jugendfeuerwehr. Neben gut besuchten Tanzveranstaltungen, gab es auch ein Kinderfest, einen Lampionumzug und einen zünftigen musikalischen Frühschoppen. Leider spielte der Wettergott nicht so mit, wie es die fleißigen Organisatoren verdient hätten. So fiel das Flachwasserflößen buchstäblich ins Wasser.

Im Jahr 2000 wird die Feuerwehr 115 Jahre

Am 18. und 19. August stand dazu auf dem Schulhof ein großes Festzelt bereit. Die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr und des Skiclubs hatten wiederum ein reichhaltiges Programm auf die Beine gestellt. Am Freitag Abend lud erst die Jugendfeuerwehr zum Tag der offenen Tür ein. Nach der Eröffnung des Festzeltes war dann Disko angesagt. Der nächste Tag begann mit einem Festappell der Freiwilligen Feuerwehr Falkenau. Hierbei waren auch Vertreter anderer Feuerwehrvereine zugegen, die ihre Glückwünsche zum Jubiläum überbrachten. Nicht zu vergessen natürlich die Anwesenheit des Bürgermeisters und der Falkenauer Gemeinderäte. Groß war der Applaus aller Feuerwehrleute bei der Übergabe eines neuen Kleinbusses durch das Oberhaupt des Ortes, M. Müller. Das Fahrzeug wurde auch sofort in Beschlag genommen und besonders die keinen Falkenauer starteten immer wieder zu Fahrten durch den Ort. Im Anschluss an den Festappell erfreuten die Falkenauer Blasmusikanten die Gäste bei einem zünftigen Frühschoppen. Das Kinderfest am Nachmittag und das Café der Jugendfeuerwehr im Schulclub waren ebenfalls gut besucht. Abschluss und Höhepunkt der Festlichkeiten bildete nochmals ein großer Feuerwehrball am Abend.

1993 finden die Falkenauer Festwochen statt.

Anlass dafür sind gleich eine ganze Anzahl von besonderen Geburtstagen.

- 615 Jahre Falkenau

- 80 Jahre Schule Falkenau

- 105 Jahre Turn- und Sportverein 1888

- 70 Jahre Fußball

- 35 Jahre Alte Herren

Die Initiative hierzu ging vom TSV 1888 aus, in enger Verbindung mit der Gemeindeverwaltung sowie allen anderen Vereinen des Ortes. Die Festwochen begannen am 1. Juni 1993 und endeten erst am 2. Juli 1993. In diesen vier Wochen bot sich den Falkenauern ein reichhaltiges Programm, ganz egal ob für groß oder klein, es war für jeden Geschmack etwas dabei.

Am 4. Juni begann die Festwoche anlässlich 70 Jahre Fußball. Sie fand bis 13. Juni statt. Neben zahlreichen sportlichen Veranstaltungen, wie Fußballspielen und Turnieren in allen Klassen und mit Gästen aus nah und fern, Kegelwettkämpfen, Sportfesten und Tischtennisveranstaltungen, gab es auch Schauübungen der Feuerwehr und eine Ausstellung im Feuerwehrdepot zu sehen. Eine weitere interessante Ausstellung zu 615 Jahren Falkenauer Ortsgeschichte war in der Schule zu besichtigen. Innerhalb der Festwochen fanden auf der Festwiese der Falkenauer Bahnhofsiedlung ein großes Kinderfest sowie die Sonnenwendfeier mit Lampionumzug, Feuerwerk und Tanz statt. Den Abschluss bildeten eine große Tischtennisveranstaltung anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten und ein Badfest mit Familientanz. Auch der Seniorenverein führte im Rahmen der Festwochen eine Veranstaltung durch. Genau fünf Jahre später, im Jahr 1998 finden in Falkenau wiederum Festwochen statt:

- 620 Jahre Falkenau

- 110 Jahre TSV 1888

- 85 Jahre Schule

- 75 Jahre Fußball

- 40 Jahre Alte Herren

- 15 Jahre Sportgruppe d. Frauen (die Jüngeren)

Vom 09. Juni bis 20. Juni wird gründlich gefeiert. Die Organisation liegt hierbei wiederum überwiegend in den Händen des TSV 1888. Die zahlreichen Veranstaltungen, die geboten werden, reichen von Fußballspielen und Turnieren in allen Klassen, einem Tischtennis-Schauturnier, über verschiedene Tanzveranstaltungen, bis hin zu einem zünftigen Kinderfest mit Mini Playback Show und vielem anderen mehr. Ein Höhepunkt innerhalb der Festwochen war die Weihe der Falkenauer Sportanlage auf den Namen „Edmund Lehmann“.

Falkenauer Fest der Vereine - seit 1996

1997 wird es bereits zum 2. Mal durch eine Gruppe rühriger Falkenauer vorbereitet und ausgerichtet. Nach einer Disko am Freitagabend und einem Fußballturnier am Samstagmorgen, machte sich fast ganz Falkenau am Nachmittag zum großen Kinderfest auf die Beine. 15 Stände luden zu Spiel, Sport und Spaß ein. Die Turnhalle hatte sich in ein Café und in eine gut besuchte Malstraße verwandelt. Des Weiteren konnte man die Zuchterfolge der Falkenauer Rassekaninchenzüchter bestaunen. Gut gefallen haben allen auch ein Konzert der Musikschule „Fröhlich“ und natürlich die Mini-Playback-Show. Höhepunkt des zweiten Falkenauer Vereinsfestes bildete der Tanzabend mit den Breitenauer Musikanten.

1. US-Car Treffen

Im August 1995 fand auf dem Gelände der Firma Hollengk das

	1. US-Car Treffen

statt. Aus Rochlitz und Gera, Görlitz und Hamburg, von überall her, präsentierten stolze Autobesitzer ihre schmucken chromblitzenden Schlitten. Das Treffen wurde ein voller Erfolg und ist mittlerweile zu einer schönen Tradition geworden. Jeweils an drei Tagen bietet sich dabei dem Besucher ein buntes reichhaltiges Programm. Höhepunkt eines jeden Treffens ist zweifelsohne der Corso zum Schloss Augustusburg über Falkenau, Flöha und Erdmannsdorf. Es ist schon sehenswert wenn sich der Tross, aus den vielen chromblitzenden Fahrzeugen in Bewegung setzt und mit viel Gehupe die Falkenauer grüßt.

Falkenauer Fasching

Ab 1995 konnten auch alle großen Narren in Falkenau wieder so richtig schön Fasching feiern. Durch die Mitglieder des Falkenauer Karnevalsklub (FKK) wurden jedes Jahr aufs neue Veranstaltungen mit herrlich närrischen Programmen organisiert und durchgeführt, die bei allen Faschingsfreunden großen Anklang fanden. Der Ideenreichtum der Klubmitglieder kannte keine Grenzen und die Lachmuskeln wurden immer arg strapaziert.

Leider fand im Jahr 2000 letztmalig ein Falkenauer Fasching dieser Art statt. Trotz Veranstaltungen in kleinerem Rahmen, wie beispielsweise die alljährliche Faschingsdisco im Sportlereck oder auch der Rentnerfasching ging den Falkenauern etwas Schönes verloren. Man kann nur hoffen, dass der Falkenauer Karnevalsklub aus dem derzeitigen Dornröschenschlaf erwacht und mit neuem Elan an die guten alten Erfahrungen anknüpft. Alle Freunde der fünften Jahreszeit würden das sicher begrüßen. Für alle kleinen Närrinnen und Narren unseres Ortes ist der Faschingsdienstag allemal etwas Besonderes. In der Kindertagesstätte und in der Schule gehören Stimmung und gute Laune zur Tagesordnung. Dem jeweiligen Motto entsprechend, verwandelte sich unser Falkennest schon in ein Zwergenland , in den Wilden Westen oder auch ins Märchenland. In einem lustigen Faschingsumzug versammeln sich dann die Schüler der Grundschule und die Kleinen der Tagesstätte gleichermaßen zum großen Sturm auf das Falkenauer Rathaus. Und “ wehe!„, wenn der Bürgermeister keine vollen Bonbon - Kannen bereitgestellt hat. In der Schule wartet auf alle kleinen Narren dann meist auch noch eine zünftige Faschingsdisko.

Blasmusikfeste in Falkenau

Am 11. Februar 1995 fand das 1. große Konzert des Falkenauer Blasorchesters in der Turnhalle statt. Mit von der Party waren auch die Sokolover Blasmusikanten. Bei den rund 400 Gästen herrschte sofort Stimmung. Der Höhepunkt des Abends war die musikalische Vereinigung beider Orchester, die unter Leitung beider Dirigenten die Gäste begeisterten. Seit dem 1. Blasmusikfest 1995 entwickelte sich die schöne Tradition, dieses Fest jedes Mal zu einem Höhepunkt des kulturellen Lebens in Falkenau zu gestalten. Die Falkenauer danken es den Organisatoren durch zahlreiche Anwesenheit, denn die Turnhalle platzt jedes Mal aus fast aus allen Nähten.

Pyramidenfeste

Das Schmuckstück wurde von dem Bastler und Hobbydrechsler Rolf Rottloff geschaffen und erfreut jedes Jahr zur Weihnachtszeit alle Falkenauer. Am 1. Advent 1992 war die Weihe und gleichzeitig fand auch das 1. Pyramidenfest statt. Das Blasorchester spielte weihnachtliche Weisen. Für alle Großen gab es Glühwein und für alle Kleinen natürlich den Weihnachtsmann. Auch dieses Fest ist zu einer schönen Tradition geworden.

Ski - Feuer

Dieses Fest wurde 1999 auch bereits zum zweiten Mal erfolgreich durchgeführt. Die Organisation lag hierbei wieder in den Händen der Freiwilligen Feuerwehr Falkenau und des Skiclubs. Kinderfest mit Hüpfburg und Bastelmobil, Ortsrundfahrten der Feuerwehr, Kaffeetrinkern in der Turnhalle und eine Ausstellung des Klöppelzirkels gehörten ebenso dazu wie eine Disko am Freitag und der Tanzabend am Samstag. Beide Veranstaltungen lockten über 300 tanzfreudige Falkenauer in die Turnhalle der Freizeitanlage Edmund Lehmann.

17. Die Post, das Gesundheitswesen, das Verkehrswesen 82

17.1. Post 82

Eine eigene Postanstalt wurde mit Fortschreitung der Entwicklung unseres Heimatdorfes notwendig.

In Flöha gab es bereits seit 1857 eine Postexpedition, zu deren Landesbestelldienst auch Falkenau gehörte.

Da zu diesem ebenfalls noch die Dörfer Bernsdorf, Gückelsberg, Plaue, die Schweddey sowie einzelne Anwesen wie der Kalkofen (bei Falkenau), die Kunst (bei Gückelsberg), das Lärchental, der Steinknochen (bei Bernsdorf) und die Zechenhäuser gehörten, wurde die Post nur mangelhaft und verspätet zugestellt.

Den vielfachen Beschwerden der Falkenauer Einwohnerschaft ist es zu danken, dass der Ort seine eigene Postagentur erhielt.

Diese erste Postanstalt öffnete am 18. August 1881.

Bereits ein Jahr später wurde Falkenau an das Telegraphennetz angeschlossen.

Die Postanstalt befand sich:

  • von 1881-1893 im Haus Ernst-Thälmann-Straße 31,(jetzt Friseur GmbH)
  • von 1893-1913 im Haus Plauer Straße 20, (Grimm)
  • von 1913-1920 im Haus Straße der Einheit 21, (früher Neumann-Maler Haus)
  • von 1920-1934 im Haus Ernst-Thälmann-Straße 37, (ehem. Laden Schaffrath)
  • von 1935-1967 im Haus Strasse der Einheit 5, (Klemm)
  • von 1967-1995 im Rathaus, Ernst-Thälmann-Straße 18

seit 1995 ist die Postagentur im Elektrowarengeschäft von Werner Seyfert in der Straße der Einheit 8 untergebracht.

Quellen : Chronik von 7938, Unterlagen des Gemeindearchivs, Gesprächsnotizen Archiv der Gemeinde Falkenau, Unterlagen Gesundheitswesen, Gemeindeprotokolle, Gesprächsnotizen

17.2. Gesundheitswesen 82

Quelle: Archiv der Gemeinde Falkenau, Unterlagen Gesundheitswesen, Gemeindeprotokolle, Gesprächsnotitzen

Seit Ende der 20 iger Jahre praktizierte in Falkenau Dr. med. Max Ullmann, Praktischer Arzt und Geburtshelfer. Er dürfte vielen älteren Bürgern unseres Ortes noch gut bekannt sein. Beinahe vier Jahrzehnte lang wachte er über die Gesundheit der Falkenauer Einwohnerschaft. Nur in den Kriegsjahren und während der Zeit seiner Kriegsgefangenschaft, (bis 1947 war Dr. Ullmann in englischer Kriegsgefangenschaft als Lagerarzt), mußte er vertreten werden. Ein sogenannter Sprengelarzt, der vorher als Lazarettarzt in Dresden gearbeitet hatte, wurde verpflichtet. Dr. med. Günter Albus versah den medizinischen Dienst im Ort bis der eigentliche Falkenauer Arzt wieder zur Verfügung stand.

Dr. Max Ullmann hatte 1929 vom Gutsbesitzer Kurt Naumann das Grundstück an der jetzigen Str. der Einheit 32 erworben. Hier sollte sein Wohn- und Arbeitssitz entstehen. Bereits am 1. Januar 1930 war das Haus bezugsfertig. Im Erdbeschoß wurde eine moderne Praxis eingerichtet. Im 1. Stock befand sich die Arztwohnung und im Obergeschoß eine Hausmannswohnung. Auch heute, über 70 Jahre später, ist die Falkenauer Arztpraxis noch in diesem Gebäude zu finden. Nach dem 2. Weltkrieg verfügte die Praxis Dr. Ullmanns über eine Besonderheit, die damals eigentlich selten war und von den jungen Frauen des Ortes in Anspruch genommen werden konnte. In einem Anbau am Doktorhaus hatte der Arzt eine Entbindungsstube eingerichtet. (daher auch das Steinbild Mutter und Kind an der Vorderseite des angebauten Gebäudes)

So mancher Falkenauer, der in den Jahren des Bestehens dieser Entbindungsstube das Licht der Welt erblickte, kann das Haus an der Str. der Einheit 32 sein Geburtshaus nennen. Natürlich gab es im Ort auch eine Hebamme, die gerade in der Schwangerenfürsorge eng mit dem Arzt zusammenarbeitete. Die Falkenauer Hebamme hieß Minna Ihle. Sie verhalf jahrzehntelang den Kindern auf die Welt. Obwohl sie später doch schon recht betagt war (geb. 1874), versah sie auch nach dem 2. Weltkrieg noch ihren Dienst.

Die Entbindungsstube von Dr. Max Ullmann verlor Mitte der 50 iger Jahre ihre Bedeutung , denn die Betreuung von Mutter und Kind war in speziellen Kliniken dann doch optimaler und auch die Schwangerenfürsorge wurde mehr und mehr von Fachärzten übernommen. Einzig die Mütterberatungsstunden wurden weiterhin im Ort abgehalten. Trotz des Wegfalls dieser Einrichtung konnte sich Dr. Ullmann in den Folgejahren nicht über Arbeitsmangel beklagen. Wie schon eingangs erwähnt, praktizierte dieser Falkenauer Arzt über vier Jahrzehnte, bis er 1968, 73 jährig, verstarb.

Der heute jedem Falkenauer wohlbekannte Arzt, der Sanitätsrat Dr. med. Helfried Löser, trat die Nachfolge an. Am 1. August 1968 übernahm er die Leitung der Staatlichen Arztpraxis in Falkenau. Seiner Initiative ist es auch mit zu danken, daß die bis dahin im Rathaus untergebrachte Gemeindeschwesternstation am 13. Februar 1970 mit in die Arztpraxis verlegt wurde. Die Gemeindeschwester unterstand jetzt ohnehin dem jeweiligen Arzt und wurde durch diesen dienstlich angeleitet. Das Arzt und Gemeindeschwester nun unter einem Dach untergebracht waren, erleichterte die medizinische Betreuung der Bürger wesentlich. Günstig war es auch insofern, da die Praxis jetzt täglich besetzt war. Mittlerweile versieht unser Falkenauer Arzt auch schon wieder über 30 Jahre seinen Dienst im Ort. Die Wende brachte natürlich auch für das Gesundheitswesen einige Veränderungen. Die Zeiten der Staatlichen Arztpraxen und Polikliniken war vorbei. Seit 1991 praktiziert Herr Sanitätsrat Dr. med. Helfried Löser in freier Niederlassung.

Nicht unerwähnt in Sachen Gesundheitswesen des Ortes zu DDR-Zeiten, darf das Bestehen einer Betriebsambulanz im größten Betrieb des Ortes, der Baumwollspinnerei, bleiben. Für die medizinische Betreuung der Werktätigen standen hier ein praktischer Arzt und ein Zahnarzt zur Verfügung.

Seine eigene Zahnarztpraxis hatte unser Ort seit Mitte der 30 iger Jahre. Der Zahnarzt Otto Bernhard Panknin hatte im September 1934, ebenfalls vom Gutsbesitzer Kurt Naumann, das Grundstück an der heutigen Straße der Einheit 7 erworben. In seinem darauf neugebautem Wohnhaus richtete er im Erdgeschoß die Praxis ein. Neben seiner Falkenauer Praxis unterhielt Panknin auch noch eine Zweigstelle in Hohenfichte.

Auf Grund seiner großen nationalsozialistischen Aktivitäten, er war Leiter des örtlichen rassepolitischen Amtes und Angehöriger der SA, erfolgte nach 1945 die Enteignung des Zahnarztes. Praxis und Wohnhaus wurden zum Eigentum des Volkes erklärt. Die zahnmedizinische Betreuung der Bevölkerung wurde dem damaligen Einsatzdentisten Anton Schee übertragen. Sein Nachfolger war dann wiederum der Zahnarzt Erhard Schlegel, welcher die Praxis im September 1952 übernahm und bis zu seinem 70 igsten Lebensjahr führte. Nach der Schließung Ende 1983 war die Zahnarztpraxis längere Zeit verwaist. Viele Falkenauer nutzten in dieser Zeit die Möglichkeit den Zahnarzt der Baumwollspinnerei zu konsultieren. Dennoch blieb der Wunsch und die Notwendigkeit nach einem eigenen Zahnarzt im Ort. Seit 1984 bereits geplant, begann erst 1985 der Um- und Ausbau der ehemaligen Praxis in eine Staatliche Zahnarztpraxis. Eigentlich sollte diese bereits zum 40 Jahrestag der Befreiung übergeben werden. Nach dem Abschluß der Baumaßnahmen konnte Dr. med Jörg Pastrnek, als neuer Falkenauer Zahnarzt , im Juni 1986 die Praxis wieder eröffnen. Seit Januar 1991 ist auch er in freier Niederlassung tätig.

17.3. Verkehrswesen 84

Nicht jede Gemeinde kann von sich behaupten, so verkehrstechnisch günstig zu liegen wie unser Falkenau. Viele Orte unserer Größenordnung sind bei weitem nicht so gut erreichbar .

Da ist einmal die Bundesstraße 173 über die man mit PKW oder Bus in die nächsten Städte wie Flöha, Chemnitz oder Oederan, Freiberg und Dresden gelangen kann.

Und zum anderen durchlaufen zwei Bahnlinien unseren Ort und stellen so ebenfalls günstige Verbindungen dar. Das ist zum einen die zweigleisige Eisenbahnlinie Dresden-Chemnitz-Reichenbach mit dem Bahnhof Falkenau/Sa-Süd im oberen Ortsteil und zum anderen die eingleisige Strecke von Flöha nach Reitzenhain mit einem Haltepunkt in der Mitte des Ortes.

Seit dem 1. März 1869, dem Tag der Inbetriebnahme des letzten Abschnitts der Dresdner Linie von Flöha nach Freiberg, hatte der Ort eine Haltestelle aufzuweisen. ( den heutigen Bahnhof Falkenau/Sa-Süd) Für die untere Bahnlinie Flöha-Reitzenhain, welche seit 1875 in Betrieb war, erhielt man erst am 16. April 1928 einen eigenen Haltepunkt, vorher hielten die Züge erst in Hetzdorf.

Bis 1967 gab es von Hetzdorf aus noch eine weitere Bahnlinie. Und zwar handelte es sich hier um eine schmalspurige Eisenbahnstrecke die entlang des Lößnitztales erst bis Eppendorf und ab dem Jahr 1916 bis nach Großwaltersdorf führte. Diese Bahnlinie wurde am 1. Dezember 1892 eröffnet. Näheres dazu im Abschnitt Sehenswürdigkeiten - Hetzdorfer Viadukt -. Am 6. November 1967 fuhr die Lößnitztalbahn zum letzten Mal.

18. Zur Landwirtschaft 84

Der Ort Falkenau war, von seiner Entstehung an, über Jahrhunderte immer durch die Landwirtschaft geprägt. Dem Bauerntum verdankt unser Dorf seine Gründung und Besiedlung. Die Chronik von 1938 gibt darüber sehr ausführlich Auskunft. Belegt wird dies noch durch eine Aufstellung aller 15 Güter und deren Besitzer für fast 5 Jahrhunderte. Sie gibt gleichzeitig auch Aufschluß über Falkenaus älteste Familien überhaupt, da die Höfe ja immer weitervererbt wurden. Solche Namen wie Berger, Teichmann, Müller, Naumann und natürlich Schreyer sind sicher für viele Ur-Falkenauer ein Begriff. Diese Familiengeschichten aufzugreifen und nachzuvollziehen lohnt sich zweifelsohne und ist für den Leser sehr interessant. Da die Landwirtschaft unsere Ortsgeschichte so maßgeblich mitgeprägt hat, soll hier die Geschichte einer dieser alteingesessenen Bauernfamilien erzählt werden.

Herr Wilfried Reibetanz aus Ilvesheim, ein Cousin von Herrn Frieder Schreyer aus Falkenau, hat sich sehr intensiv mit seiner Familiengeschichte beschäftigt und sie zu Papier gebracht. Er stellt sie uns freundlicherweise für die Chronik zur Verfügung.

18.1. Die Familie Schreyer 85

Mit der Besiedlung und Aufteilung des Landes im Bereich von Freiberger Mulde, Zschopau und Flöha um 1200, sind mit ziemlicher Sicherheit auch die Vorfahren der Sippe Schreyer aus Franken gekommen. Für den in Franken verbreiteten Namen gibt es bemerkenswerte Zeugnisse:

- das Schreyer-Grabmal in der Sebalduskirche in Nürnberg

- Wappenbrief für Seboldt Schreyer von Kaiser Friedrich III. aus dem Jahre 1472 (abschriftlich vorhanden)

Mit der ersten Erwähnung von Adam Schreyer 1542 als Bauer und Erbrichter in Memmendorf bei Oederan, beginnt die Reihe der zahlreichen Aufzeichnungen in Kirchenbüchern, Gerichtsakten und Urkunden des Staatsarchivs in Dresden. In der Folgezeit sind Zweige der Familie weiterhin Erbrichter in Memmendorf , Pächter des hochadligen Rittergutes in Oberschöna und Lehngutsbesitzer in Naundorf.

