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quellen:seifert

Chronik 1938

1.Teil I

1.1. Abschnitt 1

1.1.1. A. Erdgeschichtliches 13

Dem Erzgebirgs-Zweigverein zu Falkenau als Beitrag zu einer Ortsgeschichte gewidmet von Dr. med. Ullmann

1.1.1.1. Allgemeines 13

Die Frage nach der Entstehung des geologischen Gepräges einer Gegend überhaupt führt uns zu den Vorgängen die mit der Abkühlung der Erde und dem Vulkanismus in innigem Zusammenhang stehen. Wir kommen ihr am nächsten, wenn wir bis auf jene Urzeiten der Erde zurückblicken, wo sie noch als feurig flüssige Masse ihre Bahn um die Sonne zog. Freilich begeben wir uns damit auf ein Gebiet, das sich teilweise der Beweisbarkeit entzieht und zum Hauptteil auf Annahmen beruht. Nach langen Perioden ungeheuerer Wärmeverluste bildeten sich auf der Erde Schlacken. Diese schlossen sich im Laufe der Zeit zu einer zusammenhängenden Erstarrungskruste zusammen. In der Atmosphäre waren unsere Ozeane noch in Dampfform. Wahrscheinlich war diese Epoche der Verfestigung der Erdrinde die längste von allen in der Geschichte unseres Planeten. Dass die Kruste oft wieder von schmelzflüssigen Massen zerstört worden ist, ist wohl sicher anzunehmen. Mehr und mehr umschnürte die Kruste die glutflüssigen inneren Massen und kühlte sich im Laufe unschätzbare Zeiträume soweit ab, das, das Wasser in flüssiger Form niedergehen konnte. Es war gesättigt von verschiedenen Stoffen und wirkte bereits auf die Erdoberfläche, die es geschlossen als Weltmeer umgab , chemisch ein (Bildung von Schichtgestein).Die Temperatur auf der Erde sank weiter mehr und mehr ab, die erstarrte Kruste wurde im gleichen Verhältnis immer dicker. Im Anschluss an diese Periode erfolgte die Scheidung von Wasser und Land. Mit der fortschreitenden Abkühlung blieben schließlich nur noch schmelzflüssige Reste im Inneren der Erde. Welche auch heute noch unsere Vulkane speisen. Hand in Hand mit diesen Vorgängen lief noch ein anderer. Der Erdkern kühlte sich weiter ab, die Rinde wurde damit zu weit, um sich ihm anzuschließen, sie brach stellenweise ein, legte sich in Falten und trug so zur Bildung der Gebirge bei. Die Erdoberfläche wird jetzt ausschließlich von der Sonne erwärmt, deren Einfluss bis zu etwa 20m Tiefe geht. Hier herrscht eine gleich bleibende Wärme. Unterhalb dieser Grenze jedoch beginnt wieder eine Wärmezunahme, die keinesfalls von der Sonne herrühren konnte, sondern vielmehr von einer Wärmequelle im Inneren der Erde. Aus angestellten Tiefenbohrungen geht eine fortgesetzte Wärmesteigerung mit zunehmender Tiefe hervor, und zwar beträgt Sie von 33 zu 33m 1 Grad. Über eine Tiefe von 2000m ist man zurzeit noch nicht vorgedrungen. Wenn man nur bedenkt, dass heiße Quellen von 100 Grad C (100×33=3300m Tiefe) an die Oberfläche bringen und die Tiefen, aus denen schmelzflüssige Massen dringen, auf eine Wärme von weit über 1000 Grad C schließen lassen, dann steht fest, dass die Quelle so hoher Temperaturen auch heute noch in einem glutflüssigen Erdkern zu suchen. Dieser glühende Erdkern ist der Rest der ursprünglich feurigflüssigen Masse unseres Planeten. Im Zusammenhang mit der eben geschilderten Abkühlung der Erde ging nun die Bildung der Verschieden geologischen Schichten vor sich, die im Einzelnen hier zu beschreiben zu weit führen würde. Hand in Hand damit wiederum begann sich der Meeresgrund zu heben und sich zu bewegen. Gegen Ende des Devons entstehen Festländer, eine feste Trennung zwischen Land und Meer tritt erst in der Steinkohlezeit ein. Schließlich ragten große Falten mit ihren Sätteln hoch über den Meeresspiegel heraus, die naturgemäß die alte, hart gewordene Meeresschlammschicht trugen. Es ist also mit Sicherheit anzunehmen, dass die ersten Unebenheiten der Erdoberfläche durch die Abkühlung der Erde und den Vulkanismus entstanden sind. Auf die eben geschilderten Vorgänge ist aus dem Grunde so viel Wert gelegt worden, weil für unsere Falkenauer Gegend auch ein Vulkan eine bedeutende Rolle gespielt hat. Gemeint ist der Beutenberg bei Chemnitz. Betreten wir einen der bekannten Steinbrüche des Beutenberges, so finden wir hohe Wände eines in seiner Gesamtfarbe rot wirkenden Gesteins. Es ist der Zeisigwalder Porphyrtuff. Er gleicht nur in der Farbe seinem harten Bruder, aber er ist porös, erdig, weich und lässt sich aus diesem Grunde leicht vom Steinmetz bearbeiten, er ist wenig wetterbeständig. Wie ist nun dieser Porphyrtuff entstanden und warum spielt er für Falkenau eine Rolle? Bei der oben beschriebenen Faltung der Erdkruste entstanden an den Stellen stärkerer Biegung, also gewöhnlich auf den Sätteln, Spalten und Risse. An diesen Rissen leistete naturgemäß die Erdrinde den vom Erdinneren nach außen drängenden Gewalten nur geringen Widerstand. Gewaltig gespannte Dampf- und Gasmassen entströmten explosionsartig dem Erdinneren, glühenden Gesteinsbrei, das Magma, mit sich reißend und in Asche und Staub zerfetzend. Wie ein blutiger Regen mögen diese feinen Massen auf den Krater zurückgefallen oder durch den Sturm weit weggetragen worden sein. Diese zunächst locker aufeinander liegenden Masse verfestigten sich einmal durch den eigenen Druck, zum anderen wurden sie durch mineralische Stoffe, die das Wasser gelöst führte und an tieferen Stellen wieder absetzte, zusammengekittet. So entsteht auch heute noch vulkanischer Tuff. Wo am Beutenberg sich der Krater befand, wissen wir nicht. Der Porphyrtuff erreicht am Beutenberg seine größte Mächtigkeit, aber er ist nicht etwa auf ihn beschränkt, er begegnet uns im Flöhaer Becken, im Falkenauer Steinbruch an der Oederaner Straße und am „Wandernden Berg“. Wir treffen Ihn auch in Schloss- Chemnitz, in Altendorf und Markersdorf. Die geringste Verbreitung zeigt er nach Norden. Seine heutige Ausdehnung stellt sicherlich nur noch Reste einer ehemals vielleicht geschlossenen Tuffdecke dar. Der Falkenauer Porphyrtuff kann wohl als der am weitesten nach Osten vorgeschobene betrachtet werden. Dieser vom Beutenberg durch Westwinde angewehte Ascheregen hat also einen wesentlichen Anteil am geologischen Aufbau unserer Gegend.

Die am „Wandernden Berg“ angewehten Tuffmassen sind neben mächtigen Schieferschichten für die Reichsbahn, durch viele Jahre hindurch Gegenstand schwerer Sorge gewesen. Es wird in diesem Buch noch eingehend darüber berichtet. Die klimatischen Verhältnisse, die damals in unserer Gegend geherrscht haben, müssen tropischen Charakter gehabt haben. Das bezeugen die uns aus jener Zeit durch Versteinerung erhalten gebliebenen Planzenreste, deren schönste Exemplare im so genannten “Versteinerten Wald“ am städtischen Museum zu Chemnitz zu sehen sind und zum Hauptteil aus der Gegend des Beutenberges stammen. Verwandte der dort versteinerten Pflanzen begegnen uns heute noch in Gegenden mit tropischem Klima. Es handelt sich dabei um Schachtelhalme und Baumfarne, die von den vulkanischen Auswürfen begraben und durch Luftabschluß vor Fäulnis bewahrt wurden. Kiesel-Säure-Wässer durchdrangen in der Folgezeit das pflanzliche Gewebe und setzten anstelle des Kohlenstoffes Quarz ab. Auf diese Weise sind uns die Zeugen aus jener Zeit erhalten geblieben. Reste solcher Pflanzen wurden auch nach 1932 hier in den Gesteinsquadern bei der Abtragung des „Wandernden Berges“ gefunden.

Wenn die vorstehenden Ausführungen in das Werden und Vergehen unserer Erdoberfläche einführen sollten, so will ich nunmehr versuchen, im Folgenden eine spezielle geologische Darlegung der heutigen Landschaft unserer Heimatscholle zu geben. Im Allgemeinen hält der Laie nicht viel von der Gesteinswissenschaft, der Geologie und Mineralogie, und mancher ist geneigt, diese Kapitel für überflüssig zu halten. Für den, der die Erhabenheit der Naturvorgänge ahnt und den ursächlichen zusammenhängen nachspürt, gibt sie eine Fülle von Hinweisen und Aufklärungen. Die beste Gelegenheit, tief in das Wesen unserer Heimatwelt einzudringen, ist das Wandern. Dem, der Augen hat zu sehen, dem begegnen eine Menge von Erscheinungen auf seinen Wegen. So sollen auch uns einige kurze Wanderungen um Falkenau mit den charakteristischen Bodenformen unserer Gegend bekannt machen.

1.1.1.2. Im Zechengrund 15

In eine erdgeschichtlich recht interessanten Gegend führt uns der Weg durch das Schieferbachtal. Von saftigen Wiesen umgeben und von waldigen Höhen eingeschlossen, liegt unser herrliches Falkenauer Bad. Seine selten schöne Lage und sein kristallklares Wasser haben es in kürzester Zeit zu einem der betuchtesten Naturbäder des östlichen Erzgebirges gemacht. Verfolgen wir das Bächlein, das sich in das Falkenauer Bad ergießt, weiter aufwärts, so kommen wir sehr bald an eine stark pulsierende Quelle, der reichlich ockerfarbenes Wasser entströmt. Dem aufmerksamen Beobachter werden in dieser Waldgegend Bodenvertiefungen und Erhebungen auffallen, die die Natur von sich aus unmöglich so geschaffen haben kann. In allernächster Nähe diese Quelle stößt man im Bergabhang in eine höhlenartige Öffnung, die sich bei näherer Betrachtung als ein Stollenmundloch entpuppt und oberhalb der Quelle ist ein Erdhügel, der ganz deutlich den Eindruck einer Grubenhalde macht. Überall, wohin wir den Fuß setzen, stoßen wir auf Reste eines längst erloschenen Bergbaus, und der Name „Zechengrund“ sagt es uns schon: Wir befinden uns in mitten von Stollen, Halden und Schächten, Zeugen einer längst vergangenen Bergbauherrlichkeit. Das Schieferbachtal liegt im Grenzgebiet der Erzgebirgischen Phyllitformation und des Frankenberg-Hainichener Zwischengebirges, die in einer westlich des Schieferbaches in einer N-S verlaufenden Verwerfung aneinander stoßen. Hierbei fallen die Gesteinsschichten von beiden Seiten des Tales, vermutlich in Folge der bei der Gebirgsbildung entstandenen Aneinanderpressung, nach dem Bach zu ein, die Gesteine des Frankenberger Zwischengebirges nach Ostsüdost, die der Erzgebirgischen Formation mit 10-30 Grad nach Westen. Dass bedeutende Gebirge bildende Kräfte dabei mitgewirkt haben, zeigen die stark gepressten Gesteinsschichten in dem kleinen Steinbruch gegenüber dem Naturbad Falkenau. Die Gesteine sind im Gebiet des Frankenberg-Hainichener Zwischengebirges im wesentlichen chloritische Glimmerschiefer, die Gesteine der Erzgebirgischen Schieferformation bestehen im Gebiet aus Phylliten (dünnblättriger kristalliner Schiefer) und zwar aus Granat-albitphylliten (Natronfeldspat- Schiefer) und Quarzphylliten. Die Granat-albitphylliten wurden früher vielfach zu Dachschiefern, Brunnenplatten und dergleichen gebrochen (Steinbrüche nordöstlich von Schönerstadt). Östlich und südöstlich des Schieferbachtales lagern auf den Phylliten Reste der Steinkohlenformation von Flöha aus, und zwar Konglomerate, Sandsteine und Schiefertone, die ihresgleichen wieder bedeckt sind von Zeisigwalder Porphyrtuffen rotliegenden Alters (Bruch an der Oederaner Staatsstraße). Zeichnet sich das Gebiet schon durch seinen gestörten geologischen Aufbau gegenüber anderen aus, so treten neben diesen Verwerfungsspalten noch Erzgänge auf, die, ehemals offene Spalten, ihre Entstehung Absätzen von aus der Tiefe gekommenen Thermallösungen verdanken. Diese Gänge setzen im oberen Schieferbachtal, west-nordwestlich der Karolinenhöhe, im Granat-albitphyllit auf und sind von unseren Altvordern bergmännisch abgebaut worden. Sie gehören zum größten Teil der so genannten kiesig- blendigen Bleierzformation an. Die oben genannten, im oberen Schieferbachtal aufsetzenden Gänge sind seit Mitte des 16. Jahrhunderts von mehreren nur dem Namen nach noch bekannten Gruben auf Silber- und Bleierze bebaut und durch den tiefen Hilfe-Gottes-Stollen gelöst worden. Bezüglich der Wasserversorgung des Gebietes wird man annehmen müssen, das im Schieferbach vorhandene Wasser an der Stelle, wo Schneise 38/39 den Bach schneidet, in die darunter liegende Grubenhaue gezogen wird und durch einen derselben den tiefen Gottes-Hilfe-Stollen, abgeführt wird. Betrachtet man die verschiedenen Grubenhalden und Pingen, so zeigen die knapp 300m unterhalb des schon erwähnten Wendepunktes an der Schneise 39/40 auf dem linken Gehänge gelegene Pingen eine eigentümliche Erscheinung. Es finden sich dort ein Zug von Halden mit 4 Einsturztrichtern (2.bzw. 1.Tagesschacht). Die nördlichste und kleinste Pinge ist mit klarem Wasser angefüllt. Das Wasser entstammt einer Quelle, die am Pingenrand, jedoch noch in der Pinge entspringt. Gleich neben dieser Pinge findet sich eine weitere, die mit der kleineren in Verbindung steht. In regenreichen Zeiten muss diese Pinge Wasserzuschüsse von der kleineren erhalten. Nach dem ehemaligen 1.Tagesschacht zu findet sich eine weitere Pinge. Etwa 130m unterhalb der Schneise 38/39 tritt am rechten Ufergehänge eine starke Quelle aus. Der Quellenpunkt ist identisch mit dem verbrochenen Stollenmundloch des oben genannten ehemaligen tiefen Gottes-Hilfe-Stollen. Die Bergamtsakten geben hierüber noch Auskunft. Unter dem 20. Oktober 1798 wird beurkundet, dass auf dem Spatgang vom Morgen her Wasser einbrechen, die auch in trockenen Zeiten gegen 1.zweiböhrige Röhre Wasser stark sind. Ein Gutachten sagt am 16. Mai 1822, dass die Stollenwasser gegen 60 Kubikfuß stark sind. Ein Fahrbericht vom 20. April 1836, dass auf mehreren Punkten des Stollens starke Wasser förstweise zuliefen. Die Untersuchung des Gebietes hat gezeigt, dass in einem gestörten Gebirge Quellen augenscheinlich verschiedener chemischer Zusammenhänge auftreten, insonderheit Quellen, die durch äußerst starke Eisenockerabsätze auszeichnen.

1.1.1.3. Falkenauer Kalklöcher 16

Wir erreichen die bekannten Kalkhöhlen am Plauberge am bequemsten, wenn wir die Straße nach Augustusburg hinauswandern und am Ende des Waldes in der Nähe den Anke`schen Gehölzes rechts abbiegen. Der Weg, der ins Schwedden- Tälchen führt, bringt uns direkt an die Höhlen heran. Geschichtlich ist über diese sogenannten Kalklöcher nicht viel bekannt, Bergleute mögen sie entdeckt haben, als sie nach edlen Silbererzen schürften. Zunächst wird der Kalkbruch als Tagebau betrieben worden sein, später hat man das Gestein rein bergmännisch durch das Anlegen von Schächten zu Tage gefördert. Eine schwunghafte Ausbeutung der Kalklager hat wahrscheinlich zur Zeit des Baues der Augustusburg bestanden. Darüber findet sich im Ratsarchiv zu Chemnitz eine wichtige Notiz:

In der Nähe des Schlosses Schellenberg hat es Kalkbaue nur zu beiden Seiten des oberen Schweddetälchens bei Plaue gegeben. Der eine dieser längst auflässigen Brüche hoch am Gehänge ist wegen seiner merkwürdigen Form in der Umgegend bekannt und wird oft aufgesucht. Der Kalk hat im Ytonschiefer große Nester gebildet, die man so abbaute, dass der umgebende Schiefer stehen blieb. Durch unsere Urkunde erfahren wir, dass hier schon im 15. Jahrhundert Kalk gebrochen wurde.

  • Urkunde: 1453 gestattet Kurfürst Friedrich der Sanftmütige dem Rat zu Chemnitz, dass sie „an dem berge unsirs slosses zu Schelinberg kalksteine, sovil sie des zeu dem bawe unde befestenunge derselben unser Staddt zeu Kempniez bedurffen werde, brechen lasen mogen, unschedlich der strasen und wege, die wir von dem wasser undir dem berg hinauff zen dem slosse andern,“
  • Der Vogt zu Schellenberg wird angewiesen, die Chemnitzer gewähren zu lassen und ihnen auch Holz zum Brennen des Kalkes zu verkaufen.

Bei den Straßen und Wegen, die der Kurfürst „vom Wasser unter dem Berge hinauf zu dem Schlosse wanderte“, wird man in erster Linie zu denken haben an den alten Höhenweg, der von Oederan kommt und bei Falkenau die Flöha überschreitet, und die alte Augustusburger Straße, die bei Plaue aus dem Zschopautal heraufsteigt. Die Kalkbrüche am oberen Abhang des Kuhsteins bestehen aus mehreren großen Höhlungen, die heute noch ein deutliches Bild des längst aufgegebenen Kalksteinabbaues vermitteln. Ein Teil der großen Höhle ist gewöhnlich infolge Wasseransammlung nicht zu begehen. Irgendwelche Ansätze oder gar Mundlöcher zu tiefer gehenden Stollen sind hier nicht vorhanden. Das Gestein, dass die Höhlung einschließt, ist etwas brüchig und das Begehen der Höhlen daher nicht gefahrlos. Jenseits der Augustusburger Straße, unweit des Anke´schen Gehöftes, liegt ein weiterer kleiner höhlenartiger Kalksteinbruch, der gewöhnlich voll Frischwasser steht, Seine Ausdehnung ist aber vermutlich nicht bedeutend. Während die oben beschriebene große Höhle auf den Laien einen imponierenden Eindruck macht, sind die am Fuße des Kuhsteins nach Plaue zu gelegenen Stollen, auch bergmännisch betrachtet, eine gewisse Sehenswürdigkeit. Der Zugang zu den verschiedenen Mundlöchern ist bequem vom Plauer Weg möglich. Das am weitesten rechts gelegene gemauerte Mundloch geröhrt zu einem Stollen, der etwa nur 15m weit begehbar ist, dann verhindern lose Gesteinsmassen ein weiteres vordringen. Zweifellos ist der Stollen dort aus irgendeinem Grund zugekippt worden. Dagegen gestatten die anderen beiden Mundlöcher die Einfahrt in lange auf verschiedenen Sohlen in etwa nördlicher Richtung in das Bergmassiv getriebene Stollen. Die Gangmassen, die man dort abgebaut hat, hatten, wie das Hangende und Liegende zeigen, ein Einfallen von etwa 60 Grad und ein ungefähr nordöstliches Streichen, was für die aufgefahrenen Stollen richtunggebend gewesen ist. Die einzelnen Sohlen sind durch ein ziemlich breites Aufbrechen miteinander verbunden. Dadurch, dass die Bergleute nicht nur den Hauptgang verfolgt haben, sondern auch die links und rechts abzweigenden Gangtrümmer abbauten, entstand eine Anzahl kleiner Blindgänge, so dass der ganze Bau für den Laien einen geradezu labyrinthartigen Eindruck macht. Durch die Art des damaligen Abbaues entstanden zum Teil mächtige Hohlräume, die unbedingt imponieren müssen, wenn man das primitive Gezähe (Wekzeug) der alten Bergleute bedenkt. Die mit Fäustel und Eisen gebohrten Löcher kann man noch deutlich und in großer Anzahl an den Stößen und an der Firste beobachten. Bis auf einige feuchte Stellen, die aber durch Entwässerungsrinnen nicht beseitigt werden können, ist dieses Ganglabyrinth annehmbar trocken. In dieser Beziehung macht also die Befahrung keine Schwierigkeiten. Dagegen muss darauf hingewiesen werden, dass die Stollen durch lose Gesteinsmassenteilweise so verengt sind, dass man jetzt nur kriechend hindurch gelangen kann, dabei sind aber Firste und Stöße überall in guter Verfassung. Die losen Massen lassen sich zweifellos mit nicht allzu großer Mühe hinwegräumen. Diese Kalksteinvorkommen sind wahrscheinlich Korallenriffe des Devonmeeres gewesen, erst später erfolgte die Einbettung in Urtonschiefer, wo sie dann mächtige Linsen, Nester und Gänge bildeten. Der Abbau des Kalksteines muss sehr gründlich vorgenommen worden sein, denn in den jetzigen Höhlen sind nur noch geringe Spuren zu finden. Der jetzige Vorstand des Erzgebirgsvereins zu Falkenau strebt dankenswerter Weise an, die so genannten Kalklöcher der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ein seltenes Naturdenkmal blieb damit offen, die Brüche liegen abseits des Verkehrs, und der Talweg, auf dem man zu ihnen gelangen kann, ist für den Kraftverkehr gesperrt. Allerdings wird die Herstellung der Brüche in einem begehbaren Zustand beträchtliche Kosten erfordern. Sollte es dennoch gelingen, alle Schwierigkeiten zu überwinden, so würde damit ein interessantes Stück Heimatscholle erschlossen werden. oben

1.1.1.4. Am wandernden Berg 18

Unmittelbar hinter Schreyers Landhaus am Plauer Wege zweigt ein Weg nach der Waldvilla ab. Zwischen Feldern hindurch führt er auf die Höhe des Kuhsteins hinauf, und sehr bald gelangt man in ein terassenförmig aufgebautes nacktes Bergmassiv, die so genannte „Rutsche“. Auch sie ist in geologischer Beziehung ein sehr interessanter Abschnitt unserer Heimatscholle. Wir sehen deutliche Spuren, die Menschenhändewerk hinterlassen hat, denn so konnte die Natur den Berg nie geschaffen haben. Auf diesem kahlen Felsgestein ist nur ganz spärliches Wachstum; anspruchslose Birken, einige Streucher und die langen Kerzen des giftigen Nachtschattens fristen hier ihr kümmerliches Leben, weil die nahrhafte Erdkruste fehlt. Dauernd lösen sich kleinere und größere Brocken des Felsgesteins und rollen polternd zu Tal. Dieser Berg will nicht zur Ruhe kommen! Beim Bau der Dresden-Werdauer Linie im Jahre 1865 wurde kurz unterhalb des Bahnhofes Falkenau der hohe Berghang des Kuhsteins in seinem ohnehin nur labilen Gleichgewicht gestört, der einen selten ungünstigen geologischen Aufbau hat. Das Gleis selbst liegt im Schiefer der am Anfang der Rutsche ziemlich hoch ansteht, während er am anderen Ende fast in Gleishöhe ausstreicht. Auf diesem Schiefer lagert in einer Mächtigkeit von etwa 12m Porphyrtuff, der sich aus jenem im ersten Abschnitt beschriebenen einst hier niedergegangenen Ascheregen aus dem Beutenberg-Vulkan gebildet hat. Zwischen diesen beiden Gesteinsschichten, dem Schiefer und dem Porphyrtuff, wird eine unregelmäßig gelagerte, nicht allzudicke, aber sehr tonhaltige Sandsteinschicht angetroffen. Der Tuff stand zum großen Teil in festen, aber sehr spaltreichen Bänken an, die alles Wasser in die Tiefe leiteten. Hier zersetzt es die unterste Schicht des Tuffs zu schmierigen, sehr gleitfähigen Seifen. Derselbe Vorgang spielt sich auch in dem tonhaltigen Sandstein und der obersten Schicht des Schiefers ab. Der Schiefer fällt nun ganz steil nach dem Gleise zu ab. Er ist außerordentlich dünnplattig und Graphitreich und daher an sich schon stark zu Rutschungen und Verlagerungen geneigt. Seine Kontaktschicht mit dem Tuff ist durch den Druck und die auf ihr stattfindenden Bewegungen zermürbt und leicht geneigt zu erweichen. Diese Vorgänge in den Gesteinen und die Lagerungsverhältnisse am Gehänge erklären die Bewegung des Bergstocks, der fast in seiner ganzen Ausdehnung in Verlagerung begriffen war. Diese Bewegungen nun, die sehr von den Niederschlagsmengen abhängig sind, bilden seit langem für die Reichsbahn einen Gegenstand großer Sorge. Oft schon wurden Gutachten namhafter Geologen herbeigezogen, sie alle mahnten zu größter Vorsicht und betonten die Gefahr namentlich dann, wenn die Schieferunterlage einen stärkeren Umfang annehmen würde. Im Frühjahr 1928 ließen die Verbreiterung der alten im Hang vorhandenen Spalten und Abrisse, wie die Bildung neuer Risse, deutlich den Fortschritt der Rutschungen erkennen. Ein sofort über den Hang gelegtes Beobachtungsnetz machte starke Bewegungen offenbar. Sie betrugen innerhalb eines Zeitraumes von 9 Monaten in der Tufflage bis zu 1,5m, in der Schieferunterlage bis zu 0,8m. Ein angesichts dieser Lage von der deutschen Forschungsgesellschaft für Bodenmechanik (TH Scharlottenburg) eingeholtes Gutachten betonte, dass niemand mehr die Verantwortung für das bisher geübte Verfahren des Abwartens und der unzureichenden Behelfe tragen könne.

Es musste tatkräftig eingegriffen werden, und es gab nur zwei Möglichkeiten dazu: Entweder die Verlegung der Dresden-Werdauer Linie oder zweitens die Entlastung des Hangs durch Befestigung der sich bewegenden Massen. Die Linienverlegung hätte sehr hohe Kosten erfordert, die Abtragung aber bot außerdem den großen Vorteil einer günstigen nutzbringenden Verwertung der Massen zur Schaffung des Unterbaus für den notwendigen Abstellbahnhof in Chemnitz Furth. Zunächst glaubte man, eine genügende Entlastung durch Abgrabung von ca.130.000m3 Masse zu erzielen. Aber schon während des Abbaus erkannte man die Unzulänglichkeit dieser Absicht. Etwa 2 Monate nach Beginn der Abgrabung setzte sich der ganze Fuß der Tuffauflage in rasche Bewegung nach dem Gleise zu. Später zeigte sich, dass der ganze Fuß der unmittelbar am Gleise ausmündenden Zunge der Tuffauflage aus zersetztem, schmierigem, also sehr gleitfähigem, nassen Tuff bestand, der unter keinen Umständen einer Belastung mehr standgehalten hätte. Ungefähr 50m über dem Gleis zeigten neue Risse das Fortschreiten der Bewegung an. Die Spannung in dem gleitenden Körper war durch die Abtragung ungeheuer geworden. Der Plauer Berg zeigte sehr bald klaffende Risse, und innerhalb 14 Tagen sackte der ganze rissige Felskörper, rund 40.000m3 um nicht weniger als 2m ab. Diese Vorkommnisse sagten deutlich, dass sich die Bewegungen ohne Zweifel trotz der bereits bedeutenden Abgrabungen fortsetzen würden und dass es sich für die Reichsbahn nur darum handeln könne, den Fuß der Rutsche soweit vom Betriebsgleis zurückzuverlegen, dass weitere Bewegungen und Abstürze, diesem zunächst nicht mehr gefährlich werden konnte. Um diese zu erreichen mussten 270.000m3 abgetragen werden. Der schnell zu bewirkende Abbau und die Abförderung dieser großen Massen waren bedeutende und nicht leicht zu lösende Aufgaben, vor allem auch, weil ca 60% der zu beseitigenden Massen aus sehr schwer angreifbaren festen, nicht plattig, sondern würfelig in großen Blöcken brechenden Felsen bestand, von denen ein großer Teil in den bereits gelösten Blöcken nochmals gesprengt werden musste. Allein de obersten Stroffe haben nicht weniger als 15000Schuß erfordert. Die Bewältigung des Abtransports der Massen machte bedeutende Schwierigkeiten. Die Firma Holzmann hatte eine ideale Lösung gefunden, sie führte den Bau einer normalspurigen Förderanlage vom Bahnhof Falkenau unter Anwendung einer langen, beträchtlichen Steigung von 1:30 durch. Schwere Felsenbagger, die die Felsenmassen einander zureichten, wurden in 4 Etagen übereinander aufgestellt. Die Verwendungsstelle der abgetragenen Massen war, wie bereits gesagt, in Chemnitz-Furth, das ca 16km von Falknau entfernt liegt. Eine große Schwierigkeit stellte der reibungslose Abtransport der gewonnenen Massen dar, denn es wurde Tag und Nacht gearbeitet. Lediglich die Firma Holzmann löste von allen konkurierenden Firmen dieses Problem wiederum auf eine so einfache wie wirksame Weise. Sie verwendete dabei ihre kleinen Vierkubikmeter-Holzkipper, die ganz wesentliche Vorzüge gegenüber der von der Reichsbahn gebrauchten Großraumkippern aufweisen. Sie bewährten sich bei dem Bau ausgezeichnet. Durch den Holzmann`schen Vorschlag wurde erreicht, dass die abgetragenen 275000m3 innerhalb von 5 Monaten abgefördert werden konnten, zuweilen betrug die Tagesleistung 2000m3. Die der Reichsbahn durch die Abtragung der Rutschmassen entstandenen Kosten betrugen 1,4 Millionen RM.

Wir Falkenauer werden uns alle gern an das Jahr 1932 erinnern, denn der ganze Ort wurden durch die Arbeiten am „Wandernden Berg“ natürlich in jeder Beziehung stark belebt. Und mancher Falkenauer, der damals, in der Zeit der schlimmsten Arbeitslosigkeit bei der Firma Holzmann Unterkommen fand, denkt dankerfüllt an jene Zeit zurück. Wir alle suchen noch heute gern unseren „Wandernden Berg“ auf, er ist recht geeignet zur beschaulichen Betrachtung des Ortes. Weit liegt die Talmulde vor uns. Wie ein silbernes Band, umsäumt von grünen Wiesen und wogenden Feldern schlängelt sich die Flöha dahin und frei ist der Blick auf die gegenüberliegenden Höhen. Schwer pusten schleppen die Lokomotieven die Züge von Flöha herauf, und blitzschnell sausen die von Dresden kommenden D-Züge den Berg hinab. Längs der Flöha ist auch für eine kurze Strecke die Reizenhainer Linie sichtbar, und an den gegenüberliegenden Höhen windet sich in vielen Krümmen die wichtige Verkehrsader der Hofer Straße hinauf. Aus den offenen Fenstern der „Niederen Spinnerei“ klingt das leise Summen der Spindeln herauf, und tief unter uns liegt wie aus einem Spielzeugkasten aufgebaut, unser friedliches Falkenau. Häusergruppen und Gehöfte werden werden vom Laubwerk grüner Bäume unterbrochen, freundlich winkt die schmucke Siedlung vom Eichwald herüber, das Glockentürmchen und die Friedhofskapelle grüßen uns, bis der Oederaner Wald die Landschaft abschließt. Darüber blauer Himmel und gleißende Sonne und um uns das sanfte Rauschen des heimatlichen Waldes. Hier am „Wandernden Berg“ findest du Ruhe und Freude an Gottes schöner Natur. Nichts vermag diese stille Abgeschiedenheit zu stören, hier halte Rast, hier ruft die Heimat! So verschwenderisch schön ist unsere allernächste Umgebung. Unsere Zeit ist zu sehr auf Technik eingestellt, wir hören nur immer das Donnern der Motoren und die geisterhafte Stimme im Radio, aber die Stimme der Heimat hören wir nicht. Das jagende Tempo unserer Zeit lässt kaum noch Zeit für besinnliche Betrachtung. Fremde Länder und Meere scheinen uns begehrenswert, und an unserer schönen Heimat gehen wir achtlos vorüber. Uns Erzgebirgsfreunden aber soll man diesen Vorwurf nie machen können. Wir danken dem Schicksal, dass es uns vergönnt ist, unser Leben in so schöner Gegend zu verbringen, und sind herzlich froh, dass uns Asphalt und Steinwüste der Großstadt noch nicht verschlungen haben.

1.1.2. B. die Pflanzenwelt des Flöhatals bei Falkenau 21

Von Johannes Uhlig, Oederan Es scheint für den ersten Augenblick ein wenig nützliches Unterfangen zu sein, zur Geschichte eines Dorfes einen Abschnitt über die Pflanzenwelt schreiben zu wollen. In den meisten Fällen dürfte sich eine solche Arbeit auch nicht lohnen, da die Örtlichkeit zu beschränkt ist und oftmals floristische Besonderheiten, die über den Nahmen ganz allgemeiner Angaben hinausgehen und der Pflanzenwelt des betroffenen Dorfes ein irgendwie auffallendes Gepräge geben, gar nicht vorhanden. sind. Um so erfreulicher ist es für den Pflanzenkenner, wenn er behaupten kann, dass sich eine Betrachtung der Pflanzenwelt Falkenaus und seiner engsten Umgebung wohl lohnt. Nicht nur den Pflanzenfreund und Naturliebhaber können die Reichhaltigkeit und die Besonderheit in der Zusammensetzung der Pflanzenwelt dieses Dorfes entzücken, auch der Botaniker kommt auf seine Kosten.

Wie die landschaftliche Schönheit Falkenaus durch das tief eingeschnittene Flöhatal, das sich erst unterhalb des Dorfes zum Flöhaer Becken weitet, bestimmt wird, so ist auch für die Zusammensetzung der Pflanzenwelt das Vorhandensein dieses Tales von ausschlaggebender Bedeutung. Der beträchtliche Höhenunterschied von der Talsohle (an der Falkenauer Brücke 280m) bis zu den rechts und links aufsteigenden Höhen des durchschnittenen Phyllittenwalles (Karolinenhöhe im Norden 500m, Höhen an den Kalklöchern im Süden 432m) muss dem Falkenauer Tale und seinen Hängen auch floristisch eine Sonderstellung innerhalb seiner Umgebung verleihen, zumal wir uns im Grenzbezirke zweier großen Florengebiete befinden. Die 400m Höhenlinie schneidet den Planzenbezirk des Erzgebirges von dem des Muldenhügellandes. Während die Höhen um Oederan und Augustusburg bereits Erzgebirgscharakter tragen, bildet das Flöhatal bei Falkenau eine vordringende Zunge des Hügellandes, und wir treffen hier Pflanzenarten an, die den welligen Hochflächen der Umgebung fehlen, da ihnen dort das Klima nicht mehr zusagt. Andererseits dringen hier und da erzgebirgische Leitarten bis in das Tal hinab, so dass interessante Mischungen anzutreffen sind. Beachtenswert ist die Steilheit der Hänge des Flöhatales, die eine Bewirtschaftung durch den Menschen nur in beschränktem Maße gestatten; dort konnte sich infolgedessen eine ganze Reihe Arten erhalten, denen man in unserer Gegend nicht mehr oft begegnet. Von Bedeutung ist auch, dass der Fuß der Gehänge an vielen Stellen einen Laubmengwald trägt, der dem Tal nicht nur einen hohen landschaftlichen Reiz verleiht, sondern auch einen reichen Pflanzenwuchs aufkommen lässt, dem im größten Gegensatz steht zu dem dürftigen Pflanzenwuchs der großen Fichtenwälder, die sich auf die Höhen hinaufziehen. Die nun folgenden Schilderungen sollen keinesfalls eine vollständige Darstellung der Pflanzenwelt Falkenaus und seiner engen Umgebung bringen, sie wollen lediglich bewertet sein als eine Plauderei über die interessantesten und auffälligsten Pflanzenarten und –Gemeinschaften, die sich hier im Flöhatale und seiner Nachbarschaft auffinden lassen.

Der Fluss selbst bietet nicht viel. Das seichte schnell über Geröllreichen Untergrund dahin fließende Wasser der Flöha lässt außer den auf Steinen haftenden Moosen keine Unterwasserpflanzen aufkommen. Die Ufer sind reguliert, und ehemalige Flussaltwässer (besonders oberhalb Falkenau) sind jetzt verschwunden. Die Verlandungsgesellschaften des Flussrandes sind auf einen schmalen, etwa ½-1m breiten Streifen vor der Uferböschung zusammengedrängt. Diese Streifen, dessen Hauptarten das scharfe Rietgras und das Rohrglanzgras bilden, ist zwischen Falkenau und Hetzdorf auffällig schön entwickelt und fällt von der Hetzdorfer Straßenbrücke aus im Sommer durch seine dunkle Farbe, im Herbste durch die verbleichenden Halme der Rohrglanzgrases auf. Aus ihm erheben sich hier und da die stattlichen Blütenstände des großen Wasserampfers, die sich im Herbste dunkelbraun färben und oft noch, wenn sie kein Herbsthochwasser weggeräumt hat, im Winter aus dem Schnee herausragen. Wenn man Glück hat entdeckt man auch die gelb blühende Wasserschwertlilie/(Iris pseudacorus) in diesem Rietgrasstreifen, während sich die Wirtelminze und die aus Nordamerika eingewanderte Gauklerblume gelbe, rot gefleckte versteckt halten und sich nur dem zeigen, der nach ihnen sucht . Unterhalb Falkenau kann man auch kleine Bestände des Breitblättrigen Rohrkolbens am Flöhaufer beobachten, die durch ihr Blattwerk im Sommer und durch ihre braunen Fruchtkolben im Herbst den Blick des aufmerksamen Wanderers auf sich ziehen. Sonst wäre noch darauf hinzuweisen, das Flussbett unter dem Schußberghange, das oft nur wenig Wasser enthält, von den Blättern der roten gemeinen Pestwurz belebt wird und das sich auf Dorfschutt am Flussufer das behaarte zottige Weidenröschen und das Herzgespann einfinden.

Auch auf den sich an den Fluss anschließenden Talauenwiesen ist die Anzahl bemerkenswerter Arten nicht gerade groß, doch kann man sich im Juni bei Hetzdorf über die dunkelvioletten Blütenstände der Schwarzen Teufelskralle (Phyteuma nigrum) freuen und weithin leuchten dort zur gleichen Zeit die rosaroten Scheinähren des Wiesenknöterichs, der infolge der Form seiner Blätter, die übrigens von Kennern als Spinat gegessen werden, auch den Namen Otterzunge führt. Die weißen Blüten des Quellengänsekrautes (Arabis halleri )sind weniger auffällig, doch erinnern sie uns an das nahe Bergland. In viel zwingendem Maße tun das aber zwei weitere Pflanzen dieser Wiesen, die man als Leitpflanzen des Berglandes bezeichnet. Die eine ist die Verschiedenblättrige Distel (Cirsium heterophyllum), deren große, dunkelrote Blütenköpfe jeden Pflanzenfreund entzücken und deren auf der Unterseite Silber glänzende Blätter noch im Heu auffallen. Die Andere, die sich nur trockene Plätze dieser Wiesen aussucht, ist die Bärwurz mit weißer Doldenblüte und stark duftenden, fein zergliederten Blättern. Beide Pflanzen sind oben auf den Hochflächen und in deren flachen Seitentätern viel häufiger aufzufinden, und ihr Auftreten hier unten auf der Sohle des Flöhatales bei Hetzdorf ist zweifellos bemerkenswert, muss man doch bedenken, das bereits wenig unterhalb Falkenaus, die trockenen Stellen der Talwiesen von einer ganz anderen Pflanze besiedelt werden, die dem Berglande fehlt und die gebieterisch ins Hügelland weist, von der Grasnelke (Armeria elongata), deren rosarote Blütenköpfchen bis weit in den Herbst hinein am Flußwege nach dem Bahnhof Flöha beobachtet werden können. Es sei auch hier gleich erwähnt, das sich an diesen Rändern des genannten Weges eine weitere Hügellandschaftsplanze angesiedelt hat, der Hasenklee, den man sonst in unserer Gegend sehr selten auffindet, der aber in tiefen Lagen zu einem gemeinen Ackerunkraut wird, während er bei uns die Äcker noch meidet. Das Glanzstück der Falkenauer Flora bilden ohne Zweifel die Laubwaldstreifen, die sich zwischen Hetzdorf und Flöha am Fuße der Gehänge hinziehen und teilweise auch den unteren Teil der Gehänge selbst besetzen, Sie sind vielfach schwer zugänglich und nur in wenigen Fällen auf öffentlichen Wegen zu erreichen. Dieser mag für den Naturfreund bedauerlich sein, er ist andererseits sicherlich ein bedeutsamer Grund dafür, dass sich hier noch eine ganze Reihe seltener Pflanzenarten vorfinden, die der Ausrottung durch Pflanzenräuber entgangen sind. An einer Stelle bietet sich jedoch Gelegenheit, die Schönheit der Bestände auf sich wirken zu lassen. Das ist auf dem Wege, der von der Falkenauer Brücke aus am Steilhang bis zum Fuße des Schußberges verläuft. Hier kann man zwischen Fluss und Felswand Erholung finden, wenn man zu den Menschen gehört, denen die Stille und Erhabenheit der Natur innere Erbauung und Erhebung bedeutet. Betrachtet man diesen Waldrandstreifen genauer sieht man Erlenbestände die den meist flachen, feuchten Streifen zwischen Gehängefuß und Fluss besetzen, gut ausgebildet unter dem Steilhang zwischen Falkenauer Brücke und Schußberg und an der Hetzdorfer Eisenbahnbrücke. Im Schatten der düsteren Erlen und der leider nur in geringer Anzahl vorhandenen Knackweiden, deren feingliedrige Kronen zu allen Jahreszeiten einen schmuck in der Flusslandschaft bedeuten, hat sich eine recht bezeichnende Planzengesellschaft angesiedelt. Zwei hohe Gräser fallen auf, der Riesenschwingel (Festuca gigantea)mit seiner großen überhängenden Rispe und die Hundsquecke mit langer Ähre, deren Spitze nach unten neigt. Und für die Farbe ist auch gesorgt. Die Gefleckte Taubennessel zeigt ihre großen roten Blüten, deren Unterlippe gefleckt ist, und der bunte Hohlzahn wechselt seine Farbe von Schwefelgelb bis Violett. Leuchtendes Weiß und starken Duft bringt das stattliche Supfmädesüß. Hier und da kann man auch die Akeleiblättrige Amsel oder Wiesenraute sehen, eine Pflanze, die mit ihrem schönen Laube und ihren zarten hellvioletten Blütenstand den Vergleich mit den schönsten unserer Gartenplanzen nicht zu scheuen braucht. Sie gehören zu den montanen Arten, die sich in den Flusstälern oft weit ins Hügelland hinabziehen. Die großen, gelben Blüten des Springkrautes, dessen Früchte beim Berühren in weitem Bogen fortschnellen, und die roten Sterne des Supfstorchschnabels fallen leicht auf, unscheinbarer sind die Hainmiere und das Mittlere Hexenkraut. In dieser Gemeinschaft gedeiht auch die stattliche …..ttendistel (.arduus personata), die in Sachsen zu den Seltenheiten gehört. Die Laubwaldstreifen der unteren Gehängestufen, die recht verschiedene Steigung aufweisen, beherbergen eine andere Pflanzenwelt. Schon die beherrschenden Bäume sind andere, Eiche und Hainbuche, stellenweise auch die feingliedrige Winterlinde und die Esche bilden die Hauptmasse. Auch die Rotbuche ist vertreten. An der Bastei oberhalb der Hetzdorfer Brücke bildet sie einen kleinen Buchenhochwald, dessen dichter Kronenschluß fast kein Pflanzenleben auf dem Boden aufkommen lässt. Birken, Spitzahorn und Bergahorn sind eingestreut, hier und da zeigt sich auch eine Vogelkirsche und reiches Gesträuch, bestehend aus Schwarzem- und Traubenholunder, Weißdorn, Haselnuss, Eberesche, Faulbaum und Traubenkirsche, macht sich unter den Bäumen breit. Das reiche Auftreten der Hainbuche und der Winterlinde bringt dem Falkenauer Tale schon Hügellandcharakter.Das Gesamtbild des Tales steht im erheblichen Gegensatz zu dem Talabschnitt oberhalb der Hetzdorfer Brücke, wo die Fichten der Foldung und auch die des gegenüberliegenden Hanges bis nahe an den hier viel schmaleren Talgrund herantreten. Beide Talstecken sind sicherlich gleichschön, und es ist ein Vorzug des Flöhatales in dieser Gegend, dass es in Folge der Verschiedenheit des Baumbestandes so wechselnde Bilder zu zeigen vermag. Zweimal im Jahr verleiht das Laub Verschiedenen Baumgruppen und Baumarten dem Tale eine geradezu großartige Farbenpracht, im Frühling, wenn das zarte Grün der erwachenden Rotbuchen und der helle Schleier der Birken das düstere Wintergrün der Fichten aufhellen und im Herbst, wenn die Sonne über das gelbe Kleid der Hainbuchen und Birken spielt und die braunen Kronen der Rotbuchen vergoldet. Unter diesen unterschiedlichen Baumarten wächst ebenso unterschiedlichere und seltene Bodenflora. Eine Reihe bezeichnender Arten besitzen in den Laubwaldstreifen zwischen Hetzdorfer Brücke und Bahnhof Flöha eine Größere Stetigkeit und zur Vermeidung von Wiederholungen soll diese Pflanzengruppe vorangestellt sein. Die gelben Sterne des Schabockskrautes und die weißen des Buschwindröschens eröffnen im zeitigen Frühjahr den Blütenreigen fast überall. Auch Goldstern und Lungenkraut sind Frühjahrsblüher, und das unscheinbare und deshalb wenig bekannte Moschusblümchen, das hier bei Falkenau in großen Mengen vorhanden ist, lässt nicht lange auf sich warten. Nicht selten sind Waldveilchen, aber sie kommen nicht recht zur Geltung. Die dicke Traube der Schwarzwurz, eines Schmarotzers, der hauptsächlich aus den Wurzeln der Haselnuss seine Nahrung zieht, hält sich zunächst unter dem modernden Laub verborgen, bis sich schließlich der blaßrosenrote, schuppenreiche Stängel, der keine grünen Blätter hervorbringt, aufrichtet. Auch die Blüte des Züngelkrautes (Mercurialis perennis) ist wenig auffällig, doch macht sich diese Pflanze durch schöne Blattteppiche recht bemerkbar. Bald leuchten die goldenen Himmelschlüssel aus dem Laubversteck heraus, kommen aber hier nicht so zur Wirkung, als wenn sie in dichtem Stande das frische Grün einer Wiese frühlingshaft schmücken, wie das z.B. an der Quelle des Folfungbaches der Fall ist. Vereinzelt begegnen wir zu Beginn des Wonnemonats den Purpurfarbigen Blütentrauben der Frühlingsblatterbse, viel häufiger aber macht sich das Weiß der Steifblättrigen Sternmiere geltend, einer Pflanze, die das Bergland meidet und die in ihrer Verbreitung so recht zu Hainbuche passt. Im Spätfrühling streckt sich die Süße Wolfsmilch, die gelben Lippenblüten der Goldnessel beginnen zu leuchten und die Vielblütige Weißwurz zeigt ihre grün-weiße Glöckchenreihe. Es blüht der Weißbart. Diese Prachtstaude, die mit unseren Spiräen verwand verwand ist und auch den treffenden Volksnahmen Johanneswedel führt, ist die schönste der Wildpflanzen Falkenaus. Wenn im Abenddämmerlichte die hohen, weißen Blütenstände, die vor allem bei der männlichen Pflanze sehr dicht sind, aus dem Walddunkel herausleuchten, dann ist Johanniszeit. Leider wird diese wundervolle Pflanze viel abgebrochen, oft sogar ausgegraben und in Gärten gebracht. Unser Heimatwald wird dadurch um ein kostbares Kleinod beraubt. Es ist recht zu begrüßen, dass der Geißbart und das Himmelschlüssel seit einigen Jahren zu den geschützten Pflanzen gehört. Die Umgebung von Falkenau besitzt noch viele Einzelpflanzen des Weißbart die linksseitigen Hänge unterhalb Falkenaus bergen ganze Bestände. Jeder Falkenauer sollte seine Hand schützend halten über diesen Schmuck der Natur und jeden Frevler zur Anzeige bringen. Mit Sommerbeginn nimmt die Farbenpracht schnell ab. Das trübe Rot des Waldziestes kann sich nicht recht durchsetzen, das Waldlabkraut erfreut sich mehr durch sein blaugrünes Blattwerk und erst späterhin bringen die Blütenstände des Behaarten Johanniskrautes und des Weidenkreuzkrautes wieder ein gelbes Leuchten. Neben gemeinen Arten von Gräsern finden wir das Nickende Perlgras und die Waldzwenke. Schließlich sei auch erwähnt, dass hier und da die Ranken des Efeus den Boden Überspinnen, und das an manchen Stellen der Hopfen, ein Schlinggewächs unseres Heimatwaldes, über Gebüsch und Baum dem Lichte zustrebt. Neben den eben genannten Arten, die für die Laubwaldstreifen wohl sehr bezeichnend sind und örtlich sehr bemerkenswert erscheinen, im Gesamtbild des Sächsischen Hügelland aber keine Seltenheit bedeuten, beherbergen die Gehänge der Flöha bei Falkenau auch eine Reihe von Pflanzenarten, die in Sachsen nur zerstreut auftreten oder deren Verbreitung keine allgemeine ist. Diese Pflanzen machen die Falkenauer Flora besonders reizvoll, sie mahnen jedoch auch zum Naturschutz und die Erwähnung der Namen dieser Blumen und Kräuter, die teilweise zu den geschützten Pflanzen gehören, sei die dringliche Bitte vorangestellt, alles abpflücken und ausgraben dieser Pflanzen zu unterlassen, sie zu beschützen und in ihrem jetzigen Zustande zu belassen. Es ist ja leider so, das all diese Pflanzen nur Reste von einst viel größeren Beständen darstellen und ihre heutigen Standorte sind letzte Zufluchtsorte, die ihnen Land- und Forstwirtschaft noch belassen haben. Das linke Phyllit-Steilgehänge zwischen beiden Eisenbahnen unterhalb des Bahnhofes Hetzdorf, das einen Mischwald von Fichten, Birken und Eichen und eingestreuten Rotbuchen trägt, besitzt als Unterwuchs neben Haselnuss und Hirschholunder auch den Kellerhals oder Seidelbast. Schon im Vorfrühling zeigen sich seine am Stamme sitzenden, rosaroten Blüten, denen später die giftigen scharlachfarbenen Beeren folgen. Dieser seltsame, prächtige Zwergstrauch gehört zu den geschützten Pflanzen, wie auch das reizende Leberblümchen, das an diesem Hange ebenfalls noch in vielen Exemplaren aufzufinden ist und dessen blaue Blütensterne, die uns die Verwandtschaft mit dem Buschwindröschen offenbar machen, schon im März aus braunem Laube hervorleuchten. Sicherlich hängt das Vorkommen dieser Kalkholden Pflanze mit dem Kalkschieferzuge zusammen, der hier die Flöha erreicht. Auch dort, wo der Kalkschiefer in das rechte Flöhatalgehänge mit einem kleinen Keil eindringt, finden sich noch einige Leberblümchen. Die Häufung der Frühlingsblatterbse dürfte auch in dieser geologischen Besonderheit seine Ursache haben. Auch das Vorkommen des Christophskrautes und die Mengen von Kunigundenkraut, das sich besonders oben an der Dresdener Eisenbahn in großen Beständen zeigt, machen den Hang zwischen beiden Eisenbahnen recht anziehend. Der nördliche Teil dieses Hanges ist leider durch Fichten aufgeforstet, die schon jetzt allen Bodenwuchs vernichtet haben. Reste von Aronstab, Hohlen Lerchensporn und Gelbem Windröschen am Gehängefuß können heute nur noch schmerzlich daran erinnern, dass gerade an dieser Stelle die Pflanzenwelt vor noch nicht allzu langer Zeit ganz prächtig gewesen sein muss. Der Laubwald des rechten Gehängefußes zwischen Hetzdorf und Schußberg ist nur noch schmal, und die Äcker des Butterberghanges drängen gegen diesen landschaftlich recht wirkungsvollen Streifen, der einer kleinen Steilstufe seine Erhaltung verdankt. Weiter unterhalb besetzt der Laubwald den unteren Teil des hohen Schußberghanges, der stellenweise bis unmittelbar an die Flöha herantritt. Hier zwischen Hetzdorf und Falkenau kann man im Schatten der Hainbuchen und Winterlinden neben Zweiblatt, Einbeere und Waldmeister noch einzelne Exemplare des Märzenbechers und der Türkenbundlilie entdecken. Beide Arten sind große Seltenheiten unserer Gegen und gehören zu den geschützten Pflanzen. Des Schutzes dringend bedürftig ist die prächtige Tükenbundlilie, die sich durch ihren hohen Blütenstengel mit den turbanartig eingerollten, fleischfarbigen Glocken auf weite Entfernung verrät. Wer die schöne Pflanze in seinem Hausgarten haben will, kaufe sich eine Zwiebel beim Samenhändler.

Unterhalb von Falkenau ist das rechte Talgehänge von der Falkenhöhe an frei von Wald, während linksseitig zwischen den Bahnhöfen Falkenau und Flöha noch immer der Gehängefuß von Hainbuchenwäldern geschmückt ist. Moschusblümchen, Einbeere und Akeleiblättrige Amstel kann man dort antreffen, und vor allem sind die schon erwähnten großen Bestände des Geißbartes bemerkenswert.

Eine Stelle aber verdient besondere Beachtung, das ist das Laubwäldchen, das sich unmittelbar über der Reitzenhainer Eisenbahnlinie befindet (östlich des Weges vom Bahnhof Falkenau nach der Holbrücke über die Flöha). Mit einem lachendem und einem weinenden Auge steht man vor diesem kleinen Wäldchen. Man freut sich über die Fülle seltener Pflanzenarten, die hier im Schatten der Heinbuchen, Stieleichen und Bergahorne wachsen aber diese Freude ist gedämpft, da sich mitten durch den Bestand der Zaun eines Grundstückes hinzieht und außerdem der Schutt, der vom Bau des Flöhaer Bahnhofes hier am Bahndamm abgesetzt worden ist, den Bestand schon erreicht hat und teilweise überlagert. Hier hat die herrliche Türkenbundlilie einen zweiten Zufluchtsort gefunden und hier kann man wieder die seltsamen Blütenkolben des giftigen Aronstabes bewundern. Die roten Kreuzblüten des Ausdauernden Silberblattes, das zu den geschützten Pflanzen gehört, erfüllen zu Beginn des Sommers die Luft mit ihrem Duft und späterhin beginnen die blauen Trauben des Bunten Eisenhutes, dessen Stengel hin und her gebogen ist, zu leuchten. Im Frühjahr zeigt sich der zarte Mittlere Lerchensporn und zur gleichen Zeit kann man die kurz gestielten braunen Blüten der Haselwurz entdecken, deren nierenförmige, dunkelgrüne Blätter, die dem Boden aufliegen, das ganze Jahr hindurch grünen. Möge der Besitzer des Grundstückes, dessen Zaun die Pflanzen bisher geschützt hat auch weiterhin diese für die Falkenauer Gegend einzigartige Ansammlung von seltenen Wildpflanzen dieses Wäldchen in seinem natürlichen Zustand belassen. Von dem Vorhandensein des Laubwaldes unabhängig ist eine Pflanzengruppe, die die warmen nach Süden zeigenden, steilen Felsen am rechten Flöhaufer oberhalb der Falkenauer Brücke besiedelt. Kleine Farne nisten in den Ritzen des Gesteins, es sind der Nördliche-, der Braune- und der Mauerstreifenfarn oder Mauerraute. Vor allem der zuerst genannte Farn bildet große Büschel. Unauffälliger sind die die Polter der baugrünen Abart des Schaffschwingels und die lockere Pflanzengesellschaft, die die sonnige Felsflur bewohnt, wird bereichert durch die giftige Schwalbenwurz, durch den wilden Dost, durch die stattliche Dürrwurz und durch die bei uns sonst seltene Pechnelke, deren durch einen purpurnen Blütenstand geschmückte Stängel dunkle Kleberinge besitzt. Neben zahlreichen gewöhnlichen Arten, wie Fetthenne, Reitgras, Tüpfelhartheu, echtem Ehrenpreis, Bergmonke, Klebkreuzkraut, Frauenflach, Habichtskräutern u.a., findet sich hier auch die Raute Nelke. Um alle diese Pflanzen zu Gesicht zu bekommen muss man freilich eine kleine Kletterpartie unternehmen. Dabei wird man an schattigen Stellen auch den Tüpfelfarn, der den Volksnahmen Engelsüß führt, sehen kann. An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass sich in dem lichten Gebüsch auf halber Höhe des Schußbergsteilhanges, das aus niedrigen Kiefern, Lärchen und Birken gebildet wird, der Siebenstern in größerer Menge vorfindet.

Im Vergleich zu den Felsen an der Falkenauer Brücke zeigen die berühmten Kalklöcher zwischen Falkenau und Augustusburg eine überraschend ärmliche Flora. Am Rande der Halden und auf diesen wachsen u.a. die Waldblatterbsedie Kümmelblättrige Silge, die Silberdistel, das Jakobskreuzkraut und das Nickende Birnkraut. Den lichten Boden des Fichtenwaldbodens schmücken stellenweise, vor allen oben an der Straße, die Blütenstände der Grünen Sumpfwurz, einer Orchidee unserer Heimat. Erst im Straßengraben nach Augustusburg zu zeigt sich der Mittlere Wegerich, der in unserer Gegend selten ist und die Umgebung der alten Kalkbrüche bevorzugt. Hier in Grünberg sind auch zwei stattliche Doldenblütler bemerkenswert, der Gewürzhafte Kälbertropf, der sich gern an die Ränder der Dorfstraße hält und der Goldgelbe Kälbertropf, der mit Vorliebe die Feldraine besiedelt. Beide Pflanzen sind von Ihren viel häufigeren Doppelgängern, dem Giersch und dem Wilden Kerbel (Pferdekümmel), durch den unten behaarten Stengel zu unterscheiden. Auf den Wiesen vor Grünberg kann man sich auch an den rundlichen Köpfchen der Perückenflockenblume erfreuen, einer Berglandspflanze, die dort in großen Mengen vorkommt.

Am Schlusse der Abhandlung soll noch der Fichtenwälder der näheren Umgebung Falkenaus gedacht werden. Ihre Flora ist arm, denn der dicht Stand der Fichten, die nur im oberen Teil des Oederaner Waldes teilweise von Kiefern abgelöst werden, lässt keinen Unterwuchs aufkommen. Dennoch sind diese herben Wälder außerordentlich schö, vor allem ist der große Oederaner Wald, der durch viele kleine Wege aufgeschlossen ist, eine Stelle stilller Erholung und seine Schluchten, der Dreibörnergrund mit dem Schindelbach und der Zechengrund mit dem Schieferbach, wetteifern an landschaftlicher Schönheit mit den Laubwäldern des Flöhatales. An lichten Stellen, vor allen am Rande der Bäche und rechts und links der breiten Wege ist auch der Boden bewachsen und man kann einige Besonderheiten entdecken. So ist im Oederaner Wald das reiche Auftreten des Rippenfarns, einer Charakterpflanze der Fichtenwälder des Berglandes, recht bemerkenswert, und an trockenen Berghängen findet sich zwischen Heidekraut und Heidelbeere außer dem häufigerem Kolbenbärlapp auch der Flache Bärlapp und der Sprossende Bärlapp. Reizend sind vielfach die Planzenteppiche der Quell- Stellen und der Bachufer im Fichtenwalde. Schwellende Moospolster wechseln ab mit Herden des zierlichen Gegenblättrigen Goldmilzkrautes und Hainfelberich überspinnt den Boden, im Spätfrühling seine kleinen, dottergelben Blütenstände zeigend. Das Scharfe Schaumkraut, dessen Blätter als Brunnenkresse gesammelt werden und der behaarte Kälbertropf ergänzen das Bild an lichten Stellen. Besonders reich ist die Bachrandflora im Tale der Foldung südlich Bahnhof Hetzdorf und in dem Schweddytälchen zwischen Falkenau und Plaue, wo eingestreute Laubbäume große Lichtmengen zum Boden gelangen lassen. In diesen beiden Tälern, die landschaftlich auch sehr schön sind, wächst das große Hexenkraut. Die höheren Bachgehänge sind hier reicher mit Farnen bedeckt als im Oederaner Wald und außer den größeren Arten, dem Frauenfarn, dem Männlichen Wurmfarn, dem dornigen Wurmfarn, finden sich der kleine Buchenfarn und der zarte Eichenfarn in größerer Anzahl. Auch der Waldmeister und hat im Foldungstale einen Standort. Die Familie der Orchideen ist dort durch die Grüne Sumpfwurz und die seltene Nestwurz vertreten.

Am rechten Schweddygehänge, rechts und links des Weges nach den Kalklöchern, ist der Fichtenwald an einer Stelle durch einen Eichenbestand unterbrochen, der auf feuchten, teilweise nassen Untergrund steht. Im Gegensatz zur eintönigen Nachbarschaft ist hier der Boden reich bewachsen. In den feuchten Rinnen gedeihen ganze Teppiche des Mittleren Hexenkrautes und des Hainfelberichs und die Winkelsegge (Carex remota) Winkel-Segge ist für die hier ausgebildete Pflanzengesellschaft recht bezeichnend. Prächtige Farnbüschel und ganze Gruppen des hohen Weidenkreizkrautes füllen den Raum, vor allem aber fesselt das reiche Vorkommen des unscheinbaren, in unserer Gegend seltenen Sanikel (anicula europaea) das Auge des Pflanzenkenners. Wenn die Plauderei über die Pflanzenwelt Falkenaus auch keine Vollständigkeit bringen konnte und wollte, so zeigt doch die Menge der in dieser kleinen Abhandlung aufgezählten Arten, deren Fundorte fast alle weniger als 2km vom Mittelpunkt des Ortes entfernt sind, dass die Natur hier im Flöhatale und seiner unmittelbaren Nähe trotz aller Feld- und Waldwirtschaft noch reich an bemerkenswerten Pflanzenarten ist, die vor allem die abwechslungsreichen Waldbestände auszeichnet . Auch diese kleinen Dinge der Natur gehören zur Schönheit der Heimat, und wahre naturliebe und echtes Heimatgefühl sind undenkbar ohne die Liebe zu den Blumen und Kräutern, die Wald und Wiese, Bach und Felsen beleben. Ihre Schonung und Erhaltung sei uns ernste Pflicht, vor allem den geschützten Pflanzen, die in diese Abhandlung aufgezählt wurden, sollte ein jeder die nötige Ehrfurcht entgegenbringen, nicht nur weil das Gesetz es so verlangt , sondern auch aus inneren Drange heraus und aus Liebe zur Heimat.