Ein Nachfahre in direkter Linie von Adam Schreyer, George Konrad Schreyer übernimmt 1795 das Lehngut in Falkenau. In der „Erbhuldigung“, die im Staatsarchiv Dresden aufbewahrt wird, sind „Freyheiten“ und Verpflichtungen, die das Gut betreffen, aufgezeichnet. Bereits 1802 stirbt George Konrad, sein damals erst vierjähriger Sohn Carl Friedrich tritt mit Volljährigkeit in die Erbfolge ein. Er wird später für Falkenau von Bedeutung sein, denn 1846 gründet er eine Strumpfgarnbaumwollspinnerei auf dem Gelände des Lehngutes, deren Nachfolgebau heute noch, allerdings ohne die alte Funktion , steht. Im Betrieb gab es eine Fabrikschule, in der vorallem die Kinder der dort Beschäftigten unterrichtet wurden. (ein Rechenbuch aus dieser Zeit existiert noch) Zum Lehngut gehörten auch eine Ziegelei in Gückelsberg und eine Brennerei. Riesige Mengen Kartoffeln wurden zu Alkohol gebrannt. Auch der große, dafür erforderlich gewesene Keller ist noch erhalten.(Kellerberg) Nach alten Aufzeichnungen haben während der Rüben- und Kartoffelernte, zeitweise, mehr als hundert Menschen auf den Feldern gearbeitet. In den Ställen standen mitunter auch ungarische Rinder, die so weit ausladende Hörner hatten, daß beim Passieren der Stalltür die Köpfe gedreht werden mußten. Noch heute sind im gewölbten Pferdestall die alten Stände für 12 Pferde vorhanden. Die von Carl Friedrich angelegte Kastanienallee vom Gut zum Dorf ist heute leider nur noch teilweise erhalten.

Durch Heirat mit Johanna Christiana Karolina Lange 1824, kam Carl Friedrich in den Besitz des damaligen Langeschen Gutes, dem heutigen Schreyerhof. Bis dahin war dieser Hof, seit etwa 1500, in blutverwandschaftlicher Folge von den Familien Teuffel, Becker und Lange bewirtschaftet worden. Eine Tafel mit der Jahreszahl 1559 ist zur Erinnerung am Gut angebracht.

Carl Friedrich Schreyer starb 1872, er wurde in der Familiengruft an der Friedhofsmauer bei der Kirche zu Flöha beigesetzt. Es erfolgte die Teilung seines Besitzes unter den Kindern. Sohn Louis übernahm das Lehngut, Friedrich Moritz erhielt das ehemals Langesche Gut, den heutigen Schreyerhof. Tochter Ida und Sohn Heinrich Wilhelm betrieben die Baumwollspinnerei weiter. Zwei Töchter wurden mit Geld abgefunden. Sie waren verheiratet mit östereichischen Offizieren, die sie in Karlsbad kennengelernt hatten. Josef Fritsche, pensioniert als Major und Josef Rosenauer von Chumfort, Oberst und Komandeur eines Artillerieregiments, ausgezeichnet mit allerhöchster Belobigung.

Heinrich Wilhelm ließ das Wohnhaus am Lehngut, etwas übertrieben Herrenhaus genannt, und die Waldvilla bauen. Es mag seiner Leidenschaft zur Jagd, aber auch einer früheren Krankheit zuzuschreiben sein - er starb 1895 - , daß die an sich florierende Baumwollspinnerei verkauft wurde und letztendlich in den Besitz von Georg Liebermann, dem Bruder des großen impressionistischen Malers Max Liebermann kam. Auch das Lehngut wurde später nach kurzzeitig anderem Besitz (Gerlach, Stecher u.Friedrich) von Georg Liebermann erworben (1911). Der einzige Sohn von Heinrich Wilhelm Schreyer, Karl Ottomar, trat nach Besuch des Gymnasiums in Freiberg in die kaiserliche Kriegsmarine ein, er setzte damit die Marinetradition der Familie fort und wurde Offizier. Als Oberleutnant zur See ließ er sich in den Reservestand versetzen, studierte dann Jura und trat nach der Promotion in den sächsischen Staatsdienst in Dresden ein. Am 1. Weltkrieg nahm er als Käpitänleutnant teil. Er und Hermann Seifert sind maßgebliche Verfasser der „Ortsgeschichte des Dorfes Falkenau in Sachsen“, heute wieder ein gesuchter aber selten zu findender Band.

Wie schon erwähnt, erhielt bei der Erbteilung Friedrich Moritz Schreyer, geb. 1827, das ehemals Langesche Gut, den heutigen Schreyerhof, zu dem auch ein Steinbruch mit Kalkofen und eine Sandgrube gehörten. Er heiratete 1853 Amalie Ernestine Pomsel aus Gückelsberg. Deren Stammgut, damals allerdings noch unterhalb der Straße nach Flöha gelegen (bis 1894), ist heute weithin als Gaststätte „Zum Pomselberg“ mit ausgezeichneter Küche bekannt. Der Ehe entstammen fünf Söhne, die alle das Gymnasium in Freiberg besuchten. Der Zweitjüngste, Edmund, fand als 2. Schiffsoffizier auf einem belgischen Großsegler bei einer tragischen Schiffskatastrophe, nur 24 Jahre alt, 1884 im Chinesischen Meer den Seemannstod. (siehe Bericht in der Freien Presse vom 12. bis 18. August 1992) Der jüngste Sohn, Constantin Alexander, geb. 1866 (Großvater des Verfassers der Familiengeschichte, W. Reibetanz), wurde ebenfalls Schiffsoffizier bei der Handelsmarine; bereits mit 19 Jahren erhielt er sein Steuermannspatent. Als er bei der Kriegsmarine als sogenannter Einjährig-Freiwilliger Dienst tat, war sein Kompaniechef Prinz Heinrich von Preussen, der Bruder von Kaiser Wilhelm II. Aus Liebe zu seiner Mutter, die das Schicksal ihres Sohnes Edmund so hart getroffen hatte, gab er 1889 seinen Marineberuf auf und wurde Landwirt.

Doch noch einmal zurück zu Friedrich Moritz Schreyer. Mit seiner stattlichen Größe von 190 cm überragte er seine mehr rundliche Frau Ernestine erheblich. Von seinem Zeichtalent hat es noch lange schöne Zeugnisse vom Schreyerhof gegeben. Er bewirtschaftete den großen Hof etwa von 1850 bis 1890.

In diese Zeit fällt der Bau der beiden Eisenbahnlinien Hof-Chemnitz und Chemnitz-Reitzenhain. Umfangreiche landwirtschaftlich und als Wald genutzte Flächen des Gutes mußten an die Eisenbahngesellschaft verkauft werden. Leider kam auch ein Waldstück von 14 ha an den Chemnitzer Fabrikanten Schnicke zum Verkauf. Der Erlös wurde dringend benötigt, denn die gute Ausbildung von fünf Söhnen und ein recht großzügiger Lebensstil mit viel anspruchsvollem Besuch forderten ihren Tribut. Eine kleine Bibliothek mit schönen Büchern aus dem 18. und 19. Jahrhundert gibt heute noch Aufschluß über die Interessen seiner damaligen Nutzer.

1866 zerstörte ein Großfeuer drei Gebäude des ehemals Vierseitenhofes: Scheune, Pferdestall/Remise und das zur Bahnlinie hin stehende Gebäude mit Mehrfachnutzung. Nur das Wohnhaus, 1804 erbaut, blieb erhalten. In der Aufregung hatte man vergessen, den in der Wiege liegenden Constantin ins Freie zu bringen. Der treue Herklotz, Geschirrführer über drei Generationen, brachte ihn in seiner Lederschürze in Sicherheit. Neugebaut in massiven Mauerwerk wurden 1867 die markante Scheune sowie Stallgebäude mit Remise und riesigem Heuboden. Gut erhalten ist dies alles heute noch vorhanden. 1876 ließ Friedrich Moritz eine Düngemittel-Fabrik mit Dampfbetrieb in der Nähe des oberen Bahnhofs errichten. Diese wurde später vor allem von seinem Sohn Florenz betrieben, der sich dann südlich der Bahnlinie ein villenartiges Wohnhaus baute. (beides heute noch vorhanden)

Friedrich Moritz starb 1912 im Alter von 85 Jahren, seine Frau überlebte er um 23 Jahre. Er wurde auf dem neuen Friedhof in Flöha in einem 1902 angelegten Familiengrab beerdigt, da der Gottesacker an der Kirche bereits aufgelassen war. Seinem Wunsch entsprechend war der Leichenwagen mit 4 Pferden bespannt.

Constantin Alexander Schreyer bewirtschaftete das Gut etwa von 1890 bis 1926. Mit seiner markanten Erscheinung stand er seinem Vater in nichts nach. Alte Falkenauer werden sich wohl noch an ihn erinnern können. Gute Schulbildung, Weltoffenheit - er war ja Ostindienfahrer auf Segelschiffen gewesen - und praktische Arbeit konnte er gut unter einen Hut bringen. Er war traditionsgebunden, aber nicht konservativ, liebte Geselligkeit, pflegte Freundschaften und versuchte gerecht gegen jedermann zu sein. Für die Errettung eines Kindes, und zwar des 5 1/2 jährigen Mädchens Johanna Brockmeyer aus Falkenau, vom Tode des Ertrinkens unter eigener Lebensgefahr am 1. Mai 1915, erhielt er die Silberne Lebensrettungsmedaille mit Urkunde, unterschrieben von König Friedrich August III. (Medaille und Urkunde heute noch vorhanden).

In seine Zeit - er starb 1946- und die Jahrzehnte danach fallen politische Umwälzungen, wie sie es in Deutschland und Europa so extrem noch nie gegeben hatte. Besonders auch für die Landwirtschaft trifft das zu. Die Strukturen in unserem Raum (Hofgrößen, Landverteilung, Viehhaltung) wurden bereits um 1200 bei der Besiedlung im wesentlichen festgelegt. Sie galten und funktionierten, natürlich mit allmählicher Weiterentwicklung, vorallem in der Technik, über mehr als 700 Jahre. Mit Kriegsende 1945 verlor dies bald seine Gültigkeit.

1889 hatte für Constantin Alexander Schreyer im privaten Bereich alles recht gut begonnen. Heirat mit Lydia Haubold, einer Tochter aus der Haubold-Mühle in Oederan. Im Laufe der 90 iger Jahre wurden fünf Kinder geboren: 3 Töchter und 2 Söhne. 1902 brach das große Unglück über die Familie herein. Im Alter von nur 37 Jahren starb Mutter Lydia. Sie war eine schöne Frau, wovon noch so manches erhaltengebliebene Bild Zeugnis gibt, verehrt und geliebt. Constantin Schreyer hat nicht wieder geheiratet, er blieb Mittelpunkt einer großen Familie, ja Sippe, bis zu seinem Tode. Der ältere Sohn Herbert setzte die Marine-Tradition fort und wurde Schiffsoffizier bei der Handelsmarine mit Kapitänspatent. Als Leutnant zur See der Kriegsmarine, erhielt er im Ersten Weltkrieg hohe Auszeichnungen. Die Skagerak-Schlacht am 31. Mai 1916 überlebte er, diensttuend auf dem eben erst fertiggestellten Schlachtschiff „Lützow“,das unter dramatischen Umständen während der Schlacht versenkt wurde. Ab 1930 hatte er eine gute Position als Hafenlotse in Hamburg. Im 2. Weltkrieg wurde er 1941 wieder zur Kriegsmarine beordert. Nach nur 4 Wochen Einsatz fiel er bei einem Angriff englischer Flieger auf sein Schiff. In Holland, auf einem deutschen Soldatenfriedhof liegt er begraben. Er hatte sich vorgenommen als Pensionär wieder in seinem geliebten Falkenau zu leben. Der jüngere Sohn Fritz, der spätere Hoferbe, nahm am Ersten Weltkrieg als junger Kriegsfreiwilliger bei der Feldartillerie im Westen teil. Er war ein ausgezeichneter Reiter. Über ihn soll noch berichtet werden. Die drei Töchter Konstanze, Gertrud und Maria heirateten und zogen in andere Orte Sachsens. Letztere, verheiratete Dünnebier hat noch bis 1935 mit Mann und dem einzigen Sohn Günther im Gut gewohnt. Günther ist aus dem zweiten Weltkrieg nicht zurückgekehrt.

Constantin Schreyer stand der technischen Entwicklung aufgeschlossen gegenüber und war auch ständig mit dem Bauen von Häusern beschäftigt. Gar bald, nachdem es in Falkenau elektrischen Strom gab, wurde die Göpel-Dreschmaschine durch eine elektrische ersetzt. Längs der Straße von der Flöha-Brücke zum Bahnhof, auf den Fluren der Güter Naumann und Schreyer (jetzt Straße der Einheit, Plauer Straße), begann in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg rege Bautätigkeit.

Fabrikant Georg Liebermann kaufte um 1900 für 10 000 Goldmark von Constantin Schreyer den Park für seine Villa, die inzwischen renoviert und saniert wurde. Nach und nach wurde auch die neuangelegte Ringstraße, die übrigens bis etwa 1970 Schreyerstraße hieß, bebaut. Schließlich entstand 1913 das Eckhaus zur Ringstraße, heute noch im Besitz von Schreyers Erben und wieder ansehbar. 1912 wurde auf dem Gutsgelände die stattliche Schule im Jugendstil gebaut.

Für alle landwirtschaftlich genutzten Anwesen mit einer Größe zwischen 10 und 100 ha regelte während des „Dritten Reiches“ das Erbhofgesetz die Erbfolge. Höfe durften nicht geteilt werden, was im sächsischen Raum schon vorher seit Jahrhunderten mit der sogenannten Anerbenteilung praktiziert wurde, im Gegensatz zur Realteilung in anderen Gebieten Deutschlands, bei der durch die wirkliche Aufteilung der Felder und Gebäude auf mehrere Erben oft zu kleine, nicht mehr existenzbietende Einheiten entstanden.

Friedrich Moritz Heinrich ( Fritz) Schreyer übernahm 1926 erst als Pächter den väterlichen Hof und ab 1935 dann als Erbhofbauer. 1926 erfolgte die Heirat mit Elisabeth Kempe aus Augustusburg. Drei Kinder wurden geboren: 1926 Gertrud, 1929 Charlotte und schließlich 1935 Friedrich Konstantin Oskar (Frieder) Schreyer. Mit der Technisierung des Betriebes ging es weiter. 1926 übernahm ein elektrischer Heuaufzug, der heute noch funktioniert, die bisherige Handarbeit. Später wurden weitere Maschinen und auch noch ein Lanz-Buldog angeschafft. Man konnte auf eine gute Zukunft für Hof und Familie hoffen. Doch das Schicksal schlug wieder einmal hart zu. Im September 1938, in der Zeit der „Sudetenkrise“, erkrankte Fritz Schreyer völlig unerwartet -zu spät erkannt- an Gehirnhautentzündung. Er starb am 8. Oktober 1938 im 43. Lebensjahr. Über die Trauerfeier für ihn gibt es noch einen zu Herzen gehenden ausführlichen Bericht von Dr. Ottomar Schreyer, in einem noch vorhandenen Brief an seinen Sohn Wilhelm. Über 300 Trauergäste versammelten sich auf dem Hof, wo nach altem Brauch der Verstorbene in der Diele aufgebahrt war und folgten ihm zum Falkenauer Friedhof. Hoferbe wurde nun, erst 3 1/2 Jahre, Frieder Schreyer. Die Führung des Gutes übernahm bis auf weiteres seine Mutter, ein Verwalter stand ihr bis 1943 zur Seite. Die bald folgenden Kriegsjahre wurden einigermaßen überstanden. Erst zum Ende des Krieges hin fanden Ströme von Flüchtlingen eine kürzere oder auch längere Bleibe auf dem Hof. Dessen zentrale Lage an der Flöha-Brücke übte dann auch eine starke Anziehungskraft auf Angehörige der Roten Armee aus. Russen gingen ein und aus. Nach einer gewissen Zeit der Beruhigung hätte man vermuten können, daß die Landwirtschaft in den Gütern unter 100 ha, die darüberliegenden wurden ja 1945/46 enteignet, so ähnlich weitergehen würde, wie es vor dem Krieg der Fall war, wenn auch mit beängstigend hohem Abgabesoll für landwirtschaftliche Produkte innerhalb der Planwirtschaft.

Doch nach und nach änderten sich Produktionsweisen und die damit verbundene Organisation völlig. Ziel waren die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG`s) wie sie dann bis zur Wende bestanden haben. Wie für alle Höfe bedeutete das auch für den Schreyerhof, seine Felder und den Wald in große riesige Flächen einzubringen, die dann gemeinsam von der Genossenschaft bzw. dem Staatlichen Forst bewirtschaftet wurden. Der Wald, als „Sparkasse“ vom Urgroßvater aufgeforstet, wurde als ca. hundertjähriger Bestand erst einmal abgeholzt ohne jeden Gewinn für den Hof. Nach und nach wurden alle Pferde abgeschaftt. Sie wurden nicht mehr gebraucht, allerdings auch wegen zunehmender Technisierung. Noch recht lange blieb die Viehwirtschaft auf dem Hof. So wurden ca. 30 Rinder in den vorhandenen Ställen und auf den Weiden von Frieder Schreyers Ehefrau Charlotte mit großen Einsatz bis 1987 betreut. Die Mitarbeiter von früher gab es nicht mehr. Letztendlich waren nur noch der Besitzer Frieder Schreyer und Schwager Herbert Uhlmann (seit 1945 auf dem Hof), im bedingt landwirtschaftlichen Sinne tätig-bei der LPG. Das alles brachte eine völlige Strukturänderung hier und wohl auf allen anderen Gütern mit sich. Die früher so wichtigen Nebengebäude wie Scheunen, Ställe, Remisen fanden nur noch in seltenen Fällen sinnvolle Nutzung. Lediglich die Wohngebäude waren wichtig und wurden so gut es ging erhalten, da ja Wohnraum knapp war. Der Verfall der Nebengebäude war programmiert und zog oft den totalen Verlust so mancher Vierseitenhöfe, die 800 Jahre lang die Landschaft unseres Raumes unverwechselbar geprägt hatten, nach sich. Um so mehr ist es zu würdigen, wenn da und dort mit viel Mühe und über Jahrzehnte hinweg die Bausubstanz gerettet und diese dann nach der Wende oft auch neue Nutzung fand und instandgesetzt wurde. Der Schreyerhof ist ein Beispiel dafür. Er bildet mit seinen drei baumumstandenen Gebäuden, die sich in gutem Zustand befinden, zusammen mit dem Naumann`schen Gut weiterhin einen markanten Akzent im Mittelpunkt des Ortes. Von früher 15 stattlichen Höfen in Falkenau hat nur ein Teil den ursprünglichen Charakter erhalten können. Zu den Ausnahmen zählt das denkmalgeschützte Lehngut, durch das der Name Schreyer ja nach Falkenau gekommen ist. Es ist ein weiterer baulicher Schwerpunkt in der Gemeinde, dessen Substanz gerade noch so gut ist,daß seine Erhaltung möglich und unbedingt gefordert werden muß. Die gewölbten Ställe, die riesigen Dachböden mit orginal erhaltenen,sicher über 200 Jahre alten Schnitterkammern sind beeindruckendes Zeugnis der Landwirtschaft von einst. Das Lehngut ist heute wieder in Privatbesitz. Umfangreiche Bauarbeiten haben begonnen, die einem Hoffnung geben , daß sich der Hof in absehbarer Zeit wieder in alter Schönheit präsentiert.

Familie Schreyer in Falkenau,

so lautet der Titel dieser Beschreibung. Fast 500 Jahre urkundlich ansässig, mit einer großen Zeit im 18. und 19. Jahrhundert, mit guten, glücklichen Tagen, mit harter Arbeit und frohen Festen, aber auch mit schmerzlichen Verlusten, den geschichtlichen Ereignissen Opfer bringend. Inzwischen ist der Wald wieder in eigener Bewirtschaftung, die Felder sind verpachtet an eine Agrargenossenschaft und etwas Tierhaltung gibt es auch noch. Noch immer hängt der große Stammbaum mit dem Familienwappen hinter Glas und Rahmen in der Diele und die Hoffnung, daß weitere Generationen das Erbe nutzen und pflegen können, ist berechtigt. Die alten Zeiten kommen nicht wieder zurück. Die Erinnerung jedoch muß bleiben. Nur mit ihr läßt sich die Zukunft gestalten.

18.2. Nachweis der Besitzverhältnisse für alle 15 Bauerngüter 93

18.3. Landwirtschaft nach dem 2. Weltkrieg 96

Die Landwirtschaft in Falkenau nach dem 2. Weltkrieg

Landwirtschaftsbetriebe im Jahr 1945/46

Erbgerichtshof Falkenau Rudolf Berger
Lehngut Falkenau Besitzer Baumwollspinnerei Falkenau
ab 1.1.1952 an Vereinigung Volkseigener Güter ausgegliedert, Verwalter, Marschall Fritz
Landwirtschaftliche Betriebe
Elisabeth Schreyer
Walter Naumann
Rudolf Anke
Richard Kunz
Kurt Müllers Erben
Arthur Naumann
Georg Naumann
Willy Wächtler
Otto Wächtler
Emil Scheidhauer
Kurt Reimann, Neubauer
Max Richter, Neubauer
Karl Krähan, Neubauer

Alle Bauern sind organisiert in der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe VdgB, welche am 19.4.46 in Falkenau gegründet wurde. Vorsitzender ist Walter Naumann.

1945- Die Durchführung der Bodenreform 96

Zur ordnungsgemäßen Durchführung der Bodenreform wurde eine Kommission gebildet. Ihr gehörten neben Vertretern des VdgB (Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe) auch der damalige Bürgermeister Lindner und der Vorsitzende des antifaschistisch demokratischen Blocks Lorenz an. Diese Kommission war für die ordnungsgemäße Durchführung der Bodenreform im Ort zuständig. 7)

Etwas befremdend wirkt ein weiteres Schreiben der örtlichen Kommission vom 22. September an denselben Ausschuss, welches die Enteignung des Gutes vom ehemaligen Kreisbauernführer Arthur Teichmann betrifft. Man wollte von einem Enteignungsantrag gegen ihn absehen, weil er in der Endphase des Krieges Sabotagehandlungen gegen das Regime durchgeführt haben soll. Die Falkenauer Kommission sah das als genügende Entlastung und wollte sogar dem Übereignungsvertrag Teichmanns an seinen Sohn Reinhold stattgeben. Das hat man natürlich von übergeordneter Stelle nicht zugelassen.

Am 29.10.1945 wurde das Teichmann Gut enteignet. Grundlage war der Befehl 54 der Alliierten Militärverwaltung.

Im Vorfeld hatten die Mitglieder der Kommission festzulegen, wer die Neubauernstellen besetzen sollte. In Frage kamen dafür Umsiedler, die in Schlesien oder Ostpreußen alles verloren hatten. Es waren aber auch einfache Landarbeiter und landlose Bauern unter den Anwärtern. Die Auswahl erfolgte nach ordnungsgemäßer Bewerbung und wenn vorhanden, nach Vorlage eines Führungszeugnisses oder einer Beurteilung8).

An diesem 29. Oktober waren im Teichmannschen Gut erschienen, die Vertreter der Gemeinde für die Durchführung der Bodenreform, Oskar Lorenz, Richard Weise, Otto Wächtler, Willy Wächtler sowie Bürgermeister Walter Lindner. Des Weiteren die drei ausgewählten Neubauern Karl Krähan, Max Richter und Kurt Reimann. Unter ihnen sollte nun der vorhandene Besitz aufgeteilt werden. Der ehemalige Altbauer A. Teichmann war schon vor der Enteignung aus dem Gut entfernt worden und befand sich zu dieser Zeit auf der Insel Rügen.

Der Gutsbesitz wurde wie folgt aufgeteilt:

Max Richter und Kurt Reimann nutzten vorerst gemeinsam (je zur Hälfte) das Wohnhaus, den Kuhstall sowie Scheune und Pferdestall.

Der Neubauer Karl Krähan bekam das Seitengebäude mit Stallung, in dem auch Wohnraum vorhanden war und das andere Seitengebäude mit Schuppen.

An landwirtschaftlicher Nutzfläche erhielt jeder Neubauer:

7 ha und 1 ha Wald

Genauso wurde das lebende (Tiere) und tote Inventar (Maschinen und Geräte) aufgeteilt. Jeder der drei Bauern bekam gleich viel.

Der weitere Werdegang der Neubauernstellen :

Neubauer Max Richter erstellte 1948/49 einen eigenen neuen Bauernhof, etwas oberhalb der bestehenden Neubauernstelle Reimann/Richter.

Der Hof Krähans ging schon 1949 an seinen Schwiegersohn Marian Suchan und seine Tochter, da er auf Grund eines Arbeitsunfalls halbseitig gelähmt war.

Auch der Hof von Kurt Reimann wechselt nochmals den Besitzer, allerdings erst 1958. Zu dieser Zeit war Reimann bereits Mitglied der LPG „Zum Sozialismus“. Sein Hof geht am 1.3.58 an Karl Wild, der wiederum wegen eines Arbeitsunfalls in der LPG, im September desselben Jahres aufgeben musste. Die Bewirtschaftung übernahm dann die LPG "Neuer Weg".

Für alle landwirtschaftlichen Betriebe im Ort gab es staatliche Vorgaben, was die Ablieferung von Getreide, Gemüse, Kartoffeln, Fleisch, Milch, Eier usw. betraf.

Diese Vorgaben richteten sich auch nach der Größe des Hofes, der landwirtschaftlichen Nutzfläche, Anzahl der Tiere. So mancher Bauer (besonders die Klein- und Mittelbauern) hatten ihre Probleme damit.

Soll/Ist Vergleiche gaben Aufschluss über den Stand der Erfüllung. Manchmal wurde auch eine Position durch eine andere ausgeglichen. Seit 1950 gab es beim Kreisverband d. VdgB eine Tauschzentrale um den Bauern die Soll-Erfüllung zu erleichtern.

Beispiel: gesucht wird geboten wird
Heu Roggen
300 Eier 15 kg Schwein

Das eigentliche Ziel der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft beinhaltete die Schaffung einer Großraumwirtschaft, also die Abschaffung der Einzelwirtschaften. (sogenannte Handtuchwirtschaften) Durch die Bildung von Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften in denen alle Bauern gemeinsam arbeiteten und große Flächen bestellten, versprach man sich die Steigerung der landw. Produktion und damit die Anhebung des Lebensstandards der Bevölkerung. Es gab drei Typen, die den Einzelbauern den Übergang von der individuellen Produktionsweise zur sozialistischen Produktionsweise ermöglichen sollten.

TYP I Das gesamte Vieh, die landwirtschaftlichen Maschinen und Geräte verbleiben Eigentum und zur individuellen Nutzung des in die Genossenschaft eingetretenen Bauern. Die Felder werden gemeinsam bearbeitet.
TYP II Die Felder werden gemeinsam bearbeitet, landwirtschaftliche Maschinen und Geräte sowie das Zugvieh werden in die LPG eingebracht. Viehhaltung ist individuell.
TYP III Jeder werktätige Bauer bringt sein Ackerland, eine Wiesen und Weiden, Zucht- und Nutzvieh sowie Maschinen und Geräte zur gemeinsamen Bewirtschaftung in die Genossenschaft ein. Außerdem Vieh, was er zur persönlichen Nutzung behält, wie es das Statut vorsieht. Einen halben Hektar Ackerland erhält er zur persönlichen Nutzung, wofür er nicht veranschlagt wird.

Die großangelegten Werbeaktionen zur Mitgliedschaft in der LPG fruchteten allerdings nicht so wie erwartet. Trotz der vielen Vergünstigungen, die man den zukünftigen Genossenschaftsbauern in Aussicht stellte, bleibt man vorerst skeptisch und wartet ab.

Eine Aufstellung aus dem Jahr 1956 99

Eine Aufstellung aus dem Jahr 1956 nach Klein-, Mittel- und Großbauern sowie Mitgliedern der LPG macht dies deutlich

Kleinbauern:
Richter, Max
Suchan, Marian
Mittelbauern:
Hösel, Martin
Kreßner, Rudi
Naumann, Gerhard
Scheidhauer, Arno
Wächtler, Otto
Wächtler, Willy
Großbauern:
Kunz, Richard
Schreyer, Elisabeth
LPG Typ I „Zum Sozialismus“(gegr. 17.3.53)
Müller,Matthilde
Fritsch, Günter
Kroke, Adolf
Seifert, Max
Naumann, Walter (Vors.)
Mauersberger, Luise
Reimann, Kurt
LPG Typ III „Neuer Weg“ (gegr. 1955)
Richter, Walter (Vors.)
Zwinscher, Werner
Hinkelmann, Alfred
Müller, Arno
Borchert, Gerhard

Es kostet noch sehr viel Überzeugungsarbeit bis zum Jahr 1960, ehe alle Falkenauer Bauern Mitglieder der LPG geworden sind.

Es ist auch interessant zu wissen, dass die LPG „Zum Sozialismus “ erst ab dem 01.01.1968 zum Typ III übergeht.

Bereits ab dem 1.1.1964 gehörte die Falkenauer LPG „Neuer Weg“ schon zur LPG „7.Oktober“ Flöha, während die LPG „Zum Sozialismus“ bis 1971 noch eigenständig blieb. Bis 1967 schlossen sich weitere Orte des Kreises der Flöhaner LPG an und es kam zur Gründung einer Kooperationsgemeinschaft aus der dann wiederum die KAP hervorging. Die Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion Flöha verwaltete dann eine Gesamtfläche von 5.500 ha im Kreisgebiet. Damit begann die Ära der industriemäßigen Produktion in der sozialistischen Landwirtschaft.

In der Wendezeit wurden aus den Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften die Agrargenossenschaften. Im Kreisgebiet Flöha demzufolge die Agrargenossenschaft Flöha e. G. 1993 erfolgte hier nochmals eine Trennung in Agrar GmbH Flöhatal und Kunnerstein. Die Flur Falkenau gehört seitdem zur Agrar GmbH Flöhatal.

18.3.3. Eine Aufstellung aus dem Jahr 1956 99

19. Industrie, Handel und Gewerbe des Ortes 100

Industrie, Handel und Gewerbe nach 1945

vorhandene Handelsgeschäfte in Falkenau

Elektrogeschäft: Schmitz, Felix
Fleischerein: Mehnert, Otto
Kluge, Horst
Paul, Wappler
Bäckerein: Seydel, Karl
Eiding, Walther
Seifert, Max
Hunger, Walter
Resch, Kurt
Materialwarenhandlung:
Konsumgenossenschaft/Brunner, Richard
Mehnert, Willy
Schmidt, Rudi und Linda
Otto, Arno und Paula
Schuhmann, Milda
Schuhwarenhandlung: Ullmann, Oswald
Schäfer, Fritz
Holz- und Kohlehandel: Hirsch, Hulda
Uhrengeschäft: Schütze, Ernst
Milchgeschäft: Richter, Paul
Woitan, Frieda
Lederwarengeschäft: Heidler, Anna
Textilwarengeschäft: Klemm, Wilhelm
Herzog, Marie
Franke, Else
Pomsel, Wilhelm
Drogerie: Kluge, Anna
Tabakwarengeschäft: Mehnert, Marianne

vorhandenes Handwerk

Gärtnerei: Sauerbrei, Richard
Ullmann, Bruno
Friseur: Schönfeld, Martin
Günzel, Walter
Schmied: Hofman, Karl
Hösel, Richard
Klempner: Reinhold Paul
Maler: Siegel Kurt
Neumann, Bruno
Müller, Werner
Maurer: Forchheim, Rudolf
Zimmerei: Mehlig, Walter
Böttcherei: Heinrich, Alfred
Schlosserei: Otto, Kurt
Sattlerei: Heidler, Anna
Schaffrath, Kurt
Autovermietung: Engelmann, Friedrich
Fahrzeugreparaturwerkstatt: Hunger, Guido
Schneider: Damen Schulze, Else
Schröber, Hildegard
Werner, Elly
Möbius, Gertrud
Steinert, Margot
Seidel, Johanne
Morgenstern, Dora
Ploss, Hilde
Schneider: Herren Brabec, Paul
Winkler, Fritz
Seltmann, Erich
Wintrich, Hans
Tischlerei und Glaserei: Neubert, Walter
Dachdecker: Kurt, Wohlrab
Fuhrunternehmen: Hirsch, Hulda
Naumann, Walter
Hösel, Otto

vorhandene Gaststätten nach 1945

(entnommen einer Aufstellung an den Kreis)

Fichtners Gaststätte Inh. Kurt Sußmann
Gasthof Falkenhöhe Inh. Georg Pönisch
Müllers Gaststätte Inh. Erich Eobald
Gasthof Erbgericht Inh. Walter Rau

im Ortsteil Hetzdorf:

Schankstätte Seilerei Inh. Herbert Uhlig
Bahnhofsgaststätte Inh. Emil Schmidt

Betriebe :

  • Baumwollspinnerei Falkenau
  • Sächsische Drahtweberei Falkenau G. Franz Eichhorn
  • Maschinenziegelei Müller und Otto
  • Strumpfreparatur Leibnitz
  • Fa.Paul Hildebrand - Großhandlung in schmiedeeisernen Flanschen
  • Seilerei Fischer

Übersicht über vorhandene Handelsgeschäfte, Handwerksbetriebe und Industriebetriebe im Falkenau von heute

Geschäft der Raumausstattungsfirma W. Neubert Inh. Christine Neubert Ernst-Thälmann-Str.11
Lebensmittel- u. Backwarenverkaufsstelle des Feinbackhauses Oederan Inh. H. Heinrich Ernst-Thälmann-Str.14
Fleischerei Kluge Inh. Frank Kluge Ernst-Thälmann-Str. 21
Quelle Agentur Inh. Bärbel Schröder Ernst-Thälmann-Str. 25
Marinas Getränkestübel Inh. Marina Seltmann Ernst-Thälmann-Str. 27
Lottoannahmestelle/Pokale/Gravuren Inh. Beate Kollwitz Ernst-Thälmann-Str. 29
Hänels Blumen- u. Gemüseladen Inh. Roland Hänel Neuer Weg 2
Filiale der Fleischerei Richter Ernst-Thälmann-Str. 16
Textilwarengeschäft Inh. Christina Kellig Str. d. Einheit 5
Elektro- Industriewaren Inhaber. Werner Seyfert und Postagentur Str. der Einheit 6/8
„Romys Blumenwelt“ Inh. Romy Höhne Str. der Einheit 10
Landbäckerei Forberger Inh. Ralph Forberger Str. der Einheit 12
Garten und Forstbedarf Inh. Rolf Klömisch Plauer Str. 14 d
Tupperware Bezirkshandlung Inh. R.Langheinrich (ehem. Baumwolle) Ernst-Thälmann-Str.39
Gärtnerei Ullmann Inh. Ilona Ullmann Ernst-Thälmann-Str. 56
Elektroinstallation Werner Seyfert Ernst-Thälmann-Str. 9
Raumausstattungsfirma Wolfram Neubert Ernst-Thälmann-Str. 11
Sanitär, Heizung, Klempnerei Klaus Schröder Ernst-Thälmann-Str. 25
Fliesen-Schellenberger Fliesen-,Platten- und Mosaiklegermeister Thomas Schellenberger Gustav-Haubold-Siedlung 2
Haus- u. Hof Service Inh. Gerlinde Waege Gustav-Haubold-Siedlung 35
Trockenbau Montage Team HaWi Harry Wiedrich Dorfstr. 28
Wasserkraftwerk Hetzdorf Flöhatal Andreas Melzer Ortsteil Hetzdorf Lindenstr. 7
Autoteile, Neu & Gebraucht Reifenservice Abschleppdienst 24 h Jürgen Hollengk Ernst-Thälmann-Str. 70
Ford Autohaus Bernd Herzog GmbH im Gewerbegebiet 1
Fa. Holzgestaltung Lipkowsky im Gewerbegebiet 3
Maler - Fachbetrieb Frieder Neumann Str. der Einheit 38
Maler - Fachbetrieb Rolf Siegel Dorfstr. 42 a
Salon der Friseur & Kosmetik GmbH Ernst-Thälmann-Str. 31
Fliesen Abholmarkt Kriegsmann Dorfstr. 15
Solar-Heiz-Sanitärsysteme Riedig und Köhler GbR Str. d. Einheit 46
Spiga Spitzen- und Gardinenfabrikation GmbH Zum Gewerbegebiet 2
Fa. Flordruck GmbH Schröter Zum Gewerbegebiet 5
Sächsische Baumwollspinnerei GmbH Werk 4 Zwirnerei Falkenau (ehem. Baumwolle) Ernst-Thälmann-Str.39
Wolfgang Schmiedeck WSVK GmbH & Co KG (Verpackungs- und Kunststoffverarbeitung) (ehem. Baumwolle) Ernst-Thälmann-Str.39
Sandstrahlarbeiten-Korrosionsschutz Betonsägen-Betonbohren (ehem. Baumwolle) Ernst-Thälmann-Str. 39
MWS Maschinen -Wartung GmbH Sachsen (ehem.Baumwolle) Ernst-Thälmann-Str.39
Seilerei Fischer im Ortsteil Hetzdorf Lindenstr. 4

19.1. Gaststätten 103

19.1.1. Falkenhöhe 103

an der Dresdner Straße

Urkundliche Nachweise über diese Gastwirtschaft reichen bis in die Jahre des 30 jährigen Krieges zurück. (so die alte Ortschronik). Im Jahr 1643 brannte das Gebäude in den Kriegswirren ab und wurde 1710 wieder aufgebaut. Seit dieser Zeit wurde an dieser Stelle schon die Brandweinbrennerei betrieben. Die Nähe der alten Poststraße, viel später durch Napoleon zur Heeresstraße ernannt, war eine gute Gelegenheit zum Verkauf von Branntwein, denn oft rasteten Fuhrleute und tränkten ihre Pferde. Nach dem Freiheitskrieg erlebten Industrie und Handel einen erheblichen Aufschwung , was natürlich auch auf den Fuhrverkehr Auswirkungen hatte. Dieser nahm sehr stark zu.

Der Wunsch nach einer Einkehrstätte zwischen Flöha und Oederan entstand. Der Besitzer erwarb die Genehmigung zum Ausschank von Branntwein und Bier, der Verabreichung von Speisen sowie des Beherbergen von Durchreisenden. Damit war das Gehöft zur Gastwirtschaft geworden.

1821 errichtete der Besitzer, Gotthold Leberecht Hartwig einen Tanzsaal auf dem Boden seiner Scheune. So konnten schon damals gesellige Veranstaltungen durchgeführt werden. Nach dem Tode Hartwigs führte die Witwe den Betrieb weiter. Als sie dann starb endete die seit 1710 nachgewiesene Erbfolge, denn die Erben ihres Sohnes verkauften 1853 das gesamte Anwesen an Friedrich Hößler. Dessen Witwe veräußerte den Besitz 1857 an Johann Gottfried Lange. Wie die Ortschronik von 1938 berichtet, begann nun ein weiterer gewerblicher Aufstieg. Ganz besonders nachdem die Wirtschaft, nach dem Ableben des Besitzers, von seiner Ehefrau, Christiane Juliane Lange, weitergeführt wurde. 1896 verkaufte dann ihr Sohn an Ernst Hermann Fischer.

Die Zeit war nun reif für Neues und Anspruchvolleres. Fischer ließ noch im gleichen Jahr die Scheune mit dem Tanzsaal abbrechen und errichtete an gleicher Stelle einen Neubau ( das jetzige Gebäude). Dieser Neubau erregte damals die Aufmerksamkeit der ganzen Gegend und wurde nun erst richtig als „Falkenhöhe“ bekannt Um die Jahrhundertwende gehörten zum Gasthof noch ein Konzertpark, sowie der Rosenlaubengang mit 99 Stufen hinab ins Dorf. Von 1911 bis nach dem 2. Weltkrieg führte Friedrich Georg Pönisch den Gasthof. Danach sein Schwiegersohn, Herbert Goldschmidt bis in die 70iger Jahre hinein. Dann wurde die Falkenhöhe von der HO übernommen. Verschiedene Pächter folgten noch bis zur Wende ( Weber, Oelsner, Seidel).

Anfang der 90iger Jahre erfolgte eine umfassende Rekonstruktion und Sanierung des Gebäudes und der Umbau zum Landgasthof und Hotel.

Seit 1992 präsentiert sich das Haus in dem jetzigen Gewand. Von der Balustrade, die im Sommer 60 Personen Platz bietet, hat man einen herrlichen Blick ins Tal bis hin zum Hetzdorfer Viadukt. Ein Parkplatz entstand genau an der Stelle wo sich früher die alte Falkenhöhe befand.

Seit Juni 2000 wird die Falkenhöhe von Andreas Kopf und Matthias Heusinger geführt und lädt die Besucher aus nah und fern zum Verweilen ein.

19.1.2. Waldhaus (Siedlerheim) 104

in der Gustav-Haubold-Siedlung

Die Entstehung dieser gemütlichen Gastlichkeit ist einer Initiative der Siedler zu verdanken. Eigentlich hatte man erst vor nur einen Versammlungsraum zu schaffen , aber man packte die Gelegenheit beim Schopf und es wurde eine Gaststätte daraus. Das „Siedlerheim “ wurde im Mai 1975 seiner Bestimmung übergeben. In den 80iger Jahren erfolgte der längst fällige Küchenanbau und nach der Wende weitere Modernisierungen wie neue Toilettenanlage, eine neue Theke, Heizung usw. Das Waldhaus ist zu einem beliebten Ausflugsziel geworden und wird auch gern für Familienfeiern und auch zu Tanzveranstaltungen genutzt.

Seit dem 1. März 1996 werden die Gäste des Hauses von Frau Roswitha Lange sehr gut bewirtet.

19.1.3. Sportlereck 104

Die Gaststätte wurde 1992 eröffnet. Sie ist im Komplex mit der Kegelbahn errichtet worden. Seine Entstehung verdankt diese schöne Anlage der Initiative vieler sportbegeisterter Falkenauer. Bereits Ende der 80 iger Jahre begann man mit den Arbeiten für dieses Objekt. Durch die Wende verzögerte sich der Bau allerdings etwas. Heute sind Gaststätte und Kegelbahn nicht mehr aus Falkenau wegzudenken, sie sind zur beliebten Stätte sportlicher Betätigung und gemütlicher Plauderstunde geworden.

Pächter :

  • von 1992 bis 1999 Lutz Otto
  • seit März 2000 Ines Guse

19.1.4. Müller’s Gaststätte 105

Die Geschichte dieser Falkenauer Gaststätte reicht in die Zeit zurück, als die Bahnlinie Chemnitz-Dresden in Betrieb genommen wurde und der Ort eine Haltestelle erhielt. Daraus ergab sich auch das Bedürfnis nach einer günstig gelegenen Einkehr- und Wartestelle.

Der Betreiber der Baukantine am Hetzdorfer Viadukt, Carl Friedrich Winkler, erwarb das 1870 vom Bahnarbeiter Gehlert an der Augustusburger Straße errichtete Wohnhaus (jetzt Str. d. Einheit 42) und erhielt 1871 die Concession zum Bier- und Branntweinausschank.

1893 ging der Besitz auf Friedrich Otto Berndt über.

Im Jahr 1903 übernahm dann Anton Oskar Scheunert Grundstück und Gewerbe. Dieser errichtete 1906 das uns, unter Müller`s Gaststätte, bekannte Gebäude unmittelbar unterhalb der Bahnlinie. Der Anbau der Veranda erfolgte 1908 und das Haus wurde allgemein bekannt als Bahnhofsrestauration Falkenau. Nach Scheunert´s Tod bewirtschaftete bis 1919 Richard Merkel das Haus, danach dann bis 1920 Richard Künzel. Dieser verkaufte es an Georg Müller und seit der Zeit sind Grundstück und Gebäude im Besitz der Familie Müller/Eobaldt.

Bis Ende der 50 iger Jahre bewirtschafteten sie die Gaststätte selbst, danach wurde sie von der HO übernommen. Die Namen der Familien Hilker, Kriegsmann, Zimmer und Schulze sind für viele Falkenauer sicher noch ein Begriff, denn auch bei ihnen hielt man gern Einkehr.

Nach der Wende nahm die Familie Eobaldt die Leitung der Gaststätte wieder in die eigenen Hände. Nach erfolgter Restaurierung öffnete das Haus an der Straße der Einheit/Ecke Bahnhofstraße am 01.01.1991 seine Pforten. Nun wieder unter dem Namen,

„Müller`s Gaststätte“

Das gemütliche Gasthaus ist oft das Ziel von Wanderern, die unsere schöne Falkenauer Gegend durchstreifen und sich hier die nötige Stärkung für den Weitermarsch holen. Im Sommer lädt der Biergarten zum Verweilen ein. Viele Falkenauer und auch Nichtfalkenauer nutzen die Gastlichkeit des Hauses für ihre Familienfeiern , Betriebsfeste u.a.

Besonders beliebt sind Tanzveranstaltungen, die immer gut besucht werden, so sind Ostertanz, die Silvesterfeier oder auch Wein- und Kappenfest schon zur Tradition bei Eobaldt`s geworden. Jüngster Renner war die Oldi-Disko und man kann sicher auch hier auf Wiederholung hoffen.

19.2. Raumausstatter Wolfram Neubert 106

Quelle: FP -Bericht v.Chr. Günther anlässlich Firmenjubiläum im Okt. 2000 Gemeindeblatt 3/2000, Beitrag v. D.Wildner

Im Oktober 2000 kann dieser Falkenauer Familienbetrieb auf eine 111 jährige Geschichte zurückblicken.

Aber nicht nur das war Grund zum feiern, man hatte noch zwei weitere Jubiläen zu begehen. Neben dem 111. Geburtstag der Firma ist man genau 100 Jahre im eigenen Haus ansässig und vor 20 Jahren übernahm der jetzige Firmenchef, Wolfram Neubert, das Geschäft von seinem Vater, Karl Neubert.

zur Geschichte:

Am 6. Oktober 1889 gründete thran_august|August Thran]], der Urgroßvater des heutigen Firmenchefs, seinen eigenen Handwerksbetrieb als Sattler und Riemer. Die Werkstatt befand sich in der heutigen Ernst-Thälmann-Str. 29 (Haus der Fam. R. Surma).

Aus der Berufsbezeichnung geht schon hervor, das hier hauptsächlich Lederarbeiten ausgeführt wurden. So zählten auch anfangs besonders die Bauern der näheren Umgebung zur festen Kundschaft. Sie ließen hier ihre Pferdegeschirre und Sättel anfertigen bzw. reparieren. Als Riemer war August Thran insbesondere für die regelmäßige Wartung und Kontrolle der Transmissionsriemen in der Liebermannschen Spinnerei zuständig. Später kam dann die Fertigung von Sitzmöbeln und Matratzen hinzu.

1900, nach Fertigstellung des eigenen Hauses im Schieferbachtal (jetzt E.-Thälmann-Str. 11), wurde auch die Sattlerwerkstatt mit dorthin verlagert.

1930 übernahm der Schwiegersohn August Thrans, Herr Karl Heidler das Gewerbe. Als gelernter Bäcker mußte er umsatteln, was hier die treffende Bezeichnung für den Berufswechsel wäre. Die Berufsbezeichnung war nun allerdings schon nicht mehr „Sattler“ sondern sie lautete „ Tapezierer“. Noch im gleichen Jahr wurde auch das Ladengeschäft eröffnet. Von nun an prangte über der Eingangstür das Schild „Sattlerei und Polstermöbel - August Thran, gegründet 1889“. Neben Polstermöbeln und Lederwaren wurden auch Gardinenstoffe angeboten und als besonderer Service von Frau Anna Heidler galt damals schon das Nähen der Gardinen.

Nach dem 2. Weltkrieg übernahm wiederum ein Schwiegersohn den Familienbetrieb, denn auch Karl Heidler gehörte zu den vielen Falkenauern, die ihre Heimat nicht wiedersehen sollten, er fiel 1944. Auch Karl Neubert, ein gelernter Müller, schulte eigens dafür zum Tapezierer um. Die Berufsbezeichnung „Tapezierer“ wurde von der zweiten bis zur vierten Generation geführt und auch in den Meisterbriefen so benannt.