1.2. Abschnitt 2 die Besiedlung Sachsens und des Erzgebirges, die Entstehung der Dorfheimat

1.2.1. Das Land Sachsen 31

Reich an inneren Zusammenhängen des politischen Geschehens und enger Kulturpflege bis zur Gegenwart in einer langen Folge von Menschenaltern ist der Raum in Deutschlands Mitte, der den Namen Sachsen trägt. Schon in vorgeschichtlicher Zeit wiesen diese Landpflegen weithin offensichtliches Siedlungsgelände zwischen Urwald und mooriger Aue aus. Seit geschichtliche Nachrichten vorhanden sind, tritt der Raum an der Saale und Mittelelbe in Grenzkämpfen zwischen Germanen und später zugewanderten Sorben aus. Abwehr und Gegenstoß der ersteren gelangen. 929 wurde von dem König und Gründer des Deutschen Reiches die Burg Meißen auf hohem Felsen über der Elbe errichtet. Ostsachsen wurde in jener seit das stärkste Kraftfeld des ganzen deutschen Reiches. Ein Gürtel von Matten wurde zum Schutze des Reiches im Osten rings um Sachsen und Thüringen geschaffen. Die Macht an der Elbe stand in allen Sorben-kämpfen fest. Bautzens Land und die Niederlausitz wurden dem Reiche dauernd als Marken angegliedert und es war damit 1031 eine feste staatliche Ordnung aufgerichtet. Die Mark Meißen kam an Konrad von Wettin und wurde mit der sächsischen Ostmark zu einer ansehnlichen Macht zusammengefasst. Als eine lange friedliche Zeit einkehrte, gelang die Förderung eines großen Werkes der Kultur, der Ausbreitung ostdeutscher Siedlung. Es war eine große deutsche Volksbewegung, die deutsches Blut, deutschen Brauch und deutsche Gesinnung den wiedergewonnen Landen des Ostens zuführte. In dem Raum zwischen dem Harz und der nördlichen Umwallung Böhmens zeigte sich dabei eine wirksame Gemeinschaft des Vorganges. Im Norden breitete sich niederdeutsch sprechende Bevölkerung altsächsischer Abstammung aus. Vor allem aber stellte sich hier ein starker Zugang von den Niederlanden (Flamen), auch vom Niederrhein her, ein, der auf Siedlungsbahnen nördlich und südlich des Harzes vordrängte. Auch weiter südlich gelangten sie bis in die nördlichen Vorlande des Erzgebirges. In Thüringen wohnhafte Bevölkerung schob sich weiter nach Osten zu vor. Kräftig war auch der Zustrom aus den Frankenlanden am Main, denen sich Siedler bayrischen Stammes (aus der Oberpfalz) zugesellten. Auch vom Mittelrhein, selbst aus Oberdeutschland kamen Landsuchende herbei. Fränkische Siedler breiteten sich zumal im Vogtland und in der Erzgebirgslandschaft aber auch weiter nordwärts aus. In härtester Arbeit wurde der Wald gerodet, das bruchige Land trocken gelegt. Freundliche Dörfer mit wohnlichen Häusern und Gehöften, von hellen Fruchtgefilden umgeben, erstanden. Im Flachland baute man sie meist Straßen- und angerartig. Im Gebirge in den langen Talmulden legten die rodenden Siedler ihre langhingestreckten Dörfer an, in denen sie breite Streifen der Waldhusen mit Wohnstätten und Nutzland aneinanderreihten. Günstig war das Recht am Boden, die persönliche Freiheit blieb gewahrt, aber eine Rente, meist erblich fest, musste für die Überlassung von Grund und Boden übernommen werden. (Rentengut, Erbhof ) Dazwischen erhoben sich an beherrschend gelegenen Mittelpunkten die mauerumgürteten Städte. Die starke deutsche Reichsgewalt war inzwischen zusammengebrochen. Ein Schein von Ansehen verblieb, es bemächtigten sich aber die im Entstehen begriffenen Landesstaaten und kleineren Herrschaften der wichtigsten Rechte und Aufgaben der Landesverwaltung. Auf dem Boden einstiger Markengündung wahrten die nun entstandenen Landesstaaten ein größeres Maß der Gebietsausdehnung und politischen Kraft. Nach dem Sturz des großen Sachsenherzogs Heinrich des Löwen (1180) gelangte das Herzogtum Sachsen an das Haus Anhalt (Askanien), aber nur im geringen Umfange längs des ostwestlichen Laufes der Elbe, vom Flämming und der Schwarzen Elster (Liebenwerder) gegen die untere Mulde, und fand hier seinen Hauptort in Wittenberg. Aus anderem Besitz des Hauses Anhalt gingen die Fürstentümer Anhalt-Aschersleben (bis 1315) Bernburg, Zerbst, später Köthen und Dessau hervor. Wenn auch im Innern mancher Wechsel durch fürstliche Erbteilungen eintrat, so erhielt sich der Gesamtbestand dieser anhaltinischen Linie in einem breiten, quer gelagerten Gebietsstreifen vom Ostharz bis über die Elbe jenseits der Meldemündung durch die Jahrhunderte bis in die jüngste Vergangenheit recht gleichmäßig. Die stärkste Staatenbildung im Osten war die Mark Meißen mit ihren Beilanden. besonders dem Osterland um Leipzig sowie dem zeitweilig reichsunmittelbaren Pleißener Lande mit den Städten Altenburg und Chemnitz sowie Zwickau. Im Jahre 1432 wurde die Mark Meißen mit dem Herzogtum Sachsen vereinigt. Dadurch entstand ein starkes Bollwerk in jener für das Ostdeutschtum gefahrvollen Zeit. Trotz der inneren Aufsplitterung der deutschen Lande wurde der Gesamtraum der sächsischen Tieflandsbucht, der damals schon in Deutschlands Mitte lag, zusammengehalten als ein viel begangenes Durchgangsgebiet zwischen deutschen Westen und Osten, Süden und Norden. Die wirtschaftliche Entwicklung bildete ein Ganzes über alles sonst Trennende hinweg. Der in ländlichen Zuständen verharrende Norden war auf die gewerblich geförderten südlicheren Striche angewiesen und umgekehrt. Ebenso ergänzten sich der Silber-, Zinn- und Eisenbergbau des Erzgebirges mit dem Mansfelder Kupferbergbau. Durch die Leipziger Messen entstand ein Mittelpunkt regsten Verkehrs, dessen Wirkungen nach allen Seiten ausstrahlten. Die Meßprivilegien wurden 1496 verliehen. Im Zeitalter der Reformation wurden die Lande um Wittenberg, von Magdeburg bis Halle und Merseburg bis Dresden und die Oberlausitz ein Kraftbild stärkster geschichtlicher Wirkung. Hier lag das Ursprungsland der lutherischen Bewegung. Auch war es ein Bereich starker Machtentfaltung in politischer Hinsicht, vor allem nachdem der neue Kulturstaat Sachsen in der großen Krise des Schmalkaldischen Krieges entstanden und durch den Anfall böhmischer Lehen, durch Erwerb im Vogtland abgerundet worden war. Mitteldeutschland nahm an wirtschaftlicher Kraft und Eigenbedeutung zu, seit die Handelsvormacht oberdeutscher Städte im Niedergang war. Durch die Förderung des Büchervertriebs und durch die Beamten in Stadt und Land breitete sich die in Kursachsen übliche Sprache aus und verdrängte die niederdeutsche Volksmundart, da sie für feiner galt. Sie wurde als obersächsisch bezeichnet Die Lande von der unteren Saale bis in das Meißnische wurden als Obersachsen, zum Unterschied von Niedersachsen bekannt, seitdem ein obersächsischer Reichskreis eingeteilt worden war. Dresden wurde eine Pflegstätte der Kunst. Die Wirren des dreißigjährigen Krieges suchten auch die Lande zwischen Harz und Oberlausitz auf das Schlimmste heim. Lange Jahre wüster Verheerung der Lande folgten, die Fluren verödeten, Handel und Verkehr lagen danieder. 1648 kehrte der Friede heim. Als Folgen des Krieges waren die Markgraftümer Ober-und Niederlausitz an das Kurhaus Sachsen abgetreten. Es entwickelte sich nach und nach der große norddeutsche Staat. In eifrigen Bemühungen wurden die vergangenen Schäden der Kriegsjahre überwunden, es trat ein neuer Aufschwung der Kultur ein. Sachsen wurde ein industriell gehobenes Land, da es dicht bevölkert wurde. Bau von Verkehrsstraßen, Vervollkommnung der Posteinrichtungen, Aufschwung des Leipziger Buchhandels, Baukunst und Bildnerei des Barocks, Pflege von Konzert und Oper sind Marksteine der damaligen Zeit in Sachsen. Von dem politischen Gegensatz der ostdeutschen Großmächte Preußen und Oestreich Mitte des 18. Jahrhunderts wurde auch der mitteldeutsche Raum betroffen. Vor allem als in der Mitte liegender Kriegsschauplatz. Nach Wiedereinkehr des Friedens 1763 war wiederum Aufbauarbeit zu leisten. Die Volkswirtschaft wurde gefördert, ein sittlich hochstehendes Beamtentum eingesetzt, das Recht und das Bildungswesen gefördert. Dass alte deutsche Reich war inzwischen zusammengebrochen, der Ruf zum Freiheitskampf erscholl. Wieder wurde das Land der deutschen Mitte Kriegsschauplatz. Der Friede zu Wien 1815 fühlte eine völlig neue Raumgliederung Mitteldeutschlands herbei. Die anhaltischen Lande blieben unversehrt, sie empfingen 1806/07 die Bezeichnung Herzogtum und wurden 1863 miteinander vereinigt. Sachsen wurde auf das seitdem behauptete Gebiet beschränkt. Diese politischen Vorgänge gewannen verstärkte Bedeutung. sie schlossen jetzt staatsrechtlich völlig selbständige Gebiete gegeneinander ab und wurden durch die Ausrichtung von Zollschranken an den Staatsgrenzen auch für die Wirtschaft empfindlich. Während des 19. Jahrhunderts trat eine beträchtliche Veränderung der staatlichen Raumverteilung nicht ein. Die innere politische Entwicklung führte allmählich eine Abschwächung in der Auswirkung der durcheinanderlaufenden Grenzstörungen herbei. Das Gebiet des Zollvereins, der Bau von Kunststraßen die Entstehung der großen durchführenden Eisenbahnlinien waren hierfür wichtig. Die stürmische deutsche Volksbewegung um die Mitte des Jahrhunderts strebte einer kommenden nationalen Einheit zu. In der Reichsgründung unter Bismarcks Führung gelang der Zusammenschluss aller kleineren Raumgebilde Mitteldeutschlands unter einheitlicher oberster Staatsführung mit gleicher Wehrverfassung und Außenpolitik, es wuchs die Einheit des Rechtes, des gewaltig anschwellenden wirtschaftlichen Verkehrs. Gesamtdeutsche Kultur wurde gefördert durch Leistungen in Kunst und Wissenschaft, Schrifttum und allgemeine Bildung. Der obersächsische Mensch hat nach seinem Wesen hierzu wertvoll beigetragen. Mitteldeutschland schritt fort in der Erfüllung seiner Ausgabe des Ausgleichs, der Überwindung innerdeutscher Verschiedenheiten und Gegensätze. Es war das unentbehrliche Bindeglied zwischen Ober- und Niederdeutschland, deutschem Westen und Osten. Die ganze Entwicklung der jüngsten Vergangenheit, die zunehmende Zerrissenheit im Volke, die vaterländische Begeisterung nach Ausbruch des Weltkrieges 1914/18, das Heldentum an der Front und die Arbeitsmühen in der Heimat, danach aber die Folgen des schmählichen Zusammenbruchs bei dem Kriegsausgang hat die Bevölkerung unseres Raumes in stolzen und leidvollen Tagen erlebt, in Hingabe an die besonderen Aufgaben, wie sie durch die Lage eines Landes der deutschen Mitte bestimmt sind. Auch der neuen Zeit, die mit dem Durchbruch der nationalsozialistischen Bewegung heraufgeführt worden ist, werden in den Gauen zwischen Harz-, obere Saale und Böhmens Grenzzug große schicksalsvolle Ausgaben entgegen harren.

1.2.2. Die Besiedlung unserer Heimat 34

Zwischen 1130 und 1180 erfolgte Besiedelung des bis dahin unbesiedelten Erzgebirges. Damals regierte in Deutschland Kaiser Barbarossa. Er gewannen in kluger Politik nach 1156 den das Gebiet zwischen Saalfeld und Weida, einige Burggrafengebiete und Klöster und machte unter anderem Chemnitz zur Reichsstadt. Damit verfügte er über ein Land von Saalfeld bis über Oederan und bezeichnete es als Pleißner Land. Planmäßig ließ er nun durch treue Vasallen das Urwaldgebiet kolonisieren. Von der Saale kamen unter anderen die Schellenberger (auf der heutigen Augustusburg). Diese Herren ließen nun Bauern aus dem dicht besiedelten alten Reichsgebiet und gaben ihnen Land, um Dörfler zu gründen. Nach Mitte(Chemnitzer Tageblatt 307/1907) ist die hiesige Umgegend von Orlagau aus besiedelt worden. DER Orlagau wurde 1056 von dem Erzbischof Arno vorn Köln erworben. Dieser versuchte dieses Gebiet-den Orlagau-durch aussetzten vollen Mönchen und Dienstmännern ein zu deutschen und christlich zu machen. Als nun der Kaiser Barbarossa 1156 den Orlagau erwarb, nahm er nun offenbar auch aus diesem Gebiete niedere Adelsgeschlechter und Bauern um und setzte diese als Sieger im Erzgebirge an.

1.2.3. Die Kolonialherrschaft Schellenberg 34

Weit hinein ins Erzgebirge ragten heute die Türme der Augustusburg die 1567 an Stelle der Burg Schellenberg, nachdem diese 1547 durch Blitzschlag eingeäschert worden war, neu erbaut wurde. die Augustusburg ist unmittelbar auf dem Bergkegel errichtet worden, die alte Burg Schellenberg hat am Berghang gestanden. Die Schellenburg wurde vermutlich 1160 -1180 errichtet. Für sie sowohl als auch für die Augustusburg wird die Lage des Berges, die freie Umsicht nach allen Richtungen und die Leichtigkeit, feindliche Angriffe und Überfälle abzuwehren maßgebend gewesen sein. Ihr Standort zwischen den Flüssen Zschopau und Flöha beherrschte diese beiden Flusstäler sowie die Straßenkreuzung bei Oederan, wo die böhmische Straße, die nach Sayda führte, die Chemnitz-Freiberg er Straße durchschnitt. Erbauer der Schellenburg waren die Herren von Schellenberg, die bald nach 1156 auf Veranlassung des Kaisers Barbarossa aus dem Orlagau, von der Saale kamen, um das O. Waldgebiet zu kolonialisieren (MÜLLE) den Namen der Burg trugen auch das Dorf Schellenberg(1495 in der Meißner Bistummatrikel „Altschellenberg“ genannt und die demnach später entstandene Stadt Schellenberg (jetzt Augustusburg). Die Besitzer, die Herren von Schellenberg, werden hier 1206 erstmalig urkundlich erwähnt. In Urkunden Dietrichs des erlauchten werden 1206 Wolfram und sein Bruder Peter von Schellenberg genannt. 1254 verkehrt ein Heinrich von Schellenberg am Hofe Heinrich des erlauchten. 1286 bedenkt eine Urkunde einer Belagerung des Schlosses Schellenberg, auch 1292 ist in einer Urkunde des Burggrafens von Altenburg“ von der Burg Schellenberg„ die Rede,“ wie die selber von Markgraf Friedrich den Freidigen eingeschlossen ward„. Es begegnen uns hier noch um diese Zeit demnach unruhige und fehdelustige Herren der Burg, eine Tatsache, die ihre Begründung in der herrschenden Verwirrung im Pleißnerland ihrer Ursache findet. Sie ist aber auch darin zu suchen, dass die Herren von Schellenberg als reich Reichs Ministeriale dem Kaiser die Treue hielten und gegen die Länderaufteilung kämpften. 1804 ward Heinrich von Schellenberg Hauptmann und Land Richter im Pleißner Lande, von seiner Meiestät dem durchlauchtigstem König der Römer, Albrecht I., dazu bestallt. 1807 stießen die Wettiner gegen das Reichsheer und bestanden bei Luka siegreich den Kampf. Darauf nahmen die Wettiner das Pleißner Land wieder in Besitz, ohne vom Reich aus Widerstand zu finden.

Der Verzweiflungskampf gegen die Wettiner und den Bischof ging jedoch weiter, bis 1319 der Bischof Klage gegen die Schellenberger „Brandstifter und Raubritter“ erhob. Wegen seiner Raubfehden gegen das Kloster Altzella wurde er auf dem Landgericht zu Altenburg geächtet und vom Abt des Petersklosters in Erfurt aus der Kirche ausgestoßen. Trotzdem hielt der Schellenberger seinen Feinden stand, weil ihn der mächtige Waldenburger unterstützte, annehmbar auch in der Hoffnung, baldige Unterstützung durch den Kaiser zu erhalten. Diese Hoffnung schwand, als er auch vom Kaiser in die Reichsacht getan wurde, woran das Verlöbnis Friedrich des Ernsthaften mit der Kaisertochter Schuld war. 1318 wurde die Schellenburg belagert und genommen und ihr Besitzer vertrieben, von Kaiser und Bundesgenossen verlassen, geächtet und von der Kirche ausgestoßen. Damit endete ein stolzer und Kühner Vertreter der Reichsidee.

1324 ging die Burg in den Besitz der Wettiner über, zu der Zeit, in der Karl Ludwig der Bayer den Vasallen und Leuten des Schlosses befohlen hatte, seinen Eidam, dem Markgrafen Friedrich dem Ernsthaften zu huldigen. 1332 verlieh der letztere das Schloß dem Ritter Heinrich Honsberg, welcher es 1335 dem Voigt Heinrich den IV. dem Älteren von Gera für seine Kriegsdienste gegen Erfurt verpfändete („Schellenberg das hus mit Oderin und Eppendorf u.a.m.“). Bei der sogenannten Orterung von Chemnitz 1382 fiel dem jüngsten Sohn Friedrich der Ernsthaften, dem Markgrafen Wilhelm I., der Schellenberg zu. Nach seinem Tode 1407 bekam ihn nach dem Teilungsvertrage von Naunburg 1410 Friedrich der Streitbare und 1485 erhielten ihn die Albertiner. Herhog Georg der Bärtige benutzte die in gesunder Lage liegende Burg als Zufluchtsstätte vor der Pest und bewohnte sie 1504-1506. Unter seiner Regierung brannte 1528 ein Teil der alten Feste nieder, 1547 sank die Burg durch Blitzschlag völlig in Asche.

Burg Schellenberg war seit dem Jahre 1324 der Sitz und Mittelpunkt eines markgräflich meißnischen Amtes, das sich im Laufe der Zeit vergrößerte. Ursprünglich gehörte zu ihm: Städtlein und Dorf Schellenberg, Hetzdorf, Grünberg, Plaue,Flöha, Braunsdorf,(bei Lichtenwalde), Altenhain, Gückelsberg, Falkenau, Hetzdorf, Thiemendorf, Breitenau, Oederan, Börnichen, Schönerstadt, Hartha, Wingendorf, Frankenstein, Memmendorf , Görbersdorf, Gahlenz, Eppendorf, Großwaltersdorf, Borstendorf, Grünhainichen, Börnichen bei Grünhainichen, Waldkirchen, Hennerdorf, Marbach und Leubsdorf. 1376 kaufte Markgraf Wilhelm I. dem Bergkloster Chemnitz die Dörfer Kirchbach, Kleinhartmannsdorf, Gränitz, und Kunnersdorf bei Erdmannsdorf ab und gliederte sie in das Amt ein. Im 15. Jahrhundert kamen noch Erdmannsdorf, Bernsdorf, Witschdorf, Gornau, Schlößchen Porschendorf, Zschopau, die Südhälfte von Gelenau, und Krumhermersdorf,seit1411 zeitweilig auch die fünfehalb Dörfer am Pölberg (Geyersdorf, Kleinrückerswalde Frohnau, Dörfel und Tannenberg rechts der Zschopau) hinzu. Auch das spätere Amt Augustusburg hat das Gebiet noch erweitert.

1.2.4. Die Dorfheimat 36

Im Zuge der vorgeschilderten Entwicklung des Landes bedeckte sich die heimische Landschaft mit Waldhusen- und Reihendörfern. Es entstanden etwa von 1160 an die meisten Dörfer in den Seitentälern des mitteldeutschen Berglandes. Das erzgebirgische Becken wird von den Siedlern von zwei Seiten her in Angriff genommen worden sein: von der Zwickau-Glauchauer Weirtung und vom mittelsächsischen Berglande. Hier konnten Sie besonders die flachhängigen Bachtäler der ganzen Länge nach besiedeln und sich auch in den Haupttälern ansiedeln. Die Dörfer in den Weitungen der Hauptflüsse wurden der Überschwemmungen wegen auf Felsterassen erbaut. Es konnten sich entlang der Flöha nur kurze Dörfer entwickeln, weil diese wie auch die Zschopau auf ihren Läufen durch das erzgebirgische Becken das Zwischengebirge durchbrechen müssen. dadurch sind anstelle einer großen zwei kleinere Weitungen entstanden, deren Gehänge meist steil aus der Talmulde aufsteigen und durch Seitengründe mehrfach gerissen sind . Auch Falkenau trug die Merkmale eines kurzen Reihendorfes. Sein Ursprung ist in der allgemeinen Besiedlungszeit des Erzgebirges 1160-1190 zu suchen. Urkundlich tritt der Ort nach den heutigen Forschungsergebnissen 1378 auf. An dem Ufer der Flöha breiten sich die grasreichen Auen aus, welche reichen Futteranbau ermöglichen. Die Wälder der Berglehen wiesen großen Wildreichtum auf, der sich bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts namentlich im „Höllengrund“ und im „Dreibörnergrund erhielt. Auch der Fischreichtum des Flöhastromes war eine günstige Vorbedingung für die Besiedlung der Flußniederung. Die Entstehungsgeschichte Falkenaus liegt somit in der folgerichtigen Fortschreitung der Besiedlung des Erzbebirges. Inmitten des damaligen „Mirsquidswaldes“, der noch etwa vor 900 Jahren undurchdringlich war und der sich von Pirna, Dippoldiswalde her bis an die Mulde, bis Chemnitz und Zwickau und weiter nach Bayern hinein erstreckte, wurde durch deutsche Bauern aus dem Orlagau die Stätte gerodet und besiedelt, an der sich nunmehr unsere Dorfheimat befindet. Im Staatsarchiv tritt der Ort 1378 und nach Professor Knauth im Urkundenbuch der Stadt Freiberg 1398 unter dem Namen“ Falkenawe, das bedeutet “ Falkenwasser„ auf. Nach derselben Quelle bedeuten die gotischen und lateinischen Bezeichnungen „ahwo“ und „aqua“ Wasse, Fluß. Aus den selben Urstämmen wurde „ahd“, „onva“, mittelhochdeutsch „vuve“, mittellateinisch „owa“, „ova“, neuhochdeutsch „aue“, „au“ gebildet. Diese germanischen Flußanhängsel scheinen die Westslaven in der Form „awa“ übernommen zu haben und die Deutschen haben dann manch solch „awa“ mit „au“ wiedergegeben, wie z.B. Moldau für Moldawa u.v.m.. In lateinischen Urkunden heißt es „owa“. Jenes „ouwa-aue“ bedeutet nun sowohl nun Wasser wie in Schwarzau als auch feuchtes Wiesenland am Wasser, wie in Langenau, Linda(w), Schöna(w), beziehentlich auf vom Wasser umschlossenes Land, wie bei den Bodenseeinseln Lindau, Mainau. Der Ortsname ist auf den früher sehr verbreiteten Falken zurückzuführen. Nach Knauth ist auch die Abteilung Personennamen „Falko“ möglich, der auch von Volksnamen Falen herrühren kann. Falkenau ist nach Bönhoff (Glück-auf 1917 Seite 20) „sehr alt“, es hat Ende des 12. Jahrhunderts bereits bestanden, auch nach Wölle (Chemnitzer Tageblatt 1937 Nr.307) ist die Besiedlung der Umgebung und des Dorfes wahrscheinlich1160-1180 vor sich gegangen. Die Namen der ersten Siedler sind uns nicht bekannt. Im Urkundenbuch der Stadt Freiberg wird 1398 ein Richter „Hentzschel Helwig“ und ein Bauer „Kyn“ (Kühn) genannt. Die Richter übten in den frühesten Zeiten Ortsobrichkeit aus, sie waren die Obleute der Dörfer, die mit der Kolonialherrschaft den Vertrag über die Ansiedlung abschlossen, die Erbzinsen gefälle einzogen und an die Herrschaft abführten, sowie die Frondienste überwachten. Nach dem im Staatsarchiv vorhandenen bis 1546 zurückreichenden Amtsbüchern waren in Falkenau die damaligen Eigentümer der Bauernhöfe die nachstehend genannten Personen oder richtiger gesagt Geschlechter. Denn es ist anzunehmen, dass diese damaligen Besitzer die Nachkommen der ersten Siedler gewesen sind, da sich die Höfe von Generation zu Generation vererbten. Auch die damalige Hufeneinteilung wird der ersten Landzuteilung an die Siedler noch entsprochen haben ,ja es kann festgestellt werden, dass bis in die neueste Zeit hinein keine wesentlichen Veränderungen an den Flurbeständen zu verzeichnen sind, wenn von einigen Verschmelzungen von Höfen im Oberdorfe und Verschmelzungen und Wiederteilung solcher im Niederdorfe abgesehen wird.

Die ersten im Amtserbbuch verzeichneten Bauernhofbesitzer waren:

1. Michael Ruttluff		3/4 Hufe
2. Simon Richter d.ö.		1 hufe
3. Gregor Richterin		3/4 Hufe
4. Christoph Richter		1 1/2 Hufe Erbgericht
5. Bernhard Wächtler		1 Hufe
6. Matthes Rnttluff		1 Hufe
7. Christoph Teuffel		1 Hufe
8. Georg Fintzel		1/2 Hufe und Mühle
9. Michael Raufeld		1/2Hufe
10.Brosius Schnorr		1/2 Hufe
11.Balten Asmann		3/4Hufe
12.Balten Wechtler		1/2 Hufe
13.Simon Richter		1/2 Hufe
14.Bartel Kühn		        3/4 Hufe
15.Nickel Quaß		        1 Hufe Lehngut

Eine richtige Quelle für die ältesten Familiennamen sind die Geburts-,Taufungs- und Sterberegister des Pfarramtes. Sie reichen in Flöha, wo die Familienereignisse aus Falkenau registriert wurden, bis zum Jahre 1563 zurück. Besondere Sorgfalt und besondere Ausführlichkeit in den einzelnen Eintragungen weisen schon auf die persönlichen Verhältnisse unserer Ahnen hin, denn bei solchen Gebaren kann man zuverlässig auf Wohlhabenheit schließen. Diese Eintragungen werden noch durch die Anwendung des Titels „Herr“ unterstrichen. Dagegen machen sich die Einträge für arme Volksgenossen durch lakonische Kürze bemerkbar. Sehr zuverlässig sind die Paten der getauften Kinder nach Anzahl, Namen, Rang und Würden angegeben. Für die Eintragung im Taufregister waren nicht die Geburtsdaten, sondern die Tauftage maßgebend. Eine Änderung tritt erst in späteren Jahrhunderten ein. In der Hauptsache treten immer wieder ein und dieselben Taufpaten auf. Dies liegt darin begründet, dass das Dorf bis in das 19. Jahrhundert klein geblieben ist und es haben wohl auch nur Beziehungen unter den Dorfbewohnern bestanden. Erst später sind die Beziehungen von Dorf zu Dorf entstanden und haben dann auch im Familienleben Wechselbeziehungen mit sich gebracht. Sind die Paten mit ansehnlichen Titeln angegeben, so war der Vater des Täuflings bestimmt ein wohlsituierter Mann gewesen und je weniger Paten, desto ärmer waren die Eltern. Auch die Art des Vornamens ist aufschlussreich. Einfachheit und Frömmigkeit des Sinnes, vaterländische Begeisterung, Fürsten-oder Heiligenverehrung, aber auch Eitelkeit weht uns bei der Einsicht in die umfangreichen, im Alter recht unübersichtlich geführten Kirchenbücher entgegen.

Als älteste Familiennamen in Falkenau treten auf: Helwig (1898), Kyn(1898), Richter (1546), Rudolph (1563), Ruttluff (1563), Schubert (1563), Kunz (1564), Teufel (1566), Müller (1667), Wechter, Wechtler, Wächtler (1567), Hartwig (1580), Förster (1583), Aßmann (1586), Ranfeld (1585), Becker (1585),Schnerr, Schnorr (1589), Naumann, Näumann (1599), Fintzel (1593) Barthel (1595), Ancke (1677) und Weigold, Weichelt (1693)

1.3. Abschnitt 3 Die Entwickelung des Heimatdorfes 41

War die ursprüngliche Besiedelung unseres Heimatdorfes rein landwirtschaftlich und lediglich durch die Kolonisten erfolgt, so gewann bewaldete Grund und der bewaldete Hang Schuss-Berg, der sogenannte „Oedersche Wald“ im 16.Jahrhundert als Folge des immer mehr in und um Freiberg aufblühenden Bergbaus bald ein besonderes Eigenleben, dass mancherlei Einfluss auf die damaligen Verhältnisse und auch auf unsere Heimat gehabt haben mag. dieses Eigenleben ist infolge des Dreißigjährigen Krieges nur von kürzerer Dauer gewesen, ohne bleibende und bedeutende Einflüsse für die Gegenwart zu hinterlassen. In der nach der Entstehung unserer Dorfheimat urkundlich bekannten Entwicklungszeit, um 1571, bestanden hier 15 Hufengüter und 6 Gärtnerwirtschaften, 1588 zählte man 1 Ober-und Erbgericht und 22 „Besessene“, darunter 8 Häusler. Aus alten Akten des Staatsarchivs erfahren wir, das 1590 der Flußknecht Martin Richter um die Genehmigung zur Überlassung von Grund und Boden zwecks Errichtung eines Wohnhauses „an der Hütten“ bei dem Landesherren nachsucht. (Die Hütte stand an der Lößnitztalstraße, in der Nähe der alten Walke). Im Jahre 1688 werden außer den Gutshöfen 15 Häusler verzeichnet, demnach ein Zugang von Häusern in einem Jahrhundert. Sie gehörten zum Teil den angesessenen Handwerkern, die sich im Laufe der Zeit erforderlich gemacht. Die übrigen Anwesen gehörten Tagelöhnern, die ihren Erwerb auf den einheimischen Höfen fanden. Von einer eigenen Entwicklung unseres Dorfes kann weder um diese Zeit noch später- wenigsten nicht bis zur Ansiedelung der Industrie - gesprochen werden. In der Zeit von 1688-1842, also in rund 150 Jahren, sind insgesamt 22 Häuser errichtet worden, davon entfallen 17 auf die Zeit von 1742-1842 und auf die Zeit von 1688-1742 nur 5 Häuser. Im Wesentlichen wird in dieser Zeit das niedere Dorf bebaut worden sein. Hier scheint infolge des Durchgangs einer Straße Chemnitz-Oederan-Dresden das Bedürfnis zur Ansiedlung von Handwerkern (Schmied), wenn auch in bescheidenem Umfange, vorgelegen haben. Die Häusler im oberen Dorfe sind indessen die älteren, sie gehören durchweg Tagelöhnern. Im niederen Dorfe waren die Häuser in der Nähe des „Glaserwerder“ bekannt. Es handelt sich um diejenigen, die auch heute noch am rechten Flöha Ufer stehen. Die Mehrzahl der bis 1742 errichteten Wohnhäuser sind nach dem Dreißigjährigen Kriege entstanden, da eine Anzahl der Grundstücke um 1688-1706 als“ wüst gelegene Baustellen„ „subhasta“, wohl wegen Steuerrückständen und sonstiger Zahlungsunfähigkeiten der Bauern und Hausbesitzer vom „Amt“ erworben oder auch ohne Entschädigung übernommen worden sind. Im Jahre 1742 waren im Niederdorfe die Handwerker Böttcher, Schneider, Hufschmied, Fischknecht und Zeichenschläger ansässig. In 3-4 Stuben wohnten damals Unansässige. Diese wohnten in der „Walke“. Selbst 1815 sind nach „Schumanns Postlexikon“ weitere Unangesessene in Falkenau nicht vorhanden. Auch in dieser Beziehung hat erst die Industrie Änderung eintreten lassen. Das “ des Dorfes individuell Steuer-Catastrium„ von 1742 ist in mehrfacher Beziehung wertvoll. Für die damalige Steuerschätzung war die Größe der Grundstücke nach der Zahl der „der Scheffel Aussaat“ maßgebend. Es handelte sich dabei um „Dresdner“ Scheffel, alles nach „Kornaussaat“ gemessen. Zu den einzelnen Häusern gehöhrten damals Gemeindegärten, die gegen einen jährlichen Zins verpachtet waren. Sie blieben vom Staat aus steuerfrei, die Gemeinde durfte den Zins „zu ihren Nutzen als Botenlohn in Amts-und Einquartierungssachen, ins gleichen zu anderen Comunanlagen mittels der darüber zu führender Rechnung“ verwenden. Der „Bewerb“ von Handwerkern, Tagelöhnern, Branntweinbrennern und dergleichen wurde, „weil eine steigende und fallende Sache“, in“ Sinne des Catastrie„ frei geschätzt. Für die Güter war ertragserhöhend, dass die Felder „gleich hinter den Gebäuden heraus“ lagen. Die fälligen Steuern wurden damals von dem Erbrichter vereinnahmt, der dafür 7 Thaler Entschädigung erhielt. Diese Schätzungsunterlage zeigt uns nicht nur die damaligen Steuerverhältnisse, sondern lässt uns auch einen Einblick in die lokalen Verhältnisse tun.-

Übersicht über die ältesten Wohnhäuser

Sie befanden sich im Besitze von:

     1688		                   1742		       1842
_____________________________|______________________ | __________________________
George Richter	             |Hanß Lehnert	     |Johann Richter
wüste Baustatt bis 1719	     |der obere	             |	
	                     |Tagelöhner	     |	
_____________________________|_______________________|__________________________
Andreas Rudolph 	     |Adam Rudolph	     |	
Andreas Rudolph 	     |Johann Sandig	     |	
Paul Heyde 	             |Beorge Bäßler	     |vermutlichim oberen Dorf gelegen
	                     |Tagelöhner	     |	
Michael Richter	             |Christian Leder        |	
wüste Baustelle bis 1710     |Tagelöhner	     |	
(Andreas Kluge)	             |	                     |	
_____________________________|_______________________|__________________________
George Richter	             |Hanß Bergt	     |	
wüste Baustatt bis 1688	     |Tagelöhner	     |	
(Hanß Bergt)	             |	                     |	
Georg Richter 	             |David Heinrich Müller  |	
	                     |Tagelöhner	     |	
George Rahnfeld	             |Christian Bergt,	     |	
wüste Baustatt bis 1699	     |Böttcher	             |	
George Koch	             |Christian Wächtler     |vermutlicham Gemeindeberg gelegen
wüste Baustatt bis 1704      |Tagelöhner	     |	
(Hanß Neuber)	             |		             |
Michel Richter	             |Hanß Gottfr. Naumann   |	
wüste Baustatt bis 1699	     |Schneider	             |	
(Hanß Naumann)	             |	                     |	
Christoph Müller	     |Hanß Enst Otto	     |	
	                     |Fischknecht	     |	
_____________________________|_______________________|__________________________
George Richter	             |David Müller	     |Witwe Hartwig geb.Müller(jetzt "Falkenhöhe")
wüste Baustatt bis 1710	     |Zeichenschläger	     |	
(Christoph Müller)	     |		             |	
_____________________________|_______________________|__________________________
Hanß Müller 	             |Hanß Lehnert 	     |	
	                     |der niedere, Tagelöhner|	
Gemeinde	             |1788 neu errichtet     |Vermutlich im unteren Dorf gelegen
	                     |Christian Kluge	     |	
	                     |Hufschmied	     |	
Peter Schmerr	             |Gottfried Seifert	     |	
wüste Baustelle bis 1706     |Tagelöhner	     |	
(Hanß George Morgenstern)    |		             |	

VERZEICHNIS der im Jahre 1812 in Falkenau vorhandenen Grundstücke mit jetziger Hausnummer

	                                                                        
1.      Johann Christian Gottlob Rudolph	Erbgericht	                15
2.	Johann Michael Richter			Wohnhaus mit Kuhstall		 1
3.	Johann Gottlob Rudollp			dergleichen mit Kuhstall	 2
4.	Gemeinde				Armenhaus		         4
5.	Johann Gottlob Hoffmann			Wohnhaus mit Kuhstall	         6
6.	Gottl. Lindner				dergleichen mit Kuhstall	 7
7.	Johann Ernst Bäßler 			dergleichen mit Kuhstall	 8
8.	Christoph Rudoloph			dergleichen mit Kuhstall	 9
9.	Johann Georg Rudolph			Bauerngut		 	10
10.	Karl August Heckcr			Bauerngut		 	11
11.	Johann Christian Künzel			Wohnhaus mit Kuhstall		12
12.	Karl Gottfried Göthel			Mühlengut		 	13
13.	Karl August Schubert			Wohnhaus mit Kuhstall		16
14.	Gottfried Dippmann			dergleichen mit Kuhstall	17
15.	Johann Ernst Otto			dergleichen mit Kuhstall 	18
16.	Johan Gottfried Bereger			dergleichen mit Kuhstall	19
17.	Karl Gottlieb Richter			Bauerngut mit Kalkofen		20
18.	Hanna Günther				dergleichen mit Kalkofen	21
19.	Johann Gottlob Lange			dergleichen mit Kalkofen	22
20.	Schulhaus							 	24
21.	Johanne Elisabeih Leder			Schmiede mit Kuhstall		25
22.	Karl Gottlob Fichtner			Wohnhaus mit Kuhstall		26
23.	Johann Gottlob Müller			dergleichen mit Kuhstall	27
24.	Johann Gotth. Naumann			dergleichen mit Kuhstall	28
25.	Johann Andreas Aurich			dergleichen mit Kuhstall	29
26.	Gotthold Leberecht Hartwig		Bauernwirtschaft (Falkenhöhe)	30
27.	Johann August Hirth			Wohnhaus mit Kuhstall 		31
28.	Johann Gottlieb Otto			dergleichen mit Kuhstall 	32
29.	Anna Rosa Otto				dergleichen, 1 Stube vermietet	34
30.	Johann Gottl. Flohr			dergleichen mit Kuhstall 	35
31.	Johann Gottfried Ranft			Bauerngut		 	36
32.	Christoph Naumaun			dergleichen		 	38
33.	Joh. Glieb. Bäßler			dergleichen		 	39
34.	Joh. Karl Kühn				dergleichen		 	40
35.	Johann Gottfr. Richter			dergleichen		 	41
36.	Gottlieb Naumann			dergleichen		 	42
37.	Johanne Eleonore Schreyer		Lehngut		 	 	43
38.	Johann Christoph Grimmer		Wohnhaus mit Kuhstall		44
39.	Johann Karl Naumann			dergleichen mit 2 Stuben	45
40.	Gotth. Friedr. Naumann			dergleichen mit Kuhstall	46
41.	Johann Guttlob Forchheim		dergleichen mit Kuhstall	48
42.	Johann Gotthelf Richter			dergleichen mit Kuhstall	49
43.	Johann Gottlob Richter			dergleichen mit Kuhstall 	50
44.	Johann Gottlieb Richter			dergleichen mit Kuhstall	51

Es waren hiernach in 2 Häusern insgesamt 3 Stuben vermietet. In allen anderen Häusern außer der Schule und des Armenhauses wurde vom Besitzer je eine Kuh gehalten. Die Bauerngüter hatten natürlich einen höheren Bestand.

Im Jahre 1842 wurden zur Vorbereitung eines neuen Grundsteuersystems und Anlegung der „Flurbücher“ durch die königliche Generalkommission Daten erhoben, ein wertvoller Nachweis über die Gestaltung Falkenaus als Reihendorf. Die Lage der einzelnen Grundstücke, der früheren Hufen, war um diese Zeit so erhalten, als sie bereits 1542, also 300 Jahre früher, entstanden war. Bei diesen Feststellungen wurden als Gesamtbestand von Falkenau 991 Acker und 191 Quadratruten ermittelt. Davon entfielen 563A. 110R. auf Acker-, 30A. 265R. auf Garten-, 66A. 144R. auf Wiesen-, 154R.auf Weideland, 243A. 26R. auf Hoch- und 58A. 41R. Niederwald im Privatbesitz, 4A. 91R. auf Teiche, 193 R. auf Steinbrüche und 18A.79R. auf Wege. Es waren 53 bebaute Grundstücke vorhanden. Diese setzten sich zusammen aus:

3 "öffentlichen Gebäuden", aus 1 Schule (Ortsl. 24), 1 Spritzenhaus (Ortsl. 37) und 1 Armenhaus (Ortsl. 4),
13 Bauerngütern,
1 Mühlengut, das zugleich als Industrieanlage Benutzung fand
2 Fabrikanlagen (Ortsl. 14 und 32) und
31 Wohnhäusern

Die damals vorhandenen Grundstücke, als „Altbesitz“ bezeichnet, dienen späteren Betrachtungen als Grundlage:

a. oberer Ortsteil (links der Flöha)
O.-Nr.  Besitzer			Flurb.-Nr.	Verwendungszweck
1.	Joh. Michael Richter 		314		Wohnhaus (alte Walke).
2. 	Marie Rosine verehel. Richter 	296		Wohnhaus.
3 	Glob. Friedr. Gehlert		84		Wohnhaus
4.	Commune 			82		Armenhaus
5.	Christe. Eleonore Birkicht 	81		Wohnhaus
6.	Glob. Friedr. Hofmann		78		Wohnhaus
7.	Joh. Christlieb Birkicht	76		Wohnhaus
8.	Friedrich Hecker		77		Wohnhaus
9.	Joh. Christ. Rudolph		73		Wohnhaus
10.	Johann Georg Rudolph		69		Bauerngut
11.	Karl Friedr. Kluge		68		Wohnhaus
12.	Christ. Friedr. Schönherr	67		Wohnhaus
13./14.	Adolf Gottlob Fiedler		63/64		Mühle, Fabrik, Walte
15.	Karl Clemens Wirth		66		Erbgericht
16.	Karl August Schubert 		65		Schmiede
17.	Eleonore verw. Aßmann 		61		Wattestreichstube,-Watteraum
18.	August Franz Otto		59		Wohnhaus
19.	Johann Gottfr. Verger 		58		Wohnhaus
20.	Karl Gottlob Richter		57		Bauerngut.
21.	Johann Alfred Auerbach 		56		Bauerngut.
22.	Karl Friedrich Schreyer 	53		Bauerngut.

Zwei der ältesten Wohnhäuser am Gemeindeberg (Ortsl.-Nr. 27 und 28) Ernst-Thälmann-Str. 25 und 23

b. unterer Ortsteil (rechts der Flöha)
O.-.Nr	Besitzer			Flurb.-Nr.	Verwendungszweck
23.	Karl Glob: Lindner 		52		Wohnhaus
24.	Schule 				51		1 Schulstube, Lehrerwohnung.
25.	Joh. Gottfried Dippmann 	50		Wohnhaus.
26.	Karl August Eichler 		49		Wohnhaus.
27.	Joh. Glob. Mülle		48		Wohnhaus.
28.	Joh. Gotth. Müller		47		Wohnhaus.
29.	Friedrich Oehme 		46		Wohnhaus.
30.	Johe. Sophie Hartwig 		41		Bauernwirtschaft, Gaftstube.
31.	Glob. Friedrich Otto 		40		Wohnhaus.
32.	 Friedericke verw. Beaumont 	39 		Fabrikwohnhaus.
33.	Friedericke verw. Beaumont 	38 		Fabrik.
34.	Karl Glob. Otto 		37 		Wohnhaus.
35.	Friedericke verw. Beaumont 	34 		Wohnhaus und Niederlage.
36.	Concordia verw. Ranft 		32 		Bauerngut.
37.	Kommune 			30 		Spritzenhaus.
38.	Johann Glieb. Naumann 		28 		Bauerngut.
39.	Joh. Glieb. Bäßler 		22 		Bauerngut.
40.	Joh. Carl Kühn 			16 		Bauerngut.
41.	Joh. Gottfr. Richter 		14 		Bauerngut.
42.	Karl Glich Berger 		123 		Bauerngut.
43.	Karl Friedrich Schreyer 	1/3 		Lehngut.
44.	Friedr. Gottl. Grünertl 	8 		Wohnhaus.
45.	Johann Nendel 			17 		Wohnhaus.
46.	Joh. Trgtt. Schertzer 		19 		Wohnhaus.
47.	Eva Rosine verw. Richter 	21 		Wohnhaus.
48.	Joh. Gottlob Forchheim 		24-25 		Wohnhaus. 
49.	Joh. Ghelf. Naumann 		26 		Wohnhaus.
50.	Marie Rosine vw. Hösel 		27 		Wohnhaus.
51.	Glob. Friedrich Grünertll 	33 		Wohnhaus.
52.	Karl Gottlob Richter 		261 		Kalkofen.

Die Grundstücke Ortsl.Nr. 2, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 12, 16, 19, 23, 25, 45, 46, 50 und 51 müssen nach einer Verhandlung aus dem Jahre 1844 auf Erfordern der Gemeinde den bisherigen „Quatemberernerensbeitrag“ durch einen Gemeindezins (Grundsteuer ???) ablösen, weil deren Besitzer „Neuhäusler“ und die Grundstücke „von der Gemeinde zu verschiedenen Zeiten an die Neuhäusler bzw. deren Vorbesitzer Bauplätze, die ohne irgend einen Kaufpreis und gegen einen jährlichen Zins mit obrigkeitlicher Genehmigung« abgetreten.

Daraus ergibt sich, dass die Häuser Ortsl.Nr. 1, 3, 4, 11, 17, 18, 24, 26, 27, 28, 29,31,34,35,44,47,48,49, die ältesten Wohnhäuser der Gemeinde und demnach die ältesten Wohnstätten außer den Hufengütern überhaupt sind.

Außer den vorstehenden bebauten Grundstücken waren am Grundbesitz im Jahre 1842 noch unbebaut:

Parz 87 	Erlenniederwald 	Besitzer die Commune	"Gemeindeberg"
Parz 188 	Wiese 			Besitzer die Commune	 Aue ("Dorf")
Parz 193 	Feld 			Besitzer die Commune	"Viehtrift" u.s.w.
Parz 351 	Wiese 			Besitzer Karl Glob. und Karl Fridrich Wagner in Grünberg "Erbhayn" am jetzigen Bahnhof Hetzdorf,
der "obere Werth" (obere Fabrikinsel) 6 Ack. 87R. groß,
der "Glaser-Werth" (Floßplatz) 1 Ack. 49R. groß,
die Straße von Falkenau nach Augustusburg,
die Straße von Oederan nach Chemnitz, (staatlich),
der Communikationsweg von Falkenau nach Plane und
der Communikationsweg von Falkenau nach Hausdorf

Am „Zechenbach“, der im 16. und 17. Jahrhundert im „Zechengrunde« zahlreiche Grubenanlagen mit Betriebswasser speiste, entstand um 1850 eine Oelmühle, die später Erweiterung durch einen Fabrikanbau erhielt, und noch später Verwendung als Elektrizsitätsunternehmen der Gemeinde fand. Eine an benachbarter Stelle stehende Ziegelscheune des Gutsbesitzers Ranft wurde in dieser Zeit abgebrochen.

Die eigentliche Entwicklung der Gemeinde Falkenau setzt allmählich mit der Aufnahme der Industrie ein, die mit der Erbauung der „Spinnmühle“ durch Beaumont begann und mit der Errichtung einer eigenen Fabrik durch denselben (1821 bzw. 1830) und einer solchen durch den Lehngutsbesitzer Schreyer (1846) rege wurde. Die Entwicklung setzte bedeutender und rascher ein, als der Fabrikherr Fiedler aus Oederan die obere Mahlmühle im Jahre 1850 durch eine Tuchfabrik ersetzte, die nach einem wechselvollen Schicksal samt den Beaumontschen und Schreyerschen Anwesen in den Besitz des Kaufmanns Liebermann aus Berlin überging. Mit diesem Zeitpunkt beginnt die wichtigste Stufe der bisherigen Entwickelung, da das Unternehmen im Laufe der Jahrzehnte zu einer Großindustrieanlage ausgestaltet wurde.

Die Industrialisierung des Ortes brachte zwangsläufig einen vermehrten Bedarf an Wohnungen mit sich. Weite Flächen der ehemals großen Hufengüter sind heute dem Wohnungsbau dienstbar gemacht worden; um den Arbeiter zu binden, sind großzügige Wohnsiedlungen am und im „Eichwald“ entstanden. Die Firma Liebermann hat durch ihre mit reichen Mitteln ausgestattete Arbeitervereinigung billige und gesunde Wohnungen für ihre Werksangehörigen geschaffen und auch die Gemeindevertretung hat in Erkennung ihrer Fürsorgepflicht das Wohnungsbedürfnis soweit als möglich gedeckt

Kleinere Unternehmungen, wie die der Düngemittelfabrik Gebrüder Schreyer, der Firma Schröter u. Beyer, der Ziegelwerke Müller u. Otto, Drahtweberei Franz Eichhorn, Flanschenfabrik Paul Hildebrand u.a. haben mehr oder weniger, längere oder kürzere Zeit ihren Anteil an der fortschreitenden Entwicklung des Ortes gehabt.

Besonders einschneidend auf die Verhältnisse des Ortes war zweifellos der Bau der Chemnitz—Dresdner und der Flöha-Komotauer Eisenbahnlinien, die beide durch den Ort führen. Insbesondere ist der ersteren die Aufschließung des südlichen Teiles der Orts- Flur, der vorher überhaupt nicht bebaut war, zu verdanken. Der Bahnhof Hetzdorf, von dem die Schmalspurlinie Eppendorf-Großwaltersdorf ausging, steht auf Falkenauer Flur.

Im Laufe der Jahrzehnte wurden Elektrizität, Gas und Leitungstrinkwasser der stetig zahlenmäßig wachsenden Einwohnerschaft zugängig gemacht, das Schulwesen ausgebaut und die Verkehrswege den durch die Technik vorwärts schreitenden Bedürfnissen angeglichen.

Landwirtschaft, Erzbergbau und Industrie waren die Leitsterne der Entwickelung Falkenaus.

Die Entwicklung des Dorfes spiegelt sich auch in folgenden Eimvohnerzahlen:

1688: 160
1742: 200
1755: 200
1815: 208
1847: 432 (Aufnahme von Industrie)
1852: 622
1855: 674
1858: 729
1861: 832
1864: 709 (Rückgang der Industrie infolge des amerik. Bürgerkrieges)
1867: 1019 (Bau der-Eisenbahnlinie Dresden)
1871: 722
1875: 833
1889: 751 (Stillegung der Fiedlerschen Fabrik)
1885: 948
1890: 1117
1895: 1437
1900: 1764
1905: 2019
1910: 2189
1919: 2128
1925: 2371
1933: 2609

Unter Abschnitt „Besiedlung und Entstehung des Dorfes“ wiesen wir auf die bekannten ältesten Familiennamen Falkenaus hin. Es lohnt sich, hier auf die Namen derer hinzuweisen, die mittelbar oder unmittelbar an der ersten Entwickelung des Dorfes beteiligt gewesen sind. Unter dem Abschnitt „Bergbau“ bringen wir Namen der Bergknappen und Bergbeamten. Als ersten „Unansässigen“ - also Mieter- lernen wir 1631 George Müller kennen, der „uff der Walkmühle“ wohnt. Hier liegt gleichzeitig der Beweis, dass die Walke um diese Zeit bereits ohne Schmelzhütte stand, diese also abgebrochen oder verwüstet war. 1658 wohnte in demselben Anwesen unter anderem Christoph Richters Witwe, 1696 George Winkler, 1694 George Ruttloff, 1739 Friedrich Rudolph und Gottlieb Wirth. Vermutlich handelte es sich bei diesen Mietern um Arbeiter, die in der Walke selbst Beschäftigung beim Walken fanden. 1717 hören wir von einem „Hausgenossen Chr. Seidler“, der auf „dem Mühlfeld“ wohnt.

1815 verstirbt in der „alten Walke“ (1809 ist eine neue an anderer Stelle errichtet worden) Meister Gottfried Haubold, Bürger in Oederan. In der „neuen (Fiedlerschen) Walke“ lernen wir 1826 den Walker Gottlieb Aßmann, 1825 Mstr. Andreas Kämpfe, 1844 Mstr. Joh. Hrch Traugott Kämpfe und 1858 Carl August Tillmanns kennen.

1825 tritt uns der Spinnmeister Glieb Rudolph,1834 der Fabrikspinner Fischer, 1834 der Werkmeister Marschner, der Faktor Fahl, der Faktor Steude, 1843 der Krempelmeister Wirth und 1875 die Seiden-Spinnerin Schäfer entgegen.

Aus diesem Zuzug von Spezial-Arbeitskräften von auswärts ist auch ein Hauch des Werdeganges unserer heimischen Industrie zu verspüren.

2. Teil II

2.1. Abschnitt 4 Flur, Straßen, Brücken des Heimatdorfes 53

2.1.1. Flur 53

Die Flur Falkenau wird umgrenzt von den Gemeindefluren Grünberg, Plaue, Bernsdorf, Flöha-Gückelsberg, Staatsfort Oederaner Wald und Hetzdorf. Die Gesamtflur umfasst 551 Hektar. Wesentliche Veränderungen im Flurbestand haben nicht stattgefunden. Nur die sogenannte »Hofaue«, zwischen den Wassern der Flöha und der »Hötzelbach« gelegen und längere Zeit zur Bauernwirtschaft Müller-Hartwig (jetzt Gasthof »Falkenhöhe«) gehörig, wurde um 1862 nach Hetzdorf ausbezirkt und zu dem dortigen Erbgericht geschlagen. Auffällig ist die Fülle der Flurnamen im Dorfgebiet, von alters her und im Laufe der Jahrhunderte. Genannt werden:

1. das » alte Feld « - Feld, Steinbruch (Erbgerichsfeld an der Grünberger Grenze)
2. die » alte Walke « - frühere Tuchwalke an der Lößnitztalstraße
3. die » mittlere Aue « -Wiese am Lehngut -
4. die » Auenfelder « - Feld, Wiese, Teich, Holz- an der Flöha
5. den » Canal « - Fabrikgraben vom unteren Werk Liebermann bis zur Flöha
6. den » Dörnerwerd « -Buschwerk in der Flöha
7. das » Dorf « - Busch am rechten Flöhaufer
8. den » Dreibörner-Grund « - Staatsforst oberhalb des Gemeindebades
9. den » Erbhayn « - Wiese, Feld, Holz zwischen Bahnhof Hetzdorf und der Flöha
10. die » Flöha « - Fluss 
11. den » Floßplatz « - am Glaserwerder in der Flöha
12. den »Gabelweg « - Weg von Grünberg nach Falkenau Abzweig nach Plane
13. den » Gemeindeberg « - Holz am Höllengrund
14. den » Glaser-Werd « - Floß-Platz, auf dem Holz ausgesetzt wurde
15. das » Gründchen « oder das ,,Gerinnel« - Feld, Busch zwischen Erbgericht und Gut Müller «
16. der » Gückelsberg « - Feld, Teich an der Hofer Straße
17. die » Hauswiesen « - Wiese, Feld in Neumanns Gut
18. der » Hötzelbach « - Wasserlaus. .
19. die » Hofaue « - 1788: Feld, Wiese zwischen der Flöha und der Hötzelbach bei Hetzdorf gelegene Wiese
20. der »Höllengrund« - Schlucht zwischen Flöha- Fluss und Hofer Straße
21. der » Kalkofen « - Bauerngut Ortsliste Nr. 52
22. der » Kesselberg « -in Südost
23. die » Kesselbach « - trennt die Falkenauer und die Grünberger Fluren
24. die »Klötzertelle« -Buschland, Feld an der linken Seite der Straße nach Chemnitz- Mühlengut -
25. der »Kuhstein« - Staatsforst im Süden
26. die » Landstraße «- Hofer Straße
27. das » Königsholz « - 1747: Wald über Naumanns und Bäßlers Güter am Zechengrund
28. der »lange Striem « - Feld am Viehbigt
29. der » lange Werd « - Fabrikinsel Liebermann, obere Fabrik
30. der » Lautengraben « - hinter Fabrik Hildebrandt
31. der » Leithenweg « - Weg von Plaue über- den Kuhstein
32. das » mittle Stück « - Feld
33. der » Mühlberg « - Feld
34. das » Mühlfeld « - Feld 	32-37 « Bestandteile des Mühlenguts, Ortsl. Nr. 13, jetzt oberes Werk Liebermann
35. der » Mühlgraben « - Wasserlauf 
36. der » Mühlwerth « - Feld Wiese 
37. die » Mehlwiese « - Wiese
38. die » niedere Werdspitze « - Busch I
39. die » obere Werdspitze « - Wiese	38.-40. Fabrikwerder
40. die » obere Wiese «
41. der » Plauer Weg « -- Weg über den Kuhstein
42. die » Roith « - Wald an der Hohenfichtener Grenze
43. der » Saum « - Buschholz an der alten Oederaner Straße
44. der » Schieferbach « - Wasserlauf im Zeichengrund
45. die » Schwindelbach « - desgleichen -
46. die » Scheibe « - Feld an der Plauer Straße bis zum «Park«
47. der » schmale Striem « -  Feld am Viehbigt
48. die » Spinnmühle « --« älteste Spinnerei an der Mühle (jetzt Werk Liebermann
49. der » Steinberg « - Feld
50. der » Steinbruch « - Heidelscher Bruch", von der Schweddey abgehend
51. der » tiefe Graben « - Gras-, Holz, Teich am Gut Nr. 10
52. der » Vieweg «, Viehbigt - Feld, Wiese zwischen Lehngut und Gut Kunz, früher Viehtrift
53. der » Obere Vieh weg « - Wiese Parz. 274 und 291, Güter Müller, Orts-L 10 und 11
54. der » Werd « - Feld, Grasland (s. a. 39.)
55. der » Wiesenberg « - Holz, Abhang an der Oederaner Straße, Naumanns Fluren
56. der » Winkel « - Pfarrwinkel Feld, Busch am Knie unterhalb der unteren __FabrikLie_???_

2.1.2. Der Flöhafluß 55

Der Fluss wird in den alten amtlichen Nachweisen mit » Flöhastrom « bezeichnet. Er gibt dem Dorfanwesen sein Gepräge und hat ihm vor alter Zeit zu seinen Namen verholfen: Falkenawe oder Wasseraue. Er entspringt bei dem Flecken Fley in der Tschechoslowakei und sein Lauf durch Falkenau hat eine Länge von rund 4,5 km. In Flur Falkenau nimmt er den Kesselbach und den Schieferbach, der aus dem Schindelbach und dem Zechenbach gebildet wird, auf. Am rechten Ufer mündet in Flur Hetzdorfs der Hetzbach ein. Die Flöha und die Werksgräben der Fiedlerschen jetzt Liebermannschen Fabrikanlagen führten in alten Zeiten und noch Mitte des 19. Jahrhunderts reichen Fischreichtum. Forellen, Barben, Barsche, Schleie, Aale, Hechte, Lachse u. a. m. wurden im Frühjahr an jedem Sonnabend im oberen Graben gefangen. Fische unter 1/2 Pfund überließ man noch damals den zahlreich vorhandenen Eisvögeln. In frühester Zeit war das Fischrecht Eigentum der anliegenden Besitzer, 1577 verkauften sie es an den Kurfürsten. War hiernach zunächst das Fischrecht der persönlichen Ausübung des Landesherrn vorbehalten, der zur Verwaltung in der « hohen Fichte « einen Fischmeister eingesetzt hatte und für den wieder in Falkenau ein « Amtsfischknecht « tätig war, so wurde im Jahre 1780 die Fischereigerechtigkeit an den Pächter des Flöhawassers an der oberen Mühle in Erbpacht vergeben. Der Pacht wurde 1849 durch Kapialabfindung gegenüber dem Staate von dem Fabrikherrn Fiedler abgelöst. Nach dessen Tode verkauften die Erben die Gerechtigkeit an den damaligen Besitzer der » alten Walke «, den Klempnermeister Auerswald aus Oederan. Nach den Kaufverhandlungen von 1873 erstreckte sich die Gerechtigkeit vom Roithholz bis zum Kuhstein, demnach durch die ganze Falkenauer Flur.

Fluss-Knechte oder Amtsfischer

1590 Martin Richter, 1664 GeorgWagner, 
1702 Christian Ott, 
1773 Johann Ernst Otto und 
1763-1774 AdamOtto  Hier ist das Amt generationsweise in einer Familie geblieben. 
1875 hören wir noch von einem Fischhändler Karl Wilhelm Otto, so dass anzunehmen ist, dass nach der Übergabe der Gerechtigkeit in Erbpacht eine Unterverpachtung an die Nachkommen der alten Fischer stattgefunden hat.

Zeitungsmeldungen berichten uns, dass Gutsbesitzer Schreier 1881 einen Fischreiher über den Flöhastrom abgeschossen hat und 1898 ein prächtiger Fischotter in der Nähe der Parkettfabrik im Eisen gefangen wurde.

Indessen hat der Flöhastrom den anliegenden Ortschaften nicht nur Vorteile, sondern oft Schaden und Kosten gebracht.

Die Uferbefestigung war in früheren Jahrhunderten, da das Strombett noch nicht geregelt und die Wasser des Öfteren sich in großer Breite bewegten, eine kostspielige Sache, zumal technische Hilfsmittel wie heute noch nicht zur Verfügung standen. 1746 wurden der Gemeinde Falkenau zur Beseitigung der Abspülungen an den Ufern aus dem kurfürstlichen Wald zugewiesen:

123 Balken, 
2027 große und
1853 kleine Stangen waren erforderlich
dazu kamen 136 Rüststangen.

Überschwemmungen und Eisfahrten zogen die Gemeinde Falkenau in Mitleidenschaft. Hierüber liegen Nachrichten vor:

im Jahre 1677. bei der eine großen Eisfahrt wurde die „Mühle“ sehr ruinierte im Jahre 1694, in dem eine große Wasserflut sich ereignete. Eine der furchtbaren Überschwemmungen war die am 27. Februar 1830, wobei das Eis die Falkenauer Brücke - die sogenannte „Schulbrücke“ wegriss und 14 Kühe in den Fluten umkamen. Am 7. November 1723 ergab sich eine große Wasserflut die viel Schaden anrichtete, auch haben nach einer Kirchennachricht an diesem Tage die Kommunikanten (Teilnehmer des Abendmales) aus Falkenau, Flöha und Plane, die am Sonnabend gebeichtet, andern Tags nicht zur Kommunion gehen können. Ein Begräbnis musste vom 10. auf den 14. verlegt werden. 1847 musste die Brücke wegen der Beschädigungen durch den Eisgang abgetragen und zur Aufrechterhaltung des Verkehrs ein Steg über die Flöha errichtet werden. 1849 am 11. Januar nachts 11 Uhr nahm eine Eisfahrt von der Floßholzinsel 100 Klafter Floßholz mit fort. 1854 wurden in der Nacht vom 8. zum 9. Juli gegen 50 Klafter Floßholz fortgeführt, die Brücke erneut beschädigt. Die Heuernte war verloren. Am 14. März 1855 verursachte ein starker Eisgang großen Schaden 1856 riss ein Hochwasser im Juni die Zwischenjoche der Schulbrücke fort, so dass diese gesperrt werden musste. Am 2. August 1858 wurde die Flöha zu einem reißenden Strom. Der Floßplatz stand vollständig unter Wasser, der Verkehr zwischen den beiden Ortsteilen war nur durch Kähne aufrecht zu erhalten. Auch 1860 wurden die Joche der Brücke weggeschwemmt. Am 1. Februar 1862 stand die Fiedlersche Fabrik sowie sämtliche anderen Gebäude am Ufer der Flöha unter Wasser. Am 6. Februar waren die Felder und Wiesendurch die Durchbrechung des Dammes von Flöha bis Falkenau ganz von Wasser bedeckt und in vielen Stuben war das Wasser eingedrungen. Am 8. Februar passierte ein Floß aus Borstendorf den Ort. Die Besatzung wurde nach und nach vom Floß durch die Fluten herab gerissen, konnten aber vom Tode des Ertrinkens gerettet werden. Zu Anfang des Monats Februar brach das Eis auf der Flöha. Es versetzte sich bei der Krümmung unterhalb der Schreyerschen Fabrik, türmte sich infolgedessen in Falkenau ellenhoch aus und richtete an beiden Ufern, an den daran gelegenen Häusern und an den Feldern bedeutenden Schaden an. Die neuerbaute Schreyersche Schneidemühle wurde teilweise zertrümmert. Das Eis sprengte die Schulbrücke ab. Diese wurde zertrümmert auf dem sogenannten Pfarrwinkel wieder aufgefunden. Der Dorfweg von der heutigen Gaststätte Fichtner bis an die Schulbrücke war hoch mit Eisschollen bedeckt. Es musste mit viel Mühe und Kosten ein schmaler Fußweg gebaut werden, um den Verkehr nach und nach wieder aufrecht zu erhalten. Die Arbeiter mussten, um in die Fiedlersche Fabrik zu kommen, den Weg über die Schreyersche Fabrikbrücke nehmen, ein Verkehr zwischen Ober- und Niederdorf war auch nur so möglich. Diese Brücke war zwar ebenfalls beschädigt, konnte aber für Fußgänger hergerichtet werden. Der ganze geschilderte Zustand und die herrschende Kälte hielten 3 Wochen an. Dann erst setzte wärmere Witterung und Regenwetter ein, so dass das Eis abging. Alle menschlichen Versuche, dies zu bewirken, waren erfolglos gewesen. Der Chronist, der Flöhaer Pfarrer, sagt hierzu: Mag wohl mancher Falkenauer, der sonst wenig nach dem Herrn zu fragen pflegt, in dieser Trübsalszeit auf die Hülfe des Herrn wieder hoffen gelernt haben! Am 10. März 1881 trat Eisgang und damit eine Wasserflut der Flöha ein. Eisschollen türmten sich wieder an beiden Ufern der Flöha meterhoch auf, der Fluss trat aus den Ufern und nahm alles mit sich. Die Schulbrücke und die Schreyersche Brücke wurden stark beschädigt und mussten vorübergehend gesperrt werden. Die Jugend hatte reichlich Gelegenheit, bedeutende Mengen Fische zwischen den Eisschollen ohne Gefahr aufzulesen, da die Flut schnell verebbte.

Am 31. Mai 1882 brachten große Wassermassen sehr viel Holz und Hausgeräte, unter anderem eine ganze Schuhmacherwerkstätte mit Handwerkszeug mit angeschwemmt. Infolge langanhaltendem Regen richtete auch im September 1882 ein Hochwasser großen Schaden an. Grummet und Hafer wurde fortgeschwemmt. Eisgang am 3. Januar 1883 riss die Zwischenjoche der Schulbrüche fort, in Hetzdorf wurde ein ertrunkener Mann angeschwemmt.

Anhaltendes Regenwetter leitete das große Hochwasser von 1897 in den letzten Julitagen, kurz vor der Ernte, ein. Flüsse und Bäche stiegen und begannen am Freitag, den 30. Juli sich zur Gefahr für die in den Tälern liegenden Gemeinden auszuwirken. Von dieser Hochwasserkatastrophe, von der man sagt, dass sie in unserer Heimat mit zu den schwersten zählt und das Hochwasser des Jahres 1858 noch weit übertraf, wurde auch Falkenau schwer betroffen. Bereits am Vormittag des unheilvollen Tages (30. Juli) müsste der Betrieb der Baumwollspinnerei Georg Liebermann Nachfg. A.-G wegen Überschwemmung der unteren Fabrikräume schließen. Dass Hochwasser richtete auch deshalb so großen Schaden an den an der Flöha und unweit im Talkessel an ihr liegenden Grundstücken an, weil es große Mengen Holz mit sich führte. So hatte die stark angeschwollene Flöha in Pockau eine im Bau befindliche Brücke einfach mit fortgerissen und schleuderte nun die Baublöcke an die am Wasser liegenden Gebäude, wobei natürlicherweise großer Sachschaden entstand. Welchen Umfang das Hochwasser annahm, mag man auch aus der Tatsache erkennen, dass zur Vermeidung von Todesfällen und zur Aufrichtung einiger Notwege eine Kompagnie Chemnitzer Infanterie hier eingesetzt wurde. Am stärksten fiel der Regen in der Nacht zum 31. Juli. Frühmorgens gegen 4Uhr ließen die heftigen Niederschläge etwas nach. Jeder Einwohner, geängstigt durch die drohende Gefahr, glaubte nun, dass das größte Unheil vorüber sei. Umso größer war daher die Überstürzung in der Bevölkerung, als am Nachmittag gegen 5 Uhr desselben Tages der Regen umso heftiger einsetzte und mit nur ganz kurzen Unterbrechungen am 31. Juli und am 1. August anhielt. Erst am darauffolgenden Montag, also am 2. August ließ er nach. Nach Angaben des Meteorologischen Institutes in Chemnitz gingen in den beiden Tagen etwa 1500 Millionen Kubikmeter Wasser in Sachsen durch Regenfälle nieder, das sind 30000 Zentner Wasser, eine Menge, die ganz ungewöhnlich ist und nur selten in der heimatlichen Geschichte Ihresgleichen findet. Der anhaltende Regen verursachte auch am Wandernden Berg einen größeren Dammrutsch in 50 m Länge, so dass der Fahrverkehr Flöha-Oederan unterbunden wurde und nur durch Umsteigen in die an beiden Seiten der verschütteten Schienen haltenden Züge aufrecht erhalten werden konnte.

Der durch das Hochwasser entstandene Schaden betrug in Sachsen nach vorsichtiger Schätzung etwa 16 1/4 Millionen Mark. In einer darauffolgenden Sitzung des Bezirksausschusses der Amtshauptmannschaft Flöha bezifferte man den Schaden im Amtgshauptmannschaftlichen Bezirke nach den amtlichen Erhebungen auf 200.747 -…Mark wovon allein auf die Firma Georg Liebermann Nachfg. A.-G. 50 000-60 000 entfielen.

Leider forderte das Hochwasser auch acht Todesopfer in unserer Heimat, wenn auch nicht in Falkenau, sondern im benachbarten Lößnitztal. Über das Unglück erfährt man folgendes: Von dem im Lößnitztal gelegenen Fabriken des Herrn Julius Kluge war in der oberen Fabrik am Freitagnachmittag (30. Juli) schon der Betrieb eingestellt worden, in der unteren geschah dies abends gegen1/2 7 Uhr. Die Arbeiter wurden auf ihr Verlangen auf einem Rungenwagen über die auf sechs eisernen Trägern ruhende, mit Holzbohlen belegte Brücke, welche über die Lößnitz führt, befördert, da die Brücke für den Fußgängerverkehr nicht mehr passierbar war, die Arbeiter aber über dieselbe mussten, wollten sie in ihre in den umliegenden Ortschaften befindlichen Wohnungen sich begeben.

Zweimal war der Wagen in seiner Personenbeförderung schon über die Unglücksbrücke hinübergekommen und nun sollte es zum dritten Male geschehen, als infolge Unterspülens der Grundpfeiler von den mächtig sich stauenden Wassermassen die Brücke in sich zusammenbrach und der gerade aus ihr befindliche Wagen, besetzt mit 12 Personen, und den Pferden von den Fluten begraben wurde. Es konnten sich nur vier Personen retten, während acht brave Arbeitskameraden das Opfer dieses schrecklichen Unglückes wurden. Sie stammten aus Hetzdorf, Thiemendorf und Oederan und wurden gemeinsam aus dem Oederaner Friedhof beerdigt, wo noch heute ihr Grabhügel mit einem Gedenkstein die Erinnerung an diese Katastrophe wachhält.

Da das Hochwasser kurz vor der Ernte austrat, war selbstverständlich der Schaden bei den Bauern im Niederdorf die in der Aue ihre Felder hatten, sehr groß, denn die weiten landwirtschaftlichen Flächen um die Niedere Spinnerei bis hinunter nach Flöha glichen einem einzigen See. Die hohen Kornhalme ragten kaum noch aus ihm heraus und waren nach Rückgang des Hochwassers so versandet, dass sie zur Ernte nicht mehr nütze waren.