Tapezierer in der vierten Generation des Familienbetriebes ist Wolfram Neubert, der jetzige Firmenchef. Er erwarb bereits 1972 seinen Meisterbrief und übernahm dann 1980 das Gewerbe von seinen Vater. Seit 1974 ist seine Ehefrau Christine im Geschäft tätig. Gemeinsam mit ihrer Schwiegermutter Erika und einer weiteren Näherin wurden schon viele hundert Fenster mit den passenden Gardinen versehen. Auch heute noch geht man voll und ganz auf spezielle Kundenwünsche ein und macht so allerhand möglich. Vor der Wende bestand die Tätigkeit der Neuberts vorwiegend in der Herstellung oder dem Neubezug von Polstermöbeln. Gegenwärtig ist es jedoch so, daß die Hälfte aller Auträge im Verlegen von Fußbodenbelag und Teppichböden besteht. Der andere Teil sind Dekorations-, Polster- und Sonnenschutzarbeiten.

Das Ladengeschäft des Familienbetriebes war von 1970 an Kommissionshandelsgeschäft der HO. Seit er Wende 1990 führt es Christine Neubert wieder in eigener Verantwortung.

Tilo Neubert, der Sohn des jetzigen Firmenoberhauptes ist in die Fußstapfen seines Vaters getreten und setzt somit die Familientradition fort. Auch er ist seit 1992 Meister in diesem Gewerbe. In seinem Meisterbrief steht allerdings nun nicht mehr die Berufsbezeichnung „Tapezierer“ sondern erstmalig „Raumausstatter“. Diese neue Bezeichnung, die man der Wende zu verdanken hat , schließt aber alle bisherigen Tätigkeiten ein. Tilo wird den Familienbetrieb dann einmal in der 5. Generation weiterführen.

19.3. Klempnerei Schröder 107

19.4. Quelle Agentur Bärbel Schröder 107

Quelle Agentur - Bärbel Schröder

Die Ehefrau des jetzigen Inhabers der Klempnerei , Frau Bärbel Schröder, hat sich nach der Wende im eigenen Haus ein neues berufliches Standbein geschaffen. Das ehemalige Ladengeschäft von G. Reinhold wurde renoviert und neu hergerichtet und am 16. September 1991 öffnete die „Quelle-Agentur“ in Falkenau seine Pforten. Über mangelnde Kundschaft kann sich die Inhaberin keinesfalls beklagen, denn diese bequeme Stätte des Einkaufs wird von der Falkenauer Einwohnerschaft sehr rege genutzt.

19.5. 100 Jahre Neumann-Maler 107

Quelle : Falkenauer Gemeindeblatt, Ausgabe März 2000

Verfasser D. Wildner

Im Monat Mai 2000 konnte die Firma des Malermeisters Frieder Neumann ihr

100 - jähriges Geschäftsjubiläum

begehen. Genau am 11.05.1900 erhielt der Großvater des jetzigen Malermeisters die Genehmigung, ein Gewerbe als Dekorationsmaler in Falkenau zu betreiben.

1910 ließ Bruno N., als Firmen- und Familiensitz, das später nach ihm benannte Neumann-Haus, Straße der Einheit 21 (gegenüber dem Volkshaus) erbauen, welches er mit seiner 10-köpfigen Familie bewohnte. Neben einem bevölkerungspolitisch positiven Denken und dem Schwingen des Pinsels, besaß er noch allerhand andere Qualitäten. So war er Vorsitzender im Männergesangsverein, Vorsitzender des Hausbesitzervereins, ihm oblag über viele Jahre die Leitung des Turnvereins und er stand der Falkenauer Schützengesellschaft vor. Nach dem Krieg ereilte den Firmengründer ein schwerer Schicksalsschlag. Beim Einmarsch der Russen hatte er ein Schützengewehr versteckt. Als Opfer eines Denunzianten wurde er im Dezember 1946 inhaftiert. Sein Haus wurde enteignet. Inzwischen 77- jährig, entließ man Bruno N. erst 1951 aus dem Zuchthaus Torgau.

1936 erwarb Albert, einer seiner Söhne, den Meisterbrief. 1939 bis zum Kriegsende eingezogen, er diente u.a. in Nordafrika unter Rommel, kehrte er erst 1948 aus amerikanischer Gefangenschaft zurück. Albert nahm den Malerbetrieb wieder auf und richtete sich im später erworbenen Grundstück, Str. d. Einheit 38, eine Werkstatt ein. Mit Leiterwagen und Fahrrad ging es zum Vorrichten der Zimmer dorfauf und dorfab.

Die Technologie bestand im Wesentlichen im Bemustern der Wände mittels Bürste, Pinsel und „Rolle“. Nach Fertigstellung unserer Kirche erhielt er den Auftrag zum Ausmalen der Kassettendecke. Sein früher Tod, er starb 1968, zwang den damals 20-jährigen Frieder, sich mit ganzer Kraft in das handwerkliche Erbe von Vater und Großvater hineinzuknien. Als Transportmittel für die Malerutensilien stand ein Moped SR1 mit Anhänger zur Verfügung. An Hand der Größe der täglich wechselnden Farbflecken am Hänger, konnte man auf die Anzahl der Vollbremsungen oder rasanten Kurvenfahrten schließen. Schon bald wurde das ererbte Familienauto, ein 311 er Wartburg-Kombi, welches nicht ganz das Schicksal des Hängers teilte, zum Malerauto umfunktioniert.

1974 legte Frieder die Meisterprüfung ab, die ihn nun zur Lehrlingsausbildung befähigte. In der Folgezeit absolvierten 10 Lehrlinge, darunter sein Sohn Gunnar, eine erfolgreiche Ausbildung. Auch der rührigste Firmenchef braucht im Auf und Ab des Geschäftsalltags eine ordnende Hand, einen ruhenden Pol. Zur Zeit der Zünfte personifiziert als „Frau Meisterin“, füllt diese Rolle Christine, die Ehefrau des Firmeninhabers, aus.

Mit der Errichtung eines neuen Gebäudes im Jahre 1996, welches Werkstatt, Lagerhalle, Sozialtrakt und Ausstellungsraum beinhaltet und einem breit gefächerten Dienstleistungsspektrum bis hin zur Fassadenbeschichtung und Bodenbelagsarbeiten entwickelte sich der Malerfachbetrieb Neumann zu einem gesunden, mittelständigen Unternehmen.

Mit Gunnar Neumann -Meisterbrief 1997- steht schon die vierte Generation in den Startlöchern.

19.6. KfZ-Werkstatt Werner Herzog 108

Die nachstehenden Aufzeichnungen über das Werden und Wachsen dieses Falkenauer Handwerksbetriebes sind gleichzeitig als das Lebenswerk des Falkenauer Bürgers, Werner Herzog, zu betrachten. Für seine Firma lebte und arbeitete er.

1959

Herr Martin Herzog, der Vater von Werner Herzog, erwirbt das Haus Plauer Str. 16, die ehemalige Kohlenhandlung des Herrn G. Hirsch.

Noch im gleichen Jahr, am 24.8.1959, hält W. Herzog , der den Beruf eines Werkzeugmachers und Kfz-Schlossers erlernt hatte, seinen Meisterbrief in den Händen. Aber was ist ein Meister ohne seine eigene Werkstatt? So dachte damals sicher W. Herzog und stellte auch gleich frohen Mutes einen Antrag auf Ausstellung einer Gewerbeerlaubnis. In den Räumen des ehemaligen Kohlehandels, auf dem Grundstück seines Vaters, boten sich gute Möglichkeiten für die Schaffung einer Kfz-Werkstatt. Als W. Herzog zum ersten Mal den Antrag stellte, rechnete er sicher nicht damit, dass nun ein fast zweijähriger Kampf mit den Behörden entbrennen würde. Es ist heute kaum vorstellbar was es W. Herzog für Nerven kostete um die Gewerbeerlaubnis zu erhalten, es entstand ein wahrer Papierkrieg. Mehrfach wurde der Antrag gestellt und mehrfach auch wieder abgelehnt. Aber man gab nicht auf und ließ sich nicht entmutigen. Erst am 14. Juli 1961 erhält der Kfz-Meister die schriftliche Zusage vom Rat des Kreises zur Betreibung des Gewerbes. Nach dem Ausbau der Gewerberäume und Schuppen des ehemaligen Kohlehandels kann er nun endlich seine Werkstatt eröffnen.

Das war am 1. Oktober 1961

Zu Anfang erfolgt ausschließlich die Reparatur sämtlicher Motorradtypen, doch schon bald kuriert er auch die Krankheiten der Fahrzeuge F 5, F 7 und F 8. Später folgen F 9, Wartburg und Barkas. In den ersten beiden Jahren arbeitet W. Herzog noch allein in der Werkstatt. Die nötige Unterstützung findet er in seiner Ehefrau Hanna, welche den ganzen kaufmännischen Bereich meistert und ihm zur unentbehrlichen Mitstreiterin in der Firma wird.

1963

Der Kfz-Meister beginnt erstmalig mit der Ausbildung eines Lehrlings zum Facharbeiter. Das war der Start zu einer fast dreißigjährigen Tätigkeit als Lehrausbilder. Im Laufe der Jahre werden 15 Lehrlinge zu Kfz-Mechanikern ausgebildet.

1965

Die Firma Herzog schließt einen Vertrag mit Sachsenring Zwickau ab. Dieser berechtigte zur Durchführung von Reparaturen am P 70. In späteren Jahren wurde dieser Vertrag dann natürlich auf das Fahrzeug der DDR erweitert und der „Trabbi“ war aus Werkstatt und Hof nicht mehr weg zudenken.

1967

Sohn Bernd beginnt seine Lehre in der Firma, sehr zur Freude seiner Eltern. Damit tritt er in die Fußstapfen seines Vaters. Die Ausbildung eines Kfz-Mechanikers dauerte damals zweieinhalb Jahre. Alle Lehrlinge, welche in diesen Jahren ihre Ausbildung in der Firma Herzog abschlossen, bleiben zumindest bis sie ihren Armeedienst antreten mußten der Werkstatt erhalten. Schon bald hatte sich die Zahl der Mitarbeiter auf 8 erhöht und die Frage der Erweiterung des Betriebes stand an. Nach Freiwerden der an Herbert Hirsch vermieteten Räume, konnte man mit dem Ausbau der großen Halle beginnen. Gleichzeitig erfolgte die Aufstockung des Gebäudes, zur Gewinnung des Büros und der Lagerräume. Diese Baumaßnahme wurde restlos in Eigenleistung durchgeführt, der Reparaturbetrieb lief dabei ohne Einschränkung weiter. Besonders Sohn Bernd, mittlerweile zur rechten Hand seines Vaters geworden, arangierte sich hierbei sehr stark und opferte jede freie Minute der Firma. In dieser Zeit entstand auch ein Raum für besondere Klempnerarbeiten am Trabant. Im Laufe der nächsten Jahre wurden noch weitere Baumaßnahmen innerhalb der Werkstatt durchgeführt, die zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Mitarbeiter beitrugen. So entstanden Aufenthaltsraum und Waschgelegenheit.

In den 70 iger Jahren wurden in der Werkstatt neben der Reparatur von Kraftfahrzeugen auch die Motoren ausgedienter F 8 und P 70 generalüberholt. Eigens dafür wurde über mehrere Jahre ein ausgebildeter Motorenbauer beschäftigt. Diese Motoren waren dann allerdings nicht, wie jeder vermuten wird, wieder für Autos bestimmt, sondern sie dienten einem ganz anderen Zweck. Größter Abnehmer dieser generalüberholten Motoren war das Fischkombinat Rostock, die damit ihre kleinen Fischkutter ausstatteten.

Ebenfalls in den 70 iger Jahren wurde der Abschleppdienst ins Programm genommen. Von der ehemaligen Autohilfe Augustusburg hatte man zu diesem Zweck einen Kranwagen der Marke Robor erworben. Als dieser den ständig steigenden Anforderungen nicht mehr entsprach, entschloss man sich in Eigeninitiative einen Barkas B 1000 Huckepack aufzubauen. Allerdings hatte man auch hier wieder allerhand Schwierigkeiten zu überwinden um die Aufbaugenehmigung für dieses Projekt zu erhalten. Ab dem 17.11.1982 konnte der Abschleppdienst dann mit dem neuen „Huckepack“ durchgeführt werden. Mit diesem Fahrzeug war man um einiges schneller und beweglicher als mit dem alten schweren Kranwagen. Meister Herzog und Sohn Bernd wurden so manche Nacht aus dem Bett geholt und das nicht nur wenn man Bereitschaftsdienst hatte. Im Grunde genommen war man immer rund um die Uhr bereit, wenn es darum ging bei Unfällen zu helfen.

1981

Seit dem 30. Mai gab es in der Firma einen zweiten Kfz-Meister. Sohn Bernd hatte seinen Meisterlehrgang erfolgreich abgeschlossen.

Da er nun ebenfalls befugt war Lehrlinge auszubilden, konnte er seinen Vater tatkräftig unterstützen und etwas entlasten, zumal W. Herzog auf Grund seiner jahrelangen Tätigkeit als Lehrausbilder in die Prüfungskommission der Handwerkskammer berufen wurde. Dieser Kommission gehörte er viele Jahre an. Desweiteren war er ehrenamtlich in der Kommission Abteilung Verkehr beim Rat des Kreises tätig. Als Vorsitzender der Technikgruppe des Verkehrssicherheitsaktives unseres Ortes wirkte er ebenfalls sehr tatkräftig. Hierbei fand er Unterstützung durch seine Ehefrau und seinen Sohn, die beide ebenfalls diesem Aktiv angehörten.

Die Kfz-Werkstatt von Werner Herzog erwarb sich im Laufe der Jahre einen guten Ruf und das nicht nur auf Kreisebene. Sie wurde über die Grenzen des Bezirkes hinaus bekannt und verfügte über einen großen Kundenkreis. Der Name Herzog stand und steht auch heute noch für gute Qualitätsarbeit und Kundenfreundlichkeit.

1983/84

In diesen Jahren wird nochmals eine Erweiterung der Werkstatt durchgeführt.

So entstanden ein moderner Kundenraum, sowie Wasch - und Duschraum für die Mitarbeiter. Eine weitere Halle für Reparatur- und Schweißarbeiten wurde geschaffen, neue Geräte, wie Auswuchtungsmaschine und Reifenmontiergerät erworben und die Hebebühnen erweitert.

1985

Mit Tochter Ina tritt ein weiteres Mitglied der Familie Herzog in die Firma ein.

1. Oktober 1986

Die Kfz - Werkstatt feiert ihr 25 jähriges Firmenjubiläum.

Werner Herzog in seiner Werkstatt

Geschehnisse nach der Wende

Die Wende brachte, wie überall, auch für die Firma Herzog grundlegende Veränderungen. Die Ära des Trabbi war out. Natürlich erfolgte weiterhin die Reparatur dieser Fahrzeuge, aber es bestand auch die Notwendigkeit sich neu zu orientieren,um den Bestand der Firma zu gewährleisten. Das Jahr 1990 war so auch für den Falkenauer Kfz - Betrieb nicht einfach und man suchte nach neuen Wegen um marktfähig zu bleiben.

Als erstes schaffte man 1990 einen Bremsprüfstand an, damit waren in der Werkstatt nun auch Kontrolluntersuchungen durch die Dekra möglich.

Weiterhin bemühte man sich um den Abschluß von Verträgen, indem man Kontakt zu verschiedenen Autoherstellern aufnahm. (z. B. Ford, VW, Citroen). Mit letzterem wurde dann ein Vertrag abgeschlossen. Schon bald fanden sich dort, wo jahrzehntelang der „Trabbi“ präsent war, die ersten schmucken Fahrzeuge der Marke „Citroen“ ein. Damit war die Firma nicht mehr nur Reparaturwerkstatt, sondern auch Autohändler geworden.

Die vielen Anforderungen allerdings, hinsichtlich der Größe des Grundstückes, der vorhandenen Stellflächen und des Standortes ,welche aber, bedingt durch die Lage im Wohngebiet, nicht in vollem Maße gegeben waren, sind ein Grund dafür gewesen, wieder Abstand vom Autohandel zu nehmen. Ein weiterer Grund dafür war die Entstehung moderner Autohäuser in der näheren Umgebung.

Wieder mußte man sich neu orientieren.

1991 kam man dann mit der Dortmunder Firma „Eins, Zwei, Drei“ in Verbindung. Diese Firma war nicht nur auf eine bestimmte Automarke spezialisiert, sondern sie hielt für sämtliche Autotypen Ersatzteile u.s.w. bereit. Das kam der Werkstatt Herzog in der Hinsicht entgegen, konnte man doch so wieder für einen breiten Kundenkreis tätig werden. Der Vertrag wurde abgeschlossen und das Firmenlogo lautete von nun an:

„Eins, Zwei, Drei, Kupplung, Stoßdämpfer und Bremsanlage“

Am 27. März 1992 verstirbt in seinem 64 igsten Lebensjahr, plötzlich und völlig unerwartet während einer Tagung der Firma „Eins,Zwei, Drei, der Chef der Werkstatt, Herr Werner Herzog, an akutem Herzstillstand. Er wird mitten aus einem schaffensreichen Leben herausgerissen und hinterläßt eine große Lücke in seiner Firma, für die er noch so viele Pläne hatte.

Bis August 1992 führte seine Ehefrau, Hanna Herzog, die Werkstatt im Sinne ihres verstorbenen Mannes weiter. Dann übergibt sie die Firma an ihren Sohn Bernd, den jetzigen Inhaber des Ford Autohauses Herzog im neuen Gewerbegebiet. Er übernimmt auch alle damals beschäftigten Mitarbeiter, einschließlich der beiden Lehrlinge, die bei ihm dann erfolgreich ihre Facharbeiterausbildung beenden. Die beiden jungen Kfz-Mechaniker sind auch heute noch im Ford Autohaus beschäftigt. Bereits seit 1990/91 hatte sich Bernd Herzog ganz besonders auf Fahrzeuge der Marke „FORD“ spezialisiert und trug sich mit dem Gedanken in Falkenau ein Autohaus zu errichten. Die Möglichkeit dazu bot sich allerdings erst ab 1995, nach erfolgtem 1. Spatenstich für das neue Gewerbegebiet an der B 173. Bereits am 29. und 30. Juni des darauffolgenden Jahres war es soweit, der Meister und sein Team konnten zur feierlichen Eröffnung des FORD-Autohauses Herzog einladen. Man ist damit zugleich das 1. Unternehmen im neuen Gewerbegebiet gewesen. Seit dem Umzug ins neue Domizil wird die einstige Werkstatt von Werner Herzog an der Plauer Str. 16 als Lager genutzt.Mitarbeiter. Eine weitere Halle für Reparatur- und Schweißarbeiten wurde geschaffen, neue Geräte,

19.7. Ziegelei Falkenau – VEB Betonwerk Falkenau 112

(Quelle: Gemeinde- und Heimatblatt, Verfasser D. Wildner)

Zeittafel:

1889 Gutsbesitzer Bernhard Müller eröffnet am 1. Januar auf seiner Gutsflur einen Ziegeleibetrieb (heute der Bereich der Fa. Jürgen Hollengk - Autoteile) Im gleichen Jahr wird der Ringofen errichtet, der in den 30 iger Jahren auf 18 Kammern mit einem Fassungsvermögen von 180.000 Ziegelrohlingen ausgebaut wird. Die Rohlinge (Formlinge) werden bei ca. 1000 ° C gebrannt. Zum Betreiben der Maschinen wird eine Lokomobile (nicht ortsfeste Dampfmaschine) aufgestellt. Das Ziegelwerk erhält im Gründungsjahr einen Gleisanschluss (Zweiggleis mit Weiche) an die Eisenbahnlinie Flöha - Hetzdorf -Reitzenhain.
1890 Kaufmann Eduard Otto tritt in die Firma ein. Im Firmenregister steht nun :„Müller & Otto, Dampfziegelwerk,Falkenau i. Sa.“
1894 Die Falkenauer Ziegel werden auf der Erzgebirgischen Gewerbe- und Industrieausstellung prämiert.
1901 Ziegellieferungen für den Bau der Halsbrücker Esse bei Freiberg (Die Esse ist 140 Meter hoch und gilt als die größte der Welt)
1903 Prämierung auf der Gewerbe- und Industrieausstellung in Marienberg
1906 Paul Otto tritt die Nachfolge seines Vaters in der Firma an
1912 Otto stirbt und Bernhard Müller wird wieder alleiniger Besitzer der Ziegelei
1913 Bernhard Müller nimmt seinen Sohn Friedrich als Teilhaber in die Firma auf
vor 1914 In der Vorkriegszeit werden regelmäßig Facharbeiter aus Schlesien und Lippe (Lemgo) eingestellt.
1914 - 1918 1. Weltkrieg. Der Betrieb kommt allmählich zum Erliegen. 1916 werden kriegsgefangene Franzosen aus dem Lager Ebersdorf bei Chemnitz beschäftigt
1919 Wiederaufnahme der Produktion
1920 Durch Bau einer Transformatorenanlage und Installierung eines 75-PS-Motors Umstellung von Dampfbetrieb auf elektrischen Betrieb
1926 Bernhard Müller tritt aus der Firma aus und überlässt seine Anteile seinen 6 Kindern
1927 Am 17. März stirbt der Gründer der Ziegelei
vor 1945 Die Ziegelei beschäftigt ca. 20 bis 22 Arbeiter. Der wöchentliche Verdienst beträgt bei 48 - stündiger Arbeitszeit etwa 40 bis 50 Reichsmark. Vor dem Krieg werden jährlich 3,5 Millionen Ziegel gebrannt
1948 Georg Hollengk wird Geschäftsführer (bis 1987)
1950 Die Ziegelproduktion wird infolge Erschöpfung der örtlichen Lehmvorkommen eingestellt
1950 - 1953 Aus Braunkohleabrieb werden sogenannte Nasspress-Steine für Heizzwecke hergestellt
Ab 1952 Aufnahme der Produktion vom Zement- bzw. Betonwaren (Dielung, Zaunsäulen, Stürze). Der Betrieb hat 17 bis 20 Beschäftigte
1962 Der Eigentümer Friedrich Müller stirbt. Margarete Hollengk (geb. Müller) tritt die Nachfolge an. Im gleichen Jahr wird der Betrieb „halbstaatlich“
1972 Der Betrieb wird „volkseigen“ und trägt nun die Bezeichnung: „VEB Betonwaren Falkenau“
1978 Am 13. März wird der Ringofen aus der Zeit der Ziegelproduktion abgerissen
1990 Am 30. Juni wird der Betrieb eingestellt. Ein Abschnitt Falkenauer Industriegeschichte ist beendet!

Auf dem Areal der ehemaligen Ziegelei bzw. des nachmaligen Betonwerkes befinden sich noch verschiedene Bauwerke, darunter auch das später zum Wohnhaus ausgebaute ursprüngliche ursprüngliche Maschinenhaus der Lokomobile. Das Gelände wird heute von der Firma Jürgen Hollenkg- Autoteile , bekannt durch die jährlich stattfindenden US-Car-Treffen, genutzt.

19.8. 10 Jahre Wasserkraftwerk Hetzdorf-Flöhatal 114

( entnommen dem Gemeinde und Heimatblatt Nr. 2/2000 )

Verfasser: D. Wildner

Andreas Melzer und die Wasserkraft

Im Amerika des 19. Jahrhunderts hätte er sicherlich zu den Pionieren des Westens gehört… Aber im Falkenau der Jahrtausendwende hat der Enthusiast seine Chance genutzt, freilich nicht mit Winchesterbüchse und Lasso. Das Ohmsche Gesetz, Kenntnisse über potentielle und kinetische Energie und noch vieles mehr, das sind die „Waffen“ des gelernten Elektromonteurs aus dem Altenburgischen. Wenn andere Leute verdrießlich den Regenschirm aufspannen und von Pfütze zu Pfütze hüpfen, dann freut sich Andreas Melzer, denn dann geht´s ans Geldverdienen. Die einfache Formel könnte dann lauten:

	Wasser + Turbine + Generator + Melzer 	= elektrische Leistung = finanzieller Gewinn !