In den Abendstunden des 22. Juli 1900 brach ein furchtbares Gewitter mit wolkenbruchartigem Regenguss aus. Der Schieserbach schwoll plötzlich über seine Ufer heraus und richtete viel Schaden an. Die Wiesen wurden überschwemmt und die Kartoffel ausgeschwemmt. Das Stallgebäude im Fleischereigrundstück Ortsl. Nr. 31B (jetzt Mehnert) wurde durch einen kalten Blitzstrahl demoliert. Die einstürzenden Mauern drückten einen Teil der Bachwölbung ein und begraben zwei Ziegen. Die Feuerwehr wurde zur Hilfeleistung gerufen, da das von der Hofer Chaussee herunterstürzende Wasser an den am Abhang der Straße liegenden Häusern viel Schaden anrichtete.

Das Hochwasser 1909 kam mitten im Winter und erreichte mit dem 4. Februar seinen Höhepunkt Es hatte Tage vorher geregnet, geschneit und gematscht, so dass im oberen Gebirge sich das auf den Flüssen angesetzte starke Eis löste und mit den angeschwollenen Massen talabwärtsfuhr. Dadurch traten hohe Stauungen ein, die sehr bald ein außergewöhnliches Anschwellen der Flöha zur Folge hatte. Das Eis schob sich auf der Flöha drei und vierschichtig übereinander vorwärts und versperrte an den Brücken der Flöha den Weiterlauf, weshalb alle verfügbaren Kräfte auch in Falkenau mobilisiert werden mussten, die einigermaßen den Brückenschutz übernahmen. Wieder waren es die Fabrikgebäude der Firma Georg Liebermann Nachsg. A.-G., die vom Hochwasser am härtesten betroffen wurden. Bereits am Mittag des 4. Februar waren alle Gebäude vom Wasser umspült, der Betrieb musste schon vorher geschlossen werden.•

Zwei Gefahren waren es diesmal also, einmal das durch das anhaltende Niederschlagswetter entstandene Hochwasser und dann durch die damit verbundene außergewöhnliche Eisfahrt. Dass es die letztere nicht allein war, die großen Schaden anrichtete, wie das in verschiedenen Chroniken besprochen wird, geht daraus hervor, dass selbst das benachbarte Oederan und das sich anschließende Breitenau (früher Thiemendorf und Hetzdorf) durch den Hetzbach überschwemmt wurden. Ein Zustand, der durch die höhere Lage beider Orte höchst selten eintreten dürfte. Hetzdorf konnte man von Oederan aus nur über den Eselsweg erreichen.

In Falkenau erlebte man am 4. Februar und am darauffolgenden Tage das gleiche Schauspiel, wie man es zu den verschiedenen Hochwassern so oft erlebt hatte, alle an die Flöha angrenzenden Grundstücke bildeten einen einzigen See. In den tiefliegenden Häusern stand das Wasser sehr hoch und erreichte beinahe den gleichen Stand wie beim Hochwasser des Jahres 1897. Manche Wohnung stellte nach Rückgang des Hochwassers nur noch ein einziges Schlammloch dar. Aus einer weiteren Nachricht, die besagt, dass man im Orte bemerkte, wie auf der Flöha neben großen Mengen Holz aus den Schleifereien auch zwei menschliche Leichname sowie tote Pferde und Kleinviehkadaver talwärts trieben, kann man sich ebenfalls ein Bild von dem Ausmaß des 1909er Hochwassers machen.

Das am 3. Januar 1932 einsetzende Tauwetter und ununterbrochener Regen haben im Gebirge eine unerwartete Schneeschmelze ausgelöst so dass die Gebirgsflüsse Hochwasser führten. Die Flöha trat aus den Ufern. Der Wasserhöchststand betrug 1,70 m. Die Feuerwehr musste Hochwasserdienst verrichten. Hölzer, Wirtchaftsgegenstände wurden an- und durch geschwemmt. Die Straßen links und im niederen Ortsteil rechts waren überschwemmt, die Keller und auch verschiedentlich Erdgeschosse der anliegenden Grundstücke standen unter Wasser, der Betrieb der Firma Liebermann musste zunächst teilweise, später am 4. Januar völlig geschlossen werden. Die Ufer der Flöha in der Nähe der Liebermannschen unteren Fabrik wurden stark ausgespült, es war ein großer Verlust an Material entstanden.

2.1.2.1. Der Glaswerder in der Flöha 60

Die hinter dem Grundstück des Fleischermeisters Mehnert (Ortslifte Nr. 31B)liegende Insel in der Flöha ist für Falkenau charakteristisch

Die Insel ist nach einem alten Bericht der Oberforstmeisterei Zschopau um 1675 durch Ablagerung von Flusssand entstanden. Ihre Namensbezeichnung ,,Glaser-Werder «, wie wir sie nachstehend nennen, verdankt sie dem damals in unmittelbarer Nähe wohnenden Handwerker, dem Glaser. Dieser hatte aus dem Werder mit Genehmigung der Gemeinde »einige Kretzbethe« darauf angelegt und etwas Reißig darauf ausgeschlagen Das Verfügungsrecht über den Werder hat 1720 der Staat für sich in Anspruch genommen. Das gab Veranlassung zu Auseinandersetzungen, weil die Gemeinde auf eine Beseitigung des im kurfürstlichen, später königlichen Fischwasser liegenden Werders drang. Die Bestrebungen sind erfolglos geblieben, der Werder steht heute noch.

Der Werber erstreckte sich flussaufwärts bis an einen Steg, aus dem die Dorfleute von einem Ortsteil zum anderen ab- und zugingen. Bei großem Wasser und Eisgang entstanden für die Bewohner des unteren Dorfes große Beschwerden. An dem Werder teilte sich das Wasser. Auch der Eisgang wurde gehemmt, da das Wasser am oberen Ende sehr seicht war Dadurch brach das Eis zu beiden Seiten und ruinierte auf der einen Seite die Gärten und Häuser und versetzte die Eingänge zu den Häusern zu so dass die Einwohner weder Ein- noch Ausgang hatten. Aus der anderen Seite ging das Eis über Wiesen und Felder, den guten Boden und die Aussaat mitreißend und Löcher und Lachen bildend. Die durch die Eisfahrten verursachten Schaden wurden mitunter auf jährlich »mehrere Hundert bis Eintausend Taler für einzelne Bauern beziffert.

1788 wurde der Glaser-Werder der Gemeinde Falkenau gegen einen Erb-zins überlassen und dieser eine Vererbungsurkunde ausgestellt. Der Werder Hatte damals die Größe von ,,1 Scheffel Korn-Aussaat.

Die Insel wurde bald und zwar bis 1877 als Floßpalz verwendet (Vergleiche die Abhandlung »Floßholzerei«.)

Das Floßholz wurde von hier über eine Brücke nach dem Gutsgrundstück von Rauft Ortsl. Nr. 39 geschleppt und dort für den Verkauf aufgestapelt Die Stadt Oederan erhielt das erforderliche Brennholz von den- Floßplatz Falkenau zugewiesen. 1859 kostete 1 Klafter Buchenscheite 6 Taler 20 Kr., weiche Scheite 5 Taler 16 Kr.

Der Floßplatz wurde seitens des- Floßamtes 1860 aufgekündigt, die vorhandene Brücke seitens des Finanzministeriums der Gemeinde überlassen. Das auf dem Werder anstehende Reißig wurde bis zum Jahre 1869 von der Gemeinde alljährlich versteigert, von da ab auf längere Zeiten verpachtet.

Die hölzerne Brücke zum Werder ist später abgebrochen worden, sie wurde von dem Pächter des Werders, Fleischermeister Mehnert, durch eine eiserne, die durch sein Grundstück führt, ersetzt. Vordem befand sie sich oberhalb des Mehnertschen Grundstückes, gegenüber dem Bäcker Hungerschen Grundstück

Mit der Aufgabe der Flößerei verlor der Glaser-Werder seine jahrhundertelange Bedeutung für die Öffentlichkeit. Die auf der Insel anstehende alte Ulme zeugt von ihr als ein Wahrzeichen das bedeutungsvolle Entwicklungsstufen der Heimat mit erlebt hat. Frohe Jugend spielte einst übermütig unter ihr auf Holzstößen, auf blumiger Au, - auf verbotenen Steigen. Angstvoll standen unter ihr erwachsene Menschen, wenn des Eises oder des Hochwassers Gewalt Hab und Gut zu vernichten drohte. Der Bau der Eisenbahnen schob den Floßplatz »Glaser-Werder« als überflüssig beiseite. Das Alte stürzte.

2.1.3. Die Flußbrücken 61

2.1.3.1. Schulbrücke 61

Diese Bezeichnung gründete sich auf den Umstand, dass die Brücke als Ausgangspunkte erst die älteste Schule des Dorfes am rechten Flußufer, und später das nächste Schulgebäude am linken Flussufer hatte.

Vor 1818 befand sich oberhalb des Glaserwerders (am Fleischer Mehnertschen Grundstück Nr. 31 B) ein leichter schmaler Holzsteg für „nicht schwindlige“ Fußgänger. Dieser war die einzige Verkehrsvertnittlung zwischen den beiden, an beiden Flussufern gelegenen Ortsteilen. Die Pferde- und sonstigen Geschirre durchfurteten hier die Flöha. Während des Winters musste der Steg ausgebaut werden da er den Eisschollen nicht Stand hielt. Die Fußgänger waren dann auf das meist starke Eis angewiesen. War es nicht auch für die Geschirre stark genug, so mussten diese den Umweg über die Brücke in Flöha machen, um von dem einen zum anderen Flußufer gelangen zu können. Ein Zeitverlust von 2 Stunden war damit verbunden. Oft wurde im Sommer der Steg durch Hochwasser weggeschwemmt.

Die hölzerne Schulbrücke von 1818 mit ältester Schule (rechts)1)

Diesem Übelstand wurde 1818 durch die Errichtung einer hölzernen massiven Brücke einige hundert Meter weiter stromaufwärts abgeholfen. Die Kosten hierfür betragen 1000 Taler-. Durch zahlreiche Eisgänge wurde auch sie des Öfteren gefährdet, auch einige mal abgetrieben und zertrümmert. Die Unterhaltung der Brücke war sehr kostspielig. Deshalb wurde sie 1895 durch eine steinerne Brücke ersetzt. Sie verursachte einen Gesamtbauaufwand von 30 000 Mk. und konnte im Dezember 1895 dem Verkehr über geben werden. Der Bezirk und die Staats- Orstverwaltung bewilligten Beihilfen von je 1000 Mk., die restlichen Kosten trug die Gemeinde. Für die Benutzung der 1818 erbauten Holzbrücke wurde eine Gebühr erhoben, Brückengeld bezeichnet. Die Erträgnisse waren zur Bezahlung der Unterhaltskosten bestimmt-. Gebührenpflichtig waren alle Fuhrwerke. Die Fiedlersche Walke zahlte eine Pauschale, die 1829 z. B. jährlich 3 Taler betrug. Dafür durfte die Brücke täglich von 1 Geschirr Fiedlers benutzt werden 1840 wurde den Falkenauer Geschirren Gebührenbefreit gewährt. Da nun aber die Kosten der Brückenunterhaltung nicht mehr reinkamen, wurde diese Vergünstigung 1848 bereits wieder aufgehoben und Fiedlers Pauschale auf jährlich 10 Taler erhöht. Auch die den Falkenauern noch gewährte Verbilligung gegenüber auswärtigen Benutzern musste 1852 ganz aufgehoben werden. Die Erhebung des Brückengeldes mag den Gemeindevätern von damals mancherlei Kopfzerbrechen verursacht haben, weil es zur Bestreitung der hohen Unterhaltungskosten nicht ausreichte. Deshalb wurde 1853 der Brückenzoll verpachtet. Der Pächter zahlte an die Gemeinde einen jährlichen festen Pacht und konnte die Brückengelder auf eigene Rechnung nach den festgesetzten Sätzen für sich vereinnahmen. 1853erhielt Gottlob F. Otto den Brückenzoll für 100 Taler überlassen, 1855 zahlt er aber nur noch 90 Taler, 1857 nur noch 85 Taler. Dieses Gebot hielt er bis 1863aufrecht. 1864 ging der Pacht für 50 Taler auf Tischlermeister Barthel über. Infolge wurde der Zoll nicht mehr verpachtet, 1866 man nahm die Gebühren wieder unmittelbar zu Gunsten der Gemeinde von den Benutzern ein, der Einnehmer erhielt 5 Groschen von 1 Taler Gebühren. Das Brückengeld betrug 6-12 Pfennige für 1 Geschirr. 1867 beschließen die Gemeinderäte schon wieder die Verpachtung der Brückengelder. 1913 wurden die Brückengelder aufgehoben.

2.1.3.2. Schwarze Brücke 62

Diese Brücke verdankt ihre Entstehung dem Umstand, dass der Erbhofbesitzer Karl Friedrich Schreyer zugleich Besitzer des Lehngutes war. Die Errichtung einer Wirtschaftszwecken dienenden Brücke vermittelte einen schnellen Verkehr zwischen den an den beiden Flussufern gegenüber liegenden Gutsfluren. Ihren Namen hat sie von ihrem schwarzen Anstrich erhalten. Nach Erbauung der Schreyerschen Fabrik wurde die ursprüngliche Brücke durch eine stärker konstruierte Brücke einige Meter stromaufwärts ersetzt. Sie ist heute noch in der damals geschaffenen Bauweise erhalten und befindet sich im Privateigentum der Firma Liebermann, die inzwischen Besitzerin der Schreyerschen Fabrikanlage geworden ist.

2.1.3.3. Obere Brücke 62

Für den Verkehr von Augustusburg nach Oederan diente früher die sogenannte Amtsstraße, die über Grünberg, durch die Erbgerichtsfluren, durch die heutige Fabrikanlage Liebermann, weiter durch den Höllengrund bis zur Oederaner Straße führte. Gegenüber dem Erbgerichtsgut hat vor Jahrhunderten eine Brücke über die Flöha geführt. Sie führt in alten Akten die Bezeichnung » obere Brücke «, Unterhaltspflichtig war die Gemeinde, die 1608 zu diesem Zwecke Holzlieferung von der Landesregierung fordert. Die Brücke kam in Verfall, nachdem eine solche in Metzdorf 1557 errichtet worden und diese den Kurfürsten dienstbar gemacht worden war. vermutlich zur Unterscheidung von dem damaligen Steg am Glaserwerder Die zeitgenössischen Kurfürsten benützten sie mit ihrem Gefolge auf den Reisen von der Residenz nach dem Jagdschloss Augustusburg

2.1.4. Die Straßen 63

Die Tallage legte der Straßenentwicklung zwangsläufig auf. Von alters her wurde Falkenau von 2 Straßen berührt und durchzogen. 1.von der heutigen Hofer Straße, über Chemnitz nach Dresden- Bautzen und 2.von der Augustusburger Straße, von Augustusburg nach Oederan und nach Hainichen und Döbeln führend.

2.1.4.1. Hofer Straße 63

Vor der Besiedlung unserer Heimat ging von Chemnitz aus nur ein Höhenweg nach Osten weiter. Als Firsthöhenweg lief er über den heutigen Sonnenberg am Südrande des Zeisigwaldes. Dann senkte er sich in das Eubaer Tal, das er beim heutigen Eubaer Lehngericht überquerte. Über den Katzenberg fiel der Weg, der heute Marktsteig genannt wird, allmählich durch die Struth. In der Gegend von Plane wurde die Zschopau durch furtet Dann ging es aufwärts durch das untere Schweddeytälchen auf die Höhe des Talsporns zwischen der Zschopau und der über den sogenannten Leithenweg. Bei Falkenau wurde die Flöha durch furtet. Es fehlen alle zuverlässigen Nachrichten, an welcher Stelle dies geschah. Wahrscheinlich wurde die Flöha nahe unterhalb der heutigen unteren Fabrikanlage Liebermann durchschritten. Es ist auch die Vermutung, dass die der Flöha weiter stromaufwärts, in der Nähe der heutigen Schulbrücke erfolgt sein könne, nicht von der Hand zu weisen. Bei genauerer Betrachtung der gegebenen Verhältnisse und der damaligen örtlichen Voraussetzungen gewinnt die erste Annahme größere Wahrscheinlichkeit. Dafür spricht insbesondere die Errichtung einer Schmiede im Jahre 1570 die wohl eine Notwendigkeit für den durch die Straße gegebenen Verkehr geworden war. Diese stand nach den katastermäßigen Aufzeichnungen im unteren Ortsteil. Demnach ist die Straße durch diesen Ortsteil gegangen und hat die Richtung nach dem Mühlfeld genommen, so, wie später auch die Poststraße geführt worden ist. Die Annahme, dass die Firstenstraße über den Kuhstein Anschluss an die von Augustusburg kommende Straße gefunden und durch den Höllengrund nach Oederan geführt haben könne, hat jedenfalls einige örtliche Berechtigung.

Der Ursprung der Straße selbst wird bis zum Jahre 900 zurückgeführt, sie wird in einer Urkunde der Stadt Chemnitz vom Jahre 1499 als »Verkehrsader« genannt, es handelte sich um eine Querader, die Franken mit Schlesien verbindet. Auch 1402 wird eine »Freybergische Straße«, die über Oederan führt, genannt.

Der alte Höhenweg ist wohl in 17. Jahrhundert befahren worden.

Infolge der immer mehr fortschreitenden unserer Landschaft entstanden neue Wege, die Höhenwege wurden teilweise durch Talstraßen ersetzt. Jedes Dorf brauchte einen Dorfweg, der sich wie das Dorf selbst im Tal dahinzog.

Im Zürnerschen Kartenwerk 1722—1733 ist auch die Straße von Chemnitz nach Dresden bereits »über Flöha führend« eingetragen. Es war also um diese Zeit die Talstraße von Chemnitz über Hilbersdorf, Nicderwiesa, Flöha neuerbaut. Sie führte nach einer zeitgenössischen Darstellung »hinter« Falkenau weg über das Mühlfeld (Hochfläche zwischen Flöhatal und Schindelbachtal). Diese letztere Richtung wird von Kästner bereits auch für den ältesten Firstenweg angenommen, sodass auch hierdurch die in Absatz 1 erwähnte Annahme über die Durchfurtung der Flöha in der Nähe der Liebermannschen Fabrik eine weitere Begründung erhält.

Mit dieser »Talstraße« war die Flöhaer Weitung für den Fernverkehr erschlossen Schon 1770 wird sie als-„Reichsstraße“ bezeichnet. Sie ist vermutlich unter Kurfürst August den Starken erbaut wurden. Dieser ließ auch auf dieser Straße einen regelrechten Postverkehr einrichten. Die Straßen wurden im allgemeinen mit Meilenzeichen versehen. Auch im Falkenauer Flur, an der sogenannten »Ausspannung«, war ein Viertelmeilenstein aufgestellt. Bei der Straßenverlegung 1842 war er entfernt und als Baustein verwendet worden Bei einer weiteren Straßenverlegung im Jahre 1935 wurde er wieder gefunden. Der Erzgebirgszweigverein Falkenau hat sich um seine Erhaltung und Wiederausstellung bemüht.

1806 wurde die Straße von Kaiser Napoleon I. als Hauptmilitärstraße bestimmt Als im 19. Jahrhundert die „Kunststraßen“ entstanden, konnte auch der nördliche Ausgang der Straße an der Flöhaer Weitung günstiger gestaltet werden. Die Poststraße wurde in der Nähe vom Gückelsberg von 1840 an ein Stück ins Schieferbachtal zurück versetzt, um die halbe Höhe des Steilhanges zu gewinnen Hierbei wurden in 600 m Länge Felssprengungen erforderlich, auch mussten an mehreren Stellen sehr hohe Böschungsmauern errichtet werden. Am 27. September 1842 wurde die neue Straßenstrecke erstmalig befahren.

Die alte Fichtestraße bot in den früheren Jahrhunderten den Reisenden allerhand Gefahren. Auf schwer beladenden Wagen mit 4 oder mehr Pferden bespannt, wanderten die Waren der Kaufleute von Stadt zu Stadt. Reiter in Harnischen begleiteten sie, denn oft standen harte Kämpfe mit den Raubrittern bevor. Die Städte Oederan, Freiberg und Chemnitz waren durch Drangsale, Pest und Hunger im 14.und 15. Jahrhundert stark geschwächt, arm und menschenleer und vermochten sich selbst vor dem umschwärmenden Gesindel das meist adliger Abkunft war, nicht zu schützen. Die Schlösser Schellenberg, Lichtenwalde und Scharfenstein bildeten den Unterschlupf für Raubritter. Um diese Zeiten wurde aus der hier durchführenden Straße mancher Reisende beraubt und totgeschlagen. So trieb auf Lichtenwalde damals Graf Dietrich von Wernigerode sein Unwesen. Der damalige Kurfürst Friedrich der Streitbare legte in Oederan einen Waffenplatz an und umgab ihn mit einer Mauer. Von hier aus wurde nunmehr die Straße überwacht und jener Graf Dietrich wurde von den Oederanern gefangen und abgetan. Auch auf den Raubüberfall im Höllengrund darf hierbei hingewiesen werden (s.Erzählungen).

2.1.4.2. Augustusburg -Oederaner Amtsstraße 65

Von Augustusburg über Grünberg durch Falkenau führte eine Straße, die über die Fluren des hiesigen Erbgerichts, durch das Gut selbst und über Christian Richters Fluren ging. Sie nahm ihren Fortgang durch die Flöha nach dem Höllengrund weiter nach Oederan. Vom Erbgericht ab führte am linken Flöhaufer ein Abzweig durch das Dorf hinunter, sodann ”über den Flöhastrom, zwischen August Bäßlers und Georg Christoph Naumauns Gütern hinaus nach dem »Königsholz«, das „Gebirge“ genannt wurde (1742). Diese Straße bezeichnen wir heute als Hausdorfer Weg.

Nachdem die Gemeinde Falkenau die Schulbrücke erbaut hatte (1818) bekam sie 1822 die behördliche Auflage, die Straßenstrecke von der Flöha bis zu den Grünberger Feldern ,,10 Ellen breit mit Seitengräben und Abschlägen« als Kommunikations- und Poststraße auszubauen Die Gemeinde sträubte sich zunächst hiergegen, da sie die Kosten hierfür nicht aufbringen könne. Sie wurde aber später mit Unterstützung von Staat und anderen Gemeinden, wie dies damals üblich, „anordnungsgemäß“ angelegt und zwar unmittelbar von der Brücke aus nach Richters Fluren Schänkengut geführt. Die Durchfahrt durch das Erbgerichtsgut fiel damit weg. In dieser Richtung besteht sie noch heute. Der damalige Bau war 2000 Schritte lang, an einem „steigenden Berg gelegen“ und musste in der Nähe des Flöhastroms stark erhöht und befestigt werden.

2.1.4.3. Lößnitztalstraße 65

Diese Straße stammt als solche aus neuerer Zeit. Sie wurde an Stelle des sogenannten »Fischweges«, der nur Fußverkehr vermittelte, im Jahre 1916 erbaut und als Kriegs- Notstandsbau geschaffen. Seit dem Jahre 1895 waren die Gemeinden Eppendorf, Leubsdorf, Hetzdorf und Falkenau und die interessierten Industriefirmen bemüht gewesen, eine Verbindung zwischen diesen Orten im Lößnitztal zu schaffen. Unter Leitung der Amtshauptmannschaft Flöha fand am 9. September 1895 die erste Verhandlung zwischen den beteiligten Behörden (Staat, Eisenbahn, Forst) und den Gemeinden sowie den übrigen Interessenten statt. Die Hindernisse einer baldigen Ausführungen lagen auf finanziellem Gebiet. 1908 wurde der sächsische Landtag angerufen. Bis 1915 dauerten die technischen und finanziellen Erwägungen und Vorbereitungen. 1915 konnte der erste Bauabschnitt von Falkenau bis Bahnhof Hetzdorf ausgeführt werden. Am 6. Juni 1916 wurde die fertige Straße nach vier-monatlicher Bauzeit dem Verkehr übergeben. Im Jahre 1921 erst konnte dann der übrige Bauabschnitt Hetzdorf-Hamerleubsdorf vollendet werden. Der Gesamtbau- Aufwand betrug 246 700 Mk. (Friedenswährung), Gemeinden und Industrie brachten hierzu 86 000 Mk. auf.

Der frühere Fischweg ist in früherer Zeit ein heiß umstrittener Weg gewesen. Er war ein schmaler Fußweg, der sich in Privatbesitz befand. Ursprünglich diente er den Fischern des Kurfürsten bei Ausübung ihres Gewerbes, später war er ein sogenannter Gewohnheitsweg geworden. Nach der Errichtung der Fabrikanlage Beyer u. Schröter auf dem sogenannten Erbhayn sollte die Gemeinde Falkenau den Weg übernehmen und ausbauen. Die Gemeinde lehnte dies ab, wurde aber im Rekursverfahren verurteilt, den Weg als öffentlichen Fußweg anzuerkennen und zu unterhalten. Dabei blieb es auch trotz weiteren Rekurses der Gemeinde.

2.1.4.4. Forststraße

Von der Schulbrücke bis zum Höllengrund, sie wurde im Jahre 1880 als Holz-Fuhr-Weg vom Staatsfort erbaut.

2.1.4.5. Kirchweg

Er führte vor Ausbau des »Viehbigt« (Fabriksteig untere Fabrik Liebermann) über das heutige Höfelsche Gut Nr. 36 und diente den Einwohnern Falkenaus zum Kirchgang nach Flöha

2.1.4.6. Leichenweg

Als Leichenweg wird in alten Unterlagen der heutige Fabriksteig an der unteren Liebermannschen Fabrik, der nach der Hofer Straße führt, bezeichnet. Auf diesem wurden die Leichen verstorbener Falkenauer nach dem Friedhof zu Flöha zur Beerdigung getragen.

2.1.4.7. Reine Wohnstraßen

Als reine Wohnstraßen sind im Laufe der baulichen Entwicklung die Bahnhof-, die Plauer- und die Schreyer-Straße entstanden. Sie haben für den Durchgangsverkehr keine Bedeutung.

2.2. Abschnitt 5 Gemeinde, Schule , Kirche

2.2.1 Gemeinde

2.2.1.1 Gemeindeverwaltung 69

Zu der Zeit, da, unsere Heimat noch gar nicht oder wenig besiedelt war, hatten die Grundherren Interesse an dieser Besiedlung, um neue Dörfer entstehen zu lassen. Die Gründung neuer Ortschaften erfolgte meist durch in ihrem Stamm angesehene Leute, die stammverwandte Bauern zur Ansiedlung bewegten. Diese Obleute schlossen Verträge mit den Grundherren , demnach mit der Herrschaft Schellenberg, worin sie ihre Verpflichtung übernahmen, eine bestimmte Anzahl Hufen Landes mit Ansiedlern zu besetzen. Für die Mühe erhielt der Obmann als erbliches Eigentum die »Schultesei« des neuen Dorfes. Diese bestand aus dem Schulzenamt, das seinen Inhaber den Vorsitz im »Dorfgericht« in Fällen niederer Gerichtsbarkeit verlieh und Befugnisse eines Vorstehers der Gemeinde . Er führte demzufolge die Polizeigewalt über das Dorf und die Bezeichnung Richter. Das Amt war mit dem Besitz verbunden und vererblich. Daher kam die Bezeichnung „Erbrichter“. Noch später finden wir auch die Bezeichnung »Lokal«- oder »Ortsrichter«. Durch Einführung der Landgemeindeordnung 1839 verloren Erbrichter ihre Rechte, wurden ihrer Pflichten enthoben.

2.2.1.2 Gemeindevorstände 69

An deren Stelle traten die Gegeneindevorstände, die von da ab mit einem »Rate« die Gemeindeangelegenheiten zu leiten haben. In Sachsen wurden sie im Jahre 1924 mit der Dienstbezeichnung „Bürgermeisterei“ versehen.

Die Gemeindevorstände mit ihren verfassungsmäßigen Gemeinderäten waren bis 1855, wie früher die Richter, den Gerichten unterstellt. In diesem Jahre erfolgte die Trennung von Justiz und Verwaltung es wurden im Zuge dieser Verwaltungsreform für die Landgemeinden Amtshauptmannschaften als zuständige Verwaltungsbehörden gebildet.

Falkenau wurde zunächst der Amtshauptmannschaft Chemnitz, nach Bildung des amtshauptmannschaftlichen Kreises Flöha 1874, diesem zugeteilt. Vor der Verwaltungsreform hatte eine Hälfte (Oederan-Zschopau) zum Amt Augustusburg, die andere (Frankenberg) zum Amt Chemnitz gehört. Falkenau gehörte von alters her zum Gerichtsbezirk Augustusburg. Die im Jahre 1897 erstmalig nachgesuchte Zuteilung des Gemeindebezirks zum Gerichtsbezirk Oederan wurde erst am l. Oktober 1934 zur Tatsache. Die Erbrichter wurden im Fall einer Verhinderung durch Vizerichter vertreten, auch wenn die Besitzer des Erbgerichts zur Ausübung des Amtes unfähig (des Schreibens oder Lesens unkundig), durch solche ersetzt. Dies trat auch ein, wenn die Besitzer auswärts wohnten. Das Amt eines Erbrichters haben bekleidet:

  von	 bis
* 1542		Christoph		Richter	
* 1551	1568	Nickel			Richter	
* 1569	1601	Christoph		Richter	
* 1605	1624	Adam			Richter	
* 1635	1657	George			Richter	(Vizerichter)
* 1660	1668	Christoph		Weicholdt	
* 1672		George			Rottlof	(Vizerichter)
* 1679	1681	George			Kühn	(Vizerichter)
* 1631	1683	George			Richter	(Vizerichter))
* 1821	1690	Cristian		Weichold	
* 1704		Johann			Weichold	
* 1710		Christian		Otto	(Vizerichter)
* 1711	1741	Christian		Weicholdt	
* 1741	1782	Christian		Weitholdt	(Sohn von Vorstehendem)
* 1783	1803	Christian Friedrich	Weygold	
* 1802	1804	Karl	Gottfried	Göthel	(Vizerichter)
* 1805	1823	Christian Gottlob	Rudolph	
* 1805		Karl	Gottfried	Rudolph	(Vizerichter)
* 1828	1832	Johann	Christian	Ranft	(Vizerichter)
* 1834	1838	Karl	Wilhelm	Clemens	Wirth	
* 1838	1846	Carl	Clemens		Wirth.	
				

Den Erbrichtern standen 2 geschworene Schöppen später Gerichtsschöppen genannt, zur Seite. Als solche kennen wir:

von	bis						
1557			Simon			Richter	Der obere und der niedere
1557	1583		Simon			Richter	Der niedere
1559	1567,1585	George			Richter	
1559	1560		Walter			Asmann	
1560			George	Brosius		Schubert	
1560	1565		Mats			Rutloff	
1565	1581		Michel			Rutloff	1572 als der ältere 1583 als der niedere anstatt der Schöffen
1569			Thomas			Becker	
1575	1591		Andreas			Rutloff	
1595	1625		Christoph		Ranefeld	
1595			George			Rutlosf	
1624	1625		Andreas			Richter	
1635	1660,1667	George			Richter	1660 als der ältere
1635	1636		Michael			Rottlof	
1636	1664		George			Kühn	Soll des Lesens und Schreibens unkundig gewesen sein
1656	1657,1660,1681	George			Naumann	
1664			George			Ander	(Name unsicher)
1668	1683		Christoph		Rodloff	
1679			Israel			Richter	
1681	1695		Jakob			Bäßler	
1681			Michael			Becker	
1681			George			Naumann	
1090	1697		George			Richter	
1692	1695		George			Kühn	
1702	1721		Christian		Otto	
1710	1729		Christian		Bäßler	
1710	1739		Christoph		Richter	
1737	1776		George			Meyer	
1739			Christian		Bäcker	
1740	1776		Georg	Christoph	Naumann	
1740	1746		Christian		Richter	
1757	1768		Christoph		Richter	
1778	1799		Johann	Christoph	Lange	
1778	1783		Gottlieb		Otto	
1783	1811		Johann	Christian	Meyer	
1802	1846		Johann	Gottlieb	Bäßler	
1803	1809		August			Bäßler	 
1812	1816		Gottlob	Friedrich	Lange	
1813			Johann	Gottlob		Lange	
1816	1834		Johann	Andreas		Aurich	
1822	1831		Johann	Karl		Kühn	
1831	1832		Johann	Gottlob		Günther	
1835	1845		Gotthelf Friedrich	Naumann.	
2.2.1.3. Gemeindebeamte 71

Mit der Einführung der Gemeindeordnung nahm auch das Gemeindebeamtentum seinen Beginn. Im Zuge der Gesetzgebung und der allmählich den Gemeinden zugewiesenen Verwaltungsaufgaben musste zunächst für die Sicherheit des Dorfes gesorgt werden. Dies geschah durch die Anstellung eines- Nachtwächters, dessen Vergütung durch die Angesessenen der Gemeinde getragen werden und die selbe selbst einkassieren musste. Später wurde den Stelleninhabern auch Tagesdienst übertragen. Sie erhielten die Bezeichnung Orts- und Polizeidiener. :

1844-848 Gottfried Otto
1848-1859 Chr. Friedr. Tittmann
1860-1896 Glob. Friedr. Grünert
1882-1899 Carl Rudolph

Infolge der fortschreitenden Entwicklung der Gemeinde wurde der Tages- von dem Nachtdienst getrennt und den Beamten die Dienstbezeichnung Schutzmann zugelegt. Der Inhaber des Polizeipostens erhielt die Berechtigung zum Tragen 1 Seitengewehrs. Für dieses Amt waren bestellt:

1890-1900 Oswald Gehmlich 
1900-1902 Br. Oskar Porstendorfer
1902-1919 Edmund Buschbeck 
1914-1920 Hermann Weißbach
1919-1935 Richard Teichmann, Polizeihauptwachtmeister.
seit 1936 Kurt Jäger, Polizeihauptwachtmeister

Als Nachtschutzleute waren angestellt:

1900-1914 Hermann Weißbach 
1914-1930 Ernst Manitz
1930-1937 Willy Schweigert

Die Verhältnisse der Polizeibeamten wurden nach dem Weltkriege einheitlich für Sachsen geregelt, nach dem nationalen Umbruch wurde die Gemeindepolizei nach Reichsrichtlinien umgestaltet. Die Bevölkerungszunahme und die Gesetzgebung, die den Gemeinden fortgesetzt Aufgaben auf allen Gebieten brachte, erforderte den Ausbau des Kassen- und Kanzleidienstes. Die frühere ehrenamtliche Tätigkeit des Gemeindevorstandes kam in Wegfall, die berufsmäßige Verwaltung des Amtes trat an deren Stelle. Hierdurch ergab sich die Notwendigkeit der Einstellung fachmännisch vorgebildeter Hilfskräfte:

1907-1912 	Oskar Bruno Metzner
1912-1916 	Kurt Naumann
1912 		Karl Hermann Otto
1912-1914 	Johannes Ritter
1912 		Otto Wagner
1915-1920 	Willybald Heymann (jetzt Bürgermeister Eubas)
1916-1920 	Kurt Erich Wagner
seit 1916 	Otto Thieme (jetzt Gemeindekassierer hier)
seit 1920 	Fritz Neumann (jetzt Gegenbuchführer hier)
1919 		Johannes Ebert (später Bürgermeister in Kleinolbersdorf)
1920-1921 	Karl Gruner
1920-1921 	Reihold Zeißig
1921		Fritz Rost
1922-1924 	Erich Kluge (jetzt Bürgermeister in Adelsberg)
seit 1925 	Herbert Schulze.

Außerdem wurden eine Anzahl Verwaltungslehrlinge ausgebildet.

2.2.1.4. Amtsräume 72

waren im Laufe ihres Bestehens untergebracht:

von 1839-1844 	im Erbgericht,
von 1844-1862 	im Bauerngut Nr. 21,
von 1862-1886 	im Hause Nr. 16,
von 1886-1895 	im Bauerngut Nr. 36,
von 1895-1912 	im Hause Nr. 35 B,
von 1912 an 	im heutigen Rathaus Nr. 21 D - frühere Schule -
2.2.1.5. Gemeindearchiv 72

ist zum Teil bei dem Brande des Langeschen Gutes Nr. 36 den Flammen zum Opfer gefallen, die Gemeindeakten und die Gemeinderechnungen sind nur bis zum Jahre 1876 zurück vorhanden.

2.2.1.6. Gemeindeämter 72
2.2.1.7. verfassungsmäßige Zugehörigkeit 73

Die verfassungsmäßige Zugehörigkeit der Gemeinde Falkenaus zu den Zweckverbänden und ihre eigenen Einrichtungen ergeben sich wie folgt: Die Gemeinde gehörte bis 1863 dem Armenverein Oederan an, in diesem Jahre trat sie dem Bezirksarmenverein in Augustusburg bei. 1860 wurde ein Fleischbeschauverband a Flöha errichtet, 1898 erhält die Gemeinde einen eigenen Bezirk. 1886 wurde die obligatorische Trichinenschau eingeführt Fleischermeister Brutto Kluge wird zum Trichinenschauer bestellt. 1875 wird ein eigener Impfbezirk Falkenau gebildet. Impfarzt wurde der Wundarzt Veckert in Oederan. 1890 wird Falkenau vom Schornsteinfegerbezirk Augustusburg los getrennt und dem Bezirk Oederan zugewiesen. Im Jahre 1918 trat die Gemeinde dem von dem Verfasser der Ortsgeschichte gebildeten Gemeindeverband der Verbandssparkasse <Zschopau und Flöhatal> mit dem Verwaltungssitz in Erdmannsdorf bei. Es wurde hier eine selbständige Kassenstelle errichtet Der Beitritt zum Sächsischen Girokassenverband erfolgte zu dem gleichen Zeitpunkte, ebenso die Einrichtung einer Gemeindegirokassenstelle Im Jahre 1898 wurde die Gemeinde von dem Standesamt Flöha, dem es seit 1876 zugeteilt war, losgelöst und hier ein eigenes Amt errichtet. 1853 wurde die erste Hebamme eingestellt Es war ihr auch Schröpfen gestattet worden. 1707 hat sich hier der Bader und Wundarzt Gottfried Stephanke, später Chirurg und Besitzer des Lehngutes, niedergelassen. Erst nach dem Weltkrieg ließ sich wieder ein praktischer Arzt (Dr. Ullmann) in Falkenau nieder.

2.2.1.8. Straßenbeleuchtung 73

Die Straßenbeleuchtung wurde 1892 durch Petroleumlampen eingeführt Die Wartung übernahm der Schneidermeister Otto. 1896 wurde die elektrische Beleuchtung eingeführt. Die elektrische Kraftstation befand sich im Mühlengrundstück Ortsl.50. Unternehmer war der Besitzer Robert Kämpfe

2.2.1.9. Gemeindesteuern 73

Die Gemeindesteuern bestanden in frühester Zeit nur aus Zins, der einmal für gemeindeeigenen Grund und Boden, der von den Häuslern zur Errichtung von Wohnhäusern verwendet, zum anderen mal für Gärten, die der Gemeinde gehörten, zu entrichten war. Die Erbauung von Wohnhäusern ist in Falkenau in alten und älteren Zeiten nur auf Gelände erfolgt, das der Kommune (Gemeinde) gehörte. Der »Gemeindeberg“, von dem Mühlengut bis zum heutigen Gute Hösel Nr. 36, sowie das Gelände an der Flöha im unteren Dorfe gehörte der Gemeinde und ist allmählich bebaut worden ohne Zahlung eines Kaufpreises, aber gegen Entrichtung eines laufenden jährlichen Zinses. Nebenher forderte der Staat Bauabgaben. Die staatlichen Gefälle wurden in früheren Zeiten als Schock und Quatember sowie anderen Steuern durch die Richter erhoben und an die Amtsleute und wiederum von diesen an den Obersteuereinnehmer geliefert. Von 1701 an erfolgte die Verwaltung durch besondere Amtssteuereinnehmer. 1857 wurde in Augustusburg eine Bezirkssteuereinnahme errichtet, der der Verwaltungsbezirk Flöha zugeteilt war. Sie wurde später nach Flöha verlegt.

Die Gemeinde hatte, abgesehen von dem geringfügigen Sachaufwand und dem Gehalt für den Nachtwächter, der aber seine Entschädigung persönlich von den Grundbesitzern einholte, früher nur einen Armenkassenetat zu erfüllen, der auf die Einwohner umgelegt wurde. Der Schulaufwand wurde teils durch Schulgeld, teils durch Beiträge der Gutsbesitzer, nach Hufen berechnet, aufgebracht.

Beliebt waren nach früheren Vorgängen bei den Landesherren immer die Vergnügungssteuern. Auch in Falkenau wurden solche zugunsten der Armenkasse eingehoben, bei Kindstaufen, Hochzeiten oder Begräbnissen bei denen 1 Mahlzeit gegeben wurde.

4 Neugroschen bei Kindstaufen,
12 Neugroschen bei Trauungen oder Begräbnissen,

»wenn der Teller für freiwillige Gaben seitens der Teilnehmer herumgereicht wurde«,

6 Neugroschen bei Kindstaufen
18 Neugroschen bei Hochzeiten und Begräbnissen,

»wenn dieser Teller nicht herumgereicht wurde« (1846). Diese Gebühren kamen 1876 in Wegfall.

Im Jahre 1843 mussten hierorts zuziehende Personen 1 Thaler an die Armenkasse abführen. 1846 wurde diese Gebühr für Ehepaare aus 25 Ngr. festgesetzt.

1866 gelangte die Hundesteuer zur Einführung

Alle Gefälle wurden später mit Ausnahme der Hundesteuer und der Gemeindezinsen durch die direkten Steuern, wie Einkommen- und Grundsteuer, abgelöst.

2.2.1.10. Sonstige Gemeindebedienstete 74

Sowohl die alt-hergekommenen Gepflogenheiten wie auch die oben erwähnten Bestimmungen der 1839 zur Einführung gekommenen Gemeindeordnung gaben den Gemeinden die Möglichkeit, von den Einwohnern, hauptsächlich aber von den Angesessenen auch persönliche Dienstleistungen zu fordern. Dies wurde besonders bei der Wegeunterhaltung in Anspruch genommen. Erst 1871 sind hier die sogenannten Hofdienste für die Gemeinde weggefallen. Es hatten aber die Guts- und Hausbesitzer auf Erfordern weiterhin Leute zur Verfügung zu stellen, die seitens der Gemeinde mit 10 Pfg. für eine Stunde entschädigt wurden. Im übrigen hat sich diese Gepflogenheit bis nach dem Weltkrieg erhalten, da der Staat von den Gemeinden bis dahin gegen eine geringe Entschädigung Einwohner aus der betreffenden Gemeinde zur Schneebeseitigung auf den Staatsstraßen anforderte. Die Gemeinde löste 1840 den Jagdfrondienst mit 92 Thalern ab• Dieser Frondienst ruhte auf dem Gemeindelandbesitz•

2.2.1.11. Leistungen der Gemeinde 74

Der Gebrauch des Gemeindebiertrinkens hat sich hier lange erhalten. 1840 wird das sonst übliche - also seit alters her gewährte Gemeindebier - ausgesetzt, weil die Verhältnisse »schlecht sind«, 1845 erhalten die Bewohner der Gemeinde 2 Tonnen Bier in hiesiger Schenke bei Tanz und Musik aus der Gemeindekasse, 1851 werden sogar 3 Tonnen Bier bewilligt.•

2.2.1.12. Sonst Wissenswertes 74

Die Gemeinde löste 1840 den Jagdfrondienst mit 92 Thalern ab• Dieser Frondienst ruhte auf dem Gemeindelandbesitz•

Der Gebrauch des Gemeindebiertrinkens hat sich hier lange erhalten. 1840 wird das sonst übliche - also seit alters her gewährte Gemeindebier - ausgesetzt, weil die Verhältnisse »schlecht sind«, 1845 erhalten die Bewohner der Gemeinde 2 Tonnen Bier in hiesiger Schenke bei Tanz und Musik aus der Gemeindekasse, 1851 werden sogar 3 Tonnen Bier bewilligt.•

2.2.2. Die Schule

2.2.2.1. Schulwesen 76

Im allgemeinen gleicht sich das Schulwesen in frühster Zeit dem landläufigen Einrichtungen an. Nachrichten hierüber sind nicht vorhanden. Aus dem Kirchenbuch ist zu entnehmen, dass um 1667 ein Kinderlehrer hier amtiert hat. Nachdem die Schulverhältnisse nach und nach eine Regelung durch die staatlichen Stellen erfahren hatten, wurde der Einfluss der Kirche, unter dem das Schulwesen zunächst gestanden hatte, zurückgedrängt und es entstand eine klare, strenge Staatsaufsicht Als Ortsschulinspektoren waren bis nach dem Weltkriege die jeweiligen Pfarrer von Flöha tätig. Aus diesem Grunde ist es erklärlich, dass die Akten über das hiesige Schulwesen selbst im 19. Jahrhundert nur spärlich geführt worden sind, da infolge der umfangreichen Pfarrei eine Überlastung der Geistlichen vorgelegen hat. Die Schulgebäude Bis zum Jahre 1744 war der »Schulhalter« verpflichtet, von Haus zu Haus zu gehen und bei den Bauern und Häuslern die Kinder zu unterrichten In diesem Jahre wurde um einen zinsfreien Bau einer Catachetenschule (Catachetenhaus) nachgesucht.

2.2.2.2. Schulgebäude 76

Das erstes Schulhaus wird das jetzige Eitnersche Haus Ortsl. 24. In ihm waren eine Schulstube im Erdgeschoß und im oberen Geschoß für die Wohnung des Kinderlehrers 2 Stuben und 1 Kammer eingebaut. 1847 war das Gebäude noch mit Strohdach versehen, es erhielt 1850 Lehmschindeldach (Ziegeldach). Ende der sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts macht sich der Neubau einer 2. Schule erforderlich Die Kreishauptmannschaft Zwickau, zu der Falkenau damals gehörte, hat hierzu wiederholt mündliche Verhandlungen angesetzt, da die Gemeinde die Lasten eines Neubaus scheute. Die Vorlage einer Bauzeichnung wurde bis zum 20. Juni 1861 gefordert. Der Gutsbesitzer Moritz Schreyer hatte im Laufe der Verhandlungen eine 75 QuRuten große Baustelle an der Ecke der Bahnhofs- und der Lößnitz- Talstraße zur Verfügung gestellt und zwar dann unentgeltlich, wenn die Gemeinde mit der Schule gleichzeitig eine Sonntagschule für die erwachsene Jugend mit 2-3 Stunden unentgeltlichen Unterricht einführe, dem Lehrer hierfür eine Besoldung von 25 Thaler. jährlich aus Gemeindemitteln gewähre, die Lehrmittel der Schule der Sonntagsschule mit zur Verfügung gestellt würden und aus freiwilligen Beiträgen und dem Schulgeld auswärtiger Schüler ein Fonds zur Bestreitung der Ausgaben für die Sonntagsschule eingerichtet würde. Aus diesen Bedingungen ersehen wir die ersten Anfänge der späteren Fortbildungsschule, die 1873 durch Landesgesetz eingeführt wurde. Dieses Angebot Schreyers wurde angenommen, die Finanzierung sichergestellt. Der Erlös für den Verkauf der alten Schule betrug 575 Thaler, sodass noch ein Bau- Darlehn von 3500 Taler aufgenommen werden musste.

Zur Verzinsung und Tilgung dieser Bauschuld machte sich eine Änderung des Schulanlagensystems notwendig. Die Grundbesitzer, die bisher auf 5 Raumeinheiten 1 Thlr. zahlten, mussten diesen Betrag nunmehr bereits auf 3 Raumeinheiten bezahlen. Am 30. November 1861 wurde die endgültige Genehmigung zum Verkauf der alten Schule und zum Bau des- neuen Schulhauses erteilt. Von der Bauschuld mussten jährlich 150 Thlr. getilgt werden. 3. Schule Am 15. September 1884 fand die Grundsteinlegung wieder zu einem neuen Schulgebäude (das jetzige Rathaus Ortsliste 21 E) statt. Es nahmen daran der Gemeinderat und die 1. Knaben- und Mädchenschulklasse teil. Pastor Kummer hielt die Ansprache. Am 6. November desselben Jahres wurde der Bau gehoben. Der 11. August 1885 wurde durch die Weihe des Gebäudes zu einem Festtag der Gemeinde. Das Gebäude war reich mit Kranz- und Girlandenschmuck versehen. Gemeinderat, Schulvorstand und die ganze Gemeinde nahmen teil. Lehrer Becher begrüßte die Teilnehmer und nahm von der seitherigen Schule Abschied. Im Zuge ging es unter Musik durch den Ort bis an das neue Schulgebäude. Baumeister Lindner-Flöha, der Erbauer, überreichte dem Vorsitzenden des Schulvorstandes den Schlüssel, worauf der Eintritt in das Gebäude erfolgte. Bezirksschulinspektor Dachselt-Flöha und Pfarrer Kummer hielten Ansprachen, letzterer unter Zugrundelegung des Bibeltextes Math. 19,14. Ein Schulfest der Kinder bildeten den Abschluss. Infolge des Wachstums der Gemeinde und der Zunahme der Kinderzahl wurde- der Bau einer größeren Schule erforderlich.

4. Schule Am 17. Juli 1912 fand die Grundsteinlegung des stattlichen Volksschul-Gebäudes Ortsliste 21 F, statt. Lehrer Kuhnert leitete die Gesangsvorträge der obersten Schulklassen, Gemeindevorstand Jakob verlas die Urkunde für den Grundstein, die Hammerschläge gaben ab: Amtshauptmann Dr. Edelmann, Bezirksschulinspektors Bartsch, Pfarrer Axt, dirigierender Lehrer Becher. Am 6. April 1913 versammelten sich in der alten Schule die Lehrer mit den Schulkindern, um das von Architekt Curt Herfurth-Dresden entworfene neue Schulgebäude seinem Zweck zu übergeben. Als Ehrengäste nahmen Amtshauptmann Dr. Edelmann, Bezirksschulinspektor Bartsch, Landtagsabgeordneter Fabrikbesitzer Claus Medizinalrat Dr. Brink, Pfarrer Axt, Pastor Frommhold, Fabrikbesitzer Siems (Vertr. der Firma Liebermann) und Architekt Herrfurth teil. Der dirigierende Lehrer Becher, der zum Oberlehrer ernannt wurde, nahm Abschied vom alten Schulhaus. Nach dem Festzug zum Neubau übernahm Gemeindevorstand Jacob die Schlüssel, die Weiherede hielt der Bezirksschulrat. Der Männergesangverein umrahmte die Feier mit Gesängen, das Schlussgebet sprach Pastor Frommhold.

2.2.2.3. Schülerzahlen und Unterrichtswesen 78

Der Besuch der hiesigen Volksschule lässt nur einen der allmählichen und langsamen Entwickelung des Ortes entsprechenden Schülerzuwachs erkennen. 1809 betrug die Schülerzahl 30, 1817: 60, 1848: 60 (und 20 in Schreyers Fabrikschule), 1855: 72; in den Jahren 1856-1858 eine Durchschnittszahl von 86, 1859: 86. Daneben waren in den Fabrikschulen 1856-1858 50 Kinder untergebracht.

Es sind uns noch folgende Besucherzahlen für die hiesige Volksschule bekannt:

1878: 112   1917: 359
1879: .95   1918: 356
1880: 132   1919: 383
1884: 172   1920: 389
1895: 208   1926: 304
1900: 293   1930: 310
1905: 363   1932: 342
1909: 427   1934: 405
1915: 319   1935: 408
1916: 353   1937: 391

Erstmalig liegt uns ein Lehrplan für den Schulunterricht vom Jahre 1814 vor. Hiernach begann früh 8 Uhr der Unterricht mit Singen und Gebet. Bibellesen und Liederverse lernen bildeten den Unterrichtsstoff große und kleine Kinder waren in einem Schulraum vereint. Die Kleinen sagten auf die Schreibschüler schrieben, die anderen (also die großen Kinder, die nicht schreiben konnten) lernten Hauptstücke, Fragen und Sprüche aus dem Katechetismus. Die Schreibschüler lernten ihre „Lektionen“ vom »Vorsagen und zu Hause«. Nachmittags wurde der Unterricht mit einer Arie und einem Gebet beschlossen. Der damalige Lehrer Berger berichtet, »dass dadurch auch schulentwachsene junge Leute an den Winterabenden, an denen sie beisammen feten und spinnen, gern geistliche Lieder sängen.«

Ein Stundenplan aus der damaligen Zeit verdient hier festgehalten zu werden.

Zeit	montags		dienstags	mittwochs	donnerstags	freitags
10-11	Religion	Bibellehre	Allgemeines	Tafelechnen	Erklärung des Sonntagsevang.
12-1			Singen		
1-2	Briefeschr.	Diktat		Bibelkunde	Bibelsprüche	Überhören der Lektionen
2-3	Tafelrechnen	Kopfrechnen	Diktat 		Verstandsübung 	Durchsehen d. Briefe Auswendiglernen der Gebete

Neben der Ortsschule waren, wie bereits angeführt, Fabrikschulen vorhanden. Sie waren eine dem damaligen Arbeitssystem entsprechende Einrichtung. Die Kinder wurden bereits in den Produktionsprozess eingereiht. Um keine Zeit durch Zu- und Abgang zu und von der Schule zu verlieren, errichteten die Fabrikherren selbst Schulen, die entweder vom Lehrer des Ortes oder von einem selbständigen Lehrer betreut wurden. Die Kinder mussten im Betrieb beschäftigt sein und zahlten wöchentlich 6 Pfg. Schulgeld. Alle übrigen Kosten trug der Fabrikherr. Die örtliche Fabrikschule war die Schreyersche, die mit der Heymannschen in Gückelsberg einen gemein samen Lehrer hatte. Die Schreyersche Fabrikschule ist am 15. Februar 1848 nach vorherigen erfolglosen Verhandlungen mit der Gemeinde gegründet worden. Die dort aufzunehmenden Kinder mussten 10 Jahre alt sein und Lesen, Schreiben und Rechnen können, was durch ein Zeugnis der Ortsschule nachgewiesen werden musste. Diese Bedingungen entsprachen den damaligen Bestimmungen über die Beschäftigung von Kindern in Fabriken. Der Fabrikherr wählte den Lehrer, Lokalschulinspektor war der Pfarrer von Flöha, aber auch jeder andere Geistliche, aus dessen Parochie Kinder hier beschäftigt wurden. Der Spinnereipächter Schneider (Beaumontsche Spinnerei) wurde zwecks besserer Beschulung seiner beschäftigten Kinder 1812 veranlasst, mit dem Ortslehrer einen Kontrakt über täglich 1 Stunde Unterricht gegen eine Entschädigung von 6 Ngr. abzuschließen oder die Kinder der Ortsschule zuzuführen. Hiernach hat für diese Fabrik ebenfalls eine eigene Schule bestanden, die indessen den damaligen Anforderungen nicht entsprochen hat. Sie ist im Jahre 1842 eingerichtet worden. Eine weitere bestand noch für die Proßzwimmersche Spinnerei (Pachtspinnerei von Fiedlers Mühle). Die Schreyersche Schule wurde am 27. August 1864 aufgelöst. zu dieser Zeit ist der Betrieb der Fabrik überhaupt geschlossen worden, die Übrigen sind nach kürzerem oder längerem Bestehen durch Ereignisse in den Betrieben, wie sie unter dem Abschnitt »Industrie« ersichtlich sind, von selbst hinfällig geworden. Nach einem Plan der Schreyerschen Fabrikschule bestanden 1855 zwei Klassen in dieser. Kinder von 10-14 Jahren durften hier unterrichtet werden. Abwechselnd vor- und nachmittags an den Wochentagen wurde Unterricht erteilt. Auch die Klassen wechselten ab. Von 1-5 nachmittags und 7-11 Uhr vormittags ging der Unterricht Bibellesen mit Predigtwiederholen, Schönschreiben, gemeinnützige Kenntnisse bildeten den Unterrichtsstoff. Sonnabends war nur 3/4 Stunde Schule, die zum Hersagen des Auswendiggelernten diente « Tafel- und Kopfrechnen, Diktieren und schriftliche Aufsätze und Denkübungen vervollständigen den Lehrplan. Für die Ortsschule war um diese Zeit für das 1.-4. und 5.-8. Schuljahr je ein Klassenzug gebildet worden. Die Kinder hatten hier mehr Unterricht als die der Fabrikschule, es erscheint aber die Fabrikschule mit Rücksicht auf die geringere Kinderzahl als behobenere Schule. An der Ortsschule war 1878 Nadelarbeits- und 1880 Turnunterricht eingeführt. Im Übrigen wurden nunmehr die Unterrichtsverhältnisse durch das Volksschulgesetz geregelt. Das Schulwesen Falkenaus war seit dieser Zeit eine geordnetes.

2.2.2.4. Schulgelder und Lehrerbesoldung 79

Die Aufwendungen für das Schulwesen sind seit alters her in erster Linie durch Schulgelder und in zweiter Linie durch Umlagen in bar oder Naturalien gedeckt worden. Auch hier mussten ursprünglich, wie aus den Grundbüchern zu ersehen ist, von jedem Hüfner und Häusler solche Umlagelaste getragen werden. Die Naturalien (Brot und Holz) wurden später in Geldrenten abgelöst. Diese Umlage war insbesondere nach der Errichtung des ersten Schulhauses entstanden, vorher erteilte der Lehrer in den Bauernhöfen Unterricht, wo er auch verpflegt werden musste. Man nannte das »Umgang« des Lehrers. Die Einhebung von Schulgeldern tritt uns erstmalig 1809 in den Akten entgegen. Für 1 Kind wurde damals wöchentlich 10 Pfg. erhoben. 1817 ist das Schulgeld gestaffelt nach dem Alter. Für 1 Kind von 6-8 Jahren werden 6, für 1 solches im Alter von 9-11 Jahren 9 und für 1 solches im Alter von 12-14 Jahren 10 Pfg. dem Lehrer gezahlt. Weitere Einzelnachrichten fehlen. Nur Gesamtsummen der Schulgeldeinnahmen sind aktenkundig gemacht. So wurden aufgebracht

  • 1878: 759 Mk. 1879: 607 Mk. 1881: 814 Mk. 1882: 938 Mk. 1884: 1027 Mk. u.f.f..

Die durch den Schulhausneubau im Jahre 1862 entstandenen Lasten und die durch die Regelung der Lehrerbesoldung entstandenen Mehrausgaben brachten hier eine grundlegende Änderung in der Deckung des Bedarfs mit sich. Die eine Hälfte des Bedarfs wurde durch eine Besteuerung des Grundbesitzes und zur anderen Hälfte durch eine Kopfsteuer aufgebracht. Auch durch Schulgelder wurde ein erheblicher Teil der Lasten abgebürdet. 6 Pfennige für 1 Woche oder 1 Pfg. für 1 Tag wurden zunächst eingehoben. Eine Erhöhung dieses Satzes war dem Schulvorstand um diese Zeit, die sich durch kurze Arbeitszeit und Unruhen auszeichnete, zu gewagt. Er sah sich aber, da Staatsbeihilfen nicht gewährt wurden, genötigt, das Schulgeld wieder zu staffeln und zwar nach dem elterlichen Einkommen. Für 32 Kinder werden 12, für 37 Kinder 10, für 19 Kinder 8 und für 38 Fabrikkinder 6 Pfennige Schulgeld eingehoben. Demnach betrug die Einnahme für insgesamt 126 Kinder 196 Thlr., 16 Ngr.,8 Pfennige jährlich.

Neben dem Schulgeld wurden außer der Grundstücksabgabe seit dem Jahre 1844 bei Besitzwechsel Steuern erhoben, die lange Zeit als »Besitzwechselabgabe« von Gemeinde, Schule und Kirche erhoben wurde und erst nach dem Weltkrieg durch die Einführung der Grunderwerbsteuer hinfällig geworden ist. Weiter gewährte der Staat den Schulen seit der Einführung des Grundsteuergesetzes auch vom Jahre 1844 ab die sogenannte Grundsteuerentschädigung, die ihre Ursache in der durch das Gesetz geschaffenen Unmöglichkeit, die früheren Umlagen für alle möglichen Zwecke der Schule und Kirche vom Grundbesitz einzufordern, hatte. Unsere Altvorderen haben für die geregelte Finanzverwaltung der Schulen, deren unbedingte Notwendigkeit man damals noch nicht allenthalben erkannte und als notwendiges Übel angesehen wurde, wenig Willen an den Tag gelegt. So hat 1844 der Pfarrer auf Anfragen, die sich mit der Finanzierung des Schulwesens befassten, überhaupt keine Antwort erhalten, sodass die Kreisdirektion Zwickau dem Schulvorstand gegenüber sehr energisch auftreten muss. Am 18. November 1856 muss erstmalig ein Haushaltsplan aufgestellt werden, da die Gemeinde in Zahlungsunfähigkeit geraten war und auch das Lehrergehalt nicht zahlen konnte. Die Lehrerbesoldung entbehrte früher jeder gesetzlichen Regelung, die Bestimmungen hierüber traf der örtliche Schulvorstand. 1833 wurde von Landes wegen erstmalig der Versuch gemacht, die Verhältnisse der Lehrer einigermaßen zu regeln. Nach den herausgegebenen Richtlinien erhielten Lehrer an größeren Schulen (das waren solche mit über 60 Kindern) mehr als diejenigen an kleineren Schulen (also unter 60 Kinder). Doch war der Mehrbezug von „Leistung und Verhalten“ abhängig. Der Superintendent von Chemnitz, dem die Schule zu Falkenau von Aufsichtswegen unterstellt war, musste 1809 die geringe Bezahlung des Lehrers beanstanden.

Die Besoldung betrug 1809 wöchentlich 11 Ngr. 	        jährlich 19 Thlr. 33 Ngr. Schulgelder, 
							jährlich 42 Stück 10-Pfund-Brote.
vom Gregorium-Umgang					jährlich 1 Thlr. 3 Ngr.,
daneben freie Wohnung und Heizung.

1846 betrug die Besoldung insgesamt 123 Thlr. 7 Ngr.

1852 erfahren wir, dass der Lehrer Schulgeld von 64 Kindern 105 Thlr. 0 Ngr. in Bar

	36 Stück Brote je 10 Pfund	(1 Pfd. kostete 16 Pfg.) 	11 Thlr.  6 Ngr. in Nat.
	3 Klafter Scheitholz im Werte von 				19 Thlr. 15 Ngr. in Nat.
	3 Klafter Stockholz im Werte von 				 9 Thlr.  0 Ngr. in Nat.
	3 Klafter Reisig im Werte von 				         5 Thlr.  0 Ngr. in Nat.
					zusammen: 	     	       149 Thlr. 21 Ngr. in Nat.

erhielt. Diese Feststellung wurde vom Lehrer bestritten, die Berechnung der Naturalien sei zu hoch. 1857 wird dieser Einspruch durch ein Gutachten des Oberförsters zu Plaue zu Gunsten des Lehrers entschieden. Demnach war der Gesamtbezug auf nur 115 Taler zu beziffern.

Im Jahre 1855 erging ein Receß über die Ablösung der von verschiedenen Grundstücksbesitzern an das hiesige Schullehen abzuführenden Naturalgefälle. Die „Brotablösung“ wurde am 17. September 1856 vom zuständigen Ministerium bestätigt. Das Rentenkapital hierfür betrug 287 Taler 15 Ngr. in Landrentenbriefen und 1 Thlr. 25 Ngr. in bar.

Der jährliche Kapitalertrag nach 3 1/2 bzw. 4 % wurde dem Lehrer als Gehalt ausgezahlt. Die Ablösung wurde getragen mit dem Kapital für je 4 Brote zu 10 Pfd. von den Hufengütern Wirth, Kluge, Fiedler, Naumann, Auerbachbach, Schreyer, Ranft, Kühn, Richter und Berger.

1858 betrug die Besoldung 190 Taler und setzte sich zusammen aus

105 Thlr. Fixum
 62 Thlr. persönlicher Zulage,
 11 Thlr. 17 Gr. Rente aus dem Brotdeputat
 11 Thlr. 11 Gr. Rente aus dem Holzdeputat.
 Dazu kam freie Wohnung.

1862 betrug das Gehalt 200 Taler, 1869 250 Taler. Nach Inkrafttreten des Volksschulgesetzes wurden die Besoldungsverhältnisse nach Mindestbezügen gesetzlich geregelt. Das Gehalt des hiesigen Lehrers betrug hiernach im Jahr 1350 Mk. neben freier Wohnung und Garten.

Durch ortsgesetzliche Regelung wurden die Bezüge der Lehrer festgesetzt: 1899 aus 1350-2400 Mk. und 300 Mk. Wohnungsgeld, 1909 auf 1600-3000 Mk. und 300 Mk. Wohnungsgeld.

2.2.2.5. Lehrkräfte 81

Mitteilungen aus dem Kirchenbuch lassen feststellen, dass im Jahre 1667 in Falkenau ein »Kinderlehrer« tätig war. Seit dieser Zeit vermag man die Liste der Lehrkräfte fast lückenlos feststellen. Es waren als Kinderlehrer tätig:

1667		Magister Johann Wolfgang Rösch. 

Dieser war ein Sohn des Erbgerichtsbesitzers Rösch in Falkenau und amtierte später als Pfarrer in Kleinhartmannsdorf.

1707 		Johann Christian Oehme.
1769-1805 	Andreas Teubel.

Dieser hat sein Amt ,,mit viel Fleiß und Nutzen“ verwaltet.

1806-1817	Ehrengottfried Berger.

Schüler am Lyzeum in Chemnitz, gelernter Strumpfwirker. Dieser hat 1809 ein »kümmerliches und ganz kärgliches Brot«, sein Einkommen beträgt wöchentlich 11 Groschen, 6 Pfennige. Dazu kamen jährlich 42 Stück 10-Pfund-Brote und freie Wohnung. Er weiß sich in seinem Notstand nicht anders zu helfen, als dass er nach geendigten Schulstunden betteln geht. Der Superintendent sagt hierzu, dass eine solche Erscheinung »dem Vaterland zur Schande gereichen dürfte«. »Vielleicht ließe sich die Stelle des Kinderlehrers mit der des Tages- oder Nachtwächters vereinen und dadurch das Einkommen verbessern.« 1815 herrscht bei ihm noch große Not, 1816 erblindet seine Ehefrau. 1817 legt er das Amt auf Vorhalt nieder. (Unfähigkeit, Unfleiß und unsittlicher Lebenswandel). Bei seiner Wahl hatten sich nach der Amtssprache weitere ,,Subjekte« gemeldet: 1 Strumpfwirker, 1 Fleischermeister, 1 Tambour, 1 Barbier.

1817-1862 	Friedrich Gottlieb Werner aus Bienlitz bei Mügeln,

vorher Kinderlehrer in Wolkau. Dieser wird 1840 als von jeher »keines regen Geistes“ beurteilt. 1845 wird seine Pensionierung geplant, aber erst 1862 durchgeführt

1862-1879 	Johann Heinrich Berger aus Schönau, vordem Bürgerschullehrer in Zschopau.

Seminar Bautzen 1849-1855, ging von hier nach Großschirma

1879-1880 	Hermann Reußner, Vikar.

1868-1872 Seminar Bautzen.

1880-1922 	Ernst Emil Becher, später Schulleiter und Oberlehrer.

1871-1876 Seminar Zschopau, Hilfslehrer in Flöha.

Von 1885 an war dem Hauptlehrer ständig ein Hilfslehrer beigeordnet. Mit Ostern 1899 wurde eine 2.Lehrerstelle errichtet. Sie wurde besetzt mit:

1899 		Ernst Walther Schädlich aus Rochlitz.

dem seitherigen Hilfslehrer 1922-1937 Schulleiter, Oberlehrer.

1904 wurde eine 3. Lehrerstelle geschaffen und besetzt mit:

1904		Otto Balduin Becker aus Rödlitz.

1892-1898 Seminar Borna, 1906 aus dem Schuldienst ausgeschieden.

1908		 Martin Hans Schulze aus Oederan.

1897-1903 Seminar Rossen, jetzt Oberlehrer.