Als der begeisterungsfähige Alternativernergie-Fanatiker zusammen mit seinem Bruder Christian, einem BMSR-Techniker, im Herbst 1989 die Wiederinbetriebnahme des mehr als 10 Jahre zuvor stillgelegten Hetzdorfer Wasserkraftwerkes in Angriff nahm, standen viele hundert Stunden harte Arbeit bevor. Eine vorherige Bestandsaufnahme ergab folgendes Bild: ein völlig desolates Wehr; ein verschlammtes, mit Geröll durchsetztes Mühlgrabenbett; zerbrochene Schützen, geborstene Mauern. Die Turbinen - das Herzstück der Anlage - unter einer dicken Schlammschicht zugedeckt; verrostete Schraubenverbindungen, unbrauchbare Lager,… Endlich, am 10. August 1990, lieferte die Turbine I wieder elektrischen Strom, der über eine Trafostation in der Nähe des Hetzdorfer Bahnhofes in das Netz der Ernergieversorgung Südsachsen AG eingespeist wurde. Die Turbine I -eine Francis Turbine- ist mit ca. 80 Kilowattstunden zwar nicht die leistungsstärkste, aber dafür die dienstälteste und mit ihren gut sichtbaren Details die interessanteste. Ein echtes Stück Geschichte der Technik. Das Herstellungsjahr liegt vermutlich vor dem 1. Weltkrieg. Aus ca. 3,20 m Höhe beaufschlagt das Mühlgrabenwasser die Leitschaufeln der senkrecht gelagerten Turbinenwelle. Die Welle besitzt am oberen Ende ein holzverzahntes (!) Kammrad von mehreren Metern Durchmesser -heute eine technische Kuriosität! ( Zum besseren Verständnis sei hier der Vergleich mit dem hölzernen Göpelrad im Brunnenhaus Augustusburg erwähnt).

Die Kammerraddrehzahl von 50 Umdrehungen pro Minute wird über ein zwischengeschaltetes Getriebe auf 750 Umdrehungen pro Minute übersetzt, welche die Eingangsdrehzahl für den Generator darstellt. Die Turbine II, ebenfalls eine Francis-Turbine, wurde 1997 installiert. Diese moderne Anlage besitzt einen hohen Wirkungsgrad, bei einer maximalen Leistung von 160 kWh. Der Wasserbedarf für beide Turbinen beträgt unter optimalen Bedingungen 10 Kubikmeter pro Sekunde. Beim diesjährigen Frühjahrshochwasser wären theoretisch 180 Kubikmeter nutzbar gewesen. Ein zu hoher Wasserstand wirkt sich insofern ungünstig aus, da sich die Fallhöhe verringert und damit die Turbinenwelle langsamer läuft, d. h. die Leistung sinkt ab. Bei Niedrigwasser schalten die Turbinen automatisch ab. Den Betrieb der Anlage kann Andreas Melzer infolge komplizierter Meßsysteme (Sensoren) vom Arbeitszimmer aus am Computer überwachen. So zeigt der Rechner Diagrammkurven und Zahlenwerte über Drehzahl, Leistung, Wasserstand und Wasserentnahme, die pro Tag und Uhrzeit gespeichert werden. Im Juni 1994 nahm Andreas Melzer zwei weitere Turbinen in der ehemaligen Baumwollspinnerei Falkenau in Betrieb. Beide Turbinen erreichen eine maximale Leistung von 260 Kilowatt. Diese Anlage könnte vergleichsweise Strom für mehr als 400 Haushalte liefern. Eine wahrhaft saubere Lösung, wenn man bedenkt, daß durch Einsparung fossiler Brennstoffe die Umwelt nicht mit Schadstoffen wie Kohlendioxid, Schwefeldioxid und Staub belastet wird. Sollte einst in einem regionalen Kreuzworträtsel die typische Frage nach einem in Falkenau (Hetzdorf) beheimateten Wasserwesen, mit 6 Buchstaben gestellt werden, so kann die Antwort nur lauten: Melzer !

Aus der Geschichte des Wasserkraftwerkes in Hetzdorf

Aus den bisherigen Erkenntnissen kann folgendes Bild gezeichnet werden:

Handschriftliche Vermerke der unvollständigen Bauakten weisen auf das Jahr 1886, als Fertigstellung des Hauptgebäudes hin. Das als Fabrikgebäude konzipierte Haus firmierte unter dem Namen

	" Schröter & Beyer - Holzstoff Fabrik ,Falkenau"

Hier wurden Baumstämme zu sogenanntem Holzschliff, als Rohmaterial für die Papierherstellung verarbeitet. Die Fabrik besaß einen unmittelbaren Gleisanschluß an die am 24.5.1875 eröffnete Eisenbahnstrecke Flöha-Reitzenhain.

1898 wurde das Fabrikgebäude durch einen Anbau ( Werkräume und Turbinenhaus) erweitert.
1912 zeigt die Fa. Schröter & Beyer die Inbetriebnahme einer (neuen?) Turbinenanlage an.
1921 wird ein Holzschuppen errichtet.
1937 wird die Holzstoffproduktion eingestellt. Es wird nur noch elektrischer Strom erzeugt. Obwohl der Teilhaber Schröter schon lange aus der Firma ausgeschieden ist, tragen die Briefköpfe die Bezeichnung „Schröter & Beyer - Kraftwerk“.
Während des 2. Weltkrieges unterhielt die Deutsche Reichsbahn ein Kriegsgefangenenlager in der Fabrik. Das bahneigene Lager bestand im Obergeschoss aus Gefangenenschlafraum, Aufenthaltsraum, Waschraum, Vorraum, Magazin, Aborte und Schlafraum für die Wachposten. Im Erdgeschoss befanden sich Küche, Vorratsraum, Aus- und Ankleideraum. Die Kriegsgefangenen wurden zu Arbeiten im Bereich Reichsbahn eingesetzt. Nach einer Besichtigung des Lagers im Sommer 1942 erteilte das Landratsamt Flöha in Verbindung mit dem Gesundheitsamt die Auflage:“…die Küche zu vergrößern und einen besonderen Pißstand einzubauen„.
1945 Erich Beyer, der Sohn des verstorbenen Firmengründers wird, obwohl als „unabkömmlich“ eingestuft, schon über 40-jährig, noch zum Kriegsdienst eingezogen. Auch nach dem Krieg wird die Stromerzeugung aufrechterhalten.
1951 Neuer Betreiber wird der damalige Wasserkraftverband Freiberger Mulde. Die Wartung der Anlage obliegt dem im Hause wohnenden Edgar Kluge, der schon bei Schröter & Beyer tätig war. Die Immobilie selbst wird treuhändisch von der kommunalen Wohnungsverwaltung Flöha verwaltet.
1955 Erich Beyer, der als vermisst gilt, wird für Tod erklärt.
1957 Da sich kein erbberechtigter Nachfolger ermitteln lässt, geht die Immobilie in das Eigentum der Gemeinde Falkenau über. Im gleichen Jahr wird der erblose Nachlass des Erich Beyer versteigert: darunter solche Kuriositäten wie z.B. 1 Plättglocke (1,10 Mark) ,1 Gartenschere (1,00 Mark), 1 Fleischwolf (0,30 Mark), 1 Brotkapsel (0,60 Mark), 2 defekte Unterhosen (0,30 Mark), 1 defektes Hemd (0,20 Mark)…
1977/78 die Stromerzeugung wird durch den Betreiber EVS Karl-Marx-Stadt aus Rentabilitätsgründen eingestellt. Die im Laufe der Jahre entstandenen Schäden an der gesamten Anlage, besonders an Wehr und Mühlgraben, werden mit ca. 2 Millionen Mark angegeben.
1989 erwecken die Gebrüder Melzer die verrottete Wasserkraftanlage aus ihrem Dornröschenschlaf.
1990 Nach mehr als zehnjähriger Pause wird wieder Strom erzeugt.

19.9. Baumwollspinnerei nach der Wende 116

Im Oktober 1990 stand das größte Unternehmen der Region vor dem Konkurs.

Die Wirtschaftsstruktur des Kreises Flöha war ganz erheblich von der Textilindustrie geprägt. Mehr als 50 % aller in der Industrie beschäftigten Arbeitnehmer verdienten in dieser Branche ihren Unterhalt. Durch die einsetzende Marktwirtschaft und den damit verbundenen Konkurrenzkampf mit Firmen aus Westdeutschland geht es einem Betrieb nach dem anderen an den Kragen. Hilfe aus Westdeutschland , von den dortigen Textilherstellern, ist nicht zu erwarten, da sie eigene Probleme haben und die Ostfabriken als unliebsame Konkurrenz betrachten.

Im Werk Falkenau, ursprünglich das Paradepferd in der Branche, sind zu diesem Zeitpunkt Oktober 1990 nur noch ein Drittel der Beschäftigten anwesend. Plötzlich haben die Fasern Qualitätsnachteile in Festigkeit und Aufwicklung und somit ist die Verkaufschance gleich Null. Der Großteil der Arbeitnehmer ist bereits auf Kurzarbeit gesetzt. Das dies nur einen Zwischenschritt zur Arbeitslosigkeit bedeutet, ist den meisten Arbeitnehmern klar. Am 14.12.1990 ist für 260 der noch 320 Beschäftigten der letzte Arbeitstag. Am 17.12.1990 beginnt für sie zunächst eine auftragsbedingte Zwangspause mit Null Stunden. Einige wenige Mitarbeiter demontieren etwa zwei Drittel der Spinnereimaschinen, die bereits nach Mexiko und Pakistan verkauft wurden. Nur Spinnsaal III soll betriebsbereit bleiben. Wo sonst ohrenbetäubender Lärm der Maschinen zu hören war, verbreitete sich nun eine fast gespenstige Ruhe.

Was passierte nun später in den Gebäuden und auf dem Gelände der Baumwollspinnerei?

19.10. Pilotprojekt Zwirnerei Falkenau 117

Im Januar 1993 begann man mit zum Teil neuen, zum Teil gebrauchten, jedoch noch modernen Maschinen wieder eine Produkion aufzubauen. Zum Teil noch unter erschwerten Bedingungen liefen am 5. April die ersten Maschinen an. Über das Arbeitsamt waren etwa 70 ehemals in den SBSZ-Betrieben des Kreises Flöha beschäftigte Langzeitarbeitslose gefunden und daraus 25 ausgewählt worden, die gern wieder in drei Schichten in Falkenau arbeiten wollten. Alle Mitarbeiter einschließlich techn. Leiter, kaufmännischen Angestellten, drei Mechanikern und Kraftfahrer sind bereits über 50 Jahre. Von den 20 Frauen hatte keine vorher in einer Zwirnerei gearbeitet. Nach Schulungen in Flöha und Oederan ging es los. Alle waren hochmotiviert. Das Projekt läuft über 5 Jahre, geplant war auch das Aufstocken der Kapazität auf 40-45 Arbeitsplätze. Man hatte auch die Hoffnung auf Privatisierung im Verbund der SBSZ-AG. Schon 1994 konnte die Beschäftigtenzahl auf 29 AN erhöht werden. Der monatliche Umsatz von 600.000 Mark ist eine beachtliche Größe. Zwischen 60 und 80 Tonnen Garn aus den Baumwollspinnerein Mitweida, Venusberg und Hohenfichte werden monatlich verzwirnt, womit der Betrieb zur wichtigsten Zwirnerei für die Sächsische Baumwollspinneri GmbH wird. Die Förderung der Lohnkosten, in die sich Arbeitsamt und Freistaat teilten, ist schon bald um 50 Prozent gesunken. Man setzt sich das Ziel innerhalb von 5 Jahren auf eigenen Füßen zu stehen, was man auch ereicht hat. Vor Ablauf dieser Frist ist der Betrieb so wirtschaftlich, dass die Spinnerein der Region nicht auf ihn verzichten können. Die SBS GmbH entschloss sich dazu, die neue Zwirnerei zu übernehmen. So kam die Baumwollspinnerei wieder zu einem Teil ihres eigenen Ursprungunternehmens. Am 1. Juli 1997 ist der Besitzwechsel vollzogen. Allerdings gehört die Immobilie immer noch der Treuhandliegenschaftsgesellschaft, die SBS ist nur Mieter. In der Zwirnerei sind 30 Mitarbeiterinen, neben älteren inzwischen auch viele jüngere Frauen, in drei Schichten tätig. Im Jahr werden rund 1000 Tonnen Zwirn hergestellt. Die Zwirnerei ist im hinteren Teil des Werkes untergebracht.

Aber auch die meisten anderen Gebäude werden wieder genutzt.

Im ehemaligen Heizhaus hat seit 1997 der Bauhof der Gemeinde Falkenau sein Domizil.

Desweiteren hat sich auf dem Werksgelände die Firma Knop - Sandstrahlarbeiten angesiedelt.

Im einstigen Hauptgebäude befand sich bis 1998 die Gaststätte „Wintergarten“, welche nach der Wende in den Räumen der ehemaligen HO - Verkaufsstelle entstanden war. Heute drehen sich im Hauptgebäude leider nur noch, oder besser gesagt wieder, die Turbinen des Wasserkraftwerkes, welches Andreas Melzer wiederbelebt hat.

19.11. Tupperware Deutschland 118

Seit 1990 gibt es in Falkenau die regionale Bezirkshandlung „Tupperware Deutschland“ Sie hat ihr Domizil auf dem Gelände der ehemaligen Baumwollspinnerei gefunden. Die Bezirkshandlung war die erste ihrer Art, welche auf dem Gebiet der neuen Bundesländer eröffnet wurde. Anfangs im ehemaligen Kultursaal und im Speisesaal der Baumwolle zu Hause, zog die Tupperware Bezirkshandlung Langheinrich 1995 in das rekonstruierte, schmucke , ehemalige Bürogebäude um. In diesem Objekt befinden sich neben Verwaltungsräumen nun auch Schulungs- und Versammlungsräume.

19.12. Maschinen-Wartung GmbH 118

Dort wo einst Werkstatt und Schlosserei untergebracht waren, hat die Maschinen-Wartung GmbH ihr Domizil gefunden. Bereits vor der Wende gab es in Flöha eine Werkstatt, die sich mit der Aufarbeitung und der Reparatur von Verschleißteilen aus Textilbetrieben befaßte. Mit dem Niedergang der Textilindustrie traf es auch diese Stätte. Ingenieur Knut Hamann (vor der Wende in der Werkleitung der Baumwolle beschäftigt) wollte diese Werkstatt wiedereröffnen. Am 1 Januar 1994 wurde die Maschinen-Wartung GmbH in Flöha eröffnet. 1995 erwarb man ein Gebäude samt Grund und Boden in Falkenau und der Maschinenpark wurde umgelagert .Hauptstandbein der Firma ist die Reparatur und Aufarbeitung von Deckelkarden und Krempeln aus Betrieben der Textilfaser- und Fließstoffherstellung. Mittlerweile gehören Unternehmen aus Thüringen, Brandenburg und Tschechien zu den Kunden der Falkenauer Werkstatt, der einzigen dieser Art in Sachsen.

19.13. Wolfgang Schmiedeck Verpackungs- und Kunststoffverarbeitungs GmbH&Co. KG WSVK 118

Auch diese Falkenauer Firma hat im Gelände der ehemaligen Baumwollspinnerei ihren Platz gefunden. Sie befindet sich am Ende der Fabrikinsel, Richtung Hetzdorf, im 1981 errichteten Flachbau, der früher als Baumwoll - Lager diente. Hier und in einem weiteren neuen Gebäude werden sogenannte konstruktive Verpackungen aus Schaumstoff für Geräte und Ausrüstungen hergestellt.

20. Wohn- und Gewerbegebiet – Errungenschaften der 90er Jahre 119

Baumaßnahmen nach der Wende

Seit 1990 ist Falkenau durch viele Rekonstruktions- und Sanierungsmaßnahmen sowie durch die Errichtung neuer Häuser größer und schöner geworden.

Das Falkenauer Wohngebiet

Mit der Entstehung des neuen Wohngebietes wurde unser Ort um ein ganzes Stück attraktiver.

zur Entstehung:

Okt. 92 Bauplaner Günter Hopf stellt den Bebauungsplan für ein Wohngebiet mit 80 Eigenheimen auf etwa 7 Hektar vor.

  • Mai 93 Es liegen bereits 75 Anträge von Bürgern aus Flöha, Chemnitz und Falkenau vor, allerdings noch keine Genehmigung für die Erschließung.
  • Nov. 93 Genehmigung vom Regierungspräsidium erfolgt unter dem Vorbehalt der Durchführung von Schallschutzmaßnahmen an den Wohnhäusern, die im Bereich überschrittener gesetzlicher Lärmnormative entstehen. (z. B. am Sportplatz)
  • Mai 94 Die Wiesenstraße ist fertiggestellt. Sie ist die notwendige Erschließungsstraße für das neue Wohngebiet.
  • 4. Juli 94 Bürgermeister Martin Müller vollzieht durch symbolisches Eingraben des Baggerlöffels den 1. Spatenstich für das neue Wohngebiet. 99 Einfamilien-,Doppel- und Reihenhäuser sollen auf einer Fläche von 7 Hektar innerhalb von 2 Jahren entstehen. Die Häuslebauer erwerben Grundstücksflächen zwischen 500 und 700 Quadratmeter. Als Erschließungsträger fungieren einheimische Firmen, wie die Schellenberger Firma Loose & Co, sowie die Oederaner Firma Müller & Klotz.
  • März 95 Von 99 Grundstücken sind 55 verkauft. Die meisten Grundstücke erwarben Flöhaer und Chemnitzer Häuslebauer. Zu diesem Zeitpunkt gibt es erst 4 Falkenauer Bauherren. Häuser wachsen in die Höhe. Das 1. Haus feiert Richtfest, während auf der Gesamtfläche noch die Erschließungsarbeiten laufen. Die 1. Bauphase der Erschließung beinhaltet die Verlegung aller Ver- und Entsorgungsleitungen und der Medienleitung in den Erdboden. (Trennsystem für Regenwasser, häusliche Abwasser, Trinkwasserleitung, Erdgasleitung, Telefon-, Strom- und Fernsehkabel.

Die 2. Bauphase beinhaltet den Straßen-. und Wegebau. Um ein einheitliches Ortsbild zu erhalten, werden durch die Gemeinde Rahmenbedingungen vorgegeben, die einzuhalten sind. (z. Bsp. nur Erd- und Dachgeschoß).

  • Aug. 95 Etwa 30 der 99 Häuser, die bis Herbst 96 entstehen sollen, befinden sich im Bau oder sind schon fertiggestellt. 75 der 99 Baugrundstücke sind verkauft.
  • Aug. 96 95 % der Parzellen sind verkauft. Viele Häuslebauer sind bereits eingezogen. Zur Wiesenstraße ist noch die Birkenstraße, der Dahlienweg und Rosenweg dazugekommen. Gemeinderäte fassen Beschlüsse, die die Erschließung des 2. Bauabschnittes betreffen.

Falkenaus Einwohnerzahl beträgt zu dieser Zeit etwa 2.140. Angestrebt sind 2.300 , also wird noch weitergebaut.

Weitere Baumaßnahmen und Rekos in Falkenau

  • Mai 1993 Nach 7 monatiger Totalrekonstruktion erfolgte die Schlüsselübergabe für 8 Mietwohnungen im Haus Ernst-Thälmann-Str. 13, welches im Jahr 1893 errichtet wurde.
  • Nov. 1993 Eröffnung der neugebauten Sparkassenfiliale, als 8. Filiale im Kreis in zeitgemäßem Outfit. Auf rund 100 m² werden Kundenfreundlichkeit, diskrete Beratung in geschmackvoller Umgebung und mehr Sicherheit geboten. Im Eingangsbereich steht ein Kontoauszugsdrucker und ein Geldautomat 24 Stunden am Tag zu Diensten.
  • Dez.1993 Ein weiteres 100 jähriges Gebäude, in der Ernst-Thälmann-Str.1 wird nach umfassender Rekonstruktion und Sanierung den Bewohnern übergeben.
  • Juni 1994 Plauer Str. 9 bis 15 wird einer komplexen Modernisierung unterzogen. Das Projekt ist zu dieser Zeit das bisher größte Bauvorhaben der kommunalen Wohnungsverwaltung. Für 2 Millonen Mark werden die Wohnbedingungen vom Keller bis zum Dach auf modernsten Stand gebracht. Die Reko beinhaltet u.a. folgende Maßnahmen:
    • - neue Elektrik
    • - zentrale Gasheizung mit integrierter Warmwasserversorgung
    • - neue Fenster, Haustüren, Sanitärbereiche
    • - Neugestaltung der Außenfassade (Vollwärmeschutz)
  • Juni 95 Am 26 Juni öffnete eine Postagentur im um- und ausgebauten Elektrowarengeschäft von Werner Seifert. Die alte Postfiliale im Rathaus mußte man mangels Auslastung schließen. Heute befindet sich dort die Physiotherapie von Frau Carola Seifert und es ist für viele Falkenauer eine große Erleichterung diese Einrichtung im Ort zu haben.
  • 1998 Durchführung der Rekonstruktion in der Plauer Str. 8 a bis c. Hierbei erhielten alle 24 WE Balkons und es erfolgte der Ausbau des Dachgeschosses an den beiden Giebelseiten.

Das Gewerbe- Mischgebiet an der B 173

Die Entstehung dieses Gebietes ist zweifelsohne als eine Errungenschaft der 90 iger Jahre anzusehen. Damit wurden erste Schritte zur Verbesserung der Infrastruktur und damit auch zur Schaffung von Arbeitsplätzen für den Ort vollzogen.

Erste Pläne hierfür lagen bereits im April 1991 vor. Nach einigem Hin und Her, was die Zusage der Stadt Flöha und des Landratsamtes betraf, stand im Januar 1992 einer Genehmigung der zwei Bebauungspläne durch das Regierungspräsidium eigentlich nichts mehr im Wege. Ungeduldig wartete man nun auf das grüne Licht aus Chemnitz, welches aber noch lange nicht erteilt wurde. Investoren, die bereits Interesse bekundet hatten, sprangen wieder ab, da ja noch kein rechtskräftiger Bebauungsplan vorlag. Auch Probleme mit den Landbesitzern, Verstöße bestimmter Bürger gegen Gesetze durch unlautere Mittel, Tricks und Täuschungen trugen nicht gerade zur Förderung der geplanten Vorhaben bei.

Im Januar 1994 sind dann endlich auch alle bürokratischen Hürden genommen, d. h. die Bebauungspläne bestätigt. Die Erschließungsarbeiten konnten nun beginnen. Trotzdem dauerte es noch bis zum 25.10.1995, ehe der Bürgermeister M. Müller den berühmten ersten Spatenstich tätigen kann.

Als erstes Unternehmen im neuen Gewerbegebiet überhaupt, beginnt die Firma B. Herzog mit dem Bau eines modernen Autohauses. Bereits am 29. und 30. Juni 1996 war es dann soweit. Das FORD-Autohaus Bernd Herzog konnte zu seiner feierlichen Eröffnung einladen. Ein Problem für das neue Autohaus bestand anfänglich darin, daß zu diesem Zeitpunkt noch keine ausgebaute Zufahrtsstraße von der B 173 ins Gewerbegebiet führte. So war die Anlieferung der Fahrzeuge recht schwierig, da sie direkt von der Bundesstraße aus erfolgte.

Im Februar 97 geben die Flöhaner Stadträte einem öffentlich rechtlichen Vertrag über die weitere gemeinsame Erschließung des Gewerbemischgebietes ihre Zustimmung. Kosten und Einnahmen sollen von nun an brüderlich geteilt werden.

Um Platz für die Erweiterung der Bundesstraße 173 zu schaffen (Bau der Zufahrtsstraße ins Gewerbegebiet) werden im April 1997 17 Ahornbäume mit Spezialtechnik versetzt. Die Firma Keil aus Flöha hatte zuvor diese Bäume als erhaltenswert eigestuft und rettete sie somit vor dem Beil.