Die 4. Lehrerstelle wurde 1909 errichtet. Ihr Inhaber wurde

1909 		Friedrich Paul Kuhnert, Hilfslehrer in Wittgensdorf.

1900-1906 Seminar Waldenburg, später Kantor, gestorben 23. l. 1935.

1935 		Hermann Fritz Gerhard Brause, Lehrer in Eschefeld.

Weitere ständige Lehrerstellen

1920		Ernst Willy Schröber, früher Lehrer in Cunnersdorf.
1922 		Hermann Arthur Dietz, Hilfslehrer in Blumenau.
1924 		Johannes Beckert, Lehrer in Plaue-Bernsdorf.
1925 		Gustav Eduard Fritz Kleinschmidt, Lehrer in Buchholz, verstorben am 16. Oktober 1934.
1925 		Adolf Richard Wilhelm Sauer, Lehrer in Olbernhau,
1926 		Elisabeth Salie', Haushaltlehrerin (bis 1931).
1931 		Martha Charlotte Junghans Haushaltlehrerin.

Fabriklehrer, die Stelle wurde besetzt :

1855 		Leonhardt aus Dittersdorf. Hilfslehrer 

Dieser war der einzige Fabrikschullehrer. Während der übrigen Zeit des Bestehens- der Schule wurde der Unterricht vom Ortsschullehrer mit erteilt. Leonhardt war eine Kampfnatur. Es ergehen auch über ihn mancherlei Beschwerden Seine Liebe zur Musik bringt ihm den Vorwurf ein, dass »er zu viel draußen lebe«. Infolge eigenmächtigen Urlaubes erhält er einen Verweis durch die Kreisdirektion Zwickau. Es wird ihm auch zum Vorwurf gemacht, dass er einen Schnurrbart trage. (Demokratenriecherei.) In einem Sühnetermin muss er sich verpflichten, die Ferienordnung einzuhalten, milde Schulzucht zu üben, weniger Hausarbeiten auszugeben und einen »vollen Bart« zu tragen. Bei Auflösung der Schule 1864 geht er nach Schellenberg.

Verzeichnis der Hilfslehrer. Vikare und Schulvertreter (1885—1914).

1885-1887 	Emil Hermann Zeil
8187-1889 	Richard Wilhelm Biedermann
1889-1891	Ernst Johannes Dietrich
1891-1894 	Hermann Rudolf Flade
1894-1896 	Alfred Hugo Richter
1896-1899	Ernst Walter Schädlich, (später ständiger Lehrer in Falkenau)
1899-1902 	Felix Arthur Bernhard
1903-1904 	Arthur Albin Fischer
1904-1907 	Paul Flämming
1907-1910 	Kurt Große
1907-1908 	Fritz Hermann Roßberg
1908 		Ferdinand Kluge
1908 		Julius Alfred Prautzsch
1908		Erich Krause
1909-1910 	Fritz Kräußlich
1911 		Max Pötzsch
1912 		Walter Meusel

2.2.3. Die Kirche

Das Kirchenwesen

Unsere Dorfheimat hat neben den ·Dörfern Altenhain, Braunsdorf, Gückelsberg und Plaue mit Schweddey seit der Begründung der Parochie Flöha zu dieser gehört. , Die Schweddey bestand aus 4 Häusern und wurde 1899 mit Plaue vereinigt. Die Einwohner Falkenaus nahmen demzufolge am Geschick des Kirchortes lebhaften Anteil, sie waren gemäß der bestehenden Gesetze und Einrichtungen dem Pfarrer zu Flöha gegenüber zu Zinsund anderen Leistungen verpflichtet. Die Parochie gehörte vor der Reformation, die 1539 erfolgte, der sedes (dem Unterbezirk) Freiberg an. Diese wiederum gehörte zur Probstei Meißen und war somit dem Bistum Meißen unterstellt. Zu dieser Zeit auch war Schellenberg (das heutige Augustusburg) Filial von Flöha. Schellenberg wurde einige Zeit nach der Reformation selbständig. Flöha wurde der Superindentur Chemnitz zugeteilt. 1926 wurde in Flöha eine eigene Superindentur errichtet · Die Kirchengebäude Die Kirche besteht aus dem alten Teil, der zwischen 1400 und 1500 als Kapelle erbaut wurde, und einem neueren Teil, der 1741 errichtet wurde. 1881 wurde die Kirche einer durchgehenden Erneuerung unterzogen. Das Gestühl ist erstmalig 1541, zum zweiten Male 1871 beschafft worden. Die früher übliche Lösung besonderer Kirchenstühle gegen Gebühren ist seit 1880 in Wegfall gekommen. Das Glockengeläute wurde 1890 ersetzt. Der Taufstein der Kirche stammt aus der Zeit von 1600 bis 1750, die Kanzel aus dem Jahre 1676. Der Altar der Kirche ist als Kunstwerk anzusprechen. Nach Superintendent Dr. Krönert ist es ein Flügelaltar gotischen Stils, dessen Gestalten, vor einem leuchtenden Goldgrund hervortretend, Ausdruck der katholischen Frömmigkeit des ausgehenden Mittelalters. Geschnitzt dürfte er etwa um 1500 sein. Der Flügelaltar besteht aus einem Mittelschrein und zwei Klappflügeln, darunter befindet sich der Sockel, in der Kunstgeschichte „Pedella“ genannt. Das Ganze wird von einem Aufsatz gekrönt. In der Adventszeit wird der Altar geschlossen, dann sieht die Gemeinde die Figuren auf den Außenseiten der Flügel. Über den Altar und seinen Kunstwert und die Darstellung am Mittelstück und Aufsatz - die sogenannten 14 Nothelfer - hat Dr. Krönert eine Sonderschrift herausgegeben.

Das P f a r r h a u s ist am 3. April 1600 zu bauen begonnen worden. Es hatte damals ganz den Charakter eines Bauerngehöftes, da der Pfarrer zum Halten von Vieh berechtigt und wohl auch wegen seines Ein- und Auskommens gezwungen war. Das dazu gehörige Pfarrlehn war ein größerer Besitz, der selbst nach Abtrennung verschiedener Grundstücke 55 ha zählte. Darin waren 38 ha Wald inbegriffen. Demnach ergab sich die Größe eines stattlichen Bauernhofes. 1540 durfte der Pfarrer ,,15 Rindshäupter und 1 Pferd“ halten, 1613 aber, nach der Auspfarrung Schellenbergs, nur noch 10 Stück Rindvieh.

Der Pfarrer

Dem Pfarrer mussten in alten Zeiten Frondienste geleistet werden. Aus Aufzeichnungen aus dem Jahre 1613 können wir ersehen, dass die Begüterten aus den eingepfarrten Gemeinden am Gründonnerstag 7 Schock Eier liefern mussten Auf diese Verpflichtung stoßen wir noch 1849. Für die Frondienste mussten 1613 den „Ackerleuten eine Mahlzeit, denen aber, die den Pflug trieben und denen, die die Egge führten, 1 Pfennig“ Entschädigung vom Pfarrer gezahlt werden. An Opfergeldern war damals auf das 4. Quartal von ,,jedes Mensch“ über 12 Jahre 1 Pfennig abzuführen. Der Pfarrer hatte ,,samt seinem Weibe uff allen Wirtschaften (so wurden die Hochzeitsfeiern damals genannt) Freiheiten den ersten Tag“. Hiernach haben diese Feiern mehrere Tage angedauert. Die Größe des Pfarrbesitzes und sein landwirtschaftlicher Charakter haben den Pfarrern mancherlei Drangsale in Kriegs- und Notzeiten gebracht. In den Kirchenbüchern aus der Zeit des sieben- und des dreißigjährigen Krieges sind mancherlei Schilderungen der Nöte, die durch die Kriegszeiten und Durchmärsche der Truppen verursacht wurden, vermerkt. Pfarrer Merkel hat die Geschehnisse von 1806-1813 in einer besonderen Chronik niedergeschrieben Die Kirchenbücher des Pfarramtes beginnen mit dem Jahre 1563. Sie sind noch gut erhalten, beginnen mit den einfachsten Aufzeichnungen über Taufe, Trauung und Tod, werden aber mit der Zeit immer vollständiger und enthalten zwischen den Personeneinträgen zeitgenössische Bemerkungen über die örtlichen Verhältnisse Die Pfarrer von Flöha waren zugleich Ortsschulinspektoren für Falkenau.

Als Pfarrer amtierten:

1499 - 1539 George Quaas aus Schellenbergwar bis zur Reformation 1539 paptistischer Pfarrer, hat vermutlich noch einige Jahre nach der Reformation amtiert.
- 1562 Martin Heindel (Hentzel) aus Regensburg.
1561 - 1609 Johann Sturm aus Chemnitz.
1608 - 1632 Samuel Fabricius aus Zethau.
1634 - 1648 Elias Esias Kufendörffer (Pufendorf) aus Großolbersdorf.
1648 - 1690 dessen Sohn Jeremias Pufendorf.
1690 - 1719 Martin Müller aus Roßwein.
1719 - 1726 Ephraim Richter aus Langenstriegis.
1726 - 1737 Daniel Thomasius aus Radeberg.
1738 - 1774 Magister Gotthelf Seyrich aus Dresden.
1774 - 1796 dessen Sohn Friedrich Johann Gotthelf Seyrich.
1796 - 1828 Magister Friedrich Gottlieb Merkel aus Liebenwerda.
1829 - 1834 Magister Johann Heinrich Winter aus Torgau.
1834 - 1840 Magister Gottlieb Walther aus Voigtsdorf.
1841 - 1854 Johann Gottlieb Schiefer aus Ebersdorf.
1855 - 1873 Christian Gottlieb Moritz Seltmann aus Oberwiesenthal.
1873 - 1892 Friedrich August Kummer aus Herrndorf.
1892 - 1915 Richard Theodor Axt aus Niederstriegis.
1915 - 1921 Superintendent Johann Gottlob Dinter.
1921 - 1928 Superintendent Bruno Gustav Richard Wolf.
seit 1928 Superintendent Dr. phil. Johannes Georg Krönert.

Seit 1896 wurden in der Parochie Hilfsgeistliche eingewiesen, da die Parochiegemeinden starke Bevölkerungszunahmen aufzuweisen hatten. Im Jahre 1913 wurde die Stelle eines 2. Geistlichen errichtet. Als solche waren tätig:

1913 - 1925 Arthur Julius Jäger.
1926 - 1931 Ernst Theodor Gottfried Pollack (nachmaliger Pfarrer in Falkenau).
seit 1931 Gotthold Hermann Däßler.

Falkenauer Inhaber von Kirchenstühlen

Die gebührenpflichtigen Stühle sind seit 1880 in Wegfall gekommen, sie waren ein Vorrecht der an gesessenen Parochianen. Die Besitzer des Erbgerichts hatten einen erblichen Stuhl, die Forstbehörde zu Plaue einen Amtsstuhl und die Besitzer des Erbgerichts Flöha besaßen eine eigene, an die Kirche angebaute Kapelle. Die Stühle selbst unterschieden ich noch für männliche und weibliche Inhaber. Aus Familien-Forschungs-Gründen seien die letzten Inhaber solcher Kirchenstühle aus Falkenau verzeichnet: Letztes Lösungsjahr

1) K. Glieb. Oehme, Zimmermann 1842
Olob. Fr. Hofmann, Zimmermann 1849
2) K. Hrch. Hösel, Materialwarenhändler 1850
3) Joh. Glieb. Bäßler, begüterter Gerichtsschöppe 1821
4) K. Gotth. Seyfert, Gutsbesitzer und Fleischer 1844
5) K. Glieb. Fiedler, Mühlenbesitzer 1842
Fr. Aug. Fiedler, Fabrikbesitzer 1856
6) K. Friedr. Schreyer, Lehngutsbesitzer 1829
7) Friedericke Beaumont, Fabrikbesitzerin 1842
8) Glob. Friedr. Otto, Strumpfwirkermeister 1842
9) Sophie verw. Hartwig, Gasthofbesitzerin 1841
Carl Friedr. Hösler,Gasthausbesitzer 1855
Joh. Gottfr. Lange, Gasthausbesitzer 1857
Christ. Juliane Lange, Gasthausbesitzerin 1865
10) Friedr. Kluge, Gutsbesitzer 1842
K. Friedr. Wächtler, Gutsbesitzer 1859
11) Joh. Andr. Auerbach, Gutsbesitzer, Gemeindevorstand 1835
12) Joh. George Rudolph, Hüfner 1813
Clemens Wirth, Erbrichter 1849
13) Ehrengottfried Berger, Kinderlehrer 1842
14) K. Friedr. Nendel, Fabrikarbeiter 1842
K. Gfried. Franke, Zimmermann 1864
15) K. Glieb. Berger, Gutsbesitzer 1828
K. Friedr. Berger, Gutsbesitzer 1853
16) Rosine Richter, Hausbesitzerin 1842
K. Aug. Richter, Fabrikarbeiter 1858
17) Joh. K. Kühn, Gutsbesitzer 1829
Fr. Wilh. Kühn, Gutsbesitzer 1850
18) Joh. George Rudolph, Hüfner 1812
Karl Friedrich Wirth, Erbrichter und Gutsbesitzer 1851
Herm. Ludwig Linke, Erbrichter und Gutsbesitzer 1856
19) K. Glob. Otto, Strumpfwirkermeister 1845
C. David Otto, .Strumpfwirkermeister 1858
Karl Friedr. Otto, Strumpfwirkermeister 1870
20) Karl Friedr. Berger, Gutsbesitzer 1855
21) Joh. Gfried Richter, Hüfner 1831
Christ. Friedr. Richter, Hüfner 1850
22) Fr. Aug. Ranft, Hüfner 1842
K. Glieb. Naumann, Hüfner 1870
23) Joh. Glob. Naumann, Hüfner 1830
Gebrüder Joh. Glob. und Ernst Jul. Naumann 1856
24) Joh. Ghelf Richter, Getreidehändler 1842
Fr. Leberecht Ranft, Gutsbesitzer 1870
25) Joh. Glieb. Birkigt, Fabrikarbeiter 1842
26) K. Aug. Eichler, Fabrikarbeiter 1833
27) K. Friedr. Kluge, Fabrikarbeiter 1842
28) K. August Kluge, Huf- und Waffenschmied 1836
29) Christ. verw. Aßmann 1842
Joh. Albrecht Morgenstern, Tischlermeister 1848
30) Joh. Glieb. Bäßler, Hüfner 1821
31) K. Friedr. Wirth, Erbrichter 1842
Herm. Ludwig Linke, Erbrichter 1856
Fürchtegott Sey, Erbrichter 1859
32) Joh. Glob. Naumann, Hüfner 1850
33) Gutsbesitzer Schreyer aus Langes Gut 1842
34) K. Friedr. Schreyer, Lehngutsbesitzer, für den „Garten in Gückelsberg“ 1830
35) K. Friedr. Ranft, Floßholz-Verkaufsverwalter 1821
36) K. Trggt. Scherzer, Zimmermann 1846
37) Fr. Glob. Grünert 1846
38) Gottfr. Dippmann, Zimmermann 1842
K. Wilh. Dippmann, Garnpacker 1870
39) K. Hrch. Hösel, Fabrikarbeiter 1843
40) Glob. Friedr Grünert 1842
42) Mstr. K. Ghelf. Seyffert Gutsbesitzer und Fleischer 1844
Joh. Gfried. Lange Gutsbesitzer und Schankwirt 1850
Fr. Aug. Naumann Gutsbesitzer und Schankwirt 1853
43) Ghelf. Naumann, Zimmermann 1842
44)
45) Ehr. Frdr. Hecker, Handarbeiter 1842
46) Fr. Ghelf. Oehme, Zimmermann 1842
Glob. Friedr. Hofmann, Zimmermann 1849
47) Rudolph 1826
Wirth siehe auch Stuhl 18 1849
Linke 1856
Glob. Wilh. Müller 1862
48) Glob. Friedr. Otto, Strumpfwirkermeister 1842
Glob. Friedr. Otto, Strumpfwirkermeister 1842
Glob. Friedr. Otto, Waldarbeiter 1861

Nr. 1 - 31 sind Männerstühle, 32-48 Frauenstühle.

Die Kirchgemeinde Falkenau

Die Gemeinde Falkenau hatte auch jährlich 2 Klafter Holz an den Kantor zu Flöha zu liefern. Diese Verpflichtung wurde im Jahre 1865 durch Abfindung in Bar abgelöst. Am Luthertag 1883 wurde eine eigene Feier veranstaltet. Illumination der Häuser und ein Fackelzug der Vereine und Schulkinder am Vortag leiteten das Fest ein. Am 11. November wurden auf dem damaligen Schulplatz, dem heutigen Wettinplatz, 2 Lutherbäume gepflanzt. Dabei wurde 1 Flasche mit Urkunden in die Erde versenkt. Am Abend verband die Einwohner eine Feier im Klemmschen Gasthof, in der Lehrer Becher einen Vortrag über Luthers Leben hielt. Die eine der Linden trägt heute eine Gedenktafel des Erzgebirgsvereins mit der Aufschrift: „Luther-Linde - gepflanzt 10. Nov. 1883“.

In den 1890 er Jahren wurden hier regelmäßig Weihnachtsmetten durch die Lehrer und Schulkinder veranstaltet. Die Selbstständigmachung der Gemeinde Falkenau als Kirchgemeinde ist jahrzehntelanges Bestreben der Einwohnerschaft gewesen. 1888 sind die ersten Wünsche wegen der Errichtung eines eigenen Friedhofs laut geworden. Diesem Bedürfnis wurde 1921 durch die Anlage eines gemeindeeigenen Friedhofes am Eichwald Rechnung getragen.

Mit Rücksicht aus die Auspfarrungsbestrebungen wurden im Pfarramt zu Flöha die Kirchenbücher für Falkenau bereits vom Jahre 1900 an getrennt geführt. 1926 wurde eine eigene Kirchgemeinde gebildet. Kirchlichen Zwecken dient ein Pfarrhaus, das die Amtsräume und die Wohnung des Pfarrers und die Wohnung des Kantors enthält. Die Gottesdienste und sonstige kirchliche Handlungen werden im Schulsaal und teilweise in der Friedhofskapelle abgehalten. 1935 wurde ein Glockenturm in der Siedlung am Eichwald erbaut und ein 3-stimmiges Geläut beschafft. In der neuen Kirchgemeinde amtierten als Pfarrer

1926 - 1931 Ernst Theodor Gottfried Pollack
1932 - 1935 Martin Rudolf Wischner
1935 - 1936Max Rudolf Döhler
1936 - 1938 Heinrich Hermann Friedrich Meyer
seit 1938 Pfarr-Vikar Bruno Max Holler.

3. III. Teil

3.1. Abschnitt 6 Bauerntum und Bergbau

3.1.1. Das Bauerntum 95

Die Dorfheimat verdankt ihm ihre Gründung und Besiedlung: Kaiser Barbarossa begann nach 1160 den Pleißnergau (zwischen Altenburg und Oederan, Leisnig und dem Erzgebirge) den böhmischen Grenzwald zu besiedeln. Er nahm treue Vasallen aus dem Reichsland an der Saale, der Unstrut und dem Orlagau und beauftragte diese mit der Durchführung der Besiedlung. Es kolonisierten so auch die Schellenberger zwischen der Zschopau und der Oederaner Straße. Bäuerliche Ochsenkarren rumpelten immer wieder durch die nahe kleine Stadt Chemnitz . In dem Gebiete zwischen Chemnitz und Oederan waren es hauptsächlich Thüringer aus dem Orlagau. Bald entstanden deutsche Waldhufendörfer mit den langen Gutsstreifen, die vom Bachtal aus zur Höhe streben. So entstand auch unsere Dorfheimat um die genannte Besiedlungszeit.

*

Die urkundlichen Nachweise über die Besitzer der Hufengüter unserer Heimat gehen bis 1540 zurück. Nach dem ältesten Amtserbbuch des Amtes Augustusburg waren zu dieser Zeit 15 Hufengüter vorhanden. Diese Anzahl hat vermutlich seit der Besiedlung bestanden, sie besteht auch heute, nach 5 Jahrhunderten, noch. Demnach sind die hier vorhandenen Erbhöfe gleichen Alters. Nur die Eigentümer haben gewechselt, die Sippen haben unter Drangsalen von Kriegen, Pest und Hunger mitunter ihre Höfe verlassen oder sind gestorben. 3 dieser Höfe blieben trotz alledem im Eigentum ihrer Sippen von 1540 und früher: die heutigen Erbhöfe Teichmann, Schreyer und Naumann.

*

Zwei der Hufengüter waren von alters her ,,begnadet„. Sie waren von den der Herrschaft Schellenberg sonst von allen Bauern zu leistenden Bau-, Hof-, Holz-und anderen Fuhren und von Handdiensten befreit. Die Befreiung erstreckte sich nicht auf die sonst noch zu zählenden Hufengelder, Steuern, Zinsgetreide- und anderen Gefällen. Die Begnadigung genossen das Richtergut (das Erblehngericht)und das Lehnrichtergut, das frühere Vorwerk. Die hierüber vorliegenden Urkundenstammen aus dem Jahre 1592. Kurfürst August, der 1553-1586 regierte, hat die Begnadigung während seiner Regierungszeit ausgesprochen.

*

Die Gerichtsbücher der alten kursächsischen oder herzoglich sächsischen Ämterbilden eine reiche Quelle für die Forschung. Diese Bücher, meist stattliche Lederbände, sind im Sächsischen Hauptstaatsarchiv aufbewahrt. Sie bestehen in einfachen Abschriften der aufgenommenen Urkunden Die Urkunden selbst waren entweder den Beteiligten in der Urschrift überlassen oder in den Archiven der Ämter aufbewahrt und sind meistens verloren gegangen. Zu wichtigen Rechtshandlungen zogen die Beteiligten Zeugen aus ihrer Verwandtschaft zu. Die Urkunden wurden von den Amtsschöffern oder Gerichtshaltern aufgenommen oder diesen Amtspersonen von den Beteiligten schriftlich übergeben. Oft war der Pfarrer der Verfasser der Schriftstücke. Den Hauptteil der Gerichtsbücher bilden die Erbkäufe (Käufe von Bauerngütern, Häusern, Gärten), Pachtverträge, Testamente, Erbteilungen, Verzichte (d. h. Quittungen über empfangene Kaufgelder oder Erbteile und ähnliches). Die Sprache der Urkunden ist kernig und bildkräftig. Die altertümliche Rechtschreibung und oft schnörkelhafte Handschrift bereiten anfangs dem Studium einige Schwierigkeiten Diesen Urkunden und der Mitarbeit Dr. Schreyers verdanken wir die nach- stehenden Feststellungen, aus denen für 5 Jahrhunderte der Nachweis über die Besitzverhältnisse der ursprünglichen Und heute noch bestehenden heimatlichen Bauerngüter geschöpft werden kann.

3.1.1.2. Die Bauerngüter der Dorfheimat 97

	15.				14.				13.
	Lehngut								
	1 Hufe				3/4 Hufe				1/2 Hufe
___________	____________________________			___________	____________________________			___________	____________________________
"	Quaß, Nirkel			(1542)	Kühn, Bartel			(1542)	Richter, Simon
1486	Quaß, Gregor			(1551)				(1551)	
"	Richter, Jakob			"	Kühn, George 			(1591)	
				"	dessen Erben				
1500	dessen Erben			1569	Kühnin, verw			1601	dessen erben
								"	Ricter, Jacob 
(1542)	Richter Georg			(1591)	Richter, Jacob			"	und Richter Hanß 
								"	Richter Jakobs Erben
(1551)	dessen Erben								
1578	Richter George			1621	Richter George 			1651	Richter-, Martin
(1591)				"	dessen Erben			"	dessen Erben
1649	Richter, Israel								
1690	dessen Erben			1667	Richter Georg			1714	Richter, Christian
1708	Stephani, Gottfried			1702	Richter Elias Ranft, 			1740	Richter, Conrad
1710	dessen Erben			"	Maria Sophia				
1731	Höhle, Andreas			1741	Naumann, Hanß			1775	Richter, Simon
1735	Höhle, Susanna verw.			1775	Naumann, Joh. Bottlieb			1809	Richter, Johann Gottfried
1736	Caßel, Cath Sophia 			1797	Naumann, Gottlieb 			1849	Richter Christian Friedrich
"	verw.			"	dessen Erben				
1752	deren Erben			1821	Naumann, Joh. 			1884	Teichmann Ernst Bernhard
				"	Christiane verw.				
1764	Kunz, Joh. Charlotte 			1823	Berger, Karl Bottlob			1913	Teichmann Georg Artur
"	verw, geb. Caßel			1851	Berger Carl Friedtich				
1767	Kaden, Benjamin			1886	Berger, Carl Richard				
1779	Ranft, Siegmund			1899	Kunz, Otto Richard				
"	Wilhelm								
1780	Ranft, Siegmund								
"	Wilhelm								
1795	Schreyer George 								
"	Conrad								
1802	dessen Erben								
1802	Schreyr Joh. Eleonora 								
"	verw.								
1820	Schreyer, Karl 								
"	Friedrich								
1872	dessen Erben								
1883	Gerlach, Adolph 								
"	Ludwig								
1888	Stecher Ferdinand 								
"	Wilhelm								
1890	Friedrich, Gustav 								
"	Ernst Emil								
1911	Kommanditgesellschaft 								
"	Fa.Bg. Liebermann								
1915	Aktiengesellschaft 								
"	Bg.Liedermann Nachf.
 		15.
	Lehngut
	1 Hufe
___________	____________________________
"	Quaß, Nirkel
1486	Quaß, Gregor
"	Richter, Jakob
	
1500	dessen Erben
	
(1542)	Richter Georg
	
(1551)	dessen Erben
1578	Richter George
(1591)	
1649	Richter, Israel
1690	dessen Erben
1708	Stephani, Gottfried
1710	dessen Erben
1731	Höhle, Andreas
1735	Höhle, Susanna verw.
1736	Caßel, Cath Sophia 
"	verw.
1752	deren Erben
	
1764	Kunz, Joh. Charlotte 
"	verw, geb. Caßel
1767	Kaden, Benjamin
1779	Ranft, Siegmund
"	Wilhelm
1780	Ranft, Siegmund
"	Wilhelm
1795	Schreyer George 
"	Conrad
1802	dessen Erben
1802	Schreyr Joh. Eleonora 
"	verw.
1820	Schreyer, Karl 
"	Friedrich
1872	dessen Erben
1883	Gerlach, Adolph 
"	Ludwig
1888	Stecher Ferdinand 
"	Wilhelm
1890	Friedrich, Gustav 
"	Ernst Emil
1911	Kommanditgesellschaft 
"	Fa.Bg. Liebermann
1915	Aktiengesellschaft 
"	Bg.Liedermann Nachf.
 		14.
	
	3/4 Hufe
___________	____________________________
(1542)	Kühn, Bartel
(1551)	
"	Kühn, George 
"	dessen Erben
1569	Kühnin, verw
	
(1591)	Ricbter, Jacob
	
	
1621	Richter George 
"	dessen Erben
	
1667	Richter Georg
1702	Richter Elias Ranft, 
"	Maria Sophia
1741	Naumann, Hanß
1775	Naumann, Joh. Bottlieb
1797	Naumann, Gottlieb 
"	dessen Erben
1821	Naumann, Joh. 
"	Christiane verw.
1823	Berger, Karl Bottlob
1851	Berger Carl Friedtich
1886	Berger, Carl Richard
1899	Kunz, Otto Richard
	

Die bäuerlichen Anwesen bestanden somit ursprünglich aus

2 Hufengüter mit 1 1/2 Hufe Größe
5 “ mit 1 „
3 “ mit 3/4 „
5 “ mit 1/2 „

Die Größe der Hufe ershe man im Anhang: Älteste Maße und Gewichte2).

Mit Rücksicht auf die ursprüngliche Bedeutung der bäuerlichen Anwesen für die Dorfheimat soll diie Geschichte der „begnadeten“ Güter und der 3 Erbhöfe, die heute noch im Besitze der siedelnden Sippen sich befinden, mit festgehalten sein.

3.1.1.3. Das Lehngut 103

Kurfürst August von Sachsen (1526 - 1586) hat dem früher als „Vorwerk“ bezeichneten Gute unter dem damaligen Besitzer Israel Richter, Oberförster zu Seiffen, der es von seinen Vorfahren ererbt, ,“Freiheiten und Zugehörungen“ bewilligt. Hiernach war der Besitzer von allen Bau-, Hof-, Holz- und anderen Hof-sowie Handdiensten befreit. (Vgl. Geschichte des Erbgerichts). Das Gut wird am 18. Juli 1657 zum Lehngut ernannt, 1700 wird dasselbe als „Kanzlei-Lehngut“ und seine Größe mit „ungefähr“ 1 1/4 Hufe bezeichnet.

3.1.1.4. Erblehngericht 103

In vielen ländlichen Gemeinden führt eins der hervorragendsten Güter die Bezeichnung „Erbgericht“. Diese verdanken ihre Bezeichnung einer Zeit, in der unsere Heimat noch wenig besiedelt war. Die Gründung neuer Ortschaften erfolgte meist durch kluge, unter ihresgleichen angesehene Leute, denen es gelang, eine Anzahl von Bauern zur Ansiedlung an der betreffenden Stelle zu bewegen. Diese „Unternehmer“ schlossen darüber Verträge mit dem Grundherrn (dem Fürsten oder Adligen, hier mit dem Herrn von ,,Schellenberg“) ab, worin sie die Verpflichtung übernahmen, eine bestimmte Anzahl von Hufen Lands mit Ansiedlern zu besetzen. Für die darauf verwendete Mühe erhielt der Unternehmer als erbliches, im Notfalle auch auf seine weiblichen Nachkommen übergehendes Eigentum, die ,,Schultesei des Dorfes“. Diese bestand in dem Schulzenamt, das seinen Inhaber den Vorsitz im Dorfgericht zur Entscheidung der Fälle der niederen Gerichtsbarkeit verlieh und das außerdem mit den Befugnissen eines Gemeindevorstehers ausgestattet war; sein Inhaber hatte die polizeiliche Aufsicht über das Dorf zu führen. Außer einigen geldlichen Bezügen bei Verhängung von Strafen wurde ihm ein Teil der Gemeindeflur, frei von Abgaben, Zinsen und Zehnten überlassen. Dadurch war der Inhaber des Amtes schon wesentlich besser gestellt, wie seine bäuerlichen Berufsgenossen. Das hob sein Ansehen in der Gemeinde.

Ferner war mit dem Erbgericht die Befugnis verbunden, die Schankgerechtigkeit auszuüben und Durchreisende über Nacht zu beherbergen, so dass der Erbgerichtsbesitzer der einzige Bauer mit den Rechten, wie sie sonst in den Städten bestimmten Zünften der Bürger verbrieft, im Dorfe war. Diese Befugnisse waren nicht der Person des Erbrichters verliehen, sondern ruhten auf dem Grundstück als sogenannte Realgerechtigkeiten die so lange unangetastet blieben, als nicht das Grundstück seinen Besitzer wechselte. Ging es durch Verkauf in andere Hände über, so mussten die Vorrechte durch den Grundherrn neu bestätigt werde.

Das hiesige Erbgericht hat diese Rechte bereits vor 1557 besessen und bis zum Jahre 1836 ausgeübt. In diesem Jahre verkaufte der damalige Erbrichter Wirth die „Befugnis des Bier- und Branntweischankes, zum Gäste setzen und zum Musik-und Tanzhalten sowie alle in den vollen Gasthofsgerechtigkeiten“ inbegriffenen Rechte auf seinen Gutsnachbar Richter, nachdem das zuständige Finanzministerium Genehmigung erteilt hatte. Über die weitere Entwicklung dieses Schankbetriebes ist unter Abschnitt Gewerbe berichtet.

Das Erbgerichtsgut hatte ursprünglich die Größe von 3/4 Hufe. Kurfürst August (1556-1588) hat das Gut mit, „Gerechtigkeiten, Freiheiten und Zubehörungen“ versehen. 1592 erstrecken sich die Freiheiten auf 1 1/2 Hufen. Diese Erweiterung ist aus dem Zulauf „eines Beigütleins“ herzuleiten, wodurch die Gutsfläche vergrößert worden war. Selbst die Mühle in „Oberfalkenau“ hat um 1649 kürzere Zeit als Bestandteil des Erbgerichts (sie war vom damaligen Besitzer zugekauft worden) die Vergünstigungen der Freiheiten mit genossen, obwohl die übrigen Bauern des Dorfes hiergegen höchsten Ortes Verwahrung einlegten. Denn die Frohn- und Zinsdienste waren gemeindeweise festgelegt; fiel ein Pflichtiger aus, mussten die übrigen diesen Teil mit aufbringen. 1655 beschwert sich demgemäß „die ganze Gemeinde“, allerdings ohne Erfolg an haben. Es wird vielmehr die Erstreckung der Freiheiten aus das Mühlengut ausdrücklich festgestellt. Gewiss hat hierbei das Wohlwollen des Kurfürsten gegenüber dem Ehemanne der damaligen Besitzerin für seine 16jährigen Kriegsdienste im 30jährigen Kriege als Hauptmann, mitgewirkt. Diese Verfügung ist nicht ohne Interesse. sie lautet in Urschrift:

„Wir haben auf Herrn bestellten Hauptmann Abraham Kluges Eheweib demütigstes Supplico und dem daraus eingereichten unterthändigsten Bericht u.s.w. aus gnade bewilligt, dass ihr zu Falkenau vor zweyen (gemeint ist 1 Beigut und das Mühlengut) ihrer von Kaufs Beigütlein, gleich dem Richtergut von den Bau-, Hof-, Holz- und anderen Fuhren samt der handdiensten hierdurch gänzlich befreit sein soll. Was aber die Hufengelder, Steuern, Zinsgetreide und andere Gefälle betrifft, die müssen ein weg als den anderen verrechnet und abgetragen werden. Begehre deshalb, hiermit befehlend, du wolltest Supplicantin also bescheiden und es Unser dir anbefohlenes Amt Registro. auch auf Begehren ein beglaubigten Schein darüber erteilen. F r e i b e r g, den 21. September 1619. Johann George Churf“

An die Amtsschaften zu Augustusburg

Auch später wird diese Bestätigung wiederholt:

„Friedrich August, König und Kurfürst pp. pp. Lieber getreuer! Was gestalt vier Hufen unter den dir anvertrauten Amte, als 1 1/4 Hufe zu Falkenau des Richters und eines Kanzleilehngutes pp. pp.

vermöge derer Erbbücher ganz dienstfrei, jedoch aus versehen, von vorigen Zeiten her mit unter die Anzahl derer Hufen gezogen worden, und was du sonsten angeführt und uns anheim gestellt, haben wir uns nach dem vom 17. August unlängst eingereichten allerunterthänigsten Bericht mit mehreren vernommen.

So ist unser Befehl hierdurch, du wolltest diese 8 Gulden (also die zu Unrecht erhobenen ) Hufengelder nunmehr kraft dieses gehörigen Ortes gänzlich ab- und passierlich verschreiben, welches die zur Resolution zu vermelden gewesen, und geschieht daran unsere Meinung. 23. November 1700.

Curth Heinrich v. Einsiedel. Johann Gabriel Lotter.“

Der Oederaner Chronist G. D. Staberoh schreibt im Oederaner Wochenblatt im Jahre 1844:

Der große Kurfürst August befand sich im Jahre 1557 in den Forsten bei Oederan und Schellenberg auf der Jagd. denn dreimal dicker waren um diese Zeit noch die Waldungen bei Oederan als dermalen. Das Freigut bei der Stadt, dann das Hetzdorfer Lehngericht, sowie das L e h n g u t in F a l k e n a u (gemeint ist das Erblehngericht), welche alle drei viel Freiheit genossen, waren stets die Jagdquartiere dieses Kurfürsten, wo auch sein Bruder Moritz und dessen Vorfahr Friedrich der Großmütige auf ihren Jagden gar oft hier einkehrten, wo unter anderen der letztere auf dem Lehngut sich derart betrunken hatte, was ihm oft passierte -, dass man ihn in einem sehr bedenklichen Zustand nach dem nahen Schellenberge zu dem Schösser dort auf einen Wagen bringen ließ, um dort mit den nötigen Mitteln ihm beizuspringen. Aus den damals grundlosen, schlechten Wegen dahin zerbrach der Wagen und 10 starke Männer (Jagdtreiber aus dem Gefolge) waren kaum hinreichend, den großen wohlgenährten Landesvater vollends an jenen Ort zu bringen, wo indessen und zwar durch einen neuen Rausch das Gleichgewicht seiner guten Natur wieder hergestellt wurde. Die Schösser in Schellenberg machten damals große Häuser und beherbergten gemeiniglich ihre jagdlustigen Fürsten. Um 1557, als Kurfürst August hier jagde, lag die ansehnliche Schösserwohnung noch in Trümmer. (Sie war am 24. April 1547 durch Blitz zerstört, der Schösser war vom Blitz erschlagen).

In der einstweiligen Wohnung nun hatte Kurfürst August an dem obengenannten Tage übernachtet. Er mochte nicht zum besten bewirtet worden sein, so wie vielleicht Tage vorher in den genannten Wirtshäusern 4) und saß außerhalb seines Nachtquartiers aus einer umgestürzten Säule Trümmer des ruinierten Schlosses, das aber nicht auf dem Platz der nachmaligen Augustusburg, sondern viel weiter nordwestlicher am Abhang des Berges stand. Sinnend zirkelte hier der Kurfürst mit seinem Hirschsänger im Sand. Es waren die Umrisse zu seiner Augustusburg, die er bei seiner Rückkehr nach Dresden im Abriss seinem Baumeister vorlegte und auch sogleich zum Bau der jetzigen Augustusburg Anstalt traf, denn er musste ein Jagdschloss haben hier in diesen damals wildreichen Forsten, die weit hinauf nach Böhmen und dessen Grenze sich erstreckten und fast 200 Jahre nach ihm noch viele Tausend Stück Schwarz- und Rotwild, sogar Bären und Wölfe beherbergten. In 4 Jahren war die Burg vollendet. August betrieb und ordnete diesen Bau selber, er reiste anfangs allemal durch Oederan 5), wenn er seine Burg besuchte. Der abscheuliche Weg dahin ließ ihn bald einen anderen suchen. Von Freiberg aus wurde über Brand, Langenau, Reichenbach, den Oederaner Tännicht bis nach Hohenfichte ein Weg ausgehauen, der über einen Kamm der dortigen Gegend fortlief, ohne die Defileen zu passieren und der Fürstenweg genannt wurde, wie er noch heute heißt und besteht.“

3.1.1.5. Schenkengut 105

Das Schenkengut Das Gut Ortsliste Nr. 20, das wegen seiner ehemaligen Schankgerechtigkeit hier so bezeichnet wird, besteht nicht mehr, es ist im 19. Jahrhundert fast restlos zu den Fluren des Erbgerichts geschlagen worden.

Auf den an der Straße nach Hetzdorf zum Gute gehörigen Fluren stand im 19. Jahrhundert die ehemalige Schmelzhütte und Tuchwalke. 1587 wurde von dem damaligen Besitzer des Bauernhofes, Michael Becker, und von dem Besitzer des benachbarten Erbgerichts, George Richter, je ein Grundstück „zu einem kurfürstlichen Hüttenbau“ für 100 bzw. 200 Gulden erworben. Die Grundstücke sind nach Verfall oder Abbruch der Hütte an die früheren Besitzer beziehentlich deren Nachfolger im Besitz zurückgefallen Das heutige Tuchwalkengrundstück ist später wieder vom Stammgrundstück als Einzelgrundstück abgetrennt worden.

Das Gut hatte die Große 1 Hufe. Auf ihm war auch 1 Kalkofen errichtet. Diese erhielt als Bauernanwesen 1843 Selbständigkeit (Ortsliste Nr. 52) und wurde vom Gute abgetrennt. Die Bezeichnung „Kalkofen“ ist bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben, von dem ehemaligen Kalkofen sind noch Reste vorhanden.

Auf dem dem Gute benachbarten Erbgericht ruht, wie in dessen Geschichte ausgeführt, Schankgerechtigkeit. Der Erbgerichtsbesitzer verkaufte 1836 dieses Recht den damaligen Besitzer des Gutes Nr. 20, Gottlieb Richter. Bis 1896 hat der später erbaute Gasthof auf den im Dorfe liegenden Fluren des Gutes gestanden. Dann wurde auf einem Trenngrundstück ein neuer Gasthof erbaut. Die Gutsgebäude wurden abgebrochen, der alte Gasthof zu Wohnzwecken umgebaut, das Gelände mit Gefolgschaftswohnhäusern und 1 Ledigenheim der Firma Liebermann bebaut. Soweit hierzu erforderlich, wurde das Gutsgelände von dieser Firma erworben, der größere Teil aber dem Erbgericht zugeschlagen. Das Gut wurde zur Zeit der Verpachtung an den Pächter Müller im Volksmunde auch „Fuchsmüllergut“ genannt. Hierfür war die Vorliebe des Pächters für diese Pferderasse maßgebend. Müllers Pachtvorgänger, der Bauer Louis Klemm, wurde bei Ausübung seines Berufes 1880 auf seinen Feldern vom Blitz erschlagen.

3.1.1.6. Erbhof Teichmann 107 3.1.1.7. Schreyerscher Erbhof 107 3.1.1.8. Erbhof Naumann 107

3.1.2. Der Bergbau 109

Der sächsische Bergbau ist bis in das 12. Jahrhundert zurück urkundlich nachweisbar. Sicher ist auch, daß zwischen 1170 und dem 13. Jahrhundert in der O e d e r a n e r G e g e n d Erzbergbau getrieben worden ist, doch fehlen darüber urkundliche Nachweise. Seit 1466 erst besteht ein Gesetz, nach dem jede Grubenverleihung in ein Bergbaubuch eingetragen werden mußte. Von 1357 bis 14466 war der sächsische Bergbau infolge Pestepidemien, politischer Wirren Und Münzverfalls und nicht zulezet wegen technischer Unzulänglichkeiten in Verfall geraten. Nach dieser Zeit kümmerte sich der Staat mehr als zuvor um die Grubenverwaltung. Im 16 Jahrhundert kommt demzufolge eine zweite Blütezeit für den sächsischen Bergbau.

In diese Zeit fällt auch der Beginn des einheimischen Bergbaues. Die infolge der fortwährenden Zuwanderung von Bergleuten erforderliche Ausdehnung der Berganlagen in und um Freiberg hat neben den vorhandenen geologischen Ursachen die Erzsuche im Falkenaner Gebiet gezeitigt.

Nach den vorhandenen Unterlagen haben am 16. und 17. Jahrhundert nicht weniger als 29 Schächte aus Falkenauer Fluren gestanden.

  1. Andreas Müllers tiefer Stollen 1582-1583
  2. Bescheert Glück Maasen 1583-1586
  3. Gabe Gottes Maasen 1583-1586
  4. George Fundgrube 1584
  5. Junger Fürst zu Sachsen, Herzog Christian Fundgrube 1583-1585
  6. Kurfürfsten zu Sachsen, meines gnädigen Herrn Herzog Augustus tiefer Erbstolln 1585-1610
  7. Bescheerte Gabe Gottes des Herrn von Schönberg 1584-1586
  8. Galenus Flachen 1586-1588
  9. Achillesspat 1586-1588
  10. Heilige Dreifaltigkeit 1597
  11. Johannes Erbstollen zu Falkenau auf George Naumanns Gütern 1674
  12. Hirsch Erbftollen zu Falkenau auf George Naumanns Gutern 1675
  13. Bescheert-Glück-Erbstollen am Dürrenberge 1688
  14. Großer Segen Gottes zu Falkenau ' 1690
  15. Silberne Jungfrau zu Faltenau 1690
  16. Fried- und Ewigkeitsgrube (am Schoßberg) 1690
  17. Gunter Willkomm (am Schoßberg) 1690
  18. Großer Willkomm 1699
  19. Großer Willkomms-Erbstolln 1700 1709
  20. Ranken-Crantz-Erbstollen, Spatgang im Zechengrunde 1711
  21. Goldne Aue-Erbstolln im kurfürstlichen Walde bei Falkenau 1711 1758
  22. Unverhofft Glück Erbstollen, flacher Gang « 1717
  23. Unverhofft Glück-Erbstollen 1727–1732 24)
  24. Hilfe-Gottes-Erbstollen, stehender Gang 1733
  25. Zwei Bruder -Erbstollen 1745 1776
  26. Emaunuel-Erbstollen 1754–1785
  27. Sonnenglanz Fundgrube 1775-1783
  28. Grüner Wald-Erbstollen 1777-1778
  29. Xaverius -Erbstollen 1788–1792

Daß vor allem ehemals im Falkenauer "Z e ch e n g r u n d" ein nicht unbedeutender Bergbau umgegangen ist, bezeugen heute noch die vielen Halden und Pingenzüge, sowie eine Anzahl Stollenmundlöcher. Wieviele Wanderer, einheimische und fremde, haben sich zwar an der Schönheit des „Grundes“ und des „Schieferbachtales“ erfreut, ohne sich der Vergangenheit dieses Erdenstriches bewußt zu sein. Und auch hier ist es wieder der einfache Volksverstand gewesen, der die den beiden Gründen in Urväters Zeiten gegebenen Bezeichnungen von Generation zu Generation erhalten hat. Für den einen waren die darin befindlichen Zechenanlagen, für den anderen der Ursprung des an Schieferbrüichen entsprungenen Baches maßgebend und so ist die Bezeichnung volkstümlich und heimatständig geblieben.

Das S ch i e f e r b a ch t al zeichnet sich durch einen gestörten geologischen Aufbau gegenüber anderen aus. Die Gänge sind seit Mitte des 16. Jahrhunderts von mehreren, nur den Namen nach noch bekannten Gruben aus Silber- und Bleierze bebaut und durch den Tiefen-Hilfe Gottes-Schacht gelöst worden. Vor allem waren es die Gruben Kurfürst zu Sachsen, Herzog August-Erbstollen und Bescheert-Glück-Flachen die sich durch Silberreichtum auszeichneten. Jn der Zeit vom 29. April 1586 bis Ende Quartal Crueius 1588 zum Beispiel wurden auf ihnen 514 Mark 14 Lot 3 Quend Barndsilber gefördert.

Zur Ausstattung dieser Gruben gehörte ein Kunstgezeug, eine Schmelzhütte und ein Pochwerk. Die Anlagen waren an der Flöha gelegen. Der Bergbau ging damals auf dem Hilfe-Gottes-Stehenden, dem Gottlob-Flachen, dem „Bescheert-Glück-Flachen, dem Galenus-Flachen und dem Achillesspat um. Die Gänge zeigten eine Mächtigkeit von 5-70 cm Und bestanden meist aus Letten Und Nebengestein, in denen sich in kleinen Nestern Quarz, Hornstein nnd Bleiglanz von 73 bis 75 % Blei und 0,01 bis 0,12 % Silber u.s·.w. fanden. Nach einer alten Nachricht muß auch als zweiter Trum „Spat und Glanz, angeschmaucht Silber und Glaserz“ und in einem Feldort „Glanz und Kies“ ausgebildet gewesen sein, der 5, 6, auch 9 und 10 Mark Silber hatte.

Der Bergbau in Falkenauer Zechengrund kam nach dem Jahre 1616 wieder zum Erliegen Um diese Zeit wurde der Bergbau über und unter einen mehr als 800 m langen Stollen geführt. Dieser war von seinem Mundloch an in nördlicher Richtung 110 m auf dem Hülfe-Gottes-Stehenden, 360 m auf dem Gottlob-Flachen und im Quergestein, 60 m auf dem Bescheert-Glück-Flachen, 140 m aus dem Galenus-Flachen und über 140 m auf dem Achillesspat ausgefahren.

Originalzeichnung3)

berichtigter Grundriss: Nordpfeil war falsch, Trennlinie (Blattschnitt) eingefügt4)

Erst 1734 wurde dieser Bergbau von der Gewerkschaft des Hilfe-Gottes-Erbstollens (vorm. Kurfürst zu Sachsen, Herzog Augustusstollen) wieder ausgenommen und bis 1842 fortgeführt. Während vor der Aufgabe des Betriebes -also 1616- die Ausbeute mit insgesamt 1024 Mark, 2 Lot, 3 Quant Silber ausgebracht worden war, betrug die Ausbeute von 1734 bis 1842 nur 24 Mark, 2 Lot, 3 Quant Silber. Bis 1801 hatte man sich mit der Aufgewältigung des alten Stollens und später mit dem Vortrieb des weiter unten im Tal angesetzten David-Stollens beschäftigt. Dieser hatte gegenüber den alten Stollen eine Mehrteufe von 14-18 Meter erreicht. Zu einem Wiederangrifs der Erzgänge ist es nicht mehr gekommen. Mangels Betriebsgelder wurde die Grube 1842 ganz aufgegeben. Der Schacht war bis aus etwa 480 m Länge bis an den 1. Tagesschacht auf dem Gottlieb-Flachen herangebracht worden.

Der Schieferbach und die Ueberreste der ehemaligen Schachte, die Pingen nnd Halten sind heute noch stumme und doch lebendige Zeugen altehrwürdiger Vergangenheit der Geschichte unserer Dorfheimat. Sie sind im wesentlichen Ueberreste des alten, im 16. Jahrhundert geführten Bergbaues. Etwa in gleicher Höhe mit dem David-Stollen-Mundloch findet man noch heute auf der linken Bachseite das verbrochene Mundloch des Xaverius-Stollens, es deuten heute noch die trichterförmigen Einbrüche (Pingen) die Lage der früheren verschiedenen Tagesschächte an. Von diesen waren 3 auf dem Gottlob-Flachen, 1 auf dem Achillis-Spat niedergebracht worden, die Teufen von 5, 9, 18 und 24. Lachter (1 Lachter = 2 Meter) aufwiesen. Auch der Xaverius-Stollen war aus die genannten Gänge zu getrieben worden. Größen Teufen als wie oben angegeben, waren wegen der starken Grundwässer nicht möglich.

Auch bestand eine großzügige Wasserversorgung des ehemaligen Falkenauer Bergbaugebieies. Ein Kunstgraben führte frühere Aufschlagwässer aus einer Quelle südlich der Karolinenhöhe dem Bergbau zu. Von ihm sind Reste noch heute vorhanden.

Die Bergglöcklein von den alten Huthäusern im Schieferbachtal und an der Schmelzhütte sind seit langem verstummt, eine für unsere Heimat wichtige Epoche hat vor nunmehr bald 100 Jahren ihren entgültigen Abschluß gefunden. Die Industrie trat an die Stelle des Bergbaues, formte neues Leben, neue Zeiten und neue Menschen.

Der dreißigjährige Krieg hat auch hier sein Vernichtungswerk erfüllt. Die Bergleute wurden entweder vertrieben oder wie in anderen Gegenden unseres Vaterlandes totgeschlagen, deren Wohnhäuser in Brand gesteckt.

Die Schmelzhütte an der Flöha 112

Im Jahre 1587 wurden im Austrage des Kurfürsten von dem Besitzer des späteren Schänkengutes, Michael Becken, und dem Besitzer des späteren Beigutes zum Erbgericht, George Richter, “ Plätze eingezogen“ und zum Bau einer Hütte verwendet. Der Betrieb dieser Hütte scheint von kurzer Dauer gewesen zu sein, denn 1610 schon ist einem amtlichen Bericht zu entnehmen, daß die Schmelzhütte »dran gelegen, fast eingegangen und verwüstet sei. Aus einer Zeichnung aus damaliger Zeit ist zu ersehen, dass an der Hütte ein „altes Walkhaus“ angebaut gewesen ist. Die Hüttenanlage selbst bestand aus 1 Wehr, 1 Wassergraben, 1 Schmelzhütte mit Zubehör, 1 Kohlenhaus, 1 Huthaus und dem Wohnhans des Hüttenmeistes.

Hüttenmeister war Heinrich Abraham v. Einsiedel, ein Ahne dieses Geschlechtes, das heute aus Gnandstein ansässig ist. Dieser kurfürstliche Beamte wurde später Schloßhauptmann auf der Augustusburg. Er scheint der einzige Hüttenmeister hier gewesen zu sein.

Auch das Huthaus war bewohnt. Aus dem Kirchenbuche ergibt sich diese Tatsache. 1583 starb der Bergmann Georg Hackweil „uffn Oederschen Walde“. 1589 stirbt der Sohn Ulbricht des Bergschmiedes Ullrich Raimaisen „uffn Oederschen Walde“. 1599 der Schichtmeisterssohn Gottfried Heinig daselbst. Der bereits genannte Ullrich Raimaissen ist 1600 mit „ein Sönlein an der Ruhr verstorben und uffn Walde begraben“. 1588 verstarb noch der Zinnnersteiger Nicolaus Drechsler, ebenfalls »uffn Qederschen Walde«. 1587 wurde dem Churfüirstlichen Schichtmeister Martin Lippold die Tochter „Amely“ geboren und 1608 hat die Tochter des Steigers Andreas Männl im „Zechenhaus uffn Oederischen Wald“ Wirtschaft (Hochzeit) gehalten.

Von 1631 an ist im Kirchenbuche nur noch von der „Walkmühle“ die Rede. Demnach ist die Hütttenanlage um diese Zeit entgültig verfallen gewesen, die Tuchwalke war für die Tuchmacher in Oederan weiter nutzbar gemacht.

Die nicht bodenständigen Familiennamen der Bergleute beweisen, daß es sich um zugewanderte Familien handelt, die Art der Dienstbezeichnungen aber besagt, daß ca sich um einen ansehnlichen Betrieb gehandelt haben muß.

An dieser Stelle ehemaligen bergmännischen Treibens steht heute träumerisch die „alte Walke“„ als einzelnes Wohnhaus.

Nach Christian Lehmanns Kriegschronik flüchtete der» General Marzian der Kursächsischen Armee am 4. April 1639 bei den Kämpfen mit den Schweden um Chemnitz „kümmerlich und ohne Hut mit 1 Pferd bis in die Saigerhütte an der Flöhe“ 5)
Die Kalkgruben am Kuhstein 114

Die Fündigmachung dieser Gruben und derjenigen im Schweddeytälchen tvird vor allem dem Umstand zu verdanken fein, daß mindestens seit dem Jahre 900 die Verkehrestraße von Franken nach Schlesien über Chemnitz, durch die Schweddey. uver Falkenam Oederan, Freiberg und weiter führte. Die Straße wird m Chemnttzer Urkunden um 900 bereits genannt und stellte eine damalige Handelsstraße dar. Eglag nahe, daß Reisende im 15. Jahrhundert, vom Freiberger Silbersieber gepackt, auch die hiesige Umgebung auf Silbererze erforschten und auf Kalkstein stießen. Tiefe Annahme ist umso berechtigter, als dann im 16. Jahrhundert der Erzbergbau auch in Falkeuau in Blüte stand.

Von dem Kalkabbau im Schweddeytälchen hören wir urkundlich das erste mal im Jahre 1553. In diesem Jahre gestattet Kurfürst Friedrich der Sanftmütige dem Rat zu Chemnitz die Entnahme von Kalk zum Bau der dortigen Stadtmauer Nackdieser Zeit wird der Kalk zunächst örtlichen Bedürfnissen der Bauern und dem Wolmstattenbau gedient haben. Bei der Erbauung der Augustusburg (1568-1572) iacn den am Kuhstein gelegenen Kalkbrüchen eine besondere Bedeutung zu. Den Baikall für die Burg lieferten zu Beginn des Baues die Ortschaften VenusbergRabenstein und Falkenau. Die Zufuhr aus den beiden erstgenannten Orten mag bei den damaligen Beförderungemitteln und bei dem Zustand der Straßen sehr kostspielig gewesen sein. Bei der Nachprüfung dieser Tatsache erstattete der Schloßthumekster r a tte r dem Churfürsten August folgenden Bericht:

„Ich habe in Falkenau, eine gute Stunde von Augustusburg abgelegen, einen alten Bruch gefunden, darinne man Kalksteine gebrochen hat, nicht weit vom alten Ziegelofen. Es liegt aber ein großer Schiefer darauf, und wird viel Kosten abzutragen (gemeint ist der Abbau im Schweddeytälchen). Das hat mir Ursache gegeben, mich weiter umzusehen. Und nachdem daselbst ein alter Kalkofen steht, so habe ich oberhalb desselben am Berge eingeschlagen, und wie es ein Ansehen hat, einen mächtigen Kalkstein gefunden. Desselben Kalksteins habe ich dem Ziegelstreicher von Freiberg auch ein halb Fuder mit ausladen lassen, den zu brennen und zu versuchen. Und da ich befinde, daß solcher gut ist, so sollte aller Gelegenheit nach etwas zu sparen sein. Die Arbeiter begehren von einer Ruthe zu brechen 8 Fl.“

Churfürst August erteilt ihm daraus folgenden Bescheid:

„Wir Hören gerne, daß sich nahe Falkenau ein guter Kalkstein ereignet, und sich wohl und also anlaßt dass in einer Woche über 200 Ruthen Steine gefertigt werden. Darum wollest du obgedachten Kalkstein weiter nachsuchen lassen, und darinne so nahe du kannst, zu brechen und Kalk zu brennen verdingen, damit so viel als möglich die weiten Fuhren und das Geld ersparet werden“

Demnach sind die oberen, am Kuhstein gelegenen und damals zum heutigen Schreyerschen Erbhof gehörigen Kalkbrüche, die heute aus den Besuche-c noch einen itnpvsanten Eindruck machenhauptsächlich stir den Schloßbau dienstbar gemacht wurden, die von Lotter aufgefundenen Trümmer rührten von der Kalkentnahme für die Chemnitzer Stadtmauer her. Hier scheint der Kalkabbau in späteren Jahren, als in der Umgebung und vor allem in Falkenau Bergbau getrieben wurde, auch der Kalkabbau nach bergmännichen Grundsätzen ausgenommen worden zu sein. Der heutige Augenschein lehrt dies (Vgl. Abschnitt Erdkundliches). Die Abbauarbeiten haben bis in das 19. Jahrhundert angedauert. 1840 noch wird in den Kirchenbüchern von tödlichen Verunglückungen von Bergleuten in und aus den Kalköfen in Falkenau und Plaue berichtet.

Da sich die Gruben und Brüche im Privatbesitz befunden haben, sind über den Betrieb derselben weitere urkundliche Nachweise nicht vorhanden.

Auch auf dem Gelände des früheren Richterschen Schänkengutes ist seit dem 16. Jahrhundert ein reger Kalkabbau betrieben worden. Das Grundstück wurde später als landwirtschaftlicher Betrieb selbständig gemacht und besteht heute als solcher unter der Bezeichnung »der Kalkofen« (Ortsliste Falkenau Nr. 52).

3.2. Abschnitt 7 Industrie, Handel und Gewerbe

3.2.1. Die Industrie 119

3.2.1.1.Textilindustrie 119-123

Die Anfänge der heimischen Industrie liegen in der Nutzbarmachung der Wasserkräfte des Flöhastroms begründet. Ursprünglich dienten sie dem Erbmüller für seine Mühle, im 16. Jahrhundert wurde die Schmelzhütte an der Flöha errichtet und später stand an dieser Stelle einstigen bergmännischen Schaffens die Walkmühle, die den Tuchmachern der nahen Stadt Oederan zum Walken der dort gewebten Tuche gehörte. Der Tuchfabrikant Fiedler aus Oederan nutzte die Wasserkräfte der Erbmühle und errichtete 1809 auf „einem Kamm in der Flöha“ der sich im Besitze des Erbmüllers Göthel befand, auch eine Tuchwalke. Sie befand sich der Erbmühle gegenüber, dort, wo heute auf der Insel eins der Fabrikgebäude der Firma Liebermann sich erhebt.

Die Zeit nach den Befreiungskriegen ließ Industrie und Handel aufblühen. Sie ist für die Industrialisierung Falkenaus grundlegend. 1806 berührte Kaiser Napoleon I. auf einer seiner Kriegsfahrten den hiesigen Ort. Unter einer breitästigen Buche an der Hofer Chaussee, die zur Heeresstraße ernannt worden, hielt er mit seinem Gefolge Rast. Im Gefolge befand sich ein junger französischer Offizier, Carl Ludwig Beaumont. Ihm hatten es wohl das stille romantische Tal mit seinem Fluss, das ihm zu Füßen lag und die ungenutzten Wasserkräfte angetan. Er nahm Abschied vom Soldatendienst und trat in Chemnitz bei der Firma Becker & Schraps in kaufmännische Stellung. Die Wasserkräfte der Zschopau und Flöha wurden um diese Zeit mit Spinnereianlagen besiedelt (Clauß in Plaue, Heymann in Gückelsberg usw.). Beaumont errichtete 1821 einen Anbau an der bestehenden Mühlenanlage Göthel in Falkenau und machte die Wasserkräfte dieser Anlage zugleich für seine Spinnmühle nutzbar. Eigentümer des Anbaues war Göthel, Beaumont war Pächter. Die Mahlmühle stand an der Stelle, an der das Fabrikgebäude der Firma Liebermann links der Flöha errichtet ist. Der Spinnereibetrieb ging langsam aber stetig vorwärts.

Der Eigentümer Göthel verstarb, seine Witwe verkaufte das Mühlenanwesen und mit ihm die Spinnerei 1836 an den Tuchfabrikanten Gottlieb Fiedler in Oederan. Es erschien nun Beaumont, dem Franzosen, unerträglich, von Fiedler, der ein bekannter Russenfreund war und insbesondere das russische Heer während der Befreiungskriege mit Militärtuchen auf Kredit versorgt hatte, als Pächter abhängig zu sein. Er gab demzufolge die Pacht auf und errichtete eine eigene Spinnanlage im Schieferbachtale.

Die Spinnanlage Fiedlers erpachtete nunmehr Max Hauschild, der sich bei Heymann in Gückelsberg in Stellung befand, gemeinsam mit Wilhelm Pansa, der als Angestellter bei Fiedler sich betätigte. Diese verlegten nach einigen Jahren ihren Betrieb nach Hohenfichte, wo er sich bald zum Großbetrieb entwickelt hat. Später erpachtete unter anderen die Firma Förster aus Chemnitz das Grundstück und stellte Strickgarne her.

Die Walke, die Mahlmühle und die angebaute Spinnmühle wurden am 26. Juli 1851 durch Feuer total vernichtet.

Fiedler hatte das mit dem Staat bezüglich seiner Erbpachtswalkmühle bestehende Erbpachtverhältnis durch Kapitalzahlung am 13. September 1849 abgelöst und dadurch eine Besitzeinheit für das gesamte Gelände geschaffen. Die zur ehemaligen Erbmühle, deren Gelände die Größe eines Halbhufengutes hatte, gehörigen Fluren „Mühlberg“ und „Mühlfeld“ wurden 1852 an den sächsischen Staat verkauft. Die Grenzen des Mühlgutes erstreckten sich bis an den Zechengrund.

Im Jahre 1853 errichtete Fiedler eine 5 Stock hohe massive Tuchfabrik auf der Brandstelle, die unversehrt gebliebene Brettschneidemühle wurde nach Leubsdorf abtransportiert und dort wieder aufgebaut. Die Fiedlerschen Neubauten waren für die Umgebung von großer Bedeutung, selbst der Landesherr besichtigte sie am 7. Oktober 1853 bei einer Durchreise.

Die 1853 erbaute Tuchfabrik von Fiedler

Die Fabrikanlage bestand im Jahre 1861 aus einem Hauptgebäude, einem Färbereigebäude, einem Ateliergebäude und einer Fabrikschmiede. Trotz der anerkannten Güte der Tuchfabrikate ergab sich keine dauernde Ertragsfähigkeit. Der Schöpfer der Anlage war verstorben, die Erben veräußerten sie 1872 an ein Konsortium, das sich „Falkenauer Florettspinnerei“ bezeichnete und dem die bekannten Chemnitzer Industriellen Richard Hartmann und Wilhelm Vogel angehörten. 1876 wurde dieser Betrieb bereits wieder geschlossen, die Maschinen wurden anderweit verwendet und die Fabrikgebäude leer gestellt. 76 Familienväter wurden brotlos und verzogen meist nach auswärts.

Im Januar 1877 erwarb der Kaufmann Georg Liebermann aus Berlin das gesamte Unternehmen. Nach einer mehr als dreijährigen Arbeitsruhe-„einer unheimlichen Ruhe, einer erschreckenden Totenstille“ schreibt ein Zeitungschronist-langten am 18. Januar 1880 die ersten Spinnmaschinen aus England hier an und wurden bald aufgestellt. Neues, reges Leben zog ein, das in ständig gesteigertem Maße bis heute angehalten hat.

Das 1853 errichtete Gebäude, die nunmehrige Spinnerei, wurde 1883 durch ein schweres Schadenfeuer vernichtet. Maschinen und Materialvorräte verbrannten. Aber bald trat ein moderner Bau an seine Stelle. Bis zur Neuerstellung wurde der Betrieb nach der ehemaligen Schreyerschen Fabrikanlage verlegt und dort aufrechterhalten. Infolge der fortschreitenden Entwicklung des Unternehmens wurde 1896 der Bau einer weiteren Spinnerei auf dem ehemaligen Mühlengelände notwendig und durchgeführt. Die ehemalige Schreyersche Spinnerei war in der Zwischenzeit ebenfalls von Liebermann käuflich erworben worden.

Nach ununterbrochenen Verbesserungen in baulicher und technischer Hinsicht, die dem Unternehmen Weltruf brachten, verkaufte Liebermann das Werk an eine Kommanditgesellschaft, die 1913 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde und heute „Georg Liebermanns Nachfolger, Aktiengesellschaft“ handelsgerichtlich firmiert.

Die Garnbleiche von Beaumont (Ortsliste 35)6)

Ludwig Beaumont erbaute 1836 nach Aufgabe des Pachtes der Göthelschen Spinnmühle „im Schieferbachtale“ im Eigentum ein Spinnereigebäude, 36 Ellen lang, 26 Ellen tief und 5 Stock hoch, auf dem Gottlieb Friedrich Ottoschen Grundstück. Bald erblühte in ihm ein lebhafter Spinnereibetrieb. Der „Fabrik-und Handelsherr Beaumont“ genoss großes Ansehen in den Chemnitzer Industriekreisen und war Mitglied verschiedener Körperschaften, so auch der Handelskammer. Nach seinem unerwarteten Ableben 1840 übernahm die Witwe Friedericke, geborene Rößer, aus Puschwitz den Betrieb und führte ihn unter Assistenz von Direktoren bis 1852 weiter. Am 24. Februar 1854 kaufte der Fabrikant Fiedler, der Besitzer der Tuchfabrik, auch das Anwesen Beaumonts, ohne den Betrieb weiter zu führen. Mit dem gesammelten Fiedlerschen Besitz kam das Anwesen 1872 an das Konsortium Florettspinnerei. 1879 erwarb es der Kaufmann William Ottomar Schreyer, bis es nach neuem - wiederholtem Besitzwechsel der Fabrikherr Liebermann im Jahre 1883 erwarb.

Das Fabrikgebäude wurde nach Aufgabe des Betriebes Wohnzwecken nutzbar gemacht. Seiner Größe entsprechend wurde es im Volksmund „Kaserne“ genannt und es hat diese Bezeichnung bis heute behalten, obwohl inzwischen das ursprüngliche Gebäude durch Brand zerstört und wesentlich kleiner wieder aufgebaut worden ist. Bis 21 Familien haben darin Wohnung gefunden. Die Gesamtanlage bestand ursprünglich aus diesem Fabrikgebäude, einem „gehenden und treibenden Zeug“ und ein Wohnhaus, „Herrenhaus“ auch heute noch genannt. Zur Verstärkung der Wasserkraft war in die Flöha eine sogenannte „Schwelle“ eingebaut. Der Wehrteich befand sich an der Hofer Straße dort, wo heute das Naumannsche Grundstück Ortslisten Nr. 53 D errichtet ist. Von diesem Teich wurde das Betriebswasser in hölzernen Röhren oberschlägig auf das Wasserrad der Fabrik geleitet. Das Grundstück Ortslisten Nr. 35 gehörte ebenfalls Beaumont und wurde als Garnbleiche benutzt.

Carl Ludwig Beaumont ist im Juli 1791 geboren und am 3. März 1840 zu Falkenau verstorben, seine Ehefrau verstarb 1870 in Dresden. Beide wurden in Flöha an der Kirche in einer Gruft beigesetzt.

Der Lehngutsbesitzer Friedrich Schreyer errichtete auf dem Lehngutgelände, auf dem seit Jahrhunderten eine Brettschneiderei betrieben worden, eine Baumwollspinnerei. Sie wurde am 23. Oktober 1846 in Betrieb genommen. Der dazu gehörige Betriebswassergraben war bereits 1842 erbaut worden, weil der alte Mühlgraben auch für die Schneidemühle unzureichend geworden war. Um die erforderliche gerade Richtung für diesen Werksgraben zu erzielen, mussten die anliegenden Häuser von ihren Hausgärten Areal abtreten. Durch diese Regelung entstand zwischen dem neuen Graben und dem Flöhafluß eine Insel, die der Gemeinde als Auengelände gehörte. Dieser hielt die Häusler durch Übereignung des Insellandes schadlos. Die heutigen Besitzer der Grundstücke Ortslisten Nr. 48, 49, 46, 47, 45 sind noch Eigentümer dieser Inselstücke. Mit der Errichtung der Fabrik wurde auch der am „Viehbigt“ entlang führende „Leichenweg“ nach der Hofer Straße ausgebaut.

Die Schreyersche Fabrik unterhielt längere Zeit hindurch eine Fabrikschule.

Bedauerlicherweise litt dieser Betrieb bald unter den Verhältnissen, die die von der Baumwolle abhängige Industrie infolge des amerikanischen Bürgerkrieges (1860) betrafen. Der Preis für Baumwolle war um das Vierfache gestiegen. Der regelrechte Betrieb konnte demzufolge nur bis 1865 aufrechterhalten werden. Das Anwesen selbst war seit seiner Errichtung mehrfach und bedeutend vergrößert geworden. Die Schneidemühle, deren Betrieb nebenher weiter gelaufen, wurde im Jahre 1861 vollständig neu erbaut. Im Erbwege ging der Besitz auf den Sohn Heinrich Wilhelm Schreyer, der die „Waldvilla“ erbaute, 1876 über. Die gesamte Anlage wurde dann 1879 an die Nossener Papierfabrik Roßberg & Co. verkauft, die bis zum Jahre 1883 im Erdgeschoß Holzschleiferei und Holzstofffabrikation betrieb.

Nach dem Großbrande der Liebermannschen Fabrik im oberen Dorfe wurde das Anwesen von dem Kaufmann Liebermann käuflich erworben. Nach Wiederaufnahme des Betriebes in der neu errichteten oberen Fabrik wurde hier Zweigfabrikation eingerichtet und damit die Anlage ihrer ursprünglichen Bestimmung wieder zugeführt. Auch hier zerstörte 1885 ein Schadenfeuer die Gebäude, sie wurden hiernach in dem jetzt befindlichen Bauzustand versetzt.

Fabrikmarke der Firma C.F. Schreyer, Baumwollspinnerei, erbaut 1846

Mit diesem Kauf waren die einst blühenden, von den Zeitverhältnissen mehr oder weniger berührten Industrieunternehmen

  • Beaumont, Schreyer und Fiedler,

die jedes eine eigene Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte hatten, zu einem Unternehmen zusammengewachsen. Schaffensfreudigkeit und bewundernswerte Energie des Begründers der einheimischen Großindustrie und seiner Besitznachfolger haben vermocht, dass die Fabrikate Weltruf erlangten und das Unternehmen zu einem der größten und bekanntesten seine Branche gehört. 800 Arbeiter, Angestellte und Beamte werden heute dort beschäftigt, 150 000 Spindeln drehen sich täglich. Eigene Wasser- und Dampfkraftanlagen liefern in Verbindung mit einer elektrischen Anlage die Betriebsenergie. Die Erzeugnisse finden Aufnahme in der Strumpf- und Trikotagenindustrie, in Webereien, Nähfadenfabriken, Kabel- und Netzwerken ganz Deutschlands.

3.2.1.2. Ziegeleien 123-124

Der aufmerksame Beobachter wird am Eingang des Schieferbachtales, hinter dem heutigen Naumannschen Grundstück eine abgegrabene Mulde feststellen können. Diese rührt von einer Ziegelscheune her, die ehemals auf den Ranftschen Gutsfluren errichtet und in Betrieb war. 1850 wurde die Scheune abgebrochen, die Handstrichziegelherstellung eingestellt. In dem früher zum Schreyerschen Lehngut gehörigen Grundstücke an dem Hausdorfer Weg auf Gückelsberger Flur wurde ebenfalls Ziegelherstellung betrieben. Am 1. Januar 1889 wurde die Ziegelherstellung durch den Gutsbesitzer Bernhard Müller neu aufgenommen. Die Ziegel wurden zunächst ebenfalls im Handstrich hergestellt und im Feldbrand gebrannt. Mit den ersten Ziegeln wurde ein Ringofen erbaut, der nach späterer Vergrößerung 18 Kammern umfasst und 150 000 Steine fasst. Noch 1889 erhielt das Ziegelwerk eigenen Gleisanschluss an die Eisenbahnlinie Flöha - Reitzenhain. Im Jahre 1890 wurde nach Eintritt des Kaufmanns Eduard Otto die Firma Müller & Otto gegründet und im Handelsregister eingetragen. Der Antrieb der Maschinen erfolgte durch Dampfkraft. Nach dem Tode Ottos im Jahre 1912 wurde Müller wieder alleiniger Inhaber, bis er 1913 seinen Sohn Friedrich als Teilhaber ins Werk aufnahm.

Während des Krieges 1914/18 kam der Betrieb allmählich zum Stillstand. 1916 waren in ihm noch kriegsgefangene Franzosen aus dem Lager Ebersdorf beschäftigt. 1919 wurde der Betrieb wieder voll aufgenommen. In der Vorkriegszeit wurden regelmäßig Facharbeiter aus Schlesien und Lippe eingestellt, nach ihr stellte man hauptsächlich einheimische Arbeitskräfte ein. 1920 erfolgte die Aufstellung eines 75 PS Motors und der Bau einer eignen Transformatoranlage und damit die Umstellung von Dampf- auf elektrischen Betrieb.

Am 17. März 1927 verstarb der Gründer der Ziegelwerke, nachdem er Ende 1926 aus der Firma ausgeschieden war und seinen sechs Kindern seine von ihm vertretenen Anteile am Werk überlassen hatte. Dem Verstorbenen ist die Entwicklung des Werkes zu danken. Es hat jetzt eine Jahresproduktion von 3 500 000 gebrannten Steinen bei 48- stündiger Arbeitszeit. Inhaber des Werkes sind heute die Kinder bzw. Enkel des Gründers.

3.2.1.3. Das übrige Industriewesen 124

Der Besitzer des Erbhofes Schreyer, Friedrich Moritz Schreyer errichtete 1876 auf seinem in der Nähe der Eisenbahnlinie Chemnitz-Dresden gelegenen Gutsgrundstück „Scheibe“ eine Düngermittelfabrikstätte und übergab sie 1879 seinen Söhnen William und Florenz, die die Anlage 1888 bedeutend erweiterten und nach Erstellung eines Neubaus Superphosphat und Knochenmehl herstellten. Ein eigener Gleisanschluss an die Reichsbahnlinie vermittelte den auswärtigen Versand, nachdem die Erzeugnisse in näherer und weiterer Umgebung guten Ruf genossen. 1920 wurde der Betrieb eingestellt. Nach bedeutender Erweiterung der späteren Neubauten des Unternehmens wird in diesen Gebäuden seit 1921 durch den Kaufmann Paul Hildebrand eine Flanschen- und Rohrzubehörhandlung größeren Stils betrieben.

Die ursprünglichen Gebäude der gewerblichen Anlagen haben ebenfalls mehrfache Umbauten erfahren. Sie dienten zeitweise der Firma Kiesling & Spengler zur Bürstenfabrikation. Seit 1913 ist in ihnen die Sächsische Drahtweberei von Ingenieur Franz Eichhorn untergebracht.

Auf dem zum Flur Falkenau gehörigen „Erbhayn“ am heutigen Bahnhof Hetzdorf errichteten am 1. April 1887 Fabrikant Johann Gottfried Beyer aus Wünschendorf und Baumeister Carl Schröter aus Grünhainichen eine Holzstofffabrik. Die ursprünglich 200 PS Wasserkraft wurde später auf 400 PS verstärkt. Mit dem Fortschritt der Technik infolge Erstellung großer Dampfkraftanlagen der Papierfabriken stellten diese den bisher von der Firma bezogenen Holzstoff selbst her. Dadurch konnte die wertvolle Wasserkraft des Werkes nicht mehr genügend ausgenutzt werden. Es wurde deshalb im Jahre 1933 die Wasserkraft der Elektrizitätserzeugung nutzbar gemacht. Demzufolge wurde mit dem Elektrizitätswerk der Stadt Chemnitz ein Stromabnahmeabkommen abgeschlossen und im Jahre 1934 nach erfolgtem Umbau die Elektrizitätsversorgung aufgenommen. Der gesamte, im Tag- und Nachtbetrieb erzeugte Strom des nunmehrigen Kraftwerkes wird vom Überlandkabelnetz des Elektrizitätswerkes der Stadt Chemnitz aufgenommen. Alleininhaber des Werkes ist jetzt Emil Beyer.

3.2.2. Der Handel und das Gewerbe 125

Die geringe Einwohnerzahl des Dorfes und die gesetzlichen Beschränkungen des Gewerbes haben den örtlichen Handel erst im 19. Jahrhundert und zwar auch nur im geringen Umfange erstehen lassen. Der Witwe Hösel wurde 1829 eine Materialwarenhandlung „consessioniert“. Ihr Sohn Carl Hrch. Hösel übernahm den Handel im Jahre 1844 und erhielt 1866 die Genehmigung zum Branntwein-und Bier-Kleinhandel. Als 1882 Otto Grünert das Geschäft übernahm, erhielt dieser diese Genehmigung nicht, da in der Zwischenzeit auf Grund der eingeführten Gewerbefreiheit weitere ähnliche Geschäfte entstanden waren und ein Bedürfnis für einen solchen Handel nicht anerkannt wurde.

Ein markanter Vertreter des einheimischen Handels ist Eduard Otto gewesen, der zunächst nach Amerika auswanderte und als wohlhabender Mann nach einigen Jahren zurückkehrte. 1862 begründete er im oberen Dorfe - das Höselsche Geschäft befand sich im niederen Dorfe - einen gleichen Handel wie Hösel im Grundstück Ortsliste Nr. 18. Er betrieb diesen bis 1895 und übergab ihn dann seinem Sohn Paul. Anfangs kaufte er seine Waren in Oederan, Chemnitz und Freiberg. Nach der Errichtung der Eisenbahnlinie importierte er sie aus Bremen und Hamburg, selbst aus Amerika und errichtete einen Großhandel, der zu Geschäftsbeziehungen in ganz Sachsen und darüber hinaus führte. Die Kundschaft vergrößerte sich derartig, dass er ganze Ladungen Kaffee bezog und Wein, Hamburger Zigarren usw. in größten Posten abgab. Otto beteiligte sich nach der Übergabe seines Geschäftes an dem Dampfziegeleibetrieb des Hofbesitzers Müller. Er war ein weitgesuchter Rosenzüchter und Obstbaumhändler.

3.2.3. Gaststätten 125

3.2.3.1. Erbgerichtsgaststätte 125 - 128

In vielen Orten, so auch in Falkenau, führt eins der größeren Güter die Bezeichnung „Erbgericht“. Die Erbgerichte verdanken ihre Entstehung einer Zeit, in der unsere Heimat noch schwach bevölkert war. Die Besitzer solcher Güter hatten das Richteramt des Ortes – die sogenannte niedere Gerichtsbarkeit – inne und waren hierorts zunächst dem Lehnsherrn zu „Schellenbergk“, später dem Churfürsten, noch später dem König, deren Schössern auf der Augustusburg oder den eingesetzten Verwaltungen zu mancherlei Dienstleistungen verpflichtet. Sie waren auch von altersher für die pünktliche Abführung aller Fron- und Erbzinsen und sonstigen Gefälle verantwortlich und hatten auch die Fronleistungen zu überwachen. Als Entschädigung für diese ehrenamtlichen Dienste wurden den Richtern verschiedene Privilegien verliehen. So vor allem auch die Schankgerechtigkeit, als dem Einzigen im Dorfe. Auch gab es Back-, Schlacht- und Braugerechtigkeiten. Amt und Privilegien waren auf dem Gut erblich.

Dem Falkenauer Erbrichter war die Genehmigung bzw. das Privileg zum Schenken und zum Beherbergen von Fremden zugestanden worden. Das Letztere wohl deswegen, weil eine Straße von Augustusburg nach Hainichen durch das Erbgerichtsgut führte.

Das Erbgericht bzw. die Schänke waren bei den Jagden in und um Augustusburg oft das Ziel der Kurfürsten. Der Chronist Staberoh in Oederan weiß von einem solchen Besuch im Erbgericht durch einen trinkfesten Kurfürsten im Jahre 1558 zu berichten, ein Beweis dafür, dass bereits um diese Zeit die Realgerechtigkeit des Schankes dort ausgeübt wurde. Das Privileg ist indessen weit älter. Im Jahre 1688 wird gelegentlich einer Steuerveranlagung festgestellt, dass eine „Schenkstube und Ausspanne“ vorhanden ist. Aus dem Jahre 1742 erfahren wir, dass „nur Bierschank, sonst weder Backen, noch Brauen oder Schlachten“ gestattet sei und dass die Ausspannung, „weil die Landstraße nicht dies-, sondern jenseits des Flöhastroms gelegen, „überaus seltsam und die Passage fast beständig leer“ sei.

Auch der Bierschank war geringfügig. Das Bier musste von Ostern bis Michaelis aus Oederan, von Michaelis bis Ostern aus dem damaligen Schellenberg bezogen werden. Dieser Zwang tritt uns in folgender landesherrlichen Verordnung entgegen:

„ Von Gottes Gnaden Wir Johann Georg der Andere, Hertzog zu etc., etc., Markgraf zu Meißen etc., etc., vor Unß, unseren Erben und Nachkommen thun kund und bekennen:

Nachdem unsere lieben getreuen Richter, Schöppen und die ganze Gemeinde zum Schellenberg unter dem Schloß Augustusburg gebeten, Ihnen Ihre Altherkommen, Gewohnheiten, Privilegia und Gerechtigkeiten, wie sie die, von Unseren Vorahnen gehabt, und hergebracht, wiederum gnädigst zu erneuern und zu bestätigen, daß Wir in Ansehnung Ihrer getreuen Dienste, so Unsere Vorfahren Ihre Vorfahren und Sie bißher gewilliglich gethan, von Uns also fördern auch thun und sollen und wollen aus Chur Fürstlicher Macht und Obrigkeit obengenannten ihre altherkommenden Gewohnheiten, Freyheiten, Privilegia und Gerechtigkeiten, Inmaßen Sie die vorhin gehabt, gnädigst erneuert, confirmiert und bestätigt haben.

Erneuern, confirmieren und bestätigen Ihnen auch dieselben hiermit in Kraft dieses Briefes dergestalt, daß Sie hierfürder mögen ihres Gefallens

Bier brauen,

ihr gebrauen Bier Schenken, den Kannen verzapfen, aufs Land bey ganzen Maßen, Vierteln, ganz und halben Tonnen ohne Einrede verkaufen, und sonst alle andere Burgrecht üben und treiben.

Und daß die Ortschaften

Grünberg, Metzdorff, Hennersdorff, Dorfschellenberg,Plaue und Falkenau

samt ihren Kretschamen nirgends anders denn den Ihnen des Jahres über sich Bier erholen sollen, doch mit diesem unterschied, ob etliche und den itzo angezeigten, die da den anderen Städten Bier zu holen schuldig, oder mit sonderlichen Privilegien versehen, daß denselben diese bestätigung auch Uns, Unseren Erben und sonstigen männiglichen an seinen Rechten ohne Schaden wo nachtheilig seyn soll, bey welcher Befreyung Umso vo itzige und künftige des orths Haupt- und Ambtleute, Sie auch auf den Ball, daß darinnen nicht neues gesucht, sondern wie von Alters hergebracht, gehalten worden, handhaben, vertheidigen, und darwider zu handeln, nicht gestatten sollen.

Zu Urkund und mit Unserem angehangenden Insiegel wissentlich besiegelt und geben zu

Dreßden, den dritten Monatstag Martii des Jahres Sechzehnhundertsiebzig.

Johann Georg Chur Fürst

W. v. Lüttichau

C. Schindler.“

Im Laufe der Jahrhunderte und insbesondere im 19. Jahrhundert nach der Errichtung einer Spinnmühle an der Göthelschen Erbmühle durch den Industriellen Beaumont aus Chemnitz um 1821 nahm der Verkehr im allgemeinen und naturgemäß auch in dem damals noch einzigen Schankbetrieb im Dorfe einen wesentlichen Aufstieg. Infolgedessen war der Besitzer des umfangreichen Erbgerichtsgutes der auch durch die inzwischen vermehrten Geschäfte des Ortsrichters (Erbrichters) mehr belastet wurde, nicht mehr in der Lage, den Schankbetrieb innerhalb seines Gutes auszuüben.

Der damalige Erbrichter Wirth übertrug deshalb im Jahre 1836 die auf seinem Erbgerichtsgut ruhende „Realbefugnis zur Ausübung des Bier- und Branntweinschankes, zum Gäste setzen und zum Musik- und Tanzhalten“ auf seinen Gutsnachbar Karl Gottlieb Richter. Dessen Gut war zwischen dem Erbgericht und dem jetzigen Kurt Naumannschen Gute gelegen. Dieses hatte auch die ansehnliche Größe eines Hufengutes. In einem der Gutswirtschaftsgebäude wurde ein Schankraum, im Obergeschoss ein Tanzsaal, der mit dem Heuboden in Verbindung stand, eingerichtet. 1844 forderte die damals zuständige Kreisdirektion Zwickau, dass die Verbindungstür zwischen Tanzsaal und Heuboden beseitigt und auch das Strohdach des Gebäudes durch harte Dachung ersetzt werden sollte. Der Saal hatte, wie im Erzgebirge im Allgemeinen üblich, einen Orchesteraufbau an der Decke (sogenanntes Schwalbennest). Dieser war nur vom Heuboden aus erreichbar. Der Schankbetrieb entwickelte sich nach und nach zu einem echten Landgasthof, der inzwischen in der Hartwigschen Gastwirtschaft an der Hofer Landstraße Konkurrenz gefunden hatte. Richter, dessen Ahnen das Gut weit über 100 Jahre lang besessen hatten, verkaufte das Gut mit dem Gasthof 1843. Bei seinem Wegzug nach Oederan wird ihm im dortigen Wochenblatt von mehreren Einwohnern Falkenaus für seine Wohltätigkeit gedankt.

Der nachmalige Besitzer Ebert hat das Hufengut zerschlagen. Der Gasthof wurde mit 20 Ackern landwirtschaftlich genutzter Fläche als Stammgut dem Fleischermeister Karl Gottlieb Seifert käuflich überlassen, der sogenannte „Kalkofen“ wurde mit 16 Scheffeln = 8 Acker zur selbständigen Bauernstelle gestaltet. Die übrigen Fluren wurden zum Erbgericht geschlagen. Bei dieser Auseinandersetzung wurde durch die Kreisdirektion Zwickau festgestellt, dass im Erbgerichtsgute früher nicht nur die 1836 an Richter übertragenen Befugnisse in Anspruch genommen, sondern alle in dem vollen Gasthofsgerechtsamen inbegriffene Befugnisse zu Recht bestanden haben. Sie wurden unverändert auf das Stammgrundstück Seiferts vererbt. Seifert errichtete in dem neu erworbenen Grundstück die erste Fleischhauerei in Falkenau, die von da ab bis auf den heutigen Tag mit der Gastwirtschaft verbunden geblieben ist.

Die neu entstandene Konkurrenz der Hartwigschen Wirtschaft hat die späteren Besitzer des Gasthofes zu mancherlei fortschrittlichen Einrichtungen veranlasst. Nach den Geschäftsanzeigen im Oederaner Wochenblatt wurde in den 1840er Jahren der Schießsport nach Scheibe, Stern und Vogel besonders hervorgehoben. Der Gasthof ist später getrennt vom Gutsbetrieb meistenteils verpachtet gewesen. 1856 wurde ein neuer Tanzsaal erbaut.

Der letzte Pächter des Gasthofes, der Fleischermeister Hermann Klemm errichtete in Anlehnung der mit der Zeit unzulänglich gewordenen Schankräume des alten Gasthofes auf einer von dem Stammgrundstück erworbenen Baustelle im Jahre 1897 einen neuzeitlichen Gasthof mit Tanzsaal und Schlachtanlagen. Auf diesem wurde die Schankkonzession und die volle Gasthofsgerechtigkeit, die Genehmigung zum Krippensetzen und zur Ausspannung, zum Abhalten regulativmäßiger Tanzmusiken, von Singspielen und theatralischen Vorstellungen, wie sie einst die alte Schänke im Erbgericht besessen, von der zuständigen Verwaltungsbehörde übertragen.

Der verbleibende Gutsbetrieb wurde aufgelöst, das baureife Gelände und das alte Gasthofsgebäude erwarb die Großfirma Georg Liebermann, die inzwischen aus der Spinnmühle der Göthelschen Erbmühle entstanden war. Sie errichtete auf dem Gelände Arbeiterwohnhäuser und das Ledigenwohnheim. Der alte Gasthof fiel einem Schadenfeuer zum Opfer, auch an seine Stelle wurde ein Wohnhaus für die Liebermannsche Gefolgschaft errichtet. Die noch verbliebenen landwirtschaftlichen Fluren wurden wieder dem Erbgericht einverleibt.

Nach Klemms Ableben übernahm 1902 dessen Witwe das Anwesen, sie veräußerte es 1914 an den Gastwirt Fichtner. Am 18. November 1921 erwarb der jetzige Besitzer Franz Drechsel aus Gornsdorf und brachte ihn zur heutigen anerkannten Leistungsfähigkeit. Im Oktober 1937 erhielt das Anwesen die Bezeichnung „Gasthof Erbgericht“.

Aus der Vergangenheit von wohl bald 5 Jahrhunderten bleibt damit die Tradition des alten Schankes gewahrt. Sie ist im Sinne des heimatforschlichen Wirkens begrüßens- und dankenswert.

3.2.3.2. Die Falkenhöhe 128 - 131

Die urkundlichen Nachweise über den heutigen Gasthof „Falkenhöhe“ in Falkenau gehen bis zum 30jährigen Kriege zurück. Das bis zu diesem Zeitpunkt auf dem Grundstück angestandene Haus ist im Jahre 1643 von den Feinden niedergebrannt worden und hat damit das Schicksal von 6 Gütern und einer Anzahl anderer Häuser des niederen Ortsteils des Dorfes Falkenau geteilt.

Bis 1710 hat die „Baustatt wüste“ gelegen. Der frühere Besitzer Georg Richter hat das Grundstück während des Krieges verlassen. Nachkommen, die zur Übernahme des Grundstücks und zur Zahlung der während und nach dem Kriege in Verzug gekommenen Steuern und Gefälle bereit und in der Lage gewesen wären, haben sich nicht gefunden. So wurde das Grundstück nach dem damaligen Brauch nebst einer Anzahl anderer Grundstücke von dem zuständigen Gericht in Augustusburg versteigert und der Erlös für die genannten Grundstücke von der Steuerbehörde in Anspruch genommen.

1710 erwarb in einem solchen Verfahren das Grundstück Andreas Kluge in Falkenau, er „cedierte“ dasselbe am gleichen Tage bereits an Hanß Müller in Falkenau. Dieser vererbte das Grundstück, welches nunmehr aus

a) „1 Stück Feld, insgemein der „Wehr“ genannt, und das darinnen gelegene Gärtlein, wie solches am 22. April 1683 von Christoph Schubert überkommen“,

b) Die oben genannte „wüste Baustatt“,

c) „ein am 7. Dezember 1737 von Christian Richter aus dessen Gut (sogenannten Schenkengut) erworbenes Grundstück zwischen „Flöhastrom und Mühlgraben nach 2 Scheffel und einem Viertel Kornaussaat“ an seinen Sohn Christoph Müller in Falkenau.

Christoph Müller errichtete auf der Baustatt ein Haus und erwirbt zu seinem Grundstück am 29. Februar 1788

d) „eine Wiese zwischen den Wassern der Flöha und der Hötzelbach, die Hofaue genannt“.

Hiermit hatte das Besitztum den Charakter einer beachtlichen Bauernwirtschaft erhalten. Für das von Richter erworbene Grundstück war alljährlich sogenannter Erbzins an das Stammgut zu entrichten. Für das Hofauengrundstück betrug der Kaufpreis 1.200 Thaler.

Das Anwesen übernahm später im Erbwege der Sohn Christoph Müllers, der Zeichenschläger Carl David Müller in Falkenau. Wirtschaft und Amt verblieb bei ihm bis zu seinem Tode 1803. Er wurde in seinem Keller von einem Fass Bier erschlagen.

Nach diesem ging das Anwesen auf seine Witwe Johanne Christine Müller über.

Am 22. September 1803 erwarb der Schwiegersohn der Müller, der Zeichenschläger Gotthold Leberecht Hartwig in Falkenau die Wirtschaft käuflich. Er übernahm das Besitztum mit:

„1 Haus, 1 Nebengebäude und 2 Grasgärtchen, welche mit der Gemeinde und Gottfried Göthels Mühlengut in gewissen Rainen und Steinen zu befinden, und den darauf haftenden 4 vollen gangbaren Schocken und 1 Gr. 9 Pfg. terminlichen Quatemberbeitrag, ingleichen 1 am Wehr zwischen dem Mühlgraben und Flöhastrom nach 4 ½ Scheffel Feld, wie solches oben und unten mit des Müllers Wehren in Rainen und Steinen gelegen, für den Kaufpreis von 400 Thalern für das Haus und die Gärtchen und 500 Thaler für die Wehr.“

Die Hofauwiesen sind hiernach bereits wieder verkauft gewesen, sie sind dem Hetzdorfer Erbgericht zugeschlagen worden.

Seit der Erbauung des Hauses im Jahre 1710 wurde im Grundstück Branntweinbrennerei betrieben (1742 wurde Steuer hierauf erhoben). Die Nähe der alten Poststraße, die von Napoleon später zur Heerstraße ernannt wurde, gab Gelegenheit, an die auf dieser verkehrenden Fuhrleute Branntwein zu verkaufen. Sie hielten kurze Rast und tränkten ihre Pferde am reichlich fließenden Wasser im Grundstück. Als nach beendetem Freiheitskrieg Handel und Wandel einen unvorhergesehenen Aufstieg erlebten, steigerte sich naturgemäß auch der Fuhrverkehr auf der Straße und es entstand das Bedürfnis zur Errichtung einer Einkehrstätte zwischen Flöha und Oederan. Diesem Bedürfnis kam der weitschauende Besitzer der Wirtschaft entgegen, indem er die Genehmigung zum Ausschank von Branntwein und Bier erwarb. Das ist in den Jahren 1816 – 1820 geschehen, Urkunden sind hierüber nicht aufzufinden gewesen. Hartwig erwähnt aber in seinem Testament, dass seine Witwe nach seinem Tode die „ihm persönlich erteilte Consession“ nach Möglichkeit weiter betreiben solle. Gewohnheitsmäßig wird das Verabreichen von Speisen und das Beherbergen von Fremden hinzugekommen sein. Die Einführung der Industrie im Dorfe im Jahre 1821 und deren allmähliche Entwicklung brachte eine Steigerung des geselligen Lebens mit sich, so dass Hartwig im Laufe der Jahre auf dem Boden der Scheune einen Tanzsaal errichtete. Als er 1834 verstarb, hinterließ er nach einem Inventarverzeichnis in seinem Nachlass als Gasthausinventar 1 Dutzend Branntweingläser, 1 Dutzend Henkelgläser, 2 Dutzend Flaschengläser, 2 Dutzend Speiseteller und 1 ½ Dutzend Speisemesser. Dieses Inventar gibt einen Überblick über Umfang und Art des Betriebes: eine einfache Einkehrstätte mit Bier- und Branntweinausschank, ein einfacher Rastort, an dem Brot und Käse die gangbarste Kost gewesen sein mag, denn Gabeln waren im Nachlass nicht verzeichnet.

Nach dem Ableben Hartwigs am 11. Dezember 1833 übernahm seine Witwe Johanne Sophie Hartwig, geborene Müller, den Schankbetrieb und führte ihn bis zu ihrem Tode weiter. Im 1. Jahrgang des in der Nachbarstadt Oederan seit 1836 erscheinenden Wochenblattes ladet der Stadtmusikus Bergt in Oederan zum Pfingstfeiertag am 1. und 2. Mai zu „vollständigem Conzert und Tanz“ bei der Witwe Hartwig ein, auch 1840 zeigt Stadtmusikus Kunz aus Oederan für Pfingsten ein „vollstimmiges Instrumentalkonzert“ an. Die romantische Lage des Dorfes verschaffte demselben auch in den benachbarten Gemeinden Geltung, es wurde das Ziel von Ausflüglern. Die Errichtung einer Spinnfabrik in unmittelbarer Nähe des Gasthauses trug zur Hebung des Betriebes bei, der sich naturgemäß noch steigerte, als die oberhalb des Grundstücks hinführende Straße vom Gückelsberg aus verlegt und durch dasselbe hindurchgeführt wurde.

Mit dem Tode der Frau Hartwig hörte die seit 1710 nachgewiesene Erbfolge im Besitze einer Familie auf. Nach einer kurzen Besitzzeit des Sohnes der Verstorbenen, des Chausseeinspektors Carl August Hartwig verkaufen dessen Erben das Grundstück am 22. September 1853 an Carl Friedrich Hößler für 5.500 Thaler. Hößler erhielt nach heftigen Bemühungen während zweier Jahre die erforderliche Konzession, da in der Gemeinde selbst wegen des im Dorfe befindlichen Gasthofes am Erbgericht Gegnerschaft der Erlaubniserteilung entstanden war. Die von ihm später noch erstrebte volle Realgerechtigkeit bleib ihm aber versagt und so fiel das Gewohnheitsrecht des Tanzhaltens. Bereits am 16. Januar 1856 verstirbt er und seine Witwe Christiane Wilhelmine Hößler erwirbt das Grundstück für 4000 Thaler, um es bereits am 21. September 1857 an Johann Gottfried Lange für 5500 Thaler weiter zu veräußern.

Mit dieser Übernahme beginnt ein weiterer gewerblicher Aufstieg des Besitzes, der besonders nach dem Tode Langes am 21. Februar 1864 im Alter von 69 Jahren, nach der Übernahme der Wirtschaft durch dessen um vieles jüngere Ehefrau Christiane Juliane Lange, geborene Richter, markant hervortritt. Diese Besitzerin wird den heute noch lebenden älteren Einwohnern Falkenaus und manchem alten auswärtigen Fuhrknecht aus mancherlei Gründen noch in Erinnerung sein. Der Volksmund gab ihr den Beinamen „Wasserfrieden“. Die Bezeichnung setzt sich nach erzgebirgischem Brauch aus Orts- und Familienanhängsel zusammen: Wasser – (vom Wassertränken der Pferde), Frieden (vom Vornamen Gottfried des Mannes, Fried, die Frieden). Sie hat den Aufstieg des Deutschen Reiches nach dem deutsch-französischen Kriege mit allen Vor- und Nachteilen erlebt. Die Bedeutung der Hofer Chaussee, die im Laufe für den Fernverkehr fortwährend stieg, ist auch ihrem Besitztum förderlich gewesen. Bis kurz vor ihrem Tode am 14. Mi 1896 hat sie der Wirtschaft persönlich vorgestanden. Ihr Sohn Friedrich Julius Eichler erwarb das Grundstück am 7. Mai 1896 für 10.000 RM und verkaufte es bereits am 13. Juni 1896 an Ernst Hermann Fischer für 12.900 RM weiter.

Die neue Zeit forderte auch von dem Gaststättengewerbe Anpassung an die auf allen Gebieten ersichtlichen Fortschritte. Noch im Jahre 1896 wurde das Scheunengebäude der Wirtschaft, in dem sich einst der Tanzsaal befand, abgebrochen, um einem vom neuen Besitzer durchgeführten zeitgemäßen Neubau eines Gasthofes Platz zu machen.

Die frühere Bauernwirtschaft „Falkenhöhe“, die historische Schankstätte an der Heeresstraße

Das Alte stürzte – und nun gehörte die alte Romantik der früheren bescheidenen Einkehrstätte der Vergangenheit an. Die Gastwirtschaft wurde aus den zeitherigen Räumen in den Neubau überführt, das alte Gebäude wurde nach einem Umbau der Gegenwart als Wohnstätte wieder in den Dienst genommen. Neues Leben erblühte. Der Neubau erregte damals die Aufmerksamkeit der Umgebung, begeisterte Zeitungsnachrichten geben davon Kenntnis. Der bis jetzt namenlose Gasthof erhielt nunmehr die nach seiner Lage berechtigte Bezeichnung „Falken-Höhe“.

Am 15. Oktober 1909 wurde Ernst Richard Günther als Besitzer des Grundstücks im Grundbuch verlautbart. Seine Bemühungen um die Genehmigung zur Errichtung eines Tanzsaales blieben ohne Erfolg. Am 19. September 1911 erhielt der heutige Besitzer Friedrich Georg Pönisch nach dem Erwerb des Grundstücks die Konzession des Betriebes. Volle Schankgerechtigkeit, Beherbergungen und Ausspannung, Krippensetzen, Abhaltung von Schaustellungen durch Personen und Vereine sowie die Veranstaltung von theatralischen Vorträgen und Aufführungen umfasst die behördliche Genehmigung.

Der Gasthof enthielt die Übungsstätte des Deutschen Turnvereins von der Gründung 1888 bis zur Weihe der neuen Gemeindeturnhalle 1908 und das Heim der Schützengesellschaft seit 1897 bis zur Errichtung von Schießstandanlagen im Zechengrund im Jahre 1925.

Ein Tag freudiger Erinnerung ist für den heutigen Wirt der 19. Juni 1930. An diesem Tage hielt der Führer und Kanzler des deutschen Reiches in seiner Gaststätte Einkehr. Von Chemnitz kommend, wo er aus Anlass der damaligen Landtagswahlen zu der Industriebevölkerung gesprochen hatte, wechselte er hier die Kleidung und genoss ein einfaches Abendbrot. Eine silberne Dose des Führers, in der Tee aufbewahrt wurde, blieb beim Verlassen des Lokals liegen. Dieses Eigentum des Führers wird von der hiesigen Ortsgruppe der NSDAP aufbewahrt. Das Auge des Besitzers leuchtet auf, wenn er vom dem für ihn und sein Lokal so wichtigen Besuch spricht, im Gastzimmer hängt das Bild unseres Führers mit einer beglaubigten Darstellung des Besuchs, auf den die ganze Gemeinde stolz ist.

3.2.3.3. Bahnhofsgaststätten 131

Der Bau der Eifenbahnlinie Chemnitz-Dresden und die damit verbundene Errichtung einer Haltestelle im hiesigen Orte zeigte das Bedürfnis, eine für das reifende Publikum günstig gelegene Einkehr und Wartestiitte zu errichten. Der Strumpfwirkermeister Carl Friedr. Winkler, der bereits das Floßplatzhäufel erbaut hatte und die Baukantine am Hetzdorfer Viadukt betrieb, erwarb das 1870 von dem Bahnarbeiter Gehlert an der Augustusburger Straße unmittelbar an der Eisenbahnliuie errichtete Wohnhaus und erhielt am 30. Mai 1871 die behördliche Concession zum Bier- und Branntweinschank, der nach dem Tode Winklers im Jahre 1893 auf Friedrich Otto Berndt überging. Die Gaststätte war durch eine nach dem Goslaer Muster erbaute Kegelbahn unter seiner Leitung bekannt geworden. 1903 erwarb Grundstück und Gewerbe der Jnspektor Anton Oskar Scheunert aus Grünberg.

Dieser errichtete im Jahre 1906 einen stattlichen Neubau in unmittelbarer Nähe des Stammhauses unterhalb der Bahnlinie und erwarb die Konzefsion am 30. Juni desselben Jahres für die neuen zeitgemäßen Räume. Schon am 5. September 1906 verstarb er. Seine Witwe verkaufte das Grundstück an Richard Merkel aus Chemnitz, der es 1919 an Richard Künzel aus Irbersdorf weiter veräußerte. Dessen Nachfolger ist seit 1920 Georg Müller ans Chemnitz, der den Betrieb bis heute fachmännisch und unter Wahrung zeitgemäßer Bewirtnng als Besitzer vorsieht.

3.2.3.4. Fichtners Gaststätte 131

Der Begründer der Gaststätte erwarb 1870 die Materialwarenhaudlun von Friedericke Tillmann und erhielt die behördliche Genehmigung zum Branntweinkleinhandel für 1/2 Eimer. (1 Eimer = 33 Liter.)

1872 erhielt er die Konzession zum Ausschenken von Bier und zur Verabreichunq von kalten und warmen Speisen. Sein Bemühen, für seinen Schenkraum auch die Branntweinkonzession zu erhalten, blieb ergebnislos. Sein Schwiegersohn, der Schneider Moritz Wilhelm Baldauf erhielt 1901 die Konzession für Bier- und Branntweinschank, nachdem er 10 Jahre lang Schwierigkeiten wegen deren Erlangung überwunden hatte. Nach seinem 1902 erfolgten Tode betrieb seine Witwe das Gewerbe, das 1904 der 2. Ehemann derselben, Otto Hermann Fichtner übernahm. 1927 übernahm der Schwiegersohn Richard Berthold die Gastwirtschaft, die seit 1929 verpachtet ist. (1929 Willy Neumann, seit 1933 Kurt Sußmann).

3.2.3.5. Im Ortsteil Hetzdorf 132

errichtete der Seilermeister Albin Fischer zur Zeit der Erbauung der Eisenbahnlinie Hetzdors-Eppendsarf im Jahre 1893 eine Baukantine. 1894 erhielt er die Erslaubnis zur Errichtung eines Gasthauses am Bahnhof Hetzdorf, das infolge seiner damals modernen Einrichtung und Bewirtung lange Zeit in Blüte stand. Der Weltlrieg veranlaßte den Besitzer, das Gebäude für industrielle Zwecke zur Verfügung zu stellen, sodaß die Gastwirtschaft bis nach Beendigung des Krieges geschlossen blieb. Nach dieser Zeit hat der Erbauer den Betrieb wieder aufgenommen.

Die vorübergehende Schließung der vorgenannten Gaststätte gab der Eisenbahnverwaltung Veranlassung, im Stationsgebäude eine mit voller Schankgerechtigkeit versehene Gaststätte zu errichten, die bis heute erhalten geblieben ist.

3.2.3.6. Frühere Gaststätten 132

Jm Jahre 1866 suchte der Tischler Karl Heinrich Barthel, der im Nebenamte Brückenzolleinnehmer war, um Erteilung der Schankkonzession nach. Sie wird ihn nach Kämpfen am 26. Mai 1869 für Bier- und Branntweinschauk erteilt, nachdem ihm kurz vorher für sein Materialwarengeschäft auch die Erlaubnis zum Kleinhandel mit Bier und Schnaps erteilt worden war. Das alte Gebäude Ortsl.-Nr. 26 ist 1890 durch einen Anbau vergrößert worden. Nach dem Tode Barthels am 17. Januar 1893 hat dessen Witwe bis 31. Oktober 1894 das Gewerbe weiter ausgeübt. Mit diesem Tage wurde die Gaststätte für immer geschlossen, da „mangels Bedürfnisses“ alle Gesuche um Uebertragung der Konzefsion auf verschiedene Käufer des Grundstückes von der Behörde abgelehnt wurden. Selbst die Gesuche des Käufers des Grundstücks, des Postagenten Gläßer, an die Kreishauptmannschaft und an den Landesherrn blieben unberücksichtigt.

Auf dem sogenannten Kalkofen an der Augustusburger Straße hat zu Beginn bis Mitte des vorigen Jahrhunderts 7) ein Ausschank von Bier stattgefunden.

Der Bäckermeister Janda hatte im Jahre 1902 im Grundstück Ortsl.-Nr. 21C8) (Bäckermeister Seifert) einen Kaffeeschank eingerichtet, der indessen „mangels Bedürfnisses“ nur vorübergehend bestanden hat.

3.2.4. Das Gewerbe 133

3.2.4.1. Die Walkmühle 133-134

Noch im Jahre 1868 waren in der „alten Walkmühle“ an der heutigen Lößnitztalstraße (Ortsliste Nr. 1 in Falkenau) die letzten Spuren des hier schon in grauer Vorzeit stattgefundenen Betriebes des Tuchwalkens, als Radstube, Wasserradwellen, gewölbte Wasserabzugsgräben zu bemerken. 1583 wurde das Gelände vom damaligen Besitzer des späteren “Schänkengutes“ erworben, um darauf eine Hüttenanlage für den kurfürstlichen Bergbau am Schoßberg oder „uffn Oederschen Wald“ zu errichten. Nach einem aufgefundenen Lageplan aus dem Jahre 1610 war um diese Zeit eine Tuchwalke an die Hüttengebäude angebaut. Die Tuchmacherinnung zu Oederan erstarkte nach dem 7jährigen Kriege derart, dass sie zum Walken der Tuche zwei Walkmühlen in Betrieb nehmen musste. Von diesen befand sich eine „am Flöhastrom“ in Falkenau, die andere war die Amtswalkmühle in Thiemendorf. Grund und Boden und wohl auch vorerst die Gebäude befanden sich im landesherrlichen Besitz. Das Pachtverhältnis wurde zuletzt am 21. Dezember 1771 geregelt. Für beide Walken musste ein Erbpacht von 300 Thalern und ein Erbzins von 13 Thalern an den Schösser zu Augustusburg gezahlt werden. Nutznießer war das „Tuchmacherhandwerk in Oederan“.

Am 1. Mai 1775 haben die Obermeister Küber und Wiedrich die niedere, also die Falkenauer Walkmühle samt Mühlgraben und „einem Gärtchen“ sowie das Röhrwasser an Friedrich Lorenz für 25 Gülden Erbstandsgeld und jährlich 1 Gülden Erbzins überlassen, der sie 1790 an Johann Michael Richter veräußerte. Nachfolger im Besitz wurden 1847 Johann Gottlieb Franke, 1849 dessen Sohn Carl Gottlieb Franke. Von da ab wurden verschiedene Besitzer grundbücherlich verlautbart. Die unbenutzt gebliebene Wasserkraft gab der Tuchmacherinnung Oederan bei dem Besitzwechsel Franke Veranlassung, vermögensrechtliche Ansprüche zu stellen, ein Erfolg blieb ihr indessen versagt. Mit dem Verkauf durch die Innung 1790 wurde der Betrieb derselben eingestellt. Ein Berichterstatter des Oederaner Wochenblattes aus späterer Zeit gedenkt der verschwundenen Betriebsart mit folgenden Worten:

„…nur Zippen, Amseln, Finken und Rotkehlchen singen und pfeifen hoch im nahen Hasel-, Ahorn- und Birkengebüsch, sich des idyllischen Alleinseins freuend“. Auch ein Verschen, das um diese Zeit umlief, verdient hier Platz zu finden:

„Sie singen von Luft und Liebe

von fröhlich vergangener Zeit,

der Zeit, da in der Walkmühle

der Walker hatte noch Arbeit!

Noch ging das Getriebe, die Welle,

zu walken gelbe und rote Flanelle.“

Die Gebäude, die nach dem Abbruch der alten Hüttenanlage (sie wurden im Dreißigjährigen Kriege verwüstet) für sich erhalten geblieben, wurden während des Baues der Chemnitz-Dresdner Eisenbahn umgebaut und als Krankenhaus während des Baues der Hetzdorfer Brücke verwendet. Seit dieser Zeit dienten sie Wohnzwecken.

3.2.4.2. Das Müllergewerbe 134-135

Das Müllergewerbe ist wie in allen Landgemeinden auch in Falkenau das älteste. Diese Tatsache liegt begründet in dem Umstand, dass die Siedler sich von eigenen Erzeugnissen, vor allem dem Getreide, ernähren mussten. Kartoffeln kannte man noch nicht. Hülsenfrüchte und andere Lebensmittel waren mangels Transportmittel nicht zu erreichen. So wurde das selbsterbaute Getreide dem Müller zum Mahlen übergeben und in den Backöfen der Gutshöfe verbacken. Dieser Brauch hat sich bis in das 19. Jahrhundert hinein erhalten. Daraus erklärt sich, dass auch das Bäckergewerbe in den Landgemeinden erst spät Fuß fasste und auch in Falkenau erst mit dem Zuzug von Industriearbeitern nachweisbar wird.

Dort, wo sich heute das moderne Industriewerk der Aktiengesellschaft Liebermann erhebt, stand von altersher eine Mühle. Schon 1378 wird sie unter den zinspflichtigen Lehnen des Amtes Augustusburg aufgeführt. Sie bildete ein ½ Hufengut, das sogenannte Mühlengut. Als „Mühle des Erbrichter“ und als „Erbmühle“ finden wir sie sowohl in den Kirchenbüchern als auch in den Erbkaufbüchern verzeichnet.

Um die reichlichen Wasserkräfte der Anlage auszunutzen, wurde 1809 von dem Fabrikanten Fiedler aus Oederan auf einem „Kamm“, gemeint ist der heutige Fabrikwerder, eine Walke auf erpachtetem Gelände errichtet.

Der Mühlenbetrieb hat bis zum Jahre 1850 bestanden. In diesem Jahre wurde das gesamte anstehende Besitztum durch Feuer vernichtet. Die ebenfalls seit altersher mit anstehende Brettschneidermühle wurde 1852 nach Leubsdorf abtransportiert. Als älteste Besitzer der Mühle sind uns die Familien Fintzel bekannt. Nach dem Erbkaufbuch für Falkenau verkaufte 1566 Georg Fintzel, der bereits 1542 Besitzer war, die Mühle an seinen Schwiegersohn Andreas Müller „von der Flöhe“. 1583 geht sie in den Besitz seines Enkels George Müller über, nachdem sie dessen Vater, ebenfalls George geheißen, in der Zwischenzeit im Besitz gehabt hatte. 1580 wird George Müller als Besitzer des Mühlengutes und eines Beigutes mit einem Gesamtbesitz von 1 Hufe genannt. Hierauf ist die Mühle vorübergehend in das Eigentum des damaligen Besitzers des Erbgutes Falkenau, des Hauptmanns Abraham Kluge übergegangen; dies scheint im Erbwege erfolgt zu sein. Seine Ehefrau war Annemarie geborene Puffendorfer aus Flöha, eine Tochter des dortigen und durch seine Söhne bekannten Pfarrers, die nach dem Tode ihres Mannes als anderweit verheiratete Frau Thume („des Churf. Amtsschreibers zu Frankenberg und Sachsenburg Ehefrau“) an Magdalene Margarethe Rösch geborene Müller, Amtsschreibers und Tranksteuereinnehmers in Augustusburg Eheliebste die Mühle weiter veräußerte.

Mit dieser Besitzerin scheint die Müllersfamilie Fintzel-Müller auszusterben. Es hat aber in den Besitzzeiten von Kluge und Rösch die Familie Fintzel die Erbmüller und Pachtmänner gestellt. Noch 1713 führt das Kirchenbuch einen Pachtmann Johann Michael Fintzel auf.

1678 kaufte Christian Weygold aus Breitenau die Mühle von der Rösch. Mit ihm tritt ein neues Müllergeschlecht auf, das auch 1759 im Besitz der Mühle ist. 1768 erwirbt Meister Gottfried Göthel das Besitztum, dessen Sippe es vorbehalten blieb, die letzte Müllersfamilie auf diesen über 1 halbtausend Jahre seinen Besitzer nährenden Gewerbes zu sein. Die Witwe Gottfried Göthels und deren Erben verkauften 1836 die Mühle, an die 1821 noch eine Spinnmühle angebaut worden war, an den Tuchfabrikanten Fiedler aus Oederan.

Als Pachtmüller sind verzeichnet 1638 Matthes Ruttloff, 1665 Christian Grundmann, 1666 Michael Seifert, als Mühlenknappen 1798 Johann Daniel Böhme, 1823 Christian Homilius und 1837 August Lange, „der zugleich das Bäckerhandwerk erlernt“ hatte. Karl August Gunzel, bei Fiedler in Stellung, war der letzte Mühlknappe.

Das zur Mühle gehörige ½ Hufengut erstreckte sich bis an den Oederaner Wald in seiner ursprünglichen Ausdehnung, also bis über den jetzigen Falkenauer Friedhof hinaus und bis an den Zechengrund. Als Nachbar kam das Bauerngut Nr. 36 (jetzt Otto Hösel) in Frage. Der „Mühlberg“, das „Mühlfeld“, die „Mühlwiesen“, der „Dörnerwerth“, der „Mühlwerth“, der „Mühlgraben“ und andere Grundstücke zählten zu dem Bestand des Mühlengutes, dessen Viehbestand über die zwischen den Häusern Nr. 29 (Fleischermeister Kluge) und 31 (Bäckermeister Hunger) führende „Kuhgasse“ auf die Weide getrieben wurde. Der Fabrikherr Fiedler verkaufte einen großen Teil der Fluren 1852 an den sächsischen Staat.

Vermutlich seit dem Jahre 1595 besaß auch das Lehngut eine Mühle. Die in diesem Jahre landesherrlich genehmigt worden ist. Sie mag vorerst den Mahlbedarf der eigenen Gutsherrschaft gedeckt haben. Für irgendwelche sonstige Bedeutung der Anlage haben sich keine Merkmale finden lassen. Ihre Verwendung als Brettmühle tritt hervor. Sie stand von jeher an der Flöha, dort, wo sich heute die frühere Schreyersche, jetzt Liebermannsche Fabrik erhebt. Sie war auf dem Grund des Lehngutes errichtet und wurde von dem Wasser der Flöha unterschlägig getrieben. Der alte Mühlgraben wurde 1842 von dem damaligen Lehngutsbesitzer Schreyer durch einen zeitgemäßen Fabrikgraben ersetzt. Nach dem Bau der Chemnitz-Oederaner Straße mag der das Gut und die Mühle trennende Weg oft zum Transport des im nahen Walde gewonnenen Nutzholzes benutzt worden sein. 1611 finden wir Hanß Zimmermann als „Brettschneider in der unteren Mühle“ verzeichnet, 1650 tritt Hanß Müller als solcher auf, dessen Sohn George sein Nachfolger wird. Christian Teufel (1665), Simon Müller (1690), Christian Schuhmann (1711), Peter Böhme (1716) und Ernst Otto (1774) haben das ehrsame Handwerk weiter betrieben.

Auf den Ranftschen Feldern (jetzt Otto Hösel gehörig) wurde 1850 am Schieferbach von Friedrich Ehregott Brauer aus Hetzdorf 1 Ölmühle gebaut. Der Abbruch der Fiedlerschen Mühle gab indessen Veranlassung, dass sie sich bald zur Mahlmühle umstellte. Oft hat sie den Besitzer gewechselt. Bäckermeister und Müller Hunger, dessen Enkel heute noch hier ansässig ist, war einer ihrer bekanntesten Pächter. Unter ihrem Besitzer Kempe wurde die Anlage, nachdem sie 1890 einen fabrikähnlichen Anbau erfahren, für die Herstellung elektrischen Stromes umgebaut. Die Firma Kreyßig in Flöha verkaufte das Besitztum 1896 an die Gemeinde Falkenau, die das Werk bis zum Anschluss an die Lichtenberger Überlandzentrale in eigener Regie betrieb. Die ursprüngliche Mühle ging 1935 an den Bäckermeister Resch als Eigentum über und wurde damit zum Teil ihrer ursprünglichen Bestimmung wieder zugeführt.

3.2.4.3. Die Holzflößerei 135-136

Zu früheren Zeiten, als noch keine Eisenbahnen unser Vaterland durchzogen, keine Güterzüge Rohprodukte und Fertigwaren von einer Gegend in die andere beförderten, benutzte man das fließende Wasser als Transportmittel für das Holz, das im Gebirge im Überfluss wuchs. Das Gewerbe, das sich damit befasste, nannte man Holzflößerei. Es gehört der Vergangenheit an, für Falkenau hat es aber einstmals Bedeutung gehabt. Unter den Flüssen, in denen früher geflößt wurde, steht der Flöhafluss mit obenan. Im Winter, in dem die Flüsse meist zugefroren, benutzte man die Jahreszeit im oberen Gebirge dazu, die Hölzer anzufahren. Aus den Holzstämmen schnitten damals die Holzfäller kein Langholz, solches konnte in den seichten Wasserbahnen nicht geflößt werden, sondern 2 Ellen lange Knüppel, die in Scheite gespalten und zu Klafterstößen aufgeschichtet wurden. Wenn dann im Frühjahr die Schneeschmelze im Gange war und die Flüsse anschwollen, war der Zeitpunkt für die Flößerei gekommen. Scheite wurden in das Flussbett geworfen, sie schwammen weit fort und wurden am „Floßplatz“ in Empfang genommen und dort wieder aufgestapelt. Einen solchen Floßplatz besaß auch Falkenau und zwar am sogenannten „Glaser-Werder“. Das nicht alles Holz an seinem Bestimmungsort ankam, war nicht verwunderlich, deshalb wurden Diebstähle von Floßholz besonders streng geahndet. Die Flößer standen ursprünglich mitunter in Frondiensten. Die Flößerei war staatlich. Vater August besaß und kaufte den größten Teil der erzgebirgischen und vogtländischen Wälder, führte einen geregelten Forstbetrieb ein und ließ das Holz vorteilhaft verwerten. Das hier zuständige Floßamt war in Görsdorf-Blumenau. Dort waltete der Floßamtmann Zimmermann, der die Oberaufsicht führte, das Holzanfahren vergab und das angeschwommene Holz versteigerte. Die Nachbarstadt Oederan war wegen des Bezuges von Brennholz auf den hiesigen Floßplatz angewiesen. Der hiesige Floßplatz war eine Art Umschlagsplatz. Von hier aus wurde Langholz und das übrige Brennholz bis nach Waldheim und Grimma hinab geflößt. Für seine Verwaltung war zeitweise ein Floßschreiber (1660 Christoph Fritzsche), zeitweise ein Floßholzverkaufswalter (1858 C. Friedr. Leberecht Ranft) und zeitweise ein Floßholzvermesser (1853 Gottl. Friedr. Otto) zuständig. Der Gutsbesitzer Ranft hier hat lange Zeit die Flößerei flussabwärts betreiben und damit mancherlei Arbeitsgelegenheit geschaffen.

Die Kirchennachrichten wissen auch von Unglücksfällen im Flößereigewerbe zu melden. 1660 ist der Brettschneider George Müller am 28. Mai „aufn Wasser unter Kriebstein ertrunken, da ihn das Ruder von dem Floß herunter geschleudert und hat nicht können errettet werden“. Er wurde am Osterabend unter Waldheim gefunden. – 1691 wurde „Christoph, Sohn George Rahnfelds, am 28. Mai zu Sachsenburg unter dem Mühlenwerth durch den starken Wasserstrom vom Floß heruntergestoßen, jämmerlich ertrunken und erst am 4. Juni aufgefunden“. „In der Marterwoche 1716 ertrank auf Flöße Georg Päßler und sein Sohn Hans Michael“. 1822 wurde der 31jährige Leineweber C. Ghilt. Drechßel „bey Erbauung eines Floßes in der Flöha von dem Rammel getroffen, indem das Gerüst einstürzte, dass er am 4. Tage sterben mußte“.

Über dreihundert Jahre hat die Flößerei, die einfachste Art der Holzbeförderung, in Blüte gestanden, ein Zeichen, dass sie sich bewährt hat. Von ihr zeugt in den heutigen Tagen noch das „Floßplatzhäusel“ das heutige Wiedrichsche Haus, das Strumpfwirkermeister Winkler auf dem Gelände des Ranftschen Floßholzplatzes (jetzt Wächtlers Gut Nr. 39B) errichtete.

3.2.5. Das Handwerk 136-137

Die Ausübung des Handwerks war in früheren Zeiten in erster Linie den Städten vorbehalten, in den Dörfern wurde es erst spät heimisch. Die strengen Bestimmungen der Zünfte hinderten die freie Entwicklung. So kommt es, dass im hiesigen Orte in erster Zeit nur die Gewerke vertreten sind, die durch die jeweiligen Stufen der Entwicklung unbedingt geboten waren. Gegründet durch den Durchgangsverkehr von Chemnitz nach Freiberg auf dem sogenannten Firstenweg ergab sich 1569 die Notwendigkeit zum Betrieb einer Schmiede. Der Amtsschösser Urban Schmidt befürwortete die Genehmigung hierzu und die Gemeinde erhielt sie 1570. Wir hören erst um 1664 von einem Schmied Andreas Päßler (Bäßler), um 1699 Johannes Naumann, um 1738 erhält der Hufschmied Christian Kluge Genehmigung zum Bau einer eigenen Schmiede. 1753 gab Hans Gfried Kluge das Gewerbe auf, weil „in den benachbarten Orten mehrere Schmieden entstanden seien und sich kein Schmied zur Übernahme der Schmiede fand“. Vermutlich ist dieser Umstand durch die Verlegung der Verkehrsstraße, die ursprünglich über Euba, Schweddey durch den unteren Ort gegangen sein mag, über den Gückelsberg verursacht worden. 1809 finden wir das Gewerbe wieder aufgenommen. Franz Metzler betrieb es, seine Nachfolger waren 1818 August Schubert, 1858 Carl Christoph Preißler.

Das nächstälteste Handwerk ist das des Schneiders. 1658 übt es George Richter, 1671 Johann Georg Großkurth, 1702 Christian Otto, 1711 George Rothe, 1715 George Ruttloff, 1730 Hanß Bergt, 1764 Christian Günther, 1797 Glieb. Sandig aus.

Das Glaserhandwerk wird 1680 genannt. Um diese Zeit hat in der Nähe des Floßplatzes das Wohnhaus eines Glasers gestanden, der auf der Flussinsel „einige Kretzbethe“ angelegt hatte. Nach ihm hat der Werder die Bezeichnung „Glaserwerder“ erhalten.

Der erste Schuster war 1683 Andreas Näumann (Naumann).

Die Bauhandwerker lernen wir um1700 kennen. 1691 wird Hanß Müller als Zimmermann genannt und 1763 verstirbt der Maurer Hanß Anke im Alter von 78 Jahren.

Die Vorgänger der Textilindustrie, die Leineweber erscheinen 1704. Christian Müller betreibt dies Handwerk. August Hirth ist 1801 „Leineweber und Musikus“. Noch 1882 gibt es einen Webermeister Ernst Uhrig. 1781 wird das Strumpfwirkergewerbe durch David Müller ausgeübt und 1868 scheint K. Friedrich Winkler der letzte Vertreter des Handwerks zu sein.

1763 übt Christian Bergt das Handwerk als Böttcher aus. Nachfolger scheint er nicht gehabt zu haben.

Das Korbmacherhandwerk findet erstmalig 1773 durch Christoph Hofmann seinen Vertreter.

1784 übt Joh. Gfried Fischer das Sattlergewerbe aus.

Das Bäckerhandwerk ersteht um 1816. Carl Glob. Hösel wird als erster genannt.

Die Einführung und Entwicklung der Industrie zieht auch die noch fehlenden Handwerker nach sich. So werden

1844 das Fleischerhandwerk durch Fleischhauer Seifert,

1865 das Seilergewerbe durch Moritz Jähne,

1878 das Hutmachergewerbe durch Gustav Wagner,

1884 das Klempnerhandwerk durch Mstr. Reimund Simon,

1895 das Barbierhandwerk durch Otto Eitner erstmalig aufgeführt.

Das erste Handelsgeschäft wurde 1828 durch die Witwe Hösel im Hause Ortsl.-Nr. 50 errichtet, die hierzu die damals erforderliche Konzession erhielt.

Nach den statistischen Nachrichten waren 1880 in Falkenau vorhanden: 1 Bäcker, 1 Fleischer, 1 Müller, 1 Sattler, 1 Schmied, 2 Krämer.

3.2.6. Eine verschollene Handwerkskunst 137-138

Eine verschollene Handwerkskunst war die der sächsischen Waldzeichenschläger.

Die Amtswälder wurden früher, vor 200 Jahren „fein säuberlich mit roten und schwarzen Waldzeichen zur besseren Orientierung bei den großen Jagden und zur Begrenzung der Hutungen versehen. Erst 1830 wurden die Wälder schablonenhaft in lauter gleichgroße Rechtecke eingeteilt und es verloren die alten Straßen und Wege ihre Bedeutung. Bei Neuanpflanzungen und Aufforstungen wurden sie vielfach mit bepflanzt, oder sie kamen durch immer geringere Benutzung von allein im Verfall. Zur Bezeichnung und Benennung dieser alten Waldwege wurden nicht nur kunstvoll ausgeführte Buchstaben, sondern mitunter auch allerhand Zeichen verwendet. Es gab Jagd-, Einteilungs-, Orientierungs- und Hutungszeichen. Der Lohn wurde für die Anzahl der gekennzeichneten Säulen oder Bäume einschließlich der verwendeten roten „Männige“ (Farbe) und des Leinöls berechnet. Es gab Meister dieses Handwerks, die wundervolle Schnitzarbeiten an Bäumen anfertigten. Auch für die Waldungen in Falkenau, „uffn Oederschen Walde“ waren solche Zeichenschläger angestellt und hier wohnhaft. 1710 wird Christoph Müller, 1743 sein Sohn David Müller als solcher genannt, um 1803 dessen Schwiegersohn Leberecht Gottfried Hartwig, der nach der Umstellung des Forstbetriebes im Jahre 1831 die Bezeichnung „K. S. Holzverwalter“ führte. Die Genannten waren gleichzeitig Eigentümer des früheren Branntweinschankes, des jetzigen Gasthofes „Falkenhöhe“.

Einige Zeitungsnachrichten aus dem Oederaner Tageblatt aus dem vergangenen Jahrhundert mögen angeführt werden, weil sie zeitgenössische für das damalige Gewerbeleben sind.

Am 7. Dezember 1859 gibt Gotl. Lange bekannt, dass er für den Winter wieder sein Strumpfstrickereigeschäft angefangen habe und für dieses Fach Lehrstunden erteile. Da er aber damit nicht hinlänglich verdiente, „empfehle er seine gestrickten Futterale für lange Ohren!“ – Was mag dahinter gesteckt haben?

Im Jahre 1886 hat Fleischermeister Rülke einen Fleischerladen in der alten Schule (jetzt Lange-Brunner) eingerichtet, den später Fleischermeister Kluge übernahm.

1882 suchte die Gemeinde einen Stellmacher.

1895 trieb der Fleischermeister Kluge von hier einen „besonders fetten Mastochsen“ durch die Stadt Oederan, der zur Schlachthauseinweihung des genannten Meisters bestimmt war.

Das neu erworbene Mühlengrundstück des Fabrikherrn Fiedler wurde am 14. März 1843 zur Verpachtung ausgeschrieben und von Walpurgis ab verpachtet.

Das Mühlengrundstück an der Zechenbach wurde am 11. März 1879 erbteilunghalber zur Versteigerung ausgeschrieben. Es bestand aus den Flurstücken 122, 123, 126, 128a, 442, die ehemals zu dem jetzigen Höselschen Gute gehört hatten; wir erkennen immerhin einen nicht unbedeutenden landwirtschaftlichen Besitz daraus. Er ging später in den Besitz der Gemeinde über und stellt heute einen schätzenswerten Grundbesitz der Gemeinde dar, auf dem u.a. die Schießanlage der Schützengesellschaft und das Naturbad errichtet sind.

3.3. Abschnitt 8 Verkehr Post und Eisenbahn

3.3.1. Die Postanstalt 141

Die Post war sie erste öffentliche Verkehrseinrichtung. Sie besteht seit 1563 und hat sich lange Zeit alleine als solche behauptet. Der Heimatsort Falkenau wurde bereitsseit 1693 von der Postkutsche berührt. Seit dieser Zeit verkehrte die Fahrpost zweimal wöchentlich von von Dresden, Freiberg nach Nurnberg und zurück. Daran hat wird sich nach den Befreiungskriegen wenig geändert haben. 1825 führte man zwischen Dresden und Hof über Chemnitz noch Eilpost ein. Der Postverkehr wurde bis dahin nebenher noch durch reitende Posten erledigt. Vom 1. März 1854 an verkehrt zwischen Oederan und Chemnitz täglich eine Lokalpost, die auch in Flöha Passagiere aufnahm. Das Fahrgeld von Oederan nach Chemnitz betrug 12 Neugroschen.

Unsere Dorfheimat gehörte seit der Errichtung einer Postexpedition in Flöha (1857) zu deren Landbestelldienst. Zu diesem gehörten weiter die Dörfer Bernsdorf, Gückelsberg, Plauae, Schweddey, sowie die einzelnen Anwesen Kalkofen (bei Falkenau), die Kunst (bei Gückelsberg), das Lärchental (bei Flöha), der Steinknochen (bei Bernsdorf) und die Zechenhäuser.

Die stetig vorwärts schreitende Entwicklung unseres Dorfes ließ die Einrichtung einer eigenen Postanstalt als notwendig erscheinen. Nach manigfachen Beschwerden aus der Einwohnerschaft über mangelhaste oder verspätete Postzustellung wurde am 18. August 1881 die Postagentur in Falkenau eröffnet. Damals zählte das Dorf nach einem amtlichen Postbericht 764 Einwohner, besaß 1 Baumwollsrinnerei. 1 Holzschleiferei, 1 Superphosphatfabrik, 2 Ziegeleien, 2 Steinbrüche, 1 Mühle. Jm Dorfe war damals 1 Briefkasten angebracht.

Zum Landbestelldienst dieser neuen Agentur gehörte die postalische Vetreuung von Gückelsberg. Erst viel später wurde dieses Dorf wieder von Flöha aus bestellt. Die frühere Ziegelei am Hausdorfer Weg wurde bis 1904 von Falkenau aus weiter betreut. Die postalische Bezeichnung von Gückelsberg lautete damals „bei Falkenau“.

Die Agentur Falkenau wurde im Dezember 1882 an das Telegraphennetz angeschlossen.

von 1881-1893 im Hause Nr. 26 (Friseur Kluge),
von 1893-1913 im Hause Nr. 56B (Hofmanns Erben),
von 1913-1920 im Hause Nr. 22D (Malermeister Neumann),
von 1921-1934 im Hause Nr. 17 (Bäckermeister Lißt),
von 1935 an im Hause Nr 14 (Kaufmann Klemm).

Dienststellenvorstände waren

von 1881-1903 Sattlermeister Karl Oswald Gläßer,
von 1903-1920 Sattlermeister Rudolf Gläßer (Sohn),
von 1920-1922 Postagentin Dora Hößel,
von 1922-1923 Schmiedemeister Richard Hösel,
von 1923-1928Postassistent Leonhard Büchel
seit 1928 Postagentin Charlotte Ambos.

Der Dienststelle unterstanden jeweils bis zu 3 Unterbeamte, von 1895 auch eine Posthilfsstelle im Bahnhof Hetzdorf, die von dem Gastwirt Albin Fischer verwaltet und 1901 eingezogen wurde.

3.3.2. Die Eisenbahnstrecke Dresden-Chemnitz-Reichenbach 142

Nach dem Bericht der Reichsbahndirektion Dresden, der dem Verfasser zur Verfügung gestellt wurde, wurde Bahnhof Falkenau (Sachs) mit der Inbetriebnahme der 5. und zugleich letzten Teilstrecke Freiberg (Sachs.) - Flöha der zweigleisigen Hauptbahn Dresden - Chemnitz-Zwickau am 1. März 1869 zunächst als Haltestelle eröffnet. Mit der sächs. Verordnung vom 25 April 1866 war die Enteignung von Grundeigentum zum Bau der Reststrecke verfügt worden. Dadurch war die Grundlage zur Bauausführung gegeben

Der Baufortschritt wurde aber durch die Kriegsereignisse d. I. 1866 https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Krieg (Preußisch-österreichischer Krieg) sehr gehemmt. In jenem Jahre kamen nur die Gründungsarbeiten für die beiden großen Talbrücken bei Wegefarth und bei Hetzdorf sowie die Erdarbeiten zur Anlage des Bahnhofs Oederan in Gang.