Im August 1997 begannen die Bauarbeiten für die Errichtung einer Produktionsstätte der Spitzen- u. Gardinenmanufaktur GmbH. Damit etablierte sich das erste produzierende Unternehmen an der B 173. Am 26.6.98, nach nur 8 -monatiger Bauzeit , konnte das neue Produktionsgebäude seiner Bestimmung übergeben werden. Die moderne Halle entstand mit einem Investitionsaufwand von etwa 8 Millionen Mark. Vorher war die 1993 gegründete Spiga GmbH als Mieter in den veralteten Produktionsräumen des ehemaligen Plauener Spitzenwerkes Flöha ansässig. Mit dem Neubau verbesserten sich auch grundlegend die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter. Waren es im Jahr der Gründung des Unternehmens nur 4 an der Zahl, so stieg die Anzahl auf 25, von denen 3 Beschäftigte (allesamt Falkenauer) erst 1998 hinzukamen. Im September 98 nimmt Sachsens Ministerpräsident, Kurt Biedenkopf, seine Wahlkampftour nach Flöha zum Anlass, um der neuen Werkhalle der Spiga einen Besuch abzustatten. Dabei setzte er per Knopfdruck die 15. Wirkmaschine des Werkes in Betrieb. Im Jahr 2000 wurde dann ein weiteres Gebäude der Spiga eingeweiht.

Neben den beiden bereits erwähnten Firmen ist die Fa. Holzgestaltung Lipkowsky jetzt auch im Gewerbegebiet zu finden und die Flöhaner Firma Flordruck GmbH Schröter hat ebenfalls seinen Einzug im neuen Produktionsgebäude gehalten.

Es bleibt zu hoffen und zu wünschen, daß sich für unser Gewerbe-Mischgebiet an der B 173 noch weitere Investoren finden, vorallem auch in Hinsicht der Schaffung von Arbeitsplätzen für die Bürger Falkenaus. an der B 173

Arbeiterwohngenossenschaft (AWG) " 1. Mai" jetzt Wohnungsgenossenschaft Falkenau 123

Die Gründung erfolgte 1956 mit dem Ziel, unter den gegebenen Bedingungen Häuser zu bauen und Wohnraum zu schaffen.

Die Verantwortung des damaligen Vorstandes, bei der Umsetzung dieser staatlich angewiesenen und finanziell getragenen Baumaßnahmen, beschränkte sich auf die Organisation der Baudurchführung und gestattete kaum Möglichkeiten der weiteren Beeinflussung.

Bis zum Jahr 1962 entstanden in Falkenau insgesamt 5 Wohnblöcke. Zwei mit 48 Wohneinheiten und drei mit 36 Wohneinheiten. Immerhin waren das für den Ort 84 Wohnungen, für damalige Zeiten eine ganz passable Leistung. Jede Familie, die eine solche Wohnung bekam, war wirklich zu beneiden. Wer in Falkenau verfügte damals über schon Bad und WC? Der größte Teil ging entweder eine Treppe tiefer oder noch über`n Hof um bestimmte Bedürfnisse zu verrichten. Die Miete war mit 0,52 Mark pro Quadratmeter Nutzfläche sehr gering. Sie deckte weder die Betriebskosten, noch gestattete sie größere Reparaturen, geschweige denn Modernisierungsmaßnahmen. Auch ein Grund dafür, daß nach 30 Jahren zwangsläufig der Substanzverfall der Gebäude unverkennbar geworden war.

1990 erarbeitete sich die Genossenschaft schrittweise einen neuen Status. Die Vollversammlung wählte aus ihren eigenen Reihen eine neue Geschäftsleitung. Diese arbeitet seither in völliger Eigenverantwortung. Die Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder stellten ein umfangreiches Aufgabenpaket zusammen, welches durch die Vollversammlung bestätigt wurde.

So begannen 1994 umfangreiche Rekomaßnahmen. Alle fünf Wohnblöcke wurden nacheinander vom Keller bis zum Dach instandgesetzt und modernisiert.

Hierbei verzichtete man auf die Inanspruchnahme eines koordinierenden Ingenieurbüros. Die dadurch eingesparten Kosten konnte man fast ausschließlich der Genossenschaft erhalten und mit in die Baumaßnahme einfließen lassen.

84 % der Dachflächen wurden neu gedeckt. Dachdämmung erfolgte an rund zwei Dritteln der Dächer. Die Giebelseiten der Wohnblöcke wurden gedämmt, die Balkons erneuert. Ein strenger Ablaufplan machte es möglich, in nur 63 Arbeitstagen, 84 Wohnungen mit modernen Einzelheizungen, neuen Fenstern und neuer Elektrik auszustatten. Die gesamte 2. Bauetappe (Dach, Balkonbau, Fassadengestaltung) war nach 7 Monaten abgeschlossen.

Alle 5 Wohnblöcke erstrahlen nun wieder in neuem Glanz und tragen damit auch zur Verschönerung des Ortsbildes bei.

21. Sehenswertes in der näheren Umgebung 124

21.1. Wandernder Berg (Rutsch) 125

Quelle: alte Ortschronik, Zeitungberichte, Gemeindeblatt

Ein herrlicher Blick auf unseren Ort bietet sich von den Höhen des Wandernden Berges ( auch die Rutsch genannt). Mit diesem Fleckchen Erde hat es eine ganz besondere Bewandnis. Nicht ohne Grund nennt man es den Wandernden Berg oder auch die Rutsch. Der Berg sah nicht immer so aus, wie wir ihn heute bei Spaziergängen und Wanderungen vorfinden. Hier war Menschenhand im Spiel.

Es begann alles mit dem Bau der Eisenbahnlinie Dresden - Werdau im Jahr 1865. Um die Bahngleise verlegen zu können, mußte man den steilen Berghang des Kuhsteines ( so der eigentliche Name des Berges) anschneiden. Dieser Schnitt erfolgte stufenförmig auf rund 200 Metern Länge und er sollte nicht ohne Folgen bleiben. Es schien bald so, als hätte der Berg es den Menschen nicht verziehen, daß er in seiner Ruhe gestört wurde und sich irgendwie rächen wollte. Doch das was hier später infolge dieses Eingriffes in den Hang passierte, ist einzig und allein auf den selten ungünstigen geologischen Aufbau des Berges zurückzuführen. Er besteht aus phylitischem Grundgestein, welches schräg nach der Flöha abfällt. Auf diesem lagert eine wasserundurchlässige graphithaltige dünne Tonschieferschicht und auf dieser Schicht hat sich wiederum Vulkanasche, die vor Jahrmillionen vom Beutenberg (bei Chemnitz) angeweht wurde, meterhoch zu Porphyrtuff verhärtet. Diese durchlässige, poröse Gesteinsschicht macht es möglich, daß sich das Niederschlagswasser auf der darunterliegenden Tonschieferschicht sammelt und diese dann je nach Niederschlagsmenge zur Rutschbahn werden läßt. Durch den Einschnitt hatte der Berg nun eine offene Flanke erhalten , was den Abrutsch der Porphyrtuffschicht nur noch begünstigte. 1897 traten nach anhaltendem Regen so große Massenbewegungen auf, daß der Bahnverkehr zum Erliegen kam. Auch in den Folgejahren kam es immer wieder zu Abrutschen, die umfangreiche Aufräumarbeiten erforderlich machten. Der Berg kam nicht zur Ruhe. Der Hang zeigte immer mehr Risse und Spalten, was die Gefahr noch verdeutlichte. 1928 wurden über einen Zeitraum von 9 Monaten Messungen durchgeführt. Das niederschmetternde Ergebnis war, daß in dieser kurzen Zeit die Porphyrtuffschicht um ca.1,5 Meter gewandert war. Es mußte nun schnellstens etwas passieren, um der drohenden Gefahr aus dem Weg zu gehen.

Es gab nur zwei Varianten. Entweder die Verlegung der Bahnstrecke oder die Entlastung des Berges durch Abgrabung der rutschenden Massen. Man entschied sich im Jahr 1931 für die zweite Variante. Zunächst glaubte man durch Abgrabung von ca. 130 000 cbm Masse die nötige Entlastung zu erreichen. Das stellte sich bald als Irrtum heraus, denn bereits 2 Monate nach Beginn der Abtragung waren wieder Bewegungen in Richtung Gleisbett erkennbar. Daraufhin entschloß man sich zu einer Radikalmaßnahme. Der Fuß der Rutsch sollte soweit vom Gleis zurückverlegt werden, daß weitere Bewegungen und Abrutsche diesem keine Gefahr mehr bringt. Der Berg wurde nun terassenförmig bis ins Grundgestein angeschnitten und erhielt damit seine heutige Gestalt. 15000 Sprengungen erfolgten um das Gestein zu lockern und zu zerkleinern. Der Abtransport der Felsmassen wurde durch Bagger bewerkstelligt, die etagenweise übereinander standen und sich die Massen zureichten. Bei diesem großangelegten Projekt fanden auch viele Falkenauer vorübergehend einen Job. (1932 war ein Jahr größter Arbeitslosigkeit) Innerhalb von 5 Monaten wurden 275 000 cbm Gesteinsmassen abgefördert. Das Projekt kostete die Reichsbahn damals 1,4 Millionen RM.

Blickt man heute von weitem auf die Rutsch, so sieht man nicht mehr sehr viel von den Terassen, denn der Berg ist wieder völlig zugewachsen. Man muß schon einmal hinaufgewandert sein, will man sich ein genaues Bild machen. Und das lohnt sich auf jeden Fall.

9)Seit den 90 iger Jahren erfolgte in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen der Ausbau und die Neugestaltung verschiedener Wanderwege rund um Falkenau , sehr zur Freude von Spaziergängern und Wanderern. Dadurch können viele Wege und Stege, die kaum noch begehbar waren, wieder genutzt werden.

21.2. Hetzdorfer Viadukt 130

eine Sehenswürdigkeit unserer Region

Im Abschnitt 8 der Chronik von H. Seifert wird auf S. 143/144 auch vom Bau des Viaduktes berichtet.

Mit der Errichtung dieses Bauwerkes konnte zugleich die letzte Teilstrecke Freiberg - Flöha, der zweigleisigen Hauptbahn Dresden - Chemnitz -Zwickau, 1869 eröffnet werden.

Der Verfasser schildert, dass der Bau für viele Arbeiter und ihre Familien in der näheren Umgebung die Existenz bedeutete. Zu dieser Zeit waren auch viele Menschen arbeitslos.

Es wird vom Tag der feierlichen Schlußsteinsetzung berichtet, der nicht nur für die beteiligten Arbeiter, sondern für die ganze Umgebung zum Feiertag wurde. Das war am 16. Mai 1868. Die erste Lokomotive fuhr am 23. September des gleichen Jahres zur Belastung über die Brücke. Die festliche Einweihung fand, nach Fertigstellung des zweiten Gleises, am 1. März 1869 statt.

Das imposante Bauwerk überspannt das reizvolle Flöhatal in einer Länge von 328 m, einem Kurvenradius von 572 m und einer Höhe von 43 m. Bestehend aus 4 großen und 13 kleineren Bögen ist es die höchste eintägige Eisenbahnbrücke Deutschlands.

Am 12. Mai 1992 ging die historische Hetzdorfer Brücke in den Ruhestand und die beiden neugebauten Brücken wurden in Betrieb genommen. Mit der Einweihung der neuen Streckenführung über die beiden jeweils 343 Meter langen Spannbetonbrücken endeten 123 Jahre Dienstzeit des alten Viaduktes.

Mit dem Bau der beiden neuen Brücken begann man im Mai 1987. Nach 5 jähriger Bauzeit wurden die neuen Brücken ihrer Bestimmung übergeben. Hunderte Schaulustige aus Nah und Fern sind Zeuge, als der 1. Zug die neuen Brücken passierte.

Im Februar 1992 wurde ein Interessenverein zur Erhaltung des Hetzdorfer Viaduktes gebildet.

125 Jahre Hetzdorfer Viadukt vom 26. bis 28. August 1994

In Vorbereitung auf dieses Fest erfolgten Sanierungsarbeiten um die Brücke begehbar zu machen. Durch ABM Kräfte wurden die Wanderwege zum Viadukt ausgebaut, damit die Brücke (vorerst nur zum Brückenfest) überquert werden konnte. Die Organisatoren vom Festkomitee hatten allerhand auf die Beine gestellt. Crosslauf über die Brücke, Jagdhornblasen von der Brücke, zu Füßen der alten Dame fand ein Volksfest statt, wie man es lange nicht erlebte. Es gab ein Flachwasserflößen für Kinder, Vorführungen der Feuerwehren, historische Dampflokomotiven und Modeleisenbahnausstellung, sachkundige Führungen über das Bauwerk und entlang der neuen Trasse, schöne Veranstaltungen im Festzelt und noch vieles mehr. Ganz Wagemutige konnten zu Flügen mit einem Heißluftballon aufsteigen. Mehr als 10.000 Besucher lassen sich das Fest nicht entgehen und wohl kaum einer von ihnen ließ es sich nehmen einmal über den Viadukt zu spazieren.

Ganze fünf Jahre später hatte sich um und auf dem Viadukt sehr viel getan. Dies ist vor allem das Ergebnis einer sehr intensiven Arbeit des Interessenvereins zur Erhaltung des Hetzdorfer Viaduktes. Gäbe es ihn nicht, wäre der Viadukt ohne Zweifel dem Verfall preisgegeben bzw. durch die Bahn abgerissen worden. Das gesamte Umfeld wurde durch ABM-Kräfte verschönert und in ansprechender Form gestaltet. So entstand entlang der alten Bahntrasse ein Hauptwanderweg mit schönen Rastplätzen und Blockhütten. In Falkenau befindet sich ein sogenannter Wanderparkplatz mit einem Pavillon. Auf der alten Trasse von Falkenau in Richtung Viadukt wurde auch ein Aussichtspunkt geschaffen, der „Drei-Brücken-Blick“.

Ein weiteres Ziel der Interessengemeinschaft bestand darin, die Brücke bis zum 130. Geburtstag im Jahr 1999 für die Öffentlichkeit begehbar zu machen. Um das zu gewährleisten war seit März 1998 eine 35 - köpfige AB-Maßnahme tätig. Nach dem Auftragen von feinem Schotter, wurde die Brücke mit Betonformsteinen gepflastert und ein Schutzgeländer angebracht.

Wenn einer gedacht hatte, dass nie wieder ein Zug über den Viadukt rollt, so war er im Irrtum.

Am 7. April 1999 fuhr nach fast 7 Jahren wieder ein Bähnel über die alte Dame. Das war sozusagen die „Jungfernfahrt“ des Erzgebirgsexpress und als Testfahrt nach dem Abschluss der Baumaßnahmen gedacht. Dieser Fahrt folgten seit der öffentlichen Premiere am 17. und 18 April 1999 noch viele und waren eine echte Touristenattraktion, die aber leider auch schon wieder der Vergangenheit angehört.

130 Jahre Hetzdorfer Viadukt vom 27. bis 29 August 1999

Trotz des schlechten Wetters übertraf der Besucherstrom alle Erwartungen. Das Festkomitee hatte bei der Vorbereitung und Durchführung wieder ganze Arbeit geleistet. Die Gästezahl von ca 10.000 im Jahr 1994 wurde weit überschritten. Dem Besucher bot sich auch diesmal ein reichhaltiges Programm. Im Festzelt wurde den zahlreichen Gästen neben Tanzveranstaltungen mit den Breitenauer Musikanten, den Fidelen Schwaben, den Original Sachsenländer u. Oderländer auch wieder Konzerte mit den Falkenauer und den Sokolover Blasmusikanten geboten. Auch der musikalische Frühschoppen mit Karel Hulinkski und Band war gut besucht Für alle Kleinen war am Samstagnachmittag Pitti und die Schnatterente zu Gast. Hier strahlten nicht nur die Kinderaugen, auch manche Mutti dachte an die eigene Kindheit zurück, wo es am Sonntagnachmittag noch den Besuch im Märchenland gab. Am Hetzdorfer Bahnhof lud eine Dampflokomotive aus dem Chemnitzer Museum zum Mitfahren ein. Es konnten Trialvorführungen und Modeleisenbahnanlagen bewundert werden. Auch die Führungen über die Brücke fehlten nicht. Am Brückeneingang wurden diesmal die Besucher von historisch kostümierten Wächtern empfangen, die für den Brückenzoll verantwortlich waren. Für die gastronomische Betreuung war auch oben bestens gesorgt. Trotz des ungemütlichen Regenwetters wagten sich die Kapitäne von 4 Flachwasserflößen auf die Flöha, wobei das Piratenboot zweier Falkenauer Buben (Tobias Göthert und Toni Wiedrich) als erstes ins Ziel kam. Eine weitere Attraktion für die zahlreichen Gäste waren die Fahrten mit dem Erzgebirgsexpress über den Viadukt. Ein großes Feuerwerk vom Rücken der 130 jährigen alten Dame leitete den Abschluss der dreitägigen Festlichkeiten ein. Das ganze Tal um die Brücke wurde hell erleuchtet, die eingespielte Musik dazu hat es für viele zu einem unvergessenen Erlebnis werden lassen.

Ereignisse um den Viadukt

-entnommen der Chronik über den Hetzdorfer Viadukt-

1945 Verhinderung der Sprengung der Brücke

Das Ende des 2. Weltkrieges sollte gleichzeitig auch das Ende der Hetzdorfer Brücke bedeuten. Es war geplant den Viadukt noch in den letzten Kriegstagen in die Luft zu sprengen.

Die Verfasser der Chronik zum Hetzdorfer Viadukt kamen bei ihren Forschungsarbeiten zu diesem Kapitel Brückengeschichte, durch die Befragung einzelner Personen, zu drei verschiedenen Aussagen. Sie konnten allerdings nicht feststellen, inwieweit diese in einem Zusammenhang stehen.

Alle drei Aussagen sollen auch hier noch einmal wiedergegeben werden:

1. Herr Ganss, der heutige Chef der Verbandwatte Breitenau GmbH, erzählt von seinem Vater und Herrn Otto Richter.

„Es war in den letzten Kriegstagen 1945, als die beiden Männer, Richard Ganss und Otto Richter, einen Leutnant beobachteten, der an der Hetzdorfer Brücke Sprengladungen anbrachte. Das Ende des Krieges war zum Greifen nahe. In Chemnitz und Dresden rollten bereits die Panzer der Roten Armee durch die Straßen. Wem also hätte es noch genützt die Brücke zu sprengen? Beherzt redeten Richard Ganss und Otto Richter auf den Leutnant ein, versuchten ihm klar zu machen, wie sinnlos es wäre die Brücke jetzt noch zu zerstören. Es gelang den beiden Männern schließlich, den Leutnant zu überzeugen und von seinem Vorhaben abzubringen. Leider wurde der Leutnant, wie später herauskam, für sein Einsehen bestraft und am nächsten Tag von der SS wegen Befehlsverweigerung erschossen. Auch Richard Ganss wurde verhaftet. Er wurde in Flöha auf der Polizei (im Gefängnis) festgehalten. Ihm drohte ebenfalls die Erschießung. Doch als er am nächsten Tag in seiner Zelle erwachte, hörte er Panzer auf der Straße. Es waren die Panzer der Roten Armee. Der Krieg war zu Ende. Richard Ganss kam aus dem Gefängnis frei. Die Zerstörung der Brücke konnte verhindert werden“.

2. Nach Aussagen des Herrn Günther Fischer aus Oederan wurde die vorgesehene Sprengung der Brücke wie folgt verhindert:

„1945 verhinderte der damalige Bahnhofsvorsteher, Richard Vogel, die Sprengung des Hetzdorfer Viaduktes. Er hatte Räumungsbefehl der Brücke bekommen. Vorkehrungen an den Pfeilern zum Anbringen der Sprengladungen waren bereits getroffen. Daraufhin war Herr Vogel nach Dresden gefahren und hatte versucht an oberster Stelle den Befehl der Sprengung zu stornieren bzw. zu verhindern, was ihm auch gelang.“ Herr Fischer hat dies durch eigene Erzählung des Herrn Vogel erfahren. Er selbst wohnte damals in der Nähe des Hetzdorfer Bahnhofes.

3. Herr Roland Fischer aus Großwaltersdorf teilte den Verfassern der Brückenchronik in einem Brief folgendes mit:

„Im Sommer 1947 hatten wir besonderen Besuch. Der Besitzer des Kaufhauses am Jägerhof in Augustusburg war mit seiner Frau bei uns zu Gast. Durch besondere Umstände waren wir mit der Familie Uhlich in Verbindung gekommen. … Er erzählte auch von sich. Das war hochinteressant. Als Offizier hatte er im Frühjahr 1945 mit einer Volkssturmeinheit die Überwachung der Brücke übertragen bekommen. Regelmäßige Kontrollen mussten durchgeführt werden. Als dann die russischen Truppen sich näherten, erhielt er den Befehl die Brücke zu sprengen. Das hat er aber mit seiner Truppe nicht getan, er hat es verhindert. Diese Brücke blieb erhalten und hat noch einmal 45 Jahre dieses Jahrhunderts überstanden“. Roland Fischer

Der Hetzdorfer Viadukt und die politische Wende

Nicht nur als Naturdenkmal und Sehenswürdigkeit in der Region kommt dem Viadukt große Bedeutung zu.

Auf ganz besondere Weise erlebte er das Ende der DDR. Die Chronik über den Viadukt berichtet darüber folgendermaßen:

„Als 1989 Züge mit DDR Flüchtlingen aus der Deutschen Botschaft in Prag gen Westen rollten, belagerten Hunderte von Menschen das Gelände um den Hetzdorfer Viadukt. Sie alle wollten auf die zu erwarteten Züge aufspringen. Ein Zug war bereits über die Brücke gefahren, fünf weitere sollten folgen. Es waren vorallem viele junge Leute bzw. Familien, die sich hier eingefunden hatten. Nicht allein aus unserer Gegend, wie uns berichtet wurde, auch viele Menschen aus Sachsen -Anhalt waren extra hier hergekommen um an dieser bekannten Langsamfahrstelle der Züge den Sprung in die Freiheit zu wagen. Doch sie warteten vergebens. Die Züge wurden kurzerhand umgeleitet. Alle öffentlichen Organisationen, wie Polizei, bewaffnete Kampfgruppeneinheiten waren im Einsatz um die Menschen von ihrem Vorhaben abzubringen.Das gesamte Gebiet um den Hetzdorfer Viadukt wurde abgeriegelt, sämtliche Zufahrtsstraßen wurden gesperrt. Die Menschen hat man regelrecht auf LKW`s verladen und abtransportiert. Das Hab und Gut, was sie bei sich hatten, blieb zurück und wurde einfach stehen und liegen gelassen. Die Anwohner, die diese dramatischen Ereignisse hautnah miterlebten, werden diesen Tag sicher nicht vergessen.

21.3. Die Schmalspurbahn unterhalb des Hetzdorfer Viaduktes 130

Direkt durch den Hetzdorfer Viadukt führt, wie wir alle wissen, heute noch die 1876 dem Verkehr übergebene Bahnlinie Pockau/Reitzenhain (Flöhatalbahn). Es gab aber noch eine weitere Bahnlinie, die man von Hetzdorf aus errichtet hatte. Leider wurde diese Streckenführung im Jahr 1967 stillgelegt.

Wie kam es überhaupt zum Bau dieser Linie?

Nach der Inbetriebnahme der Reitzenhainer Strecke regte sich auch im benachbarten Eppendorf und Gahlenz der Wunsch , an das Eisenbahnnetz angeschlossen zu werden. Bedingt war dies auch durch den Aufschwung der Spielwarenindustrie. So begann man im Jahr 1892 mit dem Bau einer 750 mm schmalspurigen Bahnlinie, entlang des Lößnitztales. Bereits am 1. Dezember wurde eine 9 Kilometer lange Strecke von Hetzdorf nach Eppendorf eröffnet und seit der Zeit schnaufte das „Bähnle“ durch das romantische Tal. 25 stählerne Brücken und 136 Meter Höhenunterschied waren zu überwinden. Das „Bähnle“ ( wie es von den Einheimischen liebevoll genannt wurde) fuhr durch den Viadukt, überquerte die Flöha und dann aufwärts durch das Lößnitztal. 1916 wurde die Strecke um weitere 4 Kilometer von Eppendorf nach Großwaltersdorf verlängert. Dem Bau der Lößnitztalbahn verdankt der Hetzdorfer Bahnhof seine Existenz. Wenn er auch nicht die Bedeutung anderer Bahnhöfe in größeren Orten hatte, entwickelte er sich zu einem Bahnhof mit umfangreichen Gleisanlagen und regem Güterverkehr. In den 60 iger Jahren stellte man dann fest, daß sich die Bahn nicht mehr rentierte. Anstelle des Schienenweges wurde nun die Straße wieder mehr genutzt, was schneller und billiger war. Man beschloss die Stilllegung der gesamten Strecke. Der letzte Zug fuhr am 6. November 1967, beinahe genau 75 Jahre nach der Fahrt des 1. Zuges. Wenn man heute durch das Tal in Richtung Eppendorf fährt, fällt einem die mittlerweile von Bäumen und Sträuchern bewachsene, einstige Streckenführung ins Auge und etwas Wehmut kommt sicher bei all denen auf, die selbst einmal mit dem “ Bähnle “ mitgefahren sind

21.4. Naturbad 133

In der alten Ortschronik von H. Seifert wird nur kurz auf die Eröffnung unseres Bades im Jahr 1927 hingewiesen.

1997 besteht das Naturbad Falkenau genau 70 Jahre.

Gemeinderat Dietmar Wildner nimmt dieses Ereignis zum Anlass, die Geschichte und die Entwicklung aufzuarbeiten. Unterstützung erhält er dabei von Herrn Wolfgang Eichner und von der Familie Schweigert.

In der Ausgabe 1/97 findet der Falkenauer Leser des Gemeindeblattes einen aufschlussreichen schönen Beitrag über unser Naturbad, der auch hier noch einmal wiedergegeben werden soll.

Falkenau erhält ein Naturbad

Die Einweihung des Gemeinde-Natur-und Schwimmbades, so die damalige offizielle Bezeichnung, fand am 21.Mai 1927 statt. Ob von den anwesenden 1300 Gästen sich einige Verwegene zu einem Sprung ins kühle Nass -es wurden nur 11 ° C Wassertemperatur gemessen- überredenlassen konnten, ist nicht überliefert. Der durch den Zechengrund fließende, glaßklare aber kalte Schieferbach hatte bis zum Tag der Einweihung mehr als 1500 Kubikmeter Wasser zum Füllen des Beckens herangeführt. Der erste Schwimmmeister, damals noch Bademeister genannt, war der vielen älteren Falkenauern noch gut bekannte Willy Schweigert. Generationen von Falkenauer Kindern dürften bei ihm das Schwimmen gelernt haben. Ein Badesommer ohne Schweigert Willy? Damals undenkbar. Eine besondere Faszination besaß für sportliche Schwimmer der hölzerne Sprungturm mit dem 5-Meter-Brett und den beiden 3-Meter Brettern. Die Kantine wurde ab 1928 von Johanne Schweigert, der Ehefrau des Bademeisters, bewirtschaftet. Bis zum Anschluss an das Stromnetz im Jahr 1939 wurden die Speisen auf einem Kohleherd bzw. Spirituskocher zubereitet. Neben Getränken hatte Frau Schweigert auch selbst hergestelltes Eis im Angebot. Das Trinkwasser für die kleine Küche mußte noch vom Brunnen, am Hintereingang des Badgeländes, mit Eimern herangeschafft werden. Das in 300 Metern Höhe gelegene Bad erreichte, einem handschriftlichen Vermerk Willy Schweigerts zu Folge, nur selten eine Wassertemperatur von 17 °C oder 18 ° C. Die verhältnismäßig niedrigen Temperaturen hatten Ihre Ursache unter anderem im geringen Qualitätsstandard des Bades. An den undichten Stellen der verfugten Betonplatten, aus denen Beckenboden und Seitenwände bestanden, lief viel Wasser ab, so daß ständiger Bachzufluß für eine konstante Wasserhöhe sorgen mußte. Es blieb den Baumaßnahmen der 50 er bzw. der 70 er Jahre vorbehalten hier Abhilfe zu schaffen.

Während der Kriegs- und Nachkriegszeit, der Bademeister war zur Wehrmacht eingezogen und kam erst 1949 aus der Kriegsgefangenschaft zurück, wurde die Kantine weitergeführt. Für die Badefreudigen hieß es jedoch, infolge fehlender Aufsicht: „Baden auf eigene Gefahr!“ Nach dem Krieg wurden die Badgebäude kurzzeitig für Wohnzwecke genutzt. Herr Albert Breitfeld bewohnte diese.

Die Entwicklung des Bades seit den 50 er Jahren

Da seit den 40 er Jahren ein zunehmender Verfall der Bausubstanz des Beckens zu beobachten war, entschloß man sich zu einer Generalüberholung, die in den Jahren 1951/52 erfolgte. Im Zuge dieser Baumaßnahmen, bei denen viele Falkenauer freiwillige Arbeits- einsätze leisteten, wurde unter anderem die Sprunggrube am Beckenrand verfüllt und aufbetoniert. Da nun Sprünge vom 5- Meter-Brett nicht mehr möglich waren, entfernte man das hölzerne Gerüst des Sprungturmes und ersetzte dieses durch eine Stahlrohrkonstruktion mit einem 3-Meter-Brett.

Die weiteren Baumaßnahmen lassen sich in einer Zeittafel wie folgt darstellen:

  • 1976 Bau des Planschbeckens aus Mitteln der Baumwollspinnerei Falkenau. Abmessungen: 11m x 5m, 0,25 bis 0,5 m tief. Etwa im gleichen Zeitraum erfolgt die Sanierung des großen Beckens. Der Beckenboden wird gefließt (Terazzofliesen). Seitherige Abmessungen: 50m x 17 m, 0,80m bis 2,7 m tief. Den Erholungssuchenden stehen jetzt 17.720 m², einschl. Liegefläche zur Verfügung.
  • 1980 Mit Errichtung des Pavillons erhält die Tanzfläche ihren jetzigen Charakter.
  • 1986 Der 3-Meter Sprungturm wird aus sicherheitstechnischen Gründen, zu geringe Wassertiefe im Sprungbereich, demontiert.
  • 1991 Die Zementsockel für die 1-Meter-Bretter werden abgetragen, da die kostspieligen Bretter hohem Verschleiß unterliegen und schon innerhalb einer Saison unbenutzbar werden. Das jetzige Sprungbrett ist nur noch 60 cm hoch.
  • 1993 Fertigstellung der neuen Toiletten- und Kläranlage.

Besondere Ereignisse

Neben einer Reihe sportlicher Veranstaltungen, erwähnt seien hier die Ausscheidungskämpfe des Gau Osterzgebirge im Wasserball, am 28.08. 1930 und das Nachtschwimmfest vom 15.08. 1953, entwickelte sich das Bad zunehmend zu einem Ort kulturellen Gemeindelebens. Man erinnert sich gern der Schauvorführungen der Rettungsschwimmer, der Bad- und Kinderfeste, Discoveranstaltungen, Countryfeste, Rassekaninchenschauen usw.

Der wohl prominenteste Gast dürfte Heinz Rühmann gewesen sein. Er besuchte unser Freibad 1938 und schrieb sich in das von Willy Schweigert geführte Gästebuch ein. 1965 weilte die komplette Fußball-Oberligamannschaft des FC Karl-Marx-Stadt im Freibad.

Ein erheblicher Schaden entstand in der Freifläche des Bades im Jahre 1968. Eine Windhose entwurzelte alle Obstbäume und zwei Linden.

Zur DDR Zeit wurde das Bad 5 x mit dem Titel „Vorbildliches Freibad des Bezirkes Karl-Marx-Stadt“ ausgezeichnet.

Daß der Badespaß aber auch durch Unfälle getrübt werden kann, sollen zwei Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit belegen.

1991 verletzte sich ein 60-jähriger Badegast durch einen Seemannskopfsprung in 1,70 m Wassertiefe die Halswirbelsäule. Er verstarb später im Krankenhaus, ohne aus dem Koma zu erwachen.

1995 zog sich ein 16 - jähriger Chemnitzer bei einem Kopfsprung ins flache Wasser ebenfalls Verletzungen der Halswirbelsäule zu. Der herbeigerufene Notarzt entschied sich für einen Hubschraubertransport ins Krankenhaus. Bei dem Jugendlichen sind keine Nachfolgeschäden geblieben.

Die Schwimmeister von damals bis heute:

1927 bis 1939 Schweigert, Willy

1952 bis 1967 Schweigert, Willy

1968 Breitfeld, Harald

1969 bis 1970 Eichner, Wolfgang

Rettungsschwimmer:

1971 bis 1972 Ranft, Dieter

1973 Wegener, Herbert (Chemnitz)

1974 Rockstroh, Hans-Jürgen

1975 Kempe, Hans

1976 bis heute Eichner, Wolfgang

1988 bis heute Breitfeld, Harald

22. Wissenswertes zu bestimmten Gebäuden 136

22.1. Turnhalle 136

22.2. Das Volkshaus 137

Das Gebäude an der Straße der Einheit 26 gehört zwar nicht zu den ältesten Häusern des Ortes, es kann aber dennoch auf eine bewegende Vergangenheit verweisen.

Am 30. Oktober 1938 wurde es feierlich als Jugend- und Parteiheim der Gemeinde Falkenau eingeweiht. Als Schulungs- und Begegnungsstätte für die NSDAP und all ihrer Gliederungen war das Haus ständig voll belegt. Besonders die Jugend hielt zu dieser Zeit hier die vielfältigsten Veranstaltungen ab, wobei auch die Turnhalle, gleich nebenan, mit genutzt wurde.

Im Parteiheim war außerdem die Dienststelle der Ortgruppe der NSDAP untergebracht. Sie befand sich in zwei Zimmern im 1 Stock. Im Parterre hatte die NS-Volkswohlfahrt einen Geschäftsraum zur Verfügung und im Dachgeschoß, neben der Hausmeisterwohnung, war die Dienststelle der Ortsgruppe des Reichsluftschutzbundes eingerichtet.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde aus dem Jugend-und Parteiheim (auch Haus der NSDAP genannt) dann das Volkshaus. Seiner einstigen Bestimmung entsprechend sollte es auch nun weiterhin für die breite Öffentlichkeit (insbes. Partein und Massenorganisationen) genutzt werden.

Als es aber galt für die Betreuung der Kinder der Klassenstufen 1 bis 4 einen Schulhort zu schaffen, fand man im Volkshaus die geeigneten Räumlichkeiten dafür. 1996, als die Mittelschule nach Flöha ausgegliedert wurde, verlegte man den Hort dann in das Schulhaus an der Aue 1.

Einige Jahre (bis etwa Mitte der 50 iger) war im Volkshaus auch die Gemeindebücherei untergebracht, allerdings in einem unbeheizbaren Raum, welcher schon bald unter Kritik durch die Kreisbüchereistelle stand. Da im Gebäude kein anderer Raum zur Verfügung stand, wurde die Bücherei dann ins Rathaus verlegt.

Im Jahr 1969 wurde in Falkenau der Jugendclub gegründet. Zu Anfang hatte man für die Jugendarbeit einen Raum im oberen Stockwerk. Später, als dann die Falken-Disko aus der Taufe gehoben wurde, zog man ins Erdgeschoß um. Bei Tanzveranstaltungen (Diskotheken) konnte so auch der große Flur mit einbezogen werden. Bis zur Auflösung des Jugendclubs im Jahr 1997 war das Volkshaus für die Jugendlichen ein gern besuchter Ort zu Diskotheken und Tanzveranstaltungen.

Über Jahre hatte auch Falkenaus Ortssheriff, genannt ABV (Abschnittsbevollmächtigter), seine Dienststelle im 1. Stock. Nach der Wende hatte der Ort hier noch für kurze Zeit seine eigene Meldestelle.

1996 zog der Falkenauer Seniorenverein in die ehemaligen Horträume im Erdgeschoß ein. Falkenaus Rentner haben sich dort eine schöne Stätte für ihr reges Vereinsleben geschaffen. Leider ist dieser Verein der einzige, welcher heute das einstmals so belebte Haus noch nutzt. Die Räume in der oberen Etage sind verwaist und es bleibt abzuwarten wie es mit unserem Volkshaus weitergeht.

22.3. Ledigenwohnheim 139

22.4. Asylantenheim 140

ehemaliges Wohnheim für polnische Arbeiterinnen , der Baumwollspinnerei wird 1993 Unterkunft für Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion und 1999 Asylantenheim für Flüchtlinge aus dem Kosovo

Am 29.10.1993 treffen die ersten 27 Aussiedler im Ort ein. Als Übergangsheim wurde das ehemalige Wohnheim der Baumwollspinnerei, in dem in den 80 iger Jahren polnische Arbeiterinnen untergebracht waren, wieder schmuck hergerichtet.

Für die 27 Personen (3 Großfamilien) stehen freundlich gestaltete Drei- und Vierbettzimmer bereit.

Bürgermeister M. Müller sowie Pfarrer G. Fischer heißen die neuen Falkenauer, neben Vertretern des Landratsamtes herzlich willkommmen.

Für viele Aussiedler beginnt hier in Falkenau ein völlig neues Leben. Das Heim dient den Familien als Zwischenstation, bis man richtig Fuß gefaßt hat und sich eine eigenen Existenz aufbauen kann

April 1999

Der Konflikt im Kosovo wirft seine Schatten bis nach Falkenau. Der Ort erhält vom Regierungspräsidium eine Zuweisung zur Aufnahme von 50 Personen.

Zu dieser Zeit sind bereits alle rußlanddeutschen Aussiedler aus der Baracke an der Ernst-Thälmann-Str. ausgezogen. Vorläufig wird das Heim nur für die Flüchtlinge aus dem Kosovo nutzbar gemacht.

Am 27. Mai treffen 45 Kosovo Albaner in Falkenau ein.

Die Flüchtlinge waren am 20. Mai von Mazedonien nach Deutschland ausgeflogen worden. Zunächst wurden sie in der zentralen Aufnahmestelle in Chemnitz untergebracht. All diese Menschen (hauptsächlich alte Leute sowie Frauen und Kinder) hatten schreckliches hinter sich. Manche waren bereits seit Monaten auf der Flucht. Die Kosovo Albaner werden in Falkenau von einer Heimleiterin und einer Mitarbeiterin des Flöhaer Frauen- und Familienzentrums betreut.

Viele Falkenauer Bürger bekunden ihre Solidarität durch materielle Spenden, wie Bekleidung, Bücher,Spielsachen usw.

Für die meisten der Kosovo Albaner war der Aufenthalt in Falkenau nur von kurzer Dauer. Nachdem sich die Lage auf dem Balkan beruhigt hatte, treten die ersten 23 Asylanten bereits im August 99 die Heimreise an.

Das Gebäude an der Ernst-Thälmann-Straße ist heute wieder ausschließlich von Rußlanddeutschen Aussiedlern belegt.

Das einstige Ledigenwohnheim, die spätere Kinderkrippewird ein Jugendzentrum

Im Gebäude des Fabrikweges 1 hat sich im Laufe der Jahrzehnte auch so allerhand abgespielt. Einst als Ledigenwohnheim der Baumwollspinnerei errichtet, beherbergte es während des 2. Weltkrieges ausländische Fremdarbeiter, die ihren Arbeitsdienst in den beiden Rüstungsbetrieben leisten mussten. Nach dem Krieg war dann hier die 1. Kindereinrichtung des Ortes untergebracht. Bald schon stellte sich heraus, dass die Räumlichkeiten für die vielen Kinder von 1 bis 6 Jahren nicht ausreichten. Es kam daher zum Bau des Kindergartens an der Plauer Straße, in dem Kinder ab 3 Jahre Aufnahme fanden. Für die Kinder bis 3 Jahre blieb die Einrichtung als Kinderkrippe bis 1993 bestehen. Nach der Verlegung der Krippe in den Kindergarten werden die Räume des Hauses umgebaut und aus dem ehemaligen Spielhaus wird ein Zentrum der Jugendsozialarbeit, kurz „ Platz“ genannt.

Im Januar 1994 wird dieses Projekt durch den Träger, die Süddeutsche Provinz des katholischen Ordens der Salesianer Don Boscos, vorgestellt. Diese Körperschaft des öffentlichen Rechtes, sieht ihre Hauptaufgabe in der Jugendhilfe. Don Bosco, ein italienischer Priester und Pädagoge lebte von 1815 bis 1888 und war der Gründer des Ordens der Salesianer.

„Platz“ so der Name, will junge Menschen erreichen die auf Grund ihrer Persönlichkeit oder Herkunft individuell beeinträchtigt und sozial benachteiligt sind. 4 Jugendliche , so vorgesehen, sollen im Rahmen von betreutem Wohnen im Gebäude untergebracht werden. Dafür werden die oberen Räumlichkeiten der ehemaligen Krippe entsprechend umgebaut.

Am 10. Juni 1994 öffnete das Zentrum für Jugendsozialarbeit seine Pforten. Zu diesem Zeitpunkt sind dort 5 junge Leute tätig, die sich der Jugendsozialarbeit verschrieben haben. Sozial benachteiligte Jugendliche erhalten im „Platz“ einen Anlaufpunkt. Öffentliche Jugendarbeit wird betrieben, junge ausbildungs- und arbeitslose Jugendliche finden persönliche Beratung. Es gibt weiterhin eine Freizeit- und Begegnungsstätte. In der 1. Etage erfolgt betreutes Wohnen für vier 16 -21 jährige, welche die Möglichkeit bekommen, sich ihre 4 Wände selbst einzurichten.

Die Angebote im „Platz“ finden sehr schnell regen Zuspruch bei den Jugendlichen. Und nicht nur die Falkenauer Jugendlichen nutzen sie, auch von Oederan und Flöha kommt man. Etwa ein Dutzend Mädchen und Jungen sind es, die aktiv die Freizeit mitgestalten, sei es in der Töpferwerkstatt oder der Fahrradwerkstatt, beim Gitarrenkurs oder im Kreativladen, Angebote die auf Initiative der Jugendlichen selbst entstanden. Es bestehen auch Sport- und Spielmöglichkeiten, wie Tischtennis oder Billard, die gern genutzt werden.

Ein Projekt, welches seit 1996 mit gutem Erfolg praktiziert wird, ist die Suche nach Ausbildungsplätzen in den Altbundesländern. So reisten 1997 siebzehn junge Leute ins Don Bosco Zentrum nach Regensburg und starten dort täglich eine intensive Ausbildungsplatzsuche.

1999 stellte man dann fest, dass die Besucherzahlen im Bereich des Jugendtreffs rückläufig waren und dann sogar den Nullpunkt erreicht hatten. Das alles hatte natürlich auch seine Gründe, zum einen waren die Jugendlichen, die seit 1994 regelmäßig kamen, herausgewachsen und zum anderen fehlte es an Zulauf aus den umliegenden Ortschaften, da man in Flöha in der ehemaligen Station Junge Techniker und Naturforscher auch einen „Platz“ eingerichtet hatte, der noch mehr Möglichkeiten für die Jugendlichen bietet. Das alles führte dazu, den Falkenauer Jugendtreff erst einmal vorübergehend zu schließen. Seit dem 6.2.2000 war der Treff dann nochmals an bestimmten Tagen geöffnet und man hatte die Hoffnung, dass sich alles wieder einpendelt. Das sich Hoffnungen nicht immer erfüllen, zeigt die Tatsache das jetzt endgültig Ruhe eingezogen ist im Gebäude des Fabrikweges 1. Viele Falkenauer Kids werden das sicher bedauern, denn ihnen ist eine beliebte Stätte der aktiven Freizeitgestaltung verloren gegangen.

23. Die Jahrhundertflut 141

Die Jahrhundertflut

( Erlebnisbericht aus der Sicht des Bürgermeisters )

In unserem Ort haben in vergangenen Zeiten bereits mehrere Hochwasser der Flöha große Schäden angerichtet. Die Flutkatastrophe im August 2002 brachte aber bisher noch nichts Vergleichbares. Zum Glück waren keine Flutopfer in der Gemeinde zu beklagen. In unserer alten Chronik gibt es unter dem Titel „Die Flöha“ auf den Seiten 55 – 59 bereits Ausführungen zu vorherigen Hochwassern.

Nachfolgend ein Bericht zur Jahrhundertflut aus eigenem Erleben :

Am Sonntag, den 11.08. 02, begannen Starkregenfälle im gesamten Erzgebirgsbereich. Am Montag, den 12.08.02 wurde gegen 9.00 Uhr die Feuerwehr alarmiert, um im Keller des Eigenheimes Saupe, Straße der Einheit 17, das eintretende Grundwasser auszupumpen. Nachdem ich im Rathaus die Faxe zur Hochwasserwarnung für Mulde und Elster gelesen, dies war etwa gegen 9.45 Uhr, und den Pegelstand in Pockau mit 1,80 m steigend zur Kenntnis genommen hatte, fuhr ich nach Hetzdorf, um dort den Pegel abzulesen. Dort war bereits gegen 10.00 Uhr ein Stand von 210 cm steigend zu verzeichnen. Von Hetzdorf zurück informierte ich meine Stellvertreterin Frau Sell, mit der dringenden Bitte, ins Rathaus zu kommen, um die Stellung zu halten, da ich im Ort die Lage beobachten musste. Die Feuerwehr habe ich angewiesen, Sandsäcke zu füllen und diese auf die Ernst-Thälmann-Straße an die Geschäfte ( so z.B. Quelle/Klempnerei usw. ) zu bringen. Dies war gerade noch machbar, dann ging nichts mehr. Bereits nach dem Mittag waren von Hetzdorf bis zur ehemaligen GHG große Teile Land unter. Nur mit dem Traktor war es mir noch möglich nach Hetzdorf zu fahren und nach dem Pegel zu schauen. Gegen 13.00 Uhr war der Stand ca. 250 cm steigend. Danach fuhren wir zur ehemaligen GHG, zu dieser Zeit war die Dorfstraße noch frei. Wir waren auf der am 6. August neu übergebenen „Schwarzen Brücke“. Es war noch ca. ein Meter Luft zwischen Wasser und Brücke. In der Zwischenzeit rief mich meine Stellvertreterin, Frau Sell, über mein Handy an und teilte mir mit, dass alle Kinder aus der schule in die Kindertagesstätte gebracht worden seien. Des weiteren musste sie auf eine erste Anfrage des Landratsamtes zum Wasserstand reagieren. Dies war um 13.07 Uhr. Rückmeldung um 13.26 Uhr per Fax: „Wasser großflächig über die Ufer getreten, Land unter.“ Die Feuerwehr sperrte erst die Ernst-Thälmann-Straße in Höhe Abzweig Dorfstraße ab und danach den Bereich der Flöhabrücke nördlich und südlich. Auch die Ernst-Thälmann-Straße vom Rathaus bis zum Ortsausgang in Richtung Hetzdorf war bereits gesperrt. Der Schulhof und die Feuerwache standen bereits unter Wasser. Nach 14.00 Uhr war ich wieder im Rathaus und Frau Sell konnte erst einmal am Telefon abgelöst werden, da ständig Anrufe von Bürgern eingingen. Um 14.45 Uhr ging in der gesamten Gemeinde der Strom weg, da alle Trafostationen unter Wasser standen. Um 15.00 Uhr hat der Hausmeister die Schule aufgegeben. Gegen 15.30 Uhr habe ich ein Foto vor dem Rathaus gemacht, da stand das Wasser an der letzten Stufe der Eingangstreppe.