Beim Bau der 325,5 m langen und 89,6 m hohen Talbrücke bei Hetzdorf, die die Eisenbahn über das Flöhatal in einer Krümmung von 566 m (1000 sächs. Ellen) Halbmesser hinüberführt, wurde zur Anförderung der Baustoffe eine 22 000 Fuß 6,23 km lange Förderbahn vorn Bahnhof Flöha angelegt. Sie soll sich als sehr vor. teilhaft erwiesen haben.

Im Frühjahr 1867 wurden die Bauarbeiten allerwärts begonnen. Es wurden auch sämtliche Pfeiler der wegen der schönen Form ihrer Gewölbe der Landschaft zur Zierde gereichenden Talbrücke bis zur Kämpferhöhe ausgemauert und mit 6 Bögen geschlossen. Im Herbst 1868 stand sie als fertiges Bauwerk da.

Im April 1868 war mit der Auslegung zunächst nur eines Gleises begonnen worden, das von Ende November ab mit Bauzügen befahren werden konnte. Bis zum Herbst desselben Jahres waren auch die Erd- und Felsarbeiten und die Kunstbauten der Strecke nahezu vollendet. Das 2. Gleis wurde im Februar 1869 fertiggestellt, so daß am 1. März 1869 der Betrieb eröffnet werden konnte.

Die Talbrücke bei Hetzdorf hat 550 000 Taler gekostet. In Falkenauer Flur liegen 2.38 km der Bahnstrecke Freiberg–Flöha.

Mit der Eröffnung der Strecke Freiberg–Flöha war endlich die Bahnverbindung von Chemnitz mit der Landeshauptstadt hergestellt. Die eingleisige Teilstrecke Flöha-Chemnitz der schon am 1. Februar 1866 eröffneten Staatsbahn Chemnitz-Annaberg erhielt durch Verbreiterung des Bahndammes das am 1. März 1869 in Betrieb genommene 2. Gleis.

Der Bahnhof Falkenau (Sachs.) war, wie erwähnt, zunächst nur als Haltestelle eingerichtet. Bald nach der Betriebseröffnung stellte sich indessen das Bedürfnis ein, auch Güter abzufertigen, was zunächst in einfachster Weise geschah. Die angekommenen Güter wurden zuerst auf dem Hauptgleise vor dem Stationsgebäude abgeladen, zuweilen bei Nacht nach „Passieren“ des letzten Zuges.

Erst im Jahre 1873 wurde ein alter Wagenkasten zur vorübergehenden Unterbringung von Stückgütern aufgestellt. Noch im Jahre 1876 stieß die Stückgüterzufuhr nach Falkenau auf Schwierigkeiten. Damals war allgemeiner Mangel an Packwagen. Daher konnten mitunter die Stückgüter erst am 2. oder 3. Tage von Oederan aus zugestellt werden. 1879 wurde auf die Eingaben einer Superphosphatfabrik und der Florettspinnerei zunächst ein 2. ausrangierter Wagenkasten ausgestellt, dann ein 3. sowie Schrotleitern und eine Ladebrücke beschafft.

Nach Inbetriebnahme der Baumwollspinnerei von Liebermann im Oktober 1888 wurde ein 4. Wagenkasten ausgestellt, bis endlich Mitte 1888 das Sächs. Finanzministerium den Bau eines Güterschuppens genehmigte, der mit einer Seitenladerampe 1889 in Benutzung genommen wurde. Der Bahnhofsplan vom Herbst 1891 zeigt erstmalig außer diesen Anlagen 2 Nebengleise und die Ladestraße.

Der Bau dieser Eisenbahn warf seine Schatten in unserer Dorfheimat bereits im Jahre 1857 voraus. Der Gemeinderat bewilligte in diesem Jahre 5 Thaler Beitrag zu den Vorarbeiten für das Projekt einer Eisenbahn von Freiberg nach Chemnitz.

Am 9. August 1864 wurde von der 2. sächsischen Ständekammer der Fortbau der Bahnlinie im Anschluß an die kurz zuvor in Angriff genommene Linie Chemnitz-Flöha-Annaberg von Flöha aus, beschlossen nachdem harte Kämpfe wegen der erstrebten Linienführung von Frankenberg aus stattgefunden hatten. 1865 wurde von den beteiligten Kreisen ein Gesuch um Errichtung einer Haltestelle an der neuen Bahnlinie in Flur Falkenau eingebracht, das Berücksichtigung fand.

Durch den Bau dieser Eisenbahnlinie und den Anschluß des Dorfes an das Eisenbahnnetz wurde naturgemäß die Entwickelung unserer Gemeinde wie auch die anderer Nachbargemeinden in ein fortschrittliches Stadium gerückt. Insbesondere wurden neben den industriellen Vorteilen auch die Schönheiten unserer Heimat und ihrer Umgebung aungeschlossen und bekannt. Der Bau des Viadukts in Hetzdorf war ein bedeutendes Ereignis der damaligen Zeit. Deshalb wurde auch der Tag der Schlußsteinsetzung an der Brücke ein Feiertag nicht nur für die beteiligten Arbeiter sondern für die ganze Umgebung. Es verlohnt sich, den zeitgenössischen Bericht hierüber hier mit aufzunehmen.

„Ein Festzug unter Vorantritt einer Militärkapelle beschritt die Brücke bis zur Mitte, wo der Schlußstein eingesenkt wurde. Oberingenieur Sorge, der den Viadukt entworfen und Sektionsingenieur Clauß, der den Bau ausgeführt, sprachen die Weiheworte und gaben Hammerschläge ab. Die Brücke war mit den grün-weißen Farben des Sachsenlandes und den rot-weißen Farben des Norddeutschen Bundes dekoriert. Nach dem Choral »Nun danket alle Gott« bewegte sich der Festzug über eine provisorische Brücke (die heutige massive Brücke vom Bahnhof Hetzdorf über die Flöha bestand damals noch nicht) nach der Schankwirtschaft Wagner an der Straße nach Hetzdorf. Sie besteht als solche nicht mehr, (Haus Nr. 13 in Hetzdorf, unterhalb der Schäferei des Erbgerichts). Dort war ein großer Tanzplatz im Freien errichtet, 50 Ellen im Quadrat. 440 Arbeiter wurden mit Sauerkraut und Schweinefleisch gespeist. Abends wurde der Festplatz, aus dem sich ein wahres Volkstreiben entwickelt hatte, festlich illuminiert. Es war ein Gewoge auf der Straße bis zur Bastei.“ Hier hat sich damals auch eine Schankstätte „Pudelmütze“, vermutlich eine Baukantine, befunden. Die Bastei an der Flöha in Hetzdorfer Gebiet ist während des Brückenbaues in ihrer heutigen Gestaltung ausgebaut worden durch die Unternehmer Uhlig und Schneider. Durch Sprengung und Bau von Stützmauern haben sie den schönen Aussichtspunkt geschaffen Eine Ähnlichkeit der Gegend mit dem sächsischen Elbsandsteingebirge (früher bekannt unter „sächsische Schweiz“) hat die Bezeichnung „Hetzdorfer Schweiz“ geschaffen.

Oberhalb der vormaligen Exschen Scheuertuchfabrik an der Hetzdorfer Brücke, am Ausstieg zur Bastei, hat sich während des Baues ein Bürohaus befunden, das später für Wohnzwecke umgebaut wurde und in dem sich die Gaststätte «Pudelmütze« befunden haben mag. Eine 2. Kantine war in der Nähe des Hetzdorfer Bahnhofes untergebracht. Der Bewirtschafter dieser, der Strumpfwirkermeister Winkler aus Falkenau, errichtete nach Fertigstellung der Haltestelle in Falkenau im Hause Ortsliste-Nr. 68 eine Bahnhofswirtschaft. Die „alte Walte“ fand während des Bahnbaues Verwendung als Krankenhaus für die dort beschäftigten Arbeiter. Der bei dem Bahnbau verunglückten Arbeiter wird im Abschnitt „Opfer der Arbeit“ gedacht.

Am 23. September 1868 früh 8 Uhr fuhr die erste Lokomotive über die Brücke. Am 3. November 1868 wurde die Bahnlinie Freiberg–Chemnitz zum ersten Mal befahren, am 1. Mai 1869 fand die feierliche Eröffnung der Eisenbahnlinie statt.

Der Bau des Viadukts war der ganzen Umgebung zum Segen in schwerer, arbeitsloser Zeit geworden. Er wurde am 13. Juni 1866 gegründet. Während bis dahin ähnliche großangelegte Bauten immer in sehr starken Dimensionen zu sehen waren, wurde dieses Bauwerk in schlanker und gefälliger Form und äußerst solider und sauberer Ausführung erstellt. Der Berichterstatter der damaligen Zeit sagt: „Die harmonischen Farben des blaugrauen Gneises neben der Farbe des Pirnaer Sandsteines geben ein herrliches Colorit, und die mit Laub- und Nadelholz dicht bewachsenen Ufer der Flöha vollenden das schöne Bild.“ 1 Million Kubikellen harter Kneis mußte bewältigt werden, der aus tiefen Einschnitten der beiden Seiten des Viaduktes zu sprengen und fortzuschaffen war. Das Baumaterial wurde zum Teil aus dem »Heidelerchenbruch unterhalb des wandernden Berges gewonnen und mittels Bauzüge nach der Baustelle transportiert, ein anderer Teil des Materials am rechten Flöhaufer in der Nähe des Liebermannschen Wehrteiches gebrochen.

3.3.3. Die Eisenbahnstrecke Flöha - Reitzenhain 144

Die zweite, die Flur Falkenau (Sachs.) in einer Länge von 3,9 km durchschneidende Eisenbahnstrecke Flöha -Reitzenhain wurde am 24. Mai 1875 als eingleisige Linie eröffnet. Diese Bahn war schon im Jahre 1857 von einem Komitee angeregt worden, das sich wegen ihrer Ausführung auf Staatskosten an die Regierung gewandt hatte. Diese aber gab ablehnenden Bescheid. Mitte der 60er Jahre tauchte das Projekt in doppelter Gestalt erneut auf, indem sich Komitees für die Linien Flöha -Olberhau -Landesgrenze und Flöha -Pockau -Marienberg -Landesgrenze bildeten. Beide Projekte wurden Vom Landtag 1866/67 zur Konzession empfohlen, dagegen der von der Regierung gestellte Antrag auf Bau der Linie Flöha—Olbernhau auf Staatskosten abgelehnt Im August 1871 wurde die Chemnitz -Komotauer Eisenbahn-Gesellschaft für den Bau der Eisenbahn Flöha -Pockau -Marienberg -Reitzenhain gegründet. Sie erhielt mit Dekret vom 7. Dezember 1871 die Konzession. Der Bahnbau wurde 1872 begonnen und am 24. August 1875 wurden die Strecken Flöha -Marienberg und Pockau -Olbernhau, am 12. Juli 1875 die Strecke Marienberg -Reitzenhain in Betrieb genommen

Am 16. Dezember 1876 gingen diese Bahnen in den Besitz des Sächs. Staates über zu einem Kaufpreis von 9900 000 Mk.

Am 16. April 1928 erhielt die Gemeinde Falkenau den von Flöha 3,5 km entfernten Haltepunkte an der Strecke Flöha -Reitzenhain.

Teil 4.1. Abschnitt 9 Kriegs- und Feuersnöte 149

4.1.1. Die Kriegsnöte

Die Richtung des alten Firstenweges, des Ostweges von Hof nach Dresden, der über Chemnitz durch Euba und Plane nach Falkenau führte und vermutlich den unteren Ortsteil berührte, stempelte die Umgebung und Falkenau selbst zum Schauplatz größerer Kämpfe. Dies war vor allem auch durch die Nähe der Stadt Oederan, die früher wie alle an Verkehrsstraßen liegende Städte Mittelpunkt der Heeresaufmärsche war, gegeben.

Später, als die Talstraße von Chemnitz über Hilbersdorf, Niederwiesa und Flöha nach hier und weiter nach Oederan durch Neubau der Straße verlegt und 1806 Kaiser Napoleon diese Poststraße zur Heeresstraße ernannte, war Falkenau unmittelbar an den Auf- und Durchmärschen, 1813 als Kampfgebiet beteiligt und in Mitleidenschaft gezogen.

4.1.1.1. Dreißigjähriger Krieg 149

brachte Falkenau zahlreiche Durchmärsche der eigenen und fremden Kriegsvölker. Die Stadt Oederan wurde von den Kaiserlichen bei der Verteidigung durch die Bürger vom 17.—19. August 1631 in Asche gelegt. 600 Einwohner wurden dabei getötet und ebenso viele sind sonst umgekommen Die Dörfer zwischen Hainichen und Oederan wurden durch Feuer vernichtet, die Bewohner, die nicht flohen, totgeschlagen. Die Kaiserlichen waren von Chemnitz her gezogen, haben also Falkenau mindestens berührt und darin geplündert. Der General Marzin der Chursächsischen Armee flüchtete am 4. April 1639 bei den Kämpfen mit dem Schweden von Chemnitz kümmerlich, und ohne Hut mit 1 Pferd bis an die Saigerhütte an der Flöha (heutige alte Walke in Falkenau). Nach einer Anmerkung im Kirchenbuch: „Anno 1643 im Februario wurde Chriftoph Rahnfelds Haus in Falkenau von den Feinden weggebrannt“ ist zu entnehmen dass auch dies von den Schweden geschehen ist. Vor allem in den Jahren 1642 -1644 haben diese Truppen die hiesige Gegend überschwemmt Sie werden auch die übrigen in Mitleidenschaft gezogenen Güter und Häuser verwüstet haben, die im Erbkaufsbuch als „wüste“ bezeichnet werden. Im Jahre 1655 wird in einer Eingabe der Gemeinde festgestellt, dass 6 Güter durch den Krieg „wüste“ liegen, demnach abgebrannt sind. Die im Erbbuch ausgeführten damaligen Besitzer, sind entweder geflohen oder gar getötet worden. Sie waren die Eigentümer der im niederen Ortsteil gelegenen Hufengüter. Das lässt darauf schließen, dass die Kriegshorden, die durch den unteren Ortsteil laufende Straße von Chemnitz nach Dresden benutzt haben, die nach Durchschreitung der Furt - vermutlich in der Nähe der heutigen Liebermannschen unteren Fabrik - am rechten Ufer der Flöha nach dem Oederaner Wald führte. Der obere Ortsteil blieb dank der breiten Flöha, die an dieser Stelle nicht durchschreitbar war,von Brand und Verwüstung verschont.

Es wurden durch den Krieg und innerhalb desselben — vermutlich 1643 — vernichtet und wüste gemacht:

George Rahnfelds Gut (2 Güter)

 (zwischen dem Mühlgut und Blasius Schnorr gelegen) 
 das heutige Otto Höselsche Gut Nr. 36 
 — das damals alles umfasste, was zwischen dem Hohlweg und dem jetzigen Wächtlerschen Gut gelegen ist. — 
 Das Gut wurde 1649 von George Naumann "subhaste erworden"

Blasius Schnorrs Gut (heute Scheithauers Gut Nr. 40) ,,subhaste verkauft“

Bastian Aßmanns Gut (heute Wächtler Nr. 40).

Martin Richters Gut (heute Teichmanns Gut Nr. 42

    sein Sohn Jacob Richter übernimmt 1651 das wüste Gut und hat 
    »alles neu aufbauen müssen, weswegen er in Schulden stecket«.

George Richters Gut (heute Kunz Nr. 42).

Schmied Hanß Naumanns Häusel

George Rahnfelds Häusel.

George Naumanns, sonst Kipper genannt, Häusel

George Richters Häusel .

Michael Richters Häusel

George Kochs Häusel

George Richters Häusel (heute Falkenhöhe Nr. 30)

  wurde 1710 von Christoph Müller subhaste erstanden, und 1820 
  entstand darin Gast Wirtschaft

Peter Schmerrs Häusel

Es ergibt sich hiernach auch bei den verwüsteten Häusern, dass sie durchweg nur am rechten Ufer der Flöha errichtet gewesen sind, am Flussufer im unteren Dorf und am Gemeindeberg, zwischen der heutigen Hofer Staatsstraße und der Flöha.

Sämtliche vorgenannten Guts- und Hausgrundstücke mit Ausnahme des Richterschen Gutes sind nach Kriegsende als »herrenlos« durch die Gerichte in Augustusburg »subhastiert«, d.h. versteigert worden, damit vor allem die Güter wieder bewirtschaftet wurden. Die Häuserbrandstätten sind sogar oft unentgeltlich zugesprochen worden, um wenigstens die laufend wieder zu zahlenden Zinsen und Gefälle erneut zur Einhebung bringen zu können. In manchen Fällen wurden auch nur die während des Wüsteliegens entstandenen rückständigen Gefälle als Erwerbspreis bestimmt. Zunächst wurden die noch vorhandenen Verwandten der ehemaligen Besitzer zur Übernahme aufgefordert und erst dann, wenn solche nicht vorhanden oder zur Übernahme der Grundstücke nicht bereit oder hierzu nicht in der Lage waren,fand »öffentliche Suhhastation« statt.

Die Grundstücke des oberen Dorfes sind zwar nicht wüste gewesen, sie haben aber durch »langwährige Kriegswesen mit schweren Kontributionen, Zinsen und Dienste, vielfältige Ausplünderungen und Einquartierungen, Kummer und gebrechen leiden und ausstehen müssen„ weshalb verschiedene Besitzer nach Kriegsende »nach dem jüngsten Churfürstlichen Edict eine Reduction oder eine billige Remission und Nachlassung begehret von Erben und Creditoren«.

Die unruhigen Zeiten vor dem 30 jährigen Krieg mögen Kurfürst Johann Georg l. veranlasst haben, aus dem Landtag zu Torgau 1612 die Einrichtung der Defensioner beschließen zu lassen. Es war dies eine Art Miliz, welche aus Mannschaften aus Städten und Ämtern (Dörfern) zu stellen waren und brauchbar für den Dienst sein mussten. Diese Bewaffnung kann in Sachsen als der erste Anfang eines stehenden Heeres angesehen werden. Sie diente in erster Linie der Verteidigung des inneren Landes und der Abwehr der Belästigungen, die durch Gesindel - meist entlassene Heeressöldner - im Lande selbst entstanden waren. Zu wirklichen Kriegsdiensten eigneten sich die Mannschaften nicht, sie waren aber zur Verteidigung der eigenen Stadt und des eigenen Herdes ausgezeichnet Die Truppe bestand aus 9000 Mann, die Kosten für die Unterhaltung waren von den Häuslern und den Hausgenossen zu tragen. Wenn die Mannschaften zum Dienst ausgerufen waren (sie waren also nicht ständig im Dienst) erhielten sie einen Lohn von 4 Groschen täglich. Die Defensioner -Compagnie wurde 1661 aller militärischen Dienstleistungen enthoben. Die Bürger-Defensioner trugen gelbe, mit schwarzen Streifen verbrämte Röcke, welche auf Brust und Rücken mit dem Stadtwappen verziert waren. Sie können als Bürgerwehren angesprochen werden und werden die Vorläufer der im Jahre 1847 gebildeten Communalgarden gewesen sein.

Auch in Falkenau waren 2 solcher Defensioner zum Dienste bestimmt. In den Kirchenbüchern finden wir 1664 einen Martin Kühn, »izzo bestellter Defensioner Wächter des Dorfes Falkenau« und 1707 stirbt im Alter von 31 Jahren Andreas W ä c h t l e r, »ein Defensioner«.

4.1.1.2. Siebenjähriger Krieg 151

Der siebenjährige Krieg (1756-1763)

brachte dem Amte Augustusburg, zu dem Falkenau gehörte, nach der Augustusburger Chronik von Harnisch schwere Opfer. Nach der Besetzung Sachsens durch die Preußen waren zunächst fiir das eigene Heer umfangreiche Lebensmittellieferungen durchzuführen. So mussten beispielsweise im September 1756 von jeder Hufe 18 Pfd. Brot, 9 Pfd. Fleisch, 18 Kannen Bier, 6 3/4 Metze Hafer, 36 Pfd. Heu, außerdem Branntwein und Gemüse geliefert werden. Schon einige Tage später wurden nach Freiberg abgefordert von jeder Hufe 12 Pfd. Brot, 6 Pfd. Fleisch, 12 Kannen Bier, 9 Metzen Hafer, 48 Pfd. Heu-« 12 Metzen Häcksel, 6 Pfund Stroh und wieder nur einige Tage später » von jeder Hufe 1 Viertel Hafer, 23 1/2 Pfund Heu und 26 1/3 Schütten Stroh.

Nachdem am 16. Oktober 1756 die sächsische Armee von den Preußen bei Pirna gefangen genommen worden war, begannen die Lieferungen an die letzteren. Ins- besondere aber wurden die Steuern rücksichtslos und lange vor ihrer Fälligkeit mit aller Strenge und durch militärische .Exkursionen« eingezogen. Nicht nur die Grundbesitzer, sondern auch alle ledigen Personen hatten Steuer zu entrichten, so 1 Knecht 1 Thlr., 1 Magd 16 gute Groschen, 1 Handwerksgeselle 12 g.Gr., 1 Hausgenosfe 8 g.Gr. — Am 14. März 1757 wurden von jeder Hufe 4 Thlr., 3 g.Gr. 8 Pfg. nach dem allerschärfsten Kriegsrecht bei Bedrohung mit ,,Plünderung und Feuer und Schwert« eingefordert, da die Bevölkerung des Amtes mit ihren Lieferungen säumig geworden war. Am 29. März desselben Jahres musste bereits wieder an die bei Oederan liegenden Preußen von jeder Hufe 32 Pfd. Heu und 10 Pfd. Stroh zur Ablieferung gelangen.

Es fanden auch Aushebungen zum Militär statt. Alle Männer im Alter von 16 bis 50 Jahren mussten erscheinen und »unter das Maß treten«. Die ledigen, welche nicht ansässig waren, und das Maß von 68 Zoll hatten, wurden innebehalten und ,,gefänglich“ bis zur Ablieferung verwahrt. Sie erhielten täglich 4 g.Groschen Bezzahlung aus dem Amte. Das Amt hatte eine bestimmte Anzahl Rekruten zu stellen und um ein Entweichen zu verhindern, wurden die Tauglichen sorgfältig überwacht. Das Amt Augustusburg war mit der Ablieferung im Rückstand, weshalb »militärische Excursionen« durchgeführt wurden.

Aus diesem Kriege ist noch wissenswert, dass am 6. April 1758 Prinz Max von Preußen und sein Bruder den hiesigen Ort aus dem Wege nach Chemnitz passierten, da sie das preußische, in Sachsen stehende Korps übernahmen. — Am 4. September des. J. mussten für die Österreicher beliefert werden von jeder Hufe 2 Scheffel Korn, 3 Scheffel Hafer, 1 Zentner Heu. Am 20. desselben Monats waren wiederum von jeder Hufe 2 Zentner Mehl, 2 Scheffel Hafer, 3 Zentner Heu zu liefern. — Auch das Jahr 1759 forderte große Naturalisierungen in demselben Umfange wie im Vorjahre. Am 20. Oktober 1758 marschierten die gesamten preußischen Truppen von Chemnitz nach Freiberg und berührten den hiesigen Ort. Auch am 24. und 25. November 1759 marschierten die Preußen von Chemnitz nach Freiberg, am 18. Mai 1762 von Oederan nach Wiesa, wobei es am 21. desselben Monats bei Hilbersdorf zu einem Treffen kam. Die Preußen marschierten hiernach zurück nach Oederan, am 24. Juni war das Lager wieder bei Chemnitz aufgeschlagen. Auch bei Wegefahrt stand ein Regiment, dorthin musste Falkenau mit 12 anderen Ortschaften Verpflegung liefern. Diese kostete für 1900 Köpfe alle 5 Tage der Versorgung 714 Thlr. Auch musste das Lazarett in Hohenlinde bei Oederan mit Strohsäcken und Federkissen versorgt werden. 1763 trat der ersehnte Friede ein. Prinz Xaverius, der Führer der sächsischen Armee bei den Franzosen, marschierte am 11. April von Chemnitz nach Dresden, wobei er den hiesigen Ort berührte.

Als Kriegsfolge trat im Jahre 1763 eine große Teuerung ein. 1 Scheffel Korn kostete 14—15 Thaler, 1 Kanne Butter 1 Thlr. Auch 1772 herrschte noch einmal große Teuerung.

1806

Am Michaelistage ging die sächsische Artillerie hier durch, auch Ende September hatten die Gemeinden an der Hauptstraße viel unter Einquartierung zu leiden. Die Franzosen verquartierten sich bereits vor Ostern, auch waren 7 Wochen lang Verpflegslieferungen an diese durchzuführen Am Sonnabend vor Pfingsten reiste Kaiser Napoleon durch Flöha und durch Falkenau. Hier rastete er unter der „Napoleonsbuche“ an der früheren Heeresstraße.

4.1.1.3. Die Befreiungskriege 152

4.1.1.4. preußisch-österreichischer Krieg 157 4.1.1.5. Deutsch-französischer Krieg 15 7

4.1.2. Die Feuersnöte

4.1.2.1. Feuerschutz 160

Das Feuer ist des Menschen Freund und Feind. Es schafft Kulturwerte, aber es vernichtet auch oft mit elementarer Gewalt im Augenblick die höchsten Werte. Folgerichtig nahm der Mensch den Kampf mit der verheerenden Kraft auf. Erst freilich, in früherer Zeit, bei den dicht aneinander gebauten, eng zusammengedrängten Holzhäusern, bei der technischen Unvollkommenheit, war er fast stets der Unterlegene.

In früheren Zeiten war bei Schadenfeuern der Geschädigte nur auf die freiwillige Hilfeleistung der Nachbarn und der Dorfbewohner angewiesen. Am 7. Juli 1717 wurde von landeswegen die erste Verordnung über die möglichste Abwendung von Feuergefahr erlassen. Als aber dieser Verordnung zuwider wahrzunehmen war, dass „zeithero so häufig entstandene Feuersbrünste entweder durch derer Hauswirte und derer Ihrigen Verwahrlosung und Unachtsamkeit, oder durch die üble Beschaffenheit derer Feuerstätten veranlasset worden und … die zu möglichster Abwendung der Feuergefahr und zum Löschen nötigen Gerätschaften, Einrichtungen und Anstalten entweder gänzlich ermangeln, oder doch sehr unzureichend sind, auch, wenn eine Feuersbrunst ausbricht, von benachbarten Orten der erforderliche schleunige und wecktätige Beistand nicht geleistet wird, und den solchergestalt ermangelnden Rettungsmitteln die Flamme weiter um sich greifet und das Unglück vergrößert“, erließ Kurfürst Friedrich August das „Mandat, die auf denen Dörfern zu beobachtende Feuerordnung betreffend“ am 18. „Februar“ 1775.

Inhalts dieser musste von nun an jeder beabsichtigte Bau von Wohnhäusern oder Scheunen dem Gericht als der damaligen Obrigkeit angezeigt werden. Wert wurde auf die Beschaffenheit des Daches gelegt, es sollte, „wenn es nur möglich ist“ mit gebrannten Ziegeln oder mit sogenannten Leimschindeln oder wenigstens mit starken Schindeln gedeckt werden. Hölzerne Feueressen wurden nicht mehr geduldet, gebrannte oder ungebrannte Ziegeln hierzu waren Vorschrift geworden. Die Aufstellung von Windöfen bedurfte besonderer Genehmigung, die sogenannten Ofenbleche, die heute noch vor oder um jeden Heizofen sein müssen, wurden damals eingeführt. Die „Feuerstättenrevisionen“ durch den Essenkehrer wurde Vorschrift, das Essenkehren gesetzlicher Zwang. Mit Wachskerzen, Wachsstöcken, Lichtern oder Spänen wurde vorsichtig umgegangen, auch auf die Katzen, „damit sie sich nicht in die Öfen oder andere erhitzte Stellen legen“, sorgfältig Acht gegeben werden.

Für Schmiede, Brandweinbrenner, Bäcker, Brauer, Wagner, Rademacher, Böttcher, Zimmerleute und alle Handwerker, welche mit Holz und Spänen umgehen“, waren besondere Vorschriften erlassen, für Kohlenbrenner, Pech-, Wagenschmier-, Teer-, Öl- und Firniss-Sieden“ ebenfalls. Das Tabakrauchen in Ställen oder bei Pulvertransporten wurde verboten, auch in Betten, in Wein-, Bier- und Brandweinhäusern durfte „mit brennender Pfeife“ nicht geraucht werden. Der Gebrauch warmer Ziegel oder mit Kohlen angefüllter Gefäße zum Auswärmen der Betten wurde verboten. In Dörfern, in denen es kein Gemeinde-Darrhaus gab, war das Rösten des Flachses in den Backöfen nur unter Einschränkungen gestattet, weil erfahrungsgemäß bei Gelegenheit des Brotbackens und gleichzeitigen Dörrens von Flachs oder Hanf Feuersbrünste entstanden waren. Aus gleichem Grunde sollte auch dahin gesehen werden, dass „auf den Dörfern“ Gemeinde-Backöfen errichtet werden sollten. Das Schießen, in gleichen das Raketenwerfen und Schwärmerwerfen, insbesondere bei „Kirchweihen, Hochzeiten und Gevatterschaften, in Neujahrs- und anderen Festtagen, in gleichen am Walpurgisabende“, wurde untersagt.

Auch was bei „ Zubereitung des Specks zu Salat zu beachten sei, war bestimmt worden. Die Nachtwächter wurden gehalten, ihre Nachtwachen „munter und fleißig“ zu besorgen und ihre Wachsamkeit durch Hornblasen zu erkennen zu geben; wo noch kein Wächter vorhanden war, musste ein solcher gegen billiges Entgelt eingestellt werden oder es mussten die Einwohner Nachtwachen der Reihe nach halten.

Widersätzlichkeiten und Verstöße gegen die Vorschriften wurden das erste Mal mit einem „alten Schocke“, im zweiten Falle mit einem neuen „Schocke“, für alle weiteren Fälle mit Gefängnisstrafen belegt. Auch die Geistlichen und Schulbedienten hatten sich diesen Vorschriften zu beugen, sofern diese aber „gegen besseres Zutrauen“ sich der Vorschriften zu „entbrechen“ suchten, war den Consistoriis Bericht zu erstatten.

Es wird mit Absicht auf diese Feuerlöschordnung ausführlich eingegangen, gibt sie uns doch über den Rahmen dieses Abschnittes hinaus ein eingehendes Bild von dem im 18. Jahrhundert üblichen Bauweisen der Wohnhäuser und den damaligen Sitten und Gebräuchen unserer Ahnen.

Jeder Hauswirt und jeder Besitzer eines Gutes musste eine hölzerne Handspritze, eine „tüchtige“ Laterne, wenigstens einen „tüchtigen“ ledernen Eimer, verschiedene Stangen, an welchen das Reisig oben angewachsen oder befestigt sein musste, und einige glatte Stangen „nach der Länge und Beschaffenheit der Feueressen“, an welchen oben ein großer Ball von Stroh oder Mist mit einem Lappen umwickelt, vorrätig haben. Die mit Reisig versehenen Stangen waren bestimmt, in das entstandene Feuer angefeuchtet geschlagen, die glatten Stangen dazu, bei Essenbränden in die Esse gesteckt und auf und nieder geschoben zu werden. Auch mussten für jedes 5. Haus eine Feuerleiter und ein starker Feuerhaken und einige große mit verpichteten Kästen versehende Radeberge9) gehalten werden. Weiter waren in jedem Hause zwei mit Wasser gefüllte Fässer vorhanden. Es waren also Handspritzen, Radeberge, Wasserbutten, Eimer, Leitern und Feuerhaken von jedem Einzelnen und – damit beginnt das eigentliche gemeinsame Feuerlöschwesen – mit Schläuchen versehene Spritzen, Tragspritzen und Sturmfässer auf gemeinschaftliche Kosten „anzuschaffen, wohl zu verwahren und zu unterhalten“.

Finanzschwache Gemeinden hatten sich mit anderen Kommunen zusammenzutun. Hierbei treffen wir die ersten Anzeichen für die später im 19. Jahrhundert oft gebildeten Feuerlöschverbände. Auch die Vorgänger der jetzt mehr oder weniger beliebten Feuerschutzsteuer finden in der Feuerlöschordnung ihren Anfang. Von der Bildung der Lösch-Verbände scheint meist Abstand genommen worden zu sein.

In jeder Gemeinde wurden Personen bestellt, welche mit den vorhandenen gemeinsamen „Instrumenten“ zur Brandstelle zu eilen hatten. Auch 2 junge Leute waren als „Feuerläufer“ gerichtlich zu bestellen, die sich bei auswärtigen Bränden „auf der nächsten Anhöhe der Gegend und der Weite“ (Entfernung) des Brandortes zu vergewissern hatten. Wenn das Feuer nicht über eine Meile (6.797 Meter)10) weit entfernt war, musste die einheimische Spritze ausrücken. Zwei ansässige Nachbarn „von bewährter Redlichkeit“ waren zu verpflichten, für das Ausräumen der gefährdeten Häuser und Gehöfte besorgt zu sein und vor allem die Mobilien zu sichern. Bei herannahenden Gewittern mussten die zum Löschen gehörigen Personen an dem Orte, wo das Feuergeräte aufbewahrt wurde, also am Spritzenhause, sich einfinden, auch musste jeder Pferdebesitzer seine Pferde eingeschirrt halten. Zwei Spritzenmeister waren in jedem Orte zu ernennen. In jedem Falle hatte der Richter die örtliche Oberleitung der Löscharbeiten. Das für die einzelnen Grundstücke vorhandene Löschinventar war mit dem Namen der Besitzer zu zeichnen, bei einem Verkauf eines Grundstücks musste das Löschinventar im Kaufvertrag besonders und einzeln mit bezeichnet sein. Das der Kommune gehörige Inventar war mit dem Ortsnamen zu versehen.

Bei Ausbruch eines Brandes sollte der Geschädigte „Feuerschreien“ und sonst Lärm machen und das entstandene Feuer auch „nicht nur wenige Minuten“ verheimlichen. Für Vorgehen gegen diese Vorschrift waren Zuchthaus- und Gefängnisstrafen vorgesehen, wer aber die Vorschrift beachtete erhielt selbst im Falle fahrlässiger Brandstiftung Ermäßigung oder Erlass der Strafe. „Sechs Häuser links und sechs Häuser rechts vom Brandherd“ mussten genugsam Wasser auf ihre Böden schaffen und die Dächer damit begießen. Die Gerichtspersonen mussten zum Brandplatz eilen und durften „nicht eher nach Hause gehen, als bis das Feuer gänzlich gedämpft“ war.

In Orten, in denen keine Glocke zum Sturmläuten vorhanden war, also auch in Falkenau, musste der „Gemeindehammer“ unverzüglich herumgeschickt und mit diesem an jede Haustür zu wiederholten Malen stark angeschlagen werden, die Hirten mussten mit ihren Hörnern blasen, die Feuerläufer die nächstgelegenen Dörfer um Hilfe bitten. Alle Einwohner waren verpflichtet, das Wasser herbeizutragen, mit Pferden oder gegebenenfalls auch mit Ochsen oder Kühen Spanndienste zu leisten. „ Durch der Hände lange Kette“ gingen die Eimer oder Kannen vom Wasserort zum Brandherd und immer wieder leer zurück. Die Handwerker als Zimmerleute, Maurer, Wagner, Schmiede und die Essenkehrer hatten sich mit ihrem Handwerkszeug an der Brandstelle einzufinden.

Vom Jahre 1730 wurde den Besitzern abgebrannter Gebäude eine Beihilfe zum Wiederaufbau derselben aus der „Brand-Kassa“ gewährt, auch erhielten sie „Begnadigungen und Freiheiten“ in steuerlicher Beziehung. Die Dorffeuerlöschordnung enthält im einzelnen noch ausgiebige Vorschriften zur Bekämpfung der kleinen Feuer, wie es erstickt werden kann, wie brennend Öl und brennende Butter gelöscht wird, was zu beachten ist, wenn Flugfeuer entsteht und welche Art Waldbrände bekämpft werden sollen und über die Feuerwachen nach dem Brande.

Diejenigen, welche ein Schadenfeuer zuerst meldeten, erhielten eine „Ergötzlichkeit“ von 1 Taler, der, welcher die erste Spritze vom benachbarten Ort zum Feuer gebracht, 16 Groschen. Wer sich beim Löschen besonders hervorgetan und die Gefahr am wenigsten gescheut, erhielt eine „proportionierte Ergötzlichkeit“, die das Gericht bestimmte und zwar von demjenigen, dessen Haus von der Flamme gerettet worden war.

Die damals ergangene Feuerlöschordnung war wie die früheren Ordnungen über den gleichen Gegenstand in den Nachmittagsstunden desjenigen Sonntags, an welchem gegen das „vorsätzliche Feueranlegen“ vom 16. November 1741 an jährlich von den Kanzeln herab abgelesen werden musste, von dem Richter der versammelten Gemeinde unter Zuziehung des Dienstgesindes deutlich vorzulesen.

Das vorsätzliche Feueranlegen wurde nach der „peinlichen Halsgerichtsordnung“ mit der Strafe des Feuers oder des Schwertes belegt. Wiederholte Versuche wurden bestraft, indem der Täter zur Heimstatt geschleift, mit 2 glühenden Zangengriffen gerissen und mit dem Feuer vom Leben zum Tode verurteilt wurde. Verleitung zur Brandstiftung wurde mit dem Tode durch das Schwert gesühnt.

Für Falkenau fehlen die Nachrichten, was in Nachgehung der zwingenden Feuerlöschordnung von 1775 erfolgt ist. Man wird unter behördlichem Drucke auf alles das zugekommen sein, was auch in anderen gleichgroßen Orten geschehen ist:

  • es wurden die Bestimmungen im Einzelnen durchgeführt,
  • die Feuerläufer,
  • die Spritzenmeister und
  • die Guts- und Hausbesitzer bestimmt und verpflichtet, die nach dem Vorhergesagten besondere Funktionen zugewiesen erhalten hatten.

Im Jahre 1822 wurde aber die erste Handdruckspritze für 250 Taler beschafft. Gleichzeitig wurde ein Spritzenschuppen für den Baupreis von 80 Talern errichtet. Er befand sich beim Naumannschen Gute und trug später die Ortslisten-Nr. 37 (Ernst-Thälmann-Straße 4) – 1886 wurde er abgebrochen.

Bild 11)

1836 wurden Feuerkommissare eingesetzt, deren Anordnungen auch seitens der Gemeinden zu beachten waren. Als solcher stand auch der Fabrik- und Handelsherr Ludwig Beaumont von hier in Pflicht.

Im Laufe der Zeit und in Nachgehung jeweiliger gesetzlicher Bestimmungen wurden nach und nach Pflichtfeuerwehren gebildet und organisiert. In unserer Dorfheimat konnte diese infolge der fortschreitenden Entwicklung der Verhältnisse für die Dauer nicht genügen, die Turner hatten in anderen Städten und Nachbardörfern bereits „Turnerfeuerwehren“ gebildet oder wenigstens Versuche dazu unternommen.

4.1.2.2. Freiwillige Feuerwehr 163

So reifte auch hier allmählich der Gedanke eine

Freiwillige Feuerwehr

zu gründen. Dieser Gedanke wurde am 27. September 1885 in die Tat umgesetzt.

Fabrikleiter Wilhelm Lehmann übernahm die Leitung der Ausgestaltung der Wehr, die zunächst 15 aktive Wehrleute aufwies. Gönner der Wehr brachten den zunächst erforderlichen Betrag von 609 M. auf, der für die erste Ausrüstung der Führer und Mannschaften erforderlich war. Erst 1889 erstattete die Gemeinde der Wehr diese Kosten. Sonst stand nur die 1822 beschaffte Handdruckspritze zu Verfügung.

1888 wurde seitens der Gemeinde eine Saug- und Druckspritze für den Preis von 1285 M. beschafft und ein neues Spritzenhaus an der Schulbrücke errichtet, das später als Wohnhaus aufgestockt worden ist. (Ortsliste-Nr. 23B, 12). Die Kosten dafür betrugen 985 M. Von den Wehrkameraden wurde gleichzeitig eine Steigerwand zur Übung für die Steiger am Gasthof „Erbgericht“13) selbst erbaut. Wenn so anfangs die erwünschte Unterstützung der Wehr seitens der berufenen Stellen fehlte, so war der Geist unter den Wehrkameraden, die an Zahl immer mehr anwuchs, umso opferfreudiger und kameradschaftlicher.

Der Gerätepark wurde demzufolge aus eigenen Mitteln vergrößert, eine Stützenleiter gebaut und Tuchröcke beschafft. Erst 1895 zum 10jährigen Bestehen, übernahm die Gemeinde die gehabten Aufwendungen der Wehr, die inzwischen einen Bestand von 32 Aktiven und 10 Fördernden erreicht hatte. Nunmehr wurde auch der Gerätepark durch Neuanschaffung von Schlauchmaterial, einer Stützenleiter (1902) und eines Schlauchwagens (1907) weiter ergänzt. Schon das Fest des 25jährigen Bestehens war ein Beweis der Verbundenheit der Einwohnerschaft mit der Wehr. Die dabei errichtete Stiftung für Belohnungen aktiver Feuerwehrleute nach einer Reihe von Dienstjahren legt am besten Zeugnis hiervon ab. Der 1. Weltkrieg brachte für die Wehr, in deren Hände inzwischen auch gesetzlich die Fürsorge um das Feuerschutzwesen nach und nach gelegt worden war, starken Mitgliederabgang durch das Eintreffen der Kameraden zu den Truppenteilen mit sich. 86 Kameraden eilten im Laufe der Kriegsjahre zu den Regimentern. Ersatz wurde gesucht und gefunden in alten, vom Militärdienst befreiten ehemaligen Aktiven und in der Ausbildung von jungen Leuten bis zu 16 Jahren herab.

Leiter und Hauptmann der Freiwilligen Feuerwehr waren Schulleiter Emil Becher bis 1908 und Sattlermeister August Thran von 1908 – 1920, die sich, jeder an seinem Teil, unvergessliche Verdienste um die Ausbildung und Entwicklung der Wehr erworben haben. Im Jahre 1921 wurde Betriebsassistent Walter Neubert mit der Führung der Wehr beauftragt, der die Dienstbezeichnung Oberbrandmeister führt.

Nachdem die Ortswasserleitung im Jahre 1921 erbaut, musste auch die technische Ausbildung der Wehr umgestellt werden. 1921 wurde eine mechanische Leiter beschafft, die Firma Liebermann beschaffte eine Motorspritze und stellt diese der Feuerwehr zur Bedienung und Instandhaltung zur Verfügung. Im Jahre 1922 wurde ein neues Spritzenhaus gebaut, die Wehr mit neuen Tuchröcken ausgerüstet. Kleinlöschgeräte und 2 Schlauchwagen wurden beschafft, 1926 das Feuerwehrwachhaus errichtet und eine Feuermeldeanlage erstellt. Es erfolgte die Anerkennung der getroffenen Einrichtungen als „ständige Feuerwache“ durch die Landesbrandkammer. 1930 wurde auch das 1922 erstellte Gerätehaus 14) überbaut. 4 Wohnungen konnten dadurch für Feuerwehrleute bereitgestellt werden. 1934 konnte weiter ein Mannschafts- und Gerätewagen in den Dienst der Wehr gestellt werden, die aus ihren Mitteln noch Dienststiefel und Diensthosen beschafft hatte. 1925 stifteten die Kameradenfrauen ein Rettungsgerät, 1930 stellte die Wehr der Allgemeinheit ein Sanitätsauto zur Verfügung.

Das im Jahre 1935 abgehaltene Erinnerungsfest an die vor 50 Jahren erfolgte Gründung zeigte, dass die Wehr in dieser Zeit bei 52 Bränden im Ort und bei 31 Bränden außer Orts ihre Schlagfertigkeit bewiesen hat. Sie ist allen Anforderungen eines modernen Feuerschutzes gewachsen. Im Jahre 1936 wurde von Gemeinde wegen ein Mannschaftswagen und 1937 eine Motorspritze angeschafft und dieser der Wehr überwiesen.

Die Wehr wurde 1937 zur Feuerlöschpolizei erhoben.

4.1.2.3. Brandschäden

An größeren Bränden sind bis 1914 verzeichnet:

„Anno 1643 im Februario wurde Christoph Rahnfelds Haus ( Gut Nr.36 Otto Hösel)15) zu Falkenau von den Feinden niedergebrannt“.

„Am 26. Juni 1692 war ein grausam und erschrecklich Donner Wetter, dass aber schlug ein im Erbgericht zu Falkenau, zündte (es) an und brannte das ganze Gebäude ab, bis auf die Scheune“. 16).

Am 16. September 1857 brannte das Haus des Schneidermeisters Bergmann (Ortsl. Nr. 53)17), das erst 1850 errichtet worden war, nieder. Der Besitzer nimmt in der Oederaner Zeitung Gelegenheit, den zu Hilfe gekommenen Personen öffentlichen Dank auszusprechen.

1867 brannte Scheune und Seitengebäude des Schreyerschen Gutes (Nr. 22)18) ab. 1870 brannte das Wohnhaus desselben nieder.

1872 brannte Haus Nr. 219) nieder.

Am 24 August 1876 brannte ein Schuppen der Schreyerschen Spinnerei nieder.

1878 brannten Stallgebäude und 2 Scheunen des Erbgerichtes ab.

Die Baumwollspinnerei im oberen Ortsteil brannte am 7. Oktober 1883 nieder. Binnen weniger Minuten stand der Brandherd, ein Arbeitssaal, in Flammen. Die 5 Stock hohe Fabrik mit ihren durchgehend neuen Maschinen und vielen Vorräten brannte vollständig aus. Die zahlreich erschienenen Feuerwehren aus der Umgegend und die hiesige Wehr konnten nur die umgebenden Werksgebäude retten.

Am 7. Juli 1884 entstand bereits wieder im 2. Saale der eben erst wieder aufgebauten Fabrik ein neues Feuer.

1885 brannte das Wohnhaus in Liebermanns Fabrik 43 B.20) nieder.

Am 19. Juli 1888 wütete ein schweres Gewitter. Der Blitz schlug zweimal im Schreyerschen Park ein und demolierte dabei 2 Eschen und 1 Flaggenstange. Am nächsten Tage schlug der Blitz im Schreyerschen Gute ein, riss im Dach des Seitengebäudes ein großes Loch und zertrümmerte einen Dachsparren.

In der Nacht zum 30. Oktober 1888 in einer Scheune der Gutsbesitzer Nestler und Mauersberger (Ortsl. Nr. 39B)21) Feuer aus. Bei dem herrschenden Winde konnte von den darin untergebrachten Erntevorräten nichts gerettet werden. Erntegeräte, für 300 M. Flachs und 4 Schweine verbrannten. Flugfeuer griff auf das benachbarte Gut des Gemeindevorstandes Lange (Ortsl. Nr. 36)22) über. Dort brannten Wohnhaus, Seitengebäude, Stall und Scheune bis auf die Umfassungsmauern nieder. Es konnte auch hier so gut wie nichts gerettet werden. 2 Mietsparteien verloren ihre ganze Habe. Die benachbarten Gebäude Ortsl. Nr. 33 (sogen. „Kaserne“)23) und 34 (Gastwirt Kempe)24) waren sehr bedroht. Außer der hiesigen Wehr waren 6 auswärtige Wehren erschienen. Der Feuerwehrmann Eichler wurde bei der Hilfeleistung verletzt.

Am 10. Mai 1892 morgens gegen ½ 7 brach in der sogenannten „Kaserne“, dem alten Fabrikgebäude von Beaumont, Feuer aus. Es brannte bis auf die Umfassungsmauern nieder. Das Haus war von 21 Familien bewohnt, die 105 Köpfe umfassten. Sie konnten fast nichts von ihrer Habe retten, da nur 1 Treppenaufgang vorhanden war. Eine Sammlung hatte das Ergebnis von 485 M. freiwilligen Spenden.

Am 21. Mai 1892 brannte das Seitengebäude der Mühle Ortsl. Nr. 50 25) nieder. Die darin liegenden Futtervorräte fielen den Flammen zum Opfer. Ein 11jähriges Kind soll das Feuer verursacht haben.

Am 1. Osterfeiertag – 14. April 1895 – entstand im Stallgebäude des Müllerschen (früher Wächtlerschen) Gut Nr. 10 26) Feuer. Alle 4 Gebäude wurden in Kürze von den Flammen ergriffen und wie die Ernte- und Futtervorräte vernichtet. Der Viehbestand wurde durch rechtzeitiges Eingreifen des Fleischermeisters Bruno Kluge gerettet. 4 im Gute wohnenden Familien verbrannte das Mobiliar. 6 Spritzen waren am Brandherd erschienen.

Am 14. September 1900 wurden die dem Erbrichter Berger gehörigen Wirtschaftsgebäude Ortsl. Nr. 2027) (der „alte Gasthof“) in Asche gelegt. 13 Familien mit 75 Köpfen wurden obdachlos.

Am 23. August 1906 brannte die gefüllte Scheune des Bauern Teichmann Ortsl. Nr. 4028) nieder.

Am 11. Oktober 1908 brannte ein dem Gutsbesitzer Bruno Wächtler gehöriger Feimen 29) ab. In dem Feimen hatte der 17 ½ jährige Tapezierergehilfe Josef Rathol aus Lissa genächtigt und wurde schwer verbrannt, er starb bald im Krankenhaus zu Oederan.

Am 31. Januar 1913 brach in dem Billengrundstück des Ziegeleibesitzers Paul Otto an der Schreyerstraße Feuer aus, der Dachstuhl wurde vernichtet, 16 Wehren waren tätig.

4.2. Abschnitt 10 Eigenleben der Dorfheimat

4.2.1. Vereine, Persönlichkeiten 169

4.2.1.1. Vereinswesen 169

Wie in allen entwickelten industriellen Gemeinden war auch das Vereinsleben im Heimatdorfe sehr entwickelt. Es bestanden und bestehen zum Teil noch:

Vereine nach Alphabet

Name der Vereinigung Art Gründungsjahr Auflösung Art der Auflösung
Arbeiter-Radfahrerbund Ortsgruppe 1914 1933 durch NSDAP aufgelöst
Arbeitergesangverein 1905 1933 durch NSDAP aufgelöst
Arbeiterr-Radfahrverein 1908
Arbeiter-Samariter-Kolonne 1924 1933 durch NSDAP aufgelöst
Bund der Kinderreichen Deutschlands Ortsgruppe 1926
Christlicher Elternverein Verein 1926 1935
Christlicher Frauenverein 1916
Erzgebirgszweigverein 1925
Evangelischer Jungfrauenverein 1908 1934
Frauenchor Verein 1925
Frauenkrankenkasse 1870
Freie Turnerschaft Verein 1922 1933 durch NSDAP aufgelöst
Grund- und Hausbesitzerverein 1920
Hansabund 1908 1913
Internationale Arbeiterhilfe Ortsgruppe 1928 1933 durch NSDAP aufgelöst
Jungfauensparverein 1888 1914
K.S. Militärverein 1890
Kaninchenzüchterverein 1921
Kommunistische Partei Deutschlands 1924 1933 durch NSDAP aufgelöst
Krankenunterstützungsverein Verein 1853 1936
Männergesangverein 1869
Nationalliberaler Verein Verein 1909 1919
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei 1927
Pfeifenklub, „Germania“ 1885
Pfeifenklub, später Gesellige 1877 1926
Reichsbund der Kriegsbeschädigten Kriegsteilnehmer und Hinterbliebenen Ortsgruppe 1922 1933 in NSDAP übergeleitet
Reichsvereinigung ehem. Kriegsgefangener Ortsgruppe 1921 1935
Sanitätskolonne vom Roten Kreuz Ortsgemeinschaft 1928
Schützengesellschaft 1887
Stenografenverein 1904 1927
Turnverein 1888
Wintersportklub 1911 1915
Zentralverband proletarischer Freidenker Ortsgruppe 1923 1933 durch NSDAP aufgelöst

Gliederung der Ortsvereine nach Zweck und Zielen

1. Gemeinnützige Vereine
Erzgebirgsverein
2. Geselligkeitsvereine
Geselliger Verein
Pfeifenklub „Germania“
3. Interessenvereinigungen
Bund der Kinderreichen
Internationale Arbeiterhilfe
Grund- und Hausbesitzerverein
Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener
Reichsbund der Kriegsbeschädigten, Kriegsteilnehmer und -Hinterbliebenen
Zentralverband proletarischer Freidenker
4. Kirchliche Vereine
Christlicher Frauenverein
Christlicher Elternverein
Evangelischer Jungfrauenverein
5. Kulturvereine
Arbeitergesangverein „Sängerlust“
Frauenchor
Männergesangverein
Stenografenverein
6. Politische Vereinigungen
Hansabund
Kommunistische Arbeiterpartei
Nationalliberaler Verein
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter-Partei
7. Sportvereine
Arbeiterradfahrverein
Freie Turnerschaft
Schützengesellschaft
Turnverein
Wintersportklub
8. Unterstützungsvereine
Frauenkrankenkasse
Jungfrauensparverein
Krankenunterstützungsverein
9. Vaterländische Vereine
K.S. Militärverein
10. Wohlfahrtsvereine
Arbeitersamariterkolonne
Deutsche Volksgemeinschaft
Sanitätskolonne vom Roten Kreuz
11. Zuchtvereine
Kaninchenzüchterverein

Aus den Vereinsarchiven der noch bestehenden Ortsvereine

(Nach der Vereinsgründung geordnet.)

Frauen – Kranken – Unterstützungsverein

Dieser wurde am 15. August 1869 mit 89 Mitgliedern gegründet, er konnte eine segensreiche Tätigkeit entfalten. Während der Zeit seines Bestehens gewährte er seinen Mitgliedern 9457 M. Krankenunterstützungen, 2630 M. Begräbnisbeihilfen und 2630 M. Rückvergütungen. Die Jahre der Inflation sind hierin nicht inbegriffen. Die Gesamtleistung betrug demgemäß 15 077 RM.

Das Amt einer Vorsitzenden lag in den Händen von Frau Amalie Naumann 1877, Marie Klemm – 1881, Christiane Klemm – 1893, Juliane Otto -1896, Anna Kreisel – 1900, Mathilde Rothe – 1922, Minna Anke – 1928. Seit dieser Zeit wird der Verein von Frau Anna Uhlig geführt. Der Verein ist der Wirtschaftsgruppe Privatversicherung der Reichsgruppe Versicherungen der Gesamtorganisation der gewerblichen Wirtschaft angegliedert.

Der Männergesangverein

Im Klemmschen Gasthof gründeten im Jahre 1869 17 sangesfreudige Heimatfreunde einen gemischten Gesangschor, der sich 1874 zu dem Männergesangsverein umgestaltete und der damals eine Stärke von 29 Mitgliedern besaß. Der Verein hat während seines Bestehens im Kulturleben unseres Heimatdorfes eine bedeutende Rolle gespielt. Seine Aufgabe, Verbreitung und Pflege des deutschen Kulturgutes, des deutschen Liedes, hat er in allem Wandel der Zeiten treu erfüllt. Bei allen Veranstaltungen im Orte wirkte er mit, die großen Bundessängerfeste wurden gern und freudig besucht. Die Führung des Vereins lag in den Händen von Direktor Brüderlein, Bäckermeister Hunger, Kaufmann Otto, Kaufmann Schreyer, Sattlermeister Gläßer, Bäckermeister Kämpfe, Oberlehrer Becher, Bäckermeister Moritz Hunger, Kaufmann Knorr, Kaufmann Diehnelt, Kantor Kuhnert, seit 1913 Malermeister Neumann. Die Stabführung und musikalische Leitung übernahm Lehrer Berger, Oberlehrer Becher, Oberlehrer Schädlich, Kantor Kuhnert, Kantor Brause und gegenwärtig Oberlehrer Schulze. Das Vereins- und Übungslokal befindet sich seit 1880 im Gasthof „Falkenhöhe“

Pfeifenklub „Germania“

In Barthels Gaststätte, die heute nicht mehr vorhanden, haben sich am 1. März 1885 26 Falkenauer Volksgenossen eingefunden, um auf Anregung und unter Leitung von Ernst Kempe die Gründung dieser geselligen Vereinigung zu vollziehen. Seinen Zweck, der Geselligkeit und Kameradschaft seiner Mitglieder zu dienen hat er bis auf den heutigen Tag erfüllt, seine Mitgliederzahl beträgt 90. Es war ihm vergönnt, 25- und 50-Jahrfeiern zu begehen. Eine seiner Hauptaufgaben ist die Unterhaltung einer Sparkasse, in der jährlich bis zu 16 000 RM. Einlagen erzielt wurden. Im Weltkrieg waren nahezu alle Mitglieder zur Waffe einberufen, 12 Kameraden ließen ihr Leben für das deutsche Vaterland. Der Vorsitz lag in den Händen von Ernst Kempe, Paul Reiß (25 Jahre lang) und Max Düring.

Der Turnverein

Die Geburtsstunde des Turnvereins fiel in die Zeit des Aufblühens Falkenaus.Damals hatte Falkenau ein Drittel der heutigen Einwohnerzahl. Durch die kräftige Entwicklung der heimischen Industrie kamen auch viele Arbeitskräfte von auswärts nach Falkenau. Darunter befanden sich auch junge Leute, die in ihren früheren Wohnorten bereits Mitglieder von Turnvereinen gewesen waren. Hier mussten sie nun auf den regelmäßigen Betrieb von Leibesübungen verzichten. Nach wiederholten Versuchen, auch im eigenen Ort einen Turnverein ins Leben zu rufen, gelang es im Jahre 1888 einer kleinen, aber für das Turnen begeisterten Schar, unter der Führung des ersten Turnwarts Schwalbe den Turnverein Falkenau zu gründen. Von den Gründungsmitgliedern gehören dem Verein noch heute die Turnbrüder Paul Rietzel, Richard Hösel und Oswald Uhlemann an. Der junge Verein fand von der Gründung an die tatkräftige Unterstützung des großen Industriewerkes im Orte. Mit den einfachsten Verhältnissen musste man sich anfangs begnügen. Als Turnplatz diente der enge Hof der alten Schule. Alle Geräte mussten erst beschafft werden, aber umso größer war die Freude, wenn die Mittel für Neubeschaffungen aufgebracht worden waren. Die Vereinsleitung lag zunächst in den Händen des Spinnereidirektors Wilhelm Lehmann, der sie bald an August Thran abgab. Unter seiner straffen Leitung kam der Verein bald vorwärts. Nach fünf Jahren bereits beschaffte er sich eine prächtige Fahne. Da der Raum auf dem Schulhof zu beschränkt war, wurde als Turnplatz die Wiese neben dem Gasthof bzw. der Saal benutzt. Immer noch hatte der Verein keine Halle, so dass der Turnbetrieb im Winter ausgesetzt werden musste. Da bot sich in dem zur „Falkenhöhe“ gehörigen Pferdestall Gelegenheit zur Schaffung eines Turnraumes. Auch hier schon verrichteten die Turner den größten Teil der Einrichtungsarbeiten selbst. Gar bald hatte man erkannt, dass auch diese Lösung der Raumfrage nur eine vorübergehende seine könne. Deshalb wurde ein Turnhallen-Baufonds angelegt. Eifrig war man bemüht, diesen zu stärken. Jedes Jahr wurden viel und gern besuchte Aufführungen veranstaltet, deren Reingewinn diesem zufloss. Da kam die Firma Georg Liebermann Nachflg. A.-G. dem Bemühen des Vereins entgegen und ließ 1906 an der Bahnhofstraße eine große Turnhalle errichten. Die mustergültige Inneneinrichtung übernahm aus eigenen Mitteln der Verein, der dafür das Recht erwarb, jederzeit die Halle frei zu benutzen. Nur nahm der Turnbetrieb einen starken Aufschwung, so dass der Verein im Jahre 1911 das Gauturnfest übernehmen konnte. Das blühende Vereinsleben wurde durch den Weltkrieg jäh unterbrochen. 150 Vereinsmitglieder zogen ins Feld. Halle und Turnplatz leerten sich. Mit wenig Kräften musste nur das Turnen der Jugend aufrechterhalten werden. In dieser schweren Zeit brachten 35 Vereinsangehörige ihr Leben als Opfer für das Vaterland.

Nach dem Kriege ging es rüstig an den Wiederaufbau des Vereins. Um die Jugend zu gewinnen, wurden Dietabende eingeführt. Als einer der ersten Vereine nahm man das Handballspiel auf und gründete 1920 eine Handballabteilung. 1921 wurde das Kinderturnen eingeführt. Der seit 1904 bestehenden starken Turnerinnenabteilung gliederte man 1927 eine Frauenabteilung an. In den letzten Jahren wurde auch das Fußballspiel aufgenommen und 1933 eine Fußballabteilung gegründet. Für den regen Spielbetrieb genügte der dem Verein neben der Turnhalle zur Verfügung stehende Platz nicht. Deshalb wurde auf dem Grundstück des Erbgerichtsbesitzers Berger ein vereinseigener Spielplatz geschaffen und daselbst ein Unterkunftsraum errichtet. Die umfangreichen Arbeiten wurden von den Vereinsmitgliedern freiwillig geleistet, so dass 1931 die „Jahnwiese“ für den Spielbetrieb freigegeben werden konnte. In den 50 Jahren seines Bestehens ist der Verein immer von zielbewussten unermüdlich tätigen Männern geführt worden. Vereinsführer waren Wilhelm Lehmann, August Thran, Heinrich Drechsler, Max Hösel, Richard Berthold, Arthur Weise, Dr. Ullmann, Alfred Großlaub und seit 1935 Edmund Lehmann. Die turnerische Leitung lag in den Händen von Emil Schwalbe, Heinrich Drechsler, Bruno Neumann, Edmund Lehmann und Fritz Haase. Als Frauenturnwarte waren tätig Bruno Neumann und Edmund Lehmann. Als langjährige Vereinsaktivste seien noch genannt Richard Lange, der seit 1903 Vorturner und seit 1913 Zeugwart ist, und Hans Schulze, der seit 30 Jahren das Schriftführeramt innehat. Die selbstlose, der Volksertüchtigung dienende Arbeit wurde wiederholt anerkannt. Mit der Gau-Ehrenurkunde wurden ausgezeichnet Bruno Neumann, Hans Schulze, Edmund Lehmann, Arthur Weise und Richard Lange. Den Ehrenbrief der Deutschen Turnerschaft erhielten Bruno Neumann, Hans Schulze, Max Hösel, Richard Hösel, Heinrich Drechsler, Arthur Weise, Richard Lange und Edmund Lehmann.

Der Verein und seine turnerischen Leiter legten immer besonderen Wert auf Breitenarbeit, auf die Erfassung und Durchbildung der Massen. Den schönsten Lohn fand dieses Streben dadurch, dass der Verein fünfmal als erster Sieger aus dem Vereinswettturnen auf den Gauturnfesten hervorging. Von 1913 ab wurden auch alle Deutschen Turnfeste besucht und jedes Mal eine Musterriege gestellt, die immer mit „sehr gut“ bewertet wurde. Auch die Wanderungen, die der Verein in jedem Jahr unternahm, fanden eine sehr starke Beteiligung. Selbstverständlich erhielten auch Spitzenkönner im Verein gute Anleitung und Förderung, so dass Vereinsmitglieder als Sieger auf Deutschen Turnfesten (Reinhold Becher), auf Kreisturnfesten (Alfred Neumann) und verschiedene Male als 1. bzw. 2. Sieger im Zwölfkampf auf Gauturnfesten hervorgehen konnten.

Die Spielbewegung hat im Verein eine gute Pflegestätte gehabt. Bereits 1914 wurde die Gaumeisterschaft für Faustball errungen. Eine Spielstarke Elf in der Bezirksklasse ist die Handballelf. Die Fußballabteilung ist zurzeit die stärkste Spielabteilung im Verein. Einen großen Aufschwung hat durch den rührigen Leiter der Betrieb der volkstümlichen Übungen genommen. 1937 wurde die Jugend 2. Gaumeister im Waldlauf. 1938 wurden die Turnerinnen 1. Sieger, die jugendlichen Turner 2. Sieger im Reihenwaldlauf des Turnkreises Chemnitz. Die Feier des 50jährigen Bestehens im Juni 1938 bewies, dass der Verein auch im Gemeinde- und Ortsleben höhere Anerkennung genießt.

Die Schützengesellschaft

Der Schießsport ist bei den Deutschen von alters her beliebt. In unserem Heimatdorfe hören wir 1842, dass der Wirt des Gasthofes, Richter, damals ein „solennes Stern- und Scheibenschießen“ veranstaltet, während sein Besitznachfolger Lange im Jahre 1849 zu einem „Büchsenvogelschießen“ im Oederaner Wochenblatt öffentlich einladet.

1887 bildet sich eine Teschingschützengesellschaft, die ihre Übungsstätte im früheren Kegelschub des Gasthofs „Erbgericht“ besaß. Sie hat indessen in dieser Form keine lange Lebensdauer besessen. Es wurde Erfordernis, dass das planmäßige Schießen nicht nur als Sport, sondern auch als eine Pflicht für das Vaterland und zur Erhaltung der Wehrfähigkeit betrieben wurde und werden musste.

So wurde am 29. August 1897 von den verbliebenen Mitgliedern im Gasthof „Falkenhöhe“ eine neue Tesching-Schützengesellschaft Falkenau mit 16 Mitgliedern gegründet und auf dem Gelände dieser Schankstätte eine 75 m-Schussbahn errichtet. Im Jahre 1925 schritt man zum Bau einer stattlichen Schießhalle im Zechengrund. 4 Schießstände für 175 m-Großkaliber- und 2 solche für 50 m-Kleinkaliberschussbahn boten vorschriftsmäßige Übungsstätten für den Deutschen Schützensport. Die letzteren wurden 1937 um 2 Stände vermehrt, nachdem der Reichskriegerbund und die Gliederungen der Partei die gleiche Übungsstätte zur Ausübung ihrer Pflicht- und Übungsschießen bestimmt hatten. Die zeitherige Teschingschützengesellschaft wurde 1925 in eine Scheibenschützengesellschaft umbenannt.

Die auf dem an der Schießanlage angrenzenden Festplatz abgehaltenen jährlichen Schützenfeste trugen bald den Charakter von Volksfesten. Die Fahne der Schützengesellschaft wurde 1897 geweiht, von den Gründern noch 3 zu den heutigen Mitgliedern; die Schützenkameraden Ernst Rothe, Gustav Schneider, der seit der Gründung bis heute das Amt des Schatzmeisters versieht, und Robert Günther.

Das Amt des Vorsitzenden bekleideten Fleyermeister Hammel, Schneidermeister Janda, Schuhmachermeister Rothe, Bäckermeister Seydel, Bäckermeister Seifert, seit 1924 Malermeister Neumann.

K.S. Militärverein

Die in Falkenau wohnhaften Kriegsteilnehmer von 1870/71 und die der früheren Kriege sowie die übrigen ehrenvoll verabschiedeten Soldaten aus dem Heimatdorf gehörten bis zum Jahre 1890 dem K.S. Militärverein Flöha an. Auf Veranlassung des Kaufmanns Paul Otto wurde am 22. Juni 1890 im Klemmschen Gasthof ein eigener Militärverein für Falkenau gegründet. Die Zahl der Gründungsmitglieder betrug 25. Im Laufe seines Bestehens betrug die höchste Mitgliederzahl 119 (1927). Er trag nach seiner Gründung dem Sächsischen Militärvereinsbund bei, der Mitglied des Kyffhäuserbundes war.