Um 15.35 Uhr hat dann der Landrat für alle Gemeinden Katastrophenalarm ausgerufen. Das haben wir aber erst später erfahren, da ja unsere Gemeinde von der Stromversorgung abgeschnitten war. Ich konnte nur noch mit zwei Handys fungieren. Auf meinem privaten D2-Handy erhielt ich einen Anruf, dass von Breitenau Personen nach Falkenau zu ihren Familien müssen und ob ich dafür die alte Hetzdorfer Brücke für den Verkehr öffnen könnte. Da eine Absprache mit dem Vorstand des Brückenvereins nicht möglich war, entschied ich, selbst die Brücke freizugeben. Auf der Brücke stehend wurde mit ein erschütterndes Bild zu unserem Ortsteil Hetzdorf geboten. Der Fluss war schon im Garten der Seilerei Fischer, dies war gegen 16.00 Uhr. Gegen 17.00 Uhr war die Schule, die Feuerwehr und die gesamte Kleingartenanlage völlig überflutet, gleichermaßen die gesamte ehemalige Baumwollspinnerei. Es war auch keine Evakuierung der Anwohner mit dem Schlauchboot der FFw mehr möglich. Etwa 18.00 Uhr habe ich das Rathaus abgeschlossen, da stand der gesamte Kellerbereich bereits voll unter Wasser. In den Häusern Ernst-Thälmann-Straße 28,35,37,38,54 und 58 walzten die Wassermassen durch das Erdgeschoss. Analoge Situationen gab es im Bereich Ernst-Thälmann-Straße 14 und 15 bis 33 sowie im Bereich der Dorfstraße 13,15,54 bis 64. Der Wasserstand erreichte eine Höhe von um die vier Meter über Normalstand. Die 1999 neuerbaute Straßenbrücke in Hetzdorf hielt stand. Die „Schwarze Brücke“, die eine Woche vorher fertiggestellt worden war, hielt auch stand und war nur leicht verbogen. Die Schulbrücke im Ort war erst 1994 saniert worden, aber am Abend des 12. August 2002 hatte es durch die Wucht der Flut einen Pfeiler unterspült und abgerissen. Er war umgestürzt, was wir aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht erkennen konnten, da die Höhe des Wassers bis an die Oberkante der Brückenbögen reichte. Durch verschiedene Rettungsaktionen und Hilfeleistungen war unsere gesamte Technik, wie Pumpen, Tragkraftspritzen, Fahrzeuge der Feuerwehr u.a. defekt gegangen und mussten dringend repariert werden. Auch die Sachen der Kameraden der FFw mussten ständig getrocknet werden, da es weiterhin durchgehend regnete. Dies geschah alles im Garagenbereich des Wohnhauses Plauer Straße 24. Mit einer Dieselkanone wurde die Einsatzkleidung getrocknet. Nach einer Notinstandsetzung der Fahrzeuge stand um Mitternacht die FFw komplett wieder am Schulberg. Auch in der Kirche konnten sich die Kameraden umziehen, ausruhen und etwas Warmes zu sich nehmen. Sie wurden rund um die Uhr betreut. In der Kirche stand noch ein Gasherd, der in dieser speziellen Situation (kein Strom) gute Dienste leistete. Mehrfach versuchte ich in der Nacht telefonisch im Landratsamt Freiberg zu erfragen, ob und wieweit das Wasser noch steigen würde, aber leider konnte mir keiner diese Frage definitiv beantworten. Wir waren also auf die Beobachtung und Kontrolle vor Ort angewiesen. Gegen 4.00 Uhr retteten wir noch sechs PKW s` vom Kastanienberg am Haltepunkt. Das Wasser stieg bis Dienstag, den 13. August, früh 6.00 Uhr. Der Höchststand war jetzt erreicht. An der Schulbrücke schwappte das Wasser vom Brunner-Haus an der Ernst-Thälmann-Straße 16 hinüber zum Haus Biernat in der Straße der Einheit 2. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich persönlich mit an der Schulbrücke. Der Wasserstand blieb bis kurz vor Mittag fast konstant in dieser Höhe und begann dann zu sinken, außerdem hörte es gegen Mittag endlich auf zu regnen. Die Menschen atmeten auf. Nach dem Mittag kamen plötzlich zwei Hubschrauber, um neun Personen aus dem Wasserbau der Zwirnerei auszufliegen. Dies war innerhalb weniger Minuten erledigt, die Leute wurden auf dem Sportplatz abgesetzt und sofort im Sportlereck versorgt, da sie bereits seit Montag in der Fabrik ausharren mussten. Am Dienstagnachmittag war das Wasser so weit zurückgegangen, dass weitere Personen mit dem Traktor der Gemeinde aus der ehemaligen Baumwollspinnerei evakuiert werden konnten. Dazu gehörten u.a. Herr Langheinrich aus der Tupperware, Herr Fiedler von der Firma WSVK, die Eheleute Steiger, Frau Hofmann mit Katze sowie Herr Hasso Kluge aus dem GHG, der von Flöha aus evakuiert werden musste. Auch die Familie Melzer wurde noch am Dienstagabend aus dem Wasserkraftwerk in Hetzdorf geholt. Am späten Nachmittag trafen dann Energetiker aus Sachsen – Anhalt ein, um die Trafostationen zu trocknen und möglichst wieder anzufahren. In spektakulären Überfahrten wurden die Energetiker von den Kameraden der FFw mit dem Schlauchboot transportiert (z.B. vom Fabrikweg, Ernst-Thälmann-Straße 28 über den Mühlgraben zum Trafo-Haus Wasserbau). Gegen 22.00 Uhr war dann fast im gesamten Ort wieder Strom vorhanden. Der Zugverkehr auf der Reitzenhainer Strecke war seit Montagnachmittag unterbrochen und erst ab dem 2. Oktober wieder möglich. Die Sachsenmagistrale war zeit- und auch teilweise nicht befahrbar, so dass kaum jemand zur Arbeit fahren konnte. Durch das Abreißen des Pfeilers an der Schulbrücke war diese voll gesperrt worden und nur für den Fußgängerverkehr benutzbar. Die Dorfstraße war nach dem Wohnhaus Nr.13 weggespült, dazu auch noch ein Stück am Viebigt. Die Zufahrten rechts und links der „Schwarzen Brücke“ waren weggespült. Die Brücke stand nur noch in den Widerlagern. Die Ernst-Thälmann-Straße war nur bis zur Schulbrücke befahrbar. Vom Ortsausgang bis nach Hetzdorf war sie total frei- und teilweise sogar unterspült. In Hetzdorf fehlte an zwei Stellen zum alten Viadukt die Zuwegung ganz. Sie war teilweise bis zu zwei Meter tief weggerissen. Im Bereich der Baumwollspinnerei war die Zwirnerei nicht anfahrbar, da der Fluss die Zufahrt auf 10 Meter Länge und 2,5 Meter Tiefe weggespült hatte. Die einzige Zufahrt in unsere Gemeinde war die ehemalige Ortsverbindungsstraße nach Grünberg, die normalerweise nur ein Radweg ist. Diese Zufahrt war zum Glück für den Verkehr offen, da der Bau der B 173 in der Ortslage Flöha gerade abgeschlossen war und die Metzdorfer Straße in Hohenfichte noch gebaut wurde. Insgesamt waren ca. 150 m Zuwegungen wieder herzustellen. Dies war am Freitagabend 18.00 Uhr in Hetzdorf erledigt. Am Samstag wurde bis zum Nachmittag die Zufahrt zur Zwirnerei passierbar gemacht. 14 Tage später war die Talstraße von Ortsausgang bis nach Hetzdorf wieder fertig und befahrbar. Erst ab dem 15. November 2002 war die Schulbrücke mittels Ampelregelung für PKW s` wieder befahrbar, aber nur einspurig. Da die gesamte Entsorgungsgesellschaft in der Stadt Flöha eingesetzt war, habe ich die Firma Becker Umweltdienste aus Langenau (BED) am Samstagmittag um Hilfe angerufen. Diese kamen mit allem verfügbaren Fahrzeug- und Containervolumen bis Dienstag, den 18. August 2002, vor allem in den Bereich Baumwolle. Die Zwirnerei bekam Container vom CED aus Chemnitz.

Jetzt ging es ans Aufräumen im gesamten Ortsbereich und fast jeder half mit. Der Gemeinderat setzte sich in der ersten Woche täglich abends zusammen, um den vergangenen Tag so gut es ging auszuwerten und die nächsten Tage vorzubereiten. Die Gemeinde Falkenau erhielt in den folgenden Wochen und Monaten tatkräftige Hilfe sowie Spenden aus Nah und Fern, um den Betroffenen in den ca. 55 Häusern zu helfen. Der Dank gilt allen Helfern und Spendern, die den Falkenauern damit Mut zum Weitermachen bzw. zum Neuanfang vermittelt haben.

24. Erzählungen – Überlieferungen aus der Dorfheimat 145

Erzählungen - Überlieferungen aus der Dorfheimat

Wahre Begebenheiten und Falkenauer Sagenwelt

(Quelle: Chronik aus dem Jahr 1938)

In den meisten Orten, die ebenso alt sind wie unser Falkenau, haben sich im Laufe der Jahrhunderte Dinge ereignet, die einem Anlass für die Frage geben, ist es wirklich so gewesen oder hat man es erfunden? Vieles klingt sehr „sagenhaft“. Und doch entspricht auch so manches der Wahrheit, was von den Ahnen an die Nachfahren weiter gegeben wurde. Auch unser Ort hat seine eigenen Geschichten. Die älteren Falkenauer werden sie alle kennen. Andächtig lauschten wir als Kinder, wenn die Großmutter ganz ohne Märchenbuch zu erzählen begann. Damit all dies, im Zeitalter von Computerspielen, Fernsehen und Video, auch unseren Kindern und Enkeln erhalten bleibt, sollen die Überlieferungen und Erzählungen der Dorfheimat aus der Chronik von 1938 nochmals wiedergegeben werden.

Die brennende Braut

Auf dem Wege von Grünberg nach Falkenau, von Grünberg aus, kommt man kurz hinter dem Wald an eine auf rechter Wegseite alleinstehende stattliche Fichte, unter der ein einfacher Stein an das schreckliche Ende eines blühenden Menschenleben erinnerte. In frühen Jahren wurden die Kleider vielfach mit Benzin gewaschen. Das hatte auch die Jungfrau Auguste Hofmann getan. Sie ging am Abend des 10. Juli 1873 mit ihrem Bräutigam auf einem Spaziergang durch den Wald. Ihr Bräutigam zündete sich eine Zigarre an und kam mit dem Zündholz zu nahe an das Kleid seiner Braut. Es fing Feuer, und ohne ihr Hilfe bringen zu können, mußte der Bräutigam zusehen, wie seine Braut von den Flammen ergriffen wurde. Schwer verbrannt verstarb sie bald. Diesem traurigen Menschenschicksal wurde damals das schlichte Steinmal gesetzt. Da in den 30iger Jahren die Schrift ausgewittert war, brachte der Erzgebirgsverein über dem Stein eine Tafel an, mit folgendem Text: „Die Inschrift dieses Steines bezieht sich auf einen Unglücksfall am 10. Juli 1873, bei dem die Jungfrau Auguste Hofmann an dieser Stelle verbrannte.“

( Bemerkung : Stein und Tafel existieren heute leider nicht mehr)

Der letzte Gang auf das Feld

Die Sonne sticht auf die Landschaft und am Horizont zieht ein gefahrdrohendes Gewitter auf . Pechschwarz versperrt die Wolkenfront der Sonne den Weg. Der Landwirt Friedrich Louis Klemm ist auf dem Weg zu seinen Feldern. Da bricht das Gewitter los. Blitze zucken und der Donner rollt. Da - ein Aufzucken, ein Donnerschlag, der Landwirt fällt um. Ein Blitz hat seinem schaffensfrohen Leben ein Ende bereitet, es war sein letzter Gang zu seinen Feldern. Dies geschah am 18. Juli 1880. Dem Bauer, der so jäh aus der Welt gerissen wurde, hat man auch ein schlichtes Denkmal gesetzt. Es steht am Wege von Falkenau nach Augustusburg, kurz hinter dem Falkenauer Wasserwerk. Unter einer Eiche liegt der verwitterte Stein. Auch hier gab eine Tafel des Erzgebirgsvereins Aufschluss über seine Bedeutung.

(Bemerkung: 1993 wurde der alte verwitterte Stein durch einen neuen ersetzt.)

Die Sage vom Höllengrund

Nach Schuldirektor Jungandreas, Oederan

Wer von Falkenau nach Oederan auf der Staatsstraße (B 173) wandert, kommt bald nachdem er den Wald ereicht hat, an einem rechts von der Straße gelegenen tiefen Waldgrunde vorüber, der den Namen „Höllengrund“ führt. Woher dieser Name stammt, erzählt uns folgende Sage:

Das Jahr 1212 hatte der Stadt Freiberg so reichen Silbersegen gebracht, daß beschlossen ward, der Gottheit ein frommes und reiches Dankopfer darzubringen. Man sah sich nach einem berühmten Wallfahrtsort um und wählte gar bald den berühmtesten der damaligen Zeit, der sich in Ebersdorf bei Lichtenwalde befand. Am Silvestertage des Jahres 1212 zogen mehr als tausend Einwohner, Bergleute, Mönche und Klosterknechte aus, um nach Ebersdorf zu wallfahrten. Voran zogen einige Schirmvoigte, dann kam ein Mönch, der das Kreuz trug, ihm folgte die Schar der Mönche. An diese schloß sich der Träger der reichen Opfergaben, der unter einem Thronhimmel einherging, welcher von Mönchen in kostbaren Messgewändern getragen wurde. Hinter diesen kam die Menge der Frauen und Jungfrauen, alle in ihrem höchsten Schmuck gekleidet, der in bunten Perlen und Steinen, Borten und Fransen, hauptsächlich aber in Samt und Scharlach bestand. Aller dieser Schmuck aber war an diesem kalten Tage von Fuchs-, Wolf-, und Bärenfellen umhüllt. Den Zug beschloss die Bedeckung von Bergleuten und Klosterknechten.

Der betende, singende und jubelnde Zug gelangt glücklich in die Gegend von Oederan. An der ersten ärmlichen Wohnung geht der Zug vorbei, dem wilden Walde zu, der sich ringsum ausdehnte. Hier wird er schon seit 2 Tagen von der Lichtenwalder und Schellenberger Räuberschar erwartet, die Kunde von dieser Wallfahrt erhalten hatte. Ahnungs- und sorglos schreiten die ersten Abteilungen in Walde fürbaß. Da fallen die Räuber über sie her, sie werden augenblicklich zerstreut und in der ersten Verwirrung allen Schmuckes, der Heiligtümer und Opfergaben beraubt. Schon eilen die Räuber mit ihren Schätzen dem Wasser (Flöha) zu, um über dasselbe nach Schellenberg zu entkommen. Da endlich kommt die Bedeckung herbei, um die Bande zu ergreifen. Ein Teil derselben hat glücklich den Fluss erreicht, aber die noch schwache Eisdecke vermochte die Masse der Flüchtlinge nicht zu tragen. Sie brechen ein und die erbitterten Freiberger stoßen sie noch hinab ins nasse Grab. Ein anderer Teil der Räuber eilte am Wasser aufwärts, um die ihnen wohlbekannte und vielleicht oft benutzte Schlucht als Schlupfwinkel zu erreichen. Aber die zahlreiche Bedeckung war stark genug, sie allda gänzlich einzuschließen. Man nahm fürchterliche Rache. Mit großer Mühe wurde nämlich, so gut es sich um diese Jahreszeit tun ließ, die ganze Wildnis in Brand gesetzt, um die Mörder durch Feuer zur Ergebung oder zum Tod zu bringen. Nach vier Tagen erst waren sie sämtlich verbrannt oder erschlagen. Der größte Teil des Raubes aber ward wiedergefunden.

Seit dieser Zeit trägt die Schlucht den Namen „Höllengrund“.

Kurfürstliche Wasserpartie

Am 30. August 1581 kam Kurfürst Friedrich August, der Erbauer der Augustusburg, mit seinen zwei Söhnen Magnus und Christian und seinen Gästen, dem Markgrafen Joachim von Brandenburg nebst dessen Schwester und dem Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg nebst Gemahlin und zwei Töchtern, sowie dem Herzog Wilhelm von Sachsen mit vielen Gefolge von Dresden nach Oederan. Die Reisegesellschaft hatte Augustusburg zum Ziel. Unter dem Gefolge befanden sich auch die zwei Hofnarren, Nickel von der Heide und Froschmaul mit Namen.

Ein schreckliches Gewitter, das mehrere Tage dauerte, nötigte sämtliche Gäste bis zum 2. September in Oederan zu verbleiben und zu übernachten, da die Flöha und die Zschopau hoch angeschwollen und aus ihren Ufern getreten waren. Der damalige Stadtälteste Oederans, Baltasar Grüner, dann der Säckelmeister Bäumler und der Sammetwirker Hehle beherbergten und bewirteten die hohen Gäste. Die Gemahlinnen und Töchter der Gäste übernachteten bei der Freifrau von Birkenau auf dem alten Rittersitz in Börnichen. Am 2. September nachmittags reisten die genannten Gäste weiter nach Augustusburg zum „Hirschfeiste“. Da aber die Flöha immer noch hoch angeschwollen war, mussten sämtliche Gäste bei Falkenau übergefahren werden, was nicht ohne Gefahr abging. Vier Oederaner Bürger, die sämtlich in dem Rufe, gute Fährleute und Schwimmer zu sein standen, sollten die Fahrzeuge leiten. Sie aber legten ihrem guten Ruf schlechte Ehre ein. Die vier Fährleute brachten zwar die leichten Prinzessinnen glücklich ans jenseitige Ufer, die geharnischten und mit schweren Eigengewicht ausgezeichneten Fürsten aber vermochten sie nicht aufs Trockene zu bringen. Das schlecht geführte Fahrzeug schwankte und schöpfte eine beträchtliche Menge Wasser, so dass der gewandte Herzog Wilhelm schon in der Mitte des Flusses, der schwere und wohlbeleibte Kurfürst August aber, fast dem rettenden Ufer nahe, ins Wasser springen und sich schwimmend und mächtig arbeitend ans Land retten mussten. Über den Lohn, den die vier Oederaner Fährleute erhalten haben , ist nichts bekannt. Im Hasensaale der Augustusburg aber wurde diese gefährliche Wasserpartie von dem humorvoll veranlagten Maler Heinrich Götting deutlich in einem der vielen Wandbilder dargestellt, denn wir sehen , wie die beiden Narren, bis zur Karrikatur entstellt und in komischer Haltung wacker auf die vier Oederaner mit ihren Pritschen losprügeln.

"Penseling" im Kuhstein

Nacherzählt von Oberlehrer Becher

Vor vielen hundert Jahren wohnte im Niederdorf ein Mann mit Namen Penseling. Er war ein reicher Bauer und hatte ein großes Gut mit vielen Knechten und Mägden. Mit seiner Frau und seinen Kindern war er so garstig, dass sie sich vor ihm fürchteten und schon zitterten, wenn er in die Stube trat. Gar oft schlug er seine Knechte und Mägde, schimpfte und fluchte. Hatten seine Dienstleute etwas nicht recht gemacht oder etwas versäumt, so sperrte er sie ein und ließ sie hungern. Er war ein garstiger Mann, ein strenger und harter Herr und gottloser Mensch. Als Penseling alt geworden war, kam Gott der Herr und bestrafte ihn. Er ließ ihn nicht sterben, sondern verbannte ihn in einen starken Tannenbaum im nahen Kuhstein. Dort schrie er vor Hunger in der Nacht: „Helft mir! Helft mir!“ Seine Frau und seine Kinder liefen dann in der Nacht mit einem Licht im Walde umher, suchten Beeren, Kräuter und Wurzeln, um seinen Hunger zu stillen.

Der gespenstige Reiter zu Flöha

Gespenstersage

Im Sommer 1859 fuhr die Fahrpost nach Chemnitz während einer Mondscheinnacht durch ein Gebüsch auf der Straße nach Flöha. Hinter Oederan (also Falkenau) wurden plötzlich die Pferde scheu, denn es sprang vor ihnen auf dem Wege der Schatten eines Reiters in die Höhe, der an ihnen vorbeisauste. Diesen sahen nicht nur der Postillion und der Schaffner Finsterbusch, sondern auch die Mitfahrer. Im nächsten Stationsorte angekommen, erzählte ihnen ein Fuhrmann, daß er dasselbe Gespenst mehrmals zu dieser Zeit bei sich habe vorbeikommen sehen.

Die Teufelsbrücke (an der Bastei)

(von Heimatdichter HerSe. aus der Festschrift der Ortsgruppe Falkenau der Reichsvereinigung ehem. Kriegsgefangener 1930)

Eine alte Mühle in einsamen Tale stand, durch das ein wilder Fluß sich wand. Ein armer Müller wohnte drin, dem nie die Sonne des Glückes schien. Da kam zu ihm in einer Nacht der gierige Satan, listig und sacht. „Verschreibe deine Seele mir, und ich verhelfe zu großem Reichtum dir. Eine Brücke will ich dir bauen von Stein, noch ehe die Sonne wieder scheint. Sie soll dich mit dem jenseitigen Ufer verbinden; dort wirst du Käufer für deine Erzeugnisse finden. Die Taler werden fließen in Strömen herein, und du wirst ein Mann des Geldsackes sein!“ Der Müller überlegt sich`s hin und her, wenn`s ihm nicht um seine Seele gewesen wär`…! Da sagte er, was ihm fiel gleich ein: „Unter einer Bedingung soll es sein: Zu Mitternacht muß die Brücke stehn, so daß man kann darüber gehn.

Die Verfügung über meine Seele bleibt mir, wenn Schlag zwölf Uhr fehlt ein Stein an ihr.“ Nur kurz war die Zeit bis Mitternacht. Der Teufel jedoch ans Werk sich macht. Erwartungsvoll der Müller sann: „Ob der Teufel wohl fügen kann aneinander in der kurzen Zeit die mächtigen Bogen und Pfeiler so weit?“ Selbst der Böse wußte nicht genau, ob er könnte beenden den steinernen Bau. Er setzte alle seine Kräfte ein und fügte aneinander Stein auf Stein. Noch war keine ganze Stunde vorbei, schon sah man der Bogen zwei und drei. Schnaubend und zischend der Teufel raste, blitzschnell die Blöcke zusammen er passte. Dem anderen Ufer gings näher und näher. Man sah von der Brücke immer mehr. Dem Müller wurde plötzlich angst und bang; er sah schon wie der Böse seine Seele verschlang. Der Satan zischte: „Es wird mir gelingen. Man kann ja schon hinüberspringen. Es ist nur noch ein schmaler Spalt, den werde ich haben beseitigt bald!“ Ein Steinblock fehlte noch in das Werk, da vernahm der Böse von fernem Berg den Mitternachtsschlag einer Kirchenuhr, so daß er entsetzt zusammenfuhr, umsonst gewesen all seine Müh`. Die Seele des Müllers bekam er nun nie. Und unter des Teufels Fluchen und unter Krachen alle Pfeiler und Bogen brachen. Noch auf der Flucht sich zornig seine Hände ballten: Die Seele des Müllers aber blieb erhalten.

24.8. Die Schwedenlöcher 149

1)
gibt es darüber Informatioen?
2)
21.02.1944-18.06.2019
3)
siehe Kopie eines Schreibens des Gemeindeamtes an das Landratsamt, vom 02.12.1946
4)
einschließlich Kriegerdenkmäler
5)
die alte Ortschronik von Hermann Seifert berichtet über den Vorfall
6)
alte Ortschronik
7)
siehe Schreiben vom 17.10.1945 an den Kreisausschuß über Beschlüsse zur Bodenreform im Ort
8)
Siehe Bewerbung und Führungszeugnis des Neubauern Richter
9)
nicht im Buch enthalten
quellen/haensch.txt · Zuletzt geändert: 2024/01/22 09:03 von falkenau

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