Aus der regen Vereinsgeschichte ist erwähnenswert die Fahnenweihe 1900, die Feier des 30jährigen Bestehens und des 25jährigen Fahnenjubiläums und die des 40jährigen Bestehens 1930. 1903 wurde ein Schützenzug gebildet und eingekleidet, deren Gewehre 1914 nach Ausbruch des Krieges an die Heeresverwaltung zu Ausbildungszwecken abgeliefert werden mussten. Auch die später wieder erhaltenen Ersatzgewehre mussten „aus Sicherheitsgründen“ erneut abgeliefert werden. Eine Neubeschaffung derselben konnte dann erst 1927 durchgeführt werden. Der Verein führte eine Begräbniskasse für die Kameraden und deren Frauen ein und errichtete 1904 eine König-Altert-Stiftung und 1925 eine Unterstützungskasse. Er nahm an allen örtlichen und vaterländischen Veranstaltungen teil. Besonders erwähnt seien die Königshuldigungen 1903 in Erdmannsdorf und 1909 in Zschopau.

Während des 1. Weltkrieges veranstalteten die in der Heimat verbliebenen Kameraden Vaterländische Abende, Sammlungen für das Rote Kreuz und sandten Liebesgaben an die im Felde stehenden Vereinskameraden. Der Verein wurde Mitglied des Heimatdank und legte seine Vereinsgelder pflichtschuldigst in Kriegsanleihe an. 1922 wurde dem Verein eine Ortsgruppe für Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene angegliedert.

An dem Bundestag in Dresden 1933 nahmen 8, an den Reichskriegertagen 1931 in München 3, 1935 in Kassel 5, 1936 4 und 1937 ebenfalls 4 Kameraden teil.

1934 erfolgte nach Vereinigung aller Landesbünde zu dem „Reichskriegerbund Kyffhäuser“ die Übergabe und Weihe der Kyffhäuser-Sturmfahne, der 1936 der Führer und Reichskanzler das Hakenkreuz verlieh. Im Jahre 1934 erfolgte die Bildung der SA.-Reserve, die 1935 wieder aufgelöst wurde, nachdem sie zuvor die Bezeichnung SA.-Landwehr erhalten hatte. Die Militärvereine haben 1934 die Bezeichnung Kriegerkameradschaften erhalten. Im Jahre 1938 wurde dem Reichskriegerbund, dem die Kameradschaft mittelbar seit Gründung angehört, die Bezeichnung RS. Deutscher Reichskriegerbund durch den Führer gegeben. Den Vorsitz führten die Kriegerkameraden Paul Otto, Bernhard Müller, Moritz Winkler, Richard Hösel, Karl Haupt, Carl Stössel, seit 1934 Kameradschaftsführer Kurt Otto.

Konzertinaverein

Der Verein wurde am 20. März 1908 mit 29 Mitgliedern im Bahnhofsrestaurant gegründet. Vom Tage der Gründung bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges wurde der Verein von Max Weber, Falkenau geführt.

Von August 1914 übernahm Emil Schubert, weil er zum Heeresdienst zu alt war, die Geschäfte des Vereins und führte dieselben bis Januar 1922. Ab 1922 bis 1930 wechselten die Vereinsführer noch zweimal, ab Juli 1930 wurden die Geschäfte Max Otto als Mitbegründer übertragen, der sie bis zum heutigen Tag erledigt. Durch den Weltkrieg wurden 13 Mitglieder und zwar 5 aktive und 8 passive verloren. Sie fielen in Feindesland, im Verein leben sie weiter.

Durch Tod in der Heimat verlor der Verein bis jetzt 5 Mitglieder. Nachdem 1918 – 1919 die Kameraden von der Front in die Heimat zurückkehrten, nahm der Verein wieder an Mitgliedern zu, so dass im Jahre 1923 126 Mitglieder vorhanden waren. Durch politische Verhetzung sank der Verein in demselben Jahr auf 56 Mitglieder. Durch die Energie einiger beherzter, vor allem des heutigen Vorsitzenden zählte der Verein am 1. 7. 1938 wieder 93 Mitglieder. Seit 1924 war der Verein Mitglied des Erzgebirgischen Konzertina- und Bandonion-Bundes, welchen er selbst mit gegründet hat. 1934 wurde der Bund aufgelöst und der Reichsmusikkammer Berlin als Fachgruppe 6 angegliedert. Eine Genugtuung sämtlicher alter Mitglieder ist, dass der Verein 1923 fest blieb und trotz des großen Mitgliederverlustes die Parole fest hielt: „Treue der Heimat, Treue unserm deutschen Vaterland“. 1928 gründete der Verein eine Sparkasse, welche sich größter Beliebtheit und reger Beteiligung erfreut. Die Gelder werden vor Weihnachten zurückgezahlt. Nachdem 1914 der Plan zur Anschaffung eines Vereinsbanners durch den Weltkrieg hinfällig wurde, hat der Verein dasselbe im Juli 1923 geweiht.

Christlicher Frauendienst

Mit 36 Mitgliedern wurde am 10. April 1916 der vormalige Frauenverein in den Bahnhofsgaststätten gegründet, er zählt heute 106 Mitglieder. Seinem Zweck, vor allem kranken, alten und armen Volksgenossen das Los zu lindern, hat er treulich gedient. Bis 1933 wurde jährlich je 70 Alten und 25 Kindern der Dorfheimat eine Weihnachtsbescherung bereitet, die Mittel dazu durch Sammlung unter den Mitgliedsfrauen und Beiträgen der einheimischen Industrie aufgebracht. Nicht nur die Gaben, sondern auch die Liebe, mit denen sie geboten wurden, lassen heute noch die Erinnerung an die damit verbundenen Feiern nachhallen. Im Weltkrieg gegründet, lag dem Frauenverein die Fürsorge für die durch die Auswirkung des Krieges betroffenen Volksangehörigen sehr nahe. Am 28. Juni 1916 wurde eine Volksküche errichtet, die Zahl der während des Bestehens verausgabten Portionen Essen betrug 127 306. Jeden Tag unterzogen sich damals abwechselnd 4 Frauen des Vereins der Arbeit des Kochens und Küchendienstes. Die Falkenauer Kriegs- Volksküche stand im amtshauptmannschaftlichen Bezirk an erster Stelle. Die Abhaltung eines Tuchschuhnähkursus, das Nähen von Militärhemden, Kleidungsstücken und Lagerdecken halfen an ihrem Teil die Wirtschaftsnöte bannen.

Die Errichtung einer Säuglingsfürsorgestelle und einer Diakonissenstation waren Werke des Vereins, die trotz der Nöte der Inflationszeit durchgehalten werden konnten, vor allem dank der geldlichen Unterstützung der Gemeinde und der einheimischen Industrie. Die Säuglingsstation wurde später durch gesetzmäßige Anordnungen von dem Wohlfahrtsamt des Bezirksverbandes und die Diakonissenstation am 1. April 1938 durch die Heimatgemeinde übernommen.

Dem Frauenverein wurde im Juli 1934 die Namensbezeichnung „Christlicher Frauendienst“ beigelegt, seine Ziele, christlich und kirchlich gesinnte Frauen zusammenzuschließen, sind unverändert geblieben. Die Leitung des Vereins übernahmen die Frauen Milda Jacob, Hedwig Müller, Rosa Schneider, Johanne Stössel.

Der Grund- und Hausbesitzerverein

wurde am 4. Januar 1920 in Müllers Gaststätten am Bahnhof gebildet. Einberufer der Gründungsversammlung waren Kaufmann Albin Otto und Hausbesitzer Max Herzog. 76 Mitglieder traten sofort bei. Der Verein dient lediglich den Interessen der Hausbesitzer und ist bemüht, volksgenossenschaftliches Einvernehmen mit den Mietern zu wahren. Den Vorsitz übernahmen im Laufe des Bestehens Bäckermeister Karl Horn, Schmiedemeister Richard Hösel, Tüllweber Max Herzog, Jungurt Vogel und seit 1928 Malermeister Bruno Neumann.

Kaninchenzüchterverein

Unter Vorsitz von dem Spinnmeister Ernst Giersch wurde der Verein am 15. März 1921 im Gasthof „Erbgericht“ von 34 Zuchtfreunden gegründet. Außer seinem Hauptziel, die Kaninchenzucht zu fördern, lässt er sich angelegen sein, seinen Mitgliedern Rat bei dem Bau von Ställen und Einkäufen von Zuchttieren zu gewähren und sie hierbei auch finanziell zu unterstützen. In einer Anzahl von örtlichen und bezirklichen Zuchttierausstellungen konnte er seine Leistungsfähigkeit der Öffentlichkeit gegenüber beweisen.

Sein heutiger Mitgliederbestand beläuft sich auf 38 Zuchtfreunde. Der Verein war Träger folgender Ausstellungen: Am 24. Januar 1923 Verbandsausstellung, 5. und 6. Dezember 1925 und 23. November 1930 Bezirksausstellungen, am 9. und 10 Dezember 1933 Kreisgruppenausstellung, am 24. November 1935 und 21. November 1937 Lokalausstellungen.

Frauenchor

25 sangeslustige Frauen unserer Dorfheimat fanden sich am 11. November 1924 in Müllers Gaststätten am Bahnhof unter Vorsitz der Frau Kantor Frieda Kuhnert zusammen, um durch die Gründung eines Frauenchores vornehmlich der musika sacra zu dienen. Dieses Bedürfnis war seit der Selbständigmachung der Heimat als Kirchgemeinde hervorgetreten. Der Chor, der heute 39 Sängerinnen zählt, hat diese Aufgabe teils für sich, teils in Gemeinschaft mit dem Männergesangverein in anerkennungswerter Weise erfüllt und die Gottesdienstgemeinde an allen besonderen Festtagen erbaut. Auch hat er sich gern in den Dienst der Öffentlichkeit bei weltlichen Veranstaltungen gestellt. Den Vorsitz führten Frau Frieda Kuhnert, Frau Margarete Schlegel.

Erzgebirgsverein

Der Verein ist eine Untergliederung des Erzgebirgsvereins mit seinem Sitz in Schneeberg. Seine Ziele, die insbesondere in der Pflege erzgebirgischer Sitten, Trachten, Gebräuche und Lieder sowie in der Pflege von Natur, Auszeichnung schöner Wanderziele und Aussichtspunkte durch Aufstellen von Ruhebänken und Schaffung von Schmuckplätzen bestehen, sind der Gemeinnützigkeit gewidmet, ihre Mitglieder fördern selbstlos den Fremden- und den Wandererverkehr.

Er wurde am 1. April 1925 in Müllers Gaststätten am Bahnhof unter Leitung von Lehrer Arthur Dietz gegründet. 25 Mitglieder traten sofort bei. Die Höchstzahl der Mitglieder betrug 86 (1938). Er war jederzeit bestrebt, die ihm zugewiesenen Aufgaben gewissenhaft zu erfüllen. Das Vereinsblatt „Glück auf!“ löst engste Beziehungen des Zweigvereins zum Hauptverein aus. Im Laufe seines Bestehens errichtete er das Schreyer-Eck“ und die Anton-Günther-Gedächtnisstätte, nahm einen alten Viertelmeilenstein in Schutz, stellte bis jetzt 14 Ruhebände und über 20 Wegweiser an Wald- und Wanderwegen auf und widmete sich seit 1934 insbesondere der Erforschung der Ortsgeschichte, die er teils in Heimatheften, Vorträgen und zuletzt in der gegenwärtigen Ortsgeschichte niederlegte.

Er widmete sich weiter der Heranziehung des Fremdenverkehrs, der Einführung der Feierohmdkunst durch Lehrgänge im Basteln und der Erwanderung der engeren Umgebung des Heimatdorfes. Hutzenabende und Fahrten ins weitere Vaterland vermitteln den Mitgliedern Sinn und Zweck des Vereins.

Der Erzgebirgszweigverein ist Verleger der Ortsgeschichte der Dorfheimat, sein derzeitiger Vorsitzer, Bürgermeister i.R. Hermann Seifert ist der Verfasser und Herausgeber derselben.

Freiwillige Sanitätskolonne

Ihr Gründungstag ist der 24. April 1928, ihre Gründer sind Dr. med. Max Ullmann und Max Steinbach in Falkenau. Der Beitritt zum Landesverband wurde nach der am 2. Januar 1929 erfolgten Prüfung durch den Landesvorsitzenden Oberst a.D. Bartzsch vollzogen. Die Tätigkeit der Kolonne erstreckte sich bald auf die Gemeinden Falkenau, Hohenfichte, Hausdorf und Hetzdorf. Bald nach der Gründung wurde die Kolonne bei Unglücksfällen aller Art, insbesondere bei Unfällen mit Kraftfahrzeugen auf der Hofer Straße, bei allen öffentlichen Veranstaltungen, zum Sanitätsdienst im Gemeindenaturbad und zu Krankentransporten nach auswärts in Anspruch genommen. Persönliche Opfer und Zuwendungen von Gönnern ermöglichten jederzeit die Beschaffung ordnungsgemäßer Kleidung und Ausrüstung für die aktive Helferschaft. Ihre Schlagfertigkeit und jederzeitige Einsatzbereitschaft wurden durch die Errichtung eines Sanitätsdepots, einer ständigen Unfallmelde- und einer ständigen Unfallhilfsstelle sichergestellt. In den Jahren 1928 bis 1936 wurden Rotkreuztage mit verschiedenen Veranstaltungen durchgeführt, die bemerkenswerte Unterstützung durch die Einwohnerschaften der Tätigkeitsorte fanden.

Im Jahre 1935 wurde die Sanitätskolonne infolge Neuorganisation des deutschen Roten Kreuzes zu einem Halbzug umgestaltet. Die Einkleidung der Mannschaften erfolgte 1936 gemäß den darüber bestehenden Vorschriften. Die passiven Mitglieder der Kolonne wurden zu einer Ortsgemeinschaft des Roten Kreuzes vereinigt. Der aktive Bestand beträgt 22 Helfer und 9 Helferinnen.

Die Vorsitzenden der Sanitätskolonne Max Steinbach (1928), Fabrikdirektor Richard Bürklen (1928/30), Oberlehrer Karl Stössel (1930/33) und Lehrer Wilhelm Sauer (1934/35), der Kolonnenarzt Dr. Ullmann (seit 1928) und die Kolonnenführer Max Steinbach (1928/31) und Richard Weigt haben sich um die Kolonne verdient gemacht. Obersturmbannführer Erwin Gerdes in Falkenau wurde zum Kreisleiter des Deutschen Roten Kreuzes, der DRK.-Wachtführer Dr. med. Ullmann zum Adjutanten und Abteilungsleiter der Kreisleitung ernannt.

4.2.1.2. Markante Persönlichkeiten 178

Becker, Michael

geboren vor 1563 in Falkenasu, daselbst 1620 verstorben, war Besitzer des heutigen Erbgasthofes Schreyer und Ahne dieser Sippe, studierte 1561 auf der Universität Leipzig und nannte sich „lateinischer Bauer“. Im Anhang ist ein Poem von ihm enthalten, das einen Blick in die zeitgenössischen Verhältnisse in unserer Heimat gestattet. Beaumont, Carl Ludwig, geboren 1791, verstorben 1840 in Falkenau, Kauf –und Handelsherr, errichtete 1821 eine Spinnmühle in der Göthelschen Mahlmühle und führte damit die Industrie hier ein. Später erbaute er eine Spinnfabrik am Schieferbach. v. Einsiedel, Heinrich Abraham, geb. 1561 auf Scharfenstein, verstorben 1610 in Dresden, beigesetzt in der Sophienkirchen v. Einsiedel war Hüttenmeister an der Schmelzhütte in Falkenau, studierte vorher in Wittenberg, Ingolstadt, Sienna, reiste 1587 nach Konstantinopel, nahm 1594 am Türkenkrieg teil und wurde verwundet. Als Hüttenmeister finden wir ihn urkundlich 1601 – 1610. Er erhielt den Titel eines geheimen Rates und wurde 1602 zum Hauptmann der Augustusburg ernannt. Er besaß Venusberg und anteilig Scharfenstein.

Fiedler, Adolf Gottlob

geboren 1771, gestorben 1850, errichtete 1809 in Falkenau eine Walkmühle, an der Göthelschen Mahlmühle und erbaute 1850 daselbst eine Tuchfabrik. Er war vor hundert Jahren der angesehenste Mann in der Nachbarstadt Oederan, besaß dort und in Dpotoweck in Polen Fabriken, Wollspinnereien in Wingendorf und Görbersdorf und mit einem Geschäftsfreunde zusammen in Scharfenstein und Wegefarth.

Kluge, Abraham

, Besitzer des Erbgerichts 1642 – 1654, vergrößerte das Erbgericht durch den Ankauf eines Beigutes, das ebenso groß war, wie das Erbgericht selbst. Er stand 16 Jahre lang als Hauptmann in Kriegsdiensten (30jähriger Krieg) und führte ein „Trajoneur“regiment. Mit diesem hat er an der Verteidigung der Stadt Freiberg 1642/43 gegen die Schweden teilgenommen. In der erzgebirgischen Kriegschronik von Magister Lehmann wird er unter den Ereignissen 1631, 1637, 1641 und 1643 genannt. Kluge war in 2. Ehe mit Marie Pufendörfer, einer Tochter des Pfarrers in Flöha, verheiratet. 1654 verstarb er. Im Kirchenbuch ist darüber eingetragen: „ …. verstarb der Edle, Beste und Wohlmannhafte Herr Abraham Kluge, Churf. Sächsischer treuverdienter Kriegshauptmann selig und wurde am 13. desf. Monats (im Dezember)s beerdigt, auch auf der Verwandten Begehren und des Herrn Superintendenten Consens in der Kirche zu Flöha neben dem Altar in einer zubereiteten Grabstelle beigesetzt und versenkt worden“. Lofert, Alexander Woldemar, Nicolai, der Maler des Bildes Alt-Falkenau, geboren 1830 in Meißen (Esthland), verstorben 1907 in Chemnitz, studierte die schönen Künste, war mit der Tochter Amanda des Fabrikbesitzers Schreyer hier verheiratet und wurde dessen Mitarbeiter. Er war sehr volkstümlich.

Müller, Bernhard

geboren 1848 in Kleinschirma, verstorben 1927 in Falkenau, Besitzer des Erbhofes Müller, errichtete 1889 die hiesige Dampfziegelei und brachte das Unternehmen zur Blüte. Das Vertrauen der Einwohnerschaft berief ihn in alle örtlichen Ehrenämter.

Schreyer, Carl Friedrich

geboren 1798, gestorben 1872 in Falkenau, war Besitzer des Lehngutes, verheiratete sich mit der Tochter Johanna des Bauern Lange und erwarb dessen Bauerngut, den heutigen Erbhof Schreyer. 1846 errichtete er auf den Lehngutsfluren eine Spinnfabrik, die heutige „untere Fabrik“ Liebermann.

Schreyer, Dr. Ottomar

Enkel von Carl Friedrich Schreyer geb. 1882 in Falkenau, ist Mitarbeiter an der Ortsgeschichte. Er besuchte die Volksschule in der Dorfheimat, später das Gymnasium in Freiberg, trat 1901 als Kadett in den Marinedienst, wurde 1904 zum Offizier befördert und 1906 zur Reserve entlassen. Er studierte Jura, promonierte 1911 zum Dr. jur. 1920 wurde er zum Staatsanwalt ernannt, 1928 als Ministerialhilfsarbeiter beschäftigt. Seit 1932 Landgerichtsrat. Am Weltkrieg nahm er als Kapitänleutnant der Kriegsmarine teil.

Richter, Fritz

der „Simon-Bauer“ genannt, war Besitzer des heutigen Teichmannschen Erbhofes, geboren 1822, verstorben 1881 in Falkenau, war zeitgenössischer Mitarbeiter am Gemeinwohl, besaß großen Einfluss auf die örtlichen Verhältnisse.

Siems, Carl

Großindustrieller, geboren am 15. November 1868 in Limbach, verstorben am 31. Mai 1937 in Plaue – Bernsdorf. Als Sohn eines Strumpffabrikanten geboren, absolvierte er nach dem Schulbesuch seine kaufmännische Lehre in einem Strumpfexportgeschäft in Chemnitz. Bald führten ihn Reisen nach den Vereinigten Staaten Nordamerikas bis hinaus nach Alaska. Nach mehrjährigem Aufenthalt in Amerika nahm er in Deutschland eine leitende Stellung ein und vertauschte diese später mit einer solchen in Russland. 1898 gründete er unter der Firma Carl Siems u. Co., K.-G. die Tüllfabrik in Plaue-Bernsdorf, deren Erzeugnisse heute Weltruf genießen.

Im Jahre 1911 erwarb er käuflich von dem Kommerzienrat Liebermann die Baumwollspinnereien in Falkenau und wandelte die persönliche Firma in ein Kommandit-Gesellschaft um, deren Gesellschafters Carl Siems und seine Tüllfabrik in Plaue wurden. Am 1. Juli 1913 wurde die Spinnerei Liebermann Kom.-Ges. in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Carl Siems hat deren Vorstand bis zu seinem Tode angehört. Seiner ausgesprochenen Liebe zu diesem Werk und seinem kaufmännischen wie fachmännischen Weitblick ist das Aufblühen des einheimischen Industriewerkes zu danken. Unter seiner Leitung ist die Spindelzahl beträchtlich erhöht worden und während früher die Baumwollspinnerei Liebermann in der Hauptsache Webgarne in größeren Nummern herstellte, gehört sie heute zu den Qualitäts-Feinspinnereien, deren hochwertige Erzeugnisse anerkannt sind und von der Nähfaden-, Trikotagen- und Strumpfindustrie aufgenommen werden. Unter Carl Siems Leitung hat die Großfirma auch die schweren Krisenjahre überstehen können. Der Name Carl Siems hat auch über die Grenzen unseres weiteren Vaterlandes hinaus einen gute Klang gehabt. Bald interessierte man sich für seine Persönlichkeit. Groß war die Zahl der Unternehmen und Körperschaften, die ihn in ihre Verwaltung beriefen. Und wieder führten ihn Reisen ins Ausland, denn seine mannigfachen Verbindungen spannen sich weit über den europäischen Kontinent hinaus. Seinen schöpferischen Gedanken ist es u.a. auch zu verdanken, dass im Jahre 1925 in Brasilien ein vorwiegend deutsches Unternehmen entstand, das sich inzwischen ebenfalls zu einem stattlichen Werk gestaltet hat und heute in Blüte steht.

Weiter seien einige typische Namen und Personen der Vergangenheit entrissen, die mit mancherlei Ereignissen und Erlebnissen, vor alle auch mit persönlichen Eigenschaften der Namensträger zusammenhängen und in der Erinnerung des Volkes weiterleben, auch wenn sie bereits der kühle Rasen bedeckt.

Naumanns Lieb

der frühere Besitzer des Erbhofes gleichen Namens, war eine gesuchte Persönlichkeit und ein guter Ratgeber für alle landwirtschaftlichen und tierärztlichen Fragen, er genoss dadurch unter seinen Berufskameraden von Nah und Fern hohes Ansehen.

Schieferbein, Louis

Der Bahnbeamte zeichnete Jahrzehnte lang täglich das Wetter auf, registrierte besondere Vorkommnisse und führte vor allem während des 1. Weltkrieges genauestens Buch über die Lebensmittelpreise unter Anfügung von oft sehr drastischen volksnahen Bemerkungen.

Die Kinder des Schuster Otto,

der Schusterheinrich und die noch lebende Schusterchristel, waren und sind Persönlichkeiten, allen bekannt und längst den Kinderschuhen entwachsen, die Wasserfrieden, der Seifertfried und Mehnertheinrich sind Originale des dorfheimatlichen Lebens gewesen und die schlimmen Streiche eines Tippmannschneiders und seines Spießgesellen Schmidtmeiers (Maurers) sind den ältesten Heimatgenossen noch in lebhafter Erinnerung.

Angefügt seien auch einige Mitteilungen von Heimatgenossen, die kurz oder länger Aufenthalt in überseeischen Ländern genommen haben.
Müller, Max

genannt „der Afrikaner“, geboren am 13. Mai 1876 in Falkenau, berichtet: „Ich habe meine Jugend in Falkenau verlebt. Später absolvierte ich das Technikum zu Lemgo. Von hier ging ich nach Köthen. Auf Grund einer Ausschreibung bewarb ich mich 1904 um die Stelle eines Ziegeleibetriebsführers in Ostafrika. Ich erhielt diese Stelle und gleichzeitig den Auftrag des Stammhauses in Lissabon, mich alsbald nach Lourenco-Marques einzuschiffen und deutsche Fachmaschinen mitzunehmen. Am Bestimmungshafen von portugiesischen Angestellten der Firma in Empfang genommen, wurde ich mit Maschinen 78 km in das Land hinein befördert. Dort wurde mir der Auftrag, im teilweise noch vorhandenen Urwald eine Ziegelei mit Farm einzurichten. Zu diesem Zwecke standen mir einheimische Maurer und Zimmerleute zur Verfügung. Dabei ergaben sich naturgemäß Schwierigkeiten, weil die Bauhandwerker von ihrer heimischen Bauweise nicht abweichen wollten. Sie kannten keine Wasserwaage; Lot, Winkel und Zeit waren ihre Hilfsmittel. Ich habe deswegen zum Teil mit Schwarzen gebaut. Auch der mir übergebene Bauplan war unzweckmäßig, eine Ergiebigkeit des späteren Betriebes war ausgeschlossen. Demzufolge erhielt ich Vollmacht, nach eigenen Plänen zu bauen. So konnten bereits im Dezember 1904 die ersten Steine gebrannt werden. Mit der Zeit entwickelte sich der Betrieb bis zu einer Höchstleistung von 3 Millionen Steinen jährlich. Doch durch mein Beispiel angespornt, wurden in unserer Nähe weitere Konkurrenzunternehmungen errichtet, die preisdrückend auf unsere Erzeugnisse wirkten. Es gelang mir aber, sie mit unserem Werke zu einer Konvention zusammenzuschließen, sodass bald wieder Besserung eintrat. Im Laufe der Jahre war eine Kapspurbahn von Lourenco-Marques nach Johannisburg erbaut worden. Dadurch wurde ein Zweiggleisanschluss nach unserem Ziegeleiwerk möglich. Das Werk hatte inzwischen die Ortsbezeichnung Chanculo erhalten, die Bahnhaltestelle erhielt die Bezeichnung „an km 78“. 1911 kehrte ich mit meiner Familie – ich hatte 1907 während meines ersten Urlaubs in Deutschland geheiratet und meine junge Frau mit nach Afrika genommen – nach der deutschen Heimat zurück. Ich siedelte mich in Posen an, errichtete und betrieb ein kaufmännisches Installationsgeschäft.

1913 erreichte mich das Ersuchen meines früheren Betriebsinhabers, meine frühere Stelle in Chanculo wieder anzunehmen. Ich fand das Werk stillgelegt vor, mein Nachfolger und die Konkurrenzfirmen hatten dies verursacht. Mit neubeschafften deutschen Maschinen wurde der Betrieb nunmehr wieder flott gemacht. Da kam 1914 der Weltkrieg, die Kohlenzufuhr wurde von den Engländern abgeschnitten. Ich sah mich gezwungen, die anstehenden Bäume auf der 6000 ha großen Farm zu schlagen, um Feuerung für die Ziegelringöfen zu gewinnen. Im März 1916 erklärte Portugal, wieder auf Veranlassung der Engländer, Deutschland den Krieg, 15 – 20 deutsche Schiffe wurden im Hafen von Lourenco-Marques annektiert. Ich erhielt hiervon Kenntnis, als mich eines Morgens 3 Zivilisten aus dieser Stadt aufsuchten und mich zunächst in aller Freundschaft ersuchten, zwecks Feststellung meiner Person mit in diese Stadt zu fahren. Auf der Fahrt dahin entpuppten sich meine Begleiter bald als Beauftragte der Polizei. Von dieser selbst wurde mir dann eröffnet, dass ich interniert würde, weil ich an der Kasse des Deutschen Konsulats 30 Pfund für den deutschen Kriegsfonds eingezahlt hätte. So kam ich in das Internierungslager zu Eco Marques St. Georg, das in einem alten Eisenbahndepot errichtet worden war. Dort fand ich rund 600 Deutsche vor, meist Geschäftsleute, deren Geschäfte in portugiesische Hände gekommen waren. Auch das Geschäft meines Betriebsinhabers war bereits in portugiesischer Verwaltung. Meinen Vorgesetzten, den ich am Tage meiner Festnahme noch im Ziegeleibetriebe erwartet hatte, fand ich bereits im Lager vor. Mein Gehaltsguthaben bei meiner Firma in Höhe von rund 10 000 M. wurde von dem neuen Geschäftsinhaber nicht anerkannt; handelte es sich doch nunmehr um einen feindlichen Deutschen.

Dieses Internierungslager bestand bis August 1918. Um diese Zeit wurden wir in das Konzentrationslager Peniche, gegenüber den Belankainseln, überführt. Peniche ist eine Seefestung, die zu Napoleons Zeiten Bedeutung hatte, sie wird ringsum vom Meer umspült. Eine einzige Brücke stellt die Verbindung mit dem Festland her. Unterhalb der Festung befindet sich der Fischhafen. Wir hatten demzufolge Gelegenheit, den dortigen Verkehr zu beobachten. Reiche Fischfänge wurden durch Kanonenschuss bekanntgegeben. Dieses Signal brachte die Fischhändler aus der umliegenden Landschaft herbei, die ihren Bedarf deckten. In Peniche werden in großen Wellblechbaracken die Fische (Sardinen!) in Baumwollsaatöl konserviert und in Dosen verpackt.

Die Ernährung im Lager war ein einseitig, meist Fisch oder Weißkraut in Fleischbrühe und Bot. Die Bevölkerung litt Hunger, deswegen kamen Plünderungen an den uns zugebrachten Lebensmittelzufuhren vor. Dann litten auch unsere Feinschmecker Mangel. 66 % der Bevölkerung waren auf dem Kriegsschauplatz, die zurückgebliebenen litten unter der Grippeepidemie. Im Langer selbst fand die Grippe infolge der hygienischen Gelbsucht der Internierten keine Verbreitung. Gegenüber meinen Mitgefangenen hatte ich insofern Vergünstigung, als ich freien Umgang von 70 km bekam. Dies verdank ich dem Umstand, dass ich mich bei einer Anfrage als einziger als Maurer zur Verfügung stellte, obwohl mir dieses Handwerk nicht gerade geläufig war. Für meine Arbeiten bekam ich außerdem den üblichen Lohn.

Ende 1919 erfolgte unser Abtransport. Viele der Internierten baten, in die Kolonien zurückkehren zu dürfen. Das wurde verweigert, auch in Fällen, in denen die Familien generationsweise schon in den Kolonien ansässig waren. In einem 2000 Tonnen-Dampfer wurden wir im Packraum verfrachtet. 2 Monate dauerte die Fahrzeit. In Hamburg wurden wir durch ein Komitee empfangen, abgespeist und mit Fahrkarten in die Heimatorte versehen. In Posen, wo ich meine Familie zurückgelassen hatte, fand ich völlig veränderte Verhältnisse vor. Das Land war polnisch geworden. Ich vertauschte mein Besitztum mit einem deutschen Grundstück und kehrte 1925 in meine Dorfheimat Falkenau zurück. Mein Besitztum in Ostafrika bestehend aus 600 ha Grund und Boden wurde enteignet und während der Inflationszeit entschädigt – für den damaligen Wert eines Brotes.

Noch 1925 erhielt ich erneut Auftrag in Bissau in Westafrika eine Ziegelei zu errichten. Ich übernahm den Auftrag. Bissau liegt an der Westküste Afrikas, ca. 100 km landeinwärts an der Flussmündung. Das Inselgebiet besteht aus rund 100 größeren und kleineren Inseln. Zum Teil sind sie erst 1916 von Portugal abhängig und zahlen seit dieser Zeit Hüttensteuer. Die Eingeborenen der von Städten entfernten Landschaft laufen noch nackt umher. 1931 brach auf den Inseln Madeira und Bissau ein Aufstand gegen das Mutterland aus. Hinter meiner Ziegelei wurden Unterstände errichtet, um ankommende portugiesische Kriegsschiffe abwehren zu können. Die Aufständischen bezogen Quartier in der Ziegelei. Der Aufstand brach später zusammen. Besitzerin der Ziegelei war die Nationalbank in Bissau. Die europäische Krise wirkte lähmend auf alle Betriebe, so auch auf unsere Ziegelei, deren Arbeiterschaft nur aus Schwarzen bestand. Insbesondere war die Bank gezwungen, für ihre Forderungen von Unternehmern sogenannte Leichter, Schiffe von 30 – 40 Tonnen, in Zahlung zu nehmen, die meist reparaturbedürftig waren. Auf meine Anregung hin errichtete die Bank in Bissau eine Werft, holte die hierfür erforderlichen Maschinen aus Deutschland und baute Gleise in das Meer hinaus, auf die die Leichter mittels besonders konstruierter Wagen hochgezogen wurden. 2 Hamburger Schiffsbauer übernehmen die Wiederherstellung der Schiffe. Damit war ein neuer Industriezweig für die Insel eingeführt. Infolge des 1931er Aufstandes waren der Gouverneur und der Bankdirektor von den Aufständischen nach Portugal abtransportiert worden. Auch ich wurde im Mai 1931 nach Deutschland eingeschifft und kehrte im Juni in meine Dorfheimat zurück. Mein Sehnen gilt heute den deutschen Kolonien. - - -„

Kröner, Karl

geboren am 17 .8. 1863 in Großhartmannsdorf, genannt der Amerikaner. Bis 1902 in der Heimat als Eisenbahnarbeiter tätig, ging er in diesem Jahre mit seiner aus Falkenau stammenden Ehefrau nach USA. Durch nie rastenden Fleiß gelangte er zu Wohlstand und kehrte 1927 in die deutsche Heimat zurück. Er erwarb das Grundstück Nr. 23 C der Dorfheimat und verlebt hier die letzten Jahre seines Daseins.

Aus seinen Erinnerungen sei folgendes erwähnt: „Das Leben in USA war für uns im Anfang schwer: andere Sitten, andere Sprache und anderes Klima mussten uns erst zur Gewohnheit werden. Die Eingeborenen lagen im kühlen Schatten und wir, die das Klima nicht gewohnt waren, mussten bei glühend heißem Wetter arbeiten. Anfangs meines dortigen Aufenthalts habe ich mich jeder Arbeit unterziehen müssen. Ich habe Schuhe geflickt, Geschirr gewaschen, Urwald gerodet. Ein Jahr lang habe ich auf einer Farm gearbeitet und abends das Schlachten von Rindern, Schweinen und Schafen besorgt. Jede Farm züchtet ihre Schlachttiere selbst und Fleischereien sind nicht vorhanden. Die Schlachtungen sind auch einfacher wie hier. Hier verwertet man die Eingeweide der Tiere, dort werden sie an die Schweine gefüttert oder weggeworfen. – Wir wohnten zeitweise in einem sogenannten Schulhaus, in dem kein ganzes Fenster und nur ein kaputter Ofen vorhanden waren. Meine Sehnsucht, selbst eine Farm besitzen zu können, ging in Erfüllung, ich konnte eine solche zunächst auf 3 Jahre pachten. Später kaufte ich mir selbst ein Stück Land im Urwald. Es stiegen mir Bedenken auf, wie ich des Waldes Herr werden würde. Bäume von 3 – 4 m Durchmesser, einige Tausend Jahre alt, waren keine Seltenheit. Aber mit Mut ging es. Mit Dynamit wurden die Baumstumpfen aus dem Erdreich herausgeschossen. Das Land selbst war sehr guter Boden in einer Tiefe von 1 – ½ m, ebenso viel Schwemmsand und weiter darunter eine Kieslage. Nur der Fluss bot Gefahren des Wegschwemmens, da sich um seinen Lauf niemand kümmerte. Wir blieben von solchen Ereignissen glücklicherweise verschont. Die geernteten Früchte waren sehr groß, z.B. erntete ich auf ¼ Acker reichlich 6 – 7 Tonnen Möhren, die als Viehfutter Verwendung fanden. Es gab auch Möhren, die ihre Wurzeln so tief stießen, dass die Früchte beim Ernten abbrachen. – Im Allgemeinen war das Leben in USA angenehm, wenn naturgemäß Schattenseiten nicht fehlten. Das Verbrechertum machte sich besonders dort bemerkbar, wo Vermögen vermutet wurde. – Auf alle Arten und Weisen wurde dem Besitzer von Farmen nachgestellt, auch vor Mord wurde nicht zurückgeschreckt. Aus allen Staaten und leider – auch aus Deutschland – rekrutierte sich lichtscheues Gesindel, das die Arbeit verschmähte und auf unehrlichem Wege sein Dasein fristete. Fünf und mehr Hunde waren zu unserem Schutze bereit, das geladene Gewehr und der Revolver in der Hüfttasche waren ständige Begleiter auf dem Felde. Einen Polizeischutz wie in Deutschland kennt man in den Farmen nicht. Es war ein aufpeitschendes Leben, mancherlei Raubgetier erhöhte die Gefahren. Ich konnte auch manchen Bären erlegen, die ich meistens den Indianern geschenkt habe, für die sie Leckerbissen waren. Dadurch gewann ich ihre Freundschaft, sie hätten mich in Fällen der Gefahr gewiss nicht im Stich gelassen. Sie haben ein feines Gefühl dafür, wer es mit ihnen gut meint. Ich bin überzeugt, dass ich von 40 – 50 Farbigen Hilfe geleistet bekommen hätte, wenn ich in Gefahr geraten sein würde. Ich darf sagen, dass ich im Verkehr mit allen dortigen Nationalitäten niemals Ungelegenheiten mit deren Angehörigen gehabt habe. Während des Weltkrieges war für uns besondere Vorsicht geboten, es gab überall Spitzel, die gern Angeber bei unliebsamen Äußerungen über Amerikas Haltung gewesen sein würden.

Es gab naturgemäß auch trübe Zeiten in meinem Auslandsdasein. Mitunter ging sauer Erworbenes wieder verloren. Eine Freude war es mir, während der Kriegszeit Lebensmittel in die deutsche Heimat schicken zu können und so an meinem geringen Teil am Durchhalten mitzuwirken. Ist auch Undank der Lohn gewesen, so hat mich die Möglichkeit meiner Hilfe in schwerer Zeit innerlich befriedigt. Nach 24jährigem Aufenthalt in USA entschlossen sich meine Frau und ich, in die deutsche Heimat zurückzukehren, um unser erworbenes Kapital in den Dienst der deutschen Wirtschaft zu stellen. Auf einem deutschen Schiffe ging es der Heimat zu. Mein treuer Kamerad, meine Gefährtin in schweren und heißen Tagen ist inzwischen zur ewigen Ruhe eingegangen und ruht in Heimaterde. Ich denke ihrer heute noch in Dankbarkeit. —„

Rudolph, Adolf

geboren 1853 in Grünberg, gestorben 1935 und seine Ehefrau Christiane geborene Otto, genannt Schuster-Christel, waren 1899 und 1900 in Kairo aufhältlich, um ihren nunmehr verstorbenen Sohn Heino, der 7 Sprachen beherrschte, in seinem Hotelunternehmen in Kairo zu unterstützen. Die Eheleute Rudolph übernahmen nach ihrer Rückkehr aus dem Auslande die Bewirtschaftung der Fabrikkantine Liebermann. Die Ehefrau ist 1852 geboren und lebt heute noch, von Jung und Alt gekannt. Ihr Beiname stammt vom Gewerbe des Vaters her (Schuster Otto).

4.2.2. Das Eigenleben der Dorfheimat im Spiegel der Kirchenbücher und Tageszeitungen 185

In Gemeinden wie in der unseren fußt das persönliche Leben auf Beziehungen, die die größere Stadt oder die Großstadt in nüchterner Geschäftigkeit nicht erreichen kann. Die Beschränkung der Volksgenossen auf einen kleinen Erdenraum, die Übersichtlichkeit heimatlicher Ausdehnung, die unbedingte Gebundenheit an die Scholle und vor allem die Vertraulichkeit jedes Einzelnen mit der Natur, aber auch die freundnachbarlichen Beziehungen von Haus zu Haus, das gleichzeitige Erleben der Vorgänge bilden eine Lebenseinheit in klarer Form und wir wissen uns im kleinen Gemeinwesen eins mit den Mitmenschen in gleicher Lebensverkettung. Deswegen sind uns auch die Erlebnisse der einzelnen Familien nicht nur ein Miterleben freudiger familiärer Vorgänge, sondern auch ein hilfreiches Mitgefühl in schweren ernsten Tagen, die die einzelnen Familien des Heimatortes betreffen.

In diesem Bewusstsein sollen auch die folgenden Ereignisse freudiger und ernster Art niedergeschrieben werden. Sie sind aus Anmerkungen in den Kirchenbüchern und aus örtlichen Nachrichten in den seit 1836 erscheinenden Tageszeitungen, hauptsächlich aus dem Oederaner Tageblatt geschöpft.

4.2.2.1.1. Treue in der Arbeit 185

Jede Arbeit ist ihres Lohnes wert. Abgesehen von dem wirklichen, materiellen Lohn hat eine über das Maß der Entlohnung hinaus gehende Anerkennung in der Öffentlichkeit ein tiefes moralisches Bewusstsein der treuen Arbeiterschaft gezeigt.

So wurde die 50jährige Arbeitstreue des Johann Gottlieb Birkigt gelohnt, der diese Zeit als Wächter und Hausmann bei dem Fabrikbesitzer Hauschild in Falkenau, später in Hohenfichte ableistete. Sein Arbeitgeber lohnte ihm diese Treue damit, dass er ihm auf Lebenszeit seinen Lohn zahlte und zu seinem goldenen Hochzeitsfeste eine würdige Jubelfeier auf seine Kosten veranstaltete.

Vom Königlichen Ministerium des Innern wurde am 17. April 1889 dem Garnpacker, Wilhelm Dippmann für ebenfalls 50jährige Arbeitstreue in der Heymannschen Spinnerei die große silberne Medaille verliehen. Dem langjährig auf Staatsforstrevieren beschäftigten Waldarbeiter Karl Heinrich Gotthold Kreusel wurde am 28. April 1892 die gleiche Auszeichnung zu teil. Sein Sohn, der Waldwärter Kreusel erhielt am 3. November 1913 das Ehrenkreuz mit der Krone verliehen.

Am 22. Februar 1900 wurde dem über 40 Jahre lang bei dem Gutsbesitzer Schreyer beschäftigten Geschirrführer Karl Heinrich Heerklotz das Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen. Gottlob Heerklotz erhielt für Treue in der Arbeit im Heymannschen Betrieb die gleiche Auszeichnung 1914. Belobigungsurkunden zu gleicher Zeit wurden den Fleyerinnen Auguste Anna Steyer geb. Grünert und Emma Pauline Schneider geb. Grünert ausgehändert, das sie beide langjährig im hiesigen Betrieb Liebermann tätig waren.

4.2.2.1.2. Opfer der Arbeit 186

Wir stehen alle als Soldaten der Arbeit im Dienste unseres Vaterlandes, sei es mit Spaten und Pflugschar oder mit Federkiel und Rechenstift, rastlos und zäh, unbekannt und schweigsam! Nicht nur als unsere Pflicht für uns und unsere Angehörigen, sondern für die deutsche Heimat. Bis der Tod uns Pflugschar oder Griffel aus der Hand nimmt und uns selbst in sein Schattenreich entführt – und ein anderer an unseren Platz tritt. Davon wird kein Aufhebens gemacht, denn wir sind alle nur ein Glied in der Kette der Geschlechter, die auf deutschem Boden leben und arbeiten. Aber für einen Herzschlag stehen wir still wenn der Tod mit rauer Hand Werkkameraden von unserer Seite reißt. Doppelt erschüttert sind wir, wenn das rätselhafte Geschehen, das wir Tod nennen, unsere Kameraden mitten in der Arbeit hinwegnimmt. Wir gedenken an dieser Stelle solcher Kameraden, die aus und in unserer Gemeinde aus der Werkgemeinschaft abgerufen wurden und deren Familien sich seinerzeit das öffentliche Mitgefühl zuwandte. Ihr Andenken und unser Blick ist ausgerichtet auf die Pflicht, die die Toten im Tode erfüllten und hinterließen.

Die mehrjährige Arbeitsdauer bei der Errichtung der Reichsbahnlinie Flöha – Oederan und beim Bau des Hetzdorfer Viadukts forderte in Flur Falkenau folgende Opfer:

27. Juni 1867 Gottfr. Samuel Berndt aus Gersdorf, 30 J. alt.
16. Juli 1867 Daniel Traug. Arnold, Maurer aus Klingenberg, 31 J. alt.
6. August 1867 August Theodor Neubert, 46 J. alt.
19. Novemb. 1867 Friedrich Wilhelm Müller aus Grüna, 61 J. alt.
24. Oktober 1867 Carl Wilh. Rockhausen, Buchhalter aus Waldheim, 28 J. alt.
10. März 1868 Nomagne Battiste aus Zortea, 33 J. alt.
25. Januar 1868 Karl Friedr. Eckert, Zimmermann aus Metzdorf, 30 J. alt.

Weitere Unfälle mit tödlichem Ausgang finden wir vermerkt:

22. Oktober 1875 stürzte der Maurer John aus Oederan vom Dache des Schreyerschen Gutes und verstarb kurze Zeit darauf.

30. Oktober 1876 wurde der 32 Jahre alte Bahnarbeiter Friedr. Wilhelm Otto auf dem hiesigen Bahnhof von einer Rangiermaschine erfasst und schlimm verstümmelt. Er verstarb und hinterließ 3 unerzogene Kinder.

1884 verunglückte der Fabrikarbeiter Robert Hermann Augustin in der Liebermannschen Fabrik tödlich.

14. Januar 1886 kam der Krempelmeister Hermann Fischer, 28 Jahre alt, in das gangbare Zeug und verstarb an Verblutung.

13. Mai 1886 stürzte der 50 Jahre alte Maurer Gaudel von einem Baugerüst und verstarb.

Im gleichen Jahre verunglückte der Knecht Hinkelmann bei Ausübung seines Berufs.

Im Jahre 1889 verunglückte der Dienstknecht Ernst Wilhelm Helbig aus Görbersdorf in einem hiesigen Gutsbetrieb. Am 11. Juni 1893 stürzte der Wirtschaftsbesitzer Franz Otto Anke (Kalkofen) vom Scheunenboden auf die Tenne und verstarb.

Am 6. September 1893 wurde der Bruchmeister Rauner im Steinbruch an der Hofer Straße durch eine hereinbrechende Steinwand getötet. 8 Kinder verloren in ihm ihren Ernährer.

Am 29. Oktober 1897 verunglückte der Dachdeckerlehrling Nikol Martin Spörl durch Absturz vom Dach des Obermeisters Erler an der Bahnhofstraße tödlich.

Im Oktober 1898 erlag der Steinbrucharbeiter Ernst Moritz Liebing aus Augustusburg den Folgen einer Verunglückung an seiner Arbeitsstätte.

Am 25. Juli 1898 wurde der Bahnarbeiter Oskar Arno Liebschner beim Gleisüberschreiten von einem Personenzug erfasst und getötet.

Am 4. Mai 1901 wurde der Streckenarbeiter Paul Riegel aus Schönerstadt auf dem Nachhausewege von einem Zuge überrascht und getötet.

Am 12. November 1903 stürzte beim Verladen von Wollabgang in der Liebermannschen Fabrik der Flügeleiarbeiter Heber vom Wagen und verstarb durch den Sturz auf das Hofpflaster. 4 Kinder trauerten um ihn.

Am 22. März 1909 kam der Zimmerlehrling Otto Edmund Löbe auf einem Gerüstbau der Liebermannschen Fabrik der Starkstromleitung zu nahe und verbrannte.

Am 25. April 1911 verunglückte der 15jährige Kurt Walter Wächtler in der Liebermannschen Spinnerei tödlich.

Am 7. Februar 1914 verunglückte in der gleichen Arbeitsstätte der Motorenwärter Otto Thierbach durch das Zunahekommen an die Riemenscheibe. 37 Jahre alt, hinterließ 3 Kinder.

4.2.2.1.3. Unfälle 187

1564. „ist Aßmus Teufel aus der Falkenau verfrohren und den 6. January 1564 zur Flöhw begraben, dem Gott wolle gnädig sein.“ 30).

1579. „Gregorius, 10 Jahre, Maria, 8 Jahre, Magdalene, 4 Jahre und Eva, 2 Jahre, Jacob Richters (Besitzer des heutigen Kunzgutes) Kinder zu Falkenau sind jämmerlich in Feuersnot umgekommen, als die Eltern Flachß um den Kachelofen gelegtt, ist solches Flachß angezunden und sind die armen Kinder, welche damals beieinander hinter der Nische gesessen und … (unleserlich) von der Hitze und dampf ersticket und gestorben, auch alle vier in einem Sarg geleget und in Grab begraben worden, welche schreckliche unerhörte Geschichte ist geschehen den 5. Oktobris und ist durch solch Feuer kein ander schaden ergangen, drumb der Flachs verbrannt.“ 31)

1584 „Jacob Mathes, Teufels Sohn in Falkenau, ist am 29. September bei Michel Becker vom Balken gefallen und folgenden Tages verschieden.“ 32).

1592 „Marie Christiane, Rottloffs zu Falkenau Tochter, von 9 Jahren ist am Schoßberg von einem Blitz erschlagen worden und in Flöha begraben worden am 15. Juni“. 33).

1650. „Martin Richter ist am 8. Oktobris im Walde von einem Baum, den er gefället, unversehener Weise erschlagen und anderen Tags haben liegend tot aufgefunden worden.“ 34).

1690. „Abraham, ein Sohn Andreas Rottloff des niederen der auf dem Wohnhause unversehens erschlagen, den 28. Juny verstorben.“ 35).

1803. Mstr. Joh. Gfried Fischer, Sattler, „ist am 20. Februar ohnweit seines Hauses todt aufgefunden worden und wahrscheinlich erfroren und da alle Belebungsversuche fruchtlos blieben, is selbiger am 24. und zwar, weil er die Sacra viele Jahre verachtet, nur mit Collekte begraben worden.“ 36).

1803. David Heinrich Müller, 50 Jahre alt wurde von einem Faß Bier im Keller erschlagen. 37).

1861. Chr. Friedrich Wagner, vormaliger Schullehrer in Zschocken, 60 Jahre alt, wurde als Wanderer auf der Straße nach Gückelsberg vom Gehirnschlag getroffen und tot aufgefunden. 38).

1874. Jgfr. Marie Auguste Hoffmann, 19 Jahre alt, verstarb am 20. Juli an Brandwunden, die sie am Tage vorher erlitten. Der sie auf dem Wege nach Grünberg begleitende Bräutigam waren ihrem mit Benzin gewaschenen Kleide mit brennender Zigarre zu nahe gekommen, das Feuer fing.

1875. Ein durchreisender Mann, Oertel geheißen „ist nach unmäßigem Schnapsgenuß im Gasthofe zu Falkenau in völliger Trunkenheit in den Stall gelegt worden, woselbst er elend verstorben ist.“ 39).

1880. Am 10. Juli zog sich ein Gewitter zusammen. In Falkenau erschlug es den Gutsbesitzer Louis Klemm auf freiem Felde, als er im Begriff war, nach Hause zu gehen. Der Knecht war vorausgegangen und war dadurch gerettet. 40).

1881. Am 10. November wurde bei Falkenau der Soldat Krüger aus Flöha durch einen Eisenbahnzug überfahren und getötet.

1884. In Falkenau wurde abends in der 10. Stunde durch den nach Chemnitz fahrenden Zug am Bahnübergang nahe des Bahnhofes das 37jährige Milchmädchen aus dem Erbgericht getötet. Die Unglückliche war durch den Leib in 2 fast gleiche Teile geteilt (O.W.).

1884. Der Untersteuermann Edmund Schreyer, Sohn des Gutbesitzers Moritz Schreyer, hat am 13. Dezember auf dem Meer seinen Tod durch Schiffbruch gefunden. Das Schiff hatte sich ca. 4 Wochen als Wrak und leck in den chinesischen Wässern als ein Spiel der Wellen herumgetrieben, wobei der größte Teil der Besatzung durch die unendlichen Entbehrungen und die herrschende große Hitze wahnsinnig wurde und sich ins Meer stürzte. Endlich hatte der Kapitän ein Boot aussetzen lassen, dasselbe noch mit 8 Mann, darunter Schreyer, bestiegen und so versucht gerettet zu werden. Das Boot ist mehrere Male umgeschlagen und hierbei ist Schreyer und noch 4 Mann ertrunken. Der so schnell den Seinen entrissene brave, junge Mann genoß die Achtung und Liebe aller. (O.W.).

1889. Am Sedantage schoß sich ein Einwohner beim Abgeben eines Freudenschusses einen Finger der rechten Hand ab. (O.W.).

Am 24. Mai wurde in Görbersdorf ein Hund wegen Tollwut getötet. Es hatte ein Kind aus Falkenau gebissen, das in das Pasteursche Institut nach Wien überführt wurde.

1899. Das 5 Monate alte Kind Elsa Gertrud der Familie Blau erstickte dadurch, dass es in einem unbeaufsichtigten Augenblick durch Umdrehen im Bettchen auf das Gesicht zu liegen kam.

1902. Der Hausbesitzer Karl Friedrich Ernst Birkigt verunglückte am 6. Mai durch Treppensturz tödlich.

1903. Kindlichem Unverstand fiel das 2jährige Kind Paul Neubert zum Opfer. Ein dreijähriges Kind flößte ihm größere Mengen Arznei ein, so dass es an Vergiftung starb.

1904. Aus derselben Ursache heraus verstarb das Kind Wagner. Während kurzer Abwesenheit der Mutter setzte ein älteres Kind dieser Familie das Bettchen in Brand, wodurch das kleinere Kind schwere Brandwunden erlitt und alsbald verstarb.

Der 17jährige Tapezierergehilfe Josef Nathol aus Lissa verbrannte beim Nächtigen in einem Feimen, der in Brand geriet.

1909. Am 11. Juni stürzte das Kind Max Hans Oehme aus dem 2. Stock der elterlichen Wohnung in den Hof hinab und verstarb.

1910. Der 62 Jahre alte Rentner Karl Grünert fiel am 28. September von einem Obstbaum auf eine Steinmauer und erlag seinen inneren Verletzungen.

1911. am 27. November wurde das 5jährige Kind Georg Kreller von einem scheuen Pferdegespann tödlich verletzt. Die Familie Kreller verlor 1914 ein 2. Kind durch Unfall.

1914. am 27. Juli – also kurz vor Kriegsausbruch – geriet der Kanonier Kurt Neubert von hier auf dem Truppenübungsplatz Königsbrück unter ein Geschütz und verunglückte tödlich.

1926. Am 8. November stützte der 48jährige Richard Schäfer am Marktsteig in 14 m Tiefe ab und verunglückte dabei tödlich.

1934. Am 20. November verunglückte Frau Rosa Marie Wächtler beim Holzeinholen ebenfalls tödlich.

4.2.2.1.4. Der nasse Tod 189

Wie in allen an den Ufern eines Flusses liegenden Ortschaften bildete auch hier der Flöhafluß eine besondere Gefahrenquelle für Unfälle. Solchen fielen zum Opfer:

1660 am 28. 5. der Brettschneider George Müller, der vom Floß heruntergeschleudert und unterhalb Waldheim aufgefunden wurde.

1684 wurde Georg Richter am 11. 1. von dem Wasser in der Mühle totgedrückt.

1691 wurde Christoph Rahnfeld am 28. Mai unter dem Mühlenwerth zu Sachsenburg vom Floß heruntergespült und erst am 4. 6. Tot aufgefunden.

1716 in der Marterwoche ertranken auf Flöße der George Päßler und sein Sohn.

1737 wurde Meister Christoph Fischer, Landgerichtsschöppe aus Augustusburg, welcher sich am 12 Dezember 1736 verlaufen, hatte im Flöhastrom tot aufgefunden.

1785 ertrank Sophie Eckartin im Mühlgraben.

1816 wurde der Mühlknappe Gottlob Lindner beim Auseisen eines Rades von demselben erfasst und tödlich verletzt.

1822 wurde der Leineweber Gotthilf Dechsel bei der Erbauung eines Floßes von dem Rammel getroffen und ebenfalls tödlich verletzt.

Am 11. 9. 1831 rutschte der Schuhmachermstr. Johann Christian Sandig bei regnerischem Wetter und in der Finsternis in die angeschwollene Flöha und ertrank. Er wurde am 25. desf. M. am Flöhaer Wehr aufgefunden.

Am 10. Juni 1862 ertrank unweit der sogenannten Kaserne im Fabrikgraben das kleine Mädchen des Fabrikarbeiters Hahn, die Leiche wurde beim Flöhaer Communhause aus den Fluten gezogen.

1877 am 10. Juni ertrank der Fabrikarbeiter Richard Buschbeck beim Baden im Wehrteich.

1878 am 1. Februar Er. Hermann Stoy aus Grünberg im Fabrikgraben Schreyer aufgefunden. Er war von seiner Arbeit kommend, vermutlich infolge großer Glätte in den Graben geglitten. Der Fischer Otto brachte am 5. 7. 1881 die Leiche des 14jährigen Waldarbeitersohnes Löschner aus Pockau in Sicherheit. Der Knabe war gelegentlich des Essentragens zu seinem Vater von einem Steg abgeglitten und am 29.6.in die Flut gestürzt.

Am 28. Januar 1882 brach der 7 Jahre alte Sohn Max Johannes des Grünwarenhändlers Fischer auf der Eisdecke der Flöha zwischen Hetzdorf und Falkenau ein und wurde erst am 11. März aufgefunden. Sein 12 Jahre alter Bruder versuchte vergeblich, ihn zu retten und lag längere Zeit auf den Tod erkrankt danieder.

Am 1. Juni 1883 stürzte das 2jährige Kind des Bahnarbeiters Schurig in den Schreyerschen Fabrikgraben und ertrank.

Am 27. Juni 1886 ertrank der Klempnerlehrling Johann August Fiedler beim Baden in der Flöha.

Am 16. Juli 1892 fiel der 4jährige Sohn Walter des Maschinenheizers Kreisel in die Flöha und ertrank.

In der Nähe der Beyerschen Holzschleiferei wurde das 5jährige Kind des Kaufmanns Rümmler in Hohenfichte am 30.April 1893 tot aus der Flöha geborgen.

Auf dem Weg zur Arbeitsstätte in Flöha stürzte der Steinmetz Louis Böhme bei Glätte in den Flöhafluß und ertrank am 18. April 1894.

Beim Baden ertrank am 3. September 1895 der 28jährige Ingenieur Johannes Schuler in der Flöha.

Am 23. Mai 1898 wurde die Leiche des bei dem Hochwasser am 30 Juli 1897 in Marbach in die Flöha gestürzten Holzfabrikanten Karl Guido Uhlig unter einem Sandhaufen im Hofe der Firma Liebermann aufgefunden.

Am 30. Oktober 1903 fiel das 4jährige Söhnchen des Spinners Gräßer oberhalb der Schulbrücke in den Mühlgraben und ertrank.

Am 6. September 1908 fuhr das im Handwagen sitzende 3 jährige Kind Hennig in den Mühlgraben der Dorfstraße und ertrank. Der Wagen wurde von einem 5jährigen Schwesterchen geführt.

Der 2jährige Sohn des Bäckermeisters List stürzte im elterlichen Hof am 7. April 1911 in den Mühlgraben und ertrank.

Am 18. Oktober 1909 ertrank der auf einer Fähre befindliche und davon abgerutschte 6jährige Marx Walter Weigelt in der Flöha.

Am 29. Juli 1911 ertrank der 11jährige Alfred Schulze beim Versuch Gänse aus der Flöha zu treiben.

Das 2 ½ jährige Kind des Tüllwebers Kreller fiel am 1. April 1914 in den unteren Werkgraben und ertrank. Die Familie verlor damit innerhalb 3 Jahre 2 Kinder durch Unfall.

Am 10. Juli 1923 ertrank der 22 Jahre alte Gustav Willy Lehmann beim Baden im Wehrteich der Firma Schröter u. Beyer.

Am 14. August 1927 erlitt der 24jährige Friedrich Mosch den gleichen Tod.

Retter in der Not „Hoch klingt das Lied dem braven Mann.“ Dem 13jährigen Schulknaben Bruno Rudolph (der heute als Hausbesitzer im oberen Ortsteil lebt) wurde am 17. Juni 1879 vom Amtshauptmann v. Weißenbach in der hiesigen Schule im Beisein des Pfarrers Kummer aus Flöha sowie des Gemeindevorstandes und 3 Gemeinderatsmitgliedern ein Sparkassenbuch über 20 M. unter herzlicher Ansprache deswegen überreicht, weil er im Frühjahr den 7 Jahre alten Georg Bränig aus dem hochgeschwollenen Fabrikgraben gerettet hatte. (O.W.).

Am 13. Februar 1883 erretteten der Gutbesitzer Ernst Naumann und dessen Sohn Oswald in der Schweddey ein Kind vom Tode des Erstickens und verhüteten eine Feuersgefahr, die das Kind verursacht hatte. (O.W.).

Am 29. August 1885 retteten der Gutsbesitzersohn Richard Berger und der Werkführer Müller die Tochter des Schuhmachermeisters Uhlmann vom Tode des Ertrinkens in der Flöha. Beiden wurde besondere Anerkennung durch die Amtshauptmannschaft Flöha zu teil.

Im April 1893 fiel das Kind Schreyer in den Flöhastrom und wurde durch den Briefträger Schmidt gerettet. Lehrer Becher rettete dem Schüler Arno Uhlmann beim Baden das Leben. Der Schüler Arno Neubert wurde bei seinem Rettungsversuch selbst mit in die Tiefe gezogen. (O.W.).

Der Fabrikarbeitersehefrau Anna Marie verehel. Anke geb. Mühne wurde am 9. Mai 1901 seitens der Kreishauptmannschaft Chemnitz für die mit Mut Entschlossenheit bewirkte Errettung des 2 ½ jährigen Mädchens Luise Martha Richter vom Tode des Ertrinkens eine Geldbelohnung gewährt. Am 1. Mai 1912 fiel das 5 Jahre alte Mädchen Brockmeyer in den Betriebsgraben der Spinnerei. Dem Gutsbesitzer und Gemeindeältesten Constantin Schreyer wurde für die mit Mut und Entschlossenheit bewirkte Rettung des Kindes die silberne Lebensrettungsmedaille verliehen. Die Kreishauptmannschaft Chemnitz hat am 19. März 1913 dem Schulknaben Hugo Reinhold Kluge für die bei der Errettung eines Kindes aus der Gefahr des Ertrinkens im Mühlteich im Zechengrund bewiesene Entschlossenheit ihre öffentliche Anerkennung im Amtsblatt ausgesprochen.

4.2.2.1.5. Retter in der Not 190
4.2.2.1.6. Epidemien 191

Außer den durch die Kriegsnöte allgemein entstandenen Krankheiten ließen sich folgende Besonderheiten feststellen:

Während der Pestperiode 1613 ist „zu Falkenau des bösen Michels Schwester mit 4 Kindern gestorben und uff Michel Ruttloffs begraben, zu seicht …. die Wölfe haben die Leichen ausgescharrt und gefressen. 12. Sonntag nach Trinitatis.“

1623 verstarben an der „Roten Wehe“ der Mühlknecht Michel Horn, weiter des Müllers Knecht und Christoph Rahnfeld.

An der „Rothen Ruhr“ verstarb unter anderen 1629 Christoph Förster, an den „Blattern“ 1679 Christian Becker und 1759 vier Kinder hintereinander, 1813 mehrere Personen am Nervenfieber. Die letzteren wurden „ in der Stille“ beerdigt, es wurde ihrer am nächsten Gottesdienste gedacht.

1904 erkrankten 4 Personen in der Familie des Bäckermeisters Hunger an Pilzvergiftung, sie konnten sämtlich gerettet werden.

4.2.2.1.7. Kriminelle Vorgänge 191

Am 8. Und 9. Mai 1644 wurden im Flöhastrom zwei neugeborene Kinder tot aufgefunden. Die Witwe Marianne Neubert (in) in Schellenberg (Dorf-) wurde verdächtigt, sich dieser Kinder entledigt zu haben. Sie beteuerte trotz langer gefänglicher Haft und Anlegung von Daumenschrauben (Tortur 1. Grades) fortgesetzt ihre Unschuld. Das Verfahren gegen sie wurde schließlich eingestellt, ohne dass der Fall geklärt war.

Im Januar 1700 wurden unterhalb Falkenau am Ufer des Flöhastromes 2 Oederaner Bürger (Gebrüder Böhme) angeschwommen gefunden. Sie waren Tags vorher wegen streitiger Erbangelegenheiten ihres verstorbenen Vaters „im Amte“ gewesen, schon hier vor Gericht in heftigen Streit geraten und unter feindseligen Benehmen gegen einander heimgekehrt. Dass unter solchen Umständen ihr Ende nicht natürlich ist, wurde allgemein angenommen.

Das Bezirksgericht Chemnitz verhandelte wegen beendigtem Mordversuchs am 4. Juni 1865 gegen die Fabrikarbeiterin Auguste Ernestine Richter in Falkenau gebürtig aus Flöha. Sie wohnte bei ihrem Bruder und verdiente wöchentlich 1 Thaler. Diesen zahlte sie für Wohnung und Kost für sich und ihr Kind. Am 14. Mai hat sie dies mit einem Tüchlein zu erwürgen versucht. Das Kind ist später an den Folgen verstorben. Die Richter erhielt die höchst zulässige Strafe von 10 Jahren Zuchthaus.

1867 wurde der Tischlergeselle Gustav Arnold Schulze aus Berlin am Hetzdorfer Communikationsweg ermordet aufgefunden. Schulze war 18 oder 19 Jahre alt.

Am 11. März 1880 wurde auf dem Wege von Falkenau nach Oederan die Butterfrau Schiffler von einem desertierten Artilleristen Thiele aus Flöha überfallen und versucht ihr Gewalt anzutun. Der Täter konnte vor Ausführung der Tat festgenommen werden.

Am 13. Oktober 1900 versuchte die Ehefrau Minna Eckardt geb. Seyrich sich und ihre 2 jüngsten Kinder im sogenannten unteren Wehrteich zu ertränken. Die Mutter und das 3jährige Kind konnten gerettet werden, das ½ Jahre alte Kind Walter Hermann wurde als Leiche geborgen. Die Mutter hatte die Tat in einem Anfall von Geisteskrankheit ausgeführt.

Am 14. November 1903 fand der Bahnbedienstete Eichler nachts vom Dienst kommend, in seiner Wohnung seinen 6jährigen Sohn und sein erst 8 Wochen altes Kind mit erheblichen Schnittwunden vor. Das letztere starb am nächsten Morgen. Ein drittes Kind war unversehrt. Auch in diesem Falle war die Mutter der Kinder die Täterin. Sie selbst wurde im Teiche der Mühle im Zechengrund tot aufgefunden. Geistige Störung war auch hier die Ursache. Diese beiden Vorgänge erregten seinerzeit verständliches Aufsehen in der näheren und weiteren Umgebung.

Ein Falkenauer Einwohner nahm am 11. Dezember 1908 sein 5 Jahre altes Kind zum Holzholen in den Wald mit, ließ dasselbe zur Aufsicht bei dem mitgeführten Wagen im Wald und ging nach Hausdorf in die Schänke. Am Abend kehrte er betrunken heim, das Kind blieb im Walde und wurde am anderen Morgen halberstarrt von einem Arbeiter dort aufgefunden.

Der Arbeiter Enzmann aus Aussig hatte in hiesiger Gegend zahlreiche Einbrüche verübt. Schon früher trieb er dieses dunkle Gewerbe in anderen Gegenden und hatte dabei einen Mordanschlag auf einen Gendarmen in Sebnitz verübt. Er wurde hier bei dem Besuch von Tanzmusik erkannt und aufgegriffen. Gerichtsseitig erfolgte seine Verurteilung zu 6 Jahren Zuchthaus.

Von weiteren zahlreichen Einbrüchen im Gemeindebezirk künden die Zeitungen.

So statteten unbekannt gebliebene Personen im Februar 1880 dem Gutsbesitzer Schreyer einen unerlaubten Besuch ab und nahmen 100 M. Bargeld und eine silberne Taschenuhr mit.

Am 21. Februar 1889 wurde dem Hausbesitzer Morgenstern ein Pferd aus dem Stalle gestohlen. Das Pferd wurde am anderen Morgen herrenlos in Flöha aufgegriffen.

Am 23. März 1893 wurde dem Gutsbesitzer Auerbach 41) durch Einbruch ein größerer Geldbetrag entwendet.

Am 18. Februar 1894 wurden im Erbgericht zwei Schweine zu stehlen versucht. 1 war bereits tot geschlagen und ins Freie geschafft worden, das 2. lag betäubt im Stall, als die Täter überrascht wurden.

Am 15. Oktober 1901 wurde einem Gutsbesitzer ein Schaf gestohlen und dasselbe auf freiem Felde in der Nähe der Ziegelei ausgeschlachtet.

Auf der „Falkenhöhe“ wurden wiederholt Einbrecher überrascht.

4.2.2.2. Bemerkenswerte Besuche der Heimat 193

In den Zeiten, in denen noch kleine Eisenbahn den Verkehr von Ort zu Ort vermittelte, waren unsere Altvordern oft Zeuge von glanzvollen Durchmärschen der Landesherren und ihrem Gefolge, während der Kriegszeiten von Durchmärschen großer militärischer Verbände und ihrer Heerführer.

Im Nachfolgendem sollen einige Besuche und Durchreisen hochstehender Persönlichkeiten, soweit hiervon unsere Dorfheimat besonders berührt wurde, festgehalten werden. Dabei wird auf Abschnitt „Kriegsnöte“ verwiesen, in dem die Durchmärsche von militärischen Persönlichkeiten verzeichnet wurden.

Am 14. Juli 1455 wurde der totkranke Prinzenräuber Kunz von Kaufungen von Chemnitz nach Freiberg gebracht, wo er hingerichtet wurde.

Am 4. Mai 1465 lagerten sich die beiden nunmehrigen Landesherren Ernst und Albrecht, die von Kunz früher geraubten Prinzen, mit einem prächtigen Gefolge und 3000 Pferden bei Oederan, um sich von dieser Stadt huldigen zu lassen. Auf der Weiterreise nach anderen Städten zu gleichen Zwecken durchzogen sie Falkenau.

1508 passierte Luther den Ort, als er sich kurze Zeit in Oederan aufgehalten und dem Kloster in Flöha einen Besuch abstatten wollte.

Am 22. November 1822 reiste die Prinzessin Amalie Auguste von Bayern durch den Ort, nachdem sie mit dem damaligen Prinzen Johann von Sachsen sich verheiratet hatte und nun ihren Einzug in Dresden hielt. Die Postämter hatten für sorgfältige Auswahl der Postillione und Wagen zu sorgen. Von Oederan waren insgesamt 76 Pferde zu stellen, davon hatte Falkenau 4 zur Verfügung zu halten.

Vom 4. bis 6. April 1823 passierte das bayrische Königspaar mit den Töchtern unter dem Namen Graf Haag in 3 Abteilungen den Ort. Die für den Verkehr gedruckte Anordnung besagt: „Das Postamt Oederan hat für den Leibwagen 1 sechs Postpferde, für den Kurier 1 und für den Kammerwagen 2 sechs, für den „Fourgon“ Nr. 3 vier, für den Wagen des Generalleutnants Grafen von Reuß Nr. 4 vier Pferde, zusammen also 21 Pferde zu stellen. Für die Königin, die am nächsten Tage durchfuhr, waren bereitzustellen: vier Pferde für den Wagen des Generals Graf von Pappenheim Nr. 5, sechs Pferde für den Leibwachen der Königin Nr. 6, für den Kurier ein Pferd, für den Kammerwagen Nr. 7 sechs Pferde, für den Damenwagen Nr. 8 sechs Pferde, zusammen 23 Pferde. Für die Töchter waren erforderlich: Wagen Nr. 9 sechs, für den Kammerwagen Nr. 10 sechs, für den Wagen des Obermedizinalrats von Winter zwei Pferde, zusammen 14 Pferde. Auch hier hatte Falkenau 4 Pferde zu stellen.

Die Gemahlin des sächsischen Prinzen Maximilian, die Prinzessin Luise von Lucca reiste am 7. November 1825 hier durch. In Falkenau waren auf beiden Seiten der Hofer Straße Obilesken mit den Inschriften „Salve“ („Sei uns gegrüßt“) und „Gave“ („Sei uns gewogen“) aufgestellt. Die Obilesken waren 24 Ellen hoch, 20 Falkenauer Schulmädchen, weiß gekleidet und mit grünseidenen Leibbändern geschmückt bildeten Spalier.

Am 11. Oktober 1827 reiste König Anton von Sachsen mit Gefolge hier durch. Zur Fortbewegung des ganzen Trosses wurden vom Postmeister in Oederan 149 Zug- und 2 Reitpferde angefordert. In Falkenau war eine Ehrenpforte errichtet. Für die Begrüßung der Durchreisenden, die nach einem genauen Programm erfolgte waren hier 332 Thaler Kosten entstanden.

Am 7. Oktober 1855 besichtigte der Landesherr die neuerbaute Fiedlersche Tuchfabrik in Falkenau. Während des Manövers 1904 passierte König Friedrich August, von Hetzdorf kommend, den hiesigen Ort.

4.2.2.3. Besondere Feiern 194

Die Sedanfeste wurden alljährlich am 2. September durch besondere Schulfeste, die durch die heimische Industrie finanziert wurden, ausgezeichnet. Die 25jährige Wiederkehr dieses Tages wurde als Nationalfest hervorgehoben. Das Schulfest war diesmal besonders großzügig ausgestaltet. Lampionzug, Feuerwerk und die Aufführung eines Vaterlandsstückes bildete den Abschluss des Volksfestes.

Das 800jährige Regierungsjubiläum der Wettiner wurde am 15. Juni 1889 durch Zapfenstreich, Weckruf, Umzug und Kommers gefeiert. An der Ufermauer der Flöha am Wettinplatz wurde eine Gedächtnistafel enthüllt: „Zur freundlichen Erinnerung an das 800jährige Jubiläum der segensreichen Regierung unseres altverdienten Königshauses Wettin gewidmet von der Gemeinde Falkenau.

Auch zum Gedächtnis des 100jährigen Geburtstages von Kaiser Wilhelm I. im Jahre 1897 wurde unter Mitwirkung des hiesigen Militärvereins eine Gedenktafel an der Kirche zu Flöha geweiht.

Die Feier des 70. Geburtstages und 25jährigen Regierungsjubiläums König Alberts von Sachsen wurde durch Schulfest, Festspiel der Schulkinder, Lampion- und Fackelzug der Behörden, Schule, Vereine und Einwohnerschaft begangen. Der Militärverein und die Freiwillige Feuerwehr nahmen an der Kirchenparade in Flöha teil. Die Teschingschützengesellschaft veranstaltete ein Ehrenschießen.

Aus Anlass des Kornblumentages am 3. September 1913 waren die Häuser mit Kornblumen geschmückt, zahlreiche Ehrenpforten waren errichtet und am Festzug nahmen die noch lebenden Veteranen aus dem Kriege 1864, 1866 und 1870/71 teil. Den Kindern wurde ein frohes Schulfest bereitet, der Schulplatz war zu einem Volksfestplatz umgewandelt.

Was sonst geschah

Am 9. Januar 1869 wurde hier und in der Umgebung ein ziemlich starker Erdstoß wahrgenommen. Am 1. August 1884 wurden auf der Höhe der Augustusburg durch den Chemnitzer Verein „Eilbote“ 150 Stück junge Brieftauben zum Fluge freigelassen.

Am 31. Juli 1908 war aus einem Güterwagen der Reitzenhainer Linie auf dem Bahnhof Hetzdorf ein zu einer Schaubude gehöriger Seehund entwichen und in die nahen Wiesen geflüchtet. Ein Mann hat dieses Tier in der Wiese angetroffen, es für ein Untier gehalten, das aus den nahen Wasserlöchern gekommen sei. Mit einer Heugabel hatte er auf das Tier losgestochen, seine Frau hat es schließlich mit einem Beil vollends getötet. – geschehen 1908!

– Der am 21. April 1895 nachmittags 5 Uhr in Chemnitz mit Luftschiffer Feller aufgefahrene Riesenballon „Wettin“ landete am gleichen Tage nachmittags 6.15 Uhr in der Nähe des Kalkofens in Falkenau.

4.2.2.4. Was sonst geschah 194

Gedächtnisstätten im freien Felde

Die brennende Braut

Auf dem Wege von Grünberg nach Falkenau von Grünberg aus kommt man kurz hinter dem Walde an eine auf rechter Wegseite alleinstehende stattliche Fichte, unter der ein einfacher Stein an das schreckliche Ende eines blühenden Menschenlebens erinnert. In frühen Jahren wurden die Kleider vielfach mit Benzin gewaschen. Das hatte auch die Jungfrau Auguste Hofmann getan. Sie ging am Abend des 10. Juli 1873 mit ihrem Bräutigam auf einem Spaziergang durch den Wald. Ihr Bräutigam zündete sich eine Zigarre an und kam mit dem Zündholz zu nahe an das Kleid seiner Braut. Es fing Feuer, und ohne ihr Hilfe bringen zu können, musste der Bräutigam zusehen, wie seine Braut von den Flämmen ergriffen wurde. Schwer verbrannt starb sie bald. Diesem traurigen Menschenschicksal wurde das schlichte Steinmahl gesetzt. Die Schrift ist heute ausgewittert, aber der Erzgebirgsverein hat über dem Stein eine Tafel angebracht, auf der zu lesen ist: „Die Inschrift dieses Steines bezieht sich auf einen Unglücksfall am 10. Juli 1873, bei dem die Jungfrau Auguste Hofmann an dieser Stelle verbrannte.“

Der letzte Gang auf das Feld

Die Sonne sticht auf die Landschaft und am Horizont zieht ein gefahrdrohendes Gewitter auf. Pechschwarz versperrt die Wolkenfront der Sonne den Weg. Der Landwirt Friedrich Louis Klemm ist auf dem Weg zu seinen Feldern. Da bricht das Gewitter los. Blitze zucken und der Donner rollt. Da – ein Aufzucken, ein Donnerschlag, der Landwirt fällt um. Ein Blitz hat seinen schaffensfrohen Leben ein Ende bereitet, es war sein letzter Gang zu seinen Feldern. Dies geschah am 18. Juli 1880. Dem Bauern, der so jäh aus der Welt gerissen wurde, hat man ein schlichtes Denkmal gesetzt. Es steht am Wege von Falkenau nach Augustusburg, kurz hinter dem Falkenauer Wasserwerk. Unter einer Eiche liegt der verwitterte Stein. Auch hier gibt eine Tafel des Erzgebirgsvereins Aufschluss über seine Bedeutung.

Die Sage vom Höllengrunde

42) Wer von Falkenau nach Oederan auf der Staatsstraße wandert, kommt bald, nachdem er den Wald erreicht hat, an einem rechts von der Straße gelegenen tiefen Waldgrunde vorüber, der den Namen Höllengrund führt. Woher dieser Name stammt, erzählt uns folgende Sage: Das Jahr 1212 hatte der Stadt Freiberg so reichen Silbersegen gebracht, dass beschlossen ward, der Gottheit ein frommes und reiches Dankopfer darzubringen. Man sah sich nach einem berühmten Wallfahrtsort um und wählte gar bald den berühmtesten der damaligen Zeit, der sich in Ebersdorf bei Lichtenwalde befand. Am Silvestertage des Jahres 1212 zogen mehr als tausend Einwohner, Bergleute Mönche und Klosterknechte aus, um nach Ebersdorf zu wallfahrten.

Voran zogen einige Schirmvoigte, dann kam ein Mönch, der das Kreuz trug, ihm folgte die Schar der Mönche. An diese schloss sich der Träger der reichen Opfergaben, der unter einem Thronhimmel einherging, welcher von Mönchen in kostbaren Messgewändern getragen wurde. Hinter diesen kam die Menge der Frauen und Jungfrauen, all in ihrem höchsten Schmuck gekleidet, der in bunten Perlen und Steinen, Borten und Fransen, hauptsächlich aber in Samt und Scharlach bestand. Aller dieser Schmuck aber war an diesem kalten Tage von Fuchs-, Wolf- und Bärenfellen umhüllt. Den Zug beschloss die Bedeckung von Bergleuten und Klosterknechten.

Der betende, singende und jubelnde Zug gelangt glücklich in die Gegend von Oederan. An der ersten ärmlichen Wohnung geht der Zug vorbei, dem wilden Walde zu, der sich ringsum ausdehnte. Hier wird er schon seit 2 Tagen von der Lichtenwalder und Schellenberger Räuberschar erwartet, die Kunde dieser Wallfahrt erhalten hatte. Ahnungs- und sorglos schreiten die ersten Abteilungen in Walde fürbass. Da fallen die Räuber über sie her, sie werden augenblicklich zerstreut und in der ersten Verwirrung alles Schmuckes, der Heiligtümer und Opfergaben beraubt.

Schon eilen die Räuber mit ihren Schätzen dem Wasser (Flöha) zu, um über dasselbe nach Schellenberg zu entkommen. Da endlich kommt die Bedeckung herbei, um die Bande zu ergreifen. Ein Teil derselben hat glücklich den Fluss erreicht, aber die noch schwache Eisdecke vermochte die Masse der Flüchtigen nicht zu tragen. Sie brechen ein und die erbitterten Freiberger stoßen sie noch hinab ins nasse Grab. Ein anderer Teil der Räuber eilte dem Wasser aufwärts, um die ihnen wohlbekannte und vielleicht oft benutzte Schlucht als Schlupfwinkel zu erreichen. Aber die zahlreiche Bedeckung war stark genug, sie allda gänzlich einzuschließen.

Man nahm fürchterliche Rache. Mit großer Mühe wurde nämlich, so gut es sich um diese Jahreszeit tun ließ, die ganze Wildnis in Brand gesetzt, um die Mörder durch Feuer zu Ergebung oder zum Tode zu bringen. Nach vier Tagen erst waren sie sämtlich verbrannt oder erschlagen. Der größte Teil des Raubes aber ward wiedergefunden. Seit dieser Zeit erhielt die Schlucht den Namen „Höllengrund“, den sie bis auf den heutigen Tag erhalten hat.

Kurfürstliche Wasserpartie Am 30. August 1581 kam Kurfürst Friedrich August, der Erbauer der Augustusburg, mit seinen zwei Söhnen Magnus und Christian und seinen Gästen, dem Markgrafen Joachim von Brandenburg nebst dessen Schwester und dem Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg nebst Gemahlin und zwei Töchtern, sowie dem Herzog Wilhelm von Sachsen mit vielen Gefolge von Dresden nach Oederan.

Die Reisegesellschaft hatte Augustusburg zum Ziel. Unter dem Gefolge befanden sich auch die zwei Hofnarren, Nickel von der Heide und Froschmaul mit Namen.

Ein schreckliches Gewitter, das mehrere Tage dauerte, nötigte sämtliche Gäste bis zum 2. September in Oederan zu verbleiben und zu übernachten, da die Flöha und die Zschopau hoch angeschwollen und aus ihren Ufern getreten waren.

Der damalige Stadtälteste Oederans, Baltasar Grüner, dann der Säckelmeister Bäumler und der Sammelwirker Hehle beherbergten und bewirteten die hohen Gäste. Die Gemahlinnen und Töchter der Gäste übernachteten bei der Freifrau von Birkenau auf dem alten Rittersitz in Börnichen. Am 2. September nachmittags reisten die genannten Gäste weiter nach Augustusburg zum „Hirschfeiste“.

Da aber die Flöha immer noch hoch angeschwollen war, mussten sämtliche Gäste bei Falkenau übergefahren werden, was nicht ohne Gefahr abging. Vier Oederaner Bürger, die sämtlich in dem Rufe, gute Fährleute und Schwimmer zu sein standen, sollten die Fahrzeuge leiten. Sie aber legten ihrem guten Rufe schlechte Ehre ein. Die vier Fährleute brachten zwar die leichten Prinzessinnen glücklich ans jenseitige Ufer, die geharnischten und mit schwerem Eigengewicht ausgezeichneten Fürsten aber vermochten sie nicht aufs Trockene zu bringen. Das schlecht geführte Fahrzeug schwankte und schöpfte eine beträchtliche Menge Wasser, so dass der gewandte Herzog Wilhelm schon in der Mitte des Flusses, der schwere und wohlbeleibte Kurfürst August aber, fast dem rettenden Ufer nahe, ins Wasser springen und sich schwimmend und mächtig arbeitend an Land retten mussten.

Über den Lohn, den die vier Oederaner Fährleute erhalten haben ist nichts bekannt. Im Hasensaale der Augustusburg aber wurde diese gefährliche Wasserpartie von dem humorvoll veranlagten Maler Heinrich Götting deutlich in einem der vielen Wandbilder dargestellt, denn wir sehen, wie die beiden Narren, bis zur Karikatur entstellt und in komischer Haltung wacker auf die vier Oederaner mit ihren Pritschen losprügeln.

„Penseling“ im Kuhstein 43) Vor vielen hundert Jahren wohnte im Niederdorf ein Mann mit Namen Penseling. Er war ein reicher Bauer und hatte ein großes Gut mit vielen Knechten und Mägden. Mit seiner Frau und seinen Kindern war er so garstig, dass sie sich von ihm fürchteten und schon zitterten, wenn er in die Stube trat. Gar oft schlug er seine Knechte und Mägde, schimpfte und fluchte. Hatten seine Dienstleute etwas nicht recht gemacht, oder etwas versäumt, so sperrte er sie ein und ließ sie hungern. Er war ein garstiger Vater, ein strenger und harter Herr und gottloser Mensch. Als Penseling alt geworden war, kam Gott der Herr und bestrafte ihn. Er ließ ihn nicht sterben, sondern verbannte ihn in einen starken Tannenbaum im nahen Kuhstein. Dort schrie er vor Hunger in der Nacht: Helft mir! Helft mir! Seine Frau und seine Kinder liefen dann in der Nacht mit einem Lichte im Walde umher, suchten Beeren, Kräuter und Wurzeln, um seinen Hunger zu stillen.

Der gespenstige Reiter zu Flöha 44) Im Sommer 1859 fuhr die Fahrpost nach Chemnitz während einer Mondscheinnacht durch ein Gebüsch auf der Straße nach Flöha. Hinter Oederan (also in Falkenau) wurden plötzlich die Pferde scheu, denn es sprang vor ihnen auf dem Wege der Schatten eines Reiters in die Höhe, der an ihnen vorbeisauste. Diesen sahen nicht nur der Postillion und der Schaffner Finsterbusch, sondern auch die Mitfahrer. Im nächsten Stationsorte angekommen, erzählte ihnen ein Fuhrmann, dass er dasselbe Gespenst mehrmals zu dieser Zeit bei sich habe vorbeikommen sehen.

Teufelsbrücke (an der Bastei) 45). Eine alte Mühle im einsamen Tale stand, durch das ein wilder Fluss sich wand. Ein armer Müller wohnte drin, dem nie die Sonne des Glückes schien. Da kam zu ihm in einer Nacht der gierige Satan, listig und sacht. „Beschreibe deine Seele mir, und ich verhelfe zu großem Reichtum dir. Eine Brücke will ich dir bauen von Stein, noch ehe die Sonne wieder scheint. Sie soll dich mit dem jenseitigen Ufer verbinden: dort wirst du Käufer für deine Erzeugnisse finden. Die Taler werden fließen in Strömen herein, und du wirst ein Mann des Geldsackes sein!“

Der Müller überlegt sichs hin und her, wenn’s ihm nicht um seine Seele gewesen wär‘ …!

Da sagte er, was ihm fiel gleich ein:

Unter einer Bedingung soll es sein:

Zu Mitternacht muss die Brücke stehn,

so dass man kann darüber gehen.

Die Verfügung über meine Seele bleibt mir,

wenn Schlag zwölf Uhr fehlt ein Stein an ihr:“

Nur kurz war die Zeit bis Mitternacht.

Der Teufel jedoch ans Werk sich macht.

Erwartungsvoll der Müller sann:

„Ob der Teufel wohl fügen kann

aneinander in der kurzen Zeit

die mächtigen Bogen und Pfeiler soweit?“

Selbst der Böse wusste nicht genau,

ob er könnte beenden den steinernen Bau.

Er setzte alle seine Kräfte ein

und fügte aneinander Stein und Stein.

Noch war keine ganze Stunde vorbei,

schon sah man die Bogen zwei und drei.

Schnaubend und zischend der Teufel raste,

blitzschnell die Blöcke zusammen er passte.

Dem anderen Ufer gings näher und näher.

Man sah von der Brücke immer mehr.

Dem Müller wurde plötzlich angst und bang;

er sah schon wie der Böse seine Seele verschlang.

Der Satan zischte: „Es wird mir gelingen.

Man kann ja schon hinüberspringen.

Es ist nur noch ein schaler Spalt,

den werde ich haben beseitigt bald!“

Ein Steinblock fehlte noch in das Werk,

da vernahm der Böse von fernem Berg

den Mitternachtsschlag einer Kirchenuhr,

so dass er entsetzt zusammenfuhr,

umsonst war gewesen all‘ seine Müh‘.

Die Seele des Müllers bekam er nun nie.

Und unter des Teufels Fluchen und unter Krachen

alle Pfeiler und Bogen brachen.

Noch auf der Flucht sich zornig seine Hände ballten:

Die Seele des Müllers aber blieb erhalten.

Nach einer in der sächsischen Landesbibliothek aufgefundenen Urschrift hat der Bauer Michael Becker 46), der sich „lateinischer Bauer“ nannte (siehe auch Abschrift Persönlichkeiten) am 28. September 1601 folgendes Poem verfasst und dem damaligen Kurfürsten überreicht, das wegen seines Niederschlags der damaligen Verhältnisse und Missstände im Wortlaut wiedergegeben wird.

„Zu unterthenigster Verehrung und Glückwünschung des durchlauchtigsten Hochgebornen Fürsten und Hern, Hern Christiani dem Andern 47), Herzogen zu Sachßen, des Heiligen Römischen Reichs Ertzmarchalcken und Curfürsten, Landgraffen in Düringen, Marggraffen zu Meißen und Burggraffen zu Magdeburg und Meines gnedigsten Churfürsten und Hern – „

Billich im lande weit und breit,

Wünzschet Man izs glück zu dieser Zeit,

Herzog Christian, Hochgeborn,

Itzt zum Churfürsten außerkorn.

Freuet euch Meißen, Düringen und Sachßen,

Das euch ein solcher Herr erwachßen,

Von dem Ihr habt Ruhm, Preis und Ehr,

Auch Beschützung der Reinen Lehr48)

Itzt bekommt Ihr ein Rechtes Geld, Bei Goth und Menschen Ehr

gefelt, Des Rahmens Hoch und lobesam, Mit word und Schall heißt Christian.

Auch Ihr Geistlichen und Prelaten,

Wüntzschet Glück dem hohen Potentaten,

Welcher ize zu dieser Zeit Des Rechts Vornehmste Säule ist

Und Schließt Ihn ein, In euer Gebeth,

S. Gnaden könt ihr genießen stedt,

Und euer Zeit in guter Ruhe,

Mit dem studiern bringen zu,

Jubilirt Großen Rittern und Hern,

Euren Landesfürsten zu ehren,

Und Wünzscht glück all stende zu gleich,

Dem Ertzmarschalck im Römischen Reich,

Denn itze thut wieder auswachsen,

Die Erb-Rauth das Haus von Sachßen,

Welche was ihr Chraft betrifft,

Vertreibt das Calvinische Gift.

Freuet euch Ihr werden Bergkleuth all,

Freut euch, Wünzschet glück mit freuden Hall,

Hertzogk Christian Hochgeborn,

Itzt zum Churfürsten auserkorn,

Freut euch, thut nur Reyen singen,

Das es in gruben Schutt erklingen,

Denn ihr bekombt ein solchen Hern,

Welcher Kan euer viel ernehrn,

Glaubt mir Viel Tausend Wie ich sag,

Durch Gottes segen Jahr und tagk, Allein thuth Ihr nur euren Bleis, Und hauet tapfer Glockes speiß, Das ist Silber und ander Metall, Solchs ist Eurem Hern ein Wohlgefal, Und bringt solchs in Zehendt guth, So gönnt ihr auch sein wohlgemuth, Und euch desto frölicher gebahren, Wenn ihr solt uf die Tiefe fahren, Und könt euch euer Anzschlit Sachen, Mit guten weißen Thalern machen, Das auch kein Pfennig drin versauer, Solchs wünzscht der Lateinische Bauer, Welchen ihr einestheils wohl möchtet kennen, Allein Er mag sich izt nicht nennen, Ihr mögt ihm gönnen was ihr wollt, Ein guter Gucks wer sein rechter sold, Denn ehr auch gleich trinkt gern wie Ihr, Den Wein, so wohl das gute Bier, Guth ohnbruch beschehr euch Goth, habt Ihn vor Augen, liebt sein Geboth, Der wird euch alles Leides ergezen, Euch zu eim frischen truncke sezen. Daselbst könt ihr inn freuden sitzen, Mit einander singen uf drei Spizen, Zuletzt geb ich euch noch eine Lehr, Lebt euer Guckse nicht zu sehr, Denn es ist vermahl eher geschehen, Das man gut ohnbruch hat gesehen, die doch verschwunden in einer Nacht, Welches dann schweren Gedanken macht, den Gewerken, weil sie ihr gut geld, verbauet haben ins wüste Feld! Drumb wers diesfals billich und fein, Das Werk lobt den Meister sein, Bitt Gott seid des gewerrkes treu, So gibt euch Gott auch Erz aufs Neu, Wo ihr aber euern Brauch behalt, So stehen auch euer Zechen Kalt, Ich hoff es wird mich keiner schelten, Es ist gewis, was ich thue melden, Noch eines het Ich bald vergeßen, Die Gucks auch seinen Läufer freßen, Drumb Bauet gtrost fort immerfort, Und fahrts ohn am rechten Ort, Der genedige Goth euch auch ernehr, Und euch Alles gut Erz bescher, Wil ich hiermit gewünzschet han, Einen Jeden redlichen Bergkman.

Freuet euch wünzscht glück gnatenreich, Bürger und Handwergs Leut zu gleich, Weil Christian an der Handt Bekömbt die Chur und Regiment, Freut euch, denn ihr bekommbt nun schuz, Wieder alle gewalt und truz, Die ihr unerbittlich vor der Zeith, Erlithen habt mit großen Leid, Von Pflegern, Ambtleuten und Schößern, In Städten, Dörfern und uf Schlößern, Von denen so ihr ward vertrauth, Die euch die Wolle sambt der Hauth, Abzogen und sagten fein, Die Schaff wohlen so geschoren sein, Ist mir das nicht ein fein Tonsur, Das einem wohl moch grauen dafür, Mit Gunß zu melden, das ichs sag, Es ist doch eine gemeine Lag, Drumb freut euch, denn itzt kombt der Hirt, Welcher euch wohl beschützen wirdt, Fürst Christian Hertzog von Sachsen Wird uns die Woll wohl laßen wachßen Auf das nicht bleibt auf wilder Heide Ihr Armen Schaffflein an der Weide. Drumb Ihr an allen Orthen gemein Wüntzscht glück dem Hern groß und klein, Und schließt Ihn ein in euer Gebeth, Segen Gothes dem Hern frühe und späth, Wo bleibt denn nun der Bauersmann, Das der nicht auch könbt alsbald heran, Und wünzschet Deinem Heren Glück, Erben las Deine grobe Tück, Erben und stell Dich nicht so bloß, Und wünsch glück dem Hern groß, Wie bistn, denn nun so verzageth. Weiß nicht was der Poet saget, Birgilius im andern Buch vom Ackerbau dasselbe such, Drum kom herbei ohn alle schew, Beweis dem Hern Deine treu, Denn ob Dein stand schon ist verachtet, Ward ehr doch Erstlichen gemacht Von Goth dem Hern im Paradieß Wer weiß daselbst was Bürger hieß, Doch stell ich dis an seinen Orth, Denn ich hab etlich mahl gehört, Das sich oft manchr gleich so voll Säuft, als der grobe Bauers Knoll, Jedoch die Löbllichen vom Adell Ich hiermit gar nicht schelt und tadel Und schweig nur still von diesen Dingen, Es möchte mir sonsten misgelingen, Ich geb dises nur aus Exempel, Schweig still und Pack Dich außen tempell, Denn dies warlich nicht gut weiß machen, Wenn Du wirst schreiben von den Sachen, Darumb will ichs auch laßen bleiben Wer kann, der mag was beßres schreiben Unserem Fürsten und Herrn zu Ehre. Es sol mich ganzlich nicht beschwere, Ich lies bisweilen auch groß Mahlen, Wenn ich das kan hat zu bezahlen, Es trink ein Jeder was ehr hath, Und lob des Hern frühe und spaht, Mein bester Tranck ist Muschkateller, Das kaufft man ein kan 1 Heller, Darbei kan Ich auch nicht viel tichten, Es mag ein ander das verrichten, Doch

bleib ich fein darbei vernünftigk,

Weil viel Ding die da sein zukünftigk,

Dieselben wil ich offenbahren,

Wenn ich nun kom zu meinen Jahren,

Darumb aus Unterthänig keith

Wünscht izt auch glück zu dieser Zeit,

Unserem Landesfürsten Christian

Der Lateinische Bauersmann.

die heilige Dreifaltigkeit

Geb glück und Heil zu jederzeit

Zu Ihren Gnaden-Regiement,

und auch zu letzt ein seeliges End.

Amen.

4.2.3. Abschnitt 11 Erzählungen aus der Dorfheimat 197
Die brennende Braut

Auf dem Wege von Grünberg nach Falkenau kommt man kurz hinter dem Wald an eine auf rechter Wegseite allein stehende stattliche Fichte, unter der ein einfacher Stein an das schreckliche Ende eines blühenden Menschenleben erinnerte. In früheren Jahren wurden die Kleider vielfach mit Benzin gewaschen. Das hatte auch die Jungfrau Auguste Hofmann getan. Sie ging am Abend des 10. Juli 1873 mit ihrem Bräutigam auf einen Spaziergang durch den Wald. Ihr Bräutigam zündete sich eine Zigarre an und kam mit dem Zündholz zu nahe an das Kleid seiner Braut. Es fing Feuer, und ohne ihr Hilfe bringen zu können, musste der Bräutigam zusehen, wie seine Braut von den Flammen ergriffen wurde. Schwer verbrannt verstarb sie bald. Diesem traurigen Menschenschicksal wurde damals das schlichte Steinmal gesetzt. Da in den 30er Jahren die Schrift ausgewittert war, brachte der Erzgebirgsverein über dem Stein eine Tafel an, mit folgendem Text: „Die Inschrift dieses Steines bezieht sich auf einen Unglücksfall am 10. Juli 1873, bei dem die Jungfrau Auguste Hofmann an dieser Stelle verbrannte.“

Der letzte Gang auf das Feld

Die Sonne sticht auf die Landschaft und am Horizont zieht ein gefahrdrohendes Gewitter auf. Pechschwarz versperrt die Wolkenfront der Sonne den Weg. Der Landwirt Friedrich Louis Klemm ist auf dem Weg zu seinen Feldern. Da bricht das Gewitter los. Blitze zucken und der Donner rollt. Da - ein Aufzucken, ein Donnerschlag, der Landwirt fällt um. Ein Blitz hat seinem schaffensfrohen Leben ein Ende bereitet, es war sein letzter Gang zu seinen Feldern. Dies geschah am 18. Juli 1880. Dem Bauern, der so jäh aus der Welt gerissen wurde, hat man ein schlichtes Denkmal gesetzt. Es steht am Wege von Falkenau nach Augustusburg, kurz hinter dem Falkenauer Wasserwerk. Unter einer Eiche liegt der verwitterte Stein. Auch hier gab eine Tafel des Erzgebirgsvereins Aufschluss über seine Bedeutung.

4.2.4. Abschnitt 12 Anhang
4.2.4.1. Alte Maße, Münzen und Gewichte 207

Um den Lesern den Zeitwert, der in der Ortsgeschichte erwähnten alten Maße und Gewichte näher zu bringen, werden die früher gangbarsten Berechnungen angeführt:

Übersicht über alte Maße, Gewichte und Geldeswerte

Hohlmaße für Flüssigkeiten:

a) Dresdner Weinmaß

Fuder Eimer Kanne Nößel
1 12 864 1728
1 72 144
1 2

1 Faß =2³/5 Fuder oder 5 Eimer

1 Schoppen= 1/2 Kanne

Der Leipziger Eimer hatte dagegen 63 Kannen Schankmaß.

Zur Umrechnung: 1 Kanne - 1 l (genau 0.936 l)

1 Eimer - 67,382 l

b) Dresdner Biermaß

(das gesetzliche Maß für das ganze Land)

Gebräude Faß Viertel Tonne Kanne
1 24 48 96 10080
1 2 4 420
1 2 210
1 105

Das Leipziger Gebräude hatte dagegen 16 Faß.

Zur Umrechnung: 1 Viertel=knapp 2 hl (genau 1,964 hl).

Holzmaße:

Das Schragenholz war 3 Klafter=9 Ellen lang.

1 Schragen=3 Ellen hoch, 3 Ellen breit und 9 Ellen lang.

1 Klafter=Entfernung zwischen den Fingerspitzen der beiden seitlich ausgestreckten Arme.

Zum Brennen eines „Rings Kohlen“ waren 10 Klafter, 7 Viertel langes Holz erforderlich.

Längenmaße:

a) Wertmaß

Fuss=Länge des Fußes von Ferse bis Zehenspitze.

Zoll=Länge des ersten Daumengliedes. 1 Rute=7 Ellen 14 Zoll.

Rute Fuß Zoll Linie
1 12 144 1728
1 12 144
1 12

Zur Umrechnung: 1 Zoll= 2,38 cm 1 Fuß= 28,5 cm

b) Ellenmaß

Elle=Entfernung der Spitze des ausgestreckten Mittelfingers vom Ellenbogen

Zur Umrechnung: 1 Dresdner Elle=56,638 cm

Flächenmaße:

a) Feldmaße (unter Berücksichtigung der fränkischen Hufe)

fränkische Hufe Acker Scheffel(Morgen) Quadratrute
1 43 oder 49 86 oder 98 _
1 2 300
1 150

1 qcm=0,18 Quzoll 12,5 Qufuß

1a=12,5 Quruten

1 ha=1 Acker 242 Quruten

b) QuRute QuFuß QuZoll
1 144 20736
1 144
c) QuElle
1 4 576
1 144

Eine Dresdner Handschrift aus dem 15. Jahrhundertin der S. Landesbibliothek enthält eine Anleitung zur Hufenvermesseung (Handschrift M. 34b, Blatt 25):

„Hört das Recht, wie man fränkische Hufen messen soll ausmessen! Wisset, dass eine soll sein 15 Ellen lang auf schönem Lande, und der Ruten sollen drei ein Seil (Maßseil) und das Seil soll haben 45 Ellen, und der Seile machen zwei eine halbe Hufe über die Quer, d.h. der Breite nach. Und soll man dann mitten im Dorfe (im Talgrunde, am Bache oder an der Dorfstraße, d.h. einer Schneise im Dunkelwalde) anheben und messen die Länge eines Feldes , d.h. Feldgartens als Ackemaß. 60 Seile behalten 2 Felder, und 90 Seile geben die rechte Länge von 3 Feldern, wie sie dem Bauer zum Leben notwendig ist. Wo zuvor schon ein Feld gerodet Land war, da soll man der Länge nach teilen, so dass 3 Hufen aus einer Hufe werden.Wo Busch oder Wald ist (das war bei und der Fall) da soll eine jede Rute haben 16 Ellen (also nicht nur 15 wie bei schönen Lande), da man das Seil nicht so gerade anlegen kann. So ist es uns zu Recht.“

Übersichtstafel:

1 Hufe Maßseile Maßruten Ellen bei Umrechnung in
bei schönem Land Busch/Wald m km
1 Feldlänge 30 90 1350 1440 815,95
2 Feldlängen 60 180 2700 2880 1631,16 1,631
3 Feldlängen 90 270 4050 4320 2446,76 2,446
1 Breite 4 12 180 192 108,74
1 3 45 48 27,13
1 15 16 9,06

Das Ganzhufengut, zu dem in der Kolonialisationszeit alle Bodenkulturart und nicht nur das Ackerland gerechnet wurde, umfasste also eine Fläche von

192 Ellen Breite und 4320 Ellen Länge, d.h.

2446,76 m. 108,74 m= 26,60 ha

oder

49 Ackern oder

98 Scheffel 49)

Schütt- und Getreidemaße:

Nach den Mandaten von 1558, 1715 und 1722 ist der Dresdner Scheffel das allgemeine sächsische Getreidemaß. „Strich“ ist das böhmische Getreidemaß für Scheffel gewesen und wurde für 15 Dresdner Metzen gerechnet.

Wispel Malter Viertel Metze Mäßel
1 2 96 384 1536
1 48 192 768
4 16 64
1 4 16
1 4

1 Scheffel Korn (10 Metzen) als Aussaat auf 1 Scheffel Land.

1/4 Metze Aussaat auf 2 Quadratruten 34 Qufuß 37,5 Quzoll
1/2 -“- 4 68 75
3/4 -„- 7 3 12,5
1 -“- 9 37 50
16 -„- 150

Seit 1872: 1 Scheffel= 10 Metzen; 1 Metze= 5 l

Zur Umrechnung: 1 Scheffel - 1,038 hl, 1 Metze - 6,489 l

Zählmaße:

a) bei Schafwollgespinsten

Strang Garn Strähn Zaspel Gebind Faden
1 4 12 240 4860
1 3 60 1200
1 20 400
1 20

b) bei Leinengespinsten

Strang Garn Strähn Zaspel Gebind Faden Ellen
1 6 12 240 4800 19000
1 2 40 800 3200
1 20 400 1600
1 20 80
1 4

Alte Gewichte (Kramer- oder Handlesgewicht, Leichtgewicht genannt)

Zentner Stein Pfund
1 5 110
1 22

Altes Geld:

Neue Schock Speziestaler Reichstaler Meißner Gulden Alte Schock Reichsgulden Gute Groschen Pfennig
1 1 7/8 2 1/2 2 6/7 3 3 3/4 60 720
1 1 1/8 1 11/21 1 3/5 2 32 384
1 1 1/7 1 1/5 1 1/2 24 228
1 1 1/20 1 5/16 21 252
1 1 1/4 20 240
1 16 192
1 12

Der wirkliche Wert des Geldes liegt in der Kaufkraft desselben. Die Kaufkraft, die der Pfennig im Laufe der Jahrhunderte besaß, deutete Prof. Dr. Johannes Kühnel in folgender Übersicht an: für einen Pfennig aus dem Jahre 1913 erhielt man ungefähr soviel wie im Jahre

800 für 200 Pfg., 1480 für 20 Pfg., 1600 für 14 Pfg.,
1150 für 112 Pfg., 1517 für 20 Pfg., 1645 Für 8 Pfg.,
1313 für 65 Pfg., 1525 für 15 Pfg., 1650 für 20 Pfg.,
1370 für 55 Pfg., 1530 für 15 Pfg., 1789 für 8 Pfg.,
1383 für 35 Pfg., 1575 für 12 Pfg., 1815 für 5 Pfg.,
1420 für 24 Pfg., 1580 für 13 Pfg.,
Gedicht

Mein Heimatdorf

Zwei Gedichte von Richard Timmel in Falkenau

Mein Heimatdorf im Flöhatal,

eingerahmt von Berg und Wald;

von dem höchsten Berge grüßt

der Augustusburg Gestalt.

Und im Flöhaflusse spiegeln

sich die schmucken Häuserreih´n.

Häuser auch aus alten Tagen,

daran ranket wilder Wein.

Wenn im Abendrot entglommen

ist der Sonne goldner Strahl,

senkt die Nacht auch ihre Schatten

auf das Dorf im Heimattal.

Im Sachsenland, im Flöhatal

liegt weit es ausgebreitet,

von hohen Bergen eingefaßt,

von grünem Wald umkleidet.

Ein Stückchen trautes Heimatland

liegt hier zu unsern Füßen.

Und freudig heben wir die Hand

das schöne Dorf zu grüßen.

„Man kann das große Vaterland nicht lieben, wenn man die kleine Heimat nicht im Herzen trägt.“

Hans Schemm

4.2.4.2. Falkenau von heute 212

Unsere Dorfheimat liegt in einer Höhe von 277 - 430 m über N.N., an beiden Seiten der Flöha, die 3 km abwärts in die Zschopau einmündet.

Durch Falkenau führen die Reichsbahnlinien Dresden-Chemnitz-Reichenbach und Chemnitz-Flöha-Reitzenhain, die Reichsstraßen Dresden-Hof und die Flöhatalstraße.

An beiden Eisenbahnstrecken sind Personen- und Güterbahn-Stationen errichtet.

Unser Dorf liegt am Südrand des umfangreichen Oederaner Waldes und ist reich an Natur schönheiten. Der Zechengrund, der Dreibörnergrund, der Schoßberg, die Hausdorfer Höhe und der Kuhstein mit seinen Kalkgruben und -brüchen sind gesuchte Wanderziele, die neben dem „Wandernden Berg“ auch floristisch und erdkundlich ihre besonderen Reize haben.

Flußaufwärts in einer Entfernung von 2 km unmittelbar an dem auf Falkenauer Ortsflur gelegenen Bahnhof Hetzdorf der Bahnlinie Chemnitz-Reitzenhain überquert auf der sehenswerten 43 m hohen Steinbrücke die Dresden-Chemnitzer Eisenbahnlinie das Flöhatal.

Von beiden Talhöhen Falkenaus bieten sich wieder herrliche Ausblicke. An besonders schönen Punkten laden vom Erzgebirgsverein errichtete Ruhebänke zur Rast ein. Der der Dorfgemeinde vom Reichsstatthalter verliehene Charakter einer Fremdenverkehrsgemeinde ist berechtigt. Schon in den 1890er Jahren hoben Zeitungsstimmen die reizende Lage des Dorfer hervor, die gesunde „heilungsbringende Luft“ erhöhte die Geeignetkeit desselben als Sommerfrische noch besonders.- Professor Dr. Straumer hebt in seinem „Allerlei aus dem Erzgebirge“ das Heimatdorf besonders hervor. Besondere Anziehungskraft auf den Fremdenverkehr übt das im Jahre 1927 erbaute, im Schieferbachtal gelegene Gemeinde-Natur- und Schwimmbad aus.

Sechs gut geleitete Gaststätten sind bemüht, ihren Besuchern das Beste zu bieten.

Falkenau besitzt heute ein gemeindeeigenes Elektrizitätsunternehmen, ein Hochdruck- wasserwerk, ein Jugend-und Parteiheim und eine gemeindeeigene Turnhalle.

Die örtlichen Sportvereine besitzen gute Sportplätze. Seit einigen Jahren hat Falkenau auch kirchliche Selbständigkeit, einen als sehenswert anerkannten Friedhof mit Redehalle und ebenso sehenswertem Ehrenmal auf Bergeshöh ist ihr Eigentum. Vom Glockenturm am Gemeindeberg hallen am Sonntagmorgen dreistimmig eherne Klänge in das Tal und rufen zu Gottesdiensten und kirchlichen Handlungen, die im weihevoll ausgestatteten Schulsaale abgehalten werden.

Der Feuerschutz ist durch eine Feuerwache mit elektrischer Feueralarmanlage und mit allen technischen Geräten und Fahrzeugen ausgestattet.

Die Gemeindeverwaltung und die Einwohnerschaft ist mit der nationalsozialistischen Bewegung und Partei auf das engste verbunden.

Im Jahre 1938, dem Jahr des Erscheinens dieser Ortsgeschichte ergeben sich die nachstehenden örtlichen Verhältnisse

Einwohnerzahl: 2585
Ehrenbürger: Reichskanzler und Führer Adolf Hitler
Reichsstatthalter Martin Mutschmann
Generalmarschall von Hindenburg-Beneckendorf
Gemeinderäte: Bürgermeister Ernst Hemmann
1. Beigeordneter Kreisbauernführer Arthur Teichmann
2. Beigeordneter Schlosser Max Neugebauer
Gemeinderat Sturmbannführer Erwin Gerdes
Handlungsgehilfe Max Strobel
Handlungsgehilfe Paul Kemter
Fleischbeschauer Paul Runge
Spinnmeister Edmund Lehmann
Kaufmann Wilhelm Klemm
Oberlehrer i.R. Walter Schädlich
Fabrikdirektor Hans Szalla
Gemeindeverwaltung: Bürgermeister Ernst Hemmann
Gemeindekassierer Otto Thieme
Gegenbuchführer Fritz Neumann
Beamtenanwärter Herbert Schulze
Verwaltungslehrling Hans Roscher
Kassenangestellte Ursula Gerstenberger
Kanzlei-Angestellter Alfred Kempe
Kanzlei-Angestellter Heinz Markert
Straßenwart Karl Köhler
Friedhofswart Rudolf Herzog
Bademeister Willy Schweigert
Fleisch- und Trichinenschauer Paul Runge
Hebamme Minna verehel. Ihle
Heimbürgerin Lina verehel. Seerig
Gemeinde-Wohlfahrts-Schwester Johanna Dietzsch
Gemeindeeinrichtungen: Girokasse Einlegerguthaben 132.000 RM.
Jahresumsatz 3 395 000 RM.
Sparkassenstelle Einlegerguthaben 282 700 RM.
Natur- und Schwimmbad 15.000 Besucher jährlich
Elektrizitätsversorgung 875 Abnehmer
Volksschule: Schülerzahl 366
Schulleiter Kurt Sünder
Oberlehrer Hans Schulze
Lehrer Artur Dietz, Stellv. Schulleiter
Lehrer Willy Schröber
Lehrer Wilhelm Sauer
Lehrer Johannes Beckert
Lehrer Johannes Müller
Lehrer Gerhard Brause, Kantor
Lehrerin Martha Junghans
Schulhauswart Hugo Kunze
Gendarmeriestation: Gendarmeriehauptwachtmeister Oskar Arnold
Gemeindepolizei: Polizeihauptwachtmeister Kurt Jäger
Feuerschutzpolizei: Freiwillige Feuerwehr, Oberbrandmeister Walter Neubert
Reichsbahn:
Bahnhhof Falkenau
(Dresdner Linie) Bahnhofsvorsteher Erich Eichenberg
Haltepunkt Falkenau u.
Hetzdorfer Bahnhof
(Reitzenhainer Linie) Reichsbahninspektor Richard Vogel
Postanstalt: Postagentin Charlotte Ambos
Postschaffner Arthur Weise
Postschaffner Walter Albrecht
Aerzte: Dr. med. Ullmann, prakt. Arzt
Otto Panknin, staatl. gepr. Dentist
Bauernhof: 15 Erbhöfe
Kreisbauernführer Arthur Teichmann, Falkenau
Ortsbauernführer Friedrich Schreyer
Industrie: Baumwollspinnereien Georg Liebermann Nachf., A.-G.
Müller u. Otto, Ziegelwerke
Franz Eichhorn, Drahtweberei
Paul Hildebrand, Flanschen und Rohrzubehör
Kraftwerke Beyer u. Schröter
Handel: 2 Lebensmittel- und Produktenhandlungen
6 Material- und Lebensmittelhandlungen
1 Molkereiprodukthandlung
3 Kohlenhandlungen
2 Schnittwaren- und Bekleidungshandlungen
Gewerbe: 2 Autofahrgeschäfte
2 Baugewerken
6 Gast- und Schankstätten
1 Steinbruch
Handwerk: 4 Bäcker
2 Elektroinstallateure
4 Fleischer
3 Friseure
2 Gärtner
1 Klempner
2 Korbmacher
2 Maler
2 Sattler
1 Schlosser
2 Schneider
1 Schmied
4 Schuhmacher
1 Stellmacher
1 Tischler
1 Uhrmacher
Ortsvereine: Name Gründungsjahr Vorsteher Mitgliederzahl
Männergesangsverein 1869 Bruno Neumann 52
Frauenunterstützungsverein 1869 Anna Uhlig 99
Pfeifenklub Germania 1885 Max Düring 90
Schützengesellschaft 1887 Bruno Neumann 40
Turnverein 1888 Edmund Lehmann 280
Konzertinaverein 1908 Max Otto 95
Christlicher Frauendienst 1916 Johanne Stöffel 106
Grund- und Hausbesitzerverein 1920 Bruno Neumann 46
Kaninchenzüchterverein 1 1921 Willy Schmidt 38
Frauenchor 1924 Margarete Schlegel 39
Erzgebirgszweigverein 1925 Hermann Seifert 86
Hierüber:
NS.-Reichskriegerbund „Kyffhäuser“ Kurt Otto
Kameradschaft 1890 Kameradschaftsführer 98
Freiwillige Feuerwehr 1885 Walter Neubert,
Oberbrandmeister 95
Sanitätsgruppe vom Roten Kreuz 1928 Haupthelfer Karl Martin,
Gruppenführer 34
Reichskolonialbund 1937 Kurt Jäger, Ortswalter 120
Heimatwerk 1938 Wilhelm Sauer, Ortsbeauftragter 4
Gedächtnisstätten: Kriegerehrenmal 1914/18 auf dem Friedhof
Napoleonsbuche am Aufgang zur Eichwaldsiedlung
Gedenksteine: Adolf-Hitler-Stein, Plauer Straße
Anton-Günther-Stein, Plauer Weg
Schreyereck am Plauer Berg
Wettin-Tafel am Wettinplatz
Klemm-Gedenkstein an der Augustusburger Straße
Hofmann- Gedenkstein an derselben Straße
Viertelmeilenstein von 1722 an der Hofer Straße
Schmuckplätze: Wettinplatz an der Schulbrücke mit Lutherlinde vom 30.November 1883.
Anton-Günther-Gedächnisstätte am Schreyereck
Glaserwerder mit Ulme
Dienststellen der NSDAP. in Falkenau

1.     Partei- und Jugendheim an der Bahnhofstraße.

Geschäftsstellen: Ortsgruppe Falkenau
NS.-Volkswohlfahrt
Deutsche Arbeitsfront
NS.-Frauenschaft
Reichsluftschutzverband
Hitler-Jugend

2. Gliederungen

Politische Leitung Ortsgruppenleiter Ernst Hemmann
SA.-Trupp Obertruppführer Siegfried Kuhnert
HJ.-Schar Scharführer Gerhard Köhler
DJ.-Fähnlein Fähnleinführer Willy Neumann
BDM.-Schar Scharführerin Ursula Hemmann
JM.-Gruppe
Opferring Ortsgruppenleiter Ernst Hemmann
NS.-Frauenschaft Leiterin Johanne Becher

3. Angeschlossene Verbände

DAJ. Ortsobmann Alfred Blobel
NSB. Amtsleiter Willy Schröber
NSKDB. Stellenleiter Reinhold Becher
Deutsches Frauenwerk Leiterin Johanne Becher

4. Betreute Organisationen

Reichsbund der Kinderreichen Ortsbeauftragter Kurt Auerbach

Übersicht über die bebauten Grundstücke in Falkenau 1938

laufende Nummer Ortsliste Zusatz Name1938 Vorname1938 Gebaeudeart1938 Gewerbe1938
1 1 . Gemeinde Wohnhaus
2 1 b Ziegelwerk Ziegelwerk
3 2 Reichsbahn Werkswohnung
4 3 Grünert Wohnhaus
5 4 Buschbeck Minna Wohnhaus
6 5 . Kaden Max Wohnhaus Schuhmacher
7 6 . Haupt Karl Wohnhaus Korbmacher
8 6 b Röhling Martin Wohnhaus Mat.-Handlung
9 7 Pomsel Wilhelm Wohnhaus Schnittwarenhändler
10 8 Seifert Ida Wohnhaus Gärtnerei
11 9 . Rudolph Bruno Wohnhaus
12 9 b Seifert Richard Wohnhaus
13 10 Handelsgesellschaft Müller&Otto Bauerngut
14 11 Müller Kurt Bauerngut Erben
15 12 Reichbahn Blockhaus u Haltestelle
16 13 Liebermann Nachf AG Fabrikanlage Spinnerei
17 14 . Klemm Wilhelm Wohnhaus Postanstalt Schnittwarenhandel
18 14 b Panknin Otto Wohnhaus Dentist
19 15 . Berger Rudolf Erbgerichtsgut
20 15 b Kirchengemeinde Pfarrhaus
21 16 . Liebermann Nachf AG Werkswohnungen
22 16 c Arbeitervereinigung der Fa Liebermann Wohnhaus
23 16 d Arbeitervereinigung der Fa Liebermann Wohnhaus
24 16 e Arbeitervereinigung der Fa Liebermann Wohnhaus
25 17 Fa Liebermann Wohnhaus Bäckerei
26 18 Fa Liebermann Wohnhaus Fleischerei
27 19 . Gemeinde Wohnhaus Freibank
28 19 b Drechsel Franz Gasthof Fleischerei
29 20 . Arbeitervereinigung Wohnhaus
30 20 b Arbeitervereinigung Wohnhaus
31 20 c Arbeitervereinigung Wohnhaus
32 20 d Arbeitervereinigung Wohnhaus alter Gasthof
33 20 e Arbeitervereinigung Wohnhaus
34 20 e Arbeitervereinigung Wohnhaus
35 20 f Arbeitervereinigung Wohnhaus
36 20 g Arbeitervereinigung Wohnhaus
37 21 . Schreyer Fritz Bauerngut
38 21 b Lange Minna Wohnhaus Mat.-Handlung
39 21 c Otto Geschwister Wohnhaus Mat.-Handlung
40 21 d Gemeinde Rathaus
41 21 e Seifert Richard Bäckerei
42 21 f Gemeinde Schule
43 21 h Schreyer Constatin Wohnhaus Mat.-Handlung Uhrmacher
44 21 j Gemeinde Feuerwache
45 21 k Gemeinde Wohnhaus
46 22 . Schreyer Fritz Bauerngut
47 22 b Erler Oswald Wohnhaus
48 22 c Arbeitervereinigung Wohnhaus Butterhandel
49 22 d Arbeitervereinigung Wohnhaus
50 22 e Neubert Karl Wohnhaus Tischler
51 22 f Moritz Ernst Wohnhaus Friseur, Sattler
52 22 g Firma Liebermann Wohnhaus
53 22 h Firma Liebermann Wohnhaus
54 22 j Firma Liebermann Wohnhaus
55 22 k Gemeinde Turnhalle
56 22 l Firma Liebermann Wohnhaus
57 22 m Lange Richard Wohnhaus
58 22 n Auerbach Max Wohnhaus
59 22 o Neumann Bruno Wohnhaus Maler
60 22 p Ermischer Bernhard Wohnhaus
61 22 q Kraft Richard Wohnhaus Schuhmacher
62 22 r Firma Liebermann Wohnhaus
63 22 s Firma Liebermann Wohnhaus
64 22 t Wagner Bruno Wohnhaus
65 22 u Opp Arthur Wohnhaus
66 22 v NSDAP Jugend- Parteiheim
67 23 b Matthes Olga Wohnhaus
68 23 c Gemeinde Wohnhaus
69 24 Körner Karl Wohnhaus Molkereihandlung
70 25 Eitner Otto Wohnhaus Friseur
71 26 . Hofmann Wohnhaus Elektroinstallateur
72 26 b Günzel Walter Wohnhaus Friseur
73 26 c Hösel Richard Wohnhaus
74 27 Auerbach Emma Wohnhaus
75 28 Endig Pauline Wohnhaus
76 29 Franke Kurt Wohnhaus
77 29 Franke Kurt Wohnhaus
78 30 . Kluge Max Wohnhaus Fleischerei
79 30 . Kluge Max Wohnhaus Fleischerei
80 30 . Kluge Max Wohnhaus Fleischerei
81 30 b Pönisch Georg Gasthof
82 30 c Vogel Lina Wohnhaus
83 30 d Fröhler Alois Wohnhaus
84 30 e Teichmann Helene Wohnhaus
85 30 f Hösel Richard Wohnhaus Schmied
86 30 g Arbeitervereinigung Wohnhaus
87 30 h Arbeitervereinigung Wohnhaus
88 30 j Gemeinde Wohnhaus
89 30 k Gemeinde Wohnhaus
90 30 l Gemeinde Wohnhaus
91 30 m Gemeinde Wohnhaus
92 30 n Gemeinde Wohnhaus
93 30 o Rockstroh Oskar Wohnhaus
94 30 p Schweiger Erich Wohnhaus
95 30 q Reimann Kurt Wohnhaus
96 30 r Neubert Paul Wohnhaus
97 30 s Neuber Ewald Wohnhaus
98 30 t Kluge Otto Wohnhaus
99 30 u Heering Kurt Wohnhaus
100 30 v Wittig Oskar Wohnhaus
101 31 . Hunger Walter Wohnhaus Fleischer Mehnert
102 31 b Mehnert Otto Wohnhaus Stallgebäude Mehnert
103 32 Firma Liebermann Wohnhaus
104 33 . Verbrauchergenossenschaft Chemnitz Wohnhaus
105 33 b Thran August Wohnhaus Sattler
106 33 c Gräbner Arthur Wohnhaus
107 33 d Hunger Guido Wohnhaus
108 33 e Engelmann Friedrich Wohnhaus Autofahrgeschäft
109 34 Fichtner Marie Wohnhaus Schankstelle
110 35 . Köhler Arno Wohnhaus
111 35 b Lange Richard Wohnhaus
112 35 c Arbeitervereinigung Wohnhaus
113 36 . Hösel Otto Bauerngut Höselgut
114 36 b Hösel Bruno Wohnhaus
115 37 . Schneider Gustav Bauerngut
116 37 b Naumann Arthur Bauerngut
117 37 c Arbeitervereinigung Bauerngut
118 38 . Naumann Arthur Bauerngut
119 38 b Naumann Georg Bauerngut
120 39 . Scheidhauer Emil Bauerngut Ranftgut
121 39 b Wächtler Willi Bauerngut
122 40 . Wächtler Willi Bauerngut
123 40 b Eichhorn Franz Wohnhaus
124 41 . Teichmann Arthur Bauerngut
125 41 . Teichmann Arthur Bauerngut
126 41 . Teichmann Arthur Bauerngut
127 41 b Teichmann Richard Wohnhaus
128 42 . Kunze Otto Bauerngut
129 42 b Otto Hertha Wohnhaus
130 43 . Firman Liebermann Lehngut
131 43 b Firman Liebermann Fabrikanlage Spinnerei
132 44 Kraft Oswald
133 45 . Uhlmann Oswald Wohnhaus Schuhmacher
134 46 Arbeitervereinigung Wohnhaus
135 47 . Franke Gustav Wohnhaus
136 47 b Hartig Emil Wohnhaus
137 47 c Heymann Ernst Wohnhaus
138 47 d Heimann Lina Wohnhaus
139 47 e Seydel Karl Wohnhaus Bäcker
140 47 f Uhlig Rudolf Wohnhaus
141 47 g Franke Kurt Wohnhaus
142 47 h Köhler Karl Wohnhaus Mat.-Handlung
143 48 . Arbeitervereinigung Wohnhaus
144 49 . Forchheim Otto Wohnhaus
145 49 b Rothe Ernst Wohnhaus Schuhmacher
146 50 Grünert Hugo Mühlengrundstück elektrische Kraftstatiom
147 51 Roscher Max Wohnhaus Mat.-Handlung
148 52 Anke Klara Bauerngut
149 53 . Firman Liebermann Bauernwirtschaft
150 53 b Naumann Otto Wohnhaus
151 53 c Franke Anna Wohnhaus
152 53 d Naumann Hugo Wohnhaus Mat.-Handlung
153 53 e Gasversorgung Mittelsachsen Gasreglerhaus
154 53 f Schweigert Willi Wohnhaus
155 53 g Strobel Walter Wohnhaus
156 53 h Haubold Paul Wohnhaus
157 54 . Resch Kurt Wohnhaus Bäckerei
158 54 b Metzler Ernst Wohnhaus Stellmacher
159 54 c Schützengesellschaft Schießhalle
160 54 d Gemeinde Naturbad Kantine
161 55 . Reichsbahn Aufenhaltsgebäude
162 55 b Eichhorn Franz Drahtweberei
163 55 c Zimmermann Wilhelm Wohnhaus
164 55 d Hildebrand Paul Flanschenfabrik
165 55 e Schreyer Thekla Wohnhaus
166 55 f Hermann Ernst Wohnhaus
167 56 . Reichsbahn Bahnhofsanlage
168 56 b Hofmann Bertha Wohnhaus
169 56 c Herzog Max Wohnhaus
170 56 d Hirsch Guido Wohnhaus
171 56 h Großlaub Alfred Wohnhaus
172 57 . Reichsbahn Schlagwärtergebäude
173 57 b Möbius Kurt Wohnhaus
174 57 c Firma Liebermann
175 57 d Firma Liebermann
176 58 Reichsbahn Blockwärterhaus
177 59 . Handelsgesellschaft Müller&Otto Wohnhaus
178 60 . Scheunert Anna Wohnhaus
179 60 b Sauerbrei Paul Wohnhaus Gärtnerei
180 60 c Berger Rudolf
181 60 e Gemeinde Wasserbehälter
182 60 f Gemeinde Wohnhaus
183 60 g Horn Max Wohnhaus
184 61 Wächler, Brunos Erben Wohnhaus
185 63 Reichsbahn Bahnwärterhaus
186 64 Firma Schröter&Beyer Wohnhaus
187 65 Reichsbahn Bahnhof Hetzdorf
188 66 Fischer Albin Gasthaus Schankstelle, Seilerei
189 67 . Reichsbahn Wohnhaus
190 67 b Reichsbahn Wohnhaus
191 68 . Müller Georg Gasthaus Schankstätte
192 68 b Stössel Karl Wohnhaus
193 68 c Otto Kurt Wohnhaus Mat.-Handlung
194 68 e Dr. Ullmann Max Wohnhaus Arzt
195 69 Gemeinde Friedhofskapelle
196 70 Reichsfiskus Forstwarthaus
197 71 . Weber Emil Wohnhaus
198 71 b Päckert Anton Wohnhaus
199 71 c Haderk Anna Wohnhaus
200 71 d Firma Liebermann Wohnhaus
201 71 e Strobel Max Wohnhaus
202 71 f Strobel Robert Wohnhaus
203 71 g Schumann Minna Wohnhaus Mat.-Handlung
204 71 h Rudolph Arno Wohnhaus
205 71 j Göhler Richard Wohnhaus
206 71 k Patzig Richard Wohnhaus
207 71 l Steinbach Elsa Wohnhaus
208 71 m Rockstroh Kurt Wohnhaus
209 71 n Uhlig Arthur Wohnhaus
210 71 o Uhlig Kurt Wohnhaus
211 71 p Sohr William Wohnhaus
212 71 q Lohr Hans Wohnhaus
213 71 r Flemming Fritz Wohnhaus
214 72 Oehme Max Wohnhaus
215 73 Oehme Walter Wohnhaus
216 74 Wyrwata Alfred Wohnhaus
217 75 Schellenberger Max Wohnhaus
218 76 Tetzel Karl Wohnhaus
219 77 Tetzel Otto Wohnhaus
220 78 Wagner Max Wohnhaus
221 79 Fischer Gerhard Wohnhaus
222 80 Götzelt Willi Wohnhaus
223 81 Naumann Max Wohnhaus
224 82 Naumann Kurt Wohnhaus
225 83 Anke Kurt Wohnhaus
226 84 Weber Herbert Wohnhaus
227 85 Otto Erich Wohnhaus
228 86 Kaiser Georg Wohnhaus
229 87 Lösch Max Wohnhaus
230 88 Seifert Willi Wohnhaus
231 89 Ranft Oskar Wohnhaus
232 90 Fischer Hans Wohnhaus
233 91 Gehmlich Kurt Wohnhaus
234 92 Fritzsche Karl Wohnhaus
235 93 Drechsel Max Wohnhaus
236 94 Hödel Arthur Wohnhaus
237 95 Lösch Kurt Wohnhaus
238 96 Schneider Fritz Wohnhaus
239 97 Tuczek Herbert Wohnhaus
240 98 Endesfelder Max Wohnhaus
241 99 Gröbel Georg Wohnhaus
242 100 Sauer Arthur Wohnhaus
243 101 Hösel Paul Wohnhaus
244 102 Schellenberger Max Wohnhaus
245 103 Schmieder Paul Wohnhaus
246 104 Haupt Hans Wohnhaus
247 105 Manitz Kurt Wohnhaus
248 106 Keysold Walter Wohnhaus
249 107 Köhler Hans Wohnhaus
250 108 Schäfer Richard Wohnhaus
251 115 b Hösel Georg Wohnhaus
252 115 c Schneider Fritz Wohnhaus
253 115 d Kellig Friedrich Wohnhaus
254 115 e Rösch Otto Wohnhaus
255 115 f Harzer Hugo Wohnhaus
256 115 g Winkler Karl Wohnhaus
257 116 c Mittenzwei Ewald Wohnhaus
258 116 d Ihle Arno Wohnhaus
259 116 e Ranft Reinhold Wohnhaus
260 116 f Wagner Oswin Wohnhaus
261 117 Forchheim Reinhold Wohnhaus
262 118 . Pohland Paul Wohnhaus
263 118 b Berthold Walter Wohnhaus
264 118 c Naumann Erich Wohnhaus
265 118 d Schmidt Willi Wohnhaus
1)
Zeichnung vom 25.01.1938
2)
dort findet man auf Seite 209: 1 Hufe = 26,6 ha
3)
Seifert, Seite 111
4)
Heike Kleffel
5)
nach Recherchen von Mike Glöckner liegt hier eine örtliche Verwechslung vor. Die in der Chonik erwähnte Saigerhütte ist nicht die von Falkenau.
6)
heute Dorfstraße 1; Zeichnung von 1938
7)
1800
8)
Straße der Einheit 2
9)
Schubkarre, auf der Kästen montiert waren, die mit Pech abgedichtet sind und dem Transport von Wasser dienten. Die Schubkarre sah aus wie eine Bahre, wie man sie z.B. zum Transport von Mist verwendet hat.
11)
muss noch eingetragen werden: Die 1822 beschaffte Feuerhanddruckspritze
12)
heute Neuerweg 2
13)
abgerissen
14)
Bild 1922: Gerätehaus mit Feuerwehrturm am Schulplatz; fehlt noch
15)
Ernst-Thälmann-Str. 12
16)
Kirchenbücher
17)
vermutlich Dorfstr. 66
18)
Str. der Einheit 4
19)
Ernst-Thälmann-Straße 68
20)
Dorfstr. 15
21)
Dorfstr. 24
22)
Ernst-Thälmann-Straße 12
23)
Ernst-Thälmann-Straße 13
24)
Dorfstr. 2
25)
Dorfstr. 10
26)
Ernst-Thälmann-Straße 50
27)
Fabrikweg2
28)
Dorfstr. 44
29)
im Freien sorgfältig aufgesetzter Haufen von Getreide, Heu oder Stroh, der zum Schutz gegen Regen mit Stroh oder einer wasserdichten Decke abgedeckt
30) , 31)
Kirchenbucheintrag
32)
Kirchenbuch
33) , 34) , 35) , 36) , 37) , 39)
KB.
38)
KB
40)
Oederaner Wochenblatt
41)
Ernst-Thälmann-Str. 20
42)
Nach Schuldirektor Jungandreas, Oederan
43)
Nacherzählt von Oberlehrer Becher
44)
Gespenstersage
45)
Von Heimatdichter HerSe. Aus der Festschrift der Ortsgruppe Falkenau der Reichsvereinigung ehem. Kriegsgefangener 1930
46)
Besitzer des heutigen Schreyerschen Erbhofes
47)
Christian II, geb. 23.9. 1583, gest. 23.7. 1611, regierte 1603 – 1611.
48)
Sein Vorregent Christian I war Förderer der Calvinistischen Lehre
49)
Die Aussaat eines Scheffels Korn auf 1 Scheffel oder 150 Quadratruten Land umschloß die Pflugarbeit eines Morgens von Sonnenaufgang bis Mittag, also die Arbeitszeit eines Vormittags. Deshalb 1 Scheffel=1 Morgen.
quellen/seifert.txt · Zuletzt geändert: 2024/01/25 09:38 von falkenau

